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Politik

Von Spam bis Gott und die Welt
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Wishkah
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Re: Politik

Beitrag von Wishkah » Fr 10. Feb 2023, 17:30

Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Puh.

Über das Ziel kann man ja diskutieren. Aber eine Aktion, der Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer vorstehen... :sadno:

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Tambourine-Man
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Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » Fr 10. Feb 2023, 17:48

Wishkah hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 17:30
Über das Ziel kann man ja diskutieren.
Diskutieren kann und sollte man über alles, aber wenn ich mir den Text durchlese, dann fällt meine Beurteilung da relativ klar aus.
Natürlich kann man (sinngemäß) fordern, dass der russische Angriff zwar schlimm, aber jetzt nunmal da sei und an die Angegriffenen richten, dass sie doch bitte Kompromisse zur Beendigung des Krieges eingehen sollen, ein Appell für Frieden müsste sich, meine Meinung nach, primär jedoch an eine andere Partei richten.
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Quadrophobia
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mo 13. Feb 2023, 09:33

Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Man muss sich aber auch fragen, warum diese Debatte vollständig Figuren wie Wagenknecht oder Schwarzer überlassen wird. Die restliche (auch die linke) deutsche Öffentlichkeit verweigert sich der Frage, wie dieser Krieg enden soll ja vollständig. Insgesamt dominiert da gefühlt so ein individuelles Gerechtigkeitsempfinden, dass man gegenüber dem Aggressor keinerlei Konzessionen machen darf. Aber dann endet dieser Krieg halt nicht und darunter leiden Ukrainer*innen am stärksten. Es scheint dann aber im westlichen Verständnis wichtiger zu sein, dass die territoriale Integrität der Ukraine unangetastet bleibt (was sie ja de facto spätestens seit 2014 nicht mehr ist), als dass das Leid in diesem Krieg so bald wie möglich endet.

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Monkeyson
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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mo 13. Feb 2023, 10:12

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 09:33
Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Man muss sich aber auch fragen, warum diese Debatte vollständig Figuren wie Wagenknecht oder Schwarzer überlassen wird. Die restliche (auch die linke) deutsche Öffentlichkeit verweigert sich der Frage, wie dieser Krieg enden soll ja vollständig. Insgesamt dominiert da gefühlt so ein individuelles Gerechtigkeitsempfinden, dass man gegenüber dem Aggressor keinerlei Konzessionen machen darf. Aber dann endet dieser Krieg halt nicht und darunter leiden Ukrainer*innen am stärksten. Es scheint dann aber im westlichen Verständnis wichtiger zu sein, dass die territoriale Integrität der Ukraine unangetastet bleibt (was sie ja de facto spätestens seit 2014 nicht mehr ist), als dass das Leid in diesem Krieg so bald wie möglich endet.
Alles richtig, aber es ist nun mal die ukrainische Regierung mit überwältigender Unterstützung aus ihrer Bevölkerung, die über den weiteren Kurs entscheidet. Und diese Deutungs- und Entscheidungshoheit möchte ich ihnen nicht absprechen.

Von Seiten der Bündnispartner können da nur Signale kommen, und die lauten aktuell: wir unterstützen eure Entscheidung militärisch, diplomatisch, aber vor allem auch wirtschaftlich/finanziell. Letzteres ist dabei der einzige Hebel, der mich hoffen lässt, dieses hehre Ziel tatsächlich zu verwirklichen, und dafür braucht es einen langen Atem und viel Zuversicht in eine loyale Allianz.

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Tambourine-Man
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Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » Mo 13. Feb 2023, 11:06

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 09:33
Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Man muss sich aber auch fragen, warum diese Debatte vollständig Figuren wie Wagenknecht oder Schwarzer überlassen wird. Die restliche (auch die linke) deutsche Öffentlichkeit verweigert sich der Frage, wie dieser Krieg enden soll ja vollständig. Insgesamt dominiert da gefühlt so ein individuelles Gerechtigkeitsempfinden, dass man gegenüber dem Aggressor keinerlei Konzessionen machen darf. Aber dann endet dieser Krieg halt nicht und darunter leiden Ukrainer*innen am stärksten. Es scheint dann aber im westlichen Verständnis wichtiger zu sein, dass die territoriale Integrität der Ukraine unangetastet bleibt (was sie ja de facto spätestens seit 2014 nicht mehr ist), als dass das Leid in diesem Krieg so bald wie möglich endet.
Aber muss man dabei nicht unterscheiden, was nach außen getragen wird (signaling) und was in Verhandlungen die realistischen Optionen sind? Also dass die Krim weg ist (weil sie es seit 2014 de facto war) ist doch allen Beteiligten klar, oder nicht?
Dient die Fortführung der kriegerischen Auseinandersetzung nicht schlichtweg der Verbesserung der Verhandlungsposition? Ich halte das für ein legitimes Anliegen der Ukraine. Die These, die Teile der Linken sehen, dass die NATO das zum großen Vergeltungsfeldzug gegen Russland nutzt, gehe ich nicht mit.

