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Was lest ihr gerade?

Von Spam bis Gott und die Welt
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Quadrophobia
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Sa 9. Apr 2022, 00:14

Monkeyson hat geschrieben:
Mi 23. Mär 2022, 08:58
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 21. Mär 2022, 21:05
Muss bei Infinite Jest auch mal einsteigen. Ich hab nach etwas mehr als einem Viertel auch das Gefühl, Ständig überfordert zu sein, was mich immer wieder zum Abbruch bewegt. Dafür ist mein Englisch einfach nicht gut genug.
Wäre das auf Deutsch ne Option für dich? Finde das im Literarischen nicht problematisch, zumindest bei fähigem Übersetzer nicht. Wenn man sich anschaut, dass und wie bspw Nicht-Nobelpreisträger Pynchon von Nobelpreisträgerin Jelinek übersetzt wurde.
Jetzt wo ich einmal angefangen habe nicht mehr wirklich. Außerdem habe ich grad bei dieser Art von Roman das Gefühl, mit der Übersetzung geht ein wenig Sprachfinesse verloren. Würde mich in letzterem eines besseren belehren lassen, wenn ich jetzt nicht schon im Englischen drin wäre

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Taksim
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Do 12. Mai 2022, 12:45

Die hier ja auch sehr geschätzte Jennifer Egan hat einen neuen Roman veröffentlicht: The Candy House

Alleine weil er zu fantastisch ist, aber erst recht mit Blick darauf, sollte man "A Visit from the Goon Squad" lesen, da es sich dabei um einen Schwester-Roman handelt, wie sie es nennt.
Ich hab jetzt zwei, drei Kapitel gelesen und bin froh, dass ich erst kürzlich "A Visit from the Goon Squad" erneut gelesen habe. Schon jetzt gibt es einige Querverbindungen, vor allem in Form von Charakteren, die im ersten Buch nur am Rande erschienen und nun zu zentralen Figuren werden.

Man kann es aber (bisher) auch losgelöst davon lesen, da der Kontext, woher die Charaktere sich kennen und wie sie im Verhältnis zueinander stehen, häufig erklärt wird.

Thematisch ist es im Bereich "Speculative Fiction" angesiedelt.
► Text anzeigen
Im Zentrum steht die Funktionsweise und Einflussnahme hochentwickelter Social Media-Algorithmen inklusive Möglichkeiten des Bewusstseins und Erinnerungs-Upload. Es hat einen deutlichen Black Mirror-Einschlag. Mal gucken, wo das noch hinführt.
Die Charaktere sind wieder sehr ganzheitlich und prägnant gezeichnet, was mich ja viel mehr interessiert. An sich hätte ich mich dieses Thema jetzt nicht so gereizt. Aber Jennifer Egan folge ich blind.
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Fr 20. Mai 2022, 12:05

Ich habe The Candy House jetzt beendet. Zunächst mal muss ich sagen, vergesst, was ich im Post zuvor darüber gesagt habe, dass man den auch losgelöst vom Vorgänger lesen kann. Geht vielleicht irgendwie, aber um einen Überblick über das Netz an Charakteren zu behalten, halte ich es jetzt für fast notwendig, die Vorgeschichte zu kennen. Auch so überlegt man manches mal schon woher nochmal Charakter A Charakter B kennt.

Dann haben sich meine Befürchtungen, dass es ein standarddystopischer Roman über die Fänge von Social Media wird, nicht bestätigt. Das hätte mich von Egan auch überrascht, aber zunächst liest es sich so. Das sind dann auch die schleppendsten Stellen, wo die neue Technologie und das damit einhergehende Vokabular erklärt wird. In der nachfolgenden Entwicklung der Geschichte wird dieses Technologie immer wieder in Schlüsselmomenten eingesetzt, nimmt aber keine vordergründige Rolle ein (also nicht die klassische Geschichte eines Protagonisten, der die Verantwortlichen hinter der neuen Technologie zu Fall bringt).
Das hat auch damit zu tun, dass der Roman wenn überhaupt noch fragmentierter als sein Vorgänger ist, sprich es die eine Geschichte eigentlich nicht gibt. Genau wie bei dem ist es mehr eine Aneinanderreihung von Vignetten und Charakterstudien, die immer wieder Querverbindungen aufweisen, aber teilweise thematisch völlig unterschiedlich gelagert sind. Die Charaktere stehen also wieder absolut im Vordergrund, was ich viel angenehmer zu lesen fand als eine Abhandlung über Social Media.
Genau wie beim Vorgänger spielt die Geschichte auf vielen Zeitebenen, allerdings wird für meine Begriffe hier nicht ganz so elegant hin und hergewechselt. Hier wird wirklich mehr gesprungen, harte Schnitte zwischen der Vergangenheit und der nicht so fernen Zukunft, wohingegen bei "A Visit from the Goon Squad" mehr ein zirkulierendes Gefühl entsteht, dass man in der Zeit kreist. Oder die Zeit in einem.
Dazu sind die Charaktere nicht ganz so prägnant und die Geschichten bieten nicht ganz so viel Tiefgang wie in dem Roman (aber der Vergleich ist dann auch ein bisschen unfair). Aber immer noch ein sehr pointiertes, sehr kreatives, und vor allem sehr unvorhersehbares Buch.
Lohnt sich auf jeden Fall wieder!
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Fr 5. Aug 2022, 15:21

