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Festivalberichte

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 9. Jul 2019, 20:38

http://www.eclat-mag.de/festivals/full-force/2019.html

Noch ein bisschen was vom Full Force. Bilder warten noch auf Freigabe, kommen evtl. später dazu...

defpro
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Registriert: Fr 20. Mai 2016, 14:38

Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Mi 10. Jul 2019, 11:28

Ich war vor 3 Wochen beim Graspop Metal Meeting im belgischen Dessel und es war mal wieder ein Fest!

Habe diesmal aufsummiert vermutlich so viele Bands gesehen wie noch bei keinem anderen Festival. Auch die Organisation war wieder mal super und gehört zu dem besten, was ich bei größeren Festivals gesehen habe: Betreten und Verlassen des Geländes sowie die Essens- und Getränkeverpflegung funktionieren ohne Wartezeiten. Auch bei den Toiletten hat man dieses Jahr nochmal aufgestockt, sodass man (als Mann) nie anstehen musste (bei den Frauen hielt es sich auch im Rahmen). Dazu noch dieses schön weitläufige Gelände, bei dem man bei jeder Band auch noch vor Konzertbeginn problemlos nach vorne kommt (ausgenommen sonntags, als aufgrund der Hitze die Zeltbühnen etwas überfüllt waren). Und natürlich überall auf dem Gelände bester LTE-Empfang bzw. teilweise sogar WLAN. Von sowas träumen deutsche Festivals nur.

Da in dieser Hinsicht wirklich alles top war, gehe ich hier mal auf die wenigen negativen Aspekte ein:
Tokens: Essen und Getränke sind wie auf den meisten Benelux-Festivals ziemlich teuer, was durch das Token-System verschleiert wird. Zudem hat ein Token 3 unterschiedliche Preise, je nachdem, ob man ihn im Vorverkauf, vor Ort per Kreditkarte oder bar erwirbt, was höchst verwirrend ist. Bereits erworbene Tokens können nicht zurückgegeben werden, bei den Token-Maschinen gab es hin und wieder mal technische Probleme und natürlich ist das System eine ziemliche Plastikverschwendung (jeder Token wird direkt nach Einlösung entsorgt). Da die Festivalbändchen eh schon mit Chips ausgestattet, wäre es hier an der Zeit, komplett auf cashless umzustellen.

Crowdsurfing: In den Vorjahren war es angeblich verboten, was auch über die Screens kommuniziert wurde. In diesem Jahr habe ich davon nichts mitbekommen, auf der Homepage wird das Verbot auch nur in einem Nebensatz erwähnt. Vor Ort merkt man davon nichts, sodass manche Leute während eines Konzerts auch gerne 8x surfen, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen mit sich zieht. Das Highlight war ein surfendes Graspop-Crewmitglied. Komplett verbieten will ich es auch nicht, aber in der Intensität, wie es aktuell stattfindet, ist ein Konzertgenuss bei einem halbwegs mittigen Stehplatz vor den Hauptbühnen nicht mehr möglich. Daher hoffe ich, dass man in Zukunft das Verbot wieder ernster nimmt und auch mal das eine oder andere 24-Stunden-Verbot ausspricht.

Plastikmüll: Es gab auch in diesem Jahr weder Mehrwegbecher noch ein sonstiges Pfandsystem. Dementsprechend sah das Gelände auch am Ende jedes Tages aus. Zwar kann man für 20 gesammelte Becher einmal bei den „Ducks of t(h)rash“ angeln gehen und mehr oder minder spannende Preise gewinnen (Sticker, Patches, Riesenrad, fast lane beim Signingstand, Zugang zur mittigen Tribüne vor der Hauptbühne), der Stand war jedoch stets total überfüllt und die Motivation der meisten Besucher zum Sammeln hielt sich angesichts dieser Preise stark in Grenzen. Zudem werden alle Getränke außer Bier in Plastikflaschen ausgegeben, welche zum Stapeln eher weniger geeignet sind. Wieso also stattdessen nicht mal Trinkcoupons für zurückgegebene Becher ausgeben? Gerade beim trinkfreudigen Durchschnitts-Metaller dürfte dieses Angebot mit Begeisterung angenommen werden.

Ansonsten noch ein paar Worte zur Unterbringung: Wir haben auch diesmal nicht gecampt, sondern waren in einem 8-Personen-Apartment des vom Festival angemieteten Metal Parks (eigentlich Sunparks) in Mol untergebracht. Unser Apartment war zwar etwas runtergewohnt und hatte auch kein WLAN, aber ansonsten für Selbstverpfleger top eingerichtet (inkl. einem kleinen Bier- und Wasservorrat im Kühlschrank). Ein eigenes Schwimmbad mit 5 Rutschen gab es auch, zudem konnte man vor Ort schon sein Festivalbändchen abholen. Preis-/Leitungstechnisch konnte man nicht meckern. Die Busshuttles fuhren auch regelmäßig, sodass man maximal 20 Minuten, meistens aber eher nur 5 Minuten warten musste. Die Fahrtzeit beträgt eine knappe halbe Stunde und die Haltestelle ist direkt vor dem Festival-Haupteingang. Kann ich also auf jeden Fall weiterempfehlen.

Außerdem haben wir uns auch dieses Jahr wieder VIP-Karten gegönnt (u.a. eigene VIP-Tribüne neben den beiden Hauptbühnen). Eigentlich lasse ich mich immer nur von meinen Mitfahrern dazu breitschlagen. Für mich ist der Aufpreis eigentlich zu teuer, weil ich die meisten Konzerte lieber in der Menge verfolge und auch viel auf den Nebenbühnen unterwegs bin. Besonders am 4. Festivaltag war ich jedoch auch mal froh, eine Sitzgelegenheit zu haben. Die VIP-Tribüne war auch dieses Jahr zweistöckig und damit noch etwas weitläufiger als sonst. Die Männer-Toilettenkabinen könnte man jedoch mal aufstocken: 2 Stück dieses Jahr waren schon arg wenig. Ansonsten waren mit der Buchung des Metal Parks weitere Vorteile wie ein separater Parkplatz bzw. Festivaleingang eh hinfällig.

Donnerstag:

Letztes Jahr hat man den Donnerstag mit der Buchung von Guns n‘ Roses zum halbwegs vollständigen Festivaltag ausgebaut. Dieses Jahr war das Programm wieder kleiner, wenn auch im Vergleich zu 2017 und früher etwas prominenter besetzt.

Beartooth: Mit ihrem Mix aus Metalcore, Melodic Hardcore und Pop-Punk konnte die Band mal wieder überzeugen. So ganz zünden die Songs der neuen Platte live zwar immer noch nicht, aber Band und Publikum hatten ihren Spaß.
The Amity Affliction: Anscheinend wurden nach dem Zufallsprinzip Tribünenplätze für einzelne Konzerte verlost, wenn man an der dortigen Theke Getränke gekauft hat. Ich hatte Glück und durfte den Auftritt von oben aus beobachten. Der Sound war dort nicht ganz optimal, aber es war schon cool, das Treiben der Crowd mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Die Australier selbst reichern ihren Metalcore seit neuestem vermehrt mit elektronischen Elementen an, was ihnen eigentlich ganz gut steht. Mir ist der Bandsound stellenweise dennoch etwas zu soft. Aber auch hier war vor der Bühne ordentlich was los.

Freitag:

Wiegedood: Um 12 Uhr mittags spielten die Belgier, bestehend aus Mitgliedern von Amenra und Oathbreaker, ein sehr geiles Black Metal-Set. Da der Sound im Marquee-Zelt etwas breiig war und ich die Band eh auf der Herbst-Tour mit deutlich längerer Spielzeit zu Gesicht bekomme, bin ich nach 20 Minuten weitergezogen zu…
Death Angel: Die Band gibt es schon seit den 80ern und dementsprechend oldschool klingt auch der Thrash-Metal-Sound, wobei auch die neuen Songs einiges hermachen. War ein cooler kurzweiliger Auftritt.
Eisbrecher: Habe nur ein paar Songs mitbekommen, aber meine Güte, war das katastrophal. Hatte die immer als Rammstein für Arme eingespeichert, aber hätte es nicht so schlimm erwartet. Besonders auf textlicher Ebene peinlich, gefühlt wurden nur ausgelutschte Sprichwörtern zu Hooks verwurstet. Bin dann schnell geflüchtet zu…
Whitechapel: Das komplette Marquee war gefüllt, was ich so nicht erwartet hatte. Vielleicht habe ich einen Popularitätsschub der Band nicht mitbekommen oder es sind noch mehr Leute von Eisbrecher geflüchtet. Deathcore und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr, viel gegeben hat mir der Auftritt also nicht, aber das Zelt ging schon ziemlich steil.
Hatebreed: Core hat es auf den Hauptbühnen beim Graspop oft schwer und so konnte auch hier nicht die Energie auf das Publikum übertragen werden, die für so eine Show eigentlich notwendig ist. Der Band kann man keinen Vorwurf machen, auch die Setlist bestand eigentlich nur aus Hits. Nächstes Mal bitte wieder auf einer kleineren Bühne
Crowbar: Hab wegen Hatebreed den Anfang verpasst, aber die 25 Minuten, die ich noch sehen durfte, waren sehr geil. Der fette Sludge-Sound konnte sich im Marquee auch wunderbar entfalten. Ich muss mich mit der Band auf jeden Fall mal näher beschäftigen.
Glenn Hughes: Eher im Hintergrund gehört. Es wurden nur Deep Purple-Songs aus den 70ern gespielt. Bin jetzt kein riesiger Fan, aber einmal "Smoke On The Water" hören war schon ganz cool. Wobei es konsequenter gewesen wäre, wenn Herr Hughes auch nur DP-Songs gespielt hätte, an denen er auch mitgewirkt hat.
Architects: Core auf der Hauptbühne Teil 2, im Publikum ging wieder wenig bis gar nix. Der Sound war vor allem zu Beginn auch eher mäßig. Hab die Band mittlerweile aber auch oft genug gesehen und bin deshalb früher weg zu…
Cult of Luna: Bis hierhin klar bester Auftritt des Festivals! Hat einfach von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt. Ich kannte von der Band nur das Julie Christmas-Kollabo-Album, von dem hier natürlich nix gespielt wurde, und habe oft Probleme mit mir unbekannten Songs bei Live-Konzerten, aber in diesen wunderschönen Klanglandschaften konnte man sich sofort verlieren. Die sehr beleuchtungssparsame Lichtshow war ebenfalls sehr gut. Muss mich in die Band echt mal reinhören.
Carpenter Brut: Ich war überrascht, wie schnell ich hier reingefunden habe, da ich nach Cult of Luna noch ziemlich geplättet war und hier ja schon musikalisches Kontrastprogramm geboten wurde, aber es ging überraschend gut. Live wird der Franzose noch von einem Gitarristen und einem Drummer unterstützt, was dem ballernden Synthwave noch etwas mehr Druck gibt. Die 80s-Trash-Slasher-Visuals waren auch sehr geil. Das Publikum im sehr gut gefüllten Metal Dome hat hier ordentlich das Tanzbein geschwungen. Muss man ja auch mal erwähnen, da das Metal-Publikum ja oft als sehr engstirnig gilt.
Children of Bodom: Hab ich mir als Nostalgiegründen mal angeschaut. In meiner Mittelstufen-Zeit hat die damals jeder gehört. Mich hat es jedoch nicht abgeholt, da in der ersten Hälfte auch viele neuen Songs gespielt wurden.
Lynyrd Skynyrd: Sind jetzt anscheinend auch auf Abschiedstour. Mal schauen, wie lange die dauern wird. Hab nur die zweite Hälfte mitbekommen, wo dann aber auch alle Hits gespielt werden, darunter neben "Simple Man" und "Sweet Home Alabama" auch das unzerstörbare "Free Bird" (immer noch einer meiner All-Time-Favourites). Dafür hat es sich auf jeden Fall gelohnt!
Amon Amarth: Irgendwie habe ich es bei dem ganzen Konzertmarathon auch geschafft, mir einige Biere einzuflößen, sodass ich auf die Schnaps-Idee meiner Mitfahrer, sich doch die Band von ganz vorne mittig anzuschauen, nicht mit der notwendigen Ablehnung reagiert habe. Ich habe mich oben schon ausführlich zu Crowdsurfing ausgelassen, hier gab es die volle Bandbreite. Von dem Konzert an sich habe ich nix mitbekommen, da ich eigentlich die ganze Zeit mit dem Rücken zur Band stand. 2x hätte ich meine Sonnenbrille fast verloren, beim letzten Song hat es immerhin noch ein Crowdsurfer geschafft, diese bis knapp vor Unbrauchbarkeit zu verbiegen. Vielleicht schau ich mir die Band mal auf der Herbst-Tour an, wo man den Auftritt hoffentlich mehr genießen kann.

