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Preoccupations (fka. Viet Cong)

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Stebbie
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Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Stebbie » Sa 1. Okt 2016, 11:29

Preoccupations are a Canadian post-punk band, that formed in Calgary, Alberta in 2012 under the name Viet Cong. The group consists of two ex-members of the rock band Women, vocalist/bassist Matt Flegel and drummer Mike Wallace, as well as guitarists Scott Munro and Daniel Christiansen. The group's musical style has been described as "labyrinthine post-punk"
via en.Wikipedia.com

Früher noch bekannt als Viet Cong, haben sie ihren Namen langer Übergangsphase nun in Preoccupations geändert, und entsprechend heißt auch das nun am 16. September erschienene neue Album

Anspieltips:
Continental Shelf (Viet Cong)
Silhouettes (Viet Cong)
Monotony (Preoccupations)
Stimulation (Preoccupations)

Mit dem ersten Album hab ich mich ein wenig schwerer getan, war aber schwer angetan vom Gig im Halderner Spiegelzelt. Das jetzt neu erschienene Album hat mir dann gleich auf Anhieb gefallen, auch weil es natürlich zugänglicher ist. Das wird bei mir sicherlich ein Kandidat für die Top 10.
Nun habe ich aber das Dilemma, ob ich statt Jimmy Eat World nicht doch noch Preoccupations im Molotow schauen soll :sadyes:

Tourdaten im deutschsprachigen Raum:
15.11.2016 - Hamburg, Molotow
16.11.2016 - Berlin, Bi Nuu
21.11.2016 - Zürich, Klaus
26.11.2016 - Neuchatel, Suprette Festival
28.11.2016 - Köln, Luxor
(c) 26.06.2006

defpro
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von defpro » Sa 1. Okt 2016, 12:14

Ganz, ganz tolle Band! Ich ärgere mich immer noch sehr, den Auftritt letztes Jahr beim Pukkelpop verpasst zu haben.
Das erste Album ist wirklich großartig. Habe ich in letzter Zeit auch ziemlich oft gehört. Das neue kann ich nach 2 Durchgängen noch nicht abschließend beurteilen, aber die Vorab-Songs sind schon mal großartig! Mit der EP muss ich mich bei Gelegenheit auch mal näher beschäftigen...

Habe mal Köln ins Auge gefasst, muss aber schauen, ob das in dem vollgestopften Konzert-November zu realisieren ist.

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simulcara
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von simulcara » Sa 1. Okt 2016, 20:34

Auch ziemlich begeistert vom neuen Album. Heute im Plattenladen des Vertrauens für ca. 13€ als Vinyl geschossen. :herzen2:

Im November stehen schon viele Konzerte an, gerade um die Mitte rum. Vielleicht geh' ich aber hin.

Rieper
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Rieper » So 2. Okt 2016, 10:35

Am Primavera Porto 2015 waren sie super. Das neue Album gefällt mir nicht ganz so gut wie das erste, ist aber trotzdem ganz gut. Vielleicht wächst es ja noch bei mehrmaligem hören. Freue mich schon auf das Konzert in Zürich.

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Baltimore
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Baltimore » So 2. Okt 2016, 11:41

Monotony klingt ja schon einmal super! :smile:
808s und nichts fühl'n, alles, was ich kenn
Jeden Sonntagmorgen in der Kirche verbrenn'n
Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
Die Liebe ist tot und wenn nicht, dann stech ich nach...

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Stebbie
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Stebbie » Mi 16. Nov 2016, 10:45

Nachdem ich mir erst eine Karte für Jimmy Eat World gekauft hatte, entschied ich mich dann doch noch kurzfristig für Preoccupations im Molotow. Und wow, das hat sich gelohnt und es gab eines der besten Konzerte des Jahres. Auch wenn der Gig mit Anxiety relativ gemächlich begann (was auch am noch nicht ganz gut abgemischten Sound lag), entwickelte sich ein zwar kurzer, aber ungemein ekstatischer Gig. Das Set im nicht ganz ausverkauften Molotow war grob(!) unterteilt in ein frühes Viet Cong-Set (u.a. Silhouettes, Continental Shelf, mit dem Album bin ich nicht so ganz vertraut), dem dann die Songs vom zweiten selftitled Preoccupations (Memory, Degraded, Monotony, Zodiac, Stimulation) folgten, wobei manche Songs nicht durch eine Pause, sondern durch ein droniges Interlude verbunden wurden. Aus der Reihe sprang dann (neben Anxiety als Opener) der Closer Death, der zusammen mit Stimulation einen überragenden Schlusspunkt setzte. Ein ungemein großartiger, ekstatischer Gig ... und wütend! :mrgreen: Vielleicht eine der derzeit spannendsten Bands, und eine Band wie gemacht für Locations wie das Molotow.