Was die Ukraine und ihre Bevölkerung will ist sicher ein Faktor (sofern man das so genau definieren kann...), aber natürlich ist die NATO ein beteiligter player. Ohne ihre Unterstützung (Finanzen & Material) geht es nicht weiter und gleichzeitig wüsste ich nach diesem Angriff auch nicht wie ein Frieden ohne NATO-Sicherheitsgarantien für die Ukraine (in den neu zu verhandelnden Grenzen) aussehen könnte.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand ernsthaft davon überzeugt ist, dass es ohne schmerzhafte Kompromisse hinsichtlich der territorialen Einheit der Ukraine ablaufen wird. Aber ich empfinde dieses Verhandlungs-Appell an den Westen ein stückweit als heuchlerisch, wenn Russland keine Bestrebungen zeigt über gangbare Optionen zu verhandeln. Das dem so ist, ist zugegebenermaßen in Teilen eine Unterstellung. An offiziell als Verhandlungen deklarierte Treffen wie zu Beginn in der Türkei erinnere ich mich in letzter Zeit nicht. Und auch insgesamt dürften solche Infos (also Inhalte) naturgemäß schwerlich an die Allgemeinheit dringen...
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Re: Politik

Beitrag von Rieper » Mo 13. Feb 2023, 11:34

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 09:33
Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Man muss sich aber auch fragen, warum diese Debatte vollständig Figuren wie Wagenknecht oder Schwarzer überlassen wird. Die restliche (auch die linke) deutsche Öffentlichkeit verweigert sich der Frage, wie dieser Krieg enden soll ja vollständig. Insgesamt dominiert da gefühlt so ein individuelles Gerechtigkeitsempfinden, dass man gegenüber dem Aggressor keinerlei Konzessionen machen darf. Aber dann endet dieser Krieg halt nicht und darunter leiden Ukrainer*innen am stärksten. Es scheint dann aber im westlichen Verständnis wichtiger zu sein, dass die territoriale Integrität der Ukraine unangetastet bleibt (was sie ja de facto spätestens seit 2014 nicht mehr ist), als dass das Leid in diesem Krieg so bald wie möglich endet.
Ich war gerade für eine Woche in Polen. Nachdem was ich da so wahrgenommen habe, würde ich eher mal behaupten, dass es das westliche Verständnis ist, was Wagenknecht und Schwarzer da betreiben. Vom Westen her etwas aufgesetzt, in dem es keinen Appell an Putin gibt, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Der ganze Brief von Schwarzer und Wagenknecht ist gegen das Interesse großer Teile der Bevölkerung der Ukraine und auch Polens und der Baltikumstaaten. Es wird (noch mehr) Vertrauen verspielt.

Natürlich gibt Putin nichts auf irgendwelche Appelle. Ihn dürfte es eher freuen, dass sich in Deutschland die Gesellschaft immer weiter spaltet in diesem Punkt.

Natürlich wären Verhandlungen und Frieden wichtig und ich verstehe auch nicht, dass die Debatte da der AfD, Wagenknecht und sonstigen dubiosen Figuren komplett überlassen wird. Jeden Tag sterben Soldaten auf beiden Seiten, genauso sterben Zivilisten. Laut Umfragen sollen aber ca. 90% der Menschen in der Ukraine den Kurs der Regierung stützen. Da erscheint es mir dann sehr westlich, dass Forderungen nach Zugeständnissen an Putin kommen. Nichts anderes ist dieser aktuelle Aufruf. Von oben herab, so kommt das rüber. Gegen den Willen der ukrainischen Bevölkerung. Ja, ich weiß, die Umfragen sind wohl mit Vorsicht zu genießen. Es gibt kaum Rufe in Deutschland nach Frieden/Verhandlungen in Verbindung mit einem Appell an Putin, dass dieser seine Invasion stoppen und Truppen abziehen soll. Ob das realistisch ist oder nicht, ist eine andere Frage. Auch Wagenknecht und Schwarzer machen das nicht.

Was mich in der Debatte der vergangenen Wochen und Monatendoch sehr erschrocken hat, ist der Ruf nach den Waffen und Panzern. Ich verstehe alle Menschen in der Ukraine, die das fordern. Eine Debatte mit pro und contra verstehe ich auch. Aber die Leichtigkeit der Forderung nach Waffen macht mir seit Kriegsbeginn zu schaffen. Es geht um Verteidigung, aber jede Waffe, jeder Panzer, kann auch töten. Daher ist eine Abwägung und Diskussion notwendig. Gerade Politiker:innen der Grünen überraschen mich dann doch. Es sei an das Beispiel mit dem Selfie im Leopardenoberteil erinnert. In unserer Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine habe wir einige Menschen hier kennenlernen dürfen, die trauern, dass ihre Männer, Söhne oder Väter nicht ausreisen dürfen. Viele sind stolz darauf, aber es gibt auch einige, die es nicht verstehen und offen sagen, dass sie nicht wollen, dass ihre Familienangehörigen für ihre eigene korrupte Regierung kämpfen. Das Argument kommt nicht von mir, sondern wurde hier schon einige Male genannt. Und wenn da Grüne im Leopardenteil von Nike Selfies mit "Just Do It" posten, ist das doch dann sehr grotesk in meinen Augen.

