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Politik

Von Spam bis Gott und die Welt
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Toaster
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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Mo 9. Nov 2015, 18:23

Stebbie hat geschrieben: Derzeit herrscht einfach eine Stimmung, in der viele Leute das Gefühl haben, dass sie sich ungestraft so äußern können - was haben sie schon zu befürchten?
Mit Verlaub, sie haben nichts zu befürchten und das ist auch gut so. Idioten sagen nunmal idiotische Dinge, sofern wir uns nicht Bereichen der eindeutigen Volksverhetzung befinden ist das ihr verdammtes Recht. Der gängige, hochempörte Reaktion sowas verbieten und verbannen zu wollen (siehe deutsche Facebookdebatte) ist für mich genau so latent faschischtisch abgehaucht.
Und was noch schlimmer ist, sie gibt solch intellektuellen Flachwasserschwimmern Gelegenheit sich verfolgt und im Recht zu fühlen.

Die Antwort auf einen Idioten der idiotische Dinge sagt kann nicht "das kannst du nicht sagen" lauten, sondern sollte eher ein klares "Geh' kacken du Spinner" sein.

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Rowanism
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Re: Politik

Beitrag von Rowanism » Mo 9. Nov 2015, 20:14

1. Werden bei Facebook dermaßen selten volksverhetzende Kommentare zur Ahndung gebracht.

2. Verwechseln die Demokratieanfänger "Meinungsfaschismus" mit berechtigter Kritik. Wenn die Aussagen einer Person nun mal unbrauchbar sind, dann kann man dieser Person sein Missfallen auch kundtun. Daraus wird auf geneigter Montagssportlerseite aber immer sofort: Darf man ja gar nicht mehr sagen, ohne sofort Gegenwind zu bekommen. Es herrscht eine massive Unkenntnis über Bedeutung und Reichweite der Grundrechte, dass man am liebstem jenen Mitbürgern einen Integrationskurs buchen möchte.

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Toaster
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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Mo 9. Nov 2015, 20:49

Wie würdest du denn Teilsätze wie [..]sich ungestraft so äußern können - was haben sie schon zu befürchten?[..] oder [..]in den Griff bekommen, nicht tolerieren[..] interpretieren wenn man sie mal komplett aus dem Kontext nimmt?

Und persönlich bin ich der Meinung Facebook (oder Twitter oder sonstwer) hat überhaupt nichts zur Ahndung zu bringen, das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der Polizei.

Schlimm genug dass Facebookalgorithmen Nippel zenzieren, demnächst sollen sie auch noch politische Urteile fällen? Die Telekom ist doch auch nicht verantwortlich wenn sich zwei Nazis per Telefon unterhalten.

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Rowanism
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Re: Politik

Beitrag von Rowanism » Mo 9. Nov 2015, 20:52

Toaster hat geschrieben: Und persönlich bin ich der Meinung Facebook (oder Twitter oder sonstwer) hat überhaupt nichts zur Ahndung zu bringen, das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der Polizei.
Das ist Quatsch, da Facebook selbst bzw. die Betreiber der entsprechenden Profilseite für den Inhalt verantwortlich sind. Diese können dann ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden, sodass es auch in deren Interesse liegt, etwaige strafbare Äußerungen zu unterbinden/anzuzeigen.

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Mo 9. Nov 2015, 21:14

Rowanism hat geschrieben:Das ist Quatsch, da Facebook selbst bzw. die Betreiber der entsprechenden Profilseite für den Inhalt verantwortlich sind.
Und genau diesen Teil der Deutschen Rechtslage halte ich für komplett hirnrissig und auch Datenschutzmässig für högscht fragwürdig.

