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Politik

Von Spam bis Gott und die Welt
Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Fr 25. Nov 2022, 23:04

Habe das Konzept "Es gibt Leute, denen es (auf welchem Weg auch immer) schlecht geht, also sorgen wir dafür, dass alle anderen diese Benachteiligung auch erfahren dürfen" noch nie verstanden.

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NeonGolden
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Re: Politik

Beitrag von NeonGolden » Sa 26. Nov 2022, 03:17

Bisschen viel Anna Schneider gelesen, wa?

Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 26. Nov 2022, 10:12

Tja, so ist das eben im Internet. Da gibt es mal in einer Debatte unterschiedliche Sichtweisen, die an sonsten ganz gut geführt wird, aber irgendwann ist immer der Punkt, wo ein Troll 3 Uhr Nachts, statt zu pennen versucht mit Kontaktschuld-Vorwürfen zu verfassungsfeindlichen Extremisten zu punkten. Ist halt so und da die Debatte nun dieses Niveau erreicht hat, ist sie auch quasi tot.

Bleibt: Habe mich hier sehr über Quadros Beiträge gewundert, die Richtung hätte ich nicht erwartet, finde die Argumentation und Aussagen aber ziemlich gut. Einen Punkt würde ich sogar noch ergänzen, der angerissen wurde. Thema Kredit aufnehmen: Den muss man erst mal bekommen. Wenn ich im Büro mitbekomme, wer alles keine Finanzierung bekommt und wo die automatische Haushaltsrechnung der Banken für solche auf rot springen, dann wird auch das ein noch zunehmenderes Problem.

Ansonsten finde ich es gut, wenn gar nicht jeder kauft und kaufen kann. Ein EFH ist sowieso der SUV unter den Wohngelegenheiten und rein finanziell ist eine solche Entscheidung zu Wohneigentum sowieso nachteilig. Erst recht in der nun angebrochenen Zeit der Hochzinsen bei FInanzierungen. Da werden in 5-7 Jahren, wenn refinanziert werden muss einige Probleme entstehen. Zur grundsätzlichen Entscheidung auch gab es vor einigen Tagen einen sehr sehr guten Artikel dazu: https://www.zeit.de/wirtschaft/geldanla ... ilienmarkt
(ist aber vermutlich leider Paywall)

dattelpalme
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Re: Politik

Beitrag von dattelpalme » Sa 26. Nov 2022, 12:52

„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“

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NeonGolden
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Re: Politik

Beitrag von NeonGolden » Sa 26. Nov 2022, 14:51

Blackstar hat geschrieben:
Sa 26. Nov 2022, 10:12
Tja, so ist das eben im Internet. Da gibt es mal in einer Debatte unterschiedliche Sichtweisen, die an sonsten ganz gut geführt wird, aber irgendwann ist immer der Punkt, wo ein Troll 3 Uhr Nachts, statt zu pennen versucht mit Kontaktschuld-Vorwürfen zu verfassungsfeindlichen Extremisten zu punkten. Ist halt so und da die Debatte nun dieses Niveau erreicht hat, ist sie auch quasi tot.
Junge, du hast dich mit deinem arroganten Zweizeiler doch selbst aus der Diskussion verabschiedet bzw. eben jene niveautechnisch torpediert, wie es die Chefreporterin Freiheit nicht hätte besser hinbekommen können. Ja genau, die Debatte wurde ansonsten ganz gut geführt bis du dich dazu berufen fühlst, völlig ohne Kontext oder Erklärung irgendwas von einem Konzept zu schwadronieren, das so in der Form hier in keinster Weise angerissen wurde.
"Es gibt Leute, denen es (auf welchem Weg auch immer) schlecht geht, also sorgen wir dafür, dass alle anderen diese Benachteiligung auch erfahren dürfen"
Damit framest du eine bei 7% startende Steuer auf leistungslose Geschenke im sechsstelligen Eurobereich als Benachteiligung. Wie verstehst du dann sonstige Steuern? Davon abgesehen ging es nie um die Schaffung von "Benachteiligung", sondern um die gewollte Erleichterung für vermögende Menschen und was davon zu halten ist. Es wurde diverse Alternativvorschläge gemacht, wie Grenzfälle abgemildert werden können, ohne dass die Freigrenzen verschoben werden. Interessiert dich halt nicht.
Sinnbildlich dann obendrein, dass es für dich offenbar eine Rolle spielt, um welche Uhrzeit eine Antwort abgesetzt wurde. Stell dir vor, es gibt Menschen, die um diese Uhrzeit arbeiten müssen.