Es müssen auch Diskussionen darüber gemacht werden, in wie weit sich die NATO, EU etc. im Krieg befinden. Einerseits durch Waffenlieferungen, aber vor allem durch den laufenden Wirtschaftskrieg, wenn man diesen so nennen möchte. Russlands Wirtschaft ist dann doch nicht so arg gebeutelt, wie es sich so manch Politiker:innen gewünscht hätten. Putin kann Rubel drucken, es gibt (illegale) Parallelimporte und westliche Firmen, die ihre Strukturen in Russland hatten, verscherbeln diese teilweise an Oligarchen.

100 Milliarden Sondervermögen, aufrüsten der Truppen etc. All das wurde ohne große Diskussion durchgewunken. Kaum Stimmen in der Politik, die eine Aufklärung darüber fordern, was mit dem ganzen Geld der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeswehr passiert ist. Missmanagement? Falsche Investitionen? Nichts, keine große Diskussion. Das finde ich schlimm.

Polen kauft gefühlt Panzer ohne Ende. Aus Südkorea und den USA. Polen will die Militärausgaben auf 5% des BIP hoch treiben.

Das alles macht einem dann doch schon Angst.
Zuletzt geändert von Rieper am Mo 13. Feb 2023, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mo 13. Feb 2023, 11:38

Rieper hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 11:34
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 09:33
Stebbie hat geschrieben:
Fr 10. Feb 2023, 16:41
... und leider auch Namen wie Christian Baron.

Wobei man schon von anderen Aktionen kennt, dass manche zunächst gar nicht überblicken, unter was sie ihren Namen setzen.
Man muss sich aber auch fragen, warum diese Debatte vollständig Figuren wie Wagenknecht oder Schwarzer überlassen wird. Die restliche (auch die linke) deutsche Öffentlichkeit verweigert sich der Frage, wie dieser Krieg enden soll ja vollständig. Insgesamt dominiert da gefühlt so ein individuelles Gerechtigkeitsempfinden, dass man gegenüber dem Aggressor keinerlei Konzessionen machen darf. Aber dann endet dieser Krieg halt nicht und darunter leiden Ukrainer*innen am stärksten. Es scheint dann aber im westlichen Verständnis wichtiger zu sein, dass die territoriale Integrität der Ukraine unangetastet bleibt (was sie ja de facto spätestens seit 2014 nicht mehr ist), als dass das Leid in diesem Krieg so bald wie möglich endet.
Ich war gerade für eine Woche in Polen. Nachdem was ich da so wahrgenommen habe, würde ich eher mal behaupten, dass es das westliche Verständnis ist, was Wagenknecht und Schwarzer da betreiben. Vom Westen her etwas aufgesetzt, in dem es keinen Appell an Putin gibt, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Der ganze Brief von Schwarzer und Wagenknecht ist gegen das Interesse großer Teile der Bevölkerung der Ukraine und auch Polens und der Baltikumstaaten. Es wird (noch mehr) Vertrauen verspielt.

Natürlich gibt Putin nichts auf irgendwelche Appelle. Ihn dürfte es eher freuen, dass sich in Deutschland die Gesellschaft immer weiter spaltet in diesem Punkt.

Natürlich wären Verhandlungen und Frieden wichtig und ich verstehe auch nicht, dass die Debatte da der AfD, Wagenknecht und sonstigen dubiosen Figuren komplett überlassen wird. Jeden Tag sterben Soldaten auf beiden Seiten, genauso sterben Zivilisten. Laut Umfragen sollen aber ca. 90% der Menschen in der Ukraine den Kurs der Regierung stützen. Da erscheint es mir dann sehr westlich, dass Forderungen nach Zugeständnissen an Putin kommen. Nichts anderes ist dieser aktuelle Aufruf. Von oben herab, so kommt das rüber. Gegen den Willen der ukrainischen Bevölkerung. Ja, ich weiß, die Umfragen sind wohl mit Vorsicht zu genießen. Es gibt kaum Rufe in Deutschland nach Frieden/Verhandlungen in Verbindung mit einem Appell an Putin, dass dieser seine Invasion stoppen und Truppen abziehen soll. Ob das realistisch ist oder nicht, ist eine andere Frage. Auch Wagenknecht und Schwarzer machen das nicht.

