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Zeitgeschehen / Panorama

Von Spam bis Gott und die Welt
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Stebbie
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Stebbie » Do 14. Nov 2019, 15:45

Bin ich prinzipiell bei dir, aber da ist dann halt der Gesetzgeber gefragt.
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Gelöschter Benutzer 408

Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 14. Nov 2019, 15:52

sollte es andere Lösungswege geben, um die Vermieterseite gebührend abzusichern.
Welche?

Ansonsten geht es nicht um Rosinenpicken, sondern darum, dass der potentielle Mieter halt weder sich übernimmt, noch dass er nicht mehr in der Lage ist zu zahlen.

Ansonsten, weil ja hier oft davon gesprochen wird, Menschen mit ALG-II Anspruch (wird dort durch die Blume formuliert) sind für viele Gesellschaften die besten Mieter - das Amt zahlt immer pünktlich.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 14. Nov 2019, 16:02

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... gesundheit

Ausdrucken. In jede Arztpraxis hängen. Und jeden Grünenabgeordneten mit nerven.

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Stebbie
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Stebbie » Do 14. Nov 2019, 16:03

... während ich es in Hamburg erlebt habe, dass es Lehrer oft nicht so einfach haben, eine Wohnung zu finden.
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NeonGolden
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von NeonGolden » Do 14. Nov 2019, 16:20

Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 15:52
Welche?

Ansonsten geht es nicht um Rosinenpicken, sondern darum, dass der potentielle Mieter halt weder sich übernimmt, noch dass er nicht mehr in der Lage ist zu zahlen.

Ansonsten, weil ja hier oft davon gesprochen wird, Menschen mit ALG-II Anspruch (wird dort durch die Blume formuliert) sind für viele Gesellschaften die besten Mieter - das Amt zahlt immer pünktlich.
Wie Stebbie schreibt, da wäre der Gesetzgeber gefragt. Ich könnte mir eine (staatlich geregelte) Versicherung vorstellen, die bei Mietausfall einspringt und die Einforderung übernimmt. Wie hoch ist der Schaden hierdurch tatsächlich? Wird das nicht schon über die Gebäudeversicherung abgedeckt? Kann ich als große Wohnungsgesellschaft mit x-tausend Objekten nicht auch ein kleines Branchenrisiko tragen?
Die ALG-II Sache dürfte wirklich zutreffen, was es aber nicht besser macht. Und betrifft auch nur einen kleinen Teil von Wohnungen, die dafür überhaupt infrage kommen.
Und natürlich ist das Rosinenpicken, wenn ich mir die/den (zahlungs-)fähigsten Mieter/in vorab raussuche.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 14. Nov 2019, 16:31

Wie Stebbie schreibt, da wäre der Gesetzgeber gefragt. Ich könnte mir eine (staatlich geregelte) Versicherung vorstellen, die bei Mietausfall einspringt und die Einforderung übernimmt. Wie hoch ist der Schaden hierdurch tatsächlich? Kann ich als große Wohnungsgesellschaft mit x-tausend Objekten nicht auch ein kleines Branchenrisiko tragen?
Es gibt solche Produkte durchaus schon am Markt, allerdings zahlt die Risikoprämie hier der Vermieter (und soweit ich weiß zahlen die auch nicht unbegrenzt). Daher wäre die Frage eher: Warum soll man für etwas zahlen, was man selbst nicht verschuldet, zumal man es ja durch Vorauswahl verhindern kann. Für kleine Privatvermieter kann sowas auch echt übel ausgehen. Jetzt könnt ihr natürlich wieder mit der Geschichte kommen "kein Mensch sollte privat Eigentum vermieten", aber die Debatte führe ich nicht.

Meiner Meinung nach ist hier weniger der Gesetzgeber gefordert, sondern ein sozialer Staat, der selbst Wohnungen betreibt und solche "Fälle" dann auffängt. Aber staatliches Wohnen? Man hat ja in Berlin gesehen, wo das enden kann - darin, dass ein rot-dunkelroter Senat diese Wohnungen an amerikanische Hedgefonds verhökert und das bitte heute nicht demütig bereut.
Wird das nicht schon über die Gebäudeversicherung abgedeckt?
Nein, definitiv nicht.
Und natürlich ist das Rosinenpicken, wenn ich mir die/den (zahlungs-)fähigsten Mieter/in vorab raussuche.
Nicht nur. Wenn ein Mieter sich durch mieten einer Wohnung über das übliche Maß hinaus belasten würde, ist das durchaus sinnig, ihm die Wohnung nicht zu geben. Aus eigenem erfahren: Man gibt die Wohnung auch nicht dem zahlungskräftigsten Mieter, weil auch das zu Problemen führen kann (baut eh irgendwann selbst, will was größeres). Idealerweise passen Mieter und Miete in einem solchen Verhältnis zueinander, dass es auf eine langfristige Geschichte hinausläuft.
Und betrifft auch nur einen kleinen Teil von Wohnungen, die dafür überhaupt infrage kommen.
Es gibt definitiv zu wenig Sozialwohnungen, bzw. sind diese ungleich verteilt. Genug gibt es, nur bringt es nichts, in Bautzen wohnen zu können, wenn du in Hamburg deinen Lebensmittelpunkt hast.