Nein, auch rückblickend war das die einzig gangbare Reaktion auf deinen "Beitrag". Hab noch kurz darüber nachgedacht mich zu erniedrigen und nachzufragen, was zur Hölle du damit sagen willst. Aber über das Stöckchen wollte ich dann tatsächlich nicht springen.
Blackstar hat geschrieben:
Sa 26. Nov 2022, 10:12
Thema Kredit aufnehmen: Den muss man erst mal bekommen. Wenn ich im Büro mitbekomme, wer alles keine Finanzierung bekommt und wo die automatische Haushaltsrechnung der Banken für solche auf rot springen, dann wird auch das ein noch zunehmenderes Problem.
Sorry, aber das glaube ich dir einfach nicht, dass es dabei um Kredite zur Finanzierung von Erbschaftssteuerschulden im niedrigen fünfstelligen Bereich geht.
Blackstar hat geschrieben:
Sa 26. Nov 2022, 10:12
Ansonsten finde ich es gut, wenn gar nicht jeder kauft und kaufen kann. Ein EFH ist sowieso der SUV unter den Wohngelegenheiten und rein finanziell ist eine solche Entscheidung zu Wohneigentum sowieso nachteilig. Erst recht in der nun angebrochenen Zeit der Hochzinsen bei FInanzierungen. Da werden in 5-7 Jahren, wenn refinanziert werden muss einige Probleme entstehen. Zur grundsätzlichen Entscheidung auch gab es vor einigen Tagen einen sehr sehr guten Artikel dazu: https://www.zeit.de/wirtschaft/geldanla ... ilienmarkt
(ist aber vermutlich leider Paywall)
Der Artikel ist in der Hinsicht relativ wenig hilfreich, weil er bei der Entscheidung "Haus kaufen ja oder nein" fast ausschließlich auf den finanziellen Aspekt ausgerichtet ist. Ich kenne ehrlich gesagt niemanden im Alter 30 bis 40, der ein Eigenheim als Investment betrachtet oder der Meinung wäre, dass es eine optimale Option zur Vermögensbildung darstellt.
Dass Wohneigentum zur Selbstnutzung eine denkbar schlechte Finanzentscheidung darstellt, das hört man doch schon seit 20 Jahren, selbst von den unseriösesten "Beratern", die da so durchs Netz geistern.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 26. Nov 2022, 15:43

Meine Güte, wie viel Hass da drinsteckt. Unglaublich. Glaub es wird mal wieder Zeit für eine entspannende Auszeit hier. Dann badet doch weiterhin in eurem Circle-Jerk-Sud.

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NeonGolden
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Re: Politik

Beitrag von NeonGolden » Sa 26. Nov 2022, 16:49

Nice :lolol:

Da hat wohl jemand den raFDP-Meltdown nicht so gut verkraftet.

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Re: Politik

Beitrag von therewillbefireworks » So 27. Nov 2022, 00:02

dattelpalme hat geschrieben:
Sa 26. Nov 2022, 12:52
https://12ft.io/
https://github.com/iamadamdev?tab=repositories

bypass plugin für chrome & firefox.
¯\_(ツ)_/¯

Suitemeister
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Re: Politik

Beitrag von Suitemeister » Mo 28. Nov 2022, 11:19

Ich verstehe die emotionalen Befindlichkeiten, wenn man das Elternhaus vererbt bekommt und sich dann ggf. die Erbschaftssteuer nicht leisten kann. Als (Arbeiter-)Kind des Ostens, dessen Familie halt im Vergleich zum Westen halt einfach 40 Jahre Zeit zur Bildung von Vermögen gefehlt haben, finde ich solche Diskussionen - mit Verlaub - zynisch.

Wenn man in der Platte aufgewachsen ist, wenig bis gar nichts erben wird und Wohneigentum trotz halbwegs anständigem Gehalt wohl für immer außer Reichweite bleiben wird, dann fehlt mir für die Probleme, die mit dem Erbe einer Immobilie von mittlerem sechsstelligen Wert einhergehen, ganz offengesagt, jegliches Verständnis.

Man sollte sich wirklich mal vergegenwärtigen, was das für Luxusprobleme sind. Und wie viele Menschen, gerade im Osten, viel dafür geben würden, ein Elternhaus vererbt zu bekommen.

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Quadrophobia
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mo 28. Nov 2022, 12:11

Suitemeister hat geschrieben:
Mo 28. Nov 2022, 11:19
Ich verstehe die emotionalen Befindlichkeiten, wenn man das Elternhaus vererbt bekommt und sich dann ggf. die Erbschaftssteuer nicht leisten kann. Als (Arbeiter-)Kind des Ostens, dessen Familie halt im Vergleich zum Westen halt einfach 40 Jahre Zeit zur Bildung von Vermögen gefehlt haben, finde ich solche Diskussionen - mit Verlaub - zynisch.

Wenn man in der Platte aufgewachsen ist, wenig bis gar nichts erben wird und Wohneigentum trotz halbwegs anständigem Gehalt wohl für immer außer Reichweite bleiben wird, dann fehlt mir für die Probleme, die mit dem Erbe einer Immobilie von mittlerem sechsstelligen Wert einhergehen, ganz offengesagt, jegliches Verständnis.

