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Der Konzertbesuchsthread

Konzerte, Platten & Musik im TV
defpro
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Mo 4. Nov 2019, 13:19

Habe auch noch 2 Konzerte nachzutragen:

Am 22.10. war ich bei RÜFÜS DU SOL in der Frankfurter Batschkapp. Die Halle war sehr gut gefüllt, aber zum Glück nicht ausverkauft, was in der Batschkapp durchaus mal etwas anstrengend werden kann. So hatte man noch genug Platz zum Tanzen. Das Publikum war stark durchmischt. Von feierwütigen 20-Jährigen bis zum stocksteif stehenden Mitvierziger war alles vertreten. Finde ich aber auch schön, wenn eine Band so viele Generationen abholt.

Willaris K. machte mit einem 45-minütigen Techno-Set (inklusive kurzem Abdriften in Downtempo-Gefilde) den Einheizer. Gab zwischendurch schon anerkennenden Applaus (besonders beim Remix des RÜFÜS-Songs "Underwater"), aber wirklich Stimmung kam natürlich nicht auf. Dafür unterscheidet sich die Musik einfach zu stark vom Hauptact.

Seit dem großartigen 2017-Auftritt beim FIB Benicassim (damals noch unter dem alten Namen RÜFÜS) sind meine Freundin ich große RÜFÜS DU SOL-Fans geworden. Damals mussten wir früher zu dem parallel spielenden Mura Masa abziehen, was mir ziemlich in der Seele weh getan hat. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf das Konzert.
Das australische Trio wird bei Wikipedia unter Alternative Dance gelabelt, ich würde den Stil als Mischung aus klassischem House und Deep House mit einem leichten Indie- und Synthpop-Touch beschreiben. Auch wenn bei einigen Songs die Nähe zu den Mainstream-Vertretern des Genres nicht verleugnen ist, wirken die Songs auf mich stets noch ein Stückchen "intelligenter" produziert, was jedoch nicht auf Kosten der Eingängigkeit geht. Der größte Unterschied ist tatsächlich live erkennbar, wo die Band sich mit Live-Drums, Keyboard und natürlich dem schönen Gesang von Tyrone von klassischen Deep House-DJs abgrenzt. Leider war für die Backdrop-LED-Wand kein Platz mehr, was wohl dem Schlauch in der Batschkapp geschuldet ist. Insgesamt ein sehr schönes Konzert, dessen 90 Minuten wie im Flug vergingen. Alleine die 10 Minuten von "Innerbloom" sind schon ein besonderes Schmankerl :hecheln:

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Am 28.10. war ich bei Inter Arma im Wiesbadener Kesselhaus. Wie an anderer Stelle bereits geschrieben habe ich die Karten gewonnen. Das Kesselhaus war auch nur mäßig gefüllt, vielleicht 80-90 Leute.

Vorband waren neànder, die instrumentalen Post-Metal mit Ausflügen in Post-Rock und Black Metal gespielt haben. Von drei gespielten Songs hatte einer ein paar schöne atmosphärische Parts. Die anderen fand ich eher öde, da für rein instrumentale Stücke auch mMn zu wenige Songideen vorhanden waren. Interessanterweise spielen zwei Gitarristen der Band sonst eigentlich in der Live-Band von Casper. Den Sprung von riesigen Hallen zu kleinen Clubs stelle ich mir auch sehr lustig vor :lol:

Inter Arma haben mich im Gegensatz zu Sammy etwas mehr überzeugt, obwohl ich bei weitem kein großer Fan der Band bin. Am meisten stören mich die teilweise sehr tiefen Growls, die mir einfach nicht so gut reingehen. Zum Glück lassen sich Inter Arma nicht wirklich auf einen Stil festlegen, sodass mit Sludge/Doom, Death, Black und Post-Metal stilistisch eine relativ große Bandbreite abgedeckt wird und so jeder Song auch meist eine etwas andere Stimmung kreiert hat. Also auch hier ein cooles Konzert, besonders die zweite Hälfte des Sets hat mir ziemlich gut gefallen.

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Di 5. Nov 2019, 08:35

Ich war gestern bei Thrice in Köln im Carlsberk Victoria. Den Originalpreis von 42 Euro oder so hätte ich nicht bezahlt, aber bei 25 Euro habe ich dann doch mal zugeschlagen, weil ich die Band vor zehn Jahren ziemlich cool fand, verbuche das mal unter Nostalgie Abend. Da ich versuche, mich 2019 anzupassen, verzichte ich mittlerweile auch auf das Ausdrucken von PDF Tickets. Leider habe ich die Rechnung ohne mein Handy mit seinem immer mehr dahinscheidenden Display gemacht, sodass es gefühlt 15 Scanversuche des Securities benötigte, bis ich endlich reinkonnte. Zu viel Nervenkitzel für einen alten Menschen wie mich, wobei ich gestern das Durchschnittsalter eher gesenkt als angehoben habe. In der Halle erst einmal die Merchpreise gecheckt, 30 Euro für ein Shirt, kann man mal machen, kann man aber auch lassen. Die Halle war darüber hinaus zwar gut gefüllt, aber bei Weitem nicht voll.

Petrol Girls - Bester Act des Abends. Schön rotziger Hardcore/Punk Rock Mix mit durchaus abwechslungsreichen Parts. Das hat Spaß gemacht. Darüber hinaus gab es viele gute Ansagen zu allerlei Dingen (LGBTQ, Rassismus, Krieg der Türkei gegen die Kurden, etc.), die aber niemand so wirklich interessant fand. Von 600-800 Leuten, die zu diesem Zeitpunkt in der Halle waren, haben vielleicht 15 applaudiert. Hätte vor allem bedingt durch Refused gedacht, dass mehr Leute anwesend sind, die etwas mit vernüftigen Ansagen anfangen können, aber dem war nicht so. Schade. Würde mir die Band auf kleiner Bühne auch bei Gelegenheit noch einmal geben. Die Bühne war doch etwas (zu) groß.

