Re: Zeitgeschehen / Panorama
Verfasst: Di 26. Nov 2019, 23:43
Über den Fall habe ich nur sehr wenig Halbwissen. Jemand einen Tipp für einen guten Überblick?
Musik im Herzen, Dosenbier im Arm und kilogrammweise Liebe.
https://www.festival-community.net/
Nein, die AFD fängst du damit nicht ein und wohl auch nicht ihre Wähler. Aber an die ist das auch nicht gerichtet. Sondern an die, die den Faschisten wieder in irgendwelche Parlamente helfen wollen - und da finde ich es gut, mal ein Statement zu setzen.Symbolismen verhindern keinen Faschismus.
Wie lässt sich das denn bemessen, ob und wieviel so eine Aktion bezweckt hat? Mit deiner und Quadros Argumentation kann man dann ja die Kunst im Allgemeinen komplett infrage stellen. Nicht, dass das völlig illegitim wäre, aber schwierig finde ich das schon irgendwie. Und ist Aufmerksamkeit nicht das Wesentliche, worum es bei solchen Aktionen geht? Hm.
Nein, aber die Wahrnehmung der eigenen Verantwortung wird durch Symbole am Leben gehalten. Demonstrationen sind doch im Prinzip auch nur Symbol des Widerstandes, oder?Symbolismen verhindern keinen Faschismus
Und diese Herangehensweise alleine bezweckt dann doch etwas, bei mir z.B. das Wissen um derartige Zeitzeugnisse. Hätte man jetzt rein wissenschaftlich betreiben können mit nullkommairgendwas Reichweite oder aber als provokative Kunst mit maximaler Aufmerksamkeit.NeonGolden hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 10:26"Woher kommt die Asche?
Wir haben Tausende Quellen ausgewertet und sind den Spuren gefolgt: nach Nordhausen, Auschwitz, Sobibór, Majdanek, Chelmno, Mauthausen, Belzec, Treblinka, Berdychiv, Plyskiv. Die Asche der Ermordeten wurde in Dämmen verbaut, auf Feldern verscharrt und in Flüssen verkippt. Wir haben an 23 Orten 248 Bodenproben genommen und in mehrere Labore außerhalb Deutschlands geschickt. In 175 der Proben fanden sich Hinweise auf menschliche Überreste.
Wir haben uns die Mühe gemacht, die wissenschaftlichen Recherchen zu den “Wegen der Asche” im Vorfeld allein für Auschwitz einmal exemplarisch aufzubereiten."
Eben. Akademisches Historikergeschwafel interessiert doch außerhalb des Elfenbeinturmes niemanden. Vielfach auch eigenverschuldet und völlig zu Recht. Allerdings fand ich den Aspekt der Totenruhe bzw. Grabschändung auch wichtig. Dazu steht ja auch was in den FAQs. Was die Kritik angeht, so gibt es hier in viele Richtungen Stimmen. Zum einen Kritik von Juden bzgl. der religiösen Begräbnisvorgaben, welche man würdigen sollte. Zum anderen lobt z.b. Lea Rosh diese Aktion. Ansonsten habe ich noch nicht viel dazu gelesen, hier kann mir gern jemand Quellen liefern.Monkeyson hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 11:28Und diese Herangehensweise alleine bezweckt dann doch etwas, bei mir z.B. das Wissen um derartige Zeitzeugnisse. Hätte man jetzt rein wissenschaftlich betreiben können mit nullkommairgendwas Reichweite oder aber als provokative Kunst mit maximaler Aufmerksamkeit.NeonGolden hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 10:26
"Woher kommt die Asche?
Wir haben Tausende Quellen ausgewertet und sind den Spuren gefolgt: nach Nordhausen, Auschwitz, Sobibór, Majdanek, Chelmno, Mauthausen, Belzec, Treblinka, Berdychiv, Plyskiv. Die Asche der Ermordeten wurde in Dämmen verbaut, auf Feldern verscharrt und in Flüssen verkippt. Wir haben an 23 Orten 248 Bodenproben genommen und in mehrere Labore außerhalb Deutschlands geschickt. In 175 der Proben fanden sich Hinweise auf menschliche Überreste.
