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Der Konzertbesuchsthread

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wolkenburger
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von wolkenburger » Di 1. Nov 2022, 15:59

Wishkah hat geschrieben:
Di 1. Nov 2022, 15:03
Nächstes Mal würde ich grundsätzlich alternativ auch zwei Abende im Tempodrom nehmen. :wink:
Wir haben gestern abend auch nochmal versucht zu rekonstruieren, wie viele Verschiebungen und Absagen wir mit Bon Iver jetzt bereits erlebt haben (klar, für Corona kann keiner was, und beim letzten mal klang es nach mental health struggles).

2017 hatten wir damals tatsächlich Karten für das Tempodrom... das Konzert hat ja dann aber leider nie stattgefunden und ersatz war 1,5 Jahre später die Max-Schmeling-Halle.
Light ended the night, but the song remained

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Declan_de_Barra
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Declan_de_Barra » Di 1. Nov 2022, 18:15

Quadrophobia hat geschrieben:
Di 1. Nov 2022, 13:33
Ich war auch da und kann die Begeisterung leider nicht vollständig teilen. Der Sound war über die erst Hälfte dort wo wir saßen katastrophal. Die Drums waren völlig detached vom Rest, die Effekte so schneidend, dass ich mir mehrfach die Ohren zuhalten musste. Schien auch einigen um uns herum so zu gehen. Das hat leider dazu geführt, dass ich das Konzert kaum genießen konnte, auch wenn es später besser wurde. Die Arena fand ich selbst für eine Arena ziemlich schlimm. Der Zu- und Ausgang über die Rolltreppen ist großer Quatsch und die Sitznummerierung ist noch verwirrender als in der Barclays. Es war auch trotz offiziellem Ausverkauf noch ziemlich viel frei. Im Endeffekt hätte die Max-Schmeling Halle absolut ausgereicht, wenn die Tickets etwas teurer gewesen wären, war aber ja nicht frei.

Lichtshow war toll und über die Setlist kann man sicherlich streiten, mir war sie etwas zu durcheinander. Für mich war es leider kein Vergleich zum fantastischen Auftritt vier Jahre vorher.
War das beim Primavera nicht ähnlcih, dass du den Sound nicht so gut fandst? Da war der bei uns ja auch hammer. Sehr ärgerlich.

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Quadrophobia
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Quadrophobia » Di 1. Nov 2022, 18:36

Declan_de_Barra hat geschrieben:
Di 1. Nov 2022, 18:15
Quadrophobia hat geschrieben:
Di 1. Nov 2022, 13:33
Ich war auch da und kann die Begeisterung leider nicht vollständig teilen. Der Sound war über die erst Hälfte dort wo wir saßen katastrophal. Die Drums waren völlig detached vom Rest, die Effekte so schneidend, dass ich mir mehrfach die Ohren zuhalten musste. Schien auch einigen um uns herum so zu gehen. Das hat leider dazu geführt, dass ich das Konzert kaum genießen konnte, auch wenn es später besser wurde. Die Arena fand ich selbst für eine Arena ziemlich schlimm. Der Zu- und Ausgang über die Rolltreppen ist großer Quatsch und die Sitznummerierung ist noch verwirrender als in der Barclays. Es war auch trotz offiziellem Ausverkauf noch ziemlich viel frei. Im Endeffekt hätte die Max-Schmeling Halle absolut ausgereicht, wenn die Tickets etwas teurer gewesen wären, war aber ja nicht frei.

Lichtshow war toll und über die Setlist kann man sicherlich streiten, mir war sie etwas zu durcheinander. Für mich war es leider kein Vergleich zum fantastischen Auftritt vier Jahre vorher.
War das beim Primavera nicht ähnlcih, dass du den Sound nicht so gut fandst? Da war der bei uns ja auch hammer. Sehr ärgerlich.
Ja vielleicht hab ich da einfach Pech :lolol:

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Flecha
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Flecha » Mi 2. Nov 2022, 11:11

Vergangenen Freitag war ich bei All Them Witches im Bunker.

Das Konzert war ausverkauft, was beim Uebel&Gefährlich nie etwas gutes bedeutet. Bestätigte sich durch 2 Punkte: Wir waren sehr früh drin, weil ein Kumpel echt großer Fan ist und weit vorn stehen wollte (ich pers. bevorzuge auch den Platz direkt neben dem "Balkon"). Durch das Nadelöhr zwischen Bar und Mischpult war es aber dann unmöglich, noch mal nach hinten zB zum WC zu gehen. War auch nicht notwendig, aber sonst hätte ich sehr gelitten. :doof: Naja. und dann halt die übliche Laberlautstärke, die durch diese lange Bar in der Mitte des Raumes schon immer Katastrophe war. Machte sich vor allem beim Support Rich Ruth bemerkbar. Offenbar ein Freund der Band, der psychedelische elektronische Effekte mit Gitarre geloopt hat. War ganz entspannt, nicht mehr, nicht weniger.

All Them Witches haben danach aber alles abgerissen. Ich mag die Band ja schon seit Jahren sehr gern und wartete seit ihrem Auftritt beim Reeperbahn Festival 2017 auf einen Sologig. Das warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Gespielt wurden rund 2 Stunden, von jedem Album was dabei. Besonders die mittleren 3 Scheiben ab Lightning At The Door haben es mir angetan, auch die kamen nicht zu kurz. :) "Blood and Sand / Milk and Endless Waters" als Abschluss war unglaublich. Alle absolute Virtuosen an ihren Instrumenten und ich würde sagen, im Psychedelic/Blues/Stoner-Bereich gibt es derzeit nicht wirklich eine bessere Band. Dazu grundsympathisch ohne viel Gepose.

Gestern dann bei One Step Closer im nahezu ausverkauften Hafenklang. Ist ja eigentlich meine Lieblingslocation in HH, der Aufbau macht ausverkaufte Shows aber auch teilweise unangenehm - und wenn dann noch dazukommt, dass (ich nehme an, das ist bei HC-Shows halt so) ein großer Bereich für der Bühne für die Windmühlen- und Rumtret-Menschen freigehalten wird, staut es sich dahinter extrem. Glaube letztlich hat aber trotzem so gut wie jeder einen guten Abend gehabt. Obwohl es kein veganes Buffet gab.

Wie bei @SammyJankis' Gig gab es 3x lokalen Support. Fing an mit NOWAR aus Kiel, die musikalisch mMn. am besten zum Mainact gepasst haben. Harter, aber auch sehr emotionaler Hardcore. Hat mir gefallen. Danach spielten Force of Denial aus Hannover, die entweder in der Szene schon relativ bekannt sind oder ihre Freunde mitgebracht hatten. Jedenfalls war da vor der Bühne wirklich einiges los. Und endlich kann ich es auch mal sagen: wütend! :lol: Ich kann mit Violent Dancing oder dieser Art von Hardcore-Moshing persönlich wenig anfangen, war aber schon ganz unterhaltsam anzuschauen. Die Leute sind jedenfalls komplett mitgegangen. Allerdings brauchte die Band zuerst extrem lang zum aufbauen (warum muss man als Local Support seine eigenen Drums mitbringen?!) und dann riss auch noch eine Bassseite. Gespielt wurden daher eher 15 statt der geplanten 25-30 Minuten. Musikalisch hat es mich aber nicht so abgeholt, war mir zu stumpf. Ganz anders der 3. Support: Cremations. Die waren deutlich metalliger, mehr Fokus auf den Instrumenten. Im Publikum ging dabei dann gar nix, obwohl es für einen herkömmlichen Pit oder Circle Pits sehr geeignet gewesen wäre (genau wie bei One Step Closer selbst später).

Bei Magnitude war es dann ein wenig wie bei Force of Denial, nur in sehr, sehr gut. Ansagen, Auftreten und so sehr amerikanisch, was ich nicht wirklich an einem Punkt festmachen kann, aber irgendwie weckte es instant die Assoziation. Das Publikum ist hier auf jeden Fall am steilsten gegangen, vor allem beim letzten Song, wo der Sänger das Micro quasi an jede Person in den ersten 2 Reihen weitergereicht hat. Dafür war es eben beim Main Act recht verhalten und nur bei den schnellen Songs von "From Me To You" gab es etwas Bewegung. Glaube, die Jungs waren darüber ein wenig verwundert. Ich hab es aber eigentlich schon fast erwartet: Wie dort vorher gemosht wurde, ist halt letztlich 0 inklusiv und wenn man darauf keinen Bock hat, zieht man sich halt zurück, ging mir nicht anders. Ein Metal-Dude hatte sogar einen Standard-Pit beim Start mit "The Reach" (so gut) versucht, ging aber niemand drauf ein. Ist klar, das ist halt ein Szene-Ding, aber wenn das dann mit solchen Hypes clasht, funktioniert es offenbar nicht besonders gut. Ansonsten würde ich Sammys Beobachtung zustimmen, dass die Songs live etwas anders gespielt werden, das fand ich aber nicht besonders schlimm. Tatsächlich kam mir die Stimme des Sängers etwas dünn vor, aber auch das ist zu verschmerzen, wenn man eh selbst mitsingt (s. Blink182 :lol: ).

Nächste Termine:
Donnerstag PUP im Molotow
Samstag Author&Punisher, HEALTH & Perturbator im Uebel/Gefährlich
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smi
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von smi » Mi 2. Nov 2022, 11:32

Flecha hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 11:11
Gestern dann bei One Step Closer im nahezu ausverkauften Hafenklang. Ist ja eigentlich meine Lieblingslocation in HH, der Aufbau macht ausverkaufte Shows aber auch teilweise unangenehm - und wenn dann noch dazukommt, dass (ich nehme an, das ist bei HC-Shows halt so) ein großer Bereich für der Bühne für die Windmühlen- und Rumtret-Menschen freigehalten wird, staut es sich dahinter extrem. Glaube letztlich hat aber trotzem so gut wie jeder einen guten Abend gehabt. Obwohl es kein veganes Buffet gab.
Fuck... wie sind mir die durchgerutscht? :clown: :poo:

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Mi 2. Nov 2022, 23:21

Flecha hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 11:11
Danach spielten Force of Denial aus Hannover, die entweder in der Szene schon relativ bekannt sind oder ihre Freunde mitgebracht hatten. Jedenfalls war da vor der Bühne wirklich einiges los. Und endlich kann ich es auch mal sagen: wütend! :lol: Ich kann mit Violent Dancing oder dieser Art von Hardcore-Moshing persönlich wenig anfangen, war aber schon ganz unterhaltsam anzuschauen. Die Leute sind jedenfalls komplett mitgegangen. Allerdings brauchte die Band zuerst extrem lang zum aufbauen (warum muss man als Local Support seine eigenen Drums mitbringen?!) und dann riss auch noch eine Bassseite. Gespielt wurden daher eher 15 statt der geplanten 25-30 Minuten. Musikalisch hat es mich aber nicht so abgeholt, war mir zu stumpf.
Die kommen aus Hannover und ich glaub alle Mitglieder haben vorher in anderen recht bekannten deutschen Bands gespielt (Angst, Twin Red). Sind neben Echo Chamber im Moment auch die spannendste deutsche Band im HC Bereich. Macht schon Sinn, dass da was geht. 15 Minuten dürften aber auch ohne zechnische Probleme als Spielzeit hinkommen.


On-Topic:

Ich war am Sonntag in Köln bei Kendrick Lamar in der Lanxess Arena. Es war nicht ganz ausverkauft, aber natürlich ziemlich voll. Ich war mit Leuten da, die eher selten Shows besuchen. War eigentlich ganz wholesome, weil die unglaublich aufgeregt waren und ich sowas überhaupt nicht mehr habe. Waren auch recht früh da und hatten Stehplätze. Kurz Merch abgecheckt, Preise unverschämt, aber durchaus nette Designs dabei. Hätte weniger erwartet. Danach in der Halle gewartet. Ich war doch überrascht, wie jung die Crowd war. Hätte auch aufgrund der hohen Preise mit einem älteren Publikum gerechnet.

Tanna Leone – Erster von zwei Supports, war ganz in Ordnung. Solider Hip-Hop, paar R’n’B Ausflüge. Die Crowd war eh so hyped, dass sie alles gefressen hätte. Spielzeit waren vielleicht zehn Minuten. 15-20 hätten es durchaus sein dürfen,

Baby Keem – Bekam dann immerhin ne knappe halbe Stunde. Hier war die Crowd dann vollends drin inkl. Rumspringen, gefühlt im kompletten Innenraum. Sound hat mir auch besser gefallen. Zur Setlist kann ich nichts sagen, aber um mich herum war die Textsicherheit hoch. An dieser Stelle gab es auch schon mal einen Vorgeschmack darauf, was mich im Bezug auf Handyvideos erwarten sollte. Fünf Reihen vor mir hat ernsthaft eine Person gefacetimed. Bin fast gestorben.

Kendrick Lamar
– Erfreulich kurze Umbaupause. Ich hatte hohe Erwartungen und diese wurden erfüllt. Es war ein klasse Show und ich wurde sehr gut unterhalten. Setlist bestand zu einem Großteil aus Songs der neuen Platte. Daneben einiges von drei Alben davor. Ich würde nicht sagen, dass irgendetwas davon besser oder schlechter gezündet hat. Alles wurde durchgehend abgefeiert. Showtechnisch fand ich es auch klasse. Ich brauch eigentlich keine großen Effekte und bin mehr gespannt, wie man das auf großen Shows so aufzieht. Hier fand ich es sehr angenehm. Die Tänzer haben gepasst, die Nebenbühnen haben auch gefallen. Generell war das eine gute Lösung, da man so an quasi allen Stellen im Innenraum den Herrn mal aus nächster Nähe betrachten konnte. Pyro/Feuerwerk wurde auch nur mit Bedacht eingesetzt, fand ich passend. Generell hatte ich aber bei allem drumherum immer das Gefühl, dass die Musik im Vordergrund steht, wie es in meinen Augen auch sein sollte. Mein persönliches Highlight war wohl „m.A.A.d city“. Die Crowd war von Anfang bis zum Ende drin inkl. Pits, Springen, wahnsinniger Textsicherheit. Das war klasse. Was nicht so klasse war, war das Filmen. Ich habe mich mittlerweile dran gewöhnt, aber wenn Menschen ihr Handy einfach nur in die Höhe halten ohne drauf zu achten, was sie filmen, oder so viele Leute filmen, dass jeder quasi nur die zwei Handys vor sich filmt, ist es einfach nur noch absurd. Dafür aber erfreulich wenig Oberkörperfrei-Trottel unterwegs. Die Features von den beiden Supports, vor allem von Baby Keem, waren auch top. Insgesamt ein astreiner Abend. Ich würde mich nochmal ne Show angucken, keine Frage, aber die Preise tun schon weh.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von nilolium » Mi 2. Nov 2022, 23:24

What, zehn Minuten Support? Ganz schön mies für alle Beteiligten irgendwie.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Moosgeist » Do 3. Nov 2022, 13:13

SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 23:21
Flecha hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 11:11
Danach spielten Force of Denial aus Hannover, die entweder in der Szene schon relativ bekannt sind oder ihre Freunde mitgebracht hatten. Jedenfalls war da vor der Bühne wirklich einiges los. Und endlich kann ich es auch mal sagen: wütend! :lol: Ich kann mit Violent Dancing oder dieser Art von Hardcore-Moshing persönlich wenig anfangen, war aber schon ganz unterhaltsam anzuschauen. Die Leute sind jedenfalls komplett mitgegangen. Allerdings brauchte die Band zuerst extrem lang zum aufbauen (warum muss man als Local Support seine eigenen Drums mitbringen?!) und dann riss auch noch eine Bassseite. Gespielt wurden daher eher 15 statt der geplanten 25-30 Minuten. Musikalisch hat es mich aber nicht so abgeholt, war mir zu stumpf.
Die kommen aus Hannover und ich glaub alle Mitglieder haben vorher in anderen recht bekannten deutschen Bands gespielt (Angst, Twin Red). Sind neben Echo Chamber im Moment auch die spannendste deutsche Band im HC Bereich. Macht schon Sinn, dass da was geht. 15 Minuten dürften aber auch ohne zechnische Probleme als Spielzeit hinkommen.
Da würd ich gerne noch Spirit Crusher, Slope, Stolen Mind und Dagger Threat hinzufügen, was aktuelle deutsche Bands angeht.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Fr 4. Nov 2022, 13:30

Ich war am vergangenen Dienstag bei Bicep im Zoom in Frankfurt. Hatte mich hier ja nicht so positiv über den Gig von Gang of Youths dort geäußert, aber dieser fand lediglich auf der kleineren Café-Bühne statt. Bicep spielten dagegen auf der Hauptbühne und diesmal konnte der Laden wirklich seine Stärken ausspielen. Die Einrichtung sieht richtig geil aus, das Lichtsystem kann einiges, die Bühne ist in einer vernünftigen Höhe aufgebaut und der Publikumsbereich ist sehr breit und geht kaum in die Tiefe, also quasi genau das Gegenteil vom Schlauch der Café-Bühne. Hat mir richtig gut gefallen und man hatte auch von hinten noch eine gute Sicht.

Einziger nicht unwesentlicher Kontrapunkt: Das Konzert war ausverkauft und die Schlangen waren zu lang. Für ein Getränk musste man 10 Minuten warten, was für mich noch gerade so in Ordnung geht, aber angesichts des Bedientempos wäre da eigentlich noch viel mehr gegangen. Nicht akzeptabel war dagegen die Schlange an der Garderobe. Die war schon unfassbar lang, als ich eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn reinkam. Habe mich dann erst mal etwas umgesehen und mit Getränken versorgt in der Hoffnung, dass sich die Lage noch bessert. Dem war leider nicht so. Als ich mich angestellt habe, hatte ich noch gut 30 Minuten Zeit und die Schlange hatte ungefähr die 1,5-fache Länge des gesamten Zuschauerbereichs erreicht. Als um Punkt 21 Uhr die Lichter für den Hauptact ausgingen, konnte ich gerade meine Jacke überreichen und hinter mir war immer noch eine riesige Schlange. Keine Ahnung, wie viele Leute dort noch ausgeharrt haben. Einige haben auch die Waben-Konstruktion der Inneneinrichtung (noch ein Relikt aus Cocoon-Zeiten) genutzt, um dort ihre Jacken reinzustopfen (manche auch extra weit oben, um das Risiko eines Diebstahls zu minimieren :lol: ). Im Gegensatz zur Getränketheke haben die Mädels an der Garderobe echt zügig gearbeitet, aber es waren einfach zu wenige Personen und für mehr wäre auch kein Platz. Außerdem war der Garderobenpreis nirgendwo ausgeschildert, was bestimmt auch nochmal für einige Verzögerung gesorgt hat. Beim nächsten Mal nehme ich wieder einen Stoffbeutel mit.
Was mich nicht betroffen hat, aber einer Bekanntschaft in der Garderobenschlange zum Verhängnis wurde: Man hat im Bereich der Hauptbühne überhaupt keinen Empfang. Der Typ wollte sich eigentlich mit seinen Kumpels treffen und ich hoffe, dass er es noch irgendwie geschafft hat, aber WhatsApp oder Anrufe hatten keine Chance. Wifi gab es, war aber verschlüsselt.

Als Support hat Gabrielle Kwarteng aufgelegt, wohl auch schon ab 18.30 Uhr, was für mich aber zeitlich unmöglich zu schaffen war. Wirklich viel mitbekommen hab ich aufgrund meiner Ansteherei nicht, aber ein paar geile House-Tunes (besonders alles, was in Richtung Piano House ging :hecheln: ) waren schon dabei. Gab auch einige Ausflüge in Richtung Breakbeats, womit man bei mir ja eh an der richtigen Adresse ist. Weiter vorne haben einige getanzt, hinten standen die Leute dagegen eher.

Bicep waren im Anschluss dann eine einzige Party! Ich hatte erst Bedenken, dass an meiner Position so weit hinten die Leute nicht so tanzmotiviert sind, aber diese wurden zum Glück nicht bestätigt und im Endeffekt hatte ich vermutlich sogar mehr Platz zum Tanzen als im Getümmel weiter vorne. Mit "Atlas" ging es direkt mit dem ersten Hit los und die nächsten knapp 90 Minuten vergingen wie im Flug. Der Fokus lag auf der zweiten Platte, mit der ich sie auch erst kennengelernt hatte und von der wirklich einige Songs gespielt wurden. Die beiden Herren aus Irland haben sich Mühe gegeben, die Songs für das Live-Format neu aufzubereiten, sodass man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck hatte, dass hier einfach nur auf Play gedrückt wird. Generell waren die Live-Versionen deutlich House- bzw. Techno-lastiger, sodass einige Breakbeats klassischen Four-to-the-Floor-Beats zum Opfer gefallen sind. Auch wenn ich Breakbeats liebe und mir die Originalversionen vermutlich immer noch am besten gefallen, war das mMn eine vernünftige Entscheidung, um die Songs tanzbarer zu machen, sodass die Stimmung durch die Bank weg hervorragend war. In diesen neuen Versionen konnten vor allem "Cazenove" und das im Original eher unscheinbare "Hawk" glänzen. Auch das in seiner ursprünglich Version als Bonus-Track veröffentlichte "Meli (II)" wusste zu überzeugen. Die beiden Vocal-Tracks "Saku" und das relativ neue "Water" gab es im Mittelteil back-to-back. Letzteres war vermutlich mein Schwachpunkt im Set, da die Synths mir in dem Song einfach zu schrill und hektisch sind, was durch ebenso hektische Laser-Effekte untermalt wurde.

Stichwort Lichtshow: Im Gegensatz zu Gabrielle Kwarteng wurden nicht die gesamten im Raum verteilten Lichter in die Lightshow eingebunden, was ich etwas schade fand, wenn man schon in einer (aus Laien-Sicht) überdurchschnittlich ausgestatteten Location spielt. Vielleicht lässt sich sowas aber auch nicht so einfach kombinieren. Bis auf 2 Stellen, an denen die o. g. hektischen Laser-Effekte mich zu stark von der Musik abgelenkt haben, wurden die Lichter und Video-Projektionen sehr stimmig eingesetzt. War vermutlich eine abgespeckte Version der Festival-Shows, hat aber für die Location ausgezeichnet funktioniert.

Im letzten Drittel wurde es dann etwas techno-lastiger, inklusive des großartigen "Boss Rhythm" (Veröffentlichung des Produzenten BDB auf dem Label von Bicep), der wirklich alles auseinander genommen hat. Nach einer kurzen Zugabepause (bei elektronischen Acts wirklich komplett unnötig) kamen dann zum Abschluss noch die beiden großen Hits "Glue" und "Apricots" zum Abschluss. Bei ersterem gingen natürlich alle Smartphones in den Dauerfilm-Modus, was den Song etwas für mich gekillt hat, und letzteren hätte man wie einige andere Songs gerne auch noch auf die doppelte Laufzeit strecken können. War dennoch ein wunderbarer Abschluss und ich bin froh, dass ich es nach meinem schwächebedingten Abbruch beim Primavera doch noch zu einer Show von den beiden geschafft habe. Und dank meiner Position hatte ich meine Jacke auch in 2 Minuten wieder. :mrgreen:

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Radion
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Radion » Sa 5. Nov 2022, 01:47

Finn hat geschrieben:
So 30. Okt 2022, 17:25
Suitemeister hat geschrieben:
So 30. Okt 2022, 17:07
War am Freitag bei PUP im SO36 in Berlin.
Ich bin mit dem neuen Album noch nicht so wirklich warm geworden. Aber das Konzert am Freitag war wirklich bombastisch. Sooooo viel Bock bei der Band, beim Publikum. Ich bin ja generell immer eher wenig überzeugt beim Berliner Publikum, diese "kein-Bock-aber-Gästeliste"-Attitüde ist dort echt schon sehr stark verbreitet, gerade bei kleineren Konzerten. Aber das am Freitag war super. Euphorisch vom ersten Moment an, textsicher, respektvoll trotz gut Bewegung vorne drin.

Pup spielen noch in München und Hamburg(!!) nächste Woche. Wer mit der Musik nur im Entferntesten was anfangen kann, sollte das unbedingt wahrnehmen. :herzen2:
!!! Mehr gibt's da nicht zu zu sagen.
Ich wollte auch zu der Show gehen, mir dann anders überlegt und am Tag des Konzerts so bereut, dass ich mir Zugtickets nach Prag gekauft hab und mir die dort angeschaut hab. War es absolut wert, waren verhältnismäßig wenig Leute da (Vielleicht 300 Leute in 'nem Club der maximal 500 fasst), aber die Stimmung war absolut genial und die Band hatte auch richtig Bock, das war es allemal wert.
Unmittelbar nach dem Konzert ist bei der Vorband (Pom Pom Squad) anscheinend das Auto eingeschlagen worden und die haben alle ihre Instrumente, Outfits und einen Koffer verloren, weshalb die den Rest der Tour verpassen. Unlucky...

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SammyJankis
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Sa 5. Nov 2022, 09:10

Ich war am Donnerstag in Düsseldorf bei OG Keemo im Robert-Schumann-Saal. Die Show fand im Rahmen des New Fall Festivals statt. Ich habe dieses „Festival“ noch nie verstanden, da es im Endeffekt nur 6-7 Einzelkonzerte innerhalb von vier Tagen sind. Aber vielleicht denkt man, dass sich ein Festival im Namen besser verkauft. Ist nicht die einzige Vernastaltung, bei der ich diesbezüglich so denke. In der Vergangenheit habe ich zweimal Shows im Rahmen des Festivals besucht, von Mogwai und Explosions in the Sky, beide fantastisch. Dieses Jahr war das Booking anders, denn es gab überwiegend Hip-Hop Acts, was überhaupt nicht zu den genutzten Locations passt. Der Robert-Schumann-Saal ist eine wirklich schöne Konzertlocation, aber man darf bspw. nicht im Konzertsaal trinken. Ich war wirklich gespannt, wie das funktioniert würde. Die meisten Besucher:innen schienen auf jeden Fall irritiert. Die Show war gut besucht, aber nicht ausverkauft. Das ist ungewöhnlich für OG Keemo, dessen Shows sich im Moment astrein verkaufen, aber das könnte auch daran liegen, dass das New Fall Festival irgendwie immer unter dem Radar fliegt.

OG Keemo – Beginn sollte um 20 Uhr sein, er kam um 20:15 Uhr auf die Bühne. Von da an gab es 70 Minuten Show ohne große Pause, Song an Song durchgezogen. Ich denke, dass viele Leute von der Spielzeit etwas enttäuscht waren, aber aufgrund der Hitdichte fand ich es in Ordnung. Auf das beim Hip-Hop obligatorische Halbplayback wurde nur selten zurückgegriffen, was ich sehr schätze. OG Keemo und sein Backup MC/DJ hatten die Crowd von Anfang an voll im Griff. Natürlich kam der Großteil der Setlist von der „Mann beißt Hund“, doch auch ältere Tracks wurden streckenweise eingestreut. Ein wirkliches Highlight ließ sich dabei für mich nicht ausmachen, da eigentlich jeder Song abgefeiert wurde. Die Crowd hat sich, wie bei Hip-Hop Crowds üblich, von ihrer besten Seite gezeigt. Absolut dankbar, textsicher und begeisterungsfähig. Vor der Bühne war dementsprechend viel los. Die Art der Pits bei Hip-Hop Shows ist für mich immer noch irgendwie lustig zu beobachten, weil alles so geplant wirkt, anstatt dass es organisch passiert. Ab einem gewissen Punkt finde ich das Schema Pit aufdrücken, auf richtigen Beat warten, alle rennen in die Mitte, was 2-3 mal pro Song passiert auch etwas ermüdend, aber wenn die Leute Spaß haben, was solls. Ich habe entspannt von der Seite geguckt. Die Show hat jetzt sicher nicht mein Leben verändert, aber es war schon cool und ich würde es mir auch nochmal geben, aber dann lieber in einer anderen Location.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Dieter Meyers » Sa 5. Nov 2022, 14:37

SammyJankis hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 23:21
Flecha hat geschrieben:
Mi 2. Nov 2022, 11:11
Danach spielten Force of Denial aus Hannover, die entweder in der Szene schon relativ bekannt sind oder ihre Freunde mitgebracht hatten. Jedenfalls war da vor der Bühne wirklich einiges los. Und endlich kann ich es auch mal sagen: wütend! :lol: Ich kann mit Violent Dancing oder dieser Art von Hardcore-Moshing persönlich wenig anfangen, war aber schon ganz unterhaltsam anzuschauen. Die Leute sind jedenfalls komplett mitgegangen. Allerdings brauchte die Band zuerst extrem lang zum aufbauen (warum muss man als Local Support seine eigenen Drums mitbringen?!) und dann riss auch noch eine Bassseite. Gespielt wurden daher eher 15 statt der geplanten 25-30 Minuten. Musikalisch hat es mich aber nicht so abgeholt, war mir zu stumpf.
Die kommen aus Hannover und ich glaub alle Mitglieder haben vorher in anderen recht bekannten deutschen Bands gespielt (Angst, Twin Red). Sind neben Echo Chamber im Moment auch die spannendste deutsche Band im HC Bereich. Macht schon Sinn, dass da was geht. 15 Minuten dürften aber auch ohne zechnische Probleme als Spielzeit hinkommen.


On-Topic:

Ich war am Sonntag in Köln bei Kendrick Lamar in der Lanxess Arena. Es war nicht ganz ausverkauft, aber natürlich ziemlich voll. Ich war mit Leuten da, die eher selten Shows besuchen. War eigentlich ganz wholesome, weil die unglaublich aufgeregt waren und ich sowas überhaupt nicht mehr habe. Waren auch recht früh da und hatten Stehplätze. Kurz Merch abgecheckt, Preise unverschämt, aber durchaus nette Designs dabei. Hätte weniger erwartet. Danach in der Halle gewartet. Ich war doch überrascht, wie jung die Crowd war. Hätte auch aufgrund der hohen Preise mit einem älteren Publikum gerechnet.

Tanna Leone – Erster von zwei Supports, war ganz in Ordnung. Solider Hip-Hop, paar R’n’B Ausflüge. Die Crowd war eh so hyped, dass sie alles gefressen hätte. Spielzeit waren vielleicht zehn Minuten. 15-20 hätten es durchaus sein dürfen,

Baby Keem – Bekam dann immerhin ne knappe halbe Stunde. Hier war die Crowd dann vollends drin inkl. Rumspringen, gefühlt im kompletten Innenraum. Sound hat mir auch besser gefallen. Zur Setlist kann ich nichts sagen, aber um mich herum war die Textsicherheit hoch. An dieser Stelle gab es auch schon mal einen Vorgeschmack darauf, was mich im Bezug auf Handyvideos erwarten sollte. Fünf Reihen vor mir hat ernsthaft eine Person gefacetimed. Bin fast gestorben.

Kendrick Lamar
– Erfreulich kurze Umbaupause. Ich hatte hohe Erwartungen und diese wurden erfüllt. Es war ein klasse Show und ich wurde sehr gut unterhalten. Setlist bestand zu einem Großteil aus Songs der neuen Platte. Daneben einiges von drei Alben davor. Ich würde nicht sagen, dass irgendetwas davon besser oder schlechter gezündet hat. Alles wurde durchgehend abgefeiert. Showtechnisch fand ich es auch klasse. Ich brauch eigentlich keine großen Effekte und bin mehr gespannt, wie man das auf großen Shows so aufzieht. Hier fand ich es sehr angenehm. Die Tänzer haben gepasst, die Nebenbühnen haben auch gefallen. Generell war das eine gute Lösung, da man so an quasi allen Stellen im Innenraum den Herrn mal aus nächster Nähe betrachten konnte. Pyro/Feuerwerk wurde auch nur mit Bedacht eingesetzt, fand ich passend. Generell hatte ich aber bei allem drumherum immer das Gefühl, dass die Musik im Vordergrund steht, wie es in meinen Augen auch sein sollte. Mein persönliches Highlight war wohl „m.A.A.d city“. Die Crowd war von Anfang bis zum Ende drin inkl. Pits, Springen, wahnsinniger Textsicherheit. Das war klasse. Was nicht so klasse war, war das Filmen. Ich habe mich mittlerweile dran gewöhnt, aber wenn Menschen ihr Handy einfach nur in die Höhe halten ohne drauf zu achten, was sie filmen, oder so viele Leute filmen, dass jeder quasi nur die zwei Handys vor sich filmt, ist es einfach nur noch absurd. Dafür aber erfreulich wenig Oberkörperfrei-Trottel unterwegs. Die Features von den beiden Supports, vor allem von Baby Keem, waren auch top. Insgesamt ein astreiner Abend. Ich würde mich nochmal ne Show angucken, keine Frage, aber die Preise tun schon weh.
Ich hatte mir Sonntag auch noch spontan Karten bei Kleinanzeigen besorgt. Da ich bereits 2018 zur Damn-Tour in der Lanxess-Arena war, war mein Hunger auf das Konzert zu Beginn des Kartenverkaufs auch wegen der Preise nicht ganz so groß. (Wobei wir 2018 für den Unterrang auch schon 80 Euro bezaht haben) Da mir das neue Album aber wieder sehr gut gefällt und das Konzert 2018 wirklich großartig war, musste ich dann doch noch zuschlagen. Insgesamt kann ich mir hier den Kommentaren zu Frankfurt und Köln anschließen. Ich finde, dass man schon merkt, dass die Crowd bei den neuen Songs nicht so ganz Textsicher war und auch die "Turn-Up/Hit-Dichte" auf dem neuen Album ein Ausrasten wie bei Humble, M.a.a.d. City, Money Trees oder Allright einfach nicht hergibt. Hier wurde aber durch den wohldosierten Einsatz von Tänzern/Showeinlagen etc. gut gegengearbeitet. Alles in Allem würde ich mir den Herren jedes Mal wieder anschauen. Die Aura, die diese einzelne Person in einer 16.000er Halle ausstrahlt, ist einfach unglaublich.

Einziges Manko: Ich hatte zum ersten Mal in der Kölnarena Plätze im Oberrang (zwar ganz unten), wo die Akustik dann doch nochmal deutlich turnhalliger ist. Insgesamt war aber auch das noch verschmerzbar aufgrund der großartigen Stimmung beim Publikum.
„Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren. Ein Moritatensänger singt eine Moritat."

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Wishkah
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » So 6. Nov 2022, 07:36

Gestern war ich bei Pavement im Tempodrom in Berlin.

Hatte vor dem Ticketkauf länger mit mir gerungen, weil ich die Band bislang noch gar nicht so intensiv verfolgt hatte und der Ticketpreis dafür ganz schön happig war. Aber die Mischung aus Berlin an einem Samstag, Tempodrom mit festen Sitzplätzen und natürlich der Musik selbst, mit der ich mich in den letzten Wochen dann ausführlicher beschäftigt habe, hat mich letztendlich doch überzeugt. Vorweg: Richtige Entscheidung!

Ich war pünktlich zum Einlass am Tempodrom, wo noch wenig bis gar nichts los war. Klar, bei festen Sitzplätzen und eineinhalb Stunden bis Konzertbeginn verständlich. Aber im Hotelzimmer die Zeit absitzen war mir auch zu blöd, also habe ich die Zeit stattdessen lieber im Tempodrom abgesessen. Der obligatorische Gang zum Merchstand war auch dabei. Schöne Teile, aber 35 € für ein Shirt war mir dann doch zu viel. Da hat sich in den letzten Wochen schon genug angesammelt. :grin:