Man sollte sich wirklich mal vergegenwärtigen, was das für Luxusprobleme sind. Und wie viele Menschen, gerade im Osten, viel dafür geben würden, ein Elternhaus vererbt zu bekommen.
Das wir uns nicht einig sind, ist ja schon oft vorgekommen, aber hier ists ja komplett seitenverkehrt :lol: :lol: :lol:


Erben ist nicht gerecht keine Frage, es bildet die immens ungleichen Vermögensverhältnisse in DE ab. Vor allem im Osten hast du selbstverständlich recht: Vermögen kann und konnte sich seit längerem niemand aufbauen, der nicht sehr gut verdient und Wohneigentum ist für die allermeisten ohne Erbschaft nicht machbar.
Aber: In (West-Deutschland) gab es während der Hochphase des Wohlfahrtkapitalismus durchaus eine nicht geringe Anzahl Menschen, die durch günstiges Bauen/günstige Zinsen/niedrige Lebenshaltungskosten ein Haus gebaut oder eine Wohnung gekauft haben, die sie selbst bewohnen, aber sonst kaum mehr etwas substanzielles besitzen. Die meisten davon, sind schon jetzt von den Freibeträgen abgedeckt aber in bestimmten Gebieten, wachsen die Schätzwerte massiv über die Werte, die man durch Verkauf realisieren kann. Vor allem spielt hier eine Rolle, dass viele EFHs auf Erbbaupachtgrundstücken stehen, was den Verkaufswert erheblich, den Bewertungswert aber nicht entsprechend mindert. Auch sind viele EFH, v.a. die "Siedlungshäuser" der 1930er Jahre, in katastrophalem Zustand, weil sie mal eine Wohnmaßnahme für relativ arme Leute waren und die Besitzer:innen für Renovierungen oft nicht das Geld haben. Mit entsprechend guter Lage und großem Grundstück (was diese idR aufgrund von Selbstversorgungs-Gedanken haben) kann die Bewertung dabei weit über dem Verkaufspreis liegen, wenn man es denn überhaupt verkauft kriegt. In Hamburg gilt bspw. allein durch die Lage innerhalb der Stadtgrenzen ein Lagefaktor von 1,75, bei entsprechenden Grundstückswerten sind 400.000 wirklich schnell erreicht. Kriegt man so etwas vererbt, kann es durchaus sein, dass der reale Teil, der vom Erbe übrig bleibt, weit unter dem eigentlichen Freibetrag bleibt.

Die Erbschaftssteuer benachteiligt (innerhalb der privilegierten Gruppe der Erben) massiv diejenigen, die "wenig" erben, während Großerb:innen nahezu keine Steuern zahlen. Für alle die nichts erben mag das verständlicherweise egal sein, aber tatsächlich trägt die aktuelle Ausgestaltung eher dazu bei, dass die soziale Schere noch weiter auseinander geht.

Es gibt sehr progressive Vorschläge, Erbschaften zu verändern, bspw. die "Lebenserbschaft", die alle, die nichts erben aus Erbschaftssteuermitteln 30.000 Grundvermögen zur Verfügung stellt. Dazu muss aber das Steueraufkommen überhaupt erst mal massiv steigen, beim Staat kommt dadurch nämlich nicht viel an (Die Erbschaftssteuer rangiert kurz hinter der Tabaksteuer was Einnahmen angeht). Denn auf der einen Seite haben immer weniger Menschen immer mehr Geld, auf das sie nahezu keine Steuern zahlen, auf der anderen Seite gibt es in der Mittelschicht tatsächlich immer weniger Vermögen, das vererbt werden könnte. Die großen Vermögen sind durch die Aussetzung der Vermögenssteuer nämlich unversteuert (oder im Form von Kapitalerträgen gering versteuert) gewachsen, während die der Mittelschicht durch Lohnsteuer und am oberen Ende auch durch Erbschaftssteuer stagnieren.

Grundsätzlich wäre es gut, wenn man bspw. Modelle erarbeitet, in denen das Finanzamt auf die Erbschaftssteuer verzichtet und dafür bspw. ein Vorkaufsrecht für die Kommunen bekommt, die dann das Blösinnsmodell EFH einstampfen und auf den viel zu großen Grundstücken sinnvoll bauen können.

Steuern sollten imho nicht so ausgestaltet sein, dass sie dort Vermögen abtragen, wo es ohnehin schon (relativ) starke Steuerbelastung gibt, sondern dort, wo ohne Leistung und mit allerlei Trickserei Milliarden an der Steuer vorbeigeschleust werden. Die Freibeträge finde ich grundsätzlich hoch genug, aber mit der der neuen Berechnungsmethode wird es zwangsläufig zu fällen kommen, in denen Menschen die Erbschaftssteur nicht bezahlen können und auch keinen Kredit dafür bekommen, weil das Haus für die Bank nichts wert ist. Dem vorsichtig entgegenzuwirken wird Leuten allerlei Probleme ersparen.