Great Circle von Maggie Shipstead

Ein sehr ambitioniertes Werk, das sich sowohl über ein halbes Jahrhundert erstreckt als auch zwischen der Zeitebene und heute hin und herwechselt.
Es geht zum einem um die Pilotin Marian Graves, die entgegen aller Widrigkeiten fliegen will und sich durch ihr enormes Talent irgendwann durchsetzt und in verschiedenen oft durch die Historie geprägten Kontexten unterwegs ist. Danach ist im Laufe des Romans die Umrundung der Welt ihr ultimatives Ziel.
Zum anderen begleiten wir Hadley, eine junge Schauspielerin berühmt für eine YA-Fantasy-Reihe, die in der Öffentlichkeit in Ungnade fällt und mit einer Verfilmung des Lebens von Marian Graves versucht etwas für sie Bedeutsames zu kreieren.

Das Leben von Marian Graves überwiegt hierbei, es ist also nicht genau 50/50 aufgeteilt. Das hat auch seine Berechtigung, da ihre Geschichte einige Haken schlägt, die sie auf verschiedene Plätze der Erde verschlägt. Die Passagen über Hadley sind aber auch so anregend geschrieben, dass man gerne noch mehr über sie lesen würde. Diese Teile des Buches sind ein ziemlich ungeschönter Blick auf die ganze Hollywoodmaschinerie und wie es sich anfühlt in ihren Fängen zu sein.
Die Geschichte um Marian erinnert wiederum in ihren Grundzügen an Anna aus "Manhattan Beach" (könnte also was für dich sein Quadro :wink: ): Eine junge Frau versucht sich zu Zeiten der Prohibition in einem männerdominerten Feld durchzusetzen und kommt dabei auch in Berührung mit dem Gangstergeschäft dieser Tage. "Great Circle" spinnt den Faden dann aber noch viel weiter und baut seine Ereignisse und Charakterentwicklung sehr passend in die tatsächliche Historie ein. Das gleiche gilt für die ganzen technischen Fliegerdetails, die sehr flüssig eingearbeitet sind. Wenn ein Roman so einen klaren Fokus hat, kann es ja manchmal so wirken, als wolle der Autor ganz besonders bewiesen wie viel Recherche er oder sie betrieben hat. Maggie Shipstead gibt aber immer genau die Details, die man braucht und man fühlt sich nie zugetextet mit Fachvokabular.

Ich habe es sehr gern gelesen, vor allem da man in die Geschichte der beiden zentralen Frauen sofort investiert ist.
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Finn
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Finn » So 18. Sep 2022, 18:44

Taksim hat geschrieben:
Di 21. Dez 2021, 12:52
Gerade beendet: We Begin at the End von Chris Whitaker
► Text anzeigen
Danke nochmal für diesen Tipp. Was für ein tolles Buch! Gerade der Schreibstil hat es mir angetan, auch wenn ich mit meinem ADHS da die ein oder andere Information zuerst mal überlesen habe. Die Story wird mir noch länger im Gedächtnis bleiben. Die Filmrechte sind auch schon an Disney gegangen, das kann ich mir mit gutem Casting (Duchess!!) tatsächlich gut vorstellen.