Da ich keine Ersatz-Sonnenbrille mit Stärke dabei hatte und für die Folgetage Sonne pur gemeldet war, erklärte ich mich bereit, auf mein weiteres Programm zu verzichten, damit am nächsten Morgen der Optikerbesuch noch zeitlich drin ist. Damit leider Stone Temple Pilots und Slayer verpasst, wobei es mir eigentlich nur um erstere richtig schade ist.

Samstag:

Gloryhammer: Zweiter Tag in Folge um 12 Uhr auf dem Gelände und dabei wollte ich die Band noch nicht mal sehen. Power Metal ist ja für mich eigentlich der Ballermann-Schlager des Metal, aber ich muss zugeben, dass ich es doch ganz amüsant fand. Die Band geht mit der notwendigen Selbstironie an die Sache heran, die Kostüme sehen sehr lächerlich aus, der titelgebende Gloryhammer wurde natürlich auch mehrfach in Szene gesetzt. Dazu bescheuerte Texte im Fantasyspektrum (live unterstützt durch die eine oder andere Kampfeinlage) und irgendwie wird in jedem 2. Song das Wort „Hoots“ verwurstet, was von der begeisterten Fanschar auch in den Songpausen regelmäßig gegrölt wurde. Probs auch für die Ansage „Do you want a song from our new album?“ – nach 3-maliger Bestätigung des Publikums „But I don’t want to play a song from our new album.“ Als Außenstehender war es schon sehr lustig zu beobachten.
Ne Obliviscaris: Australischer Progressive Metal mit Violin-Passagen. Hat mir wirklich sehr gut gefallen, vor allem die Clean-Vocals in den Hooks waren spitze. Viele Bands aus dem Bereich wirken auf mich so zwanghaft artsy, was hier glücklicherweise nicht der Fall war, sodass die Songs stellenweise ziemlich eingängig waren.
HammerFall: Nur von der Tribüne aus im Hintergrund gehört und war überrascht, dass ich doch einige Songs von denen kannte. Ist mir aber dennoch zu Power Metal-lastig.
Immolation: Old-School Death Metal aus New York. Man merkt schon, dass die instrumental viel drauf haben, geballert hat es natürlich auch schön. Mir war es jedoch auf Dauer etwas zu eintönig.
Halestorm: Auch nur von der Tribüne gesehen. Die Band macht schon einen guten Job und Lzzy Hale hat eine tolle Stimme, musikalisch ist mir das aber zu sehr 0815-Hard Rock.
Borknagar: Diese Fusion von Progressive und Black Metal mit leichten Folk-Elementen kickt mich einfach total. War ein super Auftritt. Muss mich mit denen auch mal näher beschäftigen.
Behemoth: In der grellen Nachmittagssonne ist die Band natürlich ein wenig verschenkt, aber sie haben das Beste draus gemacht. Die Bühnenshow ist top, auch an Pyro wurde einiges rausgeballert. Musikalisch eh über jeden Zweifel erhaben. "Blow Your Trumpets Gabriel" ist einfach Genre-Speerspitze.
Trivium: Laut Spielplan hatten sie 50 Minuten Spielzeit, kam mir aber irgendwie viel kürzer vor, was ja auch irgendwie für die Band spricht, die bestens aufgelegt war. War wieder ein astreiner Aufritt, auch wenn so ein Festivalset dem umfangreichen Backkatalog der Band einfach nicht gerecht wird. Matt ist auch ein paar Mal ins Publikum gegangen. Nächste Tour wird wahrscheinlich wieder mitgenommen.
Slash ft. Myles Kennedy & The Conspirators: Hab ich nur von der Tribüne gesehen. Für mich war der USP der Band lange Zeit, dass man hier die bestmögliche Version von Guns n Roses-Songs hören konnte. Seit der Reunion ist dieser Punkt zu vernachlässigen, bis auf "Nightrain" war auch kein Gunners-Song im Set. Ein paar nette Hard Rock-Songs hat Slashs Soloprojekt ja abgeworfen, in Summe ist aber auch viel Durchschnitt dabei. Ich bin aber auch nicht der größte Myles Kennedy-Fan.
UFO: Noch die letzten beiden Songs im überraschend gut gefüllten Metal Dome gesehen (so Klassiker funktionieren am Graspop anscheinend wirklich immer). Es gab einen schön langen Jam zu "Rock Bottom", hat schon Laune gemacht. Mein Vater hat sich sehr über mein kurzes Handyvideo gefreut und meinte, er hätte schon so langsam an meinem Geschmack gezweifelt. Aber da wusste er noch nicht, dass es nächste Woche aufs Frauenfeld geht :D
Refused: Ganz klar der beste Auftritt des Festivals! Ich war erst skeptisch, weil ich 2 Minuten vor Auftrittsbeginn noch gemütlich in die erste Reihe hätte marschieren können. Zum Opener "Rather Be Dead" sprang Dennis auch erst mal ins Publikum, um die Leute etwas anzuheizen. Hat augenscheinlich funktioniert, denn danach war in der Menge ein munteres Treiben. Platz 1 hat aber auch sicherlich damit zu tun, dass ich die "The Shape of Punk to Come" einfach abgöttisch liebe und es einfach toll war, diese mal live angemessen abfeiern zu können (am Ring 2012 war das Publikum eine Katastrophe). Der Auftritt war einfach Euphorie pur. Besonders der Abschluss mit "Worms of the Senses / Faculties of the Skull" (vermutlich der beste Song des kompletten Festivals) und natürlich "New Noise" war mächtig. Danach war ich komplett fertig mit den Nerven. Zudem gab es hier auch die einzige richtige politische Ansage des kompletten Festivals (mit gefühlt 5 Minuten auch relativ lange) gegen Kapitalismus, das Patriarchat und Trump sowie die Stellung der Band zur Punk-Szene zu ihren Gründungszeiten und im Jahr 2019. Auch wenn ich die stark kapitalismuskritischen Aussagen der Band vielleicht nicht alle komplett unterschreiben würde, muss man einfach mal Probs dafür geben, dass hier die Bühne nicht nur für universelle Standardansagen genutzt wurde, sondern man tatsächlich auf Inhalte gesetzt hat.
Ministry: Hier gab es zwar keine politischen Ansagen, aber die sind in dem mit zahlreichen Samples versetzten Industrial Metal auch schon zu Genüge vorhanden. Den Anfang habe ich wegen Refused verpasst, darunter auch zwei "Psalm 69"-Klassiker, aber immerhin zu "N.W.O." habe ich es noch in das Zelt geschafft. Die Band spielt aktuell ein Klassiker-Set, was für mich, der eher die neueren Ministry-Sachen kennt und auch die letzte Platte sehr gut fand, etwas schade war. Der Auftritt war jedoch sehr gut, Al war auch bestens aufgelegt (ist ja bei weitem keine Selbstverständlichkeit) und die Lightshow war sehr opulent. Zum Abschluss gab es noch ein Cover der Revolting Cocks, ein Seitenprojekt von Al, für das auch der Belgier Luc van Acker als Heimspiel auf die Bühne kam und sich sichtlich darüber gefreut hat.
Disturbed: Ich habe es wirklich versucht, dem Song aus dem Weg zu gehen, aber kaum begebe ich mich in die Nähe der Hauptbühne, ertönen die ersten Klänge des unsäglich "The Sound Of Silence"-Covers und David Draiman setzt zu den ersten pathetisch aufgeladenen Zeilen an. Leute liegen sich verträumt in den Armen… die Szenerie ekelt mich an. Immerhin hat der unglaubliche Erfolg des Songs für höhere Positionen auf Festivalplakaten gesorgt, weshalb sich diese bei ihren Konzerten auch wieder etwas mehr Mühe gibt. Die abschließenden 3 Songs waren schon ganz ordentlich, "Down With the Sickness" macht einfach immer Spaß. Spätestens nach Platte 4 hätte man aber besser mit dem Schreiben neuer Songs aufgehört.
Lamb Of God: Ich stand schon vorne für Slipknot und konnte das Geschehen daher nur auf Leinwänden verfolgen. Eigentlich müsste mir der Groove Metal von denen gefallen, aber über "ganz nett" kommen die meisten Sachen nicht raus. Ich war aber auch schon ziemlich müde und wollte mir die Kräfte für Slipknot aufsparen.
Slipknot: Ich hatte vielleicht zu hohe Erwartungen, sodass ich am Ende ein klein wenig enttäuscht war. Dafür, dass die Band großen Wert auf fette Showelemente legt, war davon erstaunlich wenig zu sehen: Keine sich drehenden Percussion-Plattformen, wenig Pyro (davon gefühlt 90% beim lahmen "All Out Life" verballert) und auch sonst wenig, was auf der Bühne passierte. Bleibt also die reine Live-Show. Der Einstieg mit "People = Shit" und "(sic)" hätte nicht besser sein können und es gab ordentlich Bewegung im Publikum. Schnell offenbarte sich jedoch, dass das Festivalpublikum nur die Hits kennt. Der 2-Minuten-Rager "Get This" wurde noch halbwegs offen angenommen, das wundervoll-progressiv-verschrobene "Prosthetics" war jedoch außer mir gefühlt nur 5 Leute bekannt und so ganz wollte danach die Kurve nicht mehr nach oben gehen, da sich dann auch die Balladen häuften und die Setlist große Hits wie "Wait and Bleed" und "Left Behind" aussparte. Mittlerweile war es schon nach 1 Uhr, vielleicht waren die Leute müde. Zu "Duality" wurde ein Pit aufgemacht, in den dann nur 5 Leute reinsprangen und der schnell wieder geschlossen wurde. Vielleicht wäre ein hitlastigeres Festival-Set hier die bessere Wahl gewesen. Zum Abschluss ging die Stimmung mit den Klassikern "Spit It Out" und "Surfacing" zwar wieder nach oben, dennoch hatte ich nach dem Konzert das Gefühl, dass hier noch mehr drin gewesen wäre.