Was mich in der Debatte der vergangenen Woche doch sehr erschrocken hat, ist der Ruf nach den Waffen und Panzern. Ich verstehe alle Menschen in der Ukraine, die das fordern. Eine Debatte mit pro und contra verstehe ich auch. Aber die Leichtigkeit der Forderung nach Waffen macht mir seit Kriegsbeginn zu schaffen. Es geht um Verteidigung, aber jede Waffe, jeder Panzer, kann auch töten. Daher ist eine Abwägung und Diskussion notwendig. Gerade Politiker:innen der Grünen überraschen mich dann doch. Es sei an das Beispiel mit dem Selfie im Leopardenoberteil erinnert. In unserer Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine habe wir einige Menschen hier kennenlernen dürfen, die trauern, dass ihr Männer, Söhne oder Väter nicht ausreisen dürfen. Viele sind stolz darauf, aber es gibt auch einige, die es nicht verstehen und offen sagen, dass sie nicht wollen, dass ihre Familienangehörigen für ihre eigene korrupte Regierung kämpfen. Das Argument kommt nicht von mir, sondern wurde hier schon einige Male genannt. Und wenn da Grüne im Leopardenteil von Nike Selfies mit "Just Do It" posten, ist das doch dann sehr grotesk in meinen Augen.

Es müssen auch Diskussionen darüber gemacht werden, in wie weit sich die NATO, EU etc. im Krieg befinden. Einerseits durch Waffenlieferungen, aber vor allem durch den laufenden Wirtschaftskrieg, wenn man diesen so nennen möchte. Russlands Wirtschaft ist dann doch nicht so arg gebeutelt, wie es sich so manch Politiker:innen gewünscht hätten. Putin kann Rubel drucken, es gibt (illegale) Parallelimporte und westliche Firmen, die ihre Strukturen in Russland hatten, werden teilweise an Oligarchen verscherbelt.

100 Milliarden Sondervermögen, aufrüsten der Truppen etc. All das wurde ohne große Diskussion durchgewunken. Kaum Stimmen in der Politik, die eine Aufklärung darüber fordern, was mit dem ganzen Geld der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeswehr passiert ist. Missmanagement? Falsche Investitionen? Nichts, keine große Diskussion. Das finde ich schlimm.

Polen kauft gefühlt Panzer ohne Ende. Aus Südkorea und den USA. Polen will die Militärausgaben auf 5% des BIP hoch treiben.

Das alles macht einem dann doch schon Angst.
Volle Zustimmung.

Ich zweifle auch wenig daran, dass die Ukrainische Bevölkerung den Kurs ihrer Regierung mitträgt und die [Regierung] hat imho auch keine andere Wahl. Aber in solchen Kriegen sind es eben die Drittstaaten, die Diplomatie forcieren müssen.

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Declan_de_Barra
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Re: Politik

Beitrag von Declan_de_Barra » Mo 13. Feb 2023, 12:05

Ich glaube, dass das viele so sehen. Insbesondere bezüglich der Militärausgaben und Waffenkäufe. Mir fehlt jedoch immernoch ein alternativer Ansatz. Selbstverständlich wird hinter verschlossenen Türen immer wieder versucht eine diplomatische Lösung zu finden, jedenfalls gehe ich stark davon aus. Parallel haut Putin jedoch schlicht Menschenmassen wie Bauern beim Schach an die Front, die die Ukraine ohne Waffen von der Nato langfristig nicht stoppen kann. Und mir fehlt wirklich der Glaube, dass es aktuell irgendwie eine Möglichkeit auf sinnvolle Verhandlungen mit Russland gibt. Geschweige denn, dass Putin sich an mögliche Verträge eh nicht halten würde.

Nochmal: Ich glaube wir sind uns da grundsätzlich einig. Ich habe nur absolut keine Ahnung, wie eine Lösung aussehen sollte.

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Stebbie
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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mo 13. Feb 2023, 12:26

Und niemand wird sich in der Ukraine ernstgemeinten Verhandlungen verweigern. Es wird gerne so dargestellt, als sei die Ukraine nur an weiteren Waffen interessiert. Aber was soll die Ukraine denn auch fordern, wenn sie sich einer feindlichen Invasion gegenübersieht? Ja, auch Leopard II (bzw. deren Besatzungen) werden Menschen töten. Aber wenn du sie nicht hast, sterben stattdessen halt deine Leute.

Der Glaube an den Verhandlungserfolg erscheint mir zum jetzigen Zeitpunkt wie ein Wohlstandspazifismus. Nicht nur, dass man quasi über den Kopf der Ukrainer hinweg in den Raum stellt, dass man doch territoriale Zugeständnisse machen müsse (und sich damit ein riesigen Präzedenzfall für zukünftige Konflikte schafft), wenn der große Nachbar übergriffig wird, auch ignoriert man vielfach, dass es Russland im Kern doch gar nicht um eine territoriale Ausweitung der Südwestgrenze geht, sondern um einen Genozid an den Ukrainern - das Ziel wird sicher nicht verworfen werden. Solange russische Soldaten auf ukrainischem Territorium stehen, wird es daher keinen dauerhaften Frieden geben können; auch nicht, wenn man Russland territorial entgegenkommt.

Von daher bin ich fast schon an dem Punkt, dass ich davon ausgehe, dass die Nato irgendwann gezwungen sein wird, aktiv einzugreifen. Aber wenn sie später eh Garantiemacht für die freie Ukraine werden soll, dann macht es vermutlich auch keinen allzu großen Unterschied mehr.