Würde man bspw. die qusi-vollkommende Steuerfreiheit für Argrarland und Betriebsvermögen kippen, wäre der Gewinn für die Gemeinschaftskasse ein dutzenfaces von dem was ein moderat höherer Freibetrag kosten würde.
Zuletzt geändert von Quadrophobia am Mo 28. Nov 2022, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.

Suitemeister
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Re: Politik

Beitrag von Suitemeister » Mo 28. Nov 2022, 12:38

Wie gesagt, ich verstehe die Probleme, die damit einhergehen. Ich habe die Diskussion hier ja auch verfolgt und es ist wirklich nicht so, dass ich die Fakten - auch was beispielsweise nachgelagerte Verdrängungsprozesse anbelangt - nicht nachvollziehen könnte. Aber aus meiner persönlichen Lebenssituation und -geschichte heraus ist das halt einfach eine absolut paradoxe und weltfremde Debatte, die auch in meinem Umfeld mit ähnlicher Familiengeschichte und -struktur kaum einer wird nachvollziehen können.

Wenn ich in meinem Freundeskreis schaue, fangen wir halt de facto alle bei Null an, Vermögen aufzubauen. Da erben nur ganz wenige Leute wirklich relevantes Vermögen. Da wirkt die Beschwerde über das Aufbringen von 15.000€ Erbschaftssteuer halt echt einfach wie in Hohn.

Klar, da ist man schnell bei dem was Klaus oben angesprochen hat:
Gelöschter Benutzer 408 hat geschrieben:
Fr 25. Nov 2022, 23:04
Habe das Konzept "Es gibt Leute, denen es (auf welchem Weg auch immer) schlecht geht, also sorgen wir dafür, dass alle anderen diese Benachteiligung auch erfahren dürfen" noch nie verstanden.
Ich würd's auch verstehen, wenn jetzt gleich jemand mit einem Vorwurf des Neids um die Ecke kommt. Wahrscheinlich hätte der-/diejenige damit sogar Recht.

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Tambourine-Man
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Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » Mo 28. Nov 2022, 13:47

Achja, die Erbschaftssteuer. Die bessere Vermögenssteuer.

Ich denke man muss das Ganze in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen die Erbschaften von Superreichen. Massenhaft Immobilien, Unternehmen(santeile) usw. Erbschaftssteuer wird Dank Familienstiftungen, doppelten Holdingstrukturen etc umgangen. Das Ganze nimmt solche Ausmaße an, dass dem nicht mit einzelnen Reformen beizukommen ist. Hier besteht, denke ich, Einigkeit, dass dies der gravierendere Part ist, der für soziale Ungleichheit und Schieflage sorgt.
Gleichzeitig geht die Schere aber eben auch zwischen der Mittelschicht und dem großen Block der Nichterben auseinander. Ja, der erste Part ist gewichtiger, aber es endet eben nicht damit und ich finde nicht, dass man die Mittelschicht hier ausklammern kann, wenn 50% nichts erben. Und gerade Svens Punkte zu den Strukturen in Ostdeutschland sind nunmal nicht von der Hand zu weisen.

Eine sehr spannende Grafik zum Thema welche Bedeutung Erbschaften über die gesamte Vermögensverteilung eines Landes haben:
Bild
Zynisch gesprochen, war der Krieg in Deutschland ein großer Gleichmacher. Die Zerstörungen des Krieges haben schlichtweg dafür gesorgt, dasss es größtenteils nichts zu vererben gab. Dank Wirtschaftswunder und Kapitalismus, niedrige Steuern auf Vermögen und Kapital haben wir hier wieder aufgeschlossen, yay.

Ich möchte auch einmal anmerken, dass hier viel von 400k gesprochen wird. Es gibt aber nicht nur Alleinerben ;)
Trotz Verdopplung des Wertes seit dem Bau vor 20 Jahren liegt die Doppelhaushälfte meiner Eltern im wahrlich nicht günstigen Düsseldorfer Umland immer noch im Rahmen der Freibeträge...
Stebbie hat geschrieben:
Fr 25. Nov 2022, 09:57
Ganz abgesehen davon, dass es hier ja auch um immaterielle Werte geht (man möchte vll. gerne das Haus der Eltern oder Großeltern im Familienbesitz halten).
Sorry für die Polemik, aber ich schätze auch Susanne Klatten hat einige sentimentale Geschichten/Verbindungen zur Firma ihres Vaters. Eine Erbschaft ist nunmal eine Weitergabe eines Vermögenswertes. Für selbst genutztes Wohneigentum gibt es ja zurecht Ausnahmen. Die von dir angesprochenen Verdrängungseffekte haben ja bereits stattgefunden, wenn auf der Insel Geborene aufs Festland gezogen sind (dort werden sie ja auch irgendwo wohnen etc), im Zweifel Jahrzehnte bevor es zur Erbschaft kommt. Da ist die Problematik durch die Erbschaftssteuer (die will ich ja gar nicht leugnen) erst am Ende der Kette zu sehen, oder nicht?