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Taksim
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Mo 19. Sep 2022, 12:30

Finn hat geschrieben:
So 18. Sep 2022, 18:44
Taksim hat geschrieben:
Di 21. Dez 2021, 12:52
Gerade beendet: We Begin at the End von Chris Whitaker
► Text anzeigen
Danke nochmal für diesen Tipp. Was für ein tolles Buch! Gerade der Schreibstil hat es mir angetan, auch wenn ich mit meinem ADHS da die ein oder andere Information zuerst mal überlesen habe. Die Story wird mir noch länger im Gedächtnis bleiben. Die Filmrechte sind auch schon an Disney gegangen, das kann ich mir mit gutem Casting (Duchess!!) tatsächlich gut vorstellen.
Ah, freut mich!
Dass ein Film kommen wird, wusste ich gar nicht, aber ja, das hat richtig Potential. Aber für Duchess müssen sie genau die richtige finden, was für ein toller Charakter!
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von tOmAtE » Do 22. Sep 2022, 15:04

Ich hatte heute bei der Arbeit nix zu tun und hab in meinem Lieblingsmagazin Reportagen einen interessanten Text gelesen: Der Koran aus Saddams Blut - "Es ist eine der letzten Verrücktheiten des irakischen Diktators. Und es ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Schriftsteller und ein Reporter machen sich auf die Suche nach dem mysteriösen Manuskript."

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich Interesse hab mehr zu lernen über den dortigen Raum (naher bzw. mittlerer Osten) - sowohl in der Antike mit dem Beginn der Hochkultur, aber insbesondere auch die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis jetzt.

Daher bin ich auf der Suche nach Büchern, die dort spielen. Also keine reinen Sachbücher, eher historische Ereignisse aber in eine Story verpackt oder so. Kann da jmd was empfehlen oder kennt zumindest was?

Edit: Persepolis als Comic bzw. die Verfilmung davon kenne ich schon ;)
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Quadrophobia
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Do 22. Sep 2022, 15:08

tOmAtE hat geschrieben:
Do 22. Sep 2022, 15:04
Ich hatte heute bei der Arbeit nix zu tun und hab in meinem Lieblingsmagazin Reportagen einen interessanten Text gelesen: Der Koran aus Saddams Blut - "Es ist eine der letzten Verrücktheiten des irakischen Diktators. Und es ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Schriftsteller und ein Reporter machen sich auf die Suche nach dem mysteriösen Manuskript."

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich Interesse hab mehr zu lernen über den dortigen Raum (naher bzw. mittlerer Osten) - sowohl in der Antike mit dem Beginn der Hochkultur, aber insbesondere auch die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis jetzt.

Daher bin ich auf der Suche nach Büchern, die dort spielen. Also keine reinen Sachbücher, eher historische Ereignisse aber in eine Story verpackt oder so. Kann da jmd was empfehlen oder kennt zumindest was?

Edit: Persepolis als Comic bzw. die Verfilmung davon kenne ich schon ;)
Je nachdem wie weit du das fasst, könntest du es mit Drachenläufer von Khaled Hosseini versuchen, schildert recht eindrucksvoll zu verschiedenen Zeitpunkten das Leben in Afghanistan.

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Sjælland
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Sjælland » Do 22. Sep 2022, 15:15

Quadrophobia hat geschrieben:
Do 22. Sep 2022, 15:08
tOmAtE hat geschrieben:
Do 22. Sep 2022, 15:04
Ich hatte heute bei der Arbeit nix zu tun und hab in meinem Lieblingsmagazin Reportagen einen interessanten Text gelesen: Der Koran aus Saddams Blut - "Es ist eine der letzten Verrücktheiten des irakischen Diktators. Und es ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Schriftsteller und ein Reporter machen sich auf die Suche nach dem mysteriösen Manuskript."

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich Interesse hab mehr zu lernen über den dortigen Raum (naher bzw. mittlerer Osten) - sowohl in der Antike mit dem Beginn der Hochkultur, aber insbesondere auch die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis jetzt.

Daher bin ich auf der Suche nach Büchern, die dort spielen. Also keine reinen Sachbücher, eher historische Ereignisse aber in eine Story verpackt oder so. Kann da jmd was empfehlen oder kennt zumindest was?

Edit: Persepolis als Comic bzw. die Verfilmung davon kenne ich schon ;)
Je nachdem wie weit du das fasst, könntest du es mit Drachenläufer von Khaled Hosseini versuchen, schildert recht eindrucksvoll zu verschiedenen Zeitpunkten das Leben in Afghanistan.
Ich lese gerade "Die dunkle Seite der Liebe" von Rafik Schami, das spielt hauptsächlich in Syrien und zeitweise dem Libanon und umspannt eine Zeit vom 19. Jhd. bis zum Ende der 1960er.