Refused - Bin bekanntlich großer Fan, habe die Band auch schon zweimal auf Festivals gesehen. Nun also zum dritten Mal. Es gibt so Acts, da fragt man sich, wie es passieren konnte, dass man sie mehrfach gesehen hat. Refused sind für mich so ein Act. Naja, gab dann einen 45-50 Minuten mit dem Fokus auf die neue Platte und "The Shape of Punk To Come", keine Überraschung. Wenig überraschend fand ich den Auftritt nicht gut. Ich mag die Songs nicht, finde die Band generell sehr überbewertet und finde das Posing des Sängers auch irgendwie uncool. Der ließ es sich bei einem Song nicht nehmen, ins Publikum zu gehen, natürlich lief er direkt neben mir entlang, sodass mein finster, gelangweilt dreinblickendes Ich wohl auf jedem der 300 Handyvideos ist, die von der Situation gemacht wurden. Der gute Herr stand dann auf der Theke. Habe mir einem waghalsigen Sprung von der Theke gerechnet, aber er ist einfach nur wieder heruntergeklettert, bleib aber weiter im Publikum. Hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass er von der Crowd begraben wird, aber alle haben brav Abstand gehalten. Wieder zurück auf der Bühne gab es die erste politische Ansage. Antikapitalistische Ansagen a la "Die da oben..." + 30 Euro für ein Shirt verlangen find ich uncool, aber ich sehe das Ganze mal als Training für die Rage Against the Machine Shows. Und, oh Wunder, es gab starken Applaus und Jubel. Merke: Bei politischen Ansagen wird nur geklatscht, wenn man die Band auch kennt. Naja, ging dann weiter, für mich mit zu viel Rockstar Attitüde. Die Band hat für mich, auch bedingt durch ihre abgestimmten Outfits, etwas von The Hives für Leute, die harte Musik mögen. Hatte auch den ein oder anderen Fremdscham Moment. Irgendwann wurde "Raining Blood" als Intro eines Songs gespielt, was den Reaktionen nach zu urteilen deutlich weniger Leute kannten als ich gedacht hätte. Der Sänger stand dabei leider auf einer Minotorbox und hob die Hände. Dachte mir: "Oh, jetzt macht er die Pommesgabel, Metallevel 8000.", aber nein, er machte das Victory-Zeichen. Naja, man muss nicht alles verstehen. Ich bin hier auch sicherlich nicht neutral. Denke, dass es für viele Anwesenden das Highlight war. Es sei den Leuten gegönnt.

Thrice - Wie gesagt, mein Nostalgie Act für den Abend. Es war ganz okay, aber man muss auch sagen, dass ich als Fan der älteren Sachen bei einem gut ausbalancierten Set generell damit gerechnet habe, dass nicht nur meine Favoriten gespielt werden und so war es dann auch. Einige Songs haben bei mir gezündet, andere nicht. Das Publikum war allerdings voll dabei und textsicher. Hatte im Vorfeld gedacht, dass Refused die Band des Packages sind, die die Leute zieht, aber es waren doch eher Thrice. Die Songs wurden ohne viel Brimborium und Ansagen unter die Leute gebracht. 60 Minuten ohne Pausen, Sound war okay, keine Zugabe. Für mich vollkommen ausreichend. Die Crowd hätte glaube ich noch 1-2 Songs vertragen. Da waren doch einige Leute iritiert als das Licht anging. Danach habe ich mich noch auf meine AZ Zecken Roots besonnen und Pfandbecher gesammelt, 11,50 Euro gemacht und die Barfrau verärgert als ich mit >20 Bechern ankam. Gutes Ende des Abends.
Zuletzt geändert von SammyJankis am Di 5. Nov 2019, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.
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glutexo2000
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von glutexo2000 » Di 5. Nov 2019, 09:40

Na da bin ich doch froh, dass ich mich heute Abend für half alive entschieden habe und nicht für Thrice & Refused. 60 Minuten hätten mich geärgert, außerdem kann ich mit vielen Songs aus der Mitte der Schaffensphase von Thrice auch nichts anfangen.

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Baltimore
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Baltimore » Mi 6. Nov 2019, 09:06

SammyJankis hat geschrieben:
Di 5. Nov 2019, 08:35
Petrol Girls - Bester Act des Abends. Schön rotziger Hardcore/Punk Rock Mix mit durchaus abwechslungsreichen Parts. Das hat Spaß gemacht.
Kann ich so nur unterschreiben! In Hamburg kamen die Ansagen aber sehr gut an.

Erkenntnis des Abends: Fand "The International Noise Conspiracy" live fast noch geiler als "Refused. Hätte ich jetzt nicht erwartet.
808s und nichts fühl'n, alles, was ich kenn
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Für 'n paar Schmetterlinge an 'nem grauen Tag
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 9. Nov 2019, 09:20

Dinge, die man sich abgewöhnen sollte: Vor den Konzerten checken, welche Setlisten gespielt werden. Aus irgendeinem dummen Grund mache ich das ab und an, so auch gestern bei Twilight Sad. Dort stand: Spielen das aktuelle Album nahezu komplett + eine kleine Reise durch die letzten Alben, insgesamt aber "nur" 15 Titel, was natürlich auch heißt, dass mein Lieblingssong "In Nowheres" keinen Platz hat. Dazu fand das ganze im Gretchen statt, einen Club den ich wirklich nicht mag. Es ist ein Schlauch, eng, stickig, weil natürlich trotz einige Rauchverbotsschilder geraucht wird und die WC's hinter der Bühne sind, sodass man einmal durch den ganzen Schlauch kämpfen muss, um dahinzukommen. Außerdem gibt es Säulen, eine Menge Säulen. Selbst auf der Bühne.

