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Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

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fipsi
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von fipsi » Mo 11. Nov 2019, 21:43


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Baltimore
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Baltimore » Mo 11. Nov 2019, 21:56

fipsi hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:43
Paste: The 50 Best Indie Rock Albums of the 2010s

:gähn:
Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
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slowdive
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Mo 11. Nov 2019, 22:04

fipsi hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:43
Paste: The 50 Best Indie Rock Albums of the 2010s

:gähn:
Indie ist vielleicht nicht tot, aber zumindest (gegenwarts-)bewusstlos. Wäre das Groß dieser Alben in den Bestenlisten der 1990er und 80er erschienen, es würde wohl kaum einem ausfallen. Blick zurück und recyceln. Eine einzige Kapitulation vor einer ohnehin schon zukunftsarmen Gegenwart.

(Wenn man Musik als einen hermetisch abgeriegelten Raum begreift, der getrennt von Gesellschaft, Politik und Zeit existiert, sind viele der Alben aber sicherlich ziemlich gut. Nur bevor mir gleich wieder vorgehalten wird, ich suche hier nach Suppenhaaren :grin: )

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Quadrophobia » Mo 11. Nov 2019, 23:30

Baltimore hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:56
fipsi hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:43
Paste: The 50 Best Indie Rock Albums of the 2010s

:gähn:
Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
Stimmt, von der Reihenfolge her wäre es sicherlich anders. Das Genre "Indie" vom Rest der 2010er zu entkoppeln, halte ich aber für kompletten Blödsinn. Generell zeigen die Listen zur Zeit vor allem, dass sie keinerlei Beständigkeit haben und ihr größter Determinator aktuelle, popkulturelle Trends sind, weswegen diese Liste vermutlich so absurd wirkt. 2015 waren "Indie" Alben überall ganz oben in den Halbzeit Charts, jetzt findet man Vielleicht noch Modern Vampires of The City in den Top 10. Wenn das Jahrzehnt trendmäßig andersrum gelaufen wäre und Hip-Hop abgeflaut wäre und durch "Indie" als der neue heiße Scheiß abgelöst worden wäre, sähe es halt genau andersherum aus.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Mo 11. Nov 2019, 23:53

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:30
Baltimore hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:56
fipsi hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:43
Paste: The 50 Best Indie Rock Albums of the 2010s

:gähn:
Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
Wenn das Jahrzehnt trendmäßig andersrum gelaufen wäre und Hip-Hop abgeflaut wäre und durch "Indie" als der neue heiße Scheiß abgelöst worden wäre, sähe es halt genau andersherum aus.
Allein, dass dieses Gedankenspiel nicht einmal abwegig erscheint, deprimiert mich. Ob Indie zuerst oder Hip Hop oder R‘n‘B, es scheint egal und austauschbar. Musik völlig losgelöst von Gegenwart und Zukunft und unfähig, sich kritisch in der eigenen Zeit zu positionieren. Der Trend der 2000er, die Geister der Vergangeheit heraubzubeschwören, wird in den 2010er-Jahren noch einmal zementiert. Ein kapitalistischer „Realismus“ ohne Alternative schlägt sich auch im Fehlen von Visionen in der Kulturlandschaft nieder.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 12. Nov 2019, 00:36

slowdive hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:53
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:30
Baltimore hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:56


Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
Wenn das Jahrzehnt trendmäßig andersrum gelaufen wäre und Hip-Hop abgeflaut wäre und durch "Indie" als der neue heiße Scheiß abgelöst worden wäre, sähe es halt genau andersherum aus.
Allein, dass dieses Gedankenspiel nicht einmal abwegig erscheint, deprimiert mich. Ob Indie zuerst oder Hip Hop oder R‘n‘B, es scheint egal und austauschbar. Musik völlig losgelöst von Gegenwart und Zukunft und unfähig, sich kritisch in der eigenen Zeit zu positionieren. Der Trend der 2000er, die Geister der Vergangeheit heraubzubeschwören, wird in den 2010er-Jahren noch einmal zementiert. Ein kapitalistischer „Realismus“ ohne Alternative schlägt sich auch im Fehlen von Visionen in der Kulturlandschaft nieder.
Wat? :lolol:

Btw: Wenn das die besten Indiealben der 2010er sind, dann höre ich definitiv kein Indie.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Quadrophobia » Di 12. Nov 2019, 00:54

slowdive hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:53
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:30
Baltimore hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:56


Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
Wenn das Jahrzehnt trendmäßig andersrum gelaufen wäre und Hip-Hop abgeflaut wäre und durch "Indie" als der neue heiße Scheiß abgelöst worden wäre, sähe es halt genau andersherum aus.
Allein, dass dieses Gedankenspiel nicht einmal abwegig erscheint, deprimiert mich. Ob Indie zuerst oder Hip Hop oder R‘n‘B, es scheint egal und austauschbar. Musik völlig losgelöst von Gegenwart und Zukunft und unfähig, sich kritisch in der eigenen Zeit zu positionieren. Der Trend der 2000er, die Geister der Vergangeheit heraubzubeschwören, wird in den 2010er-Jahren noch einmal zementiert. Ein kapitalistischer „Realismus“ ohne Alternative schlägt sich auch im Fehlen von Visionen in der Kulturlandschaft nieder.
Dein Kulturpessimismus ist ja echt on fire :hypno:

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von mattkru » Di 12. Nov 2019, 07:35

slowdive hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:53
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 23:30
Baltimore hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 21:56


Hätte von der Album-/Künstlerauswahl auch ne Liste von Quadro sein können. Wenn vielleicht auch nicht in der Reihenfolge. :smile:
Wenn das Jahrzehnt trendmäßig andersrum gelaufen wäre und Hip-Hop abgeflaut wäre und durch "Indie" als der neue heiße Scheiß abgelöst worden wäre, sähe es halt genau andersherum aus.
Allein, dass dieses Gedankenspiel nicht einmal abwegig erscheint, deprimiert mich. Ob Indie zuerst oder Hip Hop oder R‘n‘B, es scheint egal und austauschbar. Musik völlig losgelöst von Gegenwart und Zukunft und unfähig, sich kritisch in der eigenen Zeit zu positionieren. Der Trend der 2000er, die Geister der Vergangeheit heraubzubeschwören, wird in den 2010er-Jahren noch einmal zementiert. Ein kapitalistischer „Realismus“ ohne Alternative schlägt sich auch im Fehlen von Visionen in der Kulturlandschaft nieder.
Sprichst du im richtigen Leben auch so?
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 09:30

mattkru hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 07:35
Sprichst du im richtigen Leben auch so?
Ne. Kann von vielen hier bestätigt werden. Wollte nicht so prätentiös (das richtige Wort?) daherkommen. Sorry. :lol:
Quadrophobia hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 00:54
Dein Kulturpessimismus ist ja echt on fire :hypno:
Leider schon. Mark Fisher hat in seinem tollen Buch "Ghosts of My Life" (ein Buch, dass ich jedem Musikfan nur empfehlen kann, ob der wunderbaren Aufsätze über Joy Division, Burial, The Caretaker, Kraftwerk, James Blake, etc.) die These aufgestellt, dass die Zeit von ca. 2003 bis heute (= 2015; kurz danach ist er leider verstorben, aber ich glaube nicht, dass er begeistert wäre von den letzten fünf Jahren) popkulturell schon bald als die schlimmste seit den 1950ern angesehen wird. Er begründet dies eben auch damit, dass sich besonders in der Musik eine absolute Visionslosigkeit, die innerhalb der Gesellschaft anzutreffen ist, wiederspiegelt. Soweit so verkürzt (zu verkürzt).

Es wird sich zeigen, ob er recht behält, die Zeichen aber sind zumindest für mich zu sehen.

Aber ich bin nicht resigniert. Es gibt auch noch Spuren, die eben diesen Zustand in ihrer Musik verarbeiten oder sich anderweitige Freiräume verschaffen. Ohne auf die Gründe einzugehen, wären hier für mich z.B. Alben von Nicolas Jaar, Burial (seine EPs aus diesem Jahrzehnt), dem PC Music-Kollektiv, Death Grips, James Blake, Janelle Monae (ihr Debut), Grouper, PJ Harvey ("Let England Shake") The Caretaker, Daughters zu nennen (nur ein paar erste Einfälle).