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tOmAtE
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von tOmAtE » Fr 23. Sep 2022, 21:36

Danke euch, ich guck da jeweils mal rein :)
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Karo » Mi 28. Sep 2022, 12:13

Als Frau vom Fach blicke ich auf belletristische/popkulturelle Werke hinsichtlich der Zeit 3. Jt. v. Chr. bis 500 n. Chr. eher (über-)kritisch, habe aber Gutes über das Buch "Anna Ina" gehört (Adaption des Inanna-Mythos).

Ansonsten fallen mir noch ganz gut geschriebene (Sach-)Bücher von Fachleuten ein...

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Stebbie » Do 29. Sep 2022, 09:31

Kenne ich auch; klassische Berufskrankheit - aber seit 2-3 Jahren verfolge ich das eher interessiert.

Ich habe aus dem Studium noch Creation von Gore Vidal im Schrank stehen. Einer meiner damaligen Dozenten hat es uns empfohlen und der ist immerhin eine ziemlich Koryphäe auf dem Gebiet des alten Persien. Persien ist hier zwar nur einer der Räume, die behandelt werden, aber der Hauptcharakter ist Perser - ein fiktiver Enkel des Zarathustra und Jugendfreund des Xerxes (oder Dareios?).

Ist allerdings sehr, sehr detailreich und nichts, was man eben so liest. Ich selbst habe auch zwei, drei Anläufe gebraucht.
(c) 26.06.2006

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Benscho94 » Do 3. Nov 2022, 23:25

Lese gerade die Gereon Rath Reihe von Volker Kutscher. Bin jetzt bei Band 5 Märzgefallene.
Einfach viel besser als die Serienverfilmung Babylon Berlin, die ich aber auch ganz gut, wenngleich etwas überfrachtet finde.

Gucke nebenbei die vierte Staffel (die nun wirklich so gut wie nichts mehr mit den Büchern zu tun hat) und dadurch wieder Bock auf die Reihe bekommen, nachdem ich kurzzeitig nach Buch 4: Die Akte Vaterland raus war, denn der Teil spielt leider nur sehr wenig in Berlin und mit dem liebgewonnen Personen. Märzgefallene Gefällt mir bisher besser.

Kann die Reihe allen empfehlen die auf Krimis stehen und/oder auf historische Romane. Die Handlung ist spannend, die historischen Hintergründe gut recherchiert und clever in die Geschichte eingewoben. Einzige Schwäche der Reihe ist für mich die etwas komische bzw. unzeitgemäß wirkende Beziehung der beiden Hauptprotagonisten.
Von Buch zu Buch werden die Haupt- und Nebencharkatere besser herausgearbeitet und unterscheiden sich mehr und mehr voneinander.
Festival - Historie (ohne Umsonst-Festivals):
Rock in den Ruinen: 09,10,11,12,13
Hurricane: 12,14, (16)
Serengeti: 12,15
RaR:13
Rock im Revier: 15 (Sa)
Open Flair: 17
Rock Werchter: 18
Vainstream: 18,19
Deichbrand: 19,22
SummerBreeze: 19
Juicy Beats:19

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Declan_de_Barra
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Declan_de_Barra » Fr 4. Nov 2022, 11:12

Quadrophobia hat geschrieben:
Sa 4. Jan 2020, 14:58


Gabriel Garcia Marquez - Hundert Jahre Einsamkeit
Ich habe jetzt mehrfach gehört, das sei der Roman des Jahrhunderts. Ich kann mich so weit anschließen, dass es eine fantastische Geschichte ist, die nie irgendwelche Enden findet, ihre unzähligen Charaktere verspielt miteinander verknüpft und eine Fülle an Themen einwebt, dass es sinnlos wäre, sie aufzuzählen. Allerdings werde ich mich wahrscheinlich nicht wirklich daran gewöhnen, dass man nach spätestens 100 Seiten vollständig den Überblick über die Charaktere verliert, weil es insgesamt zu vielen sind, von denen die eine Hälfte dann auch nur zwei verschiedene Namen trägt. Ansonsten sicherlich eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe.
Das habe ich vor kurzem zu Ende gebracht und sehe das sehr ähnlich. Ich habe den Großteil schon letztes Weihnachten gelesen, danach aber irgendwie vergessen bzw. gedacht, ich müsste der Handlung wegen nochmal einiges nachholen. Im nachhinein alles richtig gemacht: Die Handlung stand für mich allgemein nicht so im Fokus, da sie durch die vielen Charaktere und angerissenen Ideen eh schwer nachvollziehbar wurde. Aber die Art, wie das Buch geschrieben ist, hat mich absolut überzeugt. Tolles Buch!