Support waren Man Of Moon. Dank Zugverspätungen leider nur die letzten 15 Minuten mitbekommen. War ein Duo, die schottischen Schrammelrock spielten. Ihr merkt, sie passten sehr gut zur Hauptband und wurden dementsprechend gefeiert. War auch wirklich gut.

Pünktlich um 9 kamen dann Twilight Sad auf die Bühne. Wie erwartet gab es ein Best-Of der "It Won't Be Like This All The Time", welches in schöner Schrammeligkeit dargeboten wurde. Zentrale Figur der Band ist dabei Sänger James Alexander Graham, der immer etwas wirkt, als hätte er touretteartige Zuckungen, insbesondere nach den Songs. Zudem kam er mit dem Zuschauerzuspruch an diesem Abend gar nicht klar. Anfangs war es ja noch irgendwie verhalten, im Laufe des Gigs jedoch steigerten sich beide Seiten immer weiter rein. Gar nicht so sehr mit wilder Bewegung, sondern einfach nur durch dauerhaftes Abfeiern. Es waren auch so einige Schotten im Publikum. Highlight war das Frightened Rabbit - Cover, bei dem das Publikum den Refrain übernahm. Das war - einfach nur schön. Ansonsten hat sich Graham sehr mit der Säule auf der Bühne angefreundet und es gab für mich "There's A Girl In The Corner", was auch ganz ganz groß ist. Knapp 90 Minuten waren es dann doch, die hätten aber auch noch 2 Stunden spielen können. Weil das gretchen ein Scheißladen ist, gab es jedoch Sekunden nach Konzertende gleich so einen Rausschmeißer-Schlager, um zu sagen, dass nun wirklich Schluss ist (war 22 30 Uhr, Mitternacht war schon das nächste Konzert angesetzt). Fazit trotz dessen: ganz viel Liebe! :herzen2: :herzen2: :herzen2:


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glutexo2000
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von glutexo2000 » Sa 9. Nov 2019, 11:06

Und was findest du jetzt daran so schlimm vorher die Setlisten anzugucken?

Gelöschter Benutzer 408

Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 9. Nov 2019, 11:22

Es fehlt halt so ein bisschen der Überraschungsmoment, wenn du weißt, was passiert.

mattkru
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von mattkru » Mo 11. Nov 2019, 16:07

Hab mir das im Laufe der Zeit auch wieder abgewöhnt. Vor allem bei sehr großen Produktionen ist quasi jede Sekunde einstudiert und es gibt einfach keine Varianz in der Setlist. Deswegen hatte ich dieses Jahr auch sehr schöne Überraschungsmomente bei Slipknot, Rammstein und Pink.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von fipsi » Mo 11. Nov 2019, 16:20

mattkru hat geschrieben:Hab mir das im Laufe der Zeit auch wieder abgewöhnt. Vor allem bei sehr großen Produktionen ist quasi jede Sekunde einstudiert und es gibt einfach keine Varianz in der Setlist. Deswegen hatte ich dieses Jahr auch sehr schöne Überraschungsmomente bei Slipknot, Rammstein und Pink.
Die mangelnde Varianz liegt ein Stück weit auch daran, dass jedem Zuschauer einer Tour das gleiche geboten werden soll. Meist mit dem Konzept (das neueste) Album zu fördern - oder man macht es wie Lana del Rey und das Set wird immer noch vom Debüt dominiert.

mattkru
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von mattkru » Mo 11. Nov 2019, 16:54

Ich frage mich manchmal, ob es den Musikern irgendwann langweilig wird, quasi ein Theaterstück/Musical aufzuführen oder ob die Routine eher Sicherheit gibt für eine fehlerfreie Show.
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Suitemeister
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Suitemeister » Di 12. Nov 2019, 09:33

Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.

PUP sind momentan wahrscheinlich mit das Beste, was der erweiterte Punk-Bereich so zu bieten hat. Was die gestern in Berlin abgeliefert haben, unfassbar. 70 Minuten Abriss. Gutes Publikum (muss man ja hervorheben in Berlin), unfassbar textsicher. Sympathische, unprätentiöse Typen, die auch richtig Bock hatten wie es den Anschein hatte.
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von slowdive » Di 12. Nov 2019, 09:36

Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.

PUP sind momentan wahrscheinlich mit das Beste, was der erweiterte Punk-Bereich so zu bieten hat. Was die gestern in Berlin abgeliefert haben, unfassbar. 70 Minuten Abriss. Gutes Publikum (muss man ja hervorheben in Berlin), unfassbar textsicher. Sympathische, unprätentiöse Typen, die auch richtig Bock hatten wie es den Anschein hatte.
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.
Puh, nachdem ich die aktuelle Tour aufgrund von Geld- und Zeitmangel sausen lassen hab, bereue ich eben das nun fast schon wieder. :grin:

Aber ja, tolle Liveband.

