Ein entscheidener Punkt daran, dass man den Tod nicht kommen sieht, ist auch, dass man höchstwahrscheinlich den Schuss nicht hört, wenn man erschossen wird. So wie Tony in der Szene. Viele interpretieren das Ende auch immer noch so, dass Tony jetzt so wie in der Szene immer in Angst lebt, dass was mit ihm passieren könnte (Vor allem, weil der Zuschauer in der Szene eben genau so gespannt ist). Dabei gibt die Szene sich die größtmögliche Mühe, Tony als besonders entspannt und gleichgültig darzustellen, der sich einfach in die Mitte des Raumes setzt, gemütlich einen Song raussucht und mit seiner Familie chillt.
Das Ende ist einfach so genial. Ich habe auch erst dann realisiert, dass bei Sopranos einfach ganz bewusst vieles in der Erzählung ausgelassen wurde. Ich hatte immer das Gefühl, dass das eher Schwächen waren, nach dem Motto "Warum erfahren wir jetzt nicht, was da und da genau passiert ist?" (Berühmtestes Beispiel ist natürlich, was aus dem Russen im Wald geworden ist)
Nach dem Ende habe ich realisiert, dass das alles ziemlich bewusst war und es einfach nicht um den Russen ging oder man sich einfach seinen Teil denken konnte. Ich weiß seitdem solche Auslassungen viel mehr zu schätzen. Es ist viel eindrucksvoller, nicht zu wissen, wer jetzt genau der Mörder und seine Intention dahinter ist, weil einfach alle möglichen Parteien ein Motiv für Tonys Tod haben. Man mag sich auch gar nicht ausmalen, wie die Szene dann weiter gegangen ist, in der seine ganze Familie den Mord an Tony miterleben muss.
Musste die Serie danach direkt neu anfangen und könnte jetzt schon wieder.
Hach ja, es könnte Stunden so weiter gehen. Nicht ohne Grund meine Lieblingsserie.