Dazu natürlich noch Alben, die in ihrer Musik (und ggfs. auch ihren Texten) zeitlose menschliche Emotionen berühren (Sufjan Stevens' "Carrie & Lowell", Joanna Newsoms "Have One on Me", Mount Eeries Alben, Sun Kil Moons "Benji", etc.) – quasi die musikalischen Gegenstücke zu Filmen wie dem wunderschönen "Call Me By Your Name". :herzen2:

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 12. Nov 2019, 09:38

Sehe es eigentlich anders. In den 2010ern ist musikalisch viel passiert. Vieles davon interessiert mich nicht, vieles anderes aber schon. Vor allem in der Breite kam da massiv neues. Du fährst halt - das zeigen auch deine Referenzen - eine recht enge Schiene (auch wenn du mir sofort widersprechen wirst) und wenn diese gerade nicht angesagt ist, wird man natürlich pessimistisch.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 10:08

Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:38
Sehe es eigentlich anders. In den 2010ern ist musikalisch viel passiert. Vieles davon interessiert mich nicht, vieles anderes aber schon. Vor allem in der Breite kam da massiv neues. Du fährst halt - das zeigen auch deine Referenzen - eine recht enge Schiene (auch wenn du mir sofort widersprechen wirst) und wenn diese gerade nicht angesagt ist, wird man natürlich pessimistisch.
Widerspreche dir hier insofern, als dass ich die popkulturell wichtigen Werke eigentlich "alle" höre, um eben zu sehen, was sich gesellschaftlich/im Zeitgeist gerade so ereignet, und teilweise auch genannt habe (PC-Music, Janelle Monae...Kenrick und Danny Brown (!) gerade vergessen – war ja auch nur eine Auswahl). Aber ja. Wenn in manchen Genres bahnbrechendes passiert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich es nicht mitbekomme natürlich größer. Was beim neusten Mumble-/Autotune-Rap passiert, kann ich tatsächlich nur bedingt sagen.

Das, was ich hier sage, ist ja auch nur ein Teil der Qualität eines Werks, aber eben (für mich) ein wichtiger. Ich z.B. finde "Lost in the Dream" von The War on Drugs musikalisch großartig, sehe aber auch, dass hier (wie von dir sehr häufig angemerkt) vor allem die 80er recycelt werden. Ähnlich bei Courtney, die ja die #1 ist in der Paste-Liste. Und wenn solche Alben die Spitze (eine der Spitzen) der zeitgenössischen Indie-Musik sein sollen, versetzt mich das in eine gewisse Melancholie.

Anbei: Was wäre(n) denn für dich, das was passiert ist? Ich ja nicht begeistert von dem Zustand und freue mich, wenn du mir ein paar andere Spuren zeigen kannst. :smile:

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von mattkru » Di 12. Nov 2019, 10:13

Vielleicht ist einfach bereits alles gesagt worden und man kann höchstens nur noch was ‚neues‘ erfinden, indem man totale Extreme miteinander mischt:
Schlager + Djent
Free Jazz + Bubblegum Pop
12 Ton Musik + Punkrock
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Gelöschter Benutzer 408

Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 12. Nov 2019, 10:20

slowdive hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:08
Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:38
Sehe es eigentlich anders. In den 2010ern ist musikalisch viel passiert. Vieles davon interessiert mich nicht, vieles anderes aber schon. Vor allem in der Breite kam da massiv neues. Du fährst halt - das zeigen auch deine Referenzen - eine recht enge Schiene (auch wenn du mir sofort widersprechen wirst) und wenn diese gerade nicht angesagt ist, wird man natürlich pessimistisch.
Widerspreche dir hier insofern, als dass ich die popkulturell wichtigen Werke eigentlich "alle" höre, um eben zu sehen, was sich gesellschaftlich/im Zeitgeist gerade so ereignet, und teilweise auch genannt habe (PC-Music, Janelle Monae...Kenrick und Danny Brown (!) gerade vergessen – war ja auch nur eine Auswahl). Aber ja. Wenn in manchen Genres bahnbrechendes passiert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich es nicht mitbekomme natürlich größer. Was beim neusten Mumble-/Autotune-Rap passiert, kann ich tatsächlich nur bedingt sagen.

