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Frauen in der Musik

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otto4
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Frauen in der Musik

Beitrag von otto4 » Mi 2. Mai 2018, 14:56

Die Suche hat leider nichts ergeben, was mich wundert da dieses Thema ja immer wieder aufkommt.

Ich bin auf einen lesenswerten* Artikel gestoßen der das Thema des geringen Frauenanteils auf Festivals aus Verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, u.a. mit einem Interview von Stephan Thanscheidt und Laura Lee (Gurr).

http://www.bento.de/musik/festivals-201 ... e-2173690/
*(Für Bento-Verhältnisse ein guter Artikel)

Dort ist auch eine Übersicht der Frauenanteile auf den Großen Festivals Verlinkt.


Jedenfalls hoffe ich das wir zukünftig aufkommende Diskussionen hierher Verlagern können. :smile:

mattkru
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von mattkru » Mi 2. Mai 2018, 16:00

Es gibt genügend erfolgreiche Sängerinnen: Adele, Lady Gaga, Nicki Minaj, Beyoncé, Rihanna, Dua Lipa, Lorde,...

Aber leider passen die wenigsten davon auf ein deutsches Festival (das gleiche gilt aber auch für männliche Gegenparts wie Bryan Ferry oder David Byrne).

Als Frauenband hätte ich wahrscheinlich auch kein Bock auf das übliche besoffene Asi-Publikum.
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Quadrophobia
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 2. Mai 2018, 16:20

mattkru hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:00
Es gibt genügend erfolgreiche Sängerinnen: Adele, Lady Gaga, Nicki Minaj, Beyoncé, Rihanna, Dua Lipa, Lorde,...

Aber leider passen die wenigsten davon auf ein deutsches Festival (das gleiche gilt aber auch für männliche Gegenparts wie Bryan Ferry oder David Byrne).

Als Frauenband hätte ich wahrscheinlich auch kein Bock auf das übliche besoffene Asi-Publikum.
Die Frage ist doch eher, warum sie nicht passen. Warum sollte ein Mainstream Festival bspw. nicht auch mal weibliche Popstars buchen? Diesen inhärenten Hass der reaktionären deutschen Festivalbesucher*innenszene gegen Popmusik werde ich nie verstehen.

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SammyJankis
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von SammyJankis » Mi 2. Mai 2018, 16:25

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:20
mattkru hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:00
Es gibt genügend erfolgreiche Sängerinnen: Adele, Lady Gaga, Nicki Minaj, Beyoncé, Rihanna, Dua Lipa, Lorde,...

Aber leider passen die wenigsten davon auf ein deutsches Festival (das gleiche gilt aber auch für männliche Gegenparts wie Bryan Ferry oder David Byrne).

Als Frauenband hätte ich wahrscheinlich auch kein Bock auf das übliche besoffene Asi-Publikum.
Die Frage ist doch eher, warum sie nicht passen. Warum sollte ein Mainstream Festival bspw. nicht auch mal weibliche Popstars buchen? Diesen inhärenten Hass der reaktionären deutschen Festivalbesucher*innenszene gegen Popmusik werde ich nie verstehen.
Wurde nicht bspw. mal 2009/2010 Katy Perry gebucht beim Hurricane/Southside? Ich war selbst nicht da, aber mich würde interessieren, wie viel da los war und wie die Stimmung war.
Viele von den (weiblichen) Popacts würde ich mir auf einem Festival durchaus ansehen, aber die Konzertpreise sind mir viel zu hoch.
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Stebbie
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Stebbie » Mi 2. Mai 2018, 16:46

Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es eine wirkliche Ablehnung gegen weibliche Künstler gibt. Künstler bzw. Bands wie Jennifer Rostock, The Ting Tings, The Subways, The XX und Co. sind doch immer gut angenommen worden. Sie werden halt einfach nur relativ wenig gebucht, weil sie vielleicht auch in einer für das Hurricane sehr wichtigen Sparte, dem Hardcore/Punk/Metal-Bereich, eher weniger vertreten sind (vgl. Download und Rock am Ring).
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Wishkah
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Wishkah » Mi 2. Mai 2018, 16:49

SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:25
Wurde nicht bspw. mal 2009/2010 Katy Perry gebucht beim Hurricane/Southside? Ich war selbst nicht da, aber mich würde interessieren, wie viel da los war und wie die Stimmung war.
Katy Perry war 2009 da, Lorde (weil von mattkru genannt) erst letztes Jahr, hab aber beide selbst nicht gesehen. Man muss dazu aber sagen, dass beide keine allzu hohen Slots hatten, also auch gut vom Publikum "übersehen" werden konnten und wahrscheinlich nicht sehr teuer waren.
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:20
Die Frage ist doch eher, warum sie nicht passen. Warum sollte ein Mainstream Festival bspw. nicht auch mal weibliche Popstars buchen? Diesen inhärenten Hass der reaktionären deutschen Festivalbesucher*innenszene gegen Popmusik werde ich nie verstehen.
Gegenfrage: Warum sollte man weibliche Popacts* buchen? Nur zur Erfüllung fiktiver (Genre-)Quoten? Wenn der Veranstalter sich dadurch keinen Mehrwert verspricht (z.B. bzgl. Ticketverkauf, Zielpublikum etc.), lässt er es halt. Vor allem bei den großen Acts. Die Beispiele von mattkru sind ja fast alle auf Headliner-Ebene, die wahnsinnig viel kosten dürfen und generell einen immensen Einfluss auf den Ticketverkauf haben.