Abgesehen davon dass sich der Betreiber in vielen Fällen gar nicht eindeutig bestimmen lässt (viele Kommentarsystem unter Presseartikeln werden z.B. von externen Anbietern betrieben, und wo Server stehen und welche Rechtssprechung zuständig ist ist sowieso ein Kapitel für sich), wälzt hier der Staat seine Verantwortung auf Privatunternehmen und teilweise auch Privatleute ab. Und diese, selbst wenn sie die Möglichkeiten hätten, alle auf ihren Plattformen gemachten Äusserungen in Echtzeit und zuverlässig zu überprüfen, haben meiner Meinung nach, zumindest in sozialen Netzwerrken welche mittlerweile Infrastrukturcharakter angenommen haben, überhaupt nicht das Mandat den großen Zensor zu spielen.

Aber um strafbare Äusserungen geht es mir gar nicht, es geht mir um schwachsinnige Aussagen die so an jedem Stammtisch, in jedem Pausenraum täglich millionenfach fallen, die jedem normal denkenden Menschen Krämpfe in den Augenrollmuskeln verursachen, aber die nunmal kein Fall für die Polizei sind.

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Re: Politik

Beitrag von Rowanism » Mo 9. Nov 2015, 21:18

Bei nichtstrafbaren Äußerungen stellt sich die Frage doch gar nicht.

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Mo 9. Nov 2015, 21:34

Prinzipiell erstmal nicht, nur beisst sich hier die Katze in den Schwanz, denn in dem Moment wo der Staat dir als Seitenbetreiber eine Mitverantwortung auferlegt, musst du tun, was per Gesetz eigentlich nur ein Gericht kann, nämlich entscheiden was strafbar ist und was nicht.
Und weil normale Menschen nunmal keine Rechtsexperten sind, wird damit die Meinungsfreiheit de Facto über den eigentlichen gesetzlichen Rahmen hinaus eingeschränkt, da man nunmal nur sicher vor eigener Strafverfolgung sein kann wenn man schon beim kleinsten Anfangsverdacht tätig wird.

Natürlich steht es dir in jedem Fall frei auf deiner Seite zu löschen was du willst, aber in dem Moment wo der Staat dir mit der Keule droht, unabhängig davon ob du den geäusserten Aussagen zustimmst oder nicht, in diesem Moment nötig der Gesetzgeber indirekt dazu Kommunikation zu beschneiden wo es gesetzlich u.U. überhaupt keine Handhabe gäbe.

Im Zweifel für die Freiheit, das schliesst nunmal auch Idioten ein.

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Re: Politik

Beitrag von Rowanism » Mo 9. Nov 2015, 21:40

Du verkennst, dass es sich nicht um Zensur im grundrechtlichen Sinne handelt, wenn Facebook deinen Kommentar löscht. Wenn du bei mir in der Wohnung missliebige Töne anschlägst, kann ich dich selbstverständlich nach draußen komplimentieren, ohne dass deine Grundrechte auch nur berührt werden. Facebook kann eigene Kriterien aufstellen, wann es kommentierend tätig wird.

Wenn Facebook nun etwas zur Anzeige bringt, dann hängt es immer noch vom Ergebnis des Gerichtsverfahrens ab, ob jemand verratzt wird oder nicht.

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Mo 9. Nov 2015, 21:55

Rowanism hat geschrieben:Du verkennst, dass es sich nicht um Zensur im grundrechtlichen Sinne handelt, wenn Facebook deinen Kommentar löscht.
Das verkenn ich keineswegs, dessen bin ich mir komplett bewusst.
Facebook hat aber mehrfach und oft klargemacht dass es so nicht tätig werden will und das auch nicht kann.
Trotzdem wird mehr oder weniger direkt eingefordert, dass Facebook tätig werden muss und über diese hirnrissige Mitverantwortung der Betreiber wird sogar ein gesetzlicher Rahmen geschaffen Facebook zu belangen, wenn es das nicht tut. Und damit hab ich ganz massive Probleme.
In dem Moment ist es eben nicht mehr deine freie Entscheidung was du unter deinem Blog zulässt, oder Facebook auf seiner Seite.
Rowanism hat geschrieben:Wenn Facebook nun etwas zur Anzeige bringt, dann hängt es immer noch vom Ergebnis des Gerichtsverfahrens ab, ob jemand verratzt wird oder nicht.
Die Tatsache dass Facebook sich mitschuldig macht wenn es etwas nicht zur Anzeige bringt/löscht sorgt über kurz oder lang jedoch dafür dass es nie zu diesen Verfahren kommen wird da Facebook radikal alles löschen wird was auch nur kontrovers riecht. Und ein gelöschter legaler Post ist für mich 100x schlimmer als ein illegaler der durchs Raster rutscht.