Das, was ich hier sage, ist ja auch nur ein Teil der Qualität eines Werks, aber eben (für mich) ein wichtiger. Ich z.B. finde "Lost in the Dream" von The War on Drugs musikalisch großartig, sehe aber auch, dass hier (wie von dir sehr häufig angemerkt) vor allem die 80er recycelt werden. Ähnlich bei Courtney, die ja die #1 ist in der Paste-Liste. Und wenn solche Alben die Spitze (eine der Spitzen) der zeitgenössischen Indie-Musik sein sollen, versetzt mich das in eine gewisse Melancholie.

Anbei: Was wäre(n) denn für dich, das was passiert ist? Ich ja nicht begeistert von dem Zustand und freue mich, wenn du mir ein paar andere Spuren zeigen kannst. :smile:
Sagen wir es so: Du bleibst halt sehr im Bereich recht seichter, wenig experimenteller Musik - quer durch diverse Genres. Death Grips mal ausgenommen. Das ist ein ziemlicher Trend gerade, auch wenn man sich die massive Hinwendung zu R'n'B und Pop in der Musik und auf Festivals anschaut. Das ist auch völlig okay so. Klar kann ich dir jetzt eine Menge Namen an den Kopf werfen, aber interessiert dich wirklich, welche innovativen Metal- und Hardcoreacts es in den letzten 10 Jahren gab? Oder was im Bereich IDM/Experimentalelektro passiert? Ich glaube nicht, das ist dann halt einfach nicht dein Stil (so wie bei mir und allem mit Autotune).
Was ich nur mitgeben möchte: Verfalle nicht in diese "nach 1975 (?) mit AC/DC kam doch eh keine gute Musik mehr !!!einself!!!!" unserer Elterngeneration. Für einen Meckerrentner bist du einfach noch zu jung.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Baltimore » Di 12. Nov 2019, 10:25

Ich glaube nicht, das ist dann halt einfach nicht dein Stil (so wie bei mir und allem mit Autotune).
:thumbsdown:
Zuletzt geändert von Baltimore am Di 12. Nov 2019, 10:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 10:25

mattkru hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:13
Vielleicht ist einfach bereits alles gesagt worden und man kann höchstens nur noch was ‚neues‘ erfinden, indem man totale Extreme miteinander mischt:
Schlager + Djent
Free Jazz + Bubblegum Pop
12 Ton Musik + Punkrock
Und genau das ist das deprimierende gesellschaftliche Gefühl, das ich meine. Dieses unbehagliche Gefühl, dass seit den 1990ern stillschweigend und unterbewusst akzeptiert wurde, dass ein "Ende der Geschichte" tatsächlich erreicht ist, dass sich der neoliberale Turn entgültig durchgesetzt hat, dass wir von nun an in endlosen Wiederholungen und Reformationen von Bestehendem weiterexistieren. Und genau dieses Gefühl sehe ich in der Kunst oft wiedergespiegelt. In der guten kritisch verarbeitet, oft aber auch in einem "Zurück zu besseren Zeiten" oder einem eskapistischen, genießerischen Hedonismus, hinter dem aber oft – so mein Eindruck (dem ich auch schon länger im Rahmen meines Uni-Daseins nachgehe) – etwas "Depressives" zu finden ist. Und emanzipatorische Kunst fordert oft "nur" (ich will die Relevanz für Betroffene nicht herunterspielen!) noch die Anerkennung in eben jenem bestehenden Set an Regeln.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Stebbie » Di 12. Nov 2019, 10:27

Die (romantisch verklärte) Debatte erinnert mich irgendwie ein ein Konzert von Drenge im Molotow, wo neben mir zwei befreundete Personen mittleren Alters standen. Der eine hatte sichtlich Spaß, der andere stand neben ihm mit verschränkten Armen und meinte, dass es doch "genau die Musik sei, die wir schon vor 30 Jahren gehört haben", woraufhin ihn sein Kollege grinsend anblickte und fragte, wen das denn interessiere, es mache immer noch Spaß!

