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Der Konzertbesuchsthread

Konzerte, Platten & Musik im TV
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Baltimore
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Baltimore » Mi 6. Nov 2019, 09:06

SammyJankis hat geschrieben:
Di 5. Nov 2019, 08:35
Petrol Girls - Bester Act des Abends. Schön rotziger Hardcore/Punk Rock Mix mit durchaus abwechslungsreichen Parts. Das hat Spaß gemacht.
Kann ich so nur unterschreiben! In Hamburg kamen die Ansagen aber sehr gut an.

Erkenntnis des Abends: Fand "The International Noise Conspiracy" live fast noch geiler als "Refused. Hätte ich jetzt nicht erwartet.
808s und nichts fühl'n, alles, was ich kenn
Jeden Sonntagmorgen in der Kirche verbrenn'n
Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
Die Liebe ist tot und wenn nicht, dann stech ich nach...

Gelöschter Benutzer 408

Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 9. Nov 2019, 09:20

Dinge, die man sich abgewöhnen sollte: Vor den Konzerten checken, welche Setlisten gespielt werden. Aus irgendeinem dummen Grund mache ich das ab und an, so auch gestern bei Twilight Sad. Dort stand: Spielen das aktuelle Album nahezu komplett + eine kleine Reise durch die letzten Alben, insgesamt aber "nur" 15 Titel, was natürlich auch heißt, dass mein Lieblingssong "In Nowheres" keinen Platz hat. Dazu fand das ganze im Gretchen statt, einen Club den ich wirklich nicht mag. Es ist ein Schlauch, eng, stickig, weil natürlich trotz einige Rauchverbotsschilder geraucht wird und die WC's hinter der Bühne sind, sodass man einmal durch den ganzen Schlauch kämpfen muss, um dahinzukommen. Außerdem gibt es Säulen, eine Menge Säulen. Selbst auf der Bühne.

Support waren Man Of Moon. Dank Zugverspätungen leider nur die letzten 15 Minuten mitbekommen. War ein Duo, die schottischen Schrammelrock spielten. Ihr merkt, sie passten sehr gut zur Hauptband und wurden dementsprechend gefeiert. War auch wirklich gut.

Pünktlich um 9 kamen dann Twilight Sad auf die Bühne. Wie erwartet gab es ein Best-Of der "It Won't Be Like This All The Time", welches in schöner Schrammeligkeit dargeboten wurde. Zentrale Figur der Band ist dabei Sänger James Alexander Graham, der immer etwas wirkt, als hätte er touretteartige Zuckungen, insbesondere nach den Songs. Zudem kam er mit dem Zuschauerzuspruch an diesem Abend gar nicht klar. Anfangs war es ja noch irgendwie verhalten, im Laufe des Gigs jedoch steigerten sich beide Seiten immer weiter rein. Gar nicht so sehr mit wilder Bewegung, sondern einfach nur durch dauerhaftes Abfeiern. Es waren auch so einige Schotten im Publikum. Highlight war das Frightened Rabbit - Cover, bei dem das Publikum den Refrain übernahm. Das war - einfach nur schön. Ansonsten hat sich Graham sehr mit der Säule auf der Bühne angefreundet und es gab für mich "There's A Girl In The Corner", was auch ganz ganz groß ist. Knapp 90 Minuten waren es dann doch, die hätten aber auch noch 2 Stunden spielen können. Weil das gretchen ein Scheißladen ist, gab es jedoch Sekunden nach Konzertende gleich so einen Rausschmeißer-Schlager, um zu sagen, dass nun wirklich Schluss ist (war 22 30 Uhr, Mitternacht war schon das nächste Konzert angesetzt). Fazit trotz dessen: ganz viel Liebe! :herzen2: :herzen2: :herzen2:


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glutexo2000
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von glutexo2000 » Sa 9. Nov 2019, 11:06

Und was findest du jetzt daran so schlimm vorher die Setlisten anzugucken?

Gelöschter Benutzer 408

Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 9. Nov 2019, 11:22

Es fehlt halt so ein bisschen der Überraschungsmoment, wenn du weißt, was passiert.

fipsi
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von fipsi » Mo 11. Nov 2019, 16:20

mattkru hat geschrieben:Hab mir das im Laufe der Zeit auch wieder abgewöhnt. Vor allem bei sehr großen Produktionen ist quasi jede Sekunde einstudiert und es gibt einfach keine Varianz in der Setlist. Deswegen hatte ich dieses Jahr auch sehr schöne Überraschungsmomente bei Slipknot, Rammstein und Pink.
Die mangelnde Varianz liegt ein Stück weit auch daran, dass jedem Zuschauer einer Tour das gleiche geboten werden soll. Meist mit dem Konzept (das neueste) Album zu fördern - oder man macht es wie Lana del Rey und das Set wird immer noch vom Debüt dominiert.

Suitemeister
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Suitemeister » Di 12. Nov 2019, 09:33

Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.

PUP sind momentan wahrscheinlich mit das Beste, was der erweiterte Punk-Bereich so zu bieten hat. Was die gestern in Berlin abgeliefert haben, unfassbar. 70 Minuten Abriss. Gutes Publikum (muss man ja hervorheben in Berlin), unfassbar textsicher. Sympathische, unprätentiöse Typen, die auch richtig Bock hatten wie es den Anschein hatte.
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.

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slowdive
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 09:36

Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.

PUP sind momentan wahrscheinlich mit das Beste, was der erweiterte Punk-Bereich so zu bieten hat. Was die gestern in Berlin abgeliefert haben, unfassbar. 70 Minuten Abriss. Gutes Publikum (muss man ja hervorheben in Berlin), unfassbar textsicher. Sympathische, unprätentiöse Typen, die auch richtig Bock hatten wie es den Anschein hatte.
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.
Puh, nachdem ich die aktuelle Tour aufgrund von Geld- und Zeitmangel sausen lassen hab, bereue ich eben das nun fast schon wieder. :grin:

Aber ja, tolle Liveband.