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Re: Politik

Beitrag von NeonGolden » Mo 9. Nov 2015, 22:20

Toaster hat geschrieben:Und ein gelöschter legaler Post ist für mich 100x schlimmer als ein illegaler der durchs Raster rutscht.
This.

Und ich bin auch ansonsten komplett bei dir, Toaster. Die Thematik hatten wir kürzlich auch an anderer Stelle schon. Bei rechtswidrigen Äußerungen liegt es an der Polizei/Staatsanwaltschaft dagegen vorzugehen und auch nur dann kann tatsächlich etwas in Gang gesetzt werden, was den "Täter" letztendlich auch bestraft. Und wenn, dann ist Facebook hier in der Pflicht solches auch zur Anzeige zu bringen und nicht einfach nur zu löschen. In diesem Sinne würde ich mir auch viel eher die politische Debatte wünschen.

Unerwünschte Äußerungen (und eben keine gesetzeswidrigen) zu löschen bringt schlicht und einfach keinen Gewinn, hat einen verschwindend geringen Lerneffekt und führt letztendlich einfach dazu, dass eben solche Haltungen unerkannt im Untergrund vor sich hin stinken. Klar ist das verständlich, weil man solchen Dreck am liebsten entfernt. Aber muss man sich nicht vielmehr fragen, wie es dazu kommen kann, dass überhaupt so viel Dreck produziert wird?

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Re: Politik

Beitrag von dattelpalme » Di 10. Nov 2015, 13:39

gysi hat übrigens die schlimmsten kommentare gelöscht/löschen lassen.

ich versteh jetzt nicht so recht, wie die diskussion sich so entwickeln konnte. ich hatte stebbie so verstanden, dass privatpersonen durch eigene kommentare dagegen halten sollen und nicht facebook.

das löschen von kommentaren oder verfolgen der jeweiligen personen mag vielleicht sache der staatsanwaltschaft sein, allerdings zu denken, dass dies auch in angemessener weise der fall ist, halte ich für naiv. und ja, auch die von mir gemeinten beiträge sind - je nach staatsanwaltschaft - mehr als nur "dumm", was sowieso (mal wieder) den antisemitismus verharmlost, da er nicht nur bei "bildungsfernen" oder rechten menschen zu finden ist, sondern quasi in der mitte der gesellschaft verwurzelt ist, gerade auch bei akademiker_innen. ist ja schön und gut, dass ihr euch jetzt damit beschäftigt, wie das internet verwaltet werden soll, aber es hat mit der sache nichts zu tun und hilft auch nicht dabei, einen irgendwie gearteten besseren umgang damit zu finden. mal ganz abgesehen davon, dass die konsequenzen von überwachung, internet und allem, was damit verbunden ist, überhaupt noch nicht abzuschätzen sind. meine these ist, dass diejenigen, die hier nach freiheit brüllen, in den nächsten jahrzehnten noch ganz schön dumm aus der wäsche gucken werden.
„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“

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Emslaender
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Re: Politik

Beitrag von Emslaender » Di 10. Nov 2015, 15:19

Altkanzler Helmut Schmidt ist heute verstorben.

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Re: Politik

Beitrag von dudikoff » Di 10. Nov 2015, 15:44

Emslaender hat geschrieben:Altkanzler Helmut Schmidt ist heute verstorben.
eine wirklich große Persönlichkeit des 20ten und 21ten Jahrhundert. R.I.P.

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Toaster
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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Di 10. Nov 2015, 17:17

dattelpalme hat geschrieben:gysi hat übrigens die schlimmsten kommentare gelöscht/löschen lassen.
Und jeder dessen Kommentar gelöscht wurder wird sich jetzt geläutert fühlen und seine Einstellung ändern.