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Tambourine-Man
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Tambourine-Man » Di 12. Nov 2019, 09:55

Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Ich habe in der Regel keine Lust mehr lange Berichte zu schreiben, daher nur ganz kurz.
Das ist schade.
Suitemeister hat geschrieben:
Di 12. Nov 2019, 09:33
Mindestens in den Top 3 dieses Jahr.
Das ist schön :thumbs:

Ich wäre auch echt gerne hingegangen, aber passte gerade etwas schlecht. Klingt und liest sich auf jeden Fall ganz gut, hier zum Beispiel: Bericht von Quadro (Magazin)
Molotow must stay

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von MairzyDoats » Di 12. Nov 2019, 11:31

Kann mich da nur anschließen. Obwohl ich vom Wochenende ziemlich gerädert war, habe ich mich in Hamburg am Sonntag dann doch von der Band mitreißen lassen, mich noch im Pit etwas weiter rädern zu lassen. Hat unfassbar viel Spaß gemacht. :herzen2:
Hallo wie geht willkommen in meiner Signatur. Lass dir hier bitte richtig gut gehen einfach, Käffchen für dich

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TonyMac
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von TonyMac » Di 12. Nov 2019, 12:22

mattkru hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 16:54
Ich frage mich manchmal, ob es den Musikern irgendwann langweilig wird, quasi ein Theaterstück/Musical aufzuführen oder ob die Routine eher Sicherheit gibt für eine fehlerfreie Show.
Das frage ich mich bei Theater-/Musicalschauspieler*innen auch ständig.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von glutexo2000 » Di 12. Nov 2019, 13:44

TonyMac hat geschrieben:
mattkru hat geschrieben:
Mo 11. Nov 2019, 16:54
Ich frage mich manchmal, ob es den Musikern irgendwann langweilig wird, quasi ein Theaterstück/Musical aufzuführen oder ob die Routine eher Sicherheit gibt für eine fehlerfreie Show.
Das frage ich mich bei Theater-/Musicalschauspieler*innen auch ständig.
Das ist halt genauso Routine wie in anderen Jobs auch. Da gibt es welche, denen macht ihre Arbeit mehr Spaß und manche, denen macht es weniger Spaß oder fühlen sich eher gelangweilt.

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Mondgesicht
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Mondgesicht » Mi 13. Nov 2019, 19:39

War gestern bei den charismatischen Jungs von The Murder Capital im sehr gut gefüllten Molotow. Ohne Vorband ging es um 20.30h los, der Hammer fiel sehr kurzweilige 50 Min später - sehr arbeitnehmerfreundlich.
Das Konzert startete mit den Slowdances und On twisted Ground (wasn Song!!!) sehr ruhig, ehe die Geschichte immer mehr Fahrt aufnahm und sich dann mit More is less und Feeling Fades (wasn Song II !!!!!!) zum Ende hin komplett entlud. Der Spannungsbogen wirkte.
Die Einflüsse/Vergleiche/Erwartungshaltungen à la „die neuen Joy Division“ usw wurden ja auch hier schon erwähnt. Ich würde da den Jungs - so authentisch energiegeladen und irgendwie dann auch unprätentiös sie da auf der Bühne standen - mal die Last von den Schultern nehmen und sagen, dass es einfach richtig gut war. Also: Hin da, falls ihr die Chance und Bock auf einen ausgelassenen düsteren Abend habt!

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von mattkru » So 17. Nov 2019, 10:03

Am Freitag gab es musikalische Horizonterweiterung mit Max Mutzke und der SWR Big Band im ausverkauften Savoy Theater in Düsseldorf. Wir hatten Sitzplätze für Reihe 4, die dann de facto Reihe 2 war. Die ersten beiden Reihen waren zumindest für den heutigen Abend abgebaut um Platz für die Bühne zu haben. Dort standen nämlich 20 Musiker: Max Mutzke, zwei Backgroundsänger, Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug, 4x Posaune, 4x Trompete, 5x Saxophon.

Dargeboten wurden zwei Stunden Soul, Jazz und Funk, was für mich zumindest als Konzerterlebnis komplettes Neuland war. Eigenkompositionen und Cover (unter anderem ‚Men in Black’, ‚Empire State of Mind’ und ‚Tears in Heaven‘) waren so 50/50%. Die Band war unglaublich auf dem Punkt und der Mutzke hat einen wirklich beeindruckenden Stimmumfang und -ausdruck. Das war ein sehr tolles Konzert und wird definitiv wiederholt.


Edit: Holy Shit; ich habe gerade mal die SWR Big Band recherchiert. Diese war vier mal für den Grammy nominiert und diverse Mitglieder arbeiten auch als Dozenten/Professoren an Musikhochschulen. Kein Wunder, das die so dermaßen gut war.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mo 18. Nov 2019, 02:26

Ich war gestern in Köln bei Terror im Gebäude 9. Das Tour Package hatte einige (negative) Veränderungen hinter sich. Zuerst sollten Cro-Mags "JM" (Ehemals Cro-Mags, aber bei den Rechtsstreits blickt auch keiner mehr durch. Einfach nur peinlich.) als Support mit dabei sein, aber der Sänger wird am Rücken opiert. Ersatz waren Death Before Dishonor, leider nicht würdig. Naja, hatte dann aufgrund von wenigen Konzerten in letzter Zeit immer noch Lust und konnte auch einen Tag vor der Show einn Ticket zu einem akzeptablen Preis schießen. Ca. zehn Minuten später dann die Ernüchterung. Jesus Piece, die einzige Band des Abends, die im Hardcore Punk 2019 eine wirkliche Relevanz besitzt, spielen nicht. Ersatz sind Risk It!. Das gesamte Line Up war somit mehr als random, aber ich hatte ne Karte. Also hingegangen und festgestellt, dass das Gebäude 9 renoviert wurde. Sag fein aus und vor allem die Klosituation hat sich verbessert. Der Laden war auch gut gefüllt, nicht ausverkauft, aber immer noch genug Leute, sodass im Vorraum das übliche Gedrängel vorhanden war.