Aktuell lese ich Rückkehr nach Reims. Eigentlich bin ich nur darauf gestoßen, weil ich witziges Merch zu Didier Eribon gesehen habe und nicht wusste, wer das ist. Das Buch beschreibt die Herkunft des Autors und thematisiert dabei Klassenunterschiede und wird auch in Bezug auf sein eigenes Leben sehr kritisch. Auch wenn es mir an manchen Stellen etwas sehr trocken wirkt, überzeugt mich der Rest umso mehr. Ohne große Expertise in solchen Bereichen zu haben finde ich, dass er sehr gut Finger in Wunden legt, sodass ich mich auch das ein oder andere Mal angesprochen fühlte.

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Quadrophobia
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Quadrophobia » Fr 4. Nov 2022, 11:33

Rückkehr nach Reims liegt hier auch schon bereit, an der Stelle noch mal große Empfehlung für das (sozusagen) deutsche Pendant Ein Mann seiner Klasse von Christian Baron.

Zuletzt gelesen habe ich Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal von Eckhardt Nickel/Christian Kracht. Wirklich schöner, sehr spezifischer Einblick in ein Land von dem ich sonst nichts wusste, anhand vieler eigener und nacherzählter Geschichten sehr amüsant skizziert. Finde das Format bewerkstelligt "Weiße Menschen schreiben Reiseführer in Asien" weitaus besser als die ganzen Reiseführer, die die Kultur eines Landes für Touristen konsumfertig vorportionieren und dann mit ihren eigenen - teils blödsinnig esoterischen - Ideen aufladen.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Rieper » Fr 4. Nov 2022, 11:41

Quadrophobia hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:33
Rückkehr nach Reims liegt hier auch schon bereit, an der Stelle noch mal große Empfehlung für das (sozusagen) deutsche Pendant Ein Mann seiner Klasse von Christian Baron.
Ich habe vor wenigen Tagen mit Schön ist die Nacht von Christian Baron angefangen. Habe so ca. ein Drittel des Buches hinter mir und es packt mich schon wieder. Diesmal geht es um die Großelterngeneration des Autoren und es spielt vor allem in dern 1970ern, zumindest bis jetzt. Bin auf den Rest sehr gespannt.
Zuletzt geändert von Rieper am Fr 4. Nov 2022, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Declan_de_Barra
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Declan_de_Barra » Fr 4. Nov 2022, 11:57

Quadrophobia hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:33
Rückkehr nach Reims liegt hier auch schon bereit, an der Stelle noch mal große Empfehlung für das (sozusagen) deutsche Pendant Ein Mann seiner Klasse von Christian Baron.
Ist notiert!

Ging übrigens um dieses Cap:
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von nilolium » Fr 4. Nov 2022, 14:26

Quadrophobia hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:33
Rückkehr nach Reims liegt hier auch schon bereit, an der Stelle noch mal große Empfehlung für das (sozusagen) deutsche Pendant Ein Mann seiner Klasse von Christian Baron.

Zuletzt gelesen habe ich Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal von Eckhardt Nickel/Christian Kracht. Wirklich schöner, sehr spezifischer Einblick in ein Land von dem ich sonst nichts wusste, anhand vieler eigener und nacherzählter Geschichten sehr amüsant skizziert. Finde das Format bewerkstelligt "Weiße Menschen schreiben Reiseführer in Asien" weitaus besser als die ganzen Reiseführer, die die Kultur eines Landes für Touristen konsumfertig vorportionieren und dann mit ihren eigenen - teils blödsinnig esoterischen - Ideen aufladen.
Die Gebrauchsanweisung für... Bücher sind echt cool. Ich hab mal das Glück gehabt, in einer Tauschecke im Hostel die Gebrauchsanweisung für Mexiko eintauschen zu können. Hab ich auch richtig verschlungen, auch wenn ich echt nicht viel lese (was ich aber ändern möchte, wie der aufmerksame User bestimmt mitbekommen hat, hehe)

That being said, könnte ich mir wohl im Laufe des nächsten Jahres die Gebrauchsanweisung für Nepal mal ausleihen oder rotieren deine gelesenen Bücher umher?