*nicht auf weibliche Acts allgemein, sondern eben konkret auf Popacts bezogen.

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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 2. Mai 2018, 17:07

Wishkah hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:49
SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:25
Wurde nicht bspw. mal 2009/2010 Katy Perry gebucht beim Hurricane/Southside? Ich war selbst nicht da, aber mich würde interessieren, wie viel da los war und wie die Stimmung war.
Katy Perry war 2009 da, Lorde (weil von mattkru genannt) erst letztes Jahr, hab aber beide selbst nicht gesehen. Man muss dazu aber sagen, dass beide keine allzu hohen Slots hatten, also auch gut vom Publikum "übersehen" werden konnten und wahrscheinlich nicht sehr teuer waren.
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:20
Die Frage ist doch eher, warum sie nicht passen. Warum sollte ein Mainstream Festival bspw. nicht auch mal weibliche Popstars buchen? Diesen inhärenten Hass der reaktionären deutschen Festivalbesucher*innenszene gegen Popmusik werde ich nie verstehen.
Gegenfrage: Warum sollte man weibliche Popacts* buchen? Nur zur Erfüllung fiktiver (Genre-)Quoten? Wenn der Veranstalter sich dadurch keinen Mehrwert verspricht (z.B. bzgl. Ticketverkauf, Zielpublikum etc.), lässt er es halt. Vor allem bei den großen Acts. Die Beispiele von mattkru sind ja fast alle auf Headliner-Ebene, die wahnsinnig viel kosten dürfen und generell einen immensen Einfluss auf den Ticketverkauf haben.

*nicht auf weibliche Acts allgemein, sondern eben konkret auf Popacts bezogen.
Das hat mit Quoten erst mal nichts zu tun. Aber Während in den USA, Benelux, UK und vielen Teilen Europas immer mehr (gute) Popmusik auch in Headlinerpositionen vertreten ist, schafst du in DE vielleicht mal einen deutschen Popact nach ganz oben. Und da Pop eins der wenigen Genres ist, in dem Frauen relativ gleichmäßig vertreten und erfolgreich sind, wirkt sich diese Nichtbeachtung natürlich auch auf die Geschlechtergleichheit aus. In DE ist die Festivalszene, insbesondere bei den Majors einfach sehr verschlafen und bucht konservativ. Du hast sicherlich Recht, dass eine Beyonce oder Rihanna nicht erschwinglich wären, ab der Kategorie darunter ist aber sicherlich einiges möglich.
Stebbie hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:46
Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es eine wirkliche Ablehnung gegen weibliche Künstler gibt. Künstler bzw. Bands wie Jennifer Rostock, The Ting Tings, The Subways, The XX und Co. sind doch immer gut angenommen worden. Sie werden halt einfach nur relativ wenig gebucht, weil sie vielleicht auch in einer für das Hurricane sehr wichtigen Sparte, dem Hardcore/Punk/Metal-Bereich, eher weniger vertreten sind (vgl. Download und Rock am Ring).
Da hast du mich glaube ich missverstanden :smile:
Ich glaube nicht, dass Besucher*innen oder Veranstalter*innen kategorisch weibliche Künstler*innen ablehnen, sondern nur solche, die Popmusik machen (und bitte keinen Begriffsstreit mehr, anhand der von mattkru genannten Acts, dürfte klar sein, welche Musik ich damit meine). Das gilt genauso für männliche Popstars, aber durch diesen Ablehnung eines relativ "gleichberechtigten" Genres ist die Quote halt insgesamt mehr durch andere, ungleich verteiltere Genres (Metalcore, Rap, Indie Rock) so wie sie ist.
Zuletzt geändert von Quadrophobia am Mi 2. Mai 2018, 17:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Baltimore » Mi 2. Mai 2018, 17:13

Ich hab außerdem das Gefühl das man mit Popacts in Deutschland einfach mehr Geld mit Hallen/Stadienkonzerten machen kann.
Das betrifft dann natürlich männliche und weibliche Künstler.

