[...] dann muss es eben Biden richten. Diese Transferleistung scheint aber bei diversen Bernie Bros nicht zu funktionieren, [...]
Transferleistung klingt jetzt ganz nach Zwangsläufigkeit über deinen subjektiven Standpunkt hinaus. Das wiederum entspräche der von dir kritisierten...
Auffassung, dass man selbst die einzig richtige Sicht auf Politik hätte und die anderen das nur mal kapieren müssten.
Es ist ja auch eine strukturelle Zwangsläufigkeit in einem Präsidentiellen Mehrheitswahlsystem. Für inhaltliche Ansichten gilt das halt nicht.
Okay, verstehe. Wie kritisch wird denn eigentlich der Begriff der "Bernie Bros" drüben gesehen? Der verkennt ja auch, dass ihn viele Frauen unterstützen. Ist das ein Kampfbegriff von der Gegenseite?
Transferleistung klingt jetzt ganz nach Zwangsläufigkeit über deinen subjektiven Standpunkt hinaus. Das wiederum entspräche der von dir kritisierten...
Es ist ja auch eine strukturelle Zwangsläufigkeit in einem Präsidentiellen Mehrheitswahlsystem. Für inhaltliche Ansichten gilt das halt nicht.
Okay, verstehe. Wie kritisch wird denn eigentlich der Begriff der "Bernie Bros" drüben gesehen? Der verkennt ja auch, dass ihn viele Frauen unterstützen. Ist das ein Kampfbegriff von der Gegenseite?
Der Begriff wurde medial geprägt und beschreibt eben einen bestimmten, in der 2016er Wahl sehr präsenten Teil der männlichen Anhängerschaft, die zur weißen Mittelschicht gehören. Diese sind immer mal wieder sexistisch in Erscheinung getreten und haben sich in der medialen Rezeption aufgedrängt, sodass die diversen Frauen* und Minderheiten, die Sanders unterstützt haben, marginalisiert wurden.
Re: Politik
Verfasst: Do 9. Apr 2020, 11:47
von Monkeyson
Klingt für mich so seriös wie Sleepy Joe Biden oder Crooked Hillary. Aber lassen wir das.
Zumal ich es für einen ziemlich populären Mythos halte, dass Sanders der aussichtsreichere Kandidat gewesen wäre.
Populärer Mythos? Ich finde nicht, dass man diese Aussage so einfach als plumpe Behauptung und feuchten Traum blinder Bernie Fanboys abtun kann. Wenn ich mich recht erinnere hatte Sanders in den meisten Umfragen einen größeren Vorteil gegenüber Trump als Clinton. Im diesjährigen Kandidatenfeld sieht das Bild meines Wissens weniger klar aus und viele Umfragen sehen Biden vorne. Man kann all diese Umfragen aus ganz verschiedenen Blickwinkeln kritisieren und glauben, dass Sanders der aussichtsreichere Kandidat sei, mag ich auch nicht so recht, aber völlig aus der Luft gegriffen, so wie du es hier darstellst, ist es zumindest laut Umfragen (was auch immer man auf sie gibt, gerade nach der letzten Wahl) nicht.
Eine frühe progessive Allianz aus Warren mit running mate Sanders wäre wünschenswert gewesen. Warren als bedachte und progressive Kandidatin mit Anschlussfähigkeit zur Mitte und ein alternder Sanders, der als gesetzter Mann an Platz zwei sein bemerkenswertes movement einbindet. Hätte mir gefallen. Ob das den Amis was getaugt hätte, ist natürlich fraglich.
So sehr ich dein Statement bezüglich Biden unterschreibe, Quadro, muss man auch einfach gleichermaßen konstatieren, dass die Kandidatur Bidens ein Schlag in die Fresse aller jungen Wähler*innen des Landes ist. Einstellige Prozentwerte bei den unter 45-jährigen in sehr vielen Staaten, als das Feld noch 4 oder 5 Kandidaten hatte. Uff, einfach. Biden würde auch nur weiter ein Sysem zementieren, dass die unteren Schichten weiterhin zurücklässt und abhängt. Ich halte das für die politische Entwicklung dieses Landes im Sinne von Politikverdruss über die Grenzen des progressiven Lagers für fatal.
Natürlich kann es im November trotzdem keine andere Devise als "Go Biden!" geben. Und genauso wie du, slowdive, rechne ich fest mit dem Scheitern der "Ich bin nicht Trump"-Kampagne.