Kaum Stimmen in der Politik, die eine Aufklärung darüber fordern, was mit dem ganzen Geld der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeswehr passiert ist. Missmanagement? Falsche Investitionen? Nichts, keine große Diskussion. Das finde ich schlimm.
Solange ich politische Debatten verfolge, wird schon über die Probleme des Beschaffungswesen in der Bundeswehr gesprochen. Deren Reform waren doch die großen Themen sowohl von von der Leyen als auch von Kramp-Karrenbauer.
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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mo 13. Feb 2023, 13:03

Tambourine-Man hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 11:06
Aber muss man dabei nicht unterscheiden, was nach außen getragen wird (signaling) und was in Verhandlungen die realistischen Optionen sind? Also dass die Krim weg ist (weil sie es seit 2014 de facto war) ist doch allen Beteiligten klar, oder nicht?
Warum sollte sie? Dieser Zustand wurde von Anfang an sanktioniert und das eher noch zu gering, siehe die daraus resultierende Invasion. Ein Brückenschlag für Putin wäre ein solches Zugeständnis auch nicht, weil dann die Rest-Ukraine schlicht wieder die Wasserversorgung einstellen könnte und sich auch ohne diesen Umstand kaum Narrative für die heimische Bevölkerung spinnen lassen werden. Den aktuell bestehenden Landkorridor könnte er hingegen zuhause als Erfolg verkaufen, aber wie schon von mir und Rieper gesagt: In welcher Position sind wir, dass wir darüber moralisch verfügen können?

Interessanterweise hat Herfried Münkler im Spiegel-Interview (leider Bezahlschranke) argumentiert, dass sehr wohl in Frage zu stellen sei, ob Staaten außerhalb der großen Blocks derlei freie Entscheidungsgewalt haben sollten. So wäre der Kalte Krieg nur deswegen ein kalter geblieben, weil die Staaten zwischen den Großmächten keine Mitsprache bezüglich ihrer Allianzenbildung hatten. Das widerstrebt mir gefühlt, aber ein interessanter Standpunkt ist es dennoch.

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Quadrophobia
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mo 13. Feb 2023, 13:12

Stebbie hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 12:26
Und niemand wird sich in der Ukraine ernstgemeinten Verhandlungen verweigern. Es wird gerne so dargestellt, als sei die Ukraine nur an weiteren Waffen interessiert. Aber was soll die Ukraine denn auch fordern, wenn sie sich einer feindlichen Invasion gegenübersieht? Ja, auch Leopard II (bzw. deren Besatzungen) werden Menschen töten. Aber wenn du sie nicht hast, sterben stattdessen halt deine Leute.

Der Glaube an den Verhandlungserfolg erscheint mir zum jetzigen Zeitpunkt wie ein Wohlstandspazifismus. Nicht nur, dass man quasi über den Kopf der Ukrainer hinweg in den Raum stellt, dass man doch territoriale Zugeständnisse machen müsse (und sich damit ein riesigen Präzedenzfall für zukünftige Konflikte schafft), wenn der große Nachbar übergriffig wird, auch ignoriert man vielfach, dass es Russland im Kern doch gar nicht um eine territoriale Ausweitung der Südwestgrenze geht, sondern um einen Genozid an den Ukrainern - das Ziel wird sicher nicht verworfen werden. Solange russische Soldaten auf ukrainischem Territorium stehen, wird es daher keinen dauerhaften Frieden geben können; auch nicht, wenn man Russland territorial entgegenkommt.

Von daher bin ich fast schon an dem Punkt, dass ich davon ausgehe, dass die Nato irgendwann gezwungen sein wird, aktiv einzugreifen. Aber wenn sie später eh Garantiemacht für die freie Ukraine werden soll, dann macht es vermutlich auch keinen allzu großen Unterschied mehr.

Kaum Stimmen in der Politik, die eine Aufklärung darüber fordern, was mit dem ganzen Geld der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeswehr passiert ist. Missmanagement? Falsche Investitionen? Nichts, keine große Diskussion. Das finde ich schlimm.
Solange ich politische Debatten verfolge, wird schon über die Probleme des Beschaffungswesen in der Bundeswehr gesprochen. Deren Reform waren doch die großen Themen sowohl von von der Leyen als auch von Kramp-Karrenbauer.
Halte ich für eine gewagte These. Was Putin/Russland genau wollen, wird niemand mit mehr als Spekulationen beantworten können.

Ich glaube es wird auch weiterhin komplett unterschätzt, dass bei einem militärischen Übergewicht für die Ukraine der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen möglich ist.