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Tambourine-Man
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Tambourine-Man » Di 12. Nov 2019, 09:55

Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.
Das ist schade.
Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.
Das ist schön :thumbs:

Ich wäre auch echt gerne hingegangen, aber passte gerade etwas schlecht. Klingt und liest sich auf jeden Fall ganz gut, hier zum Beispiel: Bericht von Quadro (Magazin)
Molotow must stay

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von MairzyDoats » Di 12. Nov 2019, 11:31

Kann mich da nur anschließen. Obwohl ich vom Wochenende ziemlich gerädert war, habe ich mich in Hamburg am Sonntag dann doch von der Band mitreißen lassen, mich noch im Pit etwas weiter rädern zu lassen. Hat unfassbar viel Spaß gemacht. :herzen2:
Hallo wie geht willkommen in meiner Signatur. Lass dir hier bitte richtig gut gehen einfach, Käffchen für dich

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TonyMac
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von TonyMac » Di 12. Nov 2019, 12:22

mattkru hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 16:54
Ich frage mich manchmal, ob es den Musikern irgendwann langweilig wird, quasi ein Theaterstück/Musical aufzuführen oder ob die Routine eher Sicherheit gibt für eine fehlerfreie Show.
Das frage ich mich bei Theater-/Musicalschauspieler*innen auch ständig.

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glutexo2000
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von glutexo2000 » Di 12. Nov 2019, 13:44

TonyMac hat geschrieben:
mattkru hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 16:54
Ich frage mich manchmal, ob es den Musikern irgendwann langweilig wird, quasi ein Theaterstück/Musical aufzuführen oder ob die Routine eher Sicherheit gibt für eine fehlerfreie Show.
Das frage ich mich bei Theater-/Musicalschauspieler*innen auch ständig.
Das ist halt genauso Routine wie in anderen Jobs auch. Da gibt es welche, denen macht ihre Arbeit mehr Spaß und manche, denen macht es weniger Spaß oder fühlen sich eher gelangweilt.

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Mondgesicht
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Mondgesicht » Mi 13. Nov 2019, 19:39

War gestern bei den charismatischen Jungs von The Murder Capital im sehr gut gefüllten Molotow. Ohne Vorband ging es um 20.30h los, der Hammer fiel sehr kurzweilige 50 Min später - sehr arbeitnehmerfreundlich.
Das Konzert startete mit den Slowdances und On twisted Ground (wasn Song!!!) sehr ruhig, ehe die Geschichte immer mehr Fahrt aufnahm und sich dann mit More is less und Feeling Fades (wasn Song II !!!!!!) zum Ende hin komplett entlud. Der Spannungsbogen wirkte.
Die Einflüsse/Vergleiche/Erwartungshaltungen à la „die neuen Joy Division“ usw wurden ja auch hier schon erwähnt. Ich würde da den Jungs - so authentisch energiegeladen und irgendwie dann auch unprätentiös sie da auf der Bühne standen - mal die Last von den Schultern nehmen und sagen, dass es einfach richtig gut war. Also: Hin da, falls ihr die Chance und Bock auf einen ausgelassenen düsteren Abend habt!

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mo 18. Nov 2019, 02:26

Ich war gestern in Köln bei Terror im Gebäude 9. Das Tour Package hatte einige (negative) Veränderungen hinter sich. Zuerst sollten Cro-Mags "JM" (Ehemals Cro-Mags, aber bei den Rechtsstreits blickt auch keiner mehr durch. Einfach nur peinlich.) als Support mit dabei sein, aber der Sänger wird am Rücken opiert. Ersatz waren Death Before Dishonor, leider nicht würdig. Naja, hatte dann aufgrund von wenigen Konzerten in letzter Zeit immer noch Lust und konnte auch einen Tag vor der Show einn Ticket zu einem akzeptablen Preis schießen. Ca. zehn Minuten später dann die Ernüchterung. Jesus Piece, die einzige Band des Abends, die im Hardcore Punk 2019 eine wirkliche Relevanz besitzt, spielen nicht. Ersatz sind Risk It!. Das gesamte Line Up war somit mehr als random, aber ich hatte ne Karte. Also hingegangen und festgestellt, dass das Gebäude 9 renoviert wurde. Sag fein aus und vor allem die Klosituation hat sich verbessert. Der Laden war auch gut gefüllt, nicht ausverkauft, aber immer noch genug Leute, sodass im Vorraum das übliche Gedrängel vorhanden war.

Risk It! - Haben ihr übliche Hardcore Punk Set gespielt. Schon ca. 20x gesehen und man merkt, dass die Band nicht mehr die Relevanz hat wie 2013. Die Mucke ist nicht schlecht und ich habe sie vor 5-6 Jahren auch gut gefeiert, aber der Zenit ist einfach schon lange überschritten ist und sich kaum noch jemand für die Band interessiert. Daran ändert auch die neue 7 Inch "Era of Decay", die ich sogar ganz passabel finde, nichts.Die Band gab sich alle Mühe, aber vor der Bühne war, wenn man von 2-3 Leuten absieht, keine Bewegung vorhanden.

Lion's Law - Als einzige Band des Abends noch nie gesehen, war ich direkt skeptisch, denn der Name ist einfach schlecht. Eine Band mit einem solchen Namen kann einfach keine gute Musik machen und so war es dann auch. Rumpel Hardcore/Oi Punk mit viel Schweinepogo im Publikum. Songs klangen alle gleich und waren kurz. Hat mich gar nicht abgeholt, wurde aber vom Publikum durchaus abgefeiert.

No Turning Back - Ähnlich wie bei Risk It! kommt auch hier seit Jahren nichts Spannendes mehr dabei rum. Ganz normaler Hardcore Punk, der seine Fans hat und bei dem live ab und an auch mal eine gute Show rumkommt. Hier war es nicht der Fall. Gab das übliche Set. Zum Glück ohne das unsägliche "True Love", wobei ich das auch während meines Kloganges verpasst haben könnte. Viel von der neuen Platte, die natürlich random ist. Es war immerhin etwas mehr los vor der Bühne und der ein oder andere Ansatz eines Singalongs war auch zu erkennen.

Death Before Dishonor - Fand ich vor zehn Jahren echt klasse, nun aber auch seit locker 5-6 Jahren nicht mehr in Europa gewesen. Es ist aber alles beim Alten geblieben. Zwie Mitglieder sind auf jeder Tour dabei. Der Rest wird durchweg ausgetauscht. Dann gibst "Count Me In", "Born for Misery" u.s.w. und am Ende wird das Set mit dem umgemünzten Cock Sparrer Cover "Boston Belongs to Me" beendet. Ich hab die Band nicht wirklich vermisst und auch schon deutlich besser gesehen. Das hier war alles andere als spannend, passte zum Abend.