Hot Take: Vielleicht muss Musik nicht immer den Innovationsraum bis an die Grenzen ausreizen und auf Krampf auf Teufel komm raus mit Konventionen brechen, sondern einfach nur Spaß machen.
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 12. Nov 2019, 10:30

Baltimore hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:25
Ich glaube nicht, das ist dann halt einfach nicht dein Stil (so wie bei mir und allem mit Autotune).
:thumbsdown:
Ja ? Persönlicher Geschmack halt. Ist bei dir eben anders.
Mir ist jedenfall noch kein "typischer" Autotunekünstler untergekommen, den ich dauerhaft ertragen kann. Der Effekt ist halt einfach BLVTH für meine Ohren.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 10:31

Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:20
Klar kann ich dir jetzt eine Menge Namen an den Kopf werfen, aber interessiert dich wirklich, welche innovativen Metal- und Hardcoreacts es in den letzten 10 Jahren gab? Oder was im Bereich IDM/Experimentalelektro passiert?
Ja, genau das. :mrgreen:
Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:20
Was ich nur mitgeben möchte: Verfalle nicht in diese "nach 1975 (?) mit AC/DC kam doch eh keine gute Musik mehr !!!einself!!!!" unserer Elterngeneration. Für einen Meckerrentner bist du einfach noch zu jung.
Keine Sorge, das, was ich hier sage, hat tatsächlich nichts mit "Nostalgie" und "früher war alles besser zu tun", sondern mit dem Zustand unserer Gegenwart, wenngleich das in der Kürze hier vielleicht nicht rüberkommt. Der Meckerrenter sind eher große Teile der Musik – leider.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Baltimore » Di 12. Nov 2019, 10:33

Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:30
Baltimore hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:25
Ich glaube nicht, das ist dann halt einfach nicht dein Stil (so wie bei mir und allem mit Autotune).
:thumbsdown:
Ja ? Persönlicher Geschmack halt. Ist bei dir eben anders.
Mir ist jedenfall noch kein "typischer" Autotunekünstler untergekommen, den ich dauerhaft ertragen kann. Der Effekt ist halt einfach BLVTH für meine Ohren.
Ging nur darum, dass du wieder Verallgemeineren musstest. Verstehe ja, warum viele das Mist finden.

Edit: Hab dein Post wohl falsch verstanden. Dachte du meintest, dass es dir und allen so gehen würde und nicht, dass du alles mit Autotune mist findest.
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von mattkru » Di 12. Nov 2019, 10:35

Ein guter Song bleibt ein guter Song. Und irgendwie ist dann doch auch egal, ob der Sound oder die Genre schon mal da war.
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 10:36

Stebbie hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:27
Hot Take: Vielleicht muss Musik nicht immer den Innovationsraum bis an die Grenzen ausreizen und auf Krampf auf Teufel komm raus mit Konventionen brechen, sondern einfach nur Spaß machen.
Hot Take: Vielleicht gibt es einen Raum zwischen "Innovationsraum bis an die Grenzen ausreizen und auf Krampf auf Teufel komm raus mit Konventionen brechen" und dem, was wir heute haben (außerdem schrieb ich ja bereits, dass ich z.B. War on Drugs auch mag, genau wie Courtney)? Hot Take 2: Vielleicht kann Kunst aber auch mehr als nur spaßig sein? Und vielleicht liegt genau darin auch ihre Faszination? Vielleicht ist ein Album wie TPAB auch genau dehalb so gut und wichtig, weil es eben mehr macht, als nur spaßig zu sein?

Du weißt doch genau, dass ich auch viel Musik mag, die wenig innovativ ist und deren Konzerte ich gerne besuche. Aber Kultur/Kunst auch als Spiegel der Gesellschaft zu betrachten, ist nun andererseits wahrlich kein geheimes, neues Elitenkonzept.