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Re: Politik

Beitrag von Rieper » Mo 13. Feb 2023, 13:23

Stebbie hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 12:26


Kaum Stimmen in der Politik, die eine Aufklärung darüber fordern, was mit dem ganzen Geld der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeswehr passiert ist. Missmanagement? Falsche Investitionen? Nichts, keine große Diskussion. Das finde ich schlimm.
Solange ich politische Debatten verfolge, wird schon über die Probleme des Beschaffungswesen in der Bundeswehr gesprochen. Deren Reform waren doch die großen Themen sowohl von von der Leyen als auch von Kramp-Karrenbauer.
Und was waren die Ergebnisse? Eine Reform kam nicht zustande und seitdem ist da nicht viel. Immer wieder sind Beispiele über veraltete IT, unzureichende Befugnisse usw zu lesen, nicht nur die Beschaffung. Wirkliche Veränderungen werden nicht kommuniziert. Oder ich habe es nicht mitgekriegt.

AKK wollte da auch einiges ändern, auch was Digitalisierung in verschiedenen Bereichen angeht (Verwaltung, Beschaffung, Waffen). Passiert ist nicht viel. Und selbst nach dem Beschluss des Sondervermögens ist noch nichts passiert. Expert:innen warnen, dass durch das veraltete Beschaffungssystem bis zu einem Drittel des Sondervermögens ins Leere laufen könnte.

Reparaturen und Wartungen wurden über eine lange Zeit zurück geschraubt und jetzt wundert man sich, dass viele Panzer, Waffen usw kaputt sind. Ich weiß nicht, ob sich da inzwischen etwas geändert hat.

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Re: Politik

Beitrag von Sjælland » Mo 13. Feb 2023, 13:31

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:12
Ich glaube es wird auch weiterhin komplett unterschätzt, dass bei einem militärischen Übergewicht für die Ukraine der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen möglich ist.
Wobei da China schon mehrfach deutlich gemacht haben, dass das für sie wiederum eine rote Linie darstellt.

Aber gut, in die Enge getrieben kann viel passieren.

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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mo 13. Feb 2023, 13:49

Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:12
Stebbie hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 12:26
Und niemand wird sich in der Ukraine ernstgemeinten Verhandlungen verweigern. Es wird gerne so dargestellt, als sei die Ukraine nur an weiteren Waffen interessiert. Aber was soll die Ukraine denn auch fordern, wenn sie sich einer feindlichen Invasion gegenübersieht? Ja, auch Leopard II (bzw. deren Besatzungen) werden Menschen töten. Aber wenn du sie nicht hast, sterben stattdessen halt deine Leute.

Der Glaube an den Verhandlungserfolg erscheint mir zum jetzigen Zeitpunkt wie ein Wohlstandspazifismus. Nicht nur, dass man quasi über den Kopf der Ukrainer hinweg in den Raum stellt, dass man doch territoriale Zugeständnisse machen müsse (und sich damit ein riesigen Präzedenzfall für zukünftige Konflikte schafft), wenn der große Nachbar übergriffig wird, auch ignoriert man vielfach, dass es Russland im Kern doch gar nicht um eine territoriale Ausweitung der Südwestgrenze geht, sondern um einen Genozid an den Ukrainern - das Ziel wird sicher nicht verworfen werden. Solange russische Soldaten auf ukrainischem Territorium stehen, wird es daher keinen dauerhaften Frieden geben können; auch nicht, wenn man Russland territorial entgegenkommt.

Von daher bin ich fast schon an dem Punkt, dass ich davon ausgehe, dass die Nato irgendwann gezwungen sein wird, aktiv einzugreifen. Aber wenn sie später eh Garantiemacht für die freie Ukraine werden soll, dann macht es vermutlich auch keinen allzu großen Unterschied mehr.
Halte ich für eine gewagte These. Was Putin/Russland genau wollen, wird niemand mit mehr als Spekulationen beantworten können.
Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportation von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?

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Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » Mo 13. Feb 2023, 13:54

Stebbie hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 12:26
Solange russische Soldaten auf ukrainischem Territorium stehen, wird es daher keinen dauerhaften Frieden geben können; auch nicht, wenn man Russland territorial entgegenkommt.

Von daher bin ich fast schon an dem Punkt, dass ich davon ausgehe, dass die Nato irgendwann gezwungen sein wird, aktiv einzugreifen. Aber wenn sie später eh Garantiemacht für die freie Ukraine werden soll, dann macht es vermutlich auch keinen allzu großen Unterschied mehr.
Die territorialen Zugeständnisse sind in gewisser Weise die Verhandlungsmasse, um die es derzeit an der Front geht. Ich halte das aber für zweitrangig und würde den markierten Part unterstreichen. Ein Frieden, der Russland die Krim sowie Donezk und Lugansk + X zusichert, ist für Putin doch viel zu wenig, wenn die Ukraine im Gegenzug eine NATO-Sicherheitsgarantie (geschweige denn volle NATO-Mitgliedschaft) erhält. Und ohne die wird es die Ukraine - völlig zurecht - nicht machen.
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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mo 13. Feb 2023, 13:56