Da der Gig schon um kurz nach 10 vorbei war, konnte ich dann sogar noch die letzten knapp 30 Minuten vn Jimmy Eat World in der GF 36 sehen (Work, Pain, The Middle, Sweetness), für die ich mein Ticket nicht mehr losgeworden bin. Also eine Win-Win-Situation 8-)
(c) 26.06.2006

Druschi
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Druschi » Mi 16. Nov 2016, 11:06

Stebbie hat geschrieben:Nachdem ich mir erst eine Karte für Jimmy Eat World gekauft hatte, entschied ich mich dann doch noch kurzfristig für Preoccupations im Molotow. Und wow, das hat sich gelohnt und es gab eines der besten Konzerte des Jahres. Auch wenn der Gig mit Anxiety relativ gemächlich begann (was auch am noch nicht ganz gut abgemischten Sound lag), entwickelte sich ein zwar kurzer, aber ungemein ekstatischer Gig. Das Set im nicht ganz ausverkauften Molotow war grob(!) unterteilt in ein frühes Viet Cong-Set (u.a. Silhouettes, Continental Shelf, mit dem Album bin ich nicht so ganz vertraut), dem dann die Songs vom zweiten selftitled Preoccupations (Memory, Degraded, Monotony, Zodiac, Stimulation) folgten, wobei manche Songs nicht durch eine Pause, sondern durch ein droniges Interlude verbunden wurde. Aus der Reihe sprang dann (neben Anxiety als Opener) dann der Closer Death, der zusammen mit Stimulation einen überragenden Schlusspunkt setzte. Ein ungemein großartiger, ekstatischer Gig ... und wütend! :mrgreen: Vielleicht eine der derzeit spannendsten Bands, und eine Band wie gemacht für Locations wie das Molotow.
Genau so habe ich deren Gig im Haldener Spiegelzelt auch in Erinnerung.

defpro
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von defpro » Mi 16. Nov 2016, 11:10

Stebbie hat geschrieben:Nachdem ich mir erst eine Karte für Jimmy Eat World gekauft hatte, entschied ich mich dann doch noch kurzfristig für Preoccupations im Molotow. Und wow, das hat sich gelohnt und es gab eines der besten Konzerte des Jahres. Auch wenn der Gig mit Anxiety relativ gemächlich begann (was auch am noch nicht ganz gut abgemischten Sound lag), entwickelte sich ein zwar kurzer, aber ungemein ekstatischer Gig. Das Set im nicht ganz ausverkauften Molotow war grob(!) unterteilt in ein frühes Viet Cong-Set (u.a. Silhouettes, Continental Shelf, mit dem Album bin ich nicht so ganz vertraut), dem dann die Songs vom zweiten selftitled Preoccupations (Memory, Degraded, Monotony, Zodiac, Stimulation) folgten, wobei manche Songs nicht durch eine Pause, sondern durch ein droniges Interlude verbunden wurde. Aus der Reihe sprang dann (neben Anxiety als Opener) dann der Closer Death, der zusammen mit Stimulation einen überragenden Schlusspunkt setzte. Ein ungemein großartiger, ekstatischer Gig ... und wütend! :mrgreen: Vielleicht eine der derzeit spannendsten Bands, und eine Band wie gemacht für Locations wie das Molotow.