Risk It! - Haben ihr übliche Hardcore Punk Set gespielt. Schon ca. 20x gesehen und man merkt, dass die Band nicht mehr die Relevanz hat wie 2013. Die Mucke ist nicht schlecht und ich habe sie vor 5-6 Jahren auch gut gefeiert, aber der Zenit ist einfach schon lange überschritten ist und sich kaum noch jemand für die Band interessiert. Daran ändert auch die neue 7 Inch "Era of Decay", die ich sogar ganz passabel finde, nichts.Die Band gab sich alle Mühe, aber vor der Bühne war, wenn man von 2-3 Leuten absieht, keine Bewegung vorhanden.

Lion's Law - Als einzige Band des Abends noch nie gesehen, war ich direkt skeptisch, denn der Name ist einfach schlecht. Eine Band mit einem solchen Namen kann einfach keine gute Musik machen und so war es dann auch. Rumpel Hardcore/Oi Punk mit viel Schweinepogo im Publikum. Songs klangen alle gleich und waren kurz. Hat mich gar nicht abgeholt, wurde aber vom Publikum durchaus abgefeiert.

No Turning Back - Ähnlich wie bei Risk It! kommt auch hier seit Jahren nichts Spannendes mehr dabei rum. Ganz normaler Hardcore Punk, der seine Fans hat und bei dem live ab und an auch mal eine gute Show rumkommt. Hier war es nicht der Fall. Gab das übliche Set. Zum Glück ohne das unsägliche "True Love", wobei ich das auch während meines Kloganges verpasst haben könnte. Viel von der neuen Platte, die natürlich random ist. Es war immerhin etwas mehr los vor der Bühne und der ein oder andere Ansatz eines Singalongs war auch zu erkennen.

Death Before Dishonor - Fand ich vor zehn Jahren echt klasse, nun aber auch seit locker 5-6 Jahren nicht mehr in Europa gewesen. Es ist aber alles beim Alten geblieben. Zwie Mitglieder sind auf jeder Tour dabei. Der Rest wird durchweg ausgetauscht. Dann gibst "Count Me In", "Born for Misery" u.s.w. und am Ende wird das Set mit dem umgemünzten Cock Sparrer Cover "Boston Belongs to Me" beendet. Ich hab die Band nicht wirklich vermisst und auch schon deutlich besser gesehen. Das hier war alles andere als spannend, passte zum Abend.

Terror - Auch hier gab es keine Überraschungen. Die üblichen Hits wurden rausgehauen. Leider nichts von der ersten Platte, zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt als ich gegangen bin, um eine halbwegs angenehme Verbindung Richtung Heimat zu bekommen. Scott Vogel muss man aber attestieren, dass er die Crowd unter Kontrolle hat und so war doch vor de Bühne mehr los als bei allen anderen Bands zusammen inkl. diverser Stage Dives. War ein halbwegs versöhnlicher Abschluss für mich.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Mo 18. Nov 2019, 15:03

Am letzten Donnerstag war ich bei The Chemical Brothers in der Frankfurter Festhalle. Die Herren standen schon sehr lange weit oben auf meiner Live-Liste. Zum letzten Mal in meiner Nähe haben die beiden 2008 gespielt und es handelte sich um das einzige Deutschland-Konzert der aktuellen Tour, weshalb der Kartenkauf eigentlich ein absoluter No-Brainer war, obwohl der Ticketpreis mit 67,50 € + Versand doch etwas hoch angesetzt war. Das sahen wohl auch noch andere so, denn die Festhalle war von einem Ausverkauf weit entfernt und auch Tickets auf dem Zweitmarkt waren rar gesät. Glück für mich, denn so hatte man im Zuschauerbereich ausreichend Platz zum Tanzen, ohne dass es zu leer gewirkt hätte. Support war wie immer DJ James Holroyd, der die Crowd schon mal gut in Stimmung brachte.

Herzstück der Show waren die atemberaubenden Visuals von Marcus Lyall und Adam Smith, die das Musikalische eindrucksvoll untermalten. Dass die beiden langjährige Partner der Chemical Brothers sind, merkte man, da die Beteiligung an zahlreichen Musikvideos der Brüder auch bei der Live-Umsetzung konzeptionell berücksichtigt wurde. Besonders die ausgefallenen Kostüme, die im Rahmen der Promotion der sehr guten aktuellen Platte "No Geography" entworfen wurden, sahen auf der Großleinwand wirklich umwerfend aus. Sehr cool war auch, dass man auch versucht hat, das Geschehen auf der Leinwand mit passendem Scheinwerfer-/Laser-Einsatz quasi in einem 3D-Effekt zu ergänzen. So schlägt z. B. eine Figur mit der Faust auf den Boden und an der Stelle schießen Laserstrahlen in die Luft. Sowas in dieser Art habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Doch auch ohne diese Komponente war der reine Visual-Part vermutlich das Beeindruckendste, was ich jemals auf einem Live-Konzert gesehen habe.