Eine frühe progessive Allianz aus Warren mit running mate Sanders wäre wünschenswert gewesen. Warren als bedachte und progressive Kandidatin mit Anschlussfähigkeit zur Mitte und ein alternder Sanders, der als gesetzter Mann an Platz zwei sein bemerkenswertes movement einbindet. Hätte mir gefallen.
Ja, oder andersherum. Sanders hätte in seinem Alter womöglich die Aussicht auf 4 Jahre gereicht, wenn er um die Fortführung der von beiden gewählten Linie wüsste.
Re: Politik
Verfasst: Do 9. Apr 2020, 12:32
von Monkeyson
Und jeder von euch, der jetzt Warren wollte, hat da eine um 4 Jahre frühere Chance drauf, sollte jetzt Trump wieder gewinnen. Solltet ihr auch mal überlegen. Natürlich schlimm für alle Betroffenen in der Zwischenzeit, keine Frage.
[...]dann muss es eben Biden richten. Diese Transferleistung scheint aber bei diversen Bernie Bros nicht zu funktionieren, was schon einen Anteil daran hatte, dass Clinton 2016 verloren hat.
Eine Transferleistung muss doch aber allen voran Jörg Biden leisten, indem er den Sanders-Anhängern Zugeständnisse macht und seine Politik deutlich progressiver ausrichtet.
Es ist jetzt und war auch schon damals bei Clinton eine sehr verquere Logik, dass die sturen Sanders-Anhänger Schuld an der (möglichen) Wahlniederlage seien, während man ihnen politisch nicht nennenswert entgegen kommen will bzw. wollte. Wie auch, wenn man gleichzeitig die gemäßigten Republikaner von Trump abziehen will?
Ich habe meine Zweifel, wie dieser Spagat mit einem Kandidaten wie Biden gelingen soll.
Edit: falsche Autokorrektur entdeckt, wegen Schönheit aber stehengelassen.
[...]dann muss es eben Biden richten. Diese Transferleistung scheint aber bei diversen Bernie Bros nicht zu funktionieren, was schon einen Anteil daran hatte, dass Clinton 2016 verloren hat.
Eine Transferleistung muss doch aber allen voran Jörg Biden leisten, indem er den Sanders-Anhängern Zugeständnisse macht und seine Politik deutlich progressiver ausrichtet.
Es ist jetzt und war auch schon damals bei Clinton eine sehr verquere Logik, dass die sturen Sanders-Anhänger Schuld an der (möglichen) Wahlniederlage seien, während man ihnen politisch nicht nennenswert entgegen kommen will bzw. wollte. Wie auch, wenn man gleichzeitig die gemäßigten Republikaner von Trump abziehen will?
Ich habe meine Zweifel, wie dieser Spagat mit einem Kandidaten wie Biden gelingen soll.
Edit: falsche Autokorrektur entdeckt, wegen Schönheit aber stehengelassen.
Das wäre wünschenswert, aber ist ja eine etwas andere Ebene.
Selbstverständlich ist es in erster Linie Clintons "Schuld", dass sie 2016 verloren hat, aber in der Amerikanischen Linken, haben die "Bernie or nothing" Haltungen so einen breiten Raum eingenommen, dass es nicht abwegig ist, dass das Fernbleiben der Wahl dieser Gruppe einen Einfluss auf das Ergebnis hatte.
Ich finde es übrigens zu kurz gefasst, hier von Identitätspolitik zu sprechen. Bidens Vorteil gegenüber Sanders ist, dass er Gruppen erreicht hat, die wenn man nur auf die Policies guckt, eigentlich klassische Sanders Supporter*innen hätten werden müssen. Arbeiter*innen und Afroamerikaner*innen. Wie Stebbie schon sagte, hat Biden den Respekt und das Vertrauen eines Großteils der Afroamerikanischen Bevölkerung gewonnen, weil er Obama unterstützt hat, und zwar über alle Schichten. Solche Arten der Repräsentation haben eben einen weitreichenden Einfluss, insbesondere in den USA.
Es ist ja auch eine strukturelle Zwangsläufigkeit in einem Präsidentiellen Mehrheitswahlsystem. Für inhaltliche Ansichten gilt das halt nicht.
