Erstmal danke an MairzyDoats und Quadro für die obigen Peterson-Beiträge. Das schöne ist: Sie klären auf, nämlich warum man ihm nicht auf den Leim gehen sollte.
Ich weiß nicht, woher du diese allgemeinbehauptungen über Frauen her hast, deshalb lass ich sie mal außen vor.
Ich weiß nicht, welchen Teil du genau meinst, aber es ist natürlich schade, dass du ein Großteil meiner Punkte nicht betrachtest, weil sie nicht in deine Aussagen passen. Sag mir doch bitte konkret, was du meinst, dann liefere ich dir Quellen, die du dann nicht außen vor lassen musst.
Das Problem liegt ja aber schon viel tiefer: Arbeitsteilung bedeutet seit der Industrialisierung Geschlechterteilung. In deren Frühphase hatte dieses Verhältnis Gründe, die aber spätestens nach dem Übergang in eine Dominanz des tertiären Sektors größtentes obsolet wurde, und hauptsächlich gesellschaftlich reproduziert wird. Das hat zwei Kernfolgen.
Dieser Übergang ist weniger alt, als man denkt: Ich bin ja nach wie vor der Ansicht, dass es Großteil des Mangels an Führungspositionen bei Frauen in "großen" Unternehmen nach wie vor daher kommen, dass diese aus dem Industriesektor entstammen, da hast du historisch mehr Männer und dann noch, was eben die wirtschaftliche Orientierung angeht. So weit übrigens, so Peterson.
Nur weil das so ist, heißt das allerdings nicht, dass es so bleiben muss. Ich bin der Ansicht, dass das Verhältnis sich im Laufe der Jahre insofern entwickeln wird, wie die Absolventenzahlen der entsprechenden Jahrgänge es hergeben. Sprich, es gibt dafür keine naturgesetzliche Ordnung, sondern lediglich im Laufe der Jahrhunderte entstandene "Tradition" und die kann und sollte man aufbrechen. Was ich dabei allerdings nicht befürworte, ist Zwang, dafür bin ich zu sehr liberaler "der Markt macht das schon"-Mensch.
1. Gesellschaftlich ist es üblich geworden, dass Frauen implizit gezwungen werden, un- oder schlechtbezahlte Arbeit zu verrichten. Das fängt bei gesellschaftlichen Anforderungen an Mütter an und geht bis zur Ausbeutung sozialer Verantwortung in der Medizin, Pflege und Sozialarbeit.
Das dürfte dem entsprechen, was du vorher meintest: Wenn Männer in bestimmte Berufe gehen, wird die Bezahlung besser. Allein der Umstand, dass unter den schlechtbezahltesten Jobs überhaupt einige reine Männerberufe zu finden sind, widerlegt diesen Punkt eigentlich schon.
2. Geschlechterrollen reproduzieren sich in der Erziehung. Es mag biologische Unterschiede geben, die gewisse Vorprägungen bedingen, diese aber als Grubdlage für die fast schon dichotome Behandlung von Jungs und Mädchen zu nehmen, führt halt zu gewissen Pfadabhängigkeiten. Es ist vermutlich unmöglich zu sagen, wie sehr diese soziale Konstruktion vorprägt, jedoch kann man berechtigt vermuten, dass einen Zusammenhang zwischen steigenen Studentinnenzahlen in MINT und Ingenieursfächern und einem Abbau von geschlechtlichen Normrollen gibt.
Absolut. Das folgt ja meiner Ansicht, dass (verkürzt) A zu B führt. A sind in dem Falle die (sehr sehr breiten) Punkte, die Frauen bewegen, nicht in MINT-Fächer (und, wie genannt, "harte" BWL und VWL) zu gehen. Ich sage ja: Lass uns die Vorraussetzungen schaffen, dass A unabhängig vom Geschlecht gleich ist. Das sind meiner Meinung nach die Zutrittsmöglichkeiten und ebenfalls bin ich der Ansicht, dass wir da im Vergleich zu von vor 20/30 Jahren sehr sehr viel weiter sind. Nicht durch Zwang, sondern durch Freiheit in der Wahl, bzw. indem Zwänge (schaut euch allein mal an, was Ehefrauen in den 1970er Jahren noch alles nicht durften) massiv abgebaut wurden. Mit der Freiheit, sich Studium etc. aussuchen zu können und Anreizen für Frauen, genau in diese Studiengänge zu gehen, kommt man, so denke ich, sehr viel weiter, als mit dem Gegenteil. Warum sitzen denn z.b. keine Ostdeutschen (Männer) in Vorständen? Weil diese bis vor 20-30 Jahren eben nicht entsprechend ausgebildet wurden. Das wird in kommenden Generationen anders aussehen.
Das Gegenteil ist für mich eben, einfach mal an B zu drehen, dass heißt, das Ergebnis so zu erzwingen, wie man es gern hätte. Hier kommt die allseits beliebte Frauenquote in Vorständen zum tragen, aber ebenso Aspekte wie das, was in Brandenburg zur Wahl 2020 beschlossen wurde. (Wenn du in einer Partei eben nur 15 % Frauen hast, kannst du nicht 50% Frauen zu einer Wahl aufstellen und es ist auch ein bestimmtes Zeichen, wenn bei Nazikram eben keine 50% Frauen mitmachen wollen). Ich bin darüber hinaus auch der Ansicht, dass wenn du eine Gleichberechtigung der Zugangswege schaffst und dann immernoch die Entscheidung vieler, vieler Menschen (Frauen) in die Richtung geht, diesen Zugangsweg nicht zu nutzen, sondern statt dessen etwas anderes zu machen, dass sollte man das eben auch so akzeptieren. Es ist z.b. eine spannende Frage, warum Frauen eigentlich so gut wie nie Versicherungsvermittler werden, obwohl hier jedem alles frei zugänglich ist? Eine (selbst bezahlte) Prüfung bei der IHK und los gehts!