Da der Gig schon um kurz nach 10 vorbei war, konnte ich dann sogar noch die letzten knapp 30 Minuten vn Jimmy Eat World in der GF 36 sehen (Work, Pain, The Middle, Sweetness), für die ich mein Ticket nicht mehr losgeworden bin. Also eine Win-Win-Situation 8-)
Aah verdammt. Ich wollte mir Köln eigentlich schenken (unter der Woche, lange Anfahrtszeit, kein Mitfahrer), aber jetzt muss ich mir wohl doch noch ein Ticket besorgen. Vielen Dank dafür :mrgreen:

MetalFan94
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von MetalFan94 » Mi 16. Nov 2016, 11:24

Hab ich mich die letzten Tage auch mal reingehört. Klingen echt gut :smile:
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von defpro » Mi 30. Nov 2016, 14:46

Ich war am Montag bei dem Tourstopp in Köln. Das Konzert wurde last minute am selben Tag noch vom Luxor ins MTC runterverlegt. Hierüber wurde ich sowohl über die Facebook-Veranstaltung als auch per Mail und sogar telefonisch informiert, also Daumen hoch für die Kommunikation!

Vorband waren JOYFULTALK, die im Bereich Electronic/Experimental/Drone angesiedelt sind. Beim Probehören im Vorfeld hat mir das nicht so gefallen, im Live-Umfeld konnte die Band dagegen ziemlich überzeugen. Leider habe aufgrund von Innenstadtchaos/Parkplatzsuche schätzungsweise 15 Minuten verpasst.

Die Preoccupations waren dann wirklich großartig! Insbesondere die Songs des Debütalbums (+ Select You Drone von der "Cassette EP") erzeugen live mit ihrer Mischung aus Post-Punk und Noise-Attacken eine unglaublich packende Atmosphäre. Jedoch wussten auch die Songs der aktuellen Platte zu überzeugen, bei denen die noisigen Parts einer eher unterkühlten dark-wavigen Stimmung weichen. Passend hierzu war die Bühne sehr spärlich beleuchtet und die Lichtshow (sofern man diese so bezeichnen kann) sehr kühl inszeniert. Zum Teil konnte man dank des exzessiven Einsatzes der Nebelmaschine hiervon sowieso eher wenig mitbekommen.

Die "Zweiteilung" der Setlist, zu der Stebbie ja oben schon etwas geschrieben hat, wurde so beibehalten. Es kam mir so vor, als ob die älteren Songs beim Publikum etwas besser ankamen, was aber auch daran liegen könnte, dass diese einfach energischer rüberkommen. Etwas schade war, dass der Drone-Part am Ende von Memory nicht gespielt wurde und Degraded aus der Setlist geflogen ist. Ansonsten hätte ich mir noch Bunker Buster und Fever gewünscht. Ist natürlich wie immer Meckern auf hohem Niveau. Im Übrigen noch erwähnenswert: Die elektronische erste Hälfte von March Of Progress wurde rhythmisch etwas verändert, wohl um sie im Live-Korsett besser präsentieren zu können. Hat mich zunächst etwas gestört, aber man hat sich doch relativ schnell daran gewöhnt.

Highlights waren sicherlich Memory, welches eh zu den stärksten Songs des Jahres gehört, sowie das finale Death. Gerade letzteres gehört sicherlich zu meinen intensivsten Live-Erlebnissen. Im Original schon 11 Minuten lang, wurde hier der Noise-Part mittendrin ins scheinbar Unendliche gesteigert. Mit welcher Wucht hier der Drummer auf seine Becken eingeprügelt hat, war schon unglaublich. Ein sehr wütender und auch unglaublich lauter (!) Abschluss! (Ich war froh um meine Ohrstöpsel. Manche Leute mussten sich die Ohren zuhalten.) Spielzeit war ca. 80 Minuten
Ein Tourposter gab's am Schluss obendrein auch noch :smile:

Ein abschließender Dank gebührt noch Stebbie, der mit seiner euphorischen Review erst dafür gesorgt hat, dass ich den Weg nach Köln doch noch auf mich genommen habe :thumbs:

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Monkeyson
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Monkeyson » Do 7. Mai 2020, 08:39

