So, also...
Mank ist gut. Sehr solide, vor allem hervorragende Performances, wenn auch historisch wohl nicht ganz akkurate Erzählung der Entstehung des Skripts von "Citizen Kane". Nicht ganz akkurat, da
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anders als hier dargestellt, Orson Welles wohl durchaus großen Anteil am Drehbuch hatte und nicht nur von Manks Arbeit profitiert hat.
Meine reservierte Reaktion sonst hat eher mit dem Namen Fincher zu tun, von dem ich immer exorbitante Dinge erwarte. Nicht dass er nur Wunderdinge gemacht hätte (The Girl with the Dragon Tattoo fand ich auch "nur" solide, Gone Girl mochte ich sogar sehr wenig), aber das, was großartig ist, ist halt so großartig, dass ich mir auch nicht helfen kann den Standard sehr hoch anzulegen.
Was Mank auch wieder in Erinnerung ruft: Citziten Kane hat nur einen Oscar gewonnen
Der hat so viele Aspekte moderner Filmproduktion eingeführt oder revolutioniert, sei es Schnitt, Setdesign, Kameratechniken, Make Up, dass das ziemlich irre ist.
Was mir als jemand, der sich jedes Jahr super drüber aufregen kann, was bei den Oscars alles schief läuft (gerne ja auch lautstark hier im Forum
) eine schöne Erinnerung ist, wie müßig das ist und vor allem wie wenig das eigentlich für die Filmgeschichte auf lange Sicht bedeutend ist. Legendäre Filme oder Performances können ihren Status durch die Trophäen noch zementieren, wie als
Das Schweigen der Lämmer eine Art Royal Flush hingelegte und die 5 wichtigsten Kategorien absahnte.
Aber viele bedeutsame Filme und Akteure bekommen ihre Anerkennung völlig unabhängig von den Oscars. Im Gegenteil je mehr man die Geschichte aufrollt umso schlechter sehen die Academy und ihre Entscheidungen aus.
Macht euch mal den Spaß und googelt ein paar große Filme und checkt die Oscars. Und dann vergleicht die, die leer ausgingen mit den jeweiligen Gewinnern in denen Jahren. Da gibt es haarsträubende Sachen
Für ein paar, die über die üblichen Verdächtigen wie Di Caprios oder Scorseses lange Durststrecke, wie
The Dark Knight nicht für „Bester Film“ nominiert wurde oder dass
LA Crash über
Brokeback Mountain triumphierte, hinausgehen, gibt's hier eine kleine Auswahl:
- Hitchcock gewann nie einen Oscar
-
Vertigo wurde für "Bestes Setdesign" und "Bestes Sounddesign" nominiert, für nichts sonst
-
2001 wurde nicht als bester Film nominiert
- Stattdessen gewann
Oliver!; Carol Reed bekam für den und nicht für
Der dritte Mann seinen Oscar
- Stanley Kubrick gewann zudem seinen einzigen Oscar "nur" für die Effekte bei
2001
- Thema Kubrick:
The Shining wurde nicht nur komplett nicht für die Oscars berücksichtigt, sondern im Gegenteil für zwei Razzies nominiert (Shelly Duvall und Kubrick himself)
-
Forrest Gump stach sowohl
Pulp Fiction als auch
Die Verurteilten für "Bester Film" aus
-
The King’s Speech stach
Black Swan (!),
Inception (!!) und
The Social Network (!!!) als „Bester Film“ aus
-
Rashomon und
Persona wurden nicht als "bester fremdsprachiger Film" nominiert
- Amy Adams wurde nicht für
Arrival nominiert
- Jake Gyllenhaal wurde nicht für
Nightcrawler nominiert
-
The Lego Movie wurde nicht als "Bester Animationsfilm" nominiert
- Und vlt. der größte Kracher: Art Carney stach sowohl Al Pacino für
Pate II als auch Jack Nicholson für
Chinatown als "Bester Hauptdarsteller" aus
Wer ist Art Carney höre ich euch fragen? Das ist genau der Punkt...
(aber vlt. bin ich da auch ignorant an der Stelle)
Gibt bestimmt noch viel mehr...