slowdive hat geschrieben: ↑So 15. Sep 2019, 11:12Hallo, ich bin es, der Filmsnob. Nein, Inarritu ist für mich tatsächlich einer der überbewertsten Filmemacher unserer Gegenwart. Was du expressionistisch nennst, ist für mich esoterischer Kitsch. Stets ist alles in einer an schlimme Malick-Gräultaten einnernden Weise in einer unfassbar penetranten Weise bedeutungsschwer. Selbst die hohlste Szene wird in einer Weise präsentiert, als würde Gott gerade die Wahrheit höchstselbst verkünden. Und all das täuscht letztlich darüber hinweg, dass die meisten seiner Filme eigentlich wenig zu sagen haben, wenn man es mit der Spiritualität nicht hält. Kurzum: Die Werke sind von innen hohl.
Tatsächlich halte ich Birdman für einen wirklich guten Film (weil er nicht wie ein typischer Inarritu wirkt) und kann auch Biutiful und The Revenant zumindest auf einigen Ebenen etwas abgewinnen (auf anderen widerum überhaupt nicht; siehe obigen Absatz). Alles, was davor kam finde ich hingegen schwer erträglich – und zwar nicht aufgrund der unfassbaren thematischen, filmästhetischen Schwere.
Klingt jetzt vielleicht etwas hart, aber ich fühlte mich gerade etwas getriggert.![]()
Was den Snobismus in Cannes angeht, bin ich hingegen komplett bei dir.![]()
Danke, das kann ich nur unterstreichen. Slowdive, deine Kritik kann ich ein Stück weit verstehen und höre ich gerade in Bezug auf "Babel" auch nicht zum ersten Mal (obwohl ich den weiter sehr ambitioniert und gelungen finde), doch wundert mich diese Analyse in Bezug auf "21 Grams" sehr. Ich finde den völlig frei von jedem Kitsch und so kompromisslos und rau wie ich das Thema Verlust nie irgendwo anders verarbeitet gesehen habe. Dazu wird dem ja häufig "Style over Substance" vorgeworfen, wo du vlt. zustimmen würdest, wo ich aber finde, dass man das Thema kaum besser einfangen kann. So ist die Struktur ja auch nur auf den ersten Blick chaotisch, aber bei genauerer Betrachtung sind die Szenen in durchdachter Manier angeordnet. Die extreme non-chronologische Struktur hier oder eben der extreme Longtake bei Birdman meine ich dann auch primär mit "expressiv", weniger die Themen. Ich habe das Gefühl daran stören sich viele, ich jedoch honoriere das immer, wenn ein Regisseur die Möglichkeiten des Mediums Film ausschöpft. Natürlich muss das trotzdem der Story dienen und nicht zum Selbstzweck sein, aber da sehe ich bei den beiden genau die perfekte Symbiose dessen.
Also wie ich meinte, ein Diskussionsstarter ist die Guardian-Liste auf jeden Fall