Das kommt dann noch zu der 'Es heißt aber doch Rock am Ring'-Mentalität vieler Festivalbesucher dazu.
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Sjælland » Mi 2. Mai 2018, 23:32

2009 waren verhältnismäßig viele Frauen auf den Bühnen beim Hurricane/Southside. Neben Katy Perry auch Duffy und Lily Allen als ähnliche Acts. Gab damals schon auch ne kleine Diskussion im Southside-Forum, aber die war mehr auf den musikalischen "Wert" von "typischer Radiomusik" gerichtet, zumindest meine ich mich dahingehend zu erinnern. Kam aber für die meisten etwas überraschend. Daneben waren weitere Künstlerinnen oder Bands mit mindestens einem weiblichen Mitglied Blood Red Shoes, Nneka, Lykke Li, The Dø, Florence + The Machine, Gogol Bordello, Luis & Laserpower, Pixies, Portugal. The Man, Silversun Pickups, The Asteroids Galaxy Tour, The Sounds, The Ting Tings, The Whip. Auch bei Moby war zumindest beim Liveauftritt eine Sängerin dabei, die Keyboarderin von Bosse war damals meines Wissens nach noch nicht an Bord.

Man war eigentlich auf dem richtigen Weg. Aber ich denke, man kann auch heute ohne Probleme auch bspw. Aurora, Lily & Madeleine oder Dear Reader auf die Bühne stellen. Oder White Lung, Wye Oak, etc., Tegan and Sara waren auch schon mehrfach da. Es würde schon funktionieren, aber man hat wohl ein wenig Angst davor, damit den Gewinn zu schmälern.

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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Taksim » Mi 2. Mai 2018, 23:37

Es ist zum Teil denk ich wirklich ein Problem der Mainstreamausrichtung allgemein. Gerade in Deutschland haben wir da halt die Kraftklubs, Marterias, Caspers, Straßenbanden und co. Wenn man nicht Silbermond, Julia Engelmann oder Glasperlenspiel buchen will (immerhin!), wird es in den Spitzen des deutschen Mainstreams halt eng.
Im Indie-Sektor könnte man viel mehr Frauen buchen, na klar, aber dann müsste man halt mehr Indie buchen.

Dass man sich an die internationalen, weiblichen Größen nicht rantraut verstehe ich auch nicht.
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Stebbie » Do 3. Mai 2018, 09:47

Sjælland hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 23:32
Es würde schon funktionieren, aber man hat wohl ein wenig Angst davor, damit den Gewinn zu schmälern.
Und gerade das ist für mich der springende Punkt an der Sache, bei dem ich auch bspw. mit Camp Cope, die diese Debatte ganz offensiv führe, nicht übereinstimme. Es ist schwer solche Maßstäbe an privatwirtschaftliche Unternehmungen anzusetzen, denn natürlich kann sich FKP hinstellen und sagen, dass sie jetzt Florence + The Machine, Lorde und Björk in Spitzenpositionen buchen und zudem die Popsparte stärker bedienen, wo dann auch mehr weibliche Künstler präsent sind. Letzten Endes kann es FKP (stellvertretend für jeden anderen Veranstalter) aber nur darum gehen, dass es sich am Ende rentiert und angenommen, dass sie mal wirklich ein Festival mit stark weiblicher Prägung buchen und sich das dann wirklich schlecht verkauft, dann können sie sich von dem Applaus der Szene letzten Endes auch nichts kaufen - Kritik ist zwar wichtig, manches mal aber auch sehr einfach, wenn man nicht selber in der Position ist, das Risiko zu tragen.

Vielleicht klappt das tatsächlich, aber da bin ich ganz bei Robin, dass ich den deutschen Musikmarkt derzeit nicht soweit sehe, auch wenn ich nicht sagen würde, dass die Garage/Indie-Schiene ein Problem an weiblichen Künstlern hat. Ich würde mich zumindest schwer tun jetzt eine Hand voll 'relevante' und interessante weibliche Künstler bzw. Bands mit weiblicher Note aus dem weiteren Indiebereich aufzuzählen. Internationale Festivals wie das Primavera oder Glastonbury zeigen aber, dass man da hinreichend ausgewogene Lineups auf die Beine stellen kann, bedienen aber auch einen etwas anderen Markt, während sowas in Deutschland wohl nur bei kleineren Nieschenfestivals wie dem Haldern Pop, Reeperbahn Festival oder Melt! funktioniert. Aber wenn man sich anschaut, was gerade die letzten 3-4 Jahre an wirklich spannenden weiblichen Künstlern gekommen ist, dann denke ich auch, dass sich das langsam verschieben könnte.
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von tOmAtE » Mi 9. Mai 2018, 11:47

mattkru hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:00
Als Frauenband hätte ich wahrscheinlich auch kein Bock auf das übliche besoffene Asi-Publikum.
Warum schließen sich Frauenband und Asi-Publikum denn aus?
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von mattkru » Mi 9. Mai 2018, 11:55

tOmAtE hat geschrieben:
Mi 9. Mai 2018, 11:47
mattkru hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:00
Als Frauenband hätte ich wahrscheinlich auch kein Bock auf das übliche besoffene Asi-Publikum.
Warum schließen sich Frauenband und Asi-Publikum denn aus?
Weil meiner Meinung nach viele Frauenbands sich in der Tradition der Riot Grrrl Bewegung sehen und somit eher feministisch, queer und anti-chauvinistisch eingestellt sind.
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hendrik
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von hendrik » Do 10. Mai 2018, 13:02