Terror - Auch hier gab es keine Überraschungen. Die üblichen Hits wurden rausgehauen. Leider nichts von der ersten Platte, zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt als ich gegangen bin, um eine halbwegs angenehme Verbindung Richtung Heimat zu bekommen. Scott Vogel muss man aber attestieren, dass er die Crowd unter Kontrolle hat und so war doch vor de Bühne mehr los als bei allen anderen Bands zusammen inkl. diverser Stage Dives. War ein halbwegs versöhnlicher Abschluss für mich.
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defpro
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Mo 18. Nov 2019, 15:03

Am letzten Donnerstag war ich bei The Chemical Brothers in der Frankfurter Festhalle. Die Herren standen schon sehr lange weit oben auf meiner Live-Liste. Zum letzten Mal in meiner Nähe haben die beiden 2008 gespielt und es handelte sich um das einzige Deutschland-Konzert der aktuellen Tour, weshalb der Kartenkauf eigentlich ein absoluter No-Brainer war, obwohl der Ticketpreis mit 67,50 € + Versand doch etwas hoch angesetzt war. Das sahen wohl auch noch andere so, denn die Festhalle war von einem Ausverkauf weit entfernt und auch Tickets auf dem Zweitmarkt waren rar gesät. Glück für mich, denn so hatte man im Zuschauerbereich ausreichend Platz zum Tanzen, ohne dass es zu leer gewirkt hätte. Support war wie immer DJ James Holroyd, der die Crowd schon mal gut in Stimmung brachte.

Herzstück der Show waren die atemberaubenden Visuals von Marcus Lyall und Adam Smith, die das Musikalische eindrucksvoll untermalten. Dass die beiden langjährige Partner der Chemical Brothers sind, merkte man, da die Beteiligung an zahlreichen Musikvideos der Brüder auch bei der Live-Umsetzung konzeptionell berücksichtigt wurde. Besonders die ausgefallenen Kostüme, die im Rahmen der Promotion der sehr guten aktuellen Platte "No Geography" entworfen wurden, sahen auf der Großleinwand wirklich umwerfend aus. Sehr cool war auch, dass man auch versucht hat, das Geschehen auf der Leinwand mit passendem Scheinwerfer-/Laser-Einsatz quasi in einem 3D-Effekt zu ergänzen. So schlägt z. B. eine Figur mit der Faust auf den Boden und an der Stelle schießen Laserstrahlen in die Luft. Sowas in dieser Art habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Doch auch ohne diese Komponente war der reine Visual-Part vermutlich das Beeindruckendste, was ich jemals auf einem Live-Konzert gesehen habe.

Die größte Einschränkung bei solchen durchgetakteten Shows ist ja, dass dem Künstler kein Raum mehr für Improvisationen bleibt. Gemerkt hat man davon jedoch nichts. Die Brüder mixten sich munter durch ihre mit neun Alben mehr als umfangreiche Diskographie, Songs unterschiedlicher Schaffensperioden wurden zusammengemengt, teilweise war eine Vocalspur, sobald man sie denn mal erkannt hatte, schon wieder verschwunden (manche Songs habe ich überhaupt nicht erkannt), teilweise wurden live komplett neue Parts kreiert.
Zudem haben die Brüder ihre Sampling-Freude sowie die Acid-House-Affinität wieder für sich entdeckt: Acid-Einflüsse gab es eigentlich zum letzten Mal vor 20 Jahren und Samples wurden auf den letzten Alben zugunsten von Vocal-Features aufs Minimum zurückgefahren. Glücklicherweise ist auf "No Geography" das Sampling wieder so präsent wie eh und je und auf der Single "MAH" ballert der Acid-Groove aus allen Löchern, was auch live eines der Highlights darstellte. Dankenswerterweise wurden auch bei anderen Songs verschiedene Acid-Elemente ergänzt, was den Songs einen nostalgischen Touch gab.
Was trotz aller 90s-Throwbacks und Mixes über verschiedene Epochen hinweg nicht funktioniert hat, war ein einheitlich-modernes Soundbild. Das war aber vermutlich auch nicht der Anspruch, denn dafür haben die Chemical Brothers im Laufe ihrer Karriere einfach schon zu viele Stile ausprobiert. Wenn der 2019-Song "Free Yourself" langsam in "Chemical Beats" vom 95er-Debüt übergeht, dann merkt man schon, welche krasse Entwicklung elektronische Musik in dieser Zeitspanne genommen hat und dass der Zahn der Zeit an manchen Tracks schon etwas mehr genagt hat. Gestört hat mich das jedoch nicht wirklich, zumal besonders solche Songs vom Großteil des im Schnitt doch etwas älteren Publikums noch ein wenig mehr abgefeiert wurden.

Was es sonst noch so zu berichten gibt: Neben dem obligatorischen Konfetti-Regen wurden zu "Saturate" noch Riesen-Bälle ins Publikum geworfen, während zu "Don't Think" wie aus dem Nichts zwei in der Luft schwebende Riesenroboter auftauchten. Es wurde also mit Showelementen nicht gegeizt, sodass ich den hohen Ticketpreis im Nachhinein auch als gerechtfertigt ansehe. Mit dem großartigen "The Private Psychedelic Reel" endete die 2-stündige Party und die glücklichen Zuschauer wurden in die kalte Novembernacht entlassen. Insgesamt eines DER Konzert-Highlights 2019 für mich!

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wolkenburger
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von wolkenburger » Do 21. Nov 2019, 10:16

Ich war am Dienstag abend in Berlin bei Half Moon Run. Die Band stand schon seit ihrem großartigen Debut bei mir auf der Must-See-List, leider hat es bisher aber nie so richtig geklappt. Daher nun endlich die Premiere.

Support Act war der wunderbare Leif Vollebekk, dessen Musik jüngst auch eine Bekanntheit erlangt hat. Sein Mix aus Blues, Americana und Folk finde ich wirklich großartig. Lieder wie Hot Tears und Transatlantic Flight kann ich da als Anspieltipps nur empfehlen. Sein Set war Solo nur am Piano oder Gitarre und trotzdem hat er mit seiner tollen Stimme einer sehr spannende Atmosphäre erschaffen.