Versteh mich nicht falsch, das Gysi solchen Schwachsinn nicht auf seiner Seite stehen haben will kann ich 100% nachvollziehen.
Wenn irgendjemand jedoch solchen Schwachsinn als Testament der Dummheit behalten will, dann sollte es sein gutes Recht sein und der einzige der für den Quatsch ultimativ verantwortlich sein sollte ist derjenige der den Quatsch geschrieben hat.
dattelpalme hat geschrieben:das löschen von kommentaren oder verfolgen der jeweiligen personen mag vielleicht sache der staatsanwaltschaft sein, allerdings zu denken, dass dies auch in angemessener weise der fall ist, halte ich für naiv.
Die Frage ist nicht ob das in angemesser Weise passiert (spoiler: nichts im Bereich Netzpolitik in Deutschland ist angemessen) die Frage ist, was angemessen ist. Und ich bin der Meinung in Deutschland schreit man viel zu schnell nach Löschung und Strafverfolgung. Egal durch wen.
dattelpalme hat geschrieben: und ja, auch die von mir gemeinten beiträge sind - je nach staatsanwaltschaft - mehr als nur "dumm", was sowieso (mal wieder) den antisemitismus verharmlost, da er nicht nur bei "bildungsfernen" oder rechten menschen zu finden ist, sondern quasi in der mitte der gesellschaft verwurzelt ist, gerade auch bei akademiker_innen.
Dass der Antisemitismus im linksintellektuellen Millieu unter dem Denkmantel der legitimen Israelkritik ein zweites standbein gefunden hat ist ja nun wirklich nichts neues. Und manche von Herr Gysis Parteigenossen haben sich da durchaus verdient gemacht, insofern sollte sich Herr Gysi auch nicht wundern wen er da anzieht. Wie man sich bettet...
dattelpalme hat geschrieben: ist ja schön und gut, dass ihr euch jetzt damit beschäftigt, wie das internet verwaltet werden soll, aber es hat mit der sache nichts zu tun und hilft auch nicht dabei, einen irgendwie gearteten besseren umgang damit zu finden.
Es mag sein dass wir hier etwas Off-Topic abdriften, aber wie das Netz und wie Information verwaltet wird ist, auch wenn es etwas pathetisch klingt, ist die wichtigste Frage unseres Jahrhunderts.
dattelpalme hat geschrieben:mal ganz abgesehen davon, dass die konsequenzen von überwachung, internet und allem, was damit verbunden ist, überhaupt noch nicht abzuschätzen sind.

Dann sollte man sich evenutell mal damit beschäftigen anstatt seine Zeit auf Nebenkriegsschauplätzen wie dem Nahostkonflikt, Genderdebatten und der globalen Erwärmung zu verschwenden.

VW ist dieser Tage stets und ständig in den Narchichten weil sie den Gestamtstickoxidaustoss des Landes in krimineller Weise (vermutlich nicht mal) um einen niedrigen einstelligen prozentbetrag erhöht haben.

Wer hat hingegen was davon gehört dass die EU still und heimlich an der Netzneutralität sägt?

In 5 Jahren baut VW bessere Motoren mit anderen Managern, big fucking Deal, aber die Fehlentwicklung zum Zweiklasseninternet marschiert ungebremst weiter.
dattelpalme hat geschrieben: meine these ist, dass diejenigen, die hier nach freiheit brüllen, in den nächsten jahrzehnten noch ganz schön dumm aus der wäsche gucken werden.
Fürchte ich auch, und schuld daran werden unter anderem Leute sein, die, nur weil sie nicht sehen wollen wie ein paar Idioten sich idiotisch benehmen, nach Löschung und Verfolgung schreien.