Sonntag:

Ich hatte mich im Spielplan vertan und war eine Stunde zu früh auf dem Gelände und musste mir zu Beginn etwas die Zeit vertreiben.
Inglorious: Klang nach Standard-Hard Rock. Hat mich nicht abgeholt.
Orange Goblin: Es ging in die Stoner/Doom-Richtung. Leider habe ich mich zu spät auf den Weg zum Metal Dome gemacht, der aufgrund der Hitze (wie auch alle anderen Schattenplätze des Geländes) komplett gefüllt war, sodass ich draußen stehen musste. Nach einer Viertelstunde habe ich abgebrochen.
Deadland Ritual: Supergroup aus Mitgliedern von u.a. Black Sabbath, Billy Idol und Velvet Revolver, von denen auch Songs gecovert wurden. Mitbekommen habe ich davon jedoch nur "Slither", der Rest klang mal wieder nach Standard-Hard Rock.
Power Trip: Die Band, wegen der ich eigentlich so früh auf das Gelände wollte und es war mal wieder ein Fest. Meinen großen Respekt vor jeder Person, die sich bei der unglaublichen Hitze in einen Mosh- oder Circle-Pit gewagt hat. Sänger Riley ist aber auch schon ordentlich über die Bühne geturnt. Einen neuen Song gab es auch, der die Vorfreude auf die neue Platte nochmal vergrößert hat. Sicherlich ein Top 5-Auftritt des Wochenendes.
Delain: Symphonic Metal aus den Niederlanden mit dem Ex-Keyboarder von Within Temptation und weiblichen Frontgesang. Dementsprechend stark klang die Band auch nach Within Temptation. Hab das nur von der Tribüne aus verfolgt, klang nicht verkehrt, aber das Original ist mir lieber.
Gojira: Ich hatte mich sehr auf den Auftritt gefreut und wurde nicht enttäuscht. Für mich eine der innovativsten Metal-Bands der letzten 15 Jahre. Auch hier leider mit 50 Minuten viel zu kurz, wobei es auch unglaublich heiß war und der Drummer nach Ende des Sets eine Art Befreiungsschrei ausstieß, weil er körperlich wirklich komplett am Ende war. Dafür gab es wirklich nur Hits aus allen Alben. Auch hier wurde an Pyro nicht gegeizt, zum Abschluss wurde noch Konfetti rausgeballert (wobei ich mich frage, wie das mit dem starken Engagement der Band für Umweltschutz vereinbar ist). Die nächste Solo-Tour muss ich auf jeden Fall mitnehmen. Eigentlich ein Skandal, dass ich die vorher noch nie gesehen habe.
Living Colour: Ich bin meiner Mission, möglichst alle Songs der „Radio X“-Playlist von GTA: San Andreas mal live zu sehen, wieder ein Stückchen nähergekommen (nachdem ich die Stone Temple Pilots am Freitag leider verpasst hatte): "Cult of Personality"! Was für ein Song! Mit ihrem Crossover-Vibe zwischen Metal, Rock, Funk und Soul nahm die Band im Line-Up sicherlich eine Sonderstellung ein. Im Zelt war auch eine Bullenhitze, zudem kamen zu Beginn technische Probleme dazu. Aktuell feiert man den 30. Geburtstag des Debüts "Vivid", weshalb die meisten Songs von dem Debüt kamen (komischerweise jedoch kein "Open Letter (To a Landlord)"). Das bedeutete jedoch auch, dass bei der begrenzten Spielzeit andere Hits der Band wegfielen. Dennoch hat man eine stimmige Auswahl getroffen und allen Beteiligten war trotz der Hitze der Spaß durchaus anzusehen. Und der großartige Soul-Gesang von Sänger Corey war einfach ein wunderschöner Kontrast zu dem restlichen Rumgebrüll an diesem Wochenende.
Insomnium: Auch hier eine Live-Premiere für mich, wobei mir der Einstieg aufgrund vieler unbekannter Songs nicht so leicht fiel (die letzte Platte "Winter’s Gate" wurde aufgrund des festen Konzepts leider komplett ausgespart). Mir waren es zwischen den Songs stellenweise fast schon zu viele Ansagen, die ein wenig die Atmosphäre gestört haben. Ansonsten aber technisch einwandfreier Melodic Death Metal. Die nächste Tour wird höchst wahrscheinlich mitgenommen.
Whitesnake: Habe noch die letzten 3 Songs gesehen. Ist schon geil, so viele Kehlen "Here I Go Again" grölen zu hören. Ein ganzes Konzert bräuchte ich von denen aber nicht.
Rob Zombie: Auch nur halbherzig von der Tribüne aus verfolgt (die Kräfte schwanden langsam). Klang eigentlich ganz cool, mit so einem Industrial-Vibe kriegt man mich ja eigentlich immer. Müsste ich mich auch mal reinhören. Als ich weg bin, wurde "Helter Skelter" gecovert.
While She Sleeps: Zuerst mal eine Rüge: Da hat man mit "Seven Hills" schon einen der geilsten Metalcore-Songs überhaupt im Gepäck und dann spielt man ihn nicht. Mittlerweile liegt der Fokus aber klar auf dem poppigeren Sound der letzten beiden Alben, die klar in Richtung größerer Hallen schielen. Aber auch die machen mächtig Laune, sodass hier von einigen noch die letzten Kraftreserven im Pit aufgewendet wurden. Sänger Lawrence wirkte ein wenig fertig, so als hätte er vor der Show etwas zu tief ins Glas geschaut. Das hat die Qualität der Performance aber interessanterweise noch verstärkt, wie er so auf dem Boden rumkroch oder regelmäßig die Boxentürme auf der Bühne zum Einsturz brachte (die der arme Roadie dann wieder aufbauen musste). Hat auf jeden Fall Spaß gemacht.
Def Leppard: Meine Füße haben schlapp gemacht, daher habe ich die Band nur im Sitzen geschaut (Tribüne bzw. in der Menge). Etwas schade, da ich deren Glam Metal eigentlich ziemlich geil finde und auch viel von der "Hysteria" (eine DER Vorzeigeplatten in dem Genre) gespielt wurde.
Sabaton: Mangels Kontrastprogramm und weil meine Mitfahrer alle große Fans sind, habe ich mir auch diese Band nochmal gegeben. Ich war tatsächlich überrascht, dass man sich einige Songs tatsächlich schönhören kann (trotz Power Metal), auch bei der Show wurden keine Gefangenen gemacht: Das Bühnenbild mit Panzer und Schutzwall kann sich schon sehen lassen und es gab Pyroeffekte en masse. Bei einigen Songs wurde die Band sogar von einem uniformierten "Great War Choir" begleitet (wovon ich akustisch leider nicht viel gehört habe). Von der ganzen Kriegsthematik in den Texten kann man halten, was man will. Mein Fall ist es auch nicht. Zudem sieht der Sänger in seinem bescheuerten Outfit immer noch ein wenig wie Kollegah aus, dessen leicht dümmliches Grinsen ich immer so interpretiere, dass er gar nicht fassen kann, wie viele Leute diesen Quatsch tatsächlich abfeiern.
KISS: Keine Ahnung, ob das unter guilty pleasure fällt, aber ich steh ja echt auf die Mucke. Mein Körper hat zwar nein gesagt, aber im Endeffekt bin ich dann doch wieder bis zum Schluss geblieben. Schuld daran ist diese komplett wahnsinnige Show, die einfach seinesgleichen sucht: Bewegliche Podeste der einzelnen Bandmitglieder, liebevoll gestaltete Videoscreens mit neuem Theme zu jedem einzelnen Song, Pyro, Flammen, Feuerwerk, Konfetti, dazu noch klassische Merkmale jeder KISS-Show wie den blut- und feuerspuckenden Gene Simmons, der Ausflug von Paul Stanley zur Stage in der Crowd usw. Jedes Bandmitglied verkörpert einen eigenen Charakter, was man dann auch in den entsprechenden Ansagen merkt. Klar ist alles komplett durchgeplant, nichts wird dem Zufall überlassen und Gene lässt auf jeden Fall ein paar Mal zu häufig seine dämliche Zunge raushängen. Aber alle 10 Jahre kann man sich sowas schon mal geben. Und die ganze Show würde sofort in sich zusammenfallen, hätte die Band nicht ein unglaubliches Repertoire an Hits aus allen Dekaden, auf die sie zurückgreifen kann. Der Auftritt hat mächtig Spaß gemacht und war ein wunderbarer Festivalabschluss.

Insgesamt war es auch dieses Jahr wieder ein sehr schönes Festival, auch wenn ich es bei der Bandfülle diesmal etwas übertrieben habe :lol: Nächstes Jahr steht auf jeden Fall wieder als fester Termin im Kalender!

Top 5:
1. Refused
2. Cult of Luna
3. Power Trip
4. Gojira
5. können die anderen tollen Gigs unter sich ausmachen

mattkru
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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Mi 10. Jul 2019, 11:53

Sehr schöne Berichte zum Vainstream, Full Force und Graspop. So langsam wird dieses Forum doch cool!
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Saeglopur » Mi 10. Jul 2019, 12:00

mattkru hat geschrieben:
Mi 10. Jul 2019, 11:53
So langsam wird dieses Forum doch cool!
Einfach puh. :oops:

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Quadrophobia
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Quadrophobia » Mi 10. Jul 2019, 12:04

mattkru hat geschrieben:Sehr schöne Berichte zum Vainstream, Full Force und Graspop. So langsam wird dieses Forum doch cool!
Die coolen Teile verpasst du nur immer, wenn du mal wieder weg bist :)

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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Mi 10. Jul 2019, 12:38

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 10. Jul 2019, 12:04
mattkru hat geschrieben:Sehr schöne Berichte zum Vainstream, Full Force und Graspop. So langsam wird dieses Forum doch cool!
Die coolen Teile verpasst du nur immer, wenn du mal wieder weg bist :)
Mitgelesen hatte ich die ganze Zeit.
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 10. Jul 2019, 12:59

Schöner Bericht defpro. Da sind einige Sachen bei, wo ich mal reinhöre!