Natürlich muss es Regelungen für kleine Familienunternehmen geben, gerade landwirtschaftliche Betriebe sind eine sehr heikle Geschichte. Ich sehe auch, dass die Bewertung von Immobilien seit eingien Jahren nicht mehr im Verhältnis zu dem steht, was sich durch Mieteinnahmen tatsächlich realisieren lässt. Inwieweit die Schätzwerte von den erzielbaren Marktwerten so stark abweichen erschließt sich mir allerdings nicht, falls mir das jemand erläutern mag :idea:

Nahezu mein komplettes Umfeld hat studiert. Bafög und Studienkredite bildeten sogar eher die Ausnahme. Damit ist man schon verdammt privilegiert. Ja, im Einzelnen mag das unangehme Konstellationen geben, wenn das Reihenhaus der Eltern geerbt wird, weil z.B. parallel der Kredit für die eigene Wohnimmobilie läuft. Trotzdem können diese Personen ja nicht zwei Häuser gleichzeitig bewohnen. Ja, das steht in keinem Verhältnis zu den Unsummen, die Superreiche an der Erbschaftssteuer vorbeischieben werden, es bleibt aber ein Vermögensniveau, das für viele in Deutschland unerreichbar ist.
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 30. Nov 2022, 14:45

Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.


Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/

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Re: Politik

Beitrag von slowdive » Mi 30. Nov 2022, 14:58

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.

Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
25 Jahre ideologische Konditionierung in der sogenannten "Leistungsgesellschaft". Man möchte schreien.

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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 30. Nov 2022, 16:10

Währenddessen schütten die 40 DAX Konzerne insgesamt 54 Milliarden aus, viele von ihnen haben dabei massiv von Kurzarbeitergeld profitiert.

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Re: Politik

Beitrag von smi » Mi 30. Nov 2022, 16:32

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.
Frage mich bis heute, wie eine "Grundsicherung" sanktioniert werden kann...
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
Die Jobs sind schon Oberscheisse (und sollten deswegen sehr gut und nicht mies bezahlt werden und die Mitarbeiter sollten Schulugen bekommen), aber das da ggf. sogar Mord oder Totschlag vertuscht wird... unglaublich.

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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 30. Nov 2022, 16:46

smi hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 16:32
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.
Frage mich bis heute, wie eine "Grundsicherung" sanktioniert werden kann...
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
Die Jobs sind schon Oberscheisse (und sollten deswegen sehr gut und nicht mies bezahlt werden und die Mitarbeiter sollten Schulugen bekommen), aber das da ggf. sogar Mord oder Totschlag vertuscht wird... unglaublich.

smi
Das Problem ist ja unter anderem, dass das die Öffentlichkeit nur interessiert wenn es um "moralisch verwerfliche" Firmen oder Produkte geht, also sowas wie Nestle oder Tönnies. Dass es im Baugewerbe und in Industriedienstleistungen seit der Deregulierung des Arbeitsmarktes regelmäßig Tote gibt, kommt in der Debatte um Arbeit(slosigkeit) an sich so gut wie nie vor.

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Re: Politik

Beitrag von Suitemeister » Do 1. Dez 2022, 10:29

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 16:10
Währenddessen schütten die 40 DAX Konzerne insgesamt 54 Milliarden aus, viele von ihnen haben dabei massiv von Kurzarbeitergeld profitiert.
Creative Finance Inc. mag das.

Gelöschter Benutzer 57

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » Di 6. Dez 2022, 11:07

Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.


Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
Manchmal würde ich einige von euch echt gerne mal für ein paar Monate hier in der Behörde arbeiten sehen wollen. Gerade die sehr links abgerutschten unter euch. :)

Und dann natürlich ausgerechnet einen Artikel von Jacobin bringen, wo sich mehr "Fehler" einschleichen als einem Lieb ist um das Thema möglichst negativ darzustellen.

So kommt man im Artikel uA schnell von

"Ihm wurde gemeinsam mit einem Vorarbeiter und einem Fahrer ein Auftrag im Bereich des Tores 4 zugewiesen. Diese zwei Menschen waren die letzten, die Refat lebend gesehen haben, bevor er gegen 9:20 Uhr mit einem Firmenfahrzeug in die Pause geschickt wurde. Er kehrte nie zurück."

zu

"Ungeklärt ist aber, warum er beim Reinigen des Schlackebeckens alleine vor Ort war, denn laut Vorgabe der Betriebs müssen die Angestellten immer zu zweit arbeiten."