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Re: Politik

Beitrag von dattelpalme » Di 10. Nov 2015, 17:50

Toaster hat geschrieben:der einzige der für den Quatsch ultimativ verantwortlich sein sollte ist derjenige der den Quatsch geschrieben hat.
und woraus besteht bitte diese verantwortlichkeit, und vor allem wem gegenüber? und ist demjenigen die verantwortung bewusst, und wenn nein, wie sollte ihm diese bewusst werden?
Toaster hat geschrieben:Und ich bin der Meinung in Deutschland schreit man viel zu schnell nach Löschung und Strafverfolgung. Egal durch wen.
ist eine schöne meinung, aber du stellst auch nicht grade konstruktive alternativen zur verfügung.
Toaster hat geschrieben:Dass der Antisemitismus im linksintellektuellen Millieu unter dem Denkmantel der legitimen Israelkritik ein zweites standbein gefunden hat ist ja nun wirklich nichts neues. Und manche von Herr Gysis Parteigenossen haben sich da durchaus verdient gemacht, insofern sollte sich Herr Gysi auch nicht wundern wen er da anzieht. Wie man sich bettet...
ist nichts neues, wird aber von - achtung - 99% nicht eingesehen. wundern wird er sich da nicht, aber soll jetzt die konsequenz sein, mitzumachen oder sich den mund verbieten zu lassen? zumal die erinnerung an die reichsprogromnacht ja nun wirklich nicht der punkt sein sollte, an dem sich alle linken antisemiten direkt aufspießen müssen. einer hat ja sogar gesagt, er sei sehr enttäuscht und fände gysi deswegen jetzt scheiße.
Toaster hat geschrieben:Nebenkriegsschauplätzen


das sehe ich anders. es geht mir nicht um den nahostkonflikt, sondern um eine gesellschaft, die sich immer weiter in unvorstellbarem maße in abgründe reitet, und dazu kann - was, wir noch nicht so richtig wissen - auch eine hochentwickelte informationstechnik beitragen.
Toaster hat geschrieben:Wer hat hingegen was davon gehört dass die EU still und heimlich an der Netzneutralität sägt?
es ist schon alles sehr interessant. am ende hatten die verschwörungstheoretiker_innen doch recht?
Toaster hat geschrieben:Fürchte ich auch, und schuld daran werden unter anderem Leute sein, die, nur weil sie nicht sehen wollen wie ein paar Idioten sich idiotisch benehmen, nach Löschung und Verfolgung schreien.
eher die, die aus mangel an alternativen und aufgrund der wahrung der "freiheit" alles sich selbst regulieren lassen.
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NeonGolden
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Re: Politik

Beitrag von NeonGolden » Di 10. Nov 2015, 18:32

Anderen vorwerfen sie würden keine konstruktiven Vorschläge liefern und dann so einen bunten Strauß Totschlagargumente abliefern. Stark!

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Toaster
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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Di 10. Nov 2015, 18:37

dattelpalme hat geschrieben:
Toaster hat geschrieben:der einzige der für den Quatsch ultimativ verantwortlich sein sollte ist derjenige der den Quatsch geschrieben hat.
und woraus besteht bitte diese verantwortlichkeit, und vor allem wem gegenüber? und ist demjenigen die verantwortung bewusst, und wenn nein, wie sollte ihm diese bewusst werden?
Das "gegenüber wem" war bei dem Gesprächsfaden doch überhaupt nicht die Frage. Die Frage ist warum Facebook oder Gysi die (Teil)Verantwortung für irgendwas übernehmen sollten, was nicht von ihnen stammt.