Aber mit wem rede ich? Es gibt wohl kaum jemand im Forum, der musikalisch so reaktionär ist, wie du. :P
mattkru hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:35
Ein guter Song bleibt ein guter Song.
Definitiv. Aber da geht halt noch mehr – zumindest für mich.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Monkeyson » Di 12. Nov 2019, 10:40

Finn hat geschrieben:
Do 7. Nov 2019, 15:30
Zusammengewürfelte Liste? Zusammengewürfelte Liste.

Moin, Vice :doof:
Deren und meine Top 52 dürfte recht überschneidungsfrei ablaufen.

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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Quadrophobia » Di 12. Nov 2019, 10:41

Ich kann Gerrit da schon weitestgehend verstehen. Ich bin ja selbst oft geneigt mir Musik nur als Unterhaltung zu geben, aber bei der Visionslosigkeit geh ich voll mit. Wenn nicht gerade politisch so dichte Alben wie To Pimp a Butterfly oder A Seat at the Table in allen Bestenlisten vertreten wäre, weil sie eben neben ihrer gesellschaftlichen Relevanz auch sehr gute Musik sind, seh ich in diesem Jahrzeht kaum wirklich relevante gesellschaftskritische Kunst in der Musik. Love it if we made it von The 1975 beispielsweise ist zwar imho ein klasse Song, seine Aneinanderreihung von aktuellen Krisen spiegelt aber schon recht deutlich wieder, wo die Grenzen der Musik zur Zeit liegen, wenn es um eine breite Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen gehen soll. In der Musikpresse werde dann regelmäßig solche Sachen zum Politikum stilisiert, weil es unter dem schalen Rest deutlich hervorsticht. Insbesondere große "Rockbands" sind in der Hinsicht einfach ein Trauerspiel.

Wenn zum Beispiel der Wischi-Waschi Betroffenheitskitsch von Kate Tempest als Beispiel politischer Lyrik angeführt wird, muss man sich halt fragen, was das für eine Vergleichsgruppe ist, die Plattitüden-Poetry-Slam so bedeutend erscheinen lässt.

Na klar gibt es auch Ausreißer. Solange, Kendrick selbstverständlich und Jenny Hval fallen mir da gerade als erstes ein. Aber die Popkultur ist halt auch größer als das, was wir hier diskutieren. Und Drake, Ed Sheeran und Co. sind an Konformität eben kaum mehr zu übertreffen.
Zuletzt geändert von Quadrophobia am Di 12. Nov 2019, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 12. Nov 2019, 10:45

slowdive hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:31
Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:20
Klar kann ich dir jetzt eine Menge Namen an den Kopf werfen, aber interessiert dich wirklich, welche innovativen Metal- und Hardcoreacts es in den letzten 10 Jahren gab? Oder was im Bereich IDM/Experimentalelektro passiert?
Ja, genau das. :mrgreen:
Na dann ernsthafte Antwort:

Gerade im Bereich des Metal hat sich im letzten Jahrzehnt eine ziemliche Professionalisierung hin zum klaren Sound abgespielt: technisch versierter, nicht so engstirnig, mit Anleihen links und rechts des Genres - sprich auch mal elektronische Elemente.
Relevant wäre hier: Shining - Blackjazz (2010). Bisschen früher schon, aber in Reihe auch wichtig: Disillusion - Gloria (2006). Nimmt man mal den furchtbaren deutschen Akzent des Sängers weg, erklärt dieses Album recht gut, was im letzten Jahrzehnt so passiert ist. Nicht nur Gebolze, sondern Anspruch.
Ansonsten: Ein Ohr (oder zwei) auf Alcest werfen schadet nie. Die neue habe ich noch nicht gehört, aber die Alben davor sind hoch innovativ. Im Bereich des Hardcore ist Sammy fitter, hier würde ich Turnstile hervorheben.
Ansonsten kam zuletzt stark der "white black metal" (dumme Genrebezeichnung von mir) durch, sprich Black Metal Anleihen und Künstler, die keine Kirchen anzünden und sonst Arschlöcher sind: Deafhaven, Oathbreaker, etc. Frag fipsi in eurer Whatsappgruppe nach mehr. Gerade dadurch, dass Frauen im Metal jetzt mehr machen, als nur Melodic Gedöns, hat vieles eine neue interessante Note gewonnen. (Querverweis zudem zu Chelsea Wolfe und Venom Prison). An einer Anna von hausswolff kommt man auch nicht vorbei, wenn man Innovation sucht.
Kurzweilig, aber schon gut: Zeal & Ardor. Kurzweilig, schon interessant: Batushka. Allgemein sollte dir aufgefallen, dass irgendjemand Shoegaze aus der Kiste gekramt hat (was ich übrigens als Genre nicht mag) und mit Hilfe härterer Sounds daraus Blackgaze gemacht hat. Gab es so in der Konsequenz auch nicht.
Weg vom härteren: Algiers halte ich für hochgradig innovativ.