Stebbie hat geschrieben:
Mi 16. Nov 2016, 10:45
Nachdem ich mir erst eine Karte für Jimmy Eat World gekauft hatte, entschied ich mich dann doch noch kurzfristig für Preoccupations im Molotow. Und wow, das hat sich gelohnt und es gab eines der besten Konzerte des Jahres. Auch wenn der Gig mit Anxiety relativ gemächlich begann (was auch am noch nicht ganz gut abgemischten Sound lag), entwickelte sich ein zwar kurzer, aber ungemein ekstatischer Gig. Das Set im nicht ganz ausverkauften Molotow war grob(!) unterteilt in ein frühes Viet Cong-Set (u.a. Silhouettes, Continental Shelf, mit dem Album bin ich nicht so ganz vertraut), dem dann die Songs vom zweiten selftitled Preoccupations (Memory, Degraded, Monotony, Zodiac, Stimulation) folgten, wobei manche Songs nicht durch eine Pause, sondern durch ein droniges Interlude verbunden wurden. Aus der Reihe sprang dann (neben Anxiety als Opener) der Closer Death, der zusammen mit Stimulation einen überragenden Schlusspunkt setzte. Ein ungemein großartiger, ekstatischer Gig ... und wütend! :mrgreen: Vielleicht eine der derzeit spannendsten Bands, und eine Band wie gemacht für Locations wie das Molotow.
Klingt richtig toll. Bei den Zeilen frage ich mich, warum ich diese Band nicht weiterverfolgt habe, deren Erstling ich spannend fand, aber irgendwie aus den Ohren verloren habe. Ich denke, das liegt tatsächlich an der Umbenennung, davon habe ich erst Jahre später erfahren.

Meine Frage an dich, Stebbie, als Historiker: Wie ist der Vorwurf der "kulturellen Aneignung" genau zu verstehen? Geht es darum, sich nicht mit fremden Federn schmücken zu sollen - Federn einer Gruppierung, mit der man nichts gemein hat? Oder geht es darum, dass das eigene Handeln dann auf die ursprüngliche Gruppierung abfärben konnte, im schlechtesten Falle also persönliche Verfehlungen?

Und ist es wichtig, dass es sich um eine vom Westen unterdrückte / bekämpfte Gruppierung handelt? Oder wäre auch ein Bandname "The Swedes" problematisch?

Geht ja in dieselbe Richtung wie das Verbot von Indianerkostümen in gewissen Berliner Kitas, tippe ich?

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Quadrophobia
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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Quadrophobia » Do 7. Mai 2020, 09:19

Monkeyson hat geschrieben:
Do 7. Mai 2020, 08:39
Stebbie hat geschrieben:
Mi 16. Nov 2016, 10:45
Nachdem ich mir erst eine Karte für Jimmy Eat World gekauft hatte, entschied ich mich dann doch noch kurzfristig für Preoccupations im Molotow. Und wow, das hat sich gelohnt und es gab eines der besten Konzerte des Jahres. Auch wenn der Gig mit Anxiety relativ gemächlich begann (was auch am noch nicht ganz gut abgemischten Sound lag), entwickelte sich ein zwar kurzer, aber ungemein ekstatischer Gig. Das Set im nicht ganz ausverkauften Molotow war grob(!) unterteilt in ein frühes Viet Cong-Set (u.a. Silhouettes, Continental Shelf, mit dem Album bin ich nicht so ganz vertraut), dem dann die Songs vom zweiten selftitled Preoccupations (Memory, Degraded, Monotony, Zodiac, Stimulation) folgten, wobei manche Songs nicht durch eine Pause, sondern durch ein droniges Interlude verbunden wurden. Aus der Reihe sprang dann (neben Anxiety als Opener) der Closer Death, der zusammen mit Stimulation einen überragenden Schlusspunkt setzte. Ein ungemein großartiger, ekstatischer Gig ... und wütend! :mrgreen: Vielleicht eine der derzeit spannendsten Bands, und eine Band wie gemacht für Locations wie das Molotow.
Klingt richtig toll. Bei den Zeilen frage ich mich, warum ich diese Band nicht weiterverfolgt habe, deren Erstling ich spannend fand, aber irgendwie aus den Ohren verloren habe. Ich denke, das liegt tatsächlich an der Umbenennung, davon habe ich erst Jahre später erfahren.

Meine Frage an dich, Stebbie, als Historiker: Wie ist der Vorwurf der "kulturellen Aneignung" genau zu verstehen? Geht es darum, sich nicht mit fremden Federn schmücken zu sollen - Federn einer Gruppierung, mit der man nichts gemein hat? Oder geht es darum, dass das eigene Handeln dann auf die ursprüngliche Gruppierung abfärben konnte, im schlechtesten Falle also persönliche Verfehlungen?