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Wishkah
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Wishkah » Sa 5. Nov 2022, 13:13

Declan_de_Barra hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:12
Quadrophobia hat geschrieben:
Sa 4. Jan 2020, 14:58
Gabriel Garcia Marquez - Hundert Jahre Einsamkeit
Das ist auch gerade mein Buch für längere Bahnfahrten. Nach über 300 Seiten habe ich immer noch keine Ahnung, worauf das alles hinauslaufen soll (bzw. ob überhaupt) und mittlerweile könnte ich gut einen Stammbaum der Familie Buendía und all ihrer Verbindungen gebrauchen. Aber die Geschichte fesselt mich auf jeden Fall. :smile:

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von defpro » Sa 5. Nov 2022, 18:50

Wishkah hat geschrieben:
Sa 5. Nov 2022, 13:13
Declan_de_Barra hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:12
Quadrophobia hat geschrieben:
Sa 4. Jan 2020, 14:58
Gabriel Garcia Marquez - Hundert Jahre Einsamkeit
Das ist auch gerade mein Buch für längere Bahnfahrten. Nach über 300 Seiten habe ich immer noch keine Ahnung, worauf das alles hinauslaufen soll (bzw. ob überhaupt) und mittlerweile könnte ich gut einen Stammbaum der Familie Buendía und all ihrer Verbindungen gebrauchen. Aber die Geschichte fesselt mich auf jeden Fall. :smile:
Konnte das Buch auch irgendwann nur noch mit Stammbaum lesen, weil ich überhaupt nicht mehr durchgeblickt habe. Gibt's aber auch im Internet. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht spoilert.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Wishkah » Sa 5. Nov 2022, 19:04

defpro hat geschrieben:
Sa 5. Nov 2022, 18:50
Wishkah hat geschrieben:
Sa 5. Nov 2022, 13:13
Declan_de_Barra hat geschrieben:
Fr 4. Nov 2022, 11:12
Das ist auch gerade mein Buch für längere Bahnfahrten. Nach über 300 Seiten habe ich immer noch keine Ahnung, worauf das alles hinauslaufen soll (bzw. ob überhaupt) und mittlerweile könnte ich gut einen Stammbaum der Familie Buendía und all ihrer Verbindungen gebrauchen. Aber die Geschichte fesselt mich auf jeden Fall. :smile:
Konnte das Buch auch irgendwann nur noch mit Stammbaum lesen, weil ich überhaupt nicht mehr durchgeblickt habe. Gibt's aber auch im Internet. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht spoilert.
Clever wäre es wahrscheinlich gewesen, sich während des Lesens selbst einen zu erstellen. :grin:

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » So 6. Nov 2022, 11:56

Kürzlich beendet: The Lincoln Highway von Amor Towles

Nachdem mir sein Zweitling "A Gentleman in Moscow" gut gefallen hatte, griff ich nun bei seinem neuen Werk auch zu. Amor Towles hat ein Händchen dafür seinen Geschichten einen charmanten, beschwingt fröhlichen Ton zu verleihen. Bei dem Vorgänger steht dieser im Kontrast zu den düsteren historischen Verwicklungen der Sowjetunion, die um den Hauptcharakter herum passieren, wodurch diesem Ton eine gewisse Resilienz und Trotz innewohnt. Das politische und soziale Drama bleibt da aber fürs Meiste im Hintergrund.

Im Kontrast dazu hat "The Lincoln Highways" konkret düstere Passsagen, denen sich der Leser wegen des Tons recht unvermittelt gegenüber sieht.
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Das überraschte mich, aber geht auf jeden Fall auf.
Der Roman erzählt die Geschichte von Emmet, der nach einem Aufenthalt in einer Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter, mit seinem kleinen Bruder den Plan fasst, vom mittleren Westen nach Kalifornien zu fahren und dort nach ihrer Mutter zu suchen, die sie die Familie vor Jahren verlassen hat.
Dann tauchen auf ihrer Farm jedoch zwei Jungs auf, mit denen Emmet zusammen eingesperrt war: der eigene Wooly und der äußerst non-chalante, impulsive Duchess (da wir vor kurzem erst über "We begin at the End" gesprochen hatten, mit einer Protagonistin die ebenfalls Duchess heißt, brauchte ich ein paar Seiten, um zu schnallen, dass er ein Junge ist :grin: Wobei ja eigentlich klar ist, dass solche Besserungsanstalten nicht unisex sind.). Sie haben sich rausgeschmuggelt und haben den völlig gegensätzlichen Plan nach New York zu fahren, da sie dort den Nachlass für Wooly, den seine reiche Familie für ihn bereithält, unter den Nagel reißen wollen. Durch eine Verkettung von Umständen sind die vier, nicht immer zusammen, schließlich nach New York unterwegs.