Wishkah hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:49
SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:25
Wurde nicht bspw. mal 2009/2010 Katy Perry gebucht beim Hurricane/Southside? Ich war selbst nicht da, aber mich würde interessieren, wie viel da los war und wie die Stimmung war.
Katy Perry war 2009 da, Lorde (weil von mattkru genannt) erst letztes Jahr, hab aber beide selbst nicht gesehen. Man muss dazu aber sagen, dass beide keine allzu hohen Slots hatten, also auch gut vom Publikum "übersehen" werden konnten und wahrscheinlich nicht sehr teuer waren.
Katy Perry funktionierte damals super. Sie wurde genau zur richtigen Zeit gebucht, als sie mit Hot N Cold durchgestartet ist, dementsprechend voll war es auch. Alle sprangen bei dem Song rum, so dass es einem Erdbeben glich.
Die Buchung von Katy Perry war damals aber auch mehr eine strategische Buchung. Sie war beim gleichen Promoter wie die Red Hot Chili Peppers und man wollte sich den Promoter und die RHCP warm halten und hatte deswegen Katy Perry gebucht, als sie angeboten wurde. Das wurde damals zumindest so kommuniziert (weiß aber jetzt nicht mehr, ob es noch Marc war, Stephan Thanscheid oder doch Folkert).

Duffy funktionierte hingegen nicht. Es war wenig los und die Stimmung auch eher schlecht, Lilly Allen war so ein Zwischending, war ok aber auch nicht super von der Stimmung und dem Besuch her, wohingegen Lorde wieder prächtig geklappt hat.
Tendenziell glaub ich, dass guter, fröhlicher Pop mit einer Sängerin funktioniert auf einem deutschen Festival. Ist halt nur die Frage, wie der Veranstalter das einschätzt. Die werden halt die Kosten, den Nutzen und das Risiko abwägen.

Sonst hatte sich Kat Frankie zu diesem Thema auch mal geäußert: http://www.katfrankie.com/mussen-alle-mit/

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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von MairzyDoats » Do 10. Mai 2018, 13:49

Ich habe damals vor Katy Perry mitbekommen, dass viele Leute da nur "ironisch" hingehen wollten, um Circle-Pits zu veranstalten. Da kommt dann natürlich unweigerlich trotzdem Stimmung auf. :doof:

War dann auch wirklich ein Highlight, richtig guter Auftritt! Sie hat sich sogar die "DAS IST ABER DOCH EIN ROCKFESTIVAL"-Rufe zu Herzen genommen und ihre Songs dementsprechend angepasst. Kann man sich ja auch zum Teil noch angucken, mache ich immer wieder gerne:
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Tambourine-Man » Fr 11. Mai 2018, 10:33

hendrik hat geschrieben:
Do 10. Mai 2018, 13:02
Sonst hatte sich Kat Frankie zu diesem Thema auch mal geäußert: http://www.katfrankie.com/mussen-alle-mit/
Ich fand die Aktion damals nicht gut (in dem Jahr war ich sogar da).
Das liegt weniger an ihren Argumenten (da bin ich im Kern bei ihr) als an den sonstigen Begebenheiten. Bei sieben Acts ist bei keinem eine Frau dabei. Vielfältig ist das natürlich nicht. Subjektiv ist das für mich aber auch nicht viel besser, wenn bei einem Major auf 70 Bands fünf mit weiblicher Beteiligung. Meiner Meinung nach trifft es hier den falschen, nämlich einen kleinen Veranstalter. Wir reden oft darüber wie schwer es für kleine Veranstalter ist, zu buchen. Und jetzt soll so ein kleines Festival (zu einem wie ich finde recht stolzen Preis) irgendwie versuchen Bands mit weiblicher Beteiligung zu buchen? Der Pool an etablierten Künsterlinnen, deren Zugkraft man gut einschätzen kann ist (leider) recht überschaubar. Ich sehe hier die großen in der Pflicht. Denn die können es sich eben leisten, "mal etwas zu wagen" und Künstlerinnen auf die Bühne stellen, von denen man eben nicht ganz so weiß wie sie auf einem Festival ankommen.
Irgendwie ziemlich ähnlich gelagert wie die Debatte über Frauen im Beruf.