Wir haben uns die Mühe gemacht, die wissenschaftlichen Recherchen zu den “Wegen der Asche” im Vorfeld allein für Auschwitz einmal exemplarisch aufzubereiten."
Die Antifa allerdings (leider) erst recht nicht.Symbolismen verhindern keinen Faschismus
Im Kontext mit den "Spuren aus Tausenden Quellen" ist diese Aktion aus meiner Sicht eher ein "wir sorgen dafür, dass alle wissen werden, was mit euch passiert ist". Ich kann hier auch keine Profilierung im Namen der Kunst erkennen. Beim besten Willen nicht.Ich helfe euch mal mit dieser Aktion vom Zentrum für Politische Schönheit aus: ihr werdet keine homogene Entscheidung unter den Angehörigen von Holocaustopfern dazu finden, ob man ihre Asche als Säule verewigen darf. Ich weiß nur folgendes: die Nazis haben den Menschen in den Lagern gesagt, dass die Welt niemals mitbekommen wird, was mit ihnen passiert. Deshalb wurden diese Menschen erst zu Asche. Mein Großvater hat nie über den Holocaust gesprochen, aber es war ihm und zehntausenden anderen Überlebenden trotzdem wichtig, ein Testament in Yad Vashem zu hinterlassen und ihre Geschichten vor der Vergessenheit zu retten. Es ist einfach, Instrumentalisierung vorzuwerfen. Ist ein leerer Vorwurf. Natürlich instrumentalisierst du die Geschichten der Opfer, damit sie nicht aussterben.
Naja, ganz abstreiten kann man das nicht, finde ich. Das ZPS ist ganz bewusst die Provokation eingegangen - sicherlich auch, weil es zum eigenen Selbstverständnis und Künstlerprofil gehört. Die Frage ist ja, ob das (zweiteilige) Statement inhaltlich nur auf diese Weise funktionieren kann und wenn ja, ob ich als Künstler nicht auch die Verantwortung habe mir entsprechende Zustimmungen einzuholen, wenn durch meine Aktion die Rechte Anderer beschnitten werden - vor allem, wenn es auch noch die Rechte der Opfer sind, auf die ich aufmerksam machen will.Engholm hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 12:29Im Kontext mit den "Spuren aus Tausenden Quellen" ist diese Aktion aus meiner Sicht eher ein "wir sorgen dafür, dass alle wissen werden, was mit euch passiert ist". Ich kann hier auch keine Profilierung im Namen der Kunst erkennen. Beim besten Willen nicht.
Ich finde gerade dieses penetrante rumreiten auf dem Begriff der Kunstfreiheit ziemlich einfach, als wäre Kunstfreiheit ein Wert an sich. Kunst genießt ebenso wie die Meinungs- oder sonstige Freiheiten einen weitreichenden Schutzstatus, allerdings weil man davon ausgeht, dass diese Freiheit zur Besserung des großen Ganzen beiträgt. Den Freiheitsbegriff nun vor sich herzuschieben, nur um sich gewissermaßen gegen Kritik zu immunisieren, empfinde ich als äußerst selbstgerecht. Kunst soll vieles tun und und darf auch vieles, aber auch die Freiheit der Kunst muss dort aufhören, wie es die Rechte und Würde Dritter verletzt. Ansonsten erleben wir bald (vorsicht, kann Spuren von Übertreibung enthalten) das Anzünden von Flüchtlingsheimen als performativ-künstlerischen Akt - oder eben Hakenkreuzgraffitis auf jüdischen Grabsteinen.Mit deiner und Quadros Argumentation kann man dann ja die Kunst im Allgemeinen komplett infrage stellen. Nicht, dass das völlig illegitim wäre, aber schwierig finde ich das schon irgendwie.