Half Moon Run haben danach wirklich richtig stark abgeliefert. Die Setlist war gut durchmischt, bestand zum Großteil aus Songs des ersten Albums. Alle Songs sind live noch mal ein ganzes stück rauer und nicht so glatt produziert, was ihnen aber auf keinen Fall schadet. Besonders hervorzuheben ist dabei der vierstimmige Gesang aller Bandmitglieder (in bester CSNY-Manier). Bei einem Lied standen alle Bandmitglieder nur um ein Mikrofon und die Stimmen harmonierten wunderbar. Sonst haben sie auch die Instrumente durchgewechselt. So spielt der eine Schlagzeuger nebenbei Bass bzw. Klavier, der andere Mandoline, der Gitarrist wechselt ständig zwischen E-Gitarre, Bass, Klavier, Lap Steel, ... .
Insgesamt ein wahnsinnig gutes Konzert mit tollem Sound im Festsaal. Das Publikum hat die Band auch frenetisch gefeiert, worüber diese sich offensichtlich auch sehr gefreut haben. Als dann schon Licht im Saal war und der Abbau begonnen hatte, wurde immernoch applaudiert, so dass die Band dann noch eine "unplugged" Zugabe unverstärkt im Zuschauerraum gegeben hat. Ein toller Abschluss, und eine Band, die ich wirklich jedem für ein Live-Konzert empfehlen kann!
Light ended the night, but the song remained

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von nilolium » Sa 23. Nov 2019, 02:08

defpro hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 15:03
Glücklicherweise ist auf "No Geography" das Sampling wieder so präsent wie eh und je und auf der Single "MAH" ballert der Acid-Groove aus allen Löchern, was auch live eines der Highlights darstellte.
oh gott JA! gleich noch mal auf youtube den song mit visuals reingepfeffert. so gut einfach.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Taksim » So 24. Nov 2019, 21:23

Wegen meiner empfindlichen Ohren, die sich vor allem bei Konzerten bemerkbar machen, habe ich zu diesem Thread ja nicht so viel beizutragen.
Aber gestern war eine Ausnahme, die mir nicht nur viel bedeutet, sondern die ich wegen des reduzierten Arrangements auch genießen konnte: Rachel Sermanni.
Seit einigen Jahren begleitet mich ihre Musik nun schon ganz nah, von dem Moment als ich den Song "Eggshells" entdeckte und meine Begeisterung sich mit jedem Song nur immer weiter steigerte. Dass ich sie über mehrere Konzerte etwas kennenlernen durfte und - so auch gestern - mich jedes Mal etwas mit ihr austauschen kann, macht sie zu einer Künstlerin mit einem ganz besonderen Stellenwert für mich.
Vor allem da das letzte Konzert, wo ich war, auch schon einige Jahre zurückliegt. Doch gab es immer kleine Momente - eine Mail hier, ein Tweet dort - wo ich erkennen durfte, dass sie mich nicht vergessen hat.
So hatte ich ihr z.B. vor zwei, drei Jahren, als mir sehr vor Augen geführt wurde, dass normal auf Konzerte gehen nicht mehr möglich sein wird, geschrieben, um zu erklären, dass, falls sie nun mehr mit Band unterwegs sein sollte (worauf die zweite Platte hätte schließen können), ich aus dem Grund nicht dabei sein kann; bestimmt nicht, weil ich es nicht mehr wollte.
Wie gesagt, das ist schon ne Ecke her. Doch als ich gestern in der Bar des Theaters die Wohngemeinschaft in Köln saß und auf den Einlass wartete, kam sie kurz raus und nachdem sie mich gleich begrüßte, war das erste, was sie fragte, wie es meinen Ohren geht. Das ist schon irre.
Sie ist einfach unheimlich herzlich und charmant, aber auch sympathisch eigen, und das kommt auf der Bühne auch 100% rüber.
Im Fokus des Konzert stand natürlicherweise das aktuelle Album, dessen Songs in der reduzierten Form nur mit ihrer Stimme und Akustikgitarre nochmal eine ganz andere, intimere Note bekamen. Ich habe auf jeden Fall eine neue Perspektive auf die Songs gewonnen.
Dazu gab es ein paar schöne Non-Album Tracks und drei von dem absolut magischen Debüt. Mit "Bones" spielte sie einen meiner absoluten Topfavoriten als Zugabe :herzen2:

Ich hype sie hier ja auch immer gerne, wenn die Gelegenheit sich bietet und kann nur erneut schwer empfehlen, sich ein Konzert von ihr anzugucken, wenn man kann. Zum Beispiel morgen in Berlin :smile:
"I don't know."

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » So 1. Dez 2019, 00:41

Ich war diese Woche auf zwei Shows. Die erste Show war am Montag, Cult of Luna in Köln im Bürgerhaus Stollwerck. Mit den beiden Supports zusammen wohl eines der besten Tour Packages, welches ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die Show war dementsprechend, wenn auch erst kurz vorher, ausverkauft. Davon hat man zu Beginn allerdings wenig gemerkt, denn zum Start des ersten Acts war nichts los. Beginn um 19:20 Uhr unter der Woche ist dann doch etwas zu viel des Guten. Mit der Zeit wurde es allerdings sehr voll.

A.A. Williams - Hat dieses Jahr mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine der besten Platten des Jahres abgeliefert. Wunderschöne Musik. Live, mit tatkräftiger Mithilfe von zwei weiteren Musikern, kam es auch sehr gut rüber. Singer-Songwriter meets Post-Rock/Doom. Reitet sicherlich auf der Welle, die Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle losgetreten haben, macht sich allerdings sehr gut. Schöne Stimme, gute Balance zwischen Passagen mit und ohne Gesang. Die Post-Rock Abschnitte finde ich natürlich klasse. Sehr guter Auftritt. Gerne nächstes Jahr beim dunk! Festival!

Brutus - Kickt mich auf Platte überhaupt nicht, live überzeugt die Band allerdings auch beim dritten Mal. Nun auch endlich im Rahmen eines Konzertes und nicht auf einem großen Festival gesehen und es klappt auch hier. Es ist einfach eine sehr interessante Band, beginnend beim Stil, der viele Dinge aus den Bereichen Punk, Noise und Metal vereint, hinzu zur Bandkonstellation an sich, denn eine singende Drummerin sieht man auch nicht alle Tage, beeindruckend. Kann voll und ganz nachvollziehen, warum die Band dieses Jahr bei Kritikern gut weggekommen ist und vielleicht gebe ich der aktuellen Platte auch noch einmal eine Chance.

Cult of Luna - Es hat zwei Songs gedauert, bis ich voll drin war, aber dann war es großartig. Es gibt kaum eine Band, die solche Soundwände aufbauen kann. Mit zwei Drummern und drei Gitarristen ist da natürlich auch dementsprechend Druck hinter. Jede Person, die Post-Metal mag, sollte bei der Band eigentlich das Herz aufgehen. Die Gesangsparts sind wohldosiert, der gutturale Gesang aber absolut top. Da stimmt alles. Das Drumherum ist eh über jeden Zweifel erhaben. Natürlich war es eine Umstellung im Bezug auf das Wochenende. Hier entsprach die Länge einiger Songs der Setlänge diverser Bands, die ich am Wochenende in London gesehen habe. Einziger, aber minimaler Kritikpunkt war die Setlist, denn hier wurden neben dem Fokus auf das neue Album nur Songs von "Vertikal" und "Somewhere Along the Highway" gespielt. Da hätte man auch gerne ein Werk aus der frühen Schaffensphase spielen können. Aber da sehe ich gerne drüber hinweg. Knapp 100 Minuten Spielzeit, keine Zugabe, in meinen Augen auch passend. Großartiger Gig, gerne dunk! Headliner 2020! Liegt aber vermutlich über dem Budget.


Am Freitag war ich in Bochum in der Matrix bei Knocked Loose. Schrecklicher Laden, aber in der Größe wäre wohl in NRW die Kölner Essigfabrik noch in Frage gekommen, welche ähnlich mies ist. Laden war nicht ganz voll, aber sehr gut gefüllt, so gut, dass es üblich für Matrix Verhältnisse, zumindest in der großen, schlauchartigen Halle, viel zu warm war. Erwähnenswert ist noch, wie viel Merch die Bands dabei hatten und wie viel auch verkauft wurde. Die machen sich diesbezüglich auf der Tour ordentlich die Taschen voll. Es sei den Bands gegönnt.

Renounced - Hier war noch nicht allzu viel los, zu Unrecht. Die Band ist top und hat dieses Jahr mit "Beauty is a Destructive Angel" ein weiteres Mal richtig abgeliefert. Gab natürlich auch einige Tracks der neuen Platte ohne, dass die beiden ersten Alben vernachlässigt wurden. Sound bewegt sich im 90s Metalcore Bereich. Viele ruhige Passagen, fieses Breakdowns, aber kein Vergleich zu Parkway Drive und Konsorten. Probs auch an den Sänger, der seine Stimme mittlerweile deutlich besser unter Kontrolle hat als noch vor einigen Jahren. Ich finde den Sound klasse, aber zumindest zu Beginn war das Publikum noch nicht drin. Erst zum Ende hin gab es etwas Bewegung im Pit. Kein Vergleich zu den teilweise ziemlich gewalttätigen Shows, die ich von der Band schon in UK gesehen habe. Die "Mainstream" Core Crowds auf dem Festland sind noch nicht bereit für die Band. In einer guten Welt würden die vor 2000 Leuten spielen und nicht As I Lay Dying.

Justice for the Damned - Habe ewig keine Deathcore Band gesehen und auch, wenn es absolut nicht mein Fall ist, war es doch spannend zu sehen, dass es solche Bands noch gibt. Ziemliches Geballer, viele Breakdowns, viel Show und Publikumsanimierungen. Junge Truppe, die noch etwas braucht, auch in ihrem Genre. Hab es eher von weit hinten verfolgt und kann wenig dazu sagen, ob die jetzt gut angekommen sind oder nicht.

Malevolence - Kamen dagegen zweifellos sehr gut an, einfach eine faszinierende Band. Fünf Dudes, von denen vier so aussehen als könnten sie geradeso ihren Namen schreiben und dann hauen die so einen Sound raus. Wenn die wollten, könnten die eine astreine Metalband abgeben, aber sie haben sich dafür entschieden, einen ultratsumpfen Metalcore Sound mit supergeilen Riffs abzuliefern. Alleine "Serpents Chokehold", was für ein Song, was für eine Arbeit der Gitarristen. Klasse. Die Crowd war auch voll dabei, massige Stage Dive Aktion und Singalongs. Für einen vernüftigen Pit war es einen Ticken zu eng, aber es war generell einfach viel los. Auch was Textsicherheit angeht konnte die Crowd überzeugen. Ich finde auch die Abwechslung zwischen den beiden Alben sehr schön. Während das erste Werk voll und ganz die groovige, aber stumpfe Coreschiene bedient finden sich in den Songs der zweiten Platten deutlich mehr Sludge Elemente. Crowbar lassen grüßen. Probs an dieser Stelle an den einen Gitarristen, der die cleanen Gesangsparts übernimmt und eine sehr druckvolle, tiefe Stimme hat. Darüber hinaus gab es Features, u.A. von einem Knocked Loose Mitglied. Mit "Self Supremacy" gab es auch einen würdigen Abschluss. Groß.

Knocked Loose - Sind wohl der heißeste Shit im Hardcore Bereich im Moment und auch zurecht auf Platz 1 der Kerrang Liste. Als ich zum ersten Mal vor einigen Jahren einen Track gehört habe, habe ich das nicht wirklich verstanden und auch heute finde ich, dass es mit Jesus Piece in dem Bereich eine Band gibt, die es besser macht. Darüber hinaus spielt ein Bandmitglied auch bei Inclination, in meinen Augen eine der besten Hardcore Bands im Moment, die es aber wohl aufgrund des Erfolges von Knocked Loose niemals nach Europa schaffen werden. Naja, die neue Platte "A Different Shade of Blue" konnte mich allerdings überzeugen und der Gig war beeindruckend. Da kann man nichts Anderes sagen. Knocked Loose werden niemals meine Lieblingsband, aber sie hatten die Crowd die vollen 50 Minuten Spielzeit komplett unter Kontrolle. Durchgehend Stage Dives, Singalongs, Chaos, das war eine absolut geile Show mit "All My Friends" als Höhepunkt, welches allerdings relativ früh gespielt wurde. Der Sound hätte besser sein können, für Matrix Verhältnisse war es allerdings okay und bei Hardcore Punk wirkt das Ganze auch nicht ganz so schlimm. Der Sound ist ultrastumpf und es ist faszinierend, dass man damit so viele Leute ziehen kann, aber er hat durchaus Stil und Groove und ist nicht mit Random Beatdown Band XYZ zu vergleichen. Der Sänger, der aussieht wie 16, mit seinem sehr hohen Shouts hebt sich auch von der Menge ab. Darüber hinaus gab es gute Ansagen im Bezug auf die LGBTQ Community und Gewalt gegen Frauen, leider mit viel zu wenig Applaus. Das Publikum scheint es nicht gewöhnt zu sein, dass Ansagen aus mehr als Shoutouts für andere Bands und Fragen nach dem Befinden der Crowd bestehen, sehr schade. Trotzdem ein astreiner Gig. Die Band steht verdientermaßen dort, wo sie ist. Auf der nächsten Tour einfach Inclination mit rüberbringen und ich bin ein sehr glücklicher Mensch.
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Gelöschter Benutzer 408

Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 1. Dez 2019, 14:35

A.A. Williams - Hat dieses Jahr mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine der besten Platten des Jahres abgeliefert. Wunderschöne Musik. Live, mit tatkräftiger Mithilfe von zwei weiteren Musikern, kam es auch sehr gut rüber. Singer-Songwriter meets Post-Rock/Doom. Reitet sicherlich auf der Welle, die Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle losgetreten haben, macht sich allerdings sehr gut. Schöne Stimme, gute Balance zwischen Passagen mit und ohne Gesang. Die Post-Rock Abschnitte finde ich natürlich klasse. Sehr guter Auftritt. Gerne nächstes Jahr beim dunk! Festival!
Danke für den Tip! Gefällt mir sehr.

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Do 5. Dez 2019, 09:01

Ich war gestern bei Earth in Dortmund im JunkYard Club. Probs an dieser Stelle erst einmal an den Veranstalter, der seit einiger Zeit in Bochum/Dortmund sehr viele, in meinen Augen gute und genretechnisch durchaus unterschiedliche Shows bucht, eine Bereicherung. Ich schätze, dass maximal 150 Leute anwesend waren. Das Publikum war überraschend divers, hatte aber zugegeben auch keine Ahnung, ob ich bei der Band ein reines Metalpublikum erwarten soll. Dem war nicht so. Der durchschnittliche Earth Fan ist anscheinend männlich, über 40 und sehr angenehm. Die Trottelquote im Publikum ging gegen null.

Helen Money - Begegne der Dame und ihrem Cello immer mal wieder, wenn sie Support von irgendeiner Post-Rock Band ist und habe sie mittlerweile einige Male gesehen. Gestern war vielleicht der beste Gig, da die Dichte an (schlechten) Samples gering war und sie sich vor allem auf ihr Cello konzentriert hat. Egal ob mit Bogen oder nur zupfend, es ist doch irgendwie spannend, dem Ganzen zuzugucken. Noch fünf weitere Liveshows und ich bin Fan, muss aber gestehen, dass ich Jo Quail, die zweite Cellistin, die ständig mit Post-Rock Bands tourt, immer noch besser finde.

Earth - Ich war zuerst einmal gespannt, in welchem körperlichen Zustand Dylan Carlson ist, da er beim dunk! Festival 2017 sehr schlecht aussah und Ende 2018 meines Wissens auch seine Solo Europa Tour aufgrund von Leberversagen canceln musste. Aber er scheint sich gut erholt zu haben. Sah ziemlich frisch aus und hätte in jeder Motörhead oder AC/DC Coverband eine gute Figur gemacht. Genug davon. Set hat mir sehr gut gefallen, besser als auf dem dunk! Festival. Mag auch daran liegen, dass ich damals schon 10 Stunden Instrumentalmusik in den Knochen hatte und Earth als Headliner gespielt haben. Es ist und bleibt einfach anstrengende Musik und jeden Tag könnte ich mir das auch nicht geben. Der erste Song, 15 Minuten, verdeutlicht direkt einmal, was hier an der Standard ist. Drone Doom, lange Songs, schier endlose Riff-Wiederholungen und alles ist langsam, sehr langsam, unglaublich langsam. Ich glaube nicht, dass es viele Bands gibt, die so langsame Aufbauten haben. Am spannendsten finde ich dabei die Drummerin Adrienne Davies. Es wirkt so als würde man sich Drumming in einer Super-SloMo ansehen. Sieben von zehn Songs der Setlist waren von der neuen Platte "Full Upon Her Burning Lips", die mir gut gefällt. Dazu gab es noch "The Bees Made Honey in the Lion's Skull", welches als Abschluss des Hauptsets das Wort "langsam" auf ein neues Level gehoben hat und "Old Star" als Zugabe. Knapp 100 Minuten, von der Nennung der Songs abgesehen keine einzige Ansage. Habe nichts anderes erwartet, alles andere hätte mich gewundert. Ich kann jede Person verstehen, die die Musik langweilig findet und die Behauptung aufstellt, dass jeder Song gleich klingt, aber mich catched das Ganze auf eine seltsame Art und Weise.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Fr 6. Dez 2019, 18:21

Bin mit meinen Konzertberichten mal wieder nicht hinterher gekommen:

Am 16.11. war ich bei Herrenmagazin im Zoom in Frankfurt. Es war die erste Tour, seit vor drei Jahren das Bandprojekt vorläufig pausiert wurde. Anlass war hier das Fast-Jubiläums des Debüts "Atzelgift", was dieses Jahr seinen elften Geburtstag feierte.

Als Support-Act war Albrecht Schrader dabei, der die Band schon des öfteren auf ihren Platten unterstützt hat. Seine Solo-Sachen finde ich aber ganz fürchterlich, sodass ich auch nicht traurig war, dass ich abgesehen vom letzten Song das komplette Konzert verpasst habe, da sich nicht an den im Netz kommunizierten Konzertbeginn gehalten wurde.

Herrenmagazin waren dagegen erste Sahne. Im Publikum herrschte eine unglaubliche Freude darauf, diese Band endlich mal wieder live erleben zu dürfen. War schon sehr lustig zu beobachten, wie sehr sie von dieser geballten Euphorie überrascht waren. Das Set begann mit "Atzelgift" komplett, im Anschluss folgten zwei von Deniz solo gespielte B-Seiten/Raritäten und zum Abschluss noch ein Best-Of der restlichen Bandgeschichte. Interessant war, dass dabei die letzte Platte "Sippenhaft" komplett ausgespart wurde. Kam mir auch damals so vor, als ob das Album von den Fans mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Mein Lieblingsalbum "Das Ergebnis wäre Stille" ist zwar mit nur zwei Songs etwas stiefmütterlich behandelt worden, aber irgendwelche Abstriche muss man bei diesen Albumjubiläumstouren immer machen. Die Songs kamen live deutlich druckvoller als auf Platte rüber, teilweise konnte man sogar ein paar shoegazige Parts erahnen.

Hat mich auf jeden Fall sehr gefreut, diese Band mal wieder live sehen zu können. Bei dem überwältigenden Publikums-Echo bin ich mir auch ziemlich sicher, dass dies nicht die letzte Tour der Band war.

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Einen Tag später ging es für mich zu BANKS in die ausverkaufte Kölner Live Music Hall.

Support war die isländische Pop-Sängerin Glowie, deren Auftritt ich leider zur Hälfte verpasst habe. Sie wirkte noch eher schüchtern, weshalb es ganz gut war, dass noch eine Backup-Sängerin mit auf der Bühne war. Ein paar reine Pop-Sachen waren mir ein wenig zu glattgebügelt, sobald sie (wie bei dem tollen Song "Cruel" noch eine Spur R&B mit reingenommen hat, hat mir das schon wesentlich besser gefallen. 2020 kommt das Debütalbum, ich werde ich auf jeden Fall mal reinhören.

Wer alles richtig gemacht hat, der hatte bereits das Glück, BANKS zu Zeiten ihrer ersten beiden herausragenden Platten live zu erleben. Leider habe ich das nicht geschafft, 2017 wurde der Frankfurt-Auftritt auch abgesagt. So machte sich nach dem Hören der aktuellen Platte "III" erst einmal Ernüchterung breit. Mittlerweile gefällt mir die Platte zwar ganz gut (Stichwort "schön hören"), aber nur ganz wenige Songs spielen auf dem Niveau der beiden Vorgänger mit. Ein Großteil des Live-Sets stammte von dieser neuen Platte und viele meiner Favoriten fielen diesen Songs zum Opfer. Ich konnte mich schon vorher darauf einstellen, sodass ich vor Ort nicht enttäuscht wurde.

Glücklicherweise gewannen fast alle neuen Songs live deutlich an Atmosphäre, womit ich so nicht gerechnet hatte. Besonders gewachsen ist "Alaska", der sich als ausgesprochen gelungene Pop-Single entpuppte. Persönliches Highlight war für mich jedoch "Drowning", der wohl für immer mein liebster BANKS-Song bleiben wird.

Bei den meisten Songs wurde BANKS von zwei Tänzerinnen begleitet. Die Tanzchoreografien waren ein fester Bestandteil der Show und schafften den Spagat, die Songs wirkungsvoll zu unterstützen, ohne von den eigentlichen Songs abzulenken. Da BANKS selbst bei dieser Performance auch oft einen aktiven Part innehatte, hat man zumindest bei einigen Songs gemerkt, dass im Hintergrund eine Playback-Spur lief, über die BANKS dann drübergesungen bzw. auch mal eine Zeile weggelassen hat. Gestört hat mich das aber nicht wirklich. Zwischendurch gab es auch einige Ansagen, in denen die Inhalte einiger Songs erklärt wurden. Zudem trug sie im ersten Drittel auch ein in der Entstehungszeit von "III" geschriebenes Gedicht vor.

Abgesehen von 1-2 kleinen Längen im Mittelteil hat mir das Konzert sehr gut gefallen. Gerade das Konzept mit den beiden Tänzerinnen bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Jetzt nur noch Daumen drücken, dass die Qualitätskurve bei der nächsten Platte wieder nach oben geht :smile:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Max-Powers » Mi 11. Dez 2019, 12:16

Nachdem ich Karten gewonnen habe, war ich gestern Abend trotz meiner nicht unerheblichen Abneigung gegenüber dem neuen Album dann doch bei Thees Uhlmann in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen. Das Konzert war weit davon entfernt ausverkauft zu sein, was mich bei Ticketpreisen von 40€ aber auch nicht wirklich wundert.

Vorband war Grillmaster Flash, eine Einmannshow mit Gitarre. War jetzt nicht so meins, habe aber auch schon schlimmere Vorbands gesehen.

Thees Uhlmann spielte dann ein gut zwei Stunden andauerndes Set, das einen relativ starken Fokus auf das erste und auf das aktuelle Album legte. Insgesamt haben mir die neuen Songs live dann doch auch besser gefallen als befürchtet. Die Texte waren aber leider die gleichen wie auf dem Album :clown: .

Highlight des Abends waren für mich auf jeden Fall die vier Tomte Songs (inkl. ich sang die ganze Zeit von dir) mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Da konnte ich dann auch über das tote Hosen Cover hinwegsehen.

Insgesamt mit den vielen Songs vom ersten Album und den Tomte-Klassikern auf jeden Fall ein schöner Abend mit gutem Sound und einer coolen Location. Den ausgerufenen Ticketpreis würde ich dafür aber vermutlich trotzdem nicht bezahlen.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 11. Dez 2019, 15:46

Ich war gestern bei Boris in Köln im Gebäude 9. Nach Earth wurde also die Eingängigkeit der Musik minimal nach oben geschraubt. Konnte arbeitsbedingt leider erst um halb neun vor Ort sein und habe deswegen auch die erste Vorband, deren Name mir entfallen ist, verpasst. Das Gebäude 9 war vielleicht zu 40 Prozent gefüllt. In meinen Augen keine Überraschung, da es mit Oberhausen noch eine weitere Show in NRW gab. Es hätte mich stark gewundert, wenn die Band für zwei Shows genug Leute zieht. Bzgl. der Merches sei noch erwähnt, dass die LP Preise jenseits von Gut und Böse lagen. Unter 30 Euro ging nichts.

Arabrot - Dieses Jahr bereits im Vorprogramm von Mono gesehen. Hat mir damals nicht gefallen und gestern auch nicht. Dieser weirde Mix aus Folk, Psychodelic und Doom gibt mir überhaupt nichts. Hoffe, dass es das jetzt auch war mit der Rolle als Support von Bands, die ich feier. Muss denen nicht noch einmal über den Weg laufen, wobei es gestern etwas besser war als in Bochum.

Boris - Das Set startete mit einer Enttäuschung, denn der Sound war bei den ersten beiden Songs sehr matschig. Wurde dann aber zum Glück besser. Das Set selbst war gewaltig. Klar, sicherlich auch keine Musik, die man sich ständig geben kann, aber es passiert doch deutlich mehr als bei Earth. Hier wird stärker auf Spannungsaufbauten, Ausbrüche und Soundwände gesetzt. Zusätzlich wird wohl dosiert auf Gesang gesetzt. Dabei singen sowohl der Drummer als auch der Gitarrist/Bassist, welcher ein doppelhälsiges Instrument spielt. Zusätzlich wird alles durch viel Nebel gekonnt in Szene gesetzt. Ist schon eine ganz imposante Inszenierung. Kein Vergleich zum Arctangent vor einigen Jahren als ich die Band am hellichten Tag gesehen habe. Der Sound, irgendwo zwischen Psychodelic, Doom und Drone mit gelegentlichen Auflügen in den Stoner Bereich, trägt sein Übriges zu diesem sehr guten Konzert bei. Besonderes Highlight der Songs sind außerdem die Einsätze des Gongs, welcher hinter dem Drummer steht und nur bei einzelnen Songs zum Einsatz kommt. Kleiner Kritikpunkt für das viele Gerede und die Publikumsanimationen. Das passt in meinen Augen nicht, aber ich sehe gerne darüber hinweg. Setlisttechnisch wurde sich auf die neue Platte "LOVE & EVOL" fokussiert, welche ich nur empfehlen kann. Darüber hinaus gab es auch Cover, unter Anderem von den Melvins. Die Spieldauer lag bei knapp 100 Minuten. Für meinen wahrscheinlichen Abschluss des Konzertjahres war es ein würdiges Ende.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Johnny Drama » Mi 11. Dez 2019, 20:36

Ich war letzte Woche bei Thursday im Electric Ballroom in London. Es gab an an zwei Tagen jeweils eine Albumshow plus Zugabe. Die Halle befindet sich mitten in Camden und fasst ca. 1.500 Leute. Ausverkauft war es nicht, trotzdem war es gut gefüllt. Für mich waren es großartige Abende, besonders bei der 'Full Collapse'-Show hat man gemerkt, dass viele Leute Publikum lange auf Europashows hingefiebert haben. Der Sound war sehr klar und gut abgemischt, das war bei früheren Konzerten in Deutschland eher selten der Fall und der Band hat man angemerkt, dass es spezielle Shows waren. Ein kleiner Wermutstropfen war die relativ kurze Zugabe am 'War All The Time'-Abend, nachdem am ersten Abend angekündigt wurde, so lange wie irgendwie möglich zu spielen. Auch hätte ich mir ein, zwei Raritäten vom ersten Album gewünscht, statt zum zweiten mal das The Buzzcocks Cover.

Ein paar Tage vorher war ich bei den großartigen Spanish Love Songs in Osnabrück. In Münster war ich immer verhindert, deswegen musste es der Bastard Club sein. Der Sound war überraschend gut, zu laut ist er eigentlich immer in dem engen Keller. Die Band hatte richtig Bock und hat größtenteils Songs von 'Schmaltz' gespielt. Die Vorband Shoreline kann ich auch weiter empfehlen, der Sound geht in eine ähnliche Richtung.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von fipsi » Do 12. Dez 2019, 23:14

Ich war gerade bei Hannah Diamond in Berlin. Das Konzert fand im ausverkauften Fitzroy statt. Der Club in der Nähe der Jannowitzbrücke liegt in einer U-Bahnbrücke direkt an der Spree. Leider war er im ausverkauften Rahmen schwierig, da die Bühne direkt am Eingang war und sich dort alles gestaut hat. Später hat es sich dann zum Glück entspannt.

Den Abend hat Mechatok eröffnet. Der DJ aus München passte perfekt ins Vorprogramm. Zum Einstieg gab es gleich mal ein Mash Up aus Torn von Natalie Imbruglia und Blame It On Your Love von Charli XCX. Ziemlich perfekt. Danach wurde es nach einem entspannten Beginn immer tanzbarer. Der Mix aus Bubblegum Bass, Eurodance und Trance hat jedenfalls ordentlich Spaß gemacht und war der perfekte Einstieg.

Danach folgte ein mehr als würdiger Abschluss des Konzertjahres. Diesen Monat spielt Hannah Diamond ihre erste Headlinertour und beehrte zum Glück auch Berlin. Die Masse war schon beim ersten Song so laut und hat den Livegesang übertönt. Das lag vielleicht auch an der einzigen Schwäche des Abends: die Lautstärke. Teilweise hätte ich mir noch mehr Druck gewünscht. Dem Publikum war das aber ziemlich egal. Spätestens bei Fade Away ist alles eskaliert und ich fand mich in einem euphorischen Moshpit wieder. Mein Körper scheint es nicht mehr gewohnt zu sein, denn beim anschließenden Hi hat meine Stimme schon mächtig versagt. Es gab aber doch noch einige Highlights wie etwa Concrete Angel - ordentliches Geballer einfach - oder den fantastischen Schlusspunkt Every Night. Nach gut 50 Minuten war der Spaß dann leider schon vorbei, wobei ich länger nicht ausgehalten hätte. Ich war dieses Jahr wohl bei keinem Konzert körperlich so aktiv und habe so viel mitgesungen. Berlin hat mich nicht enttäuscht. Fantastischer Abend.


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