Ich höre inzwischen deutlich mehr Musik mit weiblichem Gesang. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich mich popigerer Musik insgesamt geöffnet habe. Wobei ich auch im Rockbereich inzwischen viele Bands sehe, die mir gefallen.
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Sjælland
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Sjælland » Sa 12. Mai 2018, 11:25

hendrik hat geschrieben:
Do 10. Mai 2018, 13:02
Wishkah hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:49
SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Mai 2018, 16:25
Wurde nicht bspw. mal 2009/2010 Katy Perry gebucht beim Hurricane/Southside? Ich war selbst nicht da, aber mich würde interessieren, wie viel da los war und wie die Stimmung war.
Katy Perry war 2009 da, Lorde (weil von mattkru genannt) erst letztes Jahr, hab aber beide selbst nicht gesehen. Man muss dazu aber sagen, dass beide keine allzu hohen Slots hatten, also auch gut vom Publikum "übersehen" werden konnten und wahrscheinlich nicht sehr teuer waren.
Katy Perry funktionierte damals super. Sie wurde genau zur richtigen Zeit gebucht, als sie mit Hot N Cold durchgestartet ist, dementsprechend voll war es auch. Alle sprangen bei dem Song rum, so dass es einem Erdbeben glich.
Die Buchung von Katy Perry war damals aber auch mehr eine strategische Buchung. Sie war beim gleichen Promoter wie die Red Hot Chili Peppers und man wollte sich den Promoter und die RHCP warm halten und hatte deswegen Katy Perry gebucht, als sie angeboten wurde. Das wurde damals zumindest so kommuniziert (weiß aber jetzt nicht mehr, ob es noch Marc war, Stephan Thanscheid oder doch Folkert).

Duffy funktionierte hingegen nicht. Es war wenig los und die Stimmung auch eher schlecht, Lilly Allen war so ein Zwischending, war ok aber auch nicht super von der Stimmung und dem Besuch her, wohingegen Lorde wieder prächtig geklappt hat.
Tendenziell glaub ich, dass guter, fröhlicher Pop mit einer Sängerin funktioniert auf einem deutschen Festival. Ist halt nur die Frage, wie der Veranstalter das einschätzt. Die werden halt die Kosten, den Nutzen und das Risiko abwägen.

Sonst hatte sich Kat Frankie zu diesem Thema auch mal geäußert: http://www.katfrankie.com/mussen-alle-mit/
Zumindest beim 2009-er Auftritt von Lily Allen auf dem Southside war gute Stimmung. Für viele der erste Act am Freitag, wenn ich es richtig weiß. Das Wetter war eher ungeil, grau, kalt und nass. War selbst etwas überrascht, aber die wurde gut angenommen. Bei Katy Perry hingegen war irgendwer mit einem riesigen, aufblasbaren Penis unterwegs, woran sie ziemlich Anstoß genommen hat.

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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Stebbie » Sa 13. Okt 2018, 12:11

Vielleicht sollte man die Debatte mal an diesen Ort verlagern, da wollte ich mal was aufgreifen, was Metalfan angesprochen hat.
Doch auf jede weibliche Band kommen nun mal mindestens 10 reine Männerbands, das spiegelt sich leider auch in den Line-ups wieder. Vllt müsste man da schon in der Jugendarbeit ansetzen und Mädchen ermutigen Insturmente zu lernen, zu singen usw. Auch zusammen mit den Jungs.
Zunächst glaube ich nicht, dass Mädchen wesentlich seltener eine musikalische Ausbildung erhalten oder Instrumente lernen als Jungs, vielmehr ist es - so würde ich vermuten - in der Folge eine unterschiedliche Entwicklung zwischen Jungs und Mädchen, die dazu führt, dass der Rockbereich im starken Maße männlich geprägt ist. Aber dennoch glaube ich, dass es da draußen viele talentierte weibliche Bands gibt, denen der Durchbruch einfach nicht gelingt - die Frage die sich stellt ist, ob man die als Festival buchen sollte, wenn es doch in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen ist.

Natürlich steht es FKP zu ein Lineup zu präsentieren, in denen Frauen einen wirklich geringen Anteil haben, bis hin zu einer Bandwelle von 25 ausschließlich männlichen Künstlern (Tourmusiker nicht mit einbezogen). Vollkommen legitim, denn FKP trägt am Ende das finanzielle Risiko. Was allerdings bemängelt wird ist, dass es bei FKP entweder eine Bereitschaft existiert, so eine Welle zu präsentieren, oder ihnen das Thema schlichtweg egal ist. Denn auf der anderen Seite gibt es genügend Veranstalter, die eine solche Welle in der Form nicht präsentieren würden, alleine weil es gegen die eigenen Ideale oder das soziale Bewusstsein verstößt. Nochmal sei betont: Es steht FKP zu diesem Thema keine große Priorität zu geben, aber dann muss man auch mit der Kritik leben, kann natürlich (ob geplant oder gezwungen) nachjustieren, aber bislang steht dort ein Lineup, das vor lauter Testosteron platzt.