Bzgl. Cult Of Luna: Salvation ist eines DER Alben schlechthin wenn es darum geht, gleichzeitig schwer und wunderschön zu klingen. Die Gitarrenriffs darauf... :herzen2:

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Do 11. Jul 2019, 09:17

Ich war am Wochenende auf dem Ieperfest im namensgebenden, belgischen Städtchen nahe der französischen Grenze. Der Veranstalter hatte nach dem letzten Jahr finanzielle Probleme und so gab es eine erfolgreiche Crowdfounding Kampagne. Man hatte auch angekündigt, dass es einige Veränderungen geben würde. Die Bühnenanzahl wurde wieder auf zwei reduziert. Dabei wurde allerdings vieles aus dem Line Up gekickt, was mich sowieso nie sonderlich stark interessiert hat. Geblieben ist eigentlich genau der Teil des Line Ups, für den ich dorthinfahre, also für mich persönlich ein klares Plus. Auch der Aufbau hat sich verändert. Festival- und Campinggelände konnten dieses Mal nur über die angrenzende Straße erreicht werden anstatt wie bisher über das Feld, auf dem das Ganze stattfindet. Dadurch musste man etwas länger laufen, was in der Realität eine Steigerung von 100 Meter auf 250 Meter Wegstrecke ist, also vollkommen egal. Das Ganze hat allerdings auch den Vorteil, dass man bei Regen weniger Wege mit Heu bestreuen muss, um diese passierbar zu machen. Alles ist generell etwas geschrumpft, war aber gut besucht. Ich hoffe, dass sich das Festival so gesundschrumpft. Der Campingplatz ist weiterhin unglaublich sauber. Selbst auf den Hauptwegen liegt eigentlich nur in Ausnahmefällen etwas herum. Zusätzlich ist durch die Einführung von Hartplastikbechern auch der Müll auf dem Festivalgelände deutlich gesunken. Die genutzten Kompostklos habe ich so weiterhin noch auf keiner anderen Veranstaltung gesehen. Die Essensauswahl ist groß und alles, was ich probiert habe, war durchweg lecker. Alles ist vegan. Leider auch sehr teuer, man kennt es von den Benelux Festivals. Darüber hinaus habe ich zum ersten Mal bei meinem fünften Besuch die Aftershowparty besucht, die nach dem Headliner im großen Zelt stattfindet. Man bekam zu 90 % das Beste der 80er, 90er und 00er aus allen Genres und 10 % Techno. Die Menge hat es abgefeiert. Nun zu den Bands:


Freitag:

Risk It! - Die ersten beiden Bands während des Zeltaufbaus verpasst. Klang von Weitem allerdings alles andere als spannend. Also Risk It! als Start ins Wochenende, mittlerweile viel zu oft gesehen und sie haben ihren Peak auch schon hinter sich. Show war ganz okay. Standardset, in das die Songs von der aktuellen EP neu integriert wurden. Gab ein paar Singalongs und Bewegung. Solider bis guter Start, aber begeistern wie um 2013 herum wird mich die Band wohl nicht mehr.

Sect - Eine kleine Supergroup, u.a. mit (Ex-)Mitgliedern von Earth Crisis, Catharsisund dem Drummer von Fall Out Boy, der später auch ganz normal am Merch saß und sein veganes Essen verputzte. Sound ist für Hardcore Verhältnisse schon anstrengend. Viel Geballer, viele Taktwechsel, mal guturaler Gesan, mal wird geredet. Merklich von oben genannten Bands beeinflusst, wenn man von Fall Out Boy absieht. Natürlich dadurch auch nicht unbedingt eine Band, bei der das Publikum völlig steil geht, aber auch so war es ein unterhaltsamer Gig.

The Setup - Eine dieser Bands, die ich über die Jahre hinweg viel zu oft gesehen habe ohne sie gut zu finden. Man kam einfach nicht um sie herum und dann steht man bei der letzten Show und fragt sich, wieso zur Hölle man die Truppe um die 10x gesehen hat. Wie auch immer. Es war ein würdiger Abschied. Die Musik ist ganz normaler Hardcore, der kein Bisschen spannend ist, aber es waren doch einige textsichere Leute vor der Bühne und es wurde auch hart gemosht. Das war wohl mehr Publikumsbeteiligung als bei allen anderen Gigs der Band, die ich gesehen habe, zusammen.

Harm's Way - Da war sie, endlich, die erste Show der Band, die ich als gut bezeichnen würde. Guter Sound, eine gewaltätige Crowd und einige Singalongs waren auch drinnen. Die Setlist war auch besser als beim Gig in Bochum. Die letzte, stärker vom Industrial beeinflusste Platte, ist nicht mehr ganz so präsent, der alte, moshlastigere Kram konnte wieder einen größeren Teil einnehmen. Dazu hat der Sänger, der noch nie eine Einheit im Gym ausgelassen hat, seine Stimme deutlich besser unter Kontrolle als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war.

No Turning Back - Der eigentliche Headliner des Tages Comeback Kid wurde von Freitag auf Sonntag geshiftet. No Turning Back waren nur kurzfristiger Ersatz. Unter diesen Umstände eine gute Buchung. Ich hab sie mittlerweile zu oft gesehen als dass ich noch in Begeisterungsstürme ausbrechen würde, aber es langweilt mich auch nicht. Das Set bot alles, was man sich von einem Set der Band erwartet. Die Menge war auch gut dabei. Solider Abschluss.


Samstag:

In Clover - Recht junge Band aus Benelux, die die erste Band war, die die kleine Bühne bespielen dürfte. Diese war am Freitag noch geschlossen. Es war schon einiges los um 12 Uhr. Ein kleiner Heimbonus war sicherlich vorhanden. Es wurde auf jeden Fall hart gemosht und auch, wenn mir der Sound etwas zu stumpf war, war es doch ein unterhaltsamer Start in den Tag.

Gray State - Nächste junge Band. Dieses Mal aus Finnland. Haben ihre Platte über ein deutsches Label rausgebracht und wurden mir mehrfach empfohlen. Leider bleib zum Auschecken der Platte keine Zeit. Sound ging wie bei so vielen neuen Bands in Richtung 90s Metalcore. Die Band macht ihre Sache für ihr Alter sehr gut. Da ist Potential vorhanden. leider wirkten sie auf der großen Bühne von einer kleinen Anzahl an Besuchern noch etwas verloren. Die kleine Bühne wäre besser gewesen.

Raw Peace - Ziemlich punkiger Hardcore. Von diesen Bands, die mich eigentlich nciht sonderlich interessiert haben, wurde die Anzahl deutlich reduziert. Die ein oder andere Band hat es allerdings doch ins Line Up geschafft. Ist schon okay so, solange es die Ausnahme bleibt. Andere Besucher schienen auch deutlich begeisterter als ich.

Chain Reaction - Guter Gig, vielleicht der beste, den ich bisher von der Band gesehen habe, aber das generellen Probleme der Band heißen Congress und vor allem Rise and Fall, die ehemaligen Bands der Mitglieder. Es kommt vor allem beim Sänger zwangsläufig der Vergleich mit den alten Bands auf und da können Chain Reaction leider nicht ganz mithalten.

Guilt Trip - Sind eine moshlastige UK Hardcore Band. Ganz solide, natürlich war auch vor der Bühne einiges los. Kenne einige Leute, die die ziemlich feiern. Schlecht ist es nicht, aber was genau die Band von der Masse abheben soll hab ich noch nicht herausgefunden.

Just Ice - Kanadische Hardcore Band, nicht zu verwechseln mit der belgischen Hardcore Legende Justice. Hätte es ziemlich abgefeiert, wenn die Band ein "Elephant Skin" Cover gezockt hätte, aber dazu kam es leider nicht. Die Band war im Endeffekt eine 1 zu 1 Trapped Under Ice Kopie. Klar, in dem Genre erfindet kaum eine Band das Rad neu, aber hier war es wirklich übel, wie offensichtlich man sich bei den Dudes aus Baltimore bedient hat.

Optimist - Death Metal mit deutschen Texten. Guter Gig, nicht so gut, wie die Release Show in Wuppertal zu Beginn des Jahres. Damals war vor allem die Textsicherheit höher. Das kann man natürlich im Ausland nicht erwarten. Dennoch war es voll und der Sound scheppert auch so ganz gut. War eine feine Sache.

Soul Grip - Die Band hat sich so gut gemacht. Der Schwung hin zum Black Metal ist voll und ganz gelungen. Hier stimmt es einfach. Die Band könnte sogar als Support von Wiegedood oder Amenra auf Tour gehen und würden angenommen werden. Müssten auch dem ein oder anderen hier gefallen, also auschecken.

Ninebar - Noch nie gemocht. Langweiliger Hardcore aus London mit zwei Sängern. Schon diverse Male gesehen und ich verstehe weiterhin nicht, wer diese Band abfeiert. Selbst 50 Caliber und Knuckledust gefallen mir da um Welten besser.

Do or Die - Eine ältere und in meinen Augen auch eine der schlechteren Bands aus Belgien. Kurz reingeguckt. Hätte ich im Nachhinein nicht gebraucht, aber man braucht auch mal Essenspausen.

Redemption Denied - ich war mir damals so sicher, dass die durch die Decke gehen werden im europäischen Hardcore und dann kam nach 2 EPs nichts mehr. Jetzt spielen sie ab und an noch Shows, die immer noch gut und hart sind, so auch dieses Mal, aber die große Euphorie ist verschwunden. Spannend, dass auf dem Ieperfest von einem anstehenden Album abgekündigt wurde. Ich bin gespannt, ob der Hypetrain wieder Fahrt aufnehmen kann.

Hangmans Chair - Das Tempo wurde gedrosselt, und wie es gedrosselt wurde. Irgendwo im Stoner und Doom Bereich anzusiedeln wurden lange und vor allem langsame Songs geboten, die aber zumindest bei mir durchaus ankamen. Würde ich mir bei Gelegenheit auch gerne mal solo geben.

Die my Demon - Sind eine Art bessere Version von Do or Die. Aus der Riege der belgischen Hardcore Bands, die ich nicht unbedingt brauche, sind sie noch die besten, aber mehr als okay ist es eben auch nicht. Set war dementsprechend auch okay, mehr aber auch nicht.

Wiegedood - Haben den Auftritt von Soul Grip noch getoppt. Absolut großartige Stunde. Fieses Black Metal Geballer mit ebenfalls fieser Stimme. Die Band weiß, wie man auch währen der langen Passagen unterhält. Es war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Eine der Auftritte des Wochenendes. Groß.

Belgian Asociality - Keine Ahnung, ob das jetzt die belgischen Kassierer waren. Das kleine Zelt war auf jeden Fall gerammelt voll und die Band wurde von der ersten bis zur letzten Sekunde abgefeiert. Soundtechnisch war es allerdings ziemlich mau.

Turnstile - 2014 an gleicher Stelle zum ersten Mal gesehen. Es war nicht so gut wie damals, aber immer noch sehr gut und wohl die Band mit den mit Abstand größten Publikumsreaktionen des Wochenendes. Allerdings mit einer absoluten Katastrophensetlist. Zwei Songs von den EPs und der Großteil von der neuen Platte. Dazu werden bspw. sowohl "Moon" als auch "Blue by You" gespielt. Da würde es auch einer der beiden tun. Man merkt auch der Crowd an, auf welche Songs gewartet wird. Bei den Songs der EP stand das Zelt Kopf, kein Vergleich zu den Songs der letzten Platte. Als letzten Song gab es dann "Gravity", kein "Death Grip", wie kann man kein "Death Grip" spielen? Naja, man merkt, dass die Band etwas anderes machen möchte als zu Beginn, vielleicht auch um ein größeres Publikum anzuziehen. Ich bin gespannt ob es gelingt. Die Shows sind ja weiterhin sehr gut.