Und dann sind wir vermutlich ohnehin beim NATO-Einsatz, selbst wenn der Sprengkopf hoch in der Luft über dem schwarzen Meer gezündet wurden. Aber was ist die Konsequenz daraus?
Halte ich für eine gewagte These. Was Putin/Russland genau wollen, wird niemand mit mehr als Spekulationen beantworten können.
Weiß nicht, wie gewagt es ist. Nach meinem dafürhalten wurden viele Analystinnen und Analysten gerade zu Beginn des Krieges nicht müde zu betonen, dass man die russische Rhetorik in diese Richtung, die ja zweifellos vorhanden war, absolut ernst nehmen müsse. Und was man so erfuhr, deutet nicht darauf hin, dass sich das geändert hat. Überall ereignen sich Verschleppungen, Umerziehungen, Erschießungen etc. Das hat zumindest genozidale Züge.
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Re: Politik

Beitrag von Rieper » Mo 13. Feb 2023, 13:58

Kurzer Take zur Wahl in Berlin: Ich glaube, dass es innerhalb der Ampel jetzt noch unruhiger wird. Die FDP dürfte ab jetzt mehr Egoismus wagen und noch mehr auf ihren Positionen beruhen.

Marzahn mit 31,8% für die CDU und 19,2% für die AfD auch ganz schön heftig.

Und die SPD liegt 105 Stimmen vor den Grünen.

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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mi 15. Feb 2023, 09:14

Monkeyson hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:49
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:12
Stebbie hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 12:26
Und niemand wird sich in der Ukraine ernstgemeinten Verhandlungen verweigern. Es wird gerne so dargestellt, als sei die Ukraine nur an weiteren Waffen interessiert. Aber was soll die Ukraine denn auch fordern, wenn sie sich einer feindlichen Invasion gegenübersieht? Ja, auch Leopard II (bzw. deren Besatzungen) werden Menschen töten. Aber wenn du sie nicht hast, sterben stattdessen halt deine Leute.

Der Glaube an den Verhandlungserfolg erscheint mir zum jetzigen Zeitpunkt wie ein Wohlstandspazifismus. Nicht nur, dass man quasi über den Kopf der Ukrainer hinweg in den Raum stellt, dass man doch territoriale Zugeständnisse machen müsse (und sich damit ein riesigen Präzedenzfall für zukünftige Konflikte schafft), wenn der große Nachbar übergriffig wird, auch ignoriert man vielfach, dass es Russland im Kern doch gar nicht um eine territoriale Ausweitung der Südwestgrenze geht, sondern um einen Genozid an den Ukrainern - das Ziel wird sicher nicht verworfen werden. Solange russische Soldaten auf ukrainischem Territorium stehen, wird es daher keinen dauerhaften Frieden geben können; auch nicht, wenn man Russland territorial entgegenkommt.

Von daher bin ich fast schon an dem Punkt, dass ich davon ausgehe, dass die Nato irgendwann gezwungen sein wird, aktiv einzugreifen. Aber wenn sie später eh Garantiemacht für die freie Ukraine werden soll, dann macht es vermutlich auch keinen allzu großen Unterschied mehr.
Halte ich für eine gewagte These. Was Putin/Russland genau wollen, wird niemand mit mehr als Spekulationen beantworten können.
Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportationentführung von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?
Sorry, falsche Wortwahl.

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Quadrophobia
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 15. Feb 2023, 09:28

Monkeyson hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:14
Monkeyson hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:49
Quadrophobia hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:12


Halte ich für eine gewagte These. Was Putin/Russland genau wollen, wird niemand mit mehr als Spekulationen beantworten können.
Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportationentführung von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?
Sorry, falsche Wortwahl.
Ja. Es ist (für die Frage nach der Diplomatie, die hier ja Auslöser dieser Diskussion war) ein meilenweiter Unterschied, ob Russland genozidale Tendenzen hat (bestreite ich nicht, auch wenn hier soweit ich weiß keine Einigkeit unter Beobachter*innen besteht) oder ob es das Ziel des Angriffskrieges ist, einen Genozid an Ukrainer*innen zu verüben.

Ich stelle ja auch nach wie vor nicht in Frage, dass die Verteidigung der Ukraine legitim ist. Aber all das ändert nichts daran, dass es nahezu niemanden gibt, der ein militärische Ende des Konflikts für möglich hält. Aktuell lässt sich das gut im Bericht des RAND , einem der wichtigsten US- Think Tanks in Sachen Defense-Policy nachvollziehen.

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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mi 15. Feb 2023, 09:45

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:28
Monkeyson hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:14
Monkeyson hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:49


Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportationentführung von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?
Sorry, falsche Wortwahl.
Ja. Es ist (für die Frage nach der Diplomatie, die hier ja Auslöser dieser Diskussion war) ein meilenweiter Unterschied, ob Russland genozidale Tendenzen hat (bestreite ich nicht, auch wenn hier soweit ich weiß keine Einigkeit unter Beobachter*innen besteht) oder ob es das Ziel des Angriffskrieges ist, einen Genozid an Ukrainer*innen zu verüben.
Letzteres ist aber auch eine hohe Hürde, die man unter bestimmten Auslegungen selbst Hitlerdeutschland absprechen könnte. Auch da könnte man argumentieren, dass es zuallererst um Territorialgewinne ging.
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:28
Ich stelle ja auch nach wie vor nicht in Frage, dass die Verteidigung der Ukraine legitim ist. Aber all das ändert nichts daran, dass es nahezu niemanden gibt, der ein militärische Ende des Konflikts für möglich hält. Aktuell lässt sich das gut im Bericht des RAND , einem der wichtigsten US- Think Tanks in Sachen Defense-Policy nachvollziehen.
Sieht nach einer sinnvollen Lektüre aus, danke dafür. Ich habe bislang wenige Meinungen vernommen, dass ein militärisches Ende zum Guten hin unmöglich sei. Kann mir aber auch nur den Umweg über einen zuerst wirtschaftlich / finanziell errungenen Sieg vorstellen, und dafür braucht es einen langen Atem, wie sich zeigt.