Gerade als so großem Player wie das Hurricane nun einmal ist wäre es aber auch ziemlich cool, wenn sich FKP bewusst der Thematik widmet und Räume für weibliche Künstlerinnen schafft, denn Festivals sind ein riesiger Multiplikator. Wenn weibliche Künstlerinnen nicht oder nur im geringen Maße auf Festivals präsent sind, dann ist es natürlich auch klar, dass sie oftmals eine kleinere Fanbase als ihre männliche Kollegen haben und somit weniger lukrativ für Festivals sind. Dies betrifft dann auch im besonderen Maße die Szenefestivals, die noch weit stärker von Männlichkeit dominiert sind, wie beispielsweise der Metalsektor, bei denen es mir schlicht zu einfach ist, wenn sie darauf verweisen, dass es nun einmal mehr männliche Bands gibt. Aber auch hier hat man als Festivals die Möglichkeit auf die Szene einzuwirken und Räume für weibliche Künstlerinnen zu schaffen, sei es nun eine Bühne für einen Tag exklusiv weiblich zu buchen. Man kann es sich jedoch ausmalen, wie viele Männer sich getriggert fühlen würden, wenn die Quote statt des 100:0 Männlich mal 0:100 weiblich aussehen würde.

Auch für das Hurricane wäre es eine coole Maßnahme bspw. mal einen Tag auf der Red Stage nur weiblichen Künstlern zur Verfügung zu stellen. Man könnte dort sicherlich problemlos ein attraktives Lineup zusammenstellen und die Befürchtungen von einem Ticketrückgang dürften aufgrund der untergeordneten Rolle dieser Bühne für den Ticketerwerb abgefedert werden - machen wir uns nichts vor, die Bands der Red Stage haben ohnehin keinen entscheidenden Einfluss (zumal niemand weiß, wer dort spielt und wer für eine mögliche weibliche Band nicht gebucht wurde). Das wäre ein cooler und, wie ich finde, konstruktiver Ansatz für die bessere Integration von Frauen in die Welt der Festivals.

Andere Festivals machen es vor und verschaffen Frauen somit auch eine wirklich gute Bühne - und platzieren sie auch stärker im Zentrum der Hörerschaft. Hier finde ich es eigentlich total spannend, was gerade die zahlreichen jüngeren Lo-Fi-Indierock-Künstler erzählen, bei denen immer zu lesen ist, wie wichtig Avril Lavigne für sie war. Sie alle wuchsen natürlich mit den gleichen Künstlern auf wie ihre männlichen Freunde, haben zu Nirvana, Green Day, Neutral Milk Hotel oder später auch den Strokes die Gitarre in die Hand genommen. Avril Lavigne war es aber, die ihnen gezeigt hat, dass man es auch als Frau auf die Bühnen der "Rockfestivals" schaffen kann und der musikallische Weg nicht zwangsläufig im Popsektor enden muss - in ähnlichem Maße haben ja auch Frauen wie PJ Harvey für die etwas ältere Generation eine wichtige Rolle gespielt. Solche Idole sind enorm wichtig, solche können aber auch nur entstehen, wenn ihnen der notwendige Raum gegeben wird.

Daher ist es mir am Ende zu einfach zu sagen: Es ist wie es ist. Hier kann man als Festival auch aktiv werden und zumindest zeigen, dass man Probleme erkennt und zumindest etwas dazu beitragen will, dass solche Schweren zumindest etwas geschlossen werden. Und dazu könnte eben auch gehören, dass man sich selber sagt, dass man einfach eine Welle wie die gestrige zwar veröffentlichen kann, aber einfach nicht will - andere Festivals geben dort den Weg vor.
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von mattkru » Sa 13. Okt 2018, 14:49

Stebbie hat geschrieben:
Sa 13. Okt 2018, 12:11
Dies betrifft dann auch im besonderen Maße die Szenefestivals, die noch weit stärker von Männlichkeit dominiert sind, wie beispielsweise der Metalsektor, bei denen es mir schlicht zu einfach ist, wenn sie darauf verweisen, dass es nun einmal mehr männliche Bands gibt.
Von den bisherigen 11 Bands des Reload Festivals haben vier Bands weibliche Mitglieder.
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Ruby
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Ruby » Sa 13. Okt 2018, 15:13

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SammyJankis
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von SammyJankis » Sa 13. Okt 2018, 19:00

mattkru hat geschrieben:
Sa 13. Okt 2018, 14:49
Stebbie hat geschrieben:
Sa 13. Okt 2018, 12:11
Dies betrifft dann auch im besonderen Maße die Szenefestivals, die noch weit stärker von Männlichkeit dominiert sind, wie beispielsweise der Metalsektor, bei denen es mir schlicht zu einfach ist, wenn sie darauf verweisen, dass es nun einmal mehr männliche Bands gibt.
Von den bisherigen 11 Bands des Reload Festivals haben vier Bands weibliche Mitglieder.
Mich würde an dieser Stelle auch interessieren, inwiefern diese Aussage von Stebbie zutrifft.
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von defpro » So 14. Okt 2018, 13:31