Das Buch ist meist aus Emmets und Duchess' Sicht geschrieben (bei Zweiterem als Ich-Erzähler, was sich durch seinen kernigen, flachsigen Ton sehr gut lesen lässt), aber immer wieder auch aus der Perspektive anderer Charaktere, sodass gerne dasselbe Ereignis aus verschiedenen Blickwinkel beleuchtet wird. Natürlich nimmt ihre Reise unfassbar viele Haken und Abzweigungen, wodurch das klassische Roadmovie-Feeling immer wieder erweitert wird. Ein großer Teil findet zum Beispiel auf einer Zugstrecke statt. Auch sonst nimmt die Geschichte eine Entwicklung, die man so am Anfang nicht zwingen erwarten würde.

Zusammengefasst lässt sich "The Lincoln Highway" richtig gut weglesen, mit toll ausgearbeiteten Charakteren, besagter überraschender, düsterer Tiefe und ein paar ganz schönen formellen Ideen. Amor Towles versucht sich auch an einige Referenzen an die ganz großen literarischen Werke wie die Oddysee und baut auch eine Brücke zu Shakespeare, da Duchess' Vater ein abgehalfterter Theaterschauspieler ist, die manchmal ein bisschen viel sind, angesichts der jungen Protagonisten, aber das ist schon okay.
"I don't know."

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Taksim » Fr 28. Apr 2023, 12:14

Eine Auswahl der letzten Wochen:

Imperial Bedrooms von Bret Easton Ellis

Der nüchterne Erzählstil im Kontrast zu den abseitigen Charakteren und dem Exzess, sei es Drogen, sei es Sex, sei es Gewalt, über den erzählt wird, hat er einfach drauf. Die sardonischen Beobachtungen und die Beschreibung der Leere des hedonistischen Lebensstils überzeugt auch, ist vielleicht nur nicht ganz so eindrücklich wie im Vorgänger "Less than Zero" oder "American Psycho".
Aber es ermuntert mich nach den beiden eben genannten noch mehr von Easton Ellis zu lesen.

Dein Fortsein ist Finsternis von Jon Kalmar Stefansson

Sein Roman "Fische haben keine Beine" ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher, was sich kürzlich durch das erneute Lesen nochmal gefestigt hat. Unfassbar elegisch, klug, bewegend.
Sein aktuelles Werk überzeugt durchaus mit den gleichen Charakteristika, die Geschichte ist nur fragmentierter und in manchen Beschreibungen verfranzt es sich etwas, in manchen philosophischen Kontemplationen wird es etwas viel.

Der Erzähler findet sich in einer Kirche in einem kleinen isländischen Dorf wieder und weiß nicht wer er ist oder wie er dort hingekommen ist. In der Stadt trifft er verschiedene Bewohner, deren eigene Gesichte sowie die ihrer Vorfahren dargelegt wird. Zwischen diesen Erzählsträngen auf verschiedenen Zeitebenen wird ziemlich unvermittelt hin und hergewechselt, das Ganze hat eine sehr traumartige Atmosphäre. Ich musste da häufiger an Cobb aus Inception denken, als er darauf hinweist, dass man in einem Traum nie weiß, wie man an den Ort gekommen ist, wo man sich befindet. Auch in dem Buch ging es mir häufig so, dass ich manchmal inmitten einer Story inne hielt und mich fragte, wann wir eigentlich genau örtlich und zeitlich hier hingewechselt sind.
Der Roman stellt die großen Fragen - wo kommen wir her? wo wollen wir hin ? wie hält man es eigentlich aus, Mensch zu sein? - und legt sie anhand ganz geerdeter Persönlichkeiten in einem kargen Flecken Land dar.

The Secret History von Donna Tartt

Ein auch dreißig Jahre später so präsentes Buch, dass ich jetzt doch mal wissen wollte, was es damit auf sich hat. Ein Blick auf elitäre Universitätszirkel mit vielen Ausflügen in griechische Mythologie, in dessen Zentrum es um die Beweggründe und die Nachwirkungen eines Mordes geht.