Length of Time - Letzter Act im kleinen Zelt. Die Band gehört ebenfalls zu älteren Generation von Benelux Hardcore Bands und spielt nur noch ab und an Shows. Diese hier war grandios. Der Sound ist hart, merklich vom Death Metal beeinflusst, die Stimme des Sängers fies und die Crowd bestand zum Großteil aus gewaltbereiten Mitdreißigern, die für unfassbar harten Mosh gesorgt haben ohne dass Singalongs außen vor blieben. Klasse Gig.

Madball - Joe, war halt ein Madball Set. Man bekommt das, was man erwartet. Nicht mehr, nicht weniger. Ich für meinen Teil habe die Band oft genug gesehen und ein richtiger Fan war ich auch ihn. Man kann ihnen nicht absprechen, dass sie für einige Klassiker gesorgt haben, aber mir sind da andere Acts lieber.


Sonntag:

Hangman - Dies ist mit Abstand der mieseste Slot, den eine Band bekommen kann. 11 Uhr morgens nach der Aftershow Party am Vortag. Das Zelt war nur mäßig gefüllt. Dennoch gab es einiges an Mosh. Solider, moderner Hardcore. Guter Start in den Tag.

Pijn - Guter Gig, vielleicht der beste, den ich bisher von der Band gesehen habe und das trotz der nur 30 Minuten Spielzeit. Das ist zu wenig für den Post-Metal Sound. Beim nächsten mal gerne wieder mehr.

Spirit Crusher - Natürlich kein Vergleich zur Release Show, aber es war trotzdem ein guter Gig. Die Setlist war etwas kürzer, aber dennoch gut. Das Uniform Choice Cover fand ebenfalls wieder seinen Weg ins Set. Ich feier die Band weiterhin. Es gibt momentan nichts Besseres in Deutschland.

Slow Crush - Waren mit ihrem Shoegaze schon auf dem Groezrock eine willkommende Abwechslung. Hier war es ähnlich. Der Gig hat mir sogar noch einen Ticken besser gefallen und die Band könnte auch hier im Forum Gefallen finden.

Trail of Lies - Größte Hardcore Hype Band 2017/2018. Sind jetzt zum zweiten Mal auf Tour und ich muss sagen, dass ich die Mucke schon abfeier, aber es ist und bleibt doch unfassbar stumpfe Mucke, die vom Hype lebt. Natürlich gab es ordentlich Action im Pit und der Bizepsumfang eines jeden Menschen vor der Bühne ist während des Sets sicherlich auch gewachsen. Ich kann aber auch jeden verstehen, der diese Band für den letzten Poserscheiß hält. Egal, ich feier "Fight for Victory" und "Strenght Through Discipline" trotzdem ab.

Uniform - Weg vom Stumpf, hin zum Chaos. In meinen Augen etwas zu wirr und deswegen nicht wirklich überzeugend. Einer der wenigen Acts des Tages, der mir nicht gefallen hat.

Regulate - Ebenso wie Trail of Lies zum zweiten Mal auf Europa Tour. Die Band ist allerdings deutlich grooviger unterwegs, wobei der Mosh nicht zu kurz kommt. Das war ein sehr unterhaltsames Set. Ein neuer Song hob sich etwas von der Masse ab, die Band hat etwas sanftere Töne angestimmt. Turnstile lassen grüßen.

Drug Church - Ich glaube, dass es bei dem Sänger nur zwei Meinung gibt. Entwedert man findet ihn höchstunterhaltsam oder man hasst ihn. Ich gehöre zur ersten Fraktion. Der Typ ist weird und labert nur scheiße, aber es unterhält mich. Die Mucke von Drug Church, dieser Punk/Hardcore Mix, gefällt mir darüber hinaus deutlich besser als seine andere Band Self Defence Family. Überraschend guter Gig.

Poison Idea - Alte Hardcore Band, deren Sound mir absolut nichts gibt. Der Gig hat mich zu keiner Zeit abgeholt.

Leiah - Ging in Richtung Post-Hardcore. Hatte ein paar passable Passagen, aber mehr auch nicht. Hätte ich nicht gebraucht.

Der Weg einer Freiheit - Gute Black Metal Show, wenn auch nicht überragend. Kein Vergleich zu Soul Grip und Wiegedood am Vortag. Highlight war allerdings der kleine Junge, der mehrfach über den vorderen Teil der Bühne hin und herrannte und zum Abschluss immer einen Stage Dive in die Arme seines Vaters vollführte. Früh übt sich.

Higher Power - "This is for the moshers, for the freaks", ca. so ist jede Ansage des Sängers, ultratstumpf, aber solange die Musik weiter so gut bleibt sehe ich da gerne drüber hinweg. Der Sound groovt einfach wie sau, ist aber dennoch moshlastig. Rage Against the Machine sind als Einfluss unüberhörbar. Ein neuer Song wurde gespielt, der etwas ruhigere Töne anschlägt. Auch hier lassen Turnstile grüßen. Sehr guter Gig.

H2O - Grundsolider Gig, hat wie immer Spaß gemacht. Alle Hits bis auf "Thicker Than Water" wurden gespielt. Eine gute, durchweg positive Stimmung im Zelt. Von den Pulikumsreaktionen hätte da durchaus noch mehr gehen können und Toby Morse war auch etwas zurückhaltend für meinen Geschmack, aber trotzdem waren es ganz cool. Toby Morse Sohn durfte auch einen Song an den Drums spielen und bei einem Song das Mikro übernehmen. Leider ist seine Stimme alles andere als schön. Er wird wohl nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten.

Gouge Away - Sind im Moment schwer im Kommen dank des neues von Jeremy Bolm produzierten Albums und u.a. als Toursupport von Thrice und Refused in UK unterwegs. Das ist eine Ansage. Habe bisher nichts reingehört, aber die Show war gut. Angenehm zu hörender Hardcore, kein Standard, deutlich abwechslungsreicher und punkiger als der Durchschnitt und sicherlich auch gemacht dafür, beim Hurricane auf der Red Stage zu spielen. Bin positiv überrascht.

Comeback Kid - Irgendwie ist es dazu gekommen, dass dies der dritte Auftritt der Band im Jahr 2019 ist, den ich geguckt habe. Ich glaube, dass es jedes Mal die gleiche Setlist war. Ansonsten zieht die Band routiniert ihr Ding durch und es finden sich immer Leute vor der Bühne ein, die Spaß haben. So auch an diesem Tag. Es holt mich nur einfach nicht mehr ab.

Battery - Als Toursupport von H2O unterwegs stehlen Battery hier besagter, größerer Band ganz klar die Show. Das Alter vor der Bühne war wieder deutlich höher, dafür war trotzdem einiges los. Sehr positive Stimmung voler Singalongs und Stage Dives. Die Songs der "Only the Diehard Remain" sorgten für ordentlich Alarm in der Crowd. Dazu gab es sehr gute und reflektierte Ansagen des Sängers. Sehr guter Auftritt.

Amenra - Das große Zelt wurde zum Glück etwas abgedunkelt, sodass die Show gut zur Geltung kam. Ansonsten keine Überraschungen. Die Band ist immer großartig, die Crowd war zum Glück ruhiger als erwartet und es war der perfekte Abschluss.


Fazit:
Das Wochenende war deutlich besser als 2018 und ich hoffe, dass das Ieperfest sich auf diese Weise gesundschrumpfen kann. Dafür verzichte ich auch gerne auf die Exklusive Shows. Das Drumherum stimmt sowieso. Wer auf Punk/Hardcore steht und keine Lust auf riesige Crowds oder zugemüllte Zeltplätze hat ist hier genau richtig. Ich kenne kein Festival, welches so sauber ist.
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Finn
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Finn » Do 11. Jul 2019, 18:58

Der Sonntag wäre ja sogar was für mich gewesen mit Pijn, Slow Crush ( :herzen2: ), Drug Church und Gouge Away!

Top-Berichte in letzter Zeit, da schließe ich mich an, sehr spannend zu lesen. :thumbs:

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Re: Festivalberichte

Beitrag von DerAffenmensch » Mo 15. Jul 2019, 10:11

Ich war über das WE beim Stoned from the Underground in der Nähe von Erfurt.

Vorab: Das Lineup hatte mich erst im Großen und Ganzen enttäuscht bis auf ein paar hochkarätige Ausnahmen. Ich kannte viele der Bands einfach nicht oder hatte sie - berechtigt oder unberechtigt sei mal dahingestellt - kaum gehört. Da wir aber immer eine gute Truppe an Leuten dabei haben, wollte ich es mir dennoch nicht nehmen hinzufahren. Zumal ich es dort auch gern mag, weil es eine sehr familiäre Atmosphäre ist und ein tolles Gelände mit See.
Verändert hat sich gegenüber den Vorjahren eigentlich so gut wie nichts, außer dass die Wertmarken, die man zum Bezahlen an den Ständen (außer Merch) braucht, aus Umweltgründen nicht mehr in Plastiktütchen verkauft werden. Find ich erstmal gut. Ist nur die Frage, was mit den Plastikwertmarken nach dem Festival passiert. Stände dürften dieselben wie letztes Jahr gewesen sein: Drei Stände an denen man Platten und Merch von Bands kaufen kann, die nicht beim Festival spielen. Ein Posterstand, ein Softeisstand, ein Schmuckstand, eine Cocktailbar, 2-3 Getränkestände, ein völlig überteuerter Pasta und Pitaladen, ein Essenstand mit vegetarisch/veganem Essen, ein Fastfoodstand mit Burgern, Pommes, Currywurst und Bratwurst und ein (Festival-)Merchstand. Tolle Idee war, dass es eine Second Hand-Abteilung für Merch gab. Und dann war noch der Dude von Demon Pedals mit einem Showcase-Pedalboard da. Toilettensituation war für die männlichen Besucher auf jeden Fall top, was wohl daran lag, dass sich viele an den Bauzäunen erleichtert haben :doof: Die Secus saßen auch gechillt rum und sind immer mal Streife gegangen und haben hier und dort Glasflaschen eingesammelt. Campingground war auch gut organisiert, indem Flächen zum Campen und Parken nebeneinander abgesteckt wurden, was aber natürlich nur eine Zeit lang funktioniert, dem Ganzen aber dennoch eine effektive Ordnung gibt.
Unschön, wenn aber auch verständlich, waren die Polizeikontrollen am Anreise und Abreisetag. Am Mittwoch wurde gefühlt jeder rausgezogen und durfte das Gepäck entpacken. Bei uns kam dann auch der Hund zum Einsatz. Der war allerdings supersüß, wofür es sich dann schon wieder gelohnt hat :herzen2: Die Beamten waren aber alle nett und wollten auch nur ihren Job machen.