Und ist es wichtig, dass es sich um eine vom Westen unterdrückte / bekämpfte Gruppierung handelt? Oder wäre auch ein Bandname "The Swedes" problematisch?

Geht ja in dieselbe Richtung wie das Verbot von Indianerkostümen in gewissen Berliner Kitas, tippe ich?

Konkret ging es glaube ich darum, dass die Vietnamesische Community in Kanada gegen den Namen protestiert hat, weil sie es unangebracht fanden, dass sich eine Band nach einer Gruppierung bennent, die (mutmaßlich) Familienmitglieder von Ihnen getötet hat.

Interessant ist aber ebene auch, dass es neben der imho berechtigten Kritik der vietnamesischen Community auch die typisch-amerikanische Twitter-Canceling Welle gab. Das ist insofern ziemlich absurd, als dass "woke" Twitter-User*innen effektiv die dominante Feindauffassung aus den späten Jahren des Vietnam Krieges übernommen haben.

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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Stebbie » Do 7. Mai 2020, 11:09

Genau, sie waren am Ende ja mehr oder weniger dazu gezwungen, weil sie von verschiedenen Venues einfach nicht mehr gebucht wurden. War vielleicht etwas als Bandname dann doch die Prise zu edgy.

Generell ist das Thema cultural approbiation ziemlich schwierig, da bin ich nun auch wahrlich kein Experte (ist vll. auch eher ein Thema für SozialwissenschaftlerInnen). Aber ich versuche es dennoch mal: Generell ist das Thema der kulturellen Aneignung, wie ich es verstehe, immer Kontextabhängig und setzt ein Verhältnis von Über- und Unterordnung voraus - das würde ich auch gar nicht auf den Westen begrenzen, sondern generell gelten lassen, denn vergleichbares lässt sich sicherlich auch innerhalb afrikanischer Staaten oder etwa in Südostasien beobachten. Wenn sich nun deutsche Jugendliche nach "The Swedes" benennen, dann wird man das vermutlich kaum als kulturelle Aneignung gelten lassen, da Schwedinnen und Schweden ja in keinerlei repressiven Verhältnis zu Deutschen stehen. Anders wäre es bspw. in Zeiten, in denen etwa Friesen oder Sorben ihre Minderheitsrechte verlieren und dann andere Teile der Gesellschaft beginnen kulturelle Elemente zu übernehmen oder sich in Zeiten, wo das Zurschaustellen einer friesischen Identität verboten ist, als "Die Friesen" benennen.

Auch wenn die Ausprägung der Debatte insgesamt ziemlich komplex ist (was auch an der woken [weißen] Community in den USA liegt), so würde ich denken, dass die Übernahme von Elementen anderer Kulturen oder Ethnien nicht per se als kritisch erachtet wird. Dies zeigt sich bspw. auch am US-Sport, wo ja schon seit vielen, vielen Jahren die Kritik am Teamnamen der Washington Redskins (was ja nun auch wirklich ein racial slur ist) wächst, während aber bspw. die Chicago Blackhawks (die ja indirekt auch einen Native American-Bezug haben) auch von Betroffenen der Sauk sehr unkritisch betrachtet werden. Hier geht es um den Kontext, um die Qualität der Übernahme.

Das Problem vieler Ankläger lässt sich vielleicht wirklich gut an den angesprochenen Indianerkostümen versinnbildlichen, denn die Wurzel dieses Problems liegt, soweit ich es verstehe, darin, dass eine eine weiße, privilegierte Bevölkerung hier zum Zweck des Lifestyles oder als Gag auf kulturelle Symbole zurückgreift, deren Tragen für Mitglieder für Native Americans im Alltag nach wie vor kaum ohne Repressalien möglich ist. Daraus würde ich schließen, dass die Debatte um Cultural Approbiation grundlegend die Existenz von rassistischen, sexistischen, chauvinistischen, suppremierenden und somit ungleichen Gesellschaften voraussetzt.

Aber dies ist nur der Weg, wie ich es mir erschließe, da gibt es sicherlich andere, die da theoretisch weit tiefer drin stecken und daher auch kompetenter sein dürfte.
(c) 26.06.2006

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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Monkeyson » Do 7. Mai 2020, 11:32

Danke für deine Zeilen, sehr hilfreich!