Erst zu dritt am arbeiten und in die Pause geschickt worden kommt man im Artikel also zu alleine am reinigen?

Rieper
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Re: Politik

Beitrag von Rieper » Di 6. Dez 2022, 11:26

Wir arbeiten sehr eng mit dem Jobcenter hier zusammen. Der Bereich der Sachbearbeitung läuft meist in Ordnung. Fristen werden eingehalten, Antworten kommen meist. Es ist ist okay für eine deutsche Behörde, würde ich mal behaupten. Es gab eine Pause, in der es schlimm war, aber da hat sich einiges gebessert.

Schlimmer ist des Fallmanagementes. Wir arbeiten gemeinsam mit Geflüchteten, die teilweise schon vier oder fünf Jahre beim Jobcenter sind und die meisten davon bekamen noch nie ein Jobangebot vorgelegt. Daher stellt sich hier gar nicht die Frage, dass sie in solche Jobs gedrängt werden können. Ist eigentlich ziemlich enttäuschend das Fallmanagement hier, wenn nicht sogar katastrophal. Es gibt zum Teil ein Gespräch mit dem:der Fallmanager:in pro Jahr und relativ schnell ist der Drops gelutscht.

Vor der Pandemie machten die meisten Bewerbungstraining in mehrmonatigen Maßnahmen. Am Ende kamen die meisten dann doch zu uns, weil sie Unterstützung bei den Bewerbungen brauchten.

Heute gibt es hier an sich keine dieser Maßnahmen und weiterhin keine Vermittlungsvorschläge.

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Re: Politik

Beitrag von Declan_de_Barra » Di 6. Dez 2022, 13:30

miwo hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 11:07
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.


Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
Manchmal würde ich einige von euch echt gerne mal für ein paar Monate hier in der Behörde arbeiten sehen wollen. Gerade die sehr links abgerutschten unter euch. :)

Ich verstehe absolut, dass man eine andere Sicht auf das Thema hat, wenn man in dem Bereich arbeitet. Und es gibt sicherlich auch Menschen, die bekannte Klischees erfüllen. Ich sehe das jedoch aufgrund der Erfahrungen, die ich im familiären und Kontext gesammelt habe, anders. Aufgrund von bürokratischen Hürden werden da Menschen Steine in den Weg gelegt, die ich für nicht nachvollziehbar halte. Insbesondere in Bezug auf psychische Krankheiten fehlt meiner Meinung nach komplett der richtige Umgang. Dass genug Menschen auch für vermeintlich einfache Aufgaben oder Termine schlicht die Kraft fehlt, scheint vielen einfach nicht klar zu sein. Und wovon lebt man dann? Ich wünsche wirklich niemandem so eine Situation. Schlicht und ergreifend nicht zu wissen, wie man in den nächsten Tagen, Wochen oder sogar Monaten seine Familie ernähren soll.

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Re: Politik

Beitrag von slowdive » Mi 7. Dez 2022, 14:39

Declan_de_Barra hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 13:30
miwo hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 11:07
Quadrophobia hat geschrieben:
Mi 30. Nov 2022, 14:45
Um mal ans unterste Ende der Schere zu gehen. Es macht mich wirklich fassungslos, dass 3/4 aller im ZDF Politbarometer Befragten es befürworten, dass Empfänger:innen von Bürgergeld von Anfang an Sanktioniert werden können, wenn sie Jobs nicht annehmen.


Damit sie dann in solche Jobs gedrängt werden: https://jacobin.de/artikel/warum-starb- ... -manolova/
Manchmal würde ich einige von euch echt gerne mal für ein paar Monate hier in der Behörde arbeiten sehen wollen. Gerade die sehr links abgerutschten unter euch. :)

Ich verstehe absolut, dass man eine andere Sicht auf das Thema hat, wenn man in dem Bereich arbeitet. Und es gibt sicherlich auch Menschen, die bekannte Klischees erfüllen. Ich sehe das jedoch aufgrund der Erfahrungen, die ich im familiären und Kontext gesammelt habe, anders. Aufgrund von bürokratischen Hürden werden da Menschen Steine in den Weg gelegt, die ich für nicht nachvollziehbar halte. Insbesondere in Bezug auf psychische Krankheiten fehlt meiner Meinung nach komplett der richtige Umgang. Dass genug Menschen auch für vermeintlich einfache Aufgaben oder Termine schlicht die Kraft fehlt, scheint vielen einfach nicht klar zu sein. Und wovon lebt man dann? Ich wünsche wirklich niemandem so eine Situation. Schlicht und ergreifend nicht zu wissen, wie man in den nächsten Tagen, Wochen oder sogar Monaten seine Familie ernähren soll.
Stimme dir natürlich zu, würde aber als Linksabgerutschter etwas weitergehen und sagen, dass man solchen Aufrechnungsspielchen ganz grundsätzlich eine Absage erteilen sollen. Ginge es nach mir, sollte man ein sogenanntes Existensminimum nicht nur nicht sanktionieren dürfen, es müsste im Gegenteil noch viel großzügiger ausgelegt werden. Damit meine ich, dass es qua Dasein in einem reichen Land wie diesem ein Recht auf Bildung, ausschweifende Mobilität (hier kurz Anhalten, um das 9€-Ticket zu betrauern),Zugang zu Kultur, gutem Wohnen, guter Ernährung, die bestmögliche medizinische Versorgung (wer weiß, vielleicht wäre es sogar okay, wenn arme Menschen nicht durchschnittlich 10 Jahre vor dem Rest abtreten müssten, nur weil sie kein volkwirtschaftlichen "Nutzen" haben), Urlaub machen und alles, was einem sonst noch so einfällt in der Kategorie "vollständige soziale Teilhabe".