Die größte Einschränkung bei solchen durchgetakteten Shows ist ja, dass dem Künstler kein Raum mehr für Improvisationen bleibt. Gemerkt hat man davon jedoch nichts. Die Brüder mixten sich munter durch ihre mit neun Alben mehr als umfangreiche Diskographie, Songs unterschiedlicher Schaffensperioden wurden zusammengemengt, teilweise war eine Vocalspur, sobald man sie denn mal erkannt hatte, schon wieder verschwunden (manche Songs habe ich überhaupt nicht erkannt), teilweise wurden live komplett neue Parts kreiert.
Zudem haben die Brüder ihre Sampling-Freude sowie die Acid-House-Affinität wieder für sich entdeckt: Acid-Einflüsse gab es eigentlich zum letzten Mal vor 20 Jahren und Samples wurden auf den letzten Alben zugunsten von Vocal-Features aufs Minimum zurückgefahren. Glücklicherweise ist auf "No Geography" das Sampling wieder so präsent wie eh und je und auf der Single "MAH" ballert der Acid-Groove aus allen Löchern, was auch live eines der Highlights darstellte. Dankenswerterweise wurden auch bei anderen Songs verschiedene Acid-Elemente ergänzt, was den Songs einen nostalgischen Touch gab.
Was trotz aller 90s-Throwbacks und Mixes über verschiedene Epochen hinweg nicht funktioniert hat, war ein einheitlich-modernes Soundbild. Das war aber vermutlich auch nicht der Anspruch, denn dafür haben die Chemical Brothers im Laufe ihrer Karriere einfach schon zu viele Stile ausprobiert. Wenn der 2019-Song "Free Yourself" langsam in "Chemical Beats" vom 95er-Debüt übergeht, dann merkt man schon, welche krasse Entwicklung elektronische Musik in dieser Zeitspanne genommen hat und dass der Zahn der Zeit an manchen Tracks schon etwas mehr genagt hat. Gestört hat mich das jedoch nicht wirklich, zumal besonders solche Songs vom Großteil des im Schnitt doch etwas älteren Publikums noch ein wenig mehr abgefeiert wurden.

Was es sonst noch so zu berichten gibt: Neben dem obligatorischen Konfetti-Regen wurden zu "Saturate" noch Riesen-Bälle ins Publikum geworfen, während zu "Don't Think" wie aus dem Nichts zwei in der Luft schwebende Riesenroboter auftauchten. Es wurde also mit Showelementen nicht gegeizt, sodass ich den hohen Ticketpreis im Nachhinein auch als gerechtfertigt ansehe. Mit dem großartigen "The Private Psychedelic Reel" endete die 2-stündige Party und die glücklichen Zuschauer wurden in die kalte Novembernacht entlassen. Insgesamt eines DER Konzert-Highlights 2019 für mich!

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wolkenburger
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von wolkenburger » Do 21. Nov 2019, 10:16

Ich war am Dienstag abend in Berlin bei Half Moon Run. Die Band stand schon seit ihrem großartigen Debut bei mir auf der Must-See-List, leider hat es bisher aber nie so richtig geklappt. Daher nun endlich die Premiere.

Support Act war der wunderbare Leif Vollebekk, dessen Musik jüngst auch eine Bekanntheit erlangt hat. Sein Mix aus Blues, Americana und Folk finde ich wirklich großartig. Lieder wie Hot Tears und Transatlantic Flight kann ich da als Anspieltipps nur empfehlen. Sein Set war Solo nur am Piano oder Gitarre und trotzdem hat er mit seiner tollen Stimme einer sehr spannende Atmosphäre erschaffen.

Half Moon Run haben danach wirklich richtig stark abgeliefert. Die Setlist war gut durchmischt, bestand zum Großteil aus Songs des ersten Albums. Alle Songs sind live noch mal ein ganzes stück rauer und nicht so glatt produziert, was ihnen aber auf keinen Fall schadet. Besonders hervorzuheben ist dabei der vierstimmige Gesang aller Bandmitglieder (in bester CSNY-Manier). Bei einem Lied standen alle Bandmitglieder nur um ein Mikrofon und die Stimmen harmonierten wunderbar. Sonst haben sie auch die Instrumente durchgewechselt. So spielt der eine Schlagzeuger nebenbei Bass bzw. Klavier, der andere Mandoline, der Gitarrist wechselt ständig zwischen E-Gitarre, Bass, Klavier, Lap Steel, ... .
Insgesamt ein wahnsinnig gutes Konzert mit tollem Sound im Festsaal. Das Publikum hat die Band auch frenetisch gefeiert, worüber diese sich offensichtlich auch sehr gefreut haben. Als dann schon Licht im Saal war und der Abbau begonnen hatte, wurde immernoch applaudiert, so dass die Band dann noch eine "unplugged" Zugabe unverstärkt im Zuschauerraum gegeben hat. Ein toller Abschluss, und eine Band, die ich wirklich jedem für ein Live-Konzert empfehlen kann!
Light ended the night, but the song remained

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von nilolium » Sa 23. Nov 2019, 02:08

defpro hat geschrieben:
Mo 18. Nov 2019, 15:03
Glücklicherweise ist auf "No Geography" das Sampling wieder so präsent wie eh und je und auf der Single "MAH" ballert der Acid-Groove aus allen Löchern, was auch live eines der Highlights darstellte.
oh gott JA! gleich noch mal auf youtube den song mit visuals reingepfeffert. so gut einfach.

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Taksim
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Taksim » So 24. Nov 2019, 21:23

Wegen meiner empfindlichen Ohren, die sich vor allem bei Konzerten bemerkbar machen, habe ich zu diesem Thread ja nicht so viel beizutragen.
Aber gestern war eine Ausnahme, die mir nicht nur viel bedeutet, sondern die ich wegen des reduzierten Arrangements auch genießen konnte: Rachel Sermanni.
Seit einigen Jahren begleitet mich ihre Musik nun schon ganz nah, von dem Moment als ich den Song "Eggshells" entdeckte und meine Begeisterung sich mit jedem Song nur immer weiter steigerte. Dass ich sie über mehrere Konzerte etwas kennenlernen durfte und - so auch gestern - mich jedes Mal etwas mit ihr austauschen kann, macht sie zu einer Künstlerin mit einem ganz besonderen Stellenwert für mich.
Vor allem da das letzte Konzert, wo ich war, auch schon einige Jahre zurückliegt. Doch gab es immer kleine Momente - eine Mail hier, ein Tweet dort - wo ich erkennen durfte, dass sie mich nicht vergessen hat.
So hatte ich ihr z.B. vor zwei, drei Jahren, als mir sehr vor Augen geführt wurde, dass normal auf Konzerte gehen nicht mehr möglich sein wird, geschrieben, um zu erklären, dass, falls sie nun mehr mit Band unterwegs sein sollte (worauf die zweite Platte hätte schließen können), ich aus dem Grund nicht dabei sein kann; bestimmt nicht, weil ich es nicht mehr wollte.
Wie gesagt, das ist schon ne Ecke her. Doch als ich gestern in der Bar des Theaters die Wohngemeinschaft in Köln saß und auf den Einlass wartete, kam sie kurz raus und nachdem sie mich gleich begrüßte, war das erste, was sie fragte, wie es meinen Ohren geht. Das ist schon irre.
Sie ist einfach unheimlich herzlich und charmant, aber auch sympathisch eigen, und das kommt auf der Bühne auch 100% rüber.
Im Fokus des Konzert stand natürlicherweise das aktuelle Album, dessen Songs in der reduzierten Form nur mit ihrer Stimme und Akustikgitarre nochmal eine ganz andere, intimere Note bekamen. Ich habe auf jeden Fall eine neue Perspektive auf die Songs gewonnen.
Dazu gab es ein paar schöne Non-Album Tracks und drei von dem absolut magischen Debüt. Mit "Bones" spielte sie einen meiner absoluten Topfavoriten als Zugabe :herzen2:

Ich hype sie hier ja auch immer gerne, wenn die Gelegenheit sich bietet und kann nur erneut schwer empfehlen, sich ein Konzert von ihr anzugucken, wenn man kann. Zum Beispiel morgen in Berlin :smile:
"I don't know."

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » So 1. Dez 2019, 00:41

Ich war diese Woche auf zwei Shows. Die erste Show war am Montag, Cult of Luna in Köln im Bürgerhaus Stollwerck. Mit den beiden Supports zusammen wohl eines der besten Tour Packages, welches ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die Show war dementsprechend, wenn auch erst kurz vorher, ausverkauft. Davon hat man zu Beginn allerdings wenig gemerkt, denn zum Start des ersten Acts war nichts los. Beginn um 19:20 Uhr unter der Woche ist dann doch etwas zu viel des Guten. Mit der Zeit wurde es allerdings sehr voll.

A.A. Williams - Hat dieses Jahr mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine der besten Platten des Jahres abgeliefert. Wunderschöne Musik. Live, mit tatkräftiger Mithilfe von zwei weiteren Musikern, kam es auch sehr gut rüber. Singer-Songwriter meets Post-Rock/Doom. Reitet sicherlich auf der Welle, die Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle losgetreten haben, macht sich allerdings sehr gut. Schöne Stimme, gute Balance zwischen Passagen mit und ohne Gesang. Die Post-Rock Abschnitte finde ich natürlich klasse. Sehr guter Auftritt. Gerne nächstes Jahr beim dunk! Festival!

Brutus - Kickt mich auf Platte überhaupt nicht, live überzeugt die Band allerdings auch beim dritten Mal. Nun auch endlich im Rahmen eines Konzertes und nicht auf einem großen Festival gesehen und es klappt auch hier. Es ist einfach eine sehr interessante Band, beginnend beim Stil, der viele Dinge aus den Bereichen Punk, Noise und Metal vereint, hinzu zur Bandkonstellation an sich, denn eine singende Drummerin sieht man auch nicht alle Tage, beeindruckend. Kann voll und ganz nachvollziehen, warum die Band dieses Jahr bei Kritikern gut weggekommen ist und vielleicht gebe ich der aktuellen Platte auch noch einmal eine Chance.

Cult of Luna - Es hat zwei Songs gedauert, bis ich voll drin war, aber dann war es großartig. Es gibt kaum eine Band, die solche Soundwände aufbauen kann. Mit zwei Drummern und drei Gitarristen ist da natürlich auch dementsprechend Druck hinter. Jede Person, die Post-Metal mag, sollte bei der Band eigentlich das Herz aufgehen. Die Gesangsparts sind wohldosiert, der gutturale Gesang aber absolut top. Da stimmt alles. Das Drumherum ist eh über jeden Zweifel erhaben. Natürlich war es eine Umstellung im Bezug auf das Wochenende. Hier entsprach die Länge einiger Songs der Setlänge diverser Bands, die ich am Wochenende in London gesehen habe. Einziger, aber minimaler Kritikpunkt war die Setlist, denn hier wurden neben dem Fokus auf das neue Album nur Songs von "Vertikal" und "Somewhere Along the Highway" gespielt. Da hätte man auch gerne ein Werk aus der frühen Schaffensphase spielen können. Aber da sehe ich gerne drüber hinweg. Knapp 100 Minuten Spielzeit, keine Zugabe, in meinen Augen auch passend. Großartiger Gig, gerne dunk! Headliner 2020! Liegt aber vermutlich über dem Budget.


Am Freitag war ich in Bochum in der Matrix bei Knocked Loose. Schrecklicher Laden, aber in der Größe wäre wohl in NRW die Kölner Essigfabrik noch in Frage gekommen, welche ähnlich mies ist. Laden war nicht ganz voll, aber sehr gut gefüllt, so gut, dass es üblich für Matrix Verhältnisse, zumindest in der großen, schlauchartigen Halle, viel zu warm war. Erwähnenswert ist noch, wie viel Merch die Bands dabei hatten und wie viel auch verkauft wurde. Die machen sich diesbezüglich auf der Tour ordentlich die Taschen voll. Es sei den Bands gegönnt.