Wenn Max Mustermann jedoch irgendwelchen rassistischem Schwachsinn auf einer öffentlichen Plattform abgeben will, wo Freunde, Familie, Geschäftspartner, Arbeitgeber und Strafverfolgungsbehörden das ganze lesen können, dann soll Max Mustermann eben auch damit leben. Womit sich auch die Frage nach dem "wem" dann doch beantwortet: Jedem der's lesen kann und will.
dattelpalme hat geschrieben:
Toaster hat geschrieben:Und ich bin der Meinung in Deutschland schreit man viel zu schnell nach Löschung und Strafverfolgung. Egal durch wen.
ist eine schöne meinung, aber du stellst auch nicht grade konstruktive alternativen zur verfügung.
Weil ich persönlich nicht glaube dass man hier großartig konstruktiv tätig werden muss.
Diese Arschlöcher sind immer noch Teil der sozialen Matrix, genau wie du ein Teil der sozialen Matrix bist, welchen Einfluss ihr aufeinander ausübt hängt davon ab wie ihr interagiert. Wenn man euch diese Interaktion verbietet, wird sich nichts und keiner ändern, egal in welche richtung.
dattelpalme hat geschrieben: ist nichts neues, wird aber von - achtung - 99% nicht eingesehen. wundern wird er sich da nicht, aber soll jetzt die konsequenz sein, mitzumachen oder sich den mund verbieten zu lassen? zumal die erinnerung an die reichsprogromnacht ja nun wirklich nicht der punkt sein sollte, an dem sich alle linken antisemiten direkt aufspießen müssen. einer hat ja sogar gesagt, er sei sehr enttäuscht und fände gysi deswegen jetzt scheiße.

Wer will denn Gysi den Mund verbieten? Ich hab doch gesagt, natürlich kann er löschen was er will, ich würde den Großteil von dem Quatsch auch löschen. Aber er sollte es eben nicht müssen.
dattelpalme hat geschrieben:das sehe ich anders. es geht mir nicht um den nahostkonflikt, sondern um eine gesellschaft, die sich immer weiter in unvorstellbarem maße in abgründe reitet, und dazu kann - was, wir noch nicht so richtig wissen - auch eine hochentwickelte informationstechnik beitragen.
Wir reiten auf den Abgrund zu seit wir wissen wie man Pferde sattelt, wir haben den Abgrund jedoch noch nicht gefunden und werden das auch nicht so schnell tut.

Nahezu unbegrenzter Zugang zu Information, und der Umgang damit wird die Gesellschaft in einer Art und Weise ändern wie es zuletzt die Dampfmaschine getan hat. Daran kannst du nichts ändern, das passiert im Moment und ist unaufhaltsam, die letztendlichen Auswirkungen in ihrer Gesamtheit sind in der Tat nicht absehbar, but if you can't control the outcome, at least control the flow.
Dein zutieft konservative Ansatz sowas erstmal abzulehnen und zu Tode regulieren zu wollen, sorgt letztendlich nur dafür dass du am Ende in einer Welt leben wirst zu der du strukturell nichts beigetragen hast. Konservatismus, egal in welcher Farbrichtung funktioniert nur abseits von Singularitäten.
Und das Netz ist nunmal die größte Singularität seit Entdeckung der Thermodynamik.
dattelpalme hat geschrieben:es ist schon alles sehr interessant. am ende hatten die verschwörungstheoretiker_innen doch recht?
Wir reden hier nicht von Chemtrails, wir reden von EU Gesetzgebung.
Das eine meint man zu sehen obwohl es nicht existiert, das andere existiert obwohl es keiner sehen will.
dattelpalme hat geschrieben:eher die, die aus mangel an alternativen und aufgrund der wahrung der "freiheit" alles sich selbst regulieren lassen.
So viel Freiheit wie möglich und so viel Kontrolle wie nötig.

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Stebbie
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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mo 16. Nov 2015, 11:13

Ach, Toasty...
Toaster hat geschrieben:[...]ein gelöschter legaler Post ist für mich 100x schlimmer als ein illegaler der durchs Raster rutscht.
noch ein wenig mehr Pathos: "Senatoren und Senatorinnen, ...!" :mrgreen:


Ich komme indes erst nun dazu, darauf zu antworten. Zunächst: dattelpalme hat übrigens auf etwas hingeweisen, was scheinbar untergegangen ist:
ich hatte stebbie so verstanden, dass privatpersonen durch eigene kommentare dagegen halten sollen und nicht facebook.
Darum ging es mir. Ich sehe es ja im Prinzip wie NeonGolden, dass wir über hinreichend staatliche Handlungsspielräume verfügen, um den stärksten Auswüchsen zu begegnen - im Prinzip. Das Problem mit dem Prinzip ist, dass sich Prinzip und Wirklichkeit oftmals nicht mögen. Im Prinzip hätte es auch nicht dazu kommen dürfen/müssen, dass so etwas wie die NSU geschieht... Aber ich will an dieser Stelle ja gar nicht auf die staatlichen Handlungsspielräume hinaus.