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NeonGolden
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von NeonGolden » Do 14. Nov 2019, 17:14

Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:31
Warum soll man für etwas zahlen, was man selbst nicht verschuldet, zumal man es ja durch Vorauswahl verhindern kann.
Ja, das ist die Frage und wie gesagt, ich habe aus ökonomischer Sicht Verständnis dafür. Trotzdem denke ich, dass Wohnraum ein besonderes Produkt ist, für das besondere marktbezogene Regeln gelten könnten oder sollten. Wohnraum entsteht nicht im luftleeren Raum, wie es das zB ein Auto, ein Paar Kopfhörer oder eine Schallplatte tun, sondern ist naturgemäß immer mit einem Ort, einem Grundstück und einem öffentlichen Raum verknüpft. Und dadurch entsteht meiner Meinung nach soziale Verantwortung.
Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:31
Für kleine Privatvermieter kann sowas auch echt übel ausgehen. Jetzt könnt ihr natürlich wieder mit der Geschichte kommen "kein Mensch sollte privat Eigentum vermieten", aber die Debatte führe ich nicht.
Kleine Privatvermieter würde ich da erstmal außen vor lassen und bisher war ja auch nur von Wohnungsgesellschaften die Rede.
Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:31
Meiner Meinung nach ist hier weniger der Gesetzgeber gefordert, sondern ein sozialer Staat, der selbst Wohnungen betreibt und solche "Fälle" dann auffängt. Aber staatliches Wohnen? Man hat ja in Berlin gesehen, wo das enden kann - darin, dass ein rot-dunkelroter Senat diese Wohnungen an amerikanische Hedgefonds verhökert und das bitte heute nicht demütig bereut.
Vielleicht ne blöde Frage, aber wodurch unterscheiden sich Gesetzgeber und sozialer Staat? :?
Möglicherweise müssten die Wohnungen ja gar nicht dem Staat gehören, sondern nur von ihm verwaltet werden. Sich irgendwie dazwischenklemmen und mehr Einfluss nehmen. Hausverwaltungen, vor allem die, die ich beruflich kennen lernen durfte, sind sowieso die schlimmsten Ganoven.
Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:31
Nicht nur. Wenn ein Mieter sich durch mieten einer Wohnung über das übliche Maß hinaus belasten würde, ist das durchaus sinnig, ihm die Wohnung nicht zu geben. Aus eigenem erfahren: Man gibt die Wohnung auch nicht dem zahlungskräftigsten Mieter, weil auch das zu Problemen führen kann (baut eh irgendwann selbst, will was größeres). Idealerweise passen Mieter und Miete in einem solchen Verhältnis zueinander, dass es auf eine langfristige Geschichte hinausläuft.
Idealerweise für den Vermieter, ja.

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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 14. Nov 2019, 17:20

Vielleicht ne blöde Frage, aber wodurch unterscheiden sich Gesetzgeber und sozialer Staat? :?
Möglicherweise müssten die Wohnungen ja gar nicht dem Staat gehören, sondern nur von ihm verwaltet werden. Sich irgendwie dazwischenklemmen und mehr Einfluss nehmen. Hausverwaltungen, vor allem die, die ich beruflich kennen lernen durfte, sind sowieso die schlimmsten Ganoven.
Ist schon das gleiche. Wollte nur klarstellen, dass ich es nicht für ausreichend halte, wenn man einfach ein paar Gesetze schafft, deren Einhaltung man sich erst einmal einklagen darf (was natürlich dem Vermieter gegenüber so richtig spaßig ist) sondern wirklich aktiv Wohnungen auch hält. Als Mittler dazwischenklemmen mag charmant klingen, nur zweifel ich da an der Funktion, bzw. Durchsetzbarkeit.