Am Donnerstag ging es für mich mit Wyatt E. los. Ich nenne das ganze Mal Psychedelic Drone Doom. Es waren drei maskierte Musiker, die so gut wie nur instrumental gespielt haben. Hat mir richtig gut gefallen und war dann auch gleich die erste kleine Überraschung für mich. Für Fans von Briqueville, die es gern auch mal "verspielter" mögen.
Nach einer Pause am Campingground dann zum letzten Drittel von Weedeater wieder hin. Hat mich erwartungsgemäß unterwältigt. Ich kann nur mit wenigen reinen Doom/Sludge-Bands was anfangen.
Das war aber alles nicht so wild, weil dann mein absolutes Highlight und Live-Premiere für mich kommen sollte: Amenra. Soviel vorweg: Bestes Konzert für mich das Festival über. Ich stand erste Reihe Mitte mit der Gefahr, dass der Sound dort kacke sein könnte. Ich dachte mir aber, umso weiter ich vorne bin, umso weniger Leute labern an den ruhigen Stellen. Naja es war umgedreht: Der Sound war richtig gut. Wirklich sehr gut. Dafür gab es dann doch ein paar Laberer bei den ruhigen Parts, aber darauf hab ich mich schon eingestellt. War sowieso überrascht, dass die gebucht wurden. Ist ja jetzt keine typische Band aus dem Stoner-Metier. Es wurden auf jeden Fall einige Gesichter geschmolzen. Die Gespräche danach haben aber gezeigt, dass wohl nur wenige, was damit anfangen konnten. Die einen sind entweder neue Fans geworden oder man fand sie schlecht. Bei vielen scheint es am Gesang gelegen zu haben. Den ich wiederum aber gerade gut finde. Sei es drum, es wurden viele "Hits" gespielt und dabei auch "Nowena" worauf ich gehofft hatte. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob sie bei manchen Songs ein paar Parts rausgekürzt haben.

Freitag startete ich den Konzerttag mit "Mount Gammaray Burns" im Zelt. Allerdings war es dort so heiß, dass ich es nur die Länge des Bierholens dort verweilen konnte und noch etwas von draußen lauschte. Hat gefallen. Grooviger Stoner, der ordentlich nach vorne geht. Da mich die nächsten beiden Bands beim Reinhören nicht überzeugen konnten, ging es an den See und Camp. War nötig, weil dann ein ziemlich heftiger Sturm und Regen aufzog, der uns erstmal damit beschäftigte unsere 3 Pavillons festzuhalten. Das Programm wurde auch abgebrochen und nach hinten verschoben. Toll, dass die Organisatoren es hinbekommen haben, dass keine Band ausgefallen ist. Es wurde direkt im Wechsel dann Hauptbühne und Zelt bespielt, so dass es keine Umbaupausen gab (Normalerweise spielen erst 2 Bands im Zelt und dann nur noch Hauptbühne).
Ging dann weiter mit Bushfire. Eine der wenigen Bands, die wir alle gut fanden im Camp. Erinnert stark an Black Label Society. Zum Schluss gab es sogar ein Ton Steine Scherben Cover "Macht kaputt, was euch kaputt macht.
Da ich die ganze Zeit dann auf dem Festivalgelände verbrachte, musste ich mir Nashville Pussy anhören. Nicht mein Ding.
Daran schloss der kleine Psychedelic-Block mit Samsaras Blues Experiment und Colour Haze an. Ursprünglich sollten statt Colour Haze The Obsessed spielen. Aber was ist schon eine The Obsessed-Tour, die nicht abgesagt wird. Ich war jedenfalls glücklich über den Ersatz. Beide Bands haben solide ihr Zeug runtergezockt. War ein entspannter Konzertabend, nicht spektakulär, aber auch nicht schlecht.
Ich war dann müde und habe deswegen wohl eines der besseren Konzerte verpasst. Deswegen hier nur kurz der Second-Hand-Bericht über The Great Machine. Ursprünglich für den frühen Abend auf der Hauptbühne geplant, jetzt 1 Uhr nachts im Zelt. Es war wohl total Abriss angesagt: Der Sänger marschierte durch das komplette Zelt, das Schlagzeug wurde abmontiert, ins Publikum gereicht und von diesem dort aufgebaut. Heftige Pits und jede Menge Spass soll es wohl gegeben haben. Der Band hätte nichts besseres passieren können.

Der letzte Festivaltag begann für mich mit Weedpecker. Spielen eine modernere Spielart des Psychedelic-Rocks, also etwas dicker im Sound und weniger verspielt. Hat mir ganz gut gefallen. Gute Band um in der Sonne in den Tag zu starten.
Kaleidobolt wollte ich sehen, aber hab ich dann doch nicht gemacht. Stattdessen ging es mit Somali Yacht Club aus der Ukraine weiter. 2. Festival-Highlight und zweite Band auf die wir uns alle im Camp einigen konnten. Was ist das bitte für ein toller Genre-Mix, den die Menschen da machen? Postrock meets Stoner meets Psychedelic meets Doom. So ungefähr. Kann ich jedenfalls bedingungslos empfehlen. Da die Wege so kurz sind beim Stoned erstmal wieder zum Camp.
Yawning Man ist eine Band, die ich kannte, mit der ich mich aber nie beschäftigt habe. Scheinen eine Art Legendenstatus in der Szene zu haben. Was sich für mich dann auch bestätigen sollte. Wundert mich, dass die nie in Postrock-Gesprächen erwähnt werden. Sehr sphärische Musik. Tolle Überraschung und persönliche Entdeckung.
Mit der Ansage der nächsten Band war dann klar, was passieren sollte und das jetzt Kontrastprogramm geboten wird: "Jetzt ist Schluss mit Hippierock. Lange Gitarrensoli können wir nicht. Jetzt gibt es aufs Maul. Wir sind Mantar aus Bremen." Auch hier war es für mich Livepremiere und sie haben echt abgeliefert. Starke energetische Performance, dass das Duo da abliefert. Und ja die Songs ballern. Sicher nicht Jedermanns Sache, aber ich hab es gefeiert. Haben sich auch durch ihre Hits gespielt und das Publikum hat sich bedankt. Sicherlich nicht das beste Publikum für die Band, aber sie schienen dennoch Spass zu haben. Damit ging für mich das Stoned zu Ende, da ich Smoke Blow rein gar nichts abgewinnen kann. Hab ich auch nicht verstanden warum die den Abschlussspot bekommen.

Hat sich trotz des durchwachsenen Lineups für mich wieder gelohnt. Für 75€ kann man da nicht meckern. Nächstes Jahr bestimmt wieder.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 15. Jul 2019, 10:32

Unschön, wenn aber auch verständlich, waren die Polizeikontrollen am Anreise und Abreisetag. Am Mittwoch wurde gefühlt jeder rausgezogen und durfte das Gepäck entpacken. Bei uns kam dann auch der Hund zum Einsatz. Der war allerdings supersüß, wofür es sich dann schon wieder gelohnt hat :herzen2: Die Beamten waren aber alle nett und wollten auch nur ihren Job machen.
Wenn ich irgendwas über das Festival bislang gelesen habe, dann ging es immer darum, dass an dem Wochenende die örtliche (?) Polizeischule ihren Nachwuchs dort zum "üben" hinschickt. Jedes Jahr und jedes Jahr umso genauer.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von DerAffenmensch » Mo 15. Jul 2019, 11:07

Blackstar hat geschrieben:
Mo 15. Jul 2019, 10:32
Unschön, wenn aber auch verständlich, waren die Polizeikontrollen am Anreise und Abreisetag. Am Mittwoch wurde gefühlt jeder rausgezogen und durfte das Gepäck entpacken. Bei uns kam dann auch der Hund zum Einsatz. Der war allerdings supersüß, wofür es sich dann schon wieder gelohnt hat :herzen2: Die Beamten waren aber alle nett und wollten auch nur ihren Job machen.
Wenn ich irgendwas über das Festival bislang gelesen habe, dann ging es immer darum, dass an dem Wochenende die örtliche (?) Polizeischule ihren Nachwuchs dort zum "üben" hinschickt. Jedes Jahr und jedes Jahr umso genauer.
Es ist definitiv die letzten Jahre intensiver geworden

mattkru
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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Mo 15. Jul 2019, 11:30

Ein Name mit ‚Stoned‘ und ‚Underground‘ ist einfach gleich suspekt.
Vielleicht wäre eine Umbenennung in ‚Upper Class Sobriety‘ ratsam.
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

Gelöschter Benutzer 57

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » Mo 15. Jul 2019, 19:51

Am Wochenende ging es zum vierten mal für mich zum Airbeat One Festival. Mit 195.000 Besuchern an den 4 Tagen gab es einen neuen Besucherrekord. Freitag und Samstag hat es jeweils für 2 Stunden stark geregnet, sonst war das Wetter nahezu ideal.

Gesehen habe ich:

Donnerstag:

Jay Reeve (Q-Dance)
Oliver Heldens (Main)
Netsky b2b Jauz b2b Slushii (Main)
Dynoro (Terminal)
Primeshock (Q-Dance)
Krama (Goa)
Wildstylez b2b Headhunterz (Q-Dance)
Armin van Buuren (Main)
DJ Snake (Main)
Malaa (Terminal)

Freitag:

Blondee & Roberto Mozza (Terminal)
Salvatore Ganacci (Main)
Audiotricz (Q-Dance)
Alan Walker (Main)
Atmozfears (Q-Dance)
Martin Garrix (Main)
Ace Ventura & Astrix (Goa)

Samstag:

Nicky Jones (VIP)
Claudinho Brasil (Goa)
MAKJ (Main)
Neelix (Main)
Danny Avila (Main)
Skiy (Main)
Sebastian Ingrosso b2b Steve Angello (Main)
The Chainsmokers (Main)

Hier erstmal nur einige Bilder von mir, den ganzen Bericht fürs Magazin gibt es dann am Wochenende.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von mattkru » Di 16. Jul 2019, 11:44

Die Bilder sind schon sehr beeindruckend. Ich frage mich nur, wieweit diese Bühnen und Kulissen auch schlechtes Wetter überstehen.
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

Gelöschter Benutzer 57

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » Di 16. Jul 2019, 11:54

mattkru hat geschrieben:
Di 16. Jul 2019, 11:44
Die Bilder sind schon sehr beeindruckend. Ich frage mich nur, wieweit diese Bühnen und Kulissen auch schlechtes Wetter überstehen.
Wie sich dieses Jahr gezeigt hat kommen die Kulissen da ganz gut mit zurecht. Gab ja 2 mal einen richtig starken Guss von jeweils 2-3 Stunden. Stageco verbaut das da schon ordentlich immer.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Di 16. Jul 2019, 11:59

Geile Bilder, miwo. Schon beeidruckend, auch wenn ich die Musik in der Intensität nicht aushalten würde.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Di 16. Jul 2019, 17:31

Ich war gestern auf dem Valkhof Festival in Nimwegen. Das Festival ist nach dem Park benannt, in dem es stattfindet, und kostenlos. Es geht über sieben Tag. Allerdings war für meine Begleiter und mich nur der Montag interessant. Das Festival scheint ein ziemlich großes Ding zu sein in Nimwegen. Es gab bestimmt acht Bühnen, überwiegend DJ Bühnen, auf denen auch lichttechnisch einiges geboten wurde. Sicherlich kein Airbeat, aber für eine kostenlose Veranstaltung beachtenswert. Ansonsten gab es das Übliche an Verpflegung und noch diverse Fahrgeschäfte. Das Publikum bestand zum überwiegenden Teil aus SchülerInnen und Studierenden.
Nach anfänglichen Orientierungsproblemen haben wir irgendwann auch die beiden Bühnen gefunden, auf denen die für uns relevanten Acts spielten.