Stebbie hat geschrieben:
Sa 13. Okt 2018, 12:11
Dies betrifft dann auch im besonderen Maße die Szenefestivals, die noch weit stärker von Männlichkeit dominiert sind, wie beispielsweise der Metalsektor, bei denen es mir schlicht zu einfach ist, wenn sie darauf verweisen, dass es nun einmal mehr männliche Bands gibt. Aber auch hier hat man als Festivals die Möglichkeit auf die Szene einzuwirken und Räume für weibliche Künstlerinnen zu schaffen, sei es nun eine Bühne für einen Tag exklusiv weiblich zu buchen.
Nur damit ich das richtig verstehe: Du redest hier von All-Female-Bands bzw. Solokünstlerinnen, die vielleicht mit männlichen Musikern/Produzenten zusammenarbeiten, aber sich als Solo-Künstlerin vermarkten, oder? Gerade (bekannte) All-Female-Bands gibt es doch gar nicht so fürchterlich viele. Wenn man dann noch den bei Szenefestivals eingeschränkteren Künstlerpool berücksichtigt, dann sieht das für mich schon wie eine ziemliche Mammutaufgabe aus. Im Metalbereich kann ich mir z.B. gar nicht vorstellen, dass das aktuell funktionieren könnte. Im Rap-Bereich könnte es aufgrund des großen Anteils an Solokünstlerinnen evtl. bei einer kleineren Bühne und vielen nationalen Künstlern (weil bessere Verfügbarkeit) klappen (Haiyti, Stefflon Don, 070 Shake, Sookee, Fiva, Pilz, Antifuchs oder so).

Auch bei einer Hurricane-Red-Stage stelle ich mir das sehr schwierig vor. Da müssen ja trotzdem bekannte zugkräftige Namen stehen, die darüber hinaus noch in das Festivalprofil passen. Kann ich mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass das funktioniert. Wenn sich die musikalische Ausrichtung etwas ändert, dann könnte es vielleicht klappen, aber schwierig wäre es trotzdem.

Die Idee an sich finde ich super, die Umsetzung würde aber bei kleineren Festivals mit breiter musikalischer Ausrichtung wie dem bereits genannten Sonic City besser funktionieren.

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Stebbie
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Stebbie » So 14. Okt 2018, 19:58

Ruby hat geschrieben:
Sa 13. Okt 2018, 15:13
https://www.wildewesten.be/nl/festival/sonic-city-2018

Geht auch so. 8-)
Ja, absolut! Courtney Barnett ist ja (auch als Labelchefin) eine der wirklich starken Stimmen bei diesem Thema, da es ihr sehr wichtig ist.

Nur damit ich das richtig verstehe: Du redest hier von All-Female-Bands bzw. Solokünstlerinnen, die vielleicht mit männlichen Musikern/Produzenten zusammenarbeiten, aber sich als Solo-Künstlerin vermarkten, oder? Gerade (bekannte) All-Female-Bands gibt es doch gar nicht so fürchterlich viele. Wenn man dann noch den bei Szenefestivals eingeschränkteren Künstlerpool berücksichtigt, dann sieht das für mich schon wie eine ziemliche Mammutaufgabe aus. Im Metalbereich kann ich mir z.B. gar nicht vorstellen, dass das aktuell funktionieren könnte. Im Rap-Bereich könnte es aufgrund des großen Anteils an Solokünstlerinnen evtl. bei einer kleineren Bühne und vielen nationalen Künstlern (weil bessere Verfügbarkeit) klappen (Haiyti, Stefflon Don, 070 Shake, Sookee, Fiva, Pilz, Antifuchs oder so).

Auch bei einer Hurricane-Red-Stage stelle ich mir das sehr schwierig vor. Da müssen ja trotzdem bekannte zugkräftige Namen stehen, die darüber hinaus noch in das Festivalprofil passen. Kann ich mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass das funktioniert. Wenn sich die musikalische Ausrichtung etwas ändert, dann könnte es vielleicht klappen, aber schwierig wäre es trotzdem.

Die Idee an sich finde ich super, die Umsetzung würde aber bei kleineren Festivals mit breiter musikalischer Ausrichtung wie dem bereits genannten Sonic City besser funktionieren.
Ich beziehe mich da eigentlich auf Bands, die einen merklich weiblichen Charakter haben - das sind für mich Bands, die mindestens zur Hälfte weibliche Mitglieder haben oder weibliche Leadvocals, da die einfach eine so zentrale Rolle für Songs und deren Wahrnehmung haben. Darüber kann man sicherlich streiten, gerade weil es Bands wie die Broilers und deren Bassistin ausschließen würde. Nicht zähle ich pers. Tourmusiker, die nicht fest zur Band gehören, da deren Beteiligung eigentlich eher ein Verdienst der Künstler sind, nicht des Festivals, die ja primär die Künstler buchen.