Speziell bei dieser Band frage ich mich allerdings, ob das nun cultural approbiation ist im Sinne von einem historisch repressiven Verhältnis des Westens gegenüber den Viet Cong oder - wie Quadrophobia vermutet - eher das repressive Wesen des Viet Cong gegenüber anderen Bevölkerungsteilen Vietnams zur vehementen Kritik geführt hat (taugt der Begriff dann überhaupt?).

So wie ich es verstehe, ist es für die Band auch eher Provokation oder Gag gewesen, überhaupt den Namen zu tragen? Wäre es eine andere Debatte, wenn sie sich in ihren Texten auf die Viet Cong beziehen und repressive Verhältnisse zu ihrem Thema machen? In dem Fall wäre an dem Namen doch weit weniger auszusetzen, nehme ich an?

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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von Quadrophobia » Do 7. Mai 2020, 17:20

Monkeyson hat geschrieben:Danke für deine Zeilen, sehr hilfreich!

Speziell bei dieser Band frage ich mich allerdings, ob das nun cultural approbiation ist im Sinne von einem historisch repressiven Verhältnis des Westens gegenüber den Viet Cong oder - wie Quadrophobia vermutet - eher das repressive Wesen des Viet Cong gegenüber anderen Bevölkerungsteilen Vietnams zur vehementen Kritik geführt hat (taugt der Begriff dann überhaupt?).

So wie ich es verstehe, ist es für die Band auch eher Provokation oder Gag gewesen, überhaupt den Namen zu tragen? Wäre es eine andere Debatte, wenn sie sich in ihren Texten auf die Viet Cong beziehen und repressive Verhältnisse zu ihrem Thema machen? In dem Fall wäre an dem Namen doch weit weniger auszusetzen, nehme ich an?
Die vietnamesischen Diasporas in Nordamerika sind ja idR Flüchtlinge, die vor den Viet Cong geflohen sind oder mit den USA verbündet waren. Deshalb glaube ich nicht, dass es hier primär um cultural appropriation geht.

Als sozialwissenschaftler meine 2 cents zu dem Konzept. So wie Stebbie es schreibt, ist es schon sehr gut beschrieben. Es hat sich aber mit den Jahren zunehmend zu einem Instrument entwickelt, dass aus seinem Kontext gelöst wurde, was auch insbesondere in der schwarzen US-Community kritisiert wird. Kernpunkt der Kritik ist, dass sich Weiße das Thema angeeignet haben, um daraus Akademisches Kapital und Peer Group Akzeptanz zu schlagen.
Ein weiteres Problem ist weswegen manche panasiatische Gruppen darauf inzwischen verzichten , dass der Begriff implizit eine US-amerikanische Kulturhegemonie mitschwingen lässt, die die ursprünglichen struggles von Minderheiten inkorporiert hat und Deutungshoheit beansprucht.
Ein gutes Beispiel für letzteres ist der von Mysoginie und Antisemitismus gezeichnete Twitter Shitstorm gegen Nina Kraviz für das Tragen einer Flechtfrisur und ihren Track "Ghetto Kraviz". Dabei wurde ihre Rechtfertigung, Flechtfrisuren seien auch in ihrer Sibirischen Kultur verbreitet, damit abgetan, dass die "hauptsächliche" Kulturkonnotation die Afroamerikanische sei (merke: nicht die Afrikanische). Beim Thema "Ghetto" wurde dann die für Europa selbstverständliche konnotation von Ghetto mit dem Holocaust angegriffen und die US-Amerikanische als "Minderheitenviertel" als dominant behauptet.

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Re: Preoccupations (fka. Viet Cong)

Beitrag von defpro » Fr 5. Feb 2021, 11:01

Falls sich jemand noch nicht eingedeckt hat: Heute ist wieder Bandcamp-Friday, d. h. Künstler erhalten bei Käufen über die Seite einen noch größeren Anteil am Umsatz (wobei dieser auf Bandcamp auch sonst schon sehr hoch ist). In diesem Zuge wird der gesamte Back-Katalog der besten Band der Welt heute rabattiert angeboten. Digital-Downloads kosten jeweils 5$ und die Vinyls 15$ :headbang:


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