Das Bonmot für Leute, die sich stets so viele Sorgen um den Nutzen der Menschen für das Gemeinwohl machen, könnte man natürlich hier anmerken, dass so ziemlich jede Untersuchung zu dem Thema darauf hindeutet, dass die Chance, dass ein Mensch ökonomisch integriert und produktiv ist, steigt, wenn er sozial ein fester Bestandteil seiner Gesellschaft ist und eben nicht an der Rand der sozialen Teilnahme sanktioniert und stigmatisiert wird. Da wäre also auch für euch was zu holen. Aber wie gesagt: Auch wenn das nicht der Fall wäre, würde ich hinter jedem Satz im oberen Absatz stehen. Einfach, weil ich finde, dass Menschen keine Mittel zum Zweck "Volkswirtschaft" sind, sondern ihnen ganz einfach so, qua Menschsein, ein Haufen cooles, erfüllendes, menschenwürdiges Zeugs zustehen sollte - völlig egal, wie produktiv, nützlich, faul, krank oder gesund sie sind.

Das Geld für all das wäre hier ohne Zweifel vorhanden, das ist keine Frage der Meinung. Die Ungerechtigkeit liegt nach meinen Maßstäben natürlich in der Verteilung - und damit ist natürlich der Blick nach oben gemeint, also: Steuerschlupflöcher für Reiche, Vermögensteuer, Besteuerung extrem hoher Erbschaften, 3 Billionen Euro (!!!!! - drei Mal so viel wie der Pensionsfont Norwegens), die seit 2013 von Arm nach Reich nur durch Mietpreiserhöhungen (also Einkommen ohne irgendein Mehrwert für das Gemeinwohl) umverteilt wurden, Übergewinne, die wir nicht besteuern möchten, etc.. pp. endlose Liste. Wo die Ungerechtigkeit nach allen Maßstäben, die für mich Sinn ergeben, aber ganz sicher nicht liegt: Darin, dass die Armen Gefahr laufen zu viel Geld zu bekommen.

Und selbst wenn wir an das dieses Geld nicht rangehen möchten (warum auch immer - Angst vor Sozialismus maybe), könnte wir - Stichwort Staatsschulden funktionieren nicht wie Privatschulden - uns auch einfach verschulden zur Finanzierung. Geht nicht, weil Schuldenbremse? Schon (wobei: 100 Mrd. Militär-Sonderhaushalt *hust*), aber that's the problem. Die Schuldenbremse aber, der größte da sinnloseste anti-demokratische Unsinn im Grundgesetz ließe sich abschaffen mit entsprechenden politischen Mehrheiten. Klar, die gibt es nicht (siehe Robins Verzweiflung über das Politbarometer), aber trotzdem ist klar:

Alle diese Probleme sind Fragen des politischen Willens. Nichts anderes.
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Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » Mi 7. Dez 2022, 15:18

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Re: Politik

Beitrag von Declan_de_Barra » Mi 7. Dez 2022, 15:30

slowdive hat geschrieben:
Mi 7. Dez 2022, 14:39
Declan_de_Barra hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 13:30
miwo hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 11:07


Manchmal würde ich einige von euch echt gerne mal für ein paar Monate hier in der Behörde arbeiten sehen wollen. Gerade die sehr links abgerutschten unter euch. :)