Okay, verstehe. Wie kritisch wird denn eigentlich der Begriff der "Bernie Bros" drüben gesehen? Der verkennt ja auch, dass ihn viele Frauen unterstützen. Ist das ein Kampfbegriff von der Gegenseite?
Der Begriff wurde medial geprägt und beschreibt eben einen bestimmten, in der 2016er Wahl sehr präsenten Teil der männlichen Anhängerschaft, die zur weißen Mittelschicht gehören. Diese sind immer mal wieder sexistisch in Erscheinung getreten und haben sich in der medialen Rezeption aufgedrängt, sodass die diversen Frauen* und Minderheiten, die Sanders unterstützt haben, marginalisiert wurden.
Das ganze dockt ja auch an dem Begriff der Bro-Culture an. Ein ganz klassisches Problem ist, zumindest aus der Distanz betrachet, dass Politiker und Institutionen, die sich nicht offen für Sanders aussprachen oder ihn kritisierten, von (fast schon) militanten Anhängern Sanders bedrängt wurden, weshalb Sanders schon mehrfach öffentlich um Mäßigung gebeten hat. Das sind halt die Resultat eines eher populistischen Freund-Feind-Wahlkampfes.
Willst du diese dem Narrativ hinter Sanders absprechen? Auch eine Form von Blindness.
Ich verstehe die Frage ehrlich gesagt nicht.
Willst du dem Narrativ hinter Sanders absprechen, dass es ebenso wie das Narrativ hinter Warren eine symbolisch attraktive Lösung darstellt?
Re: Politik
Verfasst: Do 9. Apr 2020, 16:35
von Stebbie
Damit wollte ich eigentlich nur sagen, dass Elizabeth Warren eigentlich eine politisch attraktive Option für die Unterstützung einer anderen Kandidatin gewesen wäre, zwar moderater, aber doch mit einigen Anknüpfungspunkten, die den Bonus des Bruchs mit alten Mustern gehabt hätte.
Ich finde es übrigens zu kurz gefasst, hier von Identitätspolitik zu sprechen. Bidens Vorteil gegenüber Sanders ist, dass er Gruppen erreicht hat, die wenn man nur auf die Policies guckt, eigentlich klassische Sanders Supporter*innen hätten werden müssen. Arbeiter*innen und Afroamerikaner*innen. Wie Stebbie schon sagte, hat Biden den Respekt und das Vertrauen eines Großteils der Afroamerikanischen Bevölkerung gewonnen, weil er Obama unterstützt hat, und zwar über alle Schichten. Solche Arten der Repräsentation haben eben einen weitreichenden Einfluss, insbesondere in den USA.
Äh, das ist doch Teil einer identitätspolitischen Idee, wenngleich es natürlich noch weniger nuancierte Varianten gibt.
Ich zweifel gar nicht an, dass Biden eben dieses Vertrauen hat, nur sind die Gründe dafür mich keine besonders guten und daher abzulehnen.
Re: Politik
Verfasst: Do 6. Aug 2020, 19:02
von Taksim
Trump gibt ein sogar für seine Verhältnisse absolut desaströses Interview (da er endlich mal einen Reporter trifft, der unablässlich nachhakt).
Joe Biden: Hold my beer.
Unglaublich wie sich die USA in diese völlig hoffnungslose Lage manövriert haben mit zwei komplett ungeeigneten Kandidaten. Was in dem Fall vor allem den Demokraten anzulasten ist.
Re: Politik
Verfasst: Mo 10. Aug 2020, 11:19
von slowdive
Scholz also.
Kann mir hier jemand erklären, wie man als junger Mensch in dieser Gesellschaft nicht depressiv werden soll?
Kann mir hier jemand erklären, wie man als junger Mensch in dieser Gesellschaft nicht depressiv werden soll?
In der SPD sehe ich keine besseren Kandidaten und davon ab wird die nächste Kanzlerschaft eh nicht über diese Partei gehen. Die haben halt keinen Habeck, Özdemir oder keine Baerbock.
Die derzeitigen Kandidaten der Union machen mir da mehr Sorge, weil da ja schon realistisch ist, dass es einer von denen wird.
Re: Politik
Verfasst: Mo 10. Aug 2020, 11:34
von SammyJankis
Scholz vs. Söder, pure Gänsehaut beim Gedanken ans Kanzlerduell.
Re: Politik
Verfasst: Mo 10. Aug 2020, 12:31
von mattkru
Wer soll es denn sonst machen? Das Wunderkind Kevin?