man könnte es auch so betonen: WIR sorgen dafür, nicht die Angehörigen und Nachfahren. Das ZPS als Aktionsform eignet sich nämlich letzten Endes die Erinnerungshoheit an und maßt sich an, an den Angehörigen und Betroffenen vorbei die Formen der Erinnerung zu bestimmen - es geht sogar soweit, dass sie indirekt unterstellt, dass diese es bislang nicht getan haben - was natürlich Humbug, aber eigntlich auch ziemlich herabwürdigend ist. Sowas kann erinnerungspolitisch nur in die Hose gehen, und entsprechen stehen wir heute genau wo? Wir reden breit und lang über das ZPS und den Begriff und die Grenzen der Kunstfreiheit, über Franz von Papen, die NSDAP, die Ereignisse von 1932/33 und das Schicksal redet kaum jemand - abgesehen von den Leuten, die sich ohnehin breit und lang mit der Thematik beschäftigt haben.Im Kontext mit den "Spuren aus Tausenden Quellen" ist diese Aktion aus meiner Sicht eher ein "wir sorgen dafür, dass alle wissen werden, was mit euch passiert ist". Ich kann hier auch keine Profilierung im Namen der Kunst erkennen. Beim besten Willen nicht.
Sorry Quadro, aber diese Aussage lässt sich weder belegen noch wiederlegen. Wir werden niemals wissen, durch welche Symbole (oder deren Ausbleiben) unwissentlich Einfluss genommen wurde und inwieweit wir damit an einer faschistischen Diktatur vorbeischlittern oder - ich mag es nicht denken - geradedarauf zugehen. So funktioniert Geschichte nicht.
Da hast du mich aber falsch verstanden. Es gibt einen Unterschied zwischen Aktivismus und Aktionismus. Zu demos gehen ist Aktivismus und hat klar nachvollziehbare Mechanismen, die nicht nur Aufmerksamkeit generieren, sondern politische Hebelwirkung haben.Tambourine-Man hat geschrieben:Sorry Quadro, aber diese Aussage lässt sich weder belegen noch wiederlegen. Wir werden niemals wissen, durch welche Symbole (oder deren Ausbleiben) unwissentlich Einfluss genommen wurde und inwieweit wir damit an einer faschistischen Diktatur vorbeischlittern oder - ich mag es nicht denken - geradedarauf zugehen. So funktioniert Geschichte nicht.
Ich für meinen Teil besuche Demonstrationen aus einer gewissen Überzeugung heraus und schreibe gerade für den Amnesty International Briefmarathon Briefe an korrumpierte Politiker mit der vollen Hoffnung und Überzeugung, dass sie etwas bewirken können. Schon gut möglich, dass das alles sinnlos ist und nichts bringt. Die Wirkung von Symbolen erscheint mir aber plausibel, zumindest plausibler als Nichtstun.
Zurück zum ZPS. Diese Hochstilisierung von Kunst gepaart mit Aktivismus stößt bei mir erstmal grundsätzlich auf Ablehnung. Selbstgerecht trifft es da in der Tat am besten. Und in besagtem Fall kommt zu Kunst und Aktivismus jetzt noch die historisch-wissenschaftliche Komponente dazu?
Ich habe den zugehörigen Bericht (Autor Hinnerk Höfling promoviert am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Uni Siegen) quergelesen und zusammen mit den Infos von der Website verstehe ich das so, dass die Proben ausdrücklich nicht vom Interessengebiet des Lagers Ausschwitz stammen, sondern von nicht zur Gedenkstätte zugehörigen, öffentlich zugänglichen Gebieten. Ich lese da jedenfalls heraus, dass es sich dabei um einen in der Form nicht erforschten Bereich und einen forensischen Fund handelt. Da kann ich dann schon nachvollziehen, dass es um die Störung der Totenruhe nicht so einfach steht wie es verkürzt dargestellt wird. Wenn sterbliche Überreste über 70 Jahre später immer noch am Ort ihrer Entsorgung bzw. ihrer zweckdienlichen Verbringung liegen, würde das in meinen Augen keine zufriedenstellende Bestattung darstellen. Aber ich bin nicht in der Position das zu Beurteilen. Das ZPS ebensowenig.
Das Ganze wäre ohne das Mahnmal sehr wahrscheinlich nur eine Randnotiz gewesen. Da kann man jetzt beurteilen wie notwendig die Öffentlichkeit ist, ich habe da auch (noch) keine abschließende Meinung zu.