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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mi 15. Feb 2023, 09:54

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:28
Ich stelle ja auch nach wie vor nicht in Frage, dass die Verteidigung der Ukraine legitim ist. Aber all das ändert nichts daran, dass es nahezu niemanden gibt, der ein militärische Ende des Konflikts für möglich hält. Aktuell lässt sich das gut im Bericht des RAND , einem der wichtigsten US- Think Tanks in Sachen Defense-Policy nachvollziehen.
Hab ihn nur überflogen, aber das ist nicht "der" Bericht des RAND, sondern eine "Perspective" zweier Autor*innen für RAND, siehe letzte Seite. Und die argumentieren ja auch nur für ihr Heimatland, siehe die Formulierungen "that better promotes U.S. interests", "that would serve U.S. interests" in der Conclusion.

Dennoch interessant, danke.

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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mi 15. Feb 2023, 13:23

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:28
Monkeyson hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:14
Monkeyson hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:49


Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportationentführung von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?
Sorry, falsche Wortwahl.
Ja. Es ist (für die Frage nach der Diplomatie, die hier ja Auslöser dieser Diskussion war) ein meilenweiter Unterschied, ob Russland genozidale Tendenzen hat (bestreite ich nicht, auch wenn hier soweit ich weiß keine Einigkeit unter Beobachter*innen besteht) oder ob es das Ziel des Angriffskrieges ist, einen Genozid an Ukrainer*innen zu verüben.

Ich stelle ja auch nach wie vor nicht in Frage, dass die Verteidigung der Ukraine legitim ist. Aber all das ändert nichts daran, dass es nahezu niemanden gibt, der ein militärische Ende des Konflikts für möglich hält. Aktuell lässt sich das gut im Bericht des RAND , einem der wichtigsten US- Think Tanks in Sachen Defense-Policy nachvollziehen.
... und gibt es irgendjemanden, der ein diplomatisches Ende des Konflikts auf absehbare Zeit für möglich hält?
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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mi 15. Feb 2023, 13:39

Stebbie hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 13:23
... und gibt es irgendjemanden, der ein diplomatisches Ende des Konflikts auf absehbare Zeit für möglich hält?
Verknüpft mit Konzessionen seitens Ukraines? Ja.
Verknüpft mit Konzessionen seitens Russlands? Das wüsste ich auch gerne.

Es ist etwas wohlfeil, aus der Komfortzone Mitteleuropa heraus zu behaupten, sich eine diplomatische Lösung entlang der aktuellen Frontverläufe vorstellen zu können. Selbst ein Verzicht auf einzig die Krim, inklusive internationaler Anerkennung des Fakts (sofern das als Narrativ für Putin innenpolitisch überhaupt ausreicht) stellt im Endeffekt einzig eine Konzessions seitens Ukraines dar und nicht etwa Russlands (ein Rückzug aus invadierten Gebieten ist noch keine Konzession).

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Re: Politik

Beitrag von Monkeyson » Mi 15. Feb 2023, 15:46

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:28
Monkeyson hat geschrieben:
Mi 15. Feb 2023, 09:14
Monkeyson hat geschrieben:
Mo 13. Feb 2023, 13:49


Die Linie Genozid haben wir doch längst überschritten mit der ganzen Massendeportationentführung von ukrainischen Kindern. Worüber willst du spekulieren, ob das ursprünglicher Plan war oder sich nun mal so ergeben hat?
Sorry, falsche Wortwahl.
Ja. Es ist (für die Frage nach der Diplomatie, die hier ja Auslöser dieser Diskussion war) ein meilenweiter Unterschied, ob Russland genozidale Tendenzen hat (bestreite ich nicht, auch wenn hier soweit ich weiß keine Einigkeit unter Beobachter*innen besteht) oder ob es das Ziel des Angriffskrieges ist, einen Genozid an Ukrainer*innen zu verüben.
Das hier klingt nach Letzterem:
State Department spokesperson Ned Price said that “Russia’s system of forced relocation, reeducation and adoption of Ukraine’s children is a key element of the Kremlin’s systematic efforts to deny and suppress Ukraine’s identity, its history and its culture.”
"Network of camps", krass.

Hab auch mal was von - Triggerwarnung -
► Text anzeigen
gelesen, aber puh, da brauche ich lieber keine Details zu.



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