Ich verstehe absolut, dass man eine andere Sicht auf das Thema hat, wenn man in dem Bereich arbeitet. Und es gibt sicherlich auch Menschen, die bekannte Klischees erfüllen. Ich sehe das jedoch aufgrund der Erfahrungen, die ich im familiären und Kontext gesammelt habe, anders. Aufgrund von bürokratischen Hürden werden da Menschen Steine in den Weg gelegt, die ich für nicht nachvollziehbar halte. Insbesondere in Bezug auf psychische Krankheiten fehlt meiner Meinung nach komplett der richtige Umgang. Dass genug Menschen auch für vermeintlich einfache Aufgaben oder Termine schlicht die Kraft fehlt, scheint vielen einfach nicht klar zu sein. Und wovon lebt man dann? Ich wünsche wirklich niemandem so eine Situation. Schlicht und ergreifend nicht zu wissen, wie man in den nächsten Tagen, Wochen oder sogar Monaten seine Familie ernähren soll.
Stimme dir natürlich zu, würde aber als Linksabgerutschter etwas weitergehen und sagen, dass man solchen Aufrechnungsspielchen ganz grundsätzlich eine Absage erteilen sollen. Ging es nach mir, sollte man ein sogenanntes Existensminimum nicht nur nicht sanktionieren dürfen, es müsste im Gegenteil noch viel großzügiger ausgelegt werden. Damit meine ich, dass es qua Dasein in einem reichen Land wie diesem ein Recht auf Bildung, ausschweifende Mobilität (hier kurz Anhalten, um das 9€-Ticket zu betrauern), Zugang zu Kultur, gutem Wohnen, guter Ernährung, die bestmögliche medizinische Versorgung (wer weiß, vielleicht wäre es sogar okay wenn arme Menschen nicht durchschnittlich 10 Jahre vor dem Rest abtreten müssten, nur weil sie kein volkwirtschaftlichen "Nutzen" haben), Urlaub machen und alles, was einem sonst noch so einfällt in der Kategorie "vollständige soziale Teilhabe".

Das Bonmot für Leute, die sich stets so viele Sorgen um den Nutzen der Menschen für das Gemeinwohl machen, könnte man natürlich hier anmerken, dass so ziemlich jede Untersuchung zu dem Thema darauf hindeutet, dass die Chance, dass ein Mensch ökonomisch integriert und produktiv ist, steigt, wenn er sozial ein fester Bestandteil seiner Gesellschaft ist und eben nicht an der Rand der sozialen Teilnahme sanktioniert und stigmatisiert wird. Da wäre also auch für euch was zu holen. Aber wie gesagt: Auch wenn das nicht der Fall wäre, würde ich hinter jedem Satz, im oberen Absatz stehen. Einfach, weil ich finde, dass Menschen keine Mittel zum Zweck "Volkwirtschaft" sind, sondern ihnen ganze einfach so, qua Menschsein, ein Haufen cooles, erfüllendes, menschenwürdiges Zeugs zustehen sollte - völlig egal, wie produktiv, nützlich, faul, krank oder gesund sie sind.

Das Geld für all das wäre hier ohne Zweifel vorhanden, das ist keine Frage der Meinung. Die Ungerechtigkeit liegt hier nach meinen Maßstäben natürlich an der Verteilung - und damit ist natürlich der Blick nach oben gemeint, also: Steuerschlupflöcher für Reiche, Vermögensteuer, Besteuerung extrem hoher Erbschaften, 3 Billionen Euro (!!!!! - drei Mal so viel wie der Pensionsfont Norwegens), die seit 2013 von Arm nach Reich nur durch Mietpreiserhöhungen (also Einkommen ohne irgendein Plus für das Gemeinwohl) umverteilt wurden, Übergewinne, die wir nicht besteuern möchten, etc.. pp. endlose Liste. Wo die Ungerechtigkeit nach allen Maßstäben, die für mich Sinn ergeben, aber ganz sicher nicht liegt: Darin, dass die Armen Gefahr laufen zu viel Geld zu bekommen.

Und selbst wenn wir an das dieses Geld nicht rangehen möchten (warum auch immer - Angst vor Sozialismus maybe), könnte wir - Stichwort Staatsschulden funktionieren nicht wie Privatschulden - uns auch einfach verschulden zur Finanzierung. Geht nicht, weil Schuldenbremse? Schon (wobei: 100 Mrd. Militär-Sonderhaushalt *hust*), aber that's the problem. Die Schuldenbreme aber, der größte, da sinnloste anti-demokratische Unsinn im Grundgesetz ließe sich abschaffen mit entsprechenden politischen Mehrheiten. Klar, die gibt es nicht (siehe Robins Verzweiflung über das Politbarometer), aber trotzdem ist klar:

Alle diese Probleme sind Fragen des politischen Willen. Nichts anderes.
Das unterschreibe ich so. Aufrechnen war bei mir natürlich auch nicht mein Ziel, falls das so rüberkam.

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Re: Politik

Beitrag von therewillbefireworks » Mi 7. Dez 2022, 15:51

miwo hat geschrieben:
Di 6. Dez 2022, 11:07

Manchmal würde ich einige von euch echt gerne mal für ein paar Monate hier in der Behörde arbeiten sehen wollen. Gerade die sehr links abgerutschten unter euch. :)
Und dann, was würde sich in den Ansichten der links "abgerutschten" deiner Meinung nach ändern?
Ansonsten: Unterschreibe mal Quadros Reaktion auf Slowdives Ausführung
¯\_(ツ)_/¯


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