Ich hatte ein ziemlich duftes Wochenende:
Samstag war ich beim
Deafrow Fest im Kassablanca in Jena
Gestartet gegen 17:45 haben
Bait Nebenprojekt vom Basser von
Der Weg einer Freiheit. Ordentlich grooviges Auf-die-Schnauze-Geballer. Ich würd es wohl als Blackened Hardcore bezeichnen. Auf jeden Fall was für Fans von Mantar. Hatte mir auf Platte schon gut gefallen und haben live auch absolut solide performt. War bloß leider noch nicht soviel los. Ziemlich schade für die Leute, die es verpasst haben. Von Freunden, die nur noch zwei Songs mitbekommen haben, weiß ich jedenfalls, dass sie sich geärgert haben.
Nach kurzer Umbaupause ging es dann weiter mit den von mir sehr geschätzten
Radare, die mit "Der Endless Dream" ein tolles Album rausgehauen haben dieses Jahr. Und glücklicherweise haben sie das Album komplett performt. Tolle Platte, die live auch richtig gut funktioniert und meiner Meinung nach die Stimmung da auch so richtig entfaltet. Shoutout ans Publikum: Ich war fest davon ausgegangen, dass viel rumgelabert wird. Das war zu keinem Zeitpunkt der Fall, zumindest nicht da, wo ich stand.
Darauf folgte dann mein persönliches Highlight:
Kokomo. Schon ein paar mal live gesehen, die Alben laufen auf heavy Rotation bei mir. Gestartet haben sie mit zwei neuen Songs von der Platte, die im November erscheinen wird. Wenn die beiden Songs prototypisch sind, dann word die Platte deutlich düsterer und auch härter und dennoch schöne Aufbauten. Was mir persönlich so – auch insbesondere live – sehr gut gefallen hat. Danach ging es dann nochmal durch den Katalog, mit einem kleinen Schmankerl vom ersten Album. Einen Song, den sie extra für den Veranstalter, zum ersten Mal seit sieben Jahren performt haben, da dieser sich den schon seit Ewigkeiten gewünscht hat. Coole Geste! Sowieso haben sich alle Bands durchweg sehr positiv über das Festival und den Veranstalter geäußert. Am Ende gab es dann nochmal ein technisches Problem beim letzten Song, aber das war nicht der Rede wert und schnell gelöst. Grandioses Set für mich.
Nun gab es eine Neuerung: Es ging nach draußen, da dort
Ghost Bag auf einem Podest performt hat. An sich finde ich die Idee gut und hat theoretisch auch gut geklappt, weil es warm war. Allerdings gehen die Leute nach einem Gig auch raus, um zu quatschen, Rauchen, Essen (es gab dort in unmittelbarer Nähe superleckere vegane Burger) etc. Dementsprechend war die Geräuschkulisse beim Gig, zu der ich auch meinen Teil dazu beigetragen habe. Das, was ich von der Musik mitbekommen habe, war ganz nett und halt auch abwechslungsreich im Kontrast zum Restprogramm. Aber es ist nicht so die optimale Lösung, zumindest wenn der Musiker damit ein Problem hat, wenn er nicht die komplette Aufmerksamkeit bekommt.
Danach ging es dann mit den größeren Acts weiter. Den Anfang machten
Esben and the Witch, die ich glaube ich vor zwei Jahren dort schonmal gesehen habe. Diesen Gig fand ich diesmal noch ne ganze Ecke geiler. Der Sound war der Hammer und die Stimmung auf und vor der Bühne war sehr angenehm. Es wurde soweit ich das beurteilen kann viel vom aktuellen Album gespielt, insbesondere auch eher ruhige Nummern. Das ganze entwickelte schon eine Art Stimmung von Ritual, durch welches man in einen Trancezustand kommt. Hat mir richtig gut gefallen und war neben Kokomo mein anderes Highlight. Wenn man die Möglichkeit hat, kann man die ruhig mal mitnehmen.
Nun
Celeste und ich werden keine Freunde mehr. Auch das zweite Mal, dass ich sie gesehen habe und auch das zweite Mal, dass ich nach drei Songs gegangen bin. Warum? Also ja die Musik drückt ordentlich. Aber das ist auch alles. Nach 2-3 Songs ist es dann für mich nur noch stumpfes Geballer, ohne dass da mehr passiert. Wer einfach auf brutales Zeug steht, für den ist das sicherlich was, mir ist das zu wenig abwechslungsreich. Und dann ist da noch die Sache mit der Liveshow. Also wer beim Soundcheck, bei einer Show wo gerade mal 350 Leute sind, eine Fresse zieht, als ob man keinen Bock hat und eh mit allem unzufrieden ist, da vergehts mir schon mit dem Spass. Und dann noch diese albernen Stirnlampen. Ich kann das leider absolut nicht ernst nehmen, ich find es sogar richtig lächerlich. Lediglich beim Drummer fand ich es interessant, weil man dadurch einfach sieht, auf was er sich konzentriert. Der Ausfall einer Stirnlampe und dem damit eintretenden Hickhack, wer jetzt dann keine trägt, hat mir Recht gegeben.