Cocaine Piss - Den Namen finde ich gut, die Musik leider weniger. An sich ist es irgendwo im Punk Bereich anzusiedeln, etwas rotziger und rougher als üblich. Allerdings war ich nach drei Songs auch durch mit der Stimme der Sängerin. Das war nicht meins.

The Body - Ich glaube, dass es wenige Bands gibt, die noch unpassender für eine kostenlose Veranstaltung mit dementsprechenden Publikum gewesen wären als The Body. Der noisig doomige Sound ist langsam und anstrengend. Dazu das hohe Gekreische des Sängers. Es gibt viele elektronische Spielereien. Zweimal kam zusätzlich ein Mitglied von Full of Hell auf die Bühne und hat Saxophon gespielt, sehr cool. Ich fand es sehr gut, kann aber auch jede Person verstehen, die die Musik als Krach bezeichnet. Es sind auch einige Leute geflüchtet. Bitte beim nächsten mal als Support von Primitive Man rüberkommen, das wäre großartig.

Mouflon - Spielten auf einer kleineren Bühne bei einer Bar. Waren nirgendso vermerkt auf den Spielplänen. Irgendwo im Bereich Death Metal und Hardcore. War ganz in Ordnung, aber auch recht zägig wieder vorbei.

The Psychotic Monks - Psychodelic Rock aus Schweden. Viele Jams, viele Instrumental Passagen. Sind gut angekommen, bei mir auch teilweise, aber über die gesamte Spielzeit von einer Stunde hat es mich nicht vollständig abgeholt.

Full of Hell - Zu Beginn war der Sänger etwas zu leise. Das wurde fix geändert. Danach war alles tiptop und die Band hat gewohnt abgerissen. Der Sound ist einfach nur fies und ich hoffe, dass der Sänger weiß, was er da mit seiner Stimme anstellt und sich diese nicht komplett zerstört. Es ist etwas gruselig, was für Töne der Kerl erzeugen kann. Die Crowd war hier auch deutlich besser drin als bei The Body und es gab eine Menge Bewegung. Ein weiteres Lob gebührt dem Drummer, der eine Höllenarbeit hat bei dem Sound. Bester Gig des Abends.

Zeal & Ardor - Die Band erfährt ja einen recht großen Hype. Hab bisher nie die Zeit gefunden, reinzuhören, aber für lau kann man ja mal ein Ohr riskieren. Die Crowd war voll drin, aber mich hat es nicht abgeholt. Die Black Metal Parts sind für meinen Geschmack viel zu nedrig und vor allem gesanglich hat das Projekt an dieser Stelle für mich schwächen. Die Gospel Seite wird da in meinen Augen deutlich besser abgedeckt. Leider verkommt der Sound dadurch teilweise in ziemlichen Random Rock. Haben es dann auch recht schnell vorgezogen, den Heimweg anzutreten.

Der tag hat sich allerdings dennoch gelohnt. Bei The Body und Full of Hell für lau kann man eigentlicht nichts falsch machen. Werde die Veranstaltung im nächsten Jahr auch im Auge behalten. Bei einem solchen Metaltag gerne wieder.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von LongNose » Mi 17. Jul 2019, 16:32

Gerne berichte ich nachträglich vom Vida Festival dass am ersten Juli Wochenende im spanischen Vilanova i la Geltru stattfand.

Das Ganze fand vom Donnerstag bis Samstag statt. Aufgrund einiger Verzögerungen (unsere Schuld) kamen wir erst später am Abend vor Ort an. Mit dem Zug ab Barcelona dauert die Fahrt ca 50 Minuten, danach mit dem Bus zum Camping. Man wurde dann einer Parzelle zugeteilt und die Zelte konnten aufgeschlagen werden. Das Camping ist auf einer offiziellen Ferienanlage mit Sanitäranlagen, Pool zur Mitbenutzung, Supermarkt auf dem Gelände etc. Froh waren wir dass alle eine Matte dabei hatten, da die Parzellen auf Kieselsteinen waren, keine Wiesenplätze. Ohne Matte wäre wohl noch weniger an Schlaf zu denken gewesen. Ansonsten lief alles eigentlich unkompliziert und die Anlage war sauber und gut besucht.

Um dann auf das Festivalgelände zu gelangen musste man wieder auf einen Bus, längste Anstehzeit war ca 15 Minuten, alles im Rahmen. Der Bus muss allerdings separat bezahlt werden (3 Euro hin-und retour, pro Tag). Die Fahrt dauert dann nochmals ca 20 Minuten.

Gegen 22 Uhr dann die ersten Schritte auf dem Gelände und das Erkunden konnte losgehen. Wermutstropfen war dass wir leider Julia Jacklin und Jose Gonzalez bereits verpassten.
Das wunderschön dekorierte Gelände liess uns dies aber rasch vergessen. Wald mit diversen Lichtern, die zwei Hauptbühnen ausserhalb des Waldes aber immernoch schön eingebettet. Da ich schlecht im Beschreiben bin, seht euch die Bilder an und ihr könnt es euch vorstellen 😉 (am Schluss des Beitrages, Smartphonequalität :oops:)

Nächster Schritt? Bier! Also direkt auf zum ersten Stand. Es gab Estrella Damm, Hauptsponsor. Sonstige Sponsoren waren eigentlich nur bei den Bühnennamen ersichtlich. Symphatisch! Es hiess dann allerdings dass man für Getränke erst Geld in Papiertickets (die verschiedene Farben hatten) umtauschen muss (gilt allerdings nicht für die Essensstände). Gut, kurz zum erklärten Stand, Bons gekauft und dann endlich das erste Bier (3,50 EUR für 4 DL) beim Festival 😊

Was tun? Ja klar, das erste Konzert muss her. Fat White Family auf der Hauptbühne. Mjo, hat mich nun noch nicht wirklich geflashd, kannte die Band aber vorher auch nicht.
Dann kam das erste (nicht erwartete) Highlight. Sleaford Mods. Schon diverses über die Band gelesen, mich allerdings nie mit dem Sound beschäftigt. Was ein Konzert! Wir waren weit vorne, Publikum ging gut mit, und ich stand halt einfach mit offenem Mund da. Die Wucht der Wörter in Verbindung mit den herrlichen Moves war schlicht überwältigend. Puh, wir mussten uns erst kurz sammeln nach dem Gig, neues Bier holen und zu Hot Chip. Die Band habe ich vor 5 oder 6 Jahren zuletzt beim Primavera gesehen. Damals blieb mir allerdings nicht soviel in Erinnerung. Hier hat das wiederum sehr Spass gemacht und die bereits aufkommende Müdigkeit von der Anreise wieder etwas vergessen lassen. Nichs desto trotz verliessen wir das Gelände ca 30 Minuten nach Ende des Sets (war doch auch schon 3.30 Uhr Nachts wieder). Wieder auf den Bus zurück und gegen 4.15 Uhr lagen wir dann im Zelt.

Nachteil beim Campen im Hochsommer in Spanien? Spätestens ab 7 Uhr morgens steht man im Zelt und hält es nicht mehr aus. Der Rest vom Tag bestand aus gammeln und versuchen noch etwas Schlaf zu erhaschen bei einem wenig vorhandenen Schattenplatz am Pool.
Da spanische Festivals bekanntlich erst am Abend starten, war dann unser erster Fixpunkt am Freitag der Auftritt von Kevin Morby (solo) mit Unterstützung seines Cousins an der Trompete. Die beiden bespielten ein kleines Boot dass im Wald aufgestellt wurde. Eine der charmantesten Bühnen die ich bisher an einem Festival gesehen habe. Auch hier das Publikum sehr aufmerksam, klar ab und an wird getuschelt, ich empfand es aber sehr selten als störend. Zwischendurch kam dann noch Katie Crutchfield (Waxahatchee) mit ins Boot und es wurden zwei Cover von Jason Molina gespielt.
Genialer Einstieg.
Dann vor dem grossen Ansturm kurze Essenspause. Sehr Burgerlastiges Angebot, allerdings fand jeder etwas schmackhaftes, ob vegetarisch oder vegan. Preise bewegten sich zwischen 7 und 12 Eur. Qualität war einwandfrei, etwas wenig Stühle zum Sitzen, aber es war auch kein Problem sich irgendwo auf den Boden zu setzen und das Abendessen zu geniessen.
Nun wäre eigentlich Beirut auf dem Programm gestanden. Ich war dann kurz überrascht dass stattdessen Sharon Van Etten auf einmal auf der Bühne stand. Habe mich dann aber an einen Facebook Post erinnert in dem Beirut bereits Shows abgesagt haben und nach kurzer Rücksprache mit einem Spanier vor mir wurde mir die Befürchtung bestätigt und die weiteren Änderungen des Abends mitgeteilt. Man soll ja immer das Positive sehen, hier war es dass Sharon Van Etten, welche sowieso mein Hauptgrund für die Reise war, nun den Beirut Slot übernahm und so 15 Minuten mehr Spielzeit hatte. Ich habe 7 Jahre darauf gewartet die Dame endlich live zu sehen da ich 2014 bei sämtlichen 3 Schweizer Termine nicht in der Gegend war. 2012 auf dem Primavera zwar kurz gesehen aber nur sehr knapp und aus weiter Ferne. Ihr könnt euch meine Gefühle nun ausmalen. 7ter Himmel beschreibt es ganz gut. Da die grossen Bühnen keine Wellenbrecher hatten und man jederzeit ohne Probleme einfach vorne reinlaufen konnte war ich entsprechend einfach nur geflasht. Wunderbare Künstlerin. Mag auch gar nicht mehr dazu sagen, es war einfach nur ein Genuss.
Weitere positive Nebenerscheinung der Beirut Absage war dass sich die Überschneidung Temples vs. Fontaines D.C. auch aufgelöst hatte. Nun den, auf zu den letzteren. Vorfreude war auch nach dem Sharon Van Etten Gig immernoch hoch. Und die Iren haben abgeliefert. Ich bin geneigt zu behaupten dass die überschaubare Meute am toben war. Das Bier floss nur noch so (dank mobilen Bierläufer bei denen man auch bar bezahlen konnte). Grandios. Wechselbad der Gefühle. Bin seit Idles letztes Jahr glaube ich nicht mehr so hart verschwitzt gewesen.
Ich war dann erst einmal geschafft und hab mich nach dem Konzert in Hörweite von Temples erst einmal auf einen Heuballen gesetzt um wieder zu Atem zu kommen. Nach einer kurzen Konversation mit einer netten Dame neben mir dann wieder zu den Freundinnen näher an der Bühne. Temples waren im 2014 bei uns am One of a Million Musikfestival in der Hauptlocation in der knapp 300 Leute Platz haben. Fand ich damals sehr nice, habe die Band aber nicht grösser weiterverfolgt. War daher schon beiindruckt zu sehen dass die hier auf der Hauptbühne vor schätzungsweise 10'000 Leuten abgefeiert werden. War aber echt auch ein sehr solider Auftritt und wieder eine positive Überraschung mehr in meinen Augen.
Ich kann daher mit gutem Gewissen sagen dass dieser Freitag in meiner doch 12 jährigen Festivalhistorie bisher der beste Tag ever war. Hätte ich nie gedacht. Aber das Ambiente, die Emotionen, das angenehme Publikum und ausschliesslich Higlights (Absage Beirut vorneweg) sind noch jetzt allgegenwertig und in den Erinnerungen werde ich gerne no länger schwelgen.
Bei der zweiten Übernachtung auf dem Camping dann auch dazu gelernt und gar nicht erst im Zelt gepennt sondern direkt unter freiem Himmel. Gute Entscheidung.