Zudem ist das glaube ich dank Föderalismus Ländersache. Ist auch okay so. Mecklenburg-Vorpommern hat ja z.b. ganz andere Sorgen, als Berlin. Wenn du hier zentralisiert von oben Gleichmacherei betreibst, läufst du in Gefahr, die durchaus unterschiedlichen Gegebenheiten zu vernachlässigen. Von daher: Lass den Staat bauen, verwalten, regeln. Allerdings nicht als Ersatz zum üblichen Markt (der auch seine Regeln braucht), sondern nebenher.

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Declan_de_Barra
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Declan_de_Barra » Fr 15. Nov 2019, 09:04

Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:02
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... gesundheit

Ausdrucken. In jede Arztpraxis hängen. Und jeden Grünenabgeordneten mit nerven.
Ich bin mit dem Umgang der Grünen mit der Thematik auch sehr unzufrieden.

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Stebbie
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Stebbie » Fr 15. Nov 2019, 09:21

auch innerhalb der Partei finden das viele nicht sonderlich gut und zielführend.
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Gelöschter Benutzer 408

Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Fr 15. Nov 2019, 09:32

Declan_de_Barra hat geschrieben:
Fr 15. Nov 2019, 09:04
Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 16:02
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... gesundheit

Ausdrucken. In jede Arztpraxis hängen. Und jeden Grünenabgeordneten mit nerven.
Ich bin mit dem Umgang der Grünen mit der Thematik auch sehr unzufrieden.
https://www.zeit.de/campus/2019-11/homo ... h-mitglied

Hier noch etwas Background.

Suitemeister
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Suitemeister » Fr 15. Nov 2019, 13:46

Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 17:20
Zudem ist das glaube ich dank Föderalismus Ländersache. Ist auch okay so. Mecklenburg-Vorpommern hat ja z.b. ganz andere Sorgen, als Berlin. Wenn du hier zentralisiert von oben Gleichmacherei betreibst, läufst du in Gefahr, die durchaus unterschiedlichen Gegebenheiten zu vernachlässigen. Von daher: Lass den Staat bauen, verwalten, regeln. Allerdings nicht als Ersatz zum üblichen Markt (der auch seine Regeln braucht), sondern nebenher.
Danke. Genauso sehe ich das - als jemand mit viel weniger Einblick - eigentlich auch. Dem Wohnraummangel wird man nur Herr durch Schaffung von Wohnraum. Dann greifen auch wieder Marktmechanismen, die das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in erträgliche Bahnen lenken.

(Staatliche oder auch genossenschaftliche Verwaltung dürfte auch die Gefahr verringern, dass sich Vermieter oder Verwaltungen an wissentlich gefälschten Nebenkostenabrechnungen zusätzlich die Taschen füllen.)

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Tambourine-Man
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Tambourine-Man » Fr 15. Nov 2019, 15:05

NeonGolden hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 15:29
Seitdem mir solche Fragebögen bei meinen Wohnungssuchen begegnen, tue ich mich schwer damit. Rechtlich mag das einwandfrei sein und der Sinn und Zweck leuchtet mir auch durchaus ein. Moralisch betrachtet finde ich es trotzdem schwierig, insbesondere bei großen Wohnungsgesellschaften, sich auf diesem Wege die Rosinenmieter raus zu picken - und ja, auch die Problemmieter vom Halse zu halten. Im Sinne der Chancengleichheit für Personen die eben nicht den allerfeinsten Lebensweg vorzuweisen haben, sollte es andere Lösungswege geben, um die Vermieterseite gebührend abzusichern.
Auch Privatvermieter werden diese Art des Screenings betreiben. Nur erscheint das einem halt angenehmer, wenn das ältere Vermieterehepaar sich mit einem beim Kaffee über den Job und das allgemeine Befinden unterhält. Aber man sollte sich auch bei deren Auswahlkriterien nicht täuschen lassen. Ich hatte in Mannheim ein ebensolches Ehepaar mit ebendiesen nicht diskriminierungsfreien Auswahlkriterien. Gespräch mit meinem Vormieter: "Herr xy sagen Sie mal, Deutsch ist aber auch nicht ihre Muttersprache, oder?" "Nein, ich bin US-Amerikaner" "Achso, ja dann, das ist ja das gute Ausland". Bei uns im Mehrfamilienhaus fand man eigentlich nur deutschklingende Nachnamen am Klingelschild - und das in einem Viertel, wo sonst 60-80% der Namen auf einen Migrationshintergrund schließen lassen.