Worum es mir eigentlich geht, ist, dass man bei all dem (wichtigen) Hochhalten der Fahnen nicht vergessen sollte, dass diese nicht in einem Luftleeren oder naturalistischen Zustand bestehen, sondern eng mit zugehörigen Pflichten verbunden sind. Wir können uns diese Rechte nur Leisten, weil wir davon ausgehen können, dass ein jeder die Rechte Dritter achtet - und wo es eben nicht geht, muss der Staat aushelfen. In dieser ganzen Konzeption kommt also dem einzelnen eine gehörige Verantwortung hinzu, nämlich, dass er eine Verantwortung für seine Umwelt hat. "So viel Freiheit wie möglich und so viel Kontrolle wie nötig" - das hat uns der Liberalismus nur mit der einem ganzen Batzen voller Aufgaben mit auf den Weg gegeben.
Und hier sehe ich einfach ein Defizit in der letzten Zeit - viele Leute (zum Glück noch die meisten) haben eine zwar ablehnende Haltung gegenüber vielen der geäußerten Parolen, wagen aber nicht (aus welchen Motiven auch immer) dem zu begegnen. Daher kann jeder praktisch offen sagen, was er denkt, er kann offen zum Hass gegenüber andere aufrufen, ohne dass er Konsequenzen befürchten muss. Die Leute gehen weiterhin bei ihm einkaufen, man lädt ihn weiterhin zum Geburtstag ein - man schaut zwar abfällig, aber lässt ihn gewähren.

So erreicht man lediglich die Ausweitung rechter Handlungsspielräume und das Eindringen rechten Gedankenguts in die Mitte der Gesellschaft - und wenn es dort schon immer war (wovon auszugehen ist), dann das vordringen aus dem privaten in den öffentlichen Raum. Von daher würde ich hier auch von Ansätzen eines zivilgesellschaftlichen Versagens sprechen, wenn Parteien wie die AfD zunehmend an Bedeutung gewinnen - wir kümmen uns einfach nicht mehr darum, was unser Nachbar sagt und denkt. Wir streiten nicht mehr, und jetzt werden wir (meist) unvorbereitet zum Streit gezwungen und fühlen uns in die Ecke gedrängt.

Und um bei Facebook zu bleiben: Ich sehe hier eine Verantwortung bei Facebook, ganz klar. Genauso wie ich jedem Gaststättenbetreiber Vorwerfen kann, einer NPD-Sitzung die Bühne zu geben. Ob man dem staatlich begegnen soll? Das weiß ich nicht, auch wenn ich vermute, dass sich sowas grundsätzlich legitimieren lässt - aber der perfekte Protest wäre doch, wenn die User sagen würden: "Wenn das euer Verständnis von Gemeinschaftsregeln ist - dann bin ich nicht länger Teil der Gemeinschaft". Nur leider sind wir da - mich eingeschlossen - in unserer Mündigkeit äußerst träge.

Um daher sind wir egtl. auch gar nicht soweit voneinander entfernt, als es diese Seite erscheinen lässt ;-)
(c) 26.06.2006