Renounced - Hier war noch nicht allzu viel los, zu Unrecht. Die Band ist top und hat dieses Jahr mit "Beauty is a Destructive Angel" ein weiteres Mal richtig abgeliefert. Gab natürlich auch einige Tracks der neuen Platte ohne, dass die beiden ersten Alben vernachlässigt wurden. Sound bewegt sich im 90s Metalcore Bereich. Viele ruhige Passagen, fieses Breakdowns, aber kein Vergleich zu Parkway Drive und Konsorten. Probs auch an den Sänger, der seine Stimme mittlerweile deutlich besser unter Kontrolle hat als noch vor einigen Jahren. Ich finde den Sound klasse, aber zumindest zu Beginn war das Publikum noch nicht drin. Erst zum Ende hin gab es etwas Bewegung im Pit. Kein Vergleich zu den teilweise ziemlich gewalttätigen Shows, die ich von der Band schon in UK gesehen habe. Die "Mainstream" Core Crowds auf dem Festland sind noch nicht bereit für die Band. In einer guten Welt würden die vor 2000 Leuten spielen und nicht As I Lay Dying.

Justice for the Damned - Habe ewig keine Deathcore Band gesehen und auch, wenn es absolut nicht mein Fall ist, war es doch spannend zu sehen, dass es solche Bands noch gibt. Ziemliches Geballer, viele Breakdowns, viel Show und Publikumsanimierungen. Junge Truppe, die noch etwas braucht, auch in ihrem Genre. Hab es eher von weit hinten verfolgt und kann wenig dazu sagen, ob die jetzt gut angekommen sind oder nicht.

Malevolence - Kamen dagegen zweifellos sehr gut an, einfach eine faszinierende Band. Fünf Dudes, von denen vier so aussehen als könnten sie geradeso ihren Namen schreiben und dann hauen die so einen Sound raus. Wenn die wollten, könnten die eine astreine Metalband abgeben, aber sie haben sich dafür entschieden, einen ultratsumpfen Metalcore Sound mit supergeilen Riffs abzuliefern. Alleine "Serpents Chokehold", was für ein Song, was für eine Arbeit der Gitarristen. Klasse. Die Crowd war auch voll dabei, massige Stage Dive Aktion und Singalongs. Für einen vernüftigen Pit war es einen Ticken zu eng, aber es war generell einfach viel los. Auch was Textsicherheit angeht konnte die Crowd überzeugen. Ich finde auch die Abwechslung zwischen den beiden Alben sehr schön. Während das erste Werk voll und ganz die groovige, aber stumpfe Coreschiene bedient finden sich in den Songs der zweiten Platten deutlich mehr Sludge Elemente. Crowbar lassen grüßen. Probs an dieser Stelle an den einen Gitarristen, der die cleanen Gesangsparts übernimmt und eine sehr druckvolle, tiefe Stimme hat. Darüber hinaus gab es Features, u.A. von einem Knocked Loose Mitglied. Mit "Self Supremacy" gab es auch einen würdigen Abschluss. Groß.

Knocked Loose - Sind wohl der heißeste Shit im Hardcore Bereich im Moment und auch zurecht auf Platz 1 der Kerrang Liste. Als ich zum ersten Mal vor einigen Jahren einen Track gehört habe, habe ich das nicht wirklich verstanden und auch heute finde ich, dass es mit Jesus Piece in dem Bereich eine Band gibt, die es besser macht. Darüber hinaus spielt ein Bandmitglied auch bei Inclination, in meinen Augen eine der besten Hardcore Bands im Moment, die es aber wohl aufgrund des Erfolges von Knocked Loose niemals nach Europa schaffen werden. Naja, die neue Platte "A Different Shade of Blue" konnte mich allerdings überzeugen und der Gig war beeindruckend. Da kann man nichts Anderes sagen. Knocked Loose werden niemals meine Lieblingsband, aber sie hatten die Crowd die vollen 50 Minuten Spielzeit komplett unter Kontrolle. Durchgehend Stage Dives, Singalongs, Chaos, das war eine absolut geile Show mit "All My Friends" als Höhepunkt, welches allerdings relativ früh gespielt wurde. Der Sound hätte besser sein können, für Matrix Verhältnisse war es allerdings okay und bei Hardcore Punk wirkt das Ganze auch nicht ganz so schlimm. Der Sound ist ultrastumpf und es ist faszinierend, dass man damit so viele Leute ziehen kann, aber er hat durchaus Stil und Groove und ist nicht mit Random Beatdown Band XYZ zu vergleichen. Der Sänger, der aussieht wie 16, mit seinem sehr hohen Shouts hebt sich auch von der Menge ab. Darüber hinaus gab es gute Ansagen im Bezug auf die LGBTQ Community und Gewalt gegen Frauen, leider mit viel zu wenig Applaus. Das Publikum scheint es nicht gewöhnt zu sein, dass Ansagen aus mehr als Shoutouts für andere Bands und Fragen nach dem Befinden der Crowd bestehen, sehr schade. Trotzdem ein astreiner Gig. Die Band steht verdientermaßen dort, wo sie ist. Auf der nächsten Tour einfach Inclination mit rüberbringen und ich bin ein sehr glücklicher Mensch.
There is panic on the streets

Lastfm

Gelöschter Benutzer 408

Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 1. Dez 2019, 14:35

A.A. Williams - Hat dieses Jahr mit ihrem selbstbetitelten Debüt eine der besten Platten des Jahres abgeliefert. Wunderschöne Musik. Live, mit tatkräftiger Mithilfe von zwei weiteren Musikern, kam es auch sehr gut rüber. Singer-Songwriter meets Post-Rock/Doom. Reitet sicherlich auf der Welle, die Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle losgetreten haben, macht sich allerdings sehr gut. Schöne Stimme, gute Balance zwischen Passagen mit und ohne Gesang. Die Post-Rock Abschnitte finde ich natürlich klasse. Sehr guter Auftritt. Gerne nächstes Jahr beim dunk! Festival!
Danke für den Tip! Gefällt mir sehr.


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