Die Wohnungsgesellschaften sichern sich eben auch entsprechend ab und es geht technisch nicht anders als über einen Fragebogen. Das Scoring-System der Schufa reicht denen schon längst nicht mehr aus und sie verfügen ja auch über entsprechend viele Datensätze, dass man da etwas draus basteln kann. Wie problematisch Scoring-Systeme für Einzelfallentscheidungen sein können, ist ja auch hinlänglich bekannt, aber: Das sind private Vermieter (s.o.) halt teilweise leider auch, nur anders.

Ich tue mich da auch wahnsinnig schwer mir eine gangbare Lösung vorzustellen. Ich verliere mich da immer in einem "Man hätte den staatlichen Wohnbesitz einfach nicht aus der Hand geben dürfen!" aber in die Zukunft gedacht, hilft das natürlich auch keinen Zentimeter weiter.
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von tOmAtE » Fr 15. Nov 2019, 21:39

mattkru hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 10:25
Tambourine-Man hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 10:08
Ich sehe in dem Punkt auch noch ungeahnte Möglichkeiten der neoliberalen Selbstoptimierung.
Flat-Sharing?
Wenn man eh 18 Stunden am Tag im Büro ist, und die Wohnung in dieser Zeit nicht in Benutzung ist, kann man sie in dieser Zeit mit anderen Leuten teilen!
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von dattelpalme » So 17. Nov 2019, 02:28

tOmAtE hat geschrieben:
Fr 15. Nov 2019, 21:39
mattkru hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 10:25
Tambourine-Man hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 10:08
Ich sehe in dem Punkt auch noch ungeahnte Möglichkeiten der neoliberalen Selbstoptimierung.
Flat-Sharing?
Wenn man eh 18 Stunden am Tag im Büro ist, und die Wohnung in dieser Zeit nicht in Benutzung ist, kann man sie in dieser Zeit mit anderen Leuten teilen!
Perfekt für Schichtarbeiter!
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Quadrophobia » So 17. Nov 2019, 17:37

Suitemeister hat geschrieben:
Fr 15. Nov 2019, 13:46
Blackstar hat geschrieben:
Do 14. Nov 2019, 17:20
Zudem ist das glaube ich dank Föderalismus Ländersache. Ist auch okay so. Mecklenburg-Vorpommern hat ja z.b. ganz andere Sorgen, als Berlin. Wenn du hier zentralisiert von oben Gleichmacherei betreibst, läufst du in Gefahr, die durchaus unterschiedlichen Gegebenheiten zu vernachlässigen. Von daher: Lass den Staat bauen, verwalten, regeln. Allerdings nicht als Ersatz zum üblichen Markt (der auch seine Regeln braucht), sondern nebenher.
Danke. Genauso sehe ich das - als jemand mit viel weniger Einblick - eigentlich auch. Dem Wohnraummangel wird man nur Herr durch Schaffung von Wohnraum Dann greifen auch wieder Marktmechanismen, die das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in erträgliche Bahnen lenken..

(Staatliche oder auch genossenschaftliche Verwaltung dürfte auch die Gefahr verringern, dass sich Vermieter oder Verwaltungen an wissentlich gefälschten Nebenkostenabrechnungen zusätzlich die Taschen füllen.)
Nur, dass das eben leider nicht so ist. Ich arbeite ja jetzt seit 1,5 Jahren als externer in der Stadtentwicklung und erst da wird dir das Ausmaß der Krise in den Metropolen so richtig bewusst. Der Markt hat da nicht nur teilweise versagt, er ist wenige Jahre davon entfernt vollständig zusammenzubrechen. Der Markt hat keinerlei Bedarfssensibilität mehr und baut stattdessen nur noch nach Verwertungslogik, sodass in den Preissegmenten, wo der Druck ab größten ist, kaum Wohnungen mehr entstehen oder das Agebot sogar geringer wird, weil Sozialer Wohnungsraum aus der Preisbindung fällt oder alte, meist günstige Wohnungen abgerissen werden.
In Hamburg bspw. wurden die letzten Jahre immer ca. 10.000 Wohnungen gebaut. Das ist an sich ein guter Wert. Damit gibt es aber wiederum zwei Probleme. Erstens, ist damit schon fast das Maximum an Baukapazitäten (Genehmigung, Planung, Ausführung) ausgereizt, mehr Bauen ist also einfach nicht möglich, was das Argument "Nur Bauen schafft Wohnraum" zwar nicht falsch, aber zu einer Art Worthülse in der Debatte macht, die nirgends hinführt. Dazu kommt, dass dieses Dynamik in den nächsten Jahren stärker werden wird, weil das ohnehin schon knappe Bauland weiter verknappt wird.
Zweitens greift hier zwar ein sog. Drittelmix (1/3 Eigentum, 1/3 soz. Wohnungsbau, 1/3 freie Mietwohnungen), allerdings sieht der in Realität deutlich anders aus: Überdimensionierte Eigentumswohnungen als Wertanlage vs. sehr wenig Fläche für Sozialwohnungen. Effektiv sind 18,4% (Zahlen wieder für Hamburg) des gebauten Raums sozialer Wohnungbau was eben grade über die Hälfte des anvisierten Drittels ist. Dazu fallen zur Zeit die letzten Sozialwohnungen der Bauintensiven 70er/80er aus der Preisbindung, effektiv werden Sozialwohnungen weniger. Die gesamte Baudynamik der letzten Jahre schwächt die Krise am Wohnungsmarkt nur ein ganz kleines Bisschen ab. Die aktuelle Form des Wohnungsbaus nach Verwertung statt Bedarf wird spätestens bei der nächsten Immobilienblase zum riesigen Problem, weil dann, mal wieder, jede Menge zu große, zu teure Immobilien am Markt sind.