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Di 17. Nov 2015, 01:33

Stebbie hat geschrieben:Ach, Toasty...
Toaster hat geschrieben:[...]ein gelöschter legaler Post ist für mich 100x schlimmer als ein illegaler der durchs Raster rutscht.
noch ein wenig mehr Pathos: "Senatoren und Senatorinnen, ...!" :mrgreen:
Glaubst du ernsthaft ich geb mich mit Senatoren ab? *rückt die purpurne Toga zurecht*
Stebbie hat geschrieben: Und um bei Facebook zu bleiben: Ich sehe hier eine Verantwortung bei Facebook, ganz klar. Genauso wie ich jedem Gaststättenbetreiber Vorwerfen kann, einer NPD-Sitzung die Bühne zu geben.
Ja natürlich, aber gibt es ein Gesetz dass dem Gaststättenbetreiber vorschreibt die politische Gesinnung seiner Kunden zu überprüfen und bei dem er sich potentiell mitschuldig macht wenn ihm das nicht ausreichend gelingt? Oder dem Vermieter? Es ist keine reine Frage der Moral, es ist stumpf eine der Haftung und der Konsequenzen die sowas mittelfristig nämlich zwangsläufig nach sich zieht. Re: Vorauseilender Gehorsam.
Stebbie hat geschrieben:Ob man dem staatlich begegnen soll? Das weiß ich nicht, auch wenn ich vermute, dass sich sowas grundsätzlich legitimieren lässt - aber der perfekte Protest wäre doch, wenn die User sagen würden: "Wenn das euer Verständnis von Gemeinschaftsregeln ist - dann bin ich nicht länger Teil der Gemeinschaft". Nur leider sind wir da - mich eingeschlossen - in unserer Mündigkeit äußerst träge.
Was hat zwei Daumen und ist nicht bei Facebook.

Bild

Und wenn irgendein Blogger in den Comments auf sowas nicht reagiert hat er auch zum letzten mal mit meinen Klicks Geld verdient. Aber die Motivation dafür sollte kein Gesetz sein, sondern die persönliche Verantwortung des Einzelnen.

Wobei wir uns vom Kern des Pudels weg bewegen:

Idioten sagen idiotische Dinge, wenn sie das öffentlich tun weiss ich wenigstens wer ein Idiot ist. Fine with me.

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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Di 17. Nov 2015, 10:31

... Glückwunsch, da bist du wesentlich konsequenter als ich es bin ;-) (auch wenn ich schon oft mit dem Gedanken gespielt habe)

Wie gesagt, im Kern sehe ich uns ja sehr nah beieinander, da ich nun auch die zivile Konsequenz einer juristischen Lösung definitiv vorziehen würde. Die Frage ist die Konsequenz, die man aus dem Wissen zieht. Ich kann zumindest nicht sagen, dass ich dann zumindest weiß, wer ein Idiot ist - Denn wenn er nur alle 1-2 Wochen jemanden mit dem Unsinn, den er frei Schnauze herausplärren kann, erreicht, dann hast du zum Ende des Jahres 30 statt einem Idioten. Und dann stehen auch ich vor der Frage der "persönlichen Verantwortung des Einzelnen", die (imho) auch gegenüber der Gesellschaft gilt.
(c) 26.06.2006

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Do 19. Nov 2015, 02:17

Als Coda dazu:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 63232.html


Um mich zu widerholen:
Toaster hat geschrieben:Wenn Max Mustermann jedoch irgendwelchen rassistischem Schwachsinn auf einer öffentlichen Plattform abgeben will, wo Freunde, Familie, Geschäftspartner, Arbeitgeber und Strafverfolgungsbehörden das ganze lesen können, dann soll Max Mustermann eben auch damit leben. Womit sich auch die Frage nach dem "wem" dann doch beantwortet: Jedem der's lesen kann und will.

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Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Do 19. Nov 2015, 07:30

Ja, so sollte es doch eigentlich sein - auch wenn hier ja auch arbeitsrechtliche Gründe (Beleidigung) mit reinspielen, bzw. man nicht genau weiß, was genau zu der Kündigung geführt hätte. Matussek selber wird aber sicherlich gut irgendwo anders unterkommen...
(c) 26.06.2006

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Re: Politik

Beitrag von Toaster » Fr 20. Nov 2015, 00:25

Ich fürchte auch.


Ruby
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Re: Politik

Beitrag von Ruby » Di 5. Jan 2016, 14:03

Hab ich mir auch gedacht. Es hetzen bestimmt genau die, die sonst der Meinung sind, Frauen sollen sich bei sexueller Belästigung mal nicht so anstellen. :poo:
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