Das erstmal fürs erste. Wenn mal Zeit ist, mach ich mit elektro weiter.

edit @ balti: äh, ja genau so meine ich das. Nicht für alle, das wäre vermessen.

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slowdive
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Re: Musikalische Rückblicke auf das Jahrzehnt

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 10:52

Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:45
slowdive hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:31
Blackstar hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 10:20
Klar kann ich dir jetzt eine Menge Namen an den Kopf werfen, aber interessiert dich wirklich, welche innovativen Metal- und Hardcoreacts es in den letzten 10 Jahren gab? Oder was im Bereich IDM/Experimentalelektro passiert?
Ja, genau das. :mrgreen:
Na dann ernsthafte Antwort:

Gerade im Bereich des Metal hat sich im letzten Jahrzehnt eine ziemliche Professionalisierung hin zum klaren Sound abgespielt: technisch versierter, nicht so engstirnig, mit Anleihen links und rechts des Genres - sprich auch mal elektronische Elemente.
Relevant wäre hier: Shining - Blackjazz (2010). Bisschen früher schon, aber in Reihe auch wichtig: Disillusion - Gloria (2006). Nimmt man mal den furchtbaren deutschen Akzent des Sängers weg, erklärt dieses Album recht gut, was im letzten Jahrzehnt so passiert ist. Nicht nur Gebolze, sondern Anspruch.
Ansonsten: Ein Ohr (oder zwei) auf Alcest werfen schadet nie. Die neue habe ich noch nicht gehört, aber die Alben davor sind hoch innovativ. Im Bereich des Hardcore ist Sammy fitter, hier würde ich Turnstile hervorheben.
Ansonsten kam zuletzt stark der "white black metal" (dumme Genrebezeichnung von mir) durch, sprich Black Metal Anleihen und Künstler, die keine Kirchen anzünden und sonst Arschlöcher sind: Deafhaven, Oathbreaker, etc. Frag fipsi in eurer Whatsappgruppe nach mehr. Gerade dadurch, dass Frauen im Metal jetzt mehr machen, als nur Melodic Gedöns, hat vieles eine neue interessante Note gewonnen. (Querverweis zudem zu Chelsea Wolfe). An einer Anna von hausswolff kommt man auch nicht vorbei, wenn man Innovation sucht.
Kurzweilig, aber schon gut: Zeal & Ardor. Kurzweilig, schon interessant: Batushka. Allgemein sollte dir aufgefallen, dass irgendjemand Shoegaze aus der Kiste gekramt hat (was ich übrigens als Genre nicht mag) und mit Hilfe härterer Sounds daraus Blackgaze gemacht hat. Gab es so in der Konsequenz auch nicht.
Weg vom härteren: Algiers halte ich für hochgradig innovativ.

Das erstmal fürs erste. Wenn mal Zeit ist, mach ich mit elektro weiter.
Ganz im Ernst: Danke. Auch wenn, ich einiges schon kenne, freue mich mich, das zu lesen und Neues zu entdecken. :smile:

Gleichzeitig ist so "Nischenmusik" natürlich (leider) auch wenig aussagekräftig, da die großen gesellschaftlichen Strömungen (und teils auch ihre Counterparts) eher in der Populärkultur verarbeitet werden. Oder anders gesagt: Möchte man über Gesellschaft nachdenken hört man besser Taylor Swift als Shining. Leider.


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