Das führt jetzt schon zu einem weiteren Problem. Mittelständler*innen können kein Wohneigentum mehr finanzieren, weil die Immobilien am Markt so stark überbewertet werden, dass Banken keine Kredite mehr dafür geben, weil die Immobilie im Falle des Kreditausfalls nicht tatsächlich dem Wert entspricht, den die Käufer*innen zahlen mussten.

fipsi
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von fipsi » Fr 22. Nov 2019, 14:02

Rainer Wendt wird Staatssekretär im Innenministerium (Sachsen-Anhalt)

Hoffentlich wird das in Sachsen nicht durch die Personalie Maaßen getoppt.

rogerhealy
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von rogerhealy » Fr 22. Nov 2019, 14:12

Wer sich nicht mehr an Rainer Wendt erinnern kann/mag, kriegt hier etwas Nachhilfe:

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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Tambourine-Man » Fr 22. Nov 2019, 15:14

Daran sieht man irgendwie mal was aus demograpischer Sicht bei der Besetzung von politischen Posten so verkehrt läuft. Der Mann wurde kürzlich erst pensioniert, was so viel heißt wie "Du hat dein Leben lang gearbeitet, jetzt sollst du auch deine Zeit für Hobbys oder Familie haben". Und so einer bekommt jetzt einen neuen Vollzeitjob mit landespolitischer Verantwortung. Nicht falsch verstehen, ich begrüße es außerordentlich, wenn Menschen sich mit ihrer Lebenserfahrung einbringen und man kann natürlich auch mit über 60 noch ein politisches Amt bekleiden. Aber so wie es aktuell immer noch in Deutschland gängige Praxis ist, muss man sich über den Politikverdruss jüngerer Bürger wirklich nicht wundern, auch wenn inzwischen (gefühlt) doch mehr Leute unter 40 mal nen Posten bekommen.

Das schlimmste an Rainer Wendt ist doch, dass die Affäre um seinen Sold davon ablenkt, dass der Typ in erster Linie wegen seiner Art und Äußerungen unmöglich ist. Und dass es durch "die Medien" auch lange versäumt wurde klarzustellen, dass die Deutsche Polizeigewerkschaft eigentlich nur die kleinere der beiden Polizeigewerkschaften ist und Herr Wendt eben nicht die Stimme der Polizei ist.
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von 7Ostrich » So 24. Nov 2019, 11:43

Eben in einem Taz-Artikel gelesen, dass Luisa Neubauer von FFF nur noch mit Polizeischutz demonstriert, da auch sie Morddrohungen bekommt. Warum bekommt man denn wegen sowas Morddrohungen, ich versteh es einfach nicht. Haben diese Männer Angst vor zu hohen Stromrechnungen? Mögen sie keine Frauen? Oder machen das wieder Leute einfach "aus Spaß"?
Ich bin hier nicht zufällig, ich kenn mich aus

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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von Norakete » So 24. Nov 2019, 13:36

7Ostrich hat geschrieben:
So 24. Nov 2019, 11:43
Mögen sie keine Frauen?
Ja.
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von mattkru » So 24. Nov 2019, 19:30