Als letztes durften dann gegen Mitternacht
Der Weg einer Freiheit ran. Ich war leider schon dann ordentlich durch, aber gefreut hab ich mich dennoch, die mal live sehen zu können. Das ist schon sehr hohes Niveau, musikalisch als auch produktionstechnisch. Das klang live schon fast wie auf Platte. Naja und was da musikalisch abgeliefert wird – huiuiui. Der Schlagzeuger ist ein verdammtes Uhrwerk und sieht dabei aus, als ob er bloß ein bisschen was am Schreibtisch arbeitet.
Dieses Jahr hat mir das Deafrow wieder richtig gut gefallen, insbesondere auch deswegen, weil es ein eher durchmischtes Lineup war, was so auch sehr gut ankam. War gut organisiert, die Burger waren top, Getränkepreise sind wie immer human im Kassa und die Merchauswahl war sehr nice. Nächstes Jahr sicherlich wieder.
Ich war zwar völlig fertig am Sonntag und dennoch ging es ins SO36 nach Berlin zu
Touché Amoré & Deafheaven. Man was hab ich mich auf das Paket gefreut, weil das Stage Four von Touché Amoré für mich ein echt wichtiges Album ist und ich die unbedingt mal live sehen wollte und gleiches gilt für die Sunbather von Deafheaven.
Der Weg war Berlin war wie immer richtig scheiße. Nur Baustellen und Unfälle und dann noch Sonntagabend Pendlerbonus. Extra früh losgefahren und trotzdem leider
Portrayal of Guilt, die zu Recht abgefeiert werden, verpasst. Egal. Schnell den Merch ausgecheckt und schnell wieder weg, es war zwar nicht übertrieben teuer mit 20€ für n Shirt, aber der Backpatch war eh schon weg, den ich haben wollte. Leider ist das rein- und rauskommen in den Saal echt ein bisschen nervig, weil direkt am Eingang die Bar ist und der Weg sehr schmal. Da ich Gedränge nicht so sehr liebe, ist das für mich leider ein bisschen nervig. Ich bin zwar kein Raucher, aber nach der ersten band wär ich trotzdem gern mal vor die Tür gegangen, was aber leider nicht geht, weil man dann nicht mehr rein darf. Für die Raucher gab es einen Instant-Cancer-Raum neben der Garderobe.
15 Minuten nach unserer Ankunft ging es dann auch mit
Deafheaven los und man merkte schnelle 75% der Leute sind wegen Touché Amoré da. Egal nicht weiter schlimm. Ich stand beim Mischer rum, weil mir der Sound bei Deafheaven wichtig war. Am Ende war ich dann aber doch ein wenig enttäuscht nicht vorne zu sein, denn die paar die vorne abgegangen sind haben gut mit der Band gefeiert und soweit ich das Gekreische beurteilen kann, waren sie auch textsicher
Gestartet wurde mit Honeycomb und Canary Yellow von der letzten Platte, ging über zu Brought To Water von der New Bermuda, zur neuen Single Black Brick, zu Worthless Animal und zum Abschluss gab es Dream House von der Sunbather. Sound war ab dem zweiten oder dritten Song richtig gut und sowieso ein sehr gutes Konzert. Es ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, dass der Sänger so überperformt, aber ich muss sagen, dass ich es ganz interessant fand, da es doch bei der ganzen Post-Irgendwas-Mukke doch eher dazu tendiert, dass alles eher kontemplativ ist. Damit hat der Sänger gebrochen und das hat mich begeistert, besonders weil er immer den Publikumskontakt gesucht hat. Und auch der Rest der Band hat ordentlich gefeiert. Schade, dass der Großteil des Publikums verhalten, aber dennoch aufmerksam, war. Auf meine Kosten bin ich aber allemal gekommen.
Nach ca. 20 Minuten Umbaupause betrat
Touché Amoré dann die Bühne und gestartet wurde mit To the Beat of a Dead Horse in voller Länge. Was war das für ein textsicheres Publikum? Die halbe Halle hat man mitsingen gehört und man hat das Stampfen auf dem Boden gemerkt. Geil. Es war also sofort ne ordentliche Packung Energie im Raum und die ersten Stagediver haben nicht auf sich warten lassen. Nach der Albumperformance haben sie sich dann durch ihren gesamten Katalog gespielt, womit jeder bedient worden sein dürfte, auch die neue Single gab es zu hören, die live überzeugen konnte. Alles in allem supersympathische Band, die ne echt klasse Liveband sind. Shoutout an den Sänger, der kaum noch ein normales Wort sagen, ohne dass ihm die Stimme wegbricht