Inzwischen wurde ja auch bekannt, dass die Gruppe den Grabstein von Franz von Papen entwendet hat und als weiteres Mahnmal nach Berlin bringen will. Denkbar dumme Aktion. Während man die temporäre (!) Verwendung der Asche im Mahnmal (sofern sich diese Aussage bewahrheitet) eventuell noch als Teil des Kunstprojekts sehen kann, ist das doch einfach nur plumper Vandalismus. Hier müssten die entsprechenden Merkmale der Störung der Totenruhe doch erfüllt sein. Die Tat steht für sich und in keinem Zusammenhang mit dem anschließenden Vorhaben. Ich hoffe, dass hier die Kunstfreiheit von den Persönlichkeitsrechten - auch eines von Papen - in die Schranken gewiesen wird.
Habe aber auch den Eindruck, dass den Mitgliedern der Gruppierung, sowas herzlich egal ist. Das sind selbstgerechte Hardliner, die auch nur solche hinter sich wissen wollen und damit dann leider doch links-bürgerliche Kreise verprellen, was im Kampf gegen Rechts kontraproduktiv ist.
Keine Ahnung wie du darauf kommst, dass es mir um den Kunstfreiheitsbegriff ging. Im ersten Satz frage ich dich bzw. euch, wie du bemessen willst, ob und inwiefern so eine Aktion "etwas bezweckt" hat oder eben nicht. Und ich kam dann darauf, dass du das dann auch bei jedem anderen Kunstwerk hinterfragen müsstest. Thematisierung und Provokation sind oft die einzigen Inhalte, die Kunst in jedweder Form transportiert. Und in dem Zusammenhang finde ich es fragwürdig dem ZPS vorzuwerfen, sie würden ja nichts bezwecken.Stebbie hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 22:52Ich finde gerade dieses penetrante rumreiten auf dem Begriff der Kunstfreiheit ziemlich einfach, als wäre Kunstfreiheit ein Wert an sich. Kunst genießt ebenso wie die Meinungs- oder sonstige Freiheiten einen weitreichenden Schutzstatus, allerdings weil man davon ausgeht, dass diese Freiheit zur Besserung des großen Ganzen beiträgt. Den Freiheitsbegriff nun vor sich herzuschieben, nur um sich gewissermaßen gegen Kritik zu immunisieren, empfinde ich als äußerst selbstgerecht. Kunst soll vieles tun und und darf auch vieles, aber auch die Freiheit der Kunst muss dort aufhören, wie es die Rechte und Würde Dritter verletzt. Ansonsten erleben wir bald (vorsicht, kann Spuren von Übertreibung enthalten) das Anzünden von Flüchtlingsheimen als performativ-künstlerischen Akt - oder eben Hakenkreuzgraffitis auf jüdischen Grabsteinen.Mit deiner und Quadros Argumentation kann man dann ja die Kunst im Allgemeinen komplett infrage stellen. Nicht, dass das völlig illegitim wäre, aber schwierig finde ich das schon irgendwie.
Eine Gegendemo ist Aktivismus, bleibt aber trotzdem (für mich) ein symbolischer Akt. Das ist doch eher Selbstzweck als Einwirkung auf politische Geschicke (Forderungen etc). Ich finde das mit der Einordnung von Begriffen wie Aufmerksamkeit, öffentliche Debatte und politische Hebelwirkung als Laie etwas schwer.Quadrophobia hat geschrieben: ↑Di 3. Dez 2019, 23:34Da hast du mich aber falsch verstanden. Es gibt einen Unterschied zwischen Aktivismus und Aktionismus. Zu demos gehen ist Aktivismus und hat klar nachvollziehbare Mechanismen, die nicht nur Aufmerksamkeit generieren, sondern politische Hebelwirkung haben.Tambourine-Man hat geschrieben:Sorry Quadro, aber diese Aussage lässt sich weder belegen noch wiederlegen. Wir werden niemals wissen, durch welche Symbole (oder deren Ausbleiben) unwissentlich Einfluss genommen wurde und inwieweit wir damit an einer faschistischen Diktatur vorbeischlittern oder - ich mag es nicht denken - geradedarauf zugehen. So funktioniert Geschichte nicht.
Ich für meinen Teil besuche Demonstrationen aus einer gewissen Überzeugung heraus und schreibe gerade für den Amnesty International Briefmarathon Briefe an korrumpierte Politiker mit der vollen Hoffnung und Überzeugung, dass sie etwas bewirken können. Schon gut möglich, dass das alles sinnlos ist und nichts bringt. Die Wirkung von Symbolen erscheint mir aber plausibel, zumindest plausibler als Nichtstun.