Ich glaube, du machst das Problem bzw. die Aufgabe größer, als es ist. Es geht ja nicht darum, dass ein Szenefestival wie das Wacken (oder sonst eines) eine der Hautbühnen strikt den weiblichen Künstlerinnen vorbehält, sondern eine kleinere Stage. Und dafür 5-10 talentierte Bands zu finden dürfte doch eigentlich keine allzu große Aufgabe sein - es wird ja in Europa nicht nur zwei Dutzend Metalbands mit weiblichen Künstlerinnen geben.

Bei Hurricane sehe ich eigentlich keine Probleme einen weiblichen Tag auf der Red Stage aufzuziehen. Zugkräftige Namen brauchst du auf der Red Stage ohnehin nicht. Das sind Slots, die von Bands wie Emil Bulls, The Hunna oder Johnossi spielen, die vermutlich ohnehin keinen wesentlichen Beitrag zum Kauf eines Tickets leisten. Die Kaufentscheidung basiert wohl eher auf den großen Bands der Green und Blue Stage. Auf dem Niveau der genannten gibt es aber auch ausreichend weibliche Künstlerinnen, die dann wieder für andere Fans mitbringen könnten. Die Bands auf der Red Stage sind in aller Regel Künstler bis zur Größe des Dock's, also ca. 1.500 Personen. Auf dem Niveau gibt es genügend weibliche Acts, die man dann auf die hohen Slots der Red Stage stecken könnte, bspw. Sofi Tukker, Courtney Barnett, Boy oder Chvrches, velleicht sogar noch Haim oder Tash Sultana. Für die Slots vor 19 Uhr wäre es ohnehin kein Problem, da spielen Bands wie The Hunna, Emil Bulls oder Heisskalt. Ob nun die dort stehen oder Künstlerinnen wie Waxahatchee, Snail Mail oder The Breeders dürfte für die Frage des Ticketverkaufs relativ irrelevant sein. Es ist halt eine Frage, ob man es als Veranstalter will.

Ein richtiger Bossmove wäre es natürlich, wenn man eine Künstlerin wie Courtney Barnett (oder meinetwegen auch Kat Frankie, die sich ja auch des Öfteren dazu äußert) einladen würde eine solche Stage zu kuratieren.

Ein Nullsummenspiel, bei dem vor lauter weiblicher Acts auf der Red keine auf Blue oder Green spielen, wäre natürlich auch zu vermeiden.
(c) 26.06.2006

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Tambourine-Man
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Tambourine-Man » Mo 15. Okt 2018, 05:22

Now we are talking :)

So ein Frauen-Tag fände ich sehr spannend. Einfach, weil es das Thema subtil auf den Plan ruft und veranschaulicht. Genremäßig wäre das natürlich sehr bunt. Wenn ich mir dieses Jahr angucke hätte es da beispielsweise Konstellationen wie Amy Shark - Deap Vally - Haiyti - Mø geben können. Ist abenteuerlich, aber warum nicht. Bühnen kann man wechseln.

Was ich mir wünschen würde: Ein Bekenntnis von fkp, dass man sich der Sache bewusst ist, darauf achtet line-ups ausgewogener zu gestalten, wo möglich und vielleicht auch mal einen weiblichen Act einen slot höher ansetzt als sie eigentlich wäre. Und dann auch merkt, dass versucht wird dies in die Tat umzusetzen.

Ein System mit fix X% Anteil jetzt + min. ein weiblicher Head, sehe ich momentan in Deutschland (Ja, ich weiß, Roskilde, Glastonbury etc) nicht als zielführend.
Wenn ich darüber die Tage mit dem Umfeld meiner Hurricane-Gänger gesprochen habe (circa 50% weiblich), hatte ich den Eindruck, dass sich die Frage nach dem Frauenanteil für die meisten bisher noch nie gestellt hatte. Auch wenn das sehr subjektiv ist, denke ich, dass das auch den Großteil des Hurricane-Publikums repräsentiert. Das ist eben der status-quo von dem man ausgehen muss.
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Emslaender
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Re: Frauen in der Musik

Beitrag von Emslaender » Mo 15. Okt 2018, 08:29

2014 gab es eigtl. eine relativ gute Mischung, da gab es am Freitag: Fucked Up, Subways, Arcade Fire auf der Green, the Naked and Famous, the Sounds auf der Blue und Chvrches + Angus & Julia Stone auf der White.

Es spielten Samstags auf der Red u.A. Selah Sue, Lykke Li und The Asteroids Galaxy Tour. Dazu am selben tag Tonbandgerät auf der Green, Lilly Allen auf der Blue.

Sonntags gab es dann auch u.A. Jennifer Rostock, Blood Red Shoes, Rodrigo y Gabriela, Polica, London Grammar und Bonaparte beim Hurricane zu sehen.


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