Eine Gruppe Altgriechisch-Studenten, die von einem sehr eigenen Dozenten geführt wird, tötet einen ihrer Freunde. Das wird bereits im ersten Satz klargemacht, was ein durchaus guter Move ist. Aus der Perspektive hat jede Interaktion, jeder Verschiebung der Beziehungen eine Menge Gewicht. Die Entwicklungen nach dem Mord wiederum legen gut die psychologische Konsequenzen einer solchen Tat dar. Das lässt durchaus an "Schuld und Sühne" denken.
Weite Teile des Buches sind aber der Gruppe und wie sie ihre Zeit verbringt gewidmet, was manche als zu langsam oder repetitiv kritisieren, was ich aber genossen habe, da die Beziehungen zwischen ihnen so lebhaft geschrieben sind. Interessanterweise obwohl wir nicht wahnsinnig viel über die Charaktere erfahren, sie bleiben doch alle recht mysteriös.

Insgesamt hätte ich es mir noch düsterer vorgestellt. Dazu endet es auch recht abrupt.
Aber ich kann verstehen, warum es seiner Zeit für so ein Aufsehen gesorgt hat und weiterhin stetig seine Leserschaft findet.
"I don't know."

defpro
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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von defpro » Fr 28. Apr 2023, 15:48

Taksim hat geschrieben:
Fr 28. Apr 2023, 12:14
Imperial Bedrooms von Bret Easton Ellis

Der nüchterne Erzählstil im Kontrast zu den abseitigen Charakteren und dem Exzess, sei es Drogen, sei es Sex, sei es Gewalt, über den erzählt wird, hat er einfach drauf. Die sardonischen Beobachtungen und die Beschreibung der Leere des hedonistischen Lebensstils überzeugt auch, ist vielleicht nur nicht ganz so eindrücklich wie im Vorgänger "Less than Zero" oder "American Psycho".
Aber es ermuntert mich nach den beiden eben genannten noch mehr von Easton Ellis zu lesen.
Würde ich genauso unterschreiben. Hab es auch länger nicht mehr gelesen, aber wenn ich mal wieder eine Easton Ellis-Phase habe, dann würde ich eher wieder zu "Less then Zero" oder "The Rules of Attraction" greifen.

Grundsätzlich kann ich alle Werke von ihm empfehlen, aber besonders "Glamorama" hatte mich damals sehr gefesselt. Beginnt wie ein typischer Roman von ihm im etwas geänderten Setting (Welt der Models und Celebrities), dreht dann aber irgendwann in eine völlig andere Richtung ab. Ist sein mit Abstand längster Roman, also ruhig etwas Geduld mitbringen.

"The Informers" hab ich gar nicht mehr so auf dem Schirm. Ist auf jeden Fall eine Kurzgeschichten-Sammlung, aber einen bleibenden Eindruck haben nur 2-3 Geschichten bei mir hinterlassen.
"Lunar Park" fand ich auch sehr spannend, ist aber stilistisch mit seinen Stephen-King-Anleihen eher ein Ausreißer aus seinem üblichen Schema. Bietet sich vor allem an, wenn man die vorherigen Romane von ihm alle gelesen hat, weil hier eine Figuren aus seinen Werken wieder auftauchen. Außerdem für Porcupine Tree-Fans interessant, da die Texte auf "Fear of a Blank Planet" stark von dem Buch inspiriert sind.

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Re: Was lest ihr gerade?

Beitrag von Stebbie » Di 2. Mai 2023, 09:20

Ich lese gerade Alle Zeit von Theresa Bücker, in dem sie sich mit der Ressource Zeit und einen neuen gesellschaftlichen Umgang mit ihr ausspricht. Ist für mich beruflich wie privat sehr aktuell. Gerade die Ausführungen, wie sehr unsere Arbeitswelt immer noch von überholten Vorstellungen von grundsätzlich unbezahlter Care-Arbeit geprägt ist. So viele Gedanken, die schon oft in meinem Kopf herumschwirrten, die von ihr ausartikuliert werden. Sei es zur Leistungskultur rund um die Arbeit (das ist wahrlich keine innovative Einsicht ist), aber vor allem zum Verhältnis von Care-Arbeit und Berufsleben.

Man ahnt es eigentlich vorher eigentlich nicht, wie sich als berufstätige Eltern das Verhältnis zum Wochenende verändert - was früher Zeit für Muße, Hobbies und Erholung war, ist heute die eigentliche Crunch Time - und Montag wird dann erwartet, dass man wieder funktionsfähig und frisch am Schreibtisch sitzt.

Sprachlich für meinen Geschmack etwas zu nüchtern und nicht immer ein großer Lesegenuss, aber viele Gedanken, die man mitnimmt.
(c) 26.06.2006


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