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Ein Multimedial inszeniertes Kunstprojekt dagegen muss sich eben der Frage stellen, ob es mehr kann als Aufmerksamkeit generieren. Inwieweit das ganze Rechtsradikale oder Konservative bewegen soll, sich gegen den Faschismus zu stellen, kann ich nicht nachvollziehen.
Welchen epistemischen Mehrwert bringt das gegenüber der bestehenden Erinnerungskultur? Wo interveniert sowas denn wirklich? Böse gesagt scheint mir das Ganze nur eine positionierung auf der guten Seite zu sein, die keine wirkliche Angriffsfläche hat.
Zum Post über mir:Zum Schrillen gehört hier, dass man im Zentrum für Politische Schönheit offenbar nicht mehr vor Augen hat, dass dieses Thema tatsächlich kein neues Thema ist, sondern dass man sich damit europaweit intensiv auseinandergesetzt hat.
Natürlich ist es das. Ändern werden Demos für sich gesehen nichts, weswegen es ja auch nicht ausreicht 1x im Jahr auf ne Demo auf dem Rathausmarkt gegen die AfD zu gehen und sich dann medial auf die Schulter zu klopfen.Eine Gegendemo ist Aktivismus, bleibt aber trotzdem (für mich) ein symbolischer Akt. Das ist doch eher Selbstzweck als Einwirkung auf politische Geschicke (Forderungen etc).
Das kann man denke ich noch mal relativ klar aufteilen. Die Antideutschen sind durchweg angepisst, dort ist das ZPS auch schon länger sehr unbeliebt. Antiimperialist*innen und Altlinke sind der Aktion gegenüber gefühlt eher positiv gestimmt. Und dann gibt es eben immer noch die große Gruppe der "Bauchlinken", die tendenziell pro ZPS sind, weil es eben gerade das Maß an Radikalität hat, was ihnen in den Kram passt.NeonGolden hat geschrieben: ↑Mi 4. Dez 2019, 10:21@stebbie: Ah ok, und ja, da sind wir uns wohl einig.
edit: Danke für den Link zum Interview mit Hr. Knigge!
Ich find's interessant, wie gegenteilig die Meinungen zu dieser Aktion ausfallen und sich das kaum nach politischem Milieu aufdröseln lässt. Wobei von ganz links tatsächlich fast nur uneingeschränkte Zustimmung kommt, was einerseits logisch ist, mich im Zusammenhang mit der Ignoranz gegenüber den Opfern aber auch stutzig macht. Aber diesen Ansatz von Doppelmoral beobachte ich schon länger bei den entsprechenden Leuten in Freundeskreis und Öffentlichkeit.
Für mich wird die Nummer wohl als im Ansatz gute Idee abschließen, bei der leider die Brisanz des wesentlichen Gestaltungsparameters völlig ignoriert bzw. dessen Deutung derart verbogen wurde, bis es in die gewünschte Narrative hineingepasst hat. Den Nachkommen der Opfer, derer Erinnerung man anmahnen will, ist man mit Ignoranz begegnet, weil man scheinbar der Meinung ist, als Nachkomme der Täter könne man die Deutungshoheit für sich beanspruchen und über ihre Köpfe hinweg entscheiden, was man mit der Asche der Holocaustopfer alles anstellen könne und was nicht. Das ist anmaßend und macht aus einer guten Idee mit sinnvollem Zweck einen unbrauchbaren Entwurf. Als Künstler sollte man eigentlich wissen, dass jeder gute Ansatz stets in alle erdenklichen Richtungen auf Funktionalität überprüft werden muss und bei diesem Prozess in der Regel die große Mehrheit an Ideen aufgrund von unüberwindbaren Makeln im Müll landet und die Arbeit von neuem beginnt. In diesem Zusammenhang kann ich auch den Vorwurf der Selbstgerechtigkeit nachvollziehen.
Dass sich diese Ignoranz widerspiegelt in der Behauptung, ansonsten würde in diesem Sinne ja nichts unternommen, ist tatsächlich das Tüpfelchen auf dem I der Dreistigkeit.