Das übliche Problem unserer Zeit: Männer sind gefrustet, weil sie nicht das tolle Leben haben, welches ihnen die Werbe- und Filmindustrie versprochen hat und kanalisieren ihre persönliche Frustration in politische Meinungen. Und dank des Internets radikalisieren sich diese Leute auch noch gegenseitig.
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von smi » Di 26. Nov 2019, 09:32

7Ostrich hat geschrieben:
So 24. Nov 2019, 11:43
Eben in einem Taz-Artikel gelesen, dass Luisa Neubauer von FFF nur noch mit Polizeischutz demonstriert, da auch sie Morddrohungen bekommt. Warum bekommt man denn wegen sowas Morddrohungen, ich versteh es einfach nicht. Haben diese Männer Angst vor zu hohen Stromrechnungen? Mögen sie keine Frauen? Oder machen das wieder Leute einfach "aus Spaß"?
Das gleiche wie mit Scooter Braun/Taylor Swift Thematik... Unglaublich!

Da muss hart durchgegriffen werden, dass ist kein Kavaliersdelikt... Personen (und noch schlimmer deren Familie und Kinder... was zum Teufel...) mit Ermordung und Folter und was auch immer drohen. Absolutes unverständnis.

Dazu kommt noch in eine Gruppe die darüber redet, wen auch immer, zu "hängen" oder "ermorden" oder "an die Wand zu stellen" wird immer dazu führen, dass sich jemand berufen fühlt die Worte auch in Taten umzusetzen.

smi
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von NeonGolden » Di 26. Nov 2019, 12:44

Ich kann mir vorstellen, dass Morddrohungen für Personen des öffentlichen Lebens traurigerweise zum Alltag gehören und man in den meisten Fällen gar nichts davon mitbekommt. Ich will mir zum Beispiel gar nicht vorstellen, was da so bei Böhmermann seinerzeit eingegangen ist.

In den allermeisten Fällen dürfte es zwar tatsächlich bei einer Drohung bleiben, aber wer weiß schon, ob man nicht doch mal an einen geistig Verwirrten gerät? Sich mit Polizeischutz abzusichern ist dann schon verständlich, wobei ich mich persönlich damit kaum sicherer fühlen würde und mir zudem die ständige Begleitung und das damit verbundene Gefühl von Bedrohung wahnsinnig machen würde. Ich denke ich würde mich erst einmal zurückziehen in so einer Situation.

Gleichzeitig weiß man auch nichts über den Schweregrad der Drohungen, wie konkret die Ankündigungen sind, usw. usf.
Ist jemand tatsächlich so blöd und führt so eine Aktion via Social Media oder noch dümmer mit Klarnamen aus, dann muss das öffentlichkeitswirksam sanktioniert werden, auf jeden Fall.
Dass sich Leute aber immer wieder zu solchen Drohungen hinreißen lassen, das wird man kaum abstellen können.

Zum Motiv beim Fall Neubauer würde ich sagen, dass die Anzahl der Menschen, die sich von progressivem Gedankengut bedroht und ihre bisherige Lebensweise in Gefahr gebracht wähnen, zunimmt und mithin auch die Bereitschaft zur Gegenwehr mit Drohung und Gewalt steigt. Stark zusammengefasst würde ich die Befürchtung äußern, dass gewisse Leute mit der Geschwindigkeit der Veränderungen in vielen Lebensbereichen, seien sie noch so sinnvoll, nicht zurecht kommen und geistig auf die Bremse treten (müssen). Extrem progressive Strömungen bekommen dann die volle Breitseite der Gegenwehr ab. Soziale Wachstumsschmerzen sozusagen. Problematisch wird es, so kann ich es mir zumindest vorstellen, wenn dieser Teil der Gesellschaft sich komplett abnabelt und jegliches Verständnis für Entwicklung ablegt. Ein kleines gesellschaftliches Geschwür hier und da, ok, aber das, was da unter dem Schirm der AfD herangewachsen ist, finde ich auch besorgniserregend.

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slowdive
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Re: Zeitgeschehen / Panorama

Beitrag von slowdive » Di 26. Nov 2019, 23:37

Und währenddessen wird Julian Assange in den Maschinerien der politischen Macht langsam aber sicher zermürbt. Der Fall, der Umgang – ein (mitlerweile leider wenig überraschendes) Desaster auf allen Ebenen.

Ärzte sehen das Leben von Julian Assange in Gefahr


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