"Und es ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, dass Frauen in Tech-Berufen und auch schon in der Laufbahn dahin von Mitarbeitern, Mitstudenten, Dozenten diskriminiert werden und so im Grunde direkt wieder rausgeekelt werden"
Das sehe ich so z.b. nicht so. Dazu sind allein die "Anfängerquoten" für diese Studiengänge bereits zu niedrig. Wenn du dazu irgendeine Quelle hast, dann her damit. Das würde ja bedeuten, dass Frauen überdurchschnittlich oft diese Laufbahnen abbrechen.
Gegen dieses mutmaßliche Entzerren hab ich mich ja oben schon positioniert. Dazu nur noch: es kann eben keine Debatte über unfaire Bezahlung geben, die nicht eine der Kernungleichheiten adressiert.
Was meinst du damit?
Ich geh bei vielem was ihr schreibt ja sogar mit. Aber die Gender Variable kann man nicht aus diesem Nexus streichen. Ich hab das Gefühl, dass hier viel von Grundannahmen abgeleitet wird, die eben keine Grubdannahmen sind, sondern schon Verhältnisse. Und wenn man in irgendeiner Art über Arbeitsteilung spricht (und jede Verdienstdebatte tut das) dann muss man eben über Geschlecht sprechen, weil diese Variable eben ein zentraler Denominator der Arbeitsteilung ist. In einem System, in dem es sogar. Staatlich befürwortet wird, dass 50er Jahre Geschlechterrollen bestehen bleiben, kann man diese Variable außerdem noch weniger streichen.
Der Absatz fiel mir schwer zu verstehen. Was willst du damit eigentlich sagen? Das liest sich wie ein wissenschaftlicher soziologischer Fachaufsatz. Ich hab erst verstanden, dass du das nicht besprechen willst, dann doch usw. (siehe auch: "Stattdessen wird die Variable Gender immer wieder rausgenommen und aus der Debatte entführt. Dabei geht es eben gerade um genau diese Variable. Wenn ihr Diskussionen über die schlechte Bezahlung von Pfleger*innen vs. Manager*innen auf einer rein wirtschaftspolitischen Ebene führen wollt, dann tut das von mir aus. Aber eben nicht in einer Debatte, wo es explizit um Gender geht.") Bisschen wenig Unisprache, sondern Verständlichkeit würde an dieser Stelle guttun. Du kannst deine Punkte auch erklären, ohne komplett ins Fachvokabular abzudriften.
Wie dem auch sei, ich hab da mal einen Satz rot markiert von dem ich denke, dass er auf verschiedene Dinge hinauswill: Ehegattensplitting, extreme Bevorteilung von Ein-Verdiener-Familien aus steuerlicher Sicht etc. Das wäre meiner Meinung nach einer der allerersten Punkte, an dem man ansetzen sollte, wenn es in dieser ganzen Diskussion mal um konkrete Maßnahmen geht - was hier übrigens generell nicht passiert.
Wenn du mich fragst, was zudem noch ein extremst wichtiger Punkt wäre, dann ist es das Thema Teilzeit, denn hier gibt es in der Tat ein krasses Missverhältnis. Wie man das auflösen kann, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht würde ein Grundeinkommen helfen, vielleicht eine irgendwie herbeigeführte Umstellung auf 30-Stunden-für-alle (ein Traum!).
Edit: eine unpopuläre Meinung ist das sicherlich nicht. Es ist sogar die weit verbreitetste. Sie ist nur, wie ich hier mehrfach kritisiert habe, wenig reflektiert. (...)aber ich habe den Eindruck, dass hier eine gewissen Naivität bzgl. Des Themas herrscht,(..)
Das ist halt das, was ich, bzw. NeonGolden oben ansprach. Du unterstellst, dass jemand mit einer Gegenposition entweder ahnungslos sei, wenig nachgedacht habe, oder naiv. Das ist in meinen Augen ein großer Fehler. Vielmehr solltest du versuchen zu überlegen, wie jemand, der sich einigermaßen mit dem Thema beschäftigt hat, zu einer anderen Sicht als deiner kommen kann. Dann ist es auch einfacher, seinen Standpunkt darzulegen, wenn man mit dem Gegenüber auf Augenhöhe sprechen will, anstatt alles mit "wer sich richtig damit befasst hat MUSS einfach zu meinen Schlüssen kommen" abzutun. Daraus entsteht dann sonst beim Gegenüber eine gewisse Bockigkeit und das Vergnügen, sich weiter zu beteiligen (nicht nur hier) geht gegen Null.
edit: Gerade nach dem tippen schlägt mir mein Browser das hier vor:
https://www.faz.net/aktuell/beruf-chanc ... 18893.html (ich lese die faz sonst nicht)