Dann war auch schon der letzte Tag gekommen. Und es sollte ein weiterer sehr besonderer Moment folgen. Dazu sofort mehr. Es hätte am Nachmittag in einem Beach Club noch zwei Konzerte gegeben, wir haben uns aber entschieden lieber am Pool zu gammeln und Energie zu sammeln anstatt wieder auf den Bus, zurück zum Camping und dann wieder auf den Bus aufs Gelände.
Gegen 18 Uhr dann wieder aufs Gelände, denn es sollte mein 1000stes Konzert folgen (sofern man meiner sorgfältig gepflegten «seen live» Liste trauen kann). Stella Donnelly. Eine von zwei Bands die ich an diesem Samstag wirklich kannte. Und man bin ich froh fiel das 1000ste auf diese Dame. Da wurde alles verköpert was für mich ein Konzert ausmacht und warum ich Konzerte besuche. Enorme Spielfreude, sehr kluge, politische und kraftvolle Aussagen, nachdenkliche Lyrics und nochmal - enorme Spielfreude. Sehr symphatisch, auch meine Mitfahrerinnen war verständlicherweise sehr begeistert. Bei «Boys will be Boys» der von einer Vergewaltigung einer Freundin vor ihr handelt, hat dann passend der Himmel auch kurz seine Schleusen geöffnet. Man war das passend. Und pünktlich zum Songende war der Spuk auch wieder vorbei.
Überglücklich ging es weiter zu der Bootbühne im Wald, Ferran Palau spielte dort seine katalanischen Chansons. War dieses Jahr ebenfalls beim One of a Million Musikfestival, daher wusste ich was mich erwartet. Und obwohl ich kein Wort der Lieder verstand, dieser Mann muss ein Poet sein der einen in einen Zustand der Vollkommenheit und Zufriedenheit versetzt. Dazu natürlich das perfekte Setting auf dieser Bühne.
Die restlichen Bands des Abends kannte ich nicht wirklich. Sind dann einfach auf dem wunderschönen Gelände noch verweilt und haben überall ein bisschen was aufgeschnappt, ob spanischer Alternative Rock à la Nacho Vegas, Spanischer Pop von Cariño , Altherrenindie von The Charlatans und zum Abschluss eine Prise Ska von Madness. Richtig überzeugen konnte mich davon nichts mehr. Zu perfekt war der Freitag und die ersten beiden Bands am Samstag.

Wir haben für das 3 Tagesticket inkl. Camping 120 EUR bezahlt. Für 2020 ist Destroyer bereits bestätigt und Early Birds sind derzeit im Verkauf für 65 EUR (ohne Camping). Für Leute die lieber in Barcelona übernachten, es fuhr jede Nacht um 3.30 Uhr ein Extrazug. Wann man aber dann das Gelände effektiv verlassen muss um mit dem Bus rechtzeitig am Bahnhof zu sein kann ich nicht beurteilen. Die Busshuttles zum Camping fuhren regelmässig und bis auf den ersten Abend musste wir nie länger als 10 Minuten anstehen.
Es gibt eigentlich keine Negativpunkte. Alles super organisiert, eine grosse Kinderecke inkl Konzerte extra für die Kleinen, oder von Jugendlichen war auch vorhanden. Einzig warum man für Getränke Papierbons kaufen musste (da für Essen und die mobilen Bierläufer Barzahlung möglich war), die auch noch jeden Tag eine neue Farbe hatten bleibt mir bis heute schleierhaft. Man musste dann nämlich wenn man Bons vom Vorabend übrig hatte, diese wieder in die neue Farbe umtauschen beim Stand. Ich verstehe denn Sinn dahinter nicht, evtl. Jemand von euch?
In diesem Sinne, wenn man keine anderen Probleme hat als Getränkebons, kann es wohl nur eine runde Sache gewesen sein und bei ähnlich tollem Line Up wird das auch gerne wieder einmal besucht. Ich denke eine Empfehlung muss ich nicht mehr aussprechen, der Bericht wirkt hoffentlich als solche.

Bilder:

Eingangsbereich
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Eingang und Ausgang Wald
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Kevin Morby auf der "Bootbühne"
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Essensbereich
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Temples auf der Hauptbühne
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Stella Donnelly auf der zweiten Hauptbühne
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Sonstige Impressionen
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Falls jemand Lust hat den Bericht ins Magazin aufzunehmen und gegebenenfalls etwas auszuschmücken, umzuformulieren, lesefreundlicher zu machen, feel free :wink:
Ehemals: IndieDance
http://ooam.ch/

Gelöschter Benutzer 57

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » So 21. Jul 2019, 19:56

Mein Bericht fürs Magazin vom Airbeat:

https://magazin.festival-community.net/ ... t-du-hindu

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Re: Festivalberichte

Beitrag von therewillbefireworks » Mo 22. Jul 2019, 16:54

Dass Kritik über die Aktivierungsgebühren geäußert wird, können wir nicht nachvollziehen. Der Anbieter des Bezahlsystems lebt schließlich auch nicht von Luft und Liebe.
Und warum soll ich dafür bezahlen, dass dem Veranstalter Bargeld nicht effizient genug ist/er sich dadurch einen hoeheren Umsatz erhofft? Obendrein finde ich es noch nervig, mir Geld auf einen Chip laden zu müssen und Geld dafür bezahlen zu müssen, Geld ausgeben zu koennen.

Ansonsten liest sich der Text für mich wie eine Werbeanzeige für das Festival.
¯\_(ツ)_/¯

Gelöschter Benutzer 57

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » Mo 22. Jul 2019, 17:27

therewillbefireworks hat geschrieben:
Mo 22. Jul 2019, 16:54
Dass Kritik über die Aktivierungsgebühren geäußert wird, können wir nicht nachvollziehen. Der Anbieter des Bezahlsystems lebt schließlich auch nicht von Luft und Liebe.
Und warum soll ich dafür bezahlen, dass dem Veranstalter Bargeld nicht effizient genug ist/er sich dadurch einen hoeheren Umsatz erhofft? Obendrein finde ich es noch nervig, mir Geld auf einen Chip laden zu müssen und Geld dafür bezahlen zu müssen, Geld ausgeben zu koennen.

Ansonsten liest sich der Text für mich wie eine Werbeanzeige für das Festival.
Mag vielleicht so rüberkommen, aber gerade gute Kritik ist ja in der Regel immer Werbung.

Und das mit dem Bargeldlosen Bezahlen auf Konzerten und Festivals ist gerade auf Electro Festivals doch inzwischen Standard und hat eigentlich nur Vorteile. Egal ob Sonne Mond Sterne, Parookaville, Tomorrowland, Electric Love oder generell Konzerte und Festivals in Schweden. Dort wirst du nirgends mehr Bargeld sehen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Max-Powers » Mo 22. Jul 2019, 17:47

miwo hat geschrieben:
Mo 22. Jul 2019, 17:27
therewillbefireworks hat geschrieben:
Mo 22. Jul 2019, 16:54
Dass Kritik über die Aktivierungsgebühren geäußert wird, können wir nicht nachvollziehen. Der Anbieter des Bezahlsystems lebt schließlich auch nicht von Luft und Liebe.
Und warum soll ich dafür bezahlen, dass dem Veranstalter Bargeld nicht effizient genug ist/er sich dadurch einen hoeheren Umsatz erhofft? Obendrein finde ich es noch nervig, mir Geld auf einen Chip laden zu müssen und Geld dafür bezahlen zu müssen, Geld ausgeben zu koennen.

Ansonsten liest sich der Text für mich wie eine Werbeanzeige für das Festival.
Mag vielleicht so rüberkommen, aber gerade gute Kritik ist ja in der Regel immer Werbung.

Und das mit dem Bargeldlosen Bezahlen auf Konzerten und Festivals ist gerade auf Electro Festivals doch inzwischen Standard und hat eigentlich nur Vorteile. Egal ob Sonne Mond Sterne, Parookaville, Tomorrowland, Electric Love oder generell Konzerte und Festivals in Schweden. Dort wirst du nirgends mehr Bargeld sehen.
Warum holt sich der Anbieter des Bezahlsystems sein Geld nicht vom Veranstalter (bspw. in Form einer Umsatzbeteiligung)? So läuft das bei EC- und Kreditkartenbezahlsystemen ja auch.

Es mag Gründe geben warum er das nicht macht, aber aus einem Quasi-Monopol bzw. der Not der Leute etwas nutzen zu müssen, weil es keine Alternativen gibt Geld zu machen, ist schon auf Autobahnraststätten und hinter der Sicherheitskontrolle am Flughafen scheiße und wird auch auf Festivals nicht besser (Ja, Rock im Park, ich meine auch dich und deine Gebühren für Wassertoiletten und Duschen auf dem Campingplatz). /Rantende
Zuletzt geändert von Max-Powers am Mo 22. Jul 2019, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von s-nke » Mo 22. Jul 2019, 17:52

Max-Powers hat geschrieben:
Mo 22. Jul 2019, 17:47
Warum holt sich der Anbieter des Bezahlsystems sein Geld nicht vom Veranstalter (bspw. in Form einer Umsatzbeteiligung)? So läuft das bei EC- und Kreditkartenbezahlsystemen ja auch.

Es mag Gründe geben warum er das nicht macht, aber aus einem Quasi-Monopol bzw. der Not der Leute etwas nutzen zu müssen, weil es keine Alternativen gibt ist schon auf Autobahnraststätten und hinter der Sicherheitskontrolle am Flughafen scheiße und wird auch auf Festivals nicht besser (Ja, Rock im Park, ich meine auch dich und deine Gebühren für Wassertoiletten und Duschen auf dem Campingplatz). /Rantende
Sehe ich ganz genau so. Es spart doch v.a. der Veranstalter dadurch Kosten, dass Bargeld eingespart wird. Man muss beim Airbeat also Gebühren bezahlen, um irgendwas auf dem Festivalgelände sehr überteuert bezahlen zu dürfen? Na klasse!
Staring into space with no look upon my face.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Max-Powers » Mo 22. Jul 2019, 17:54

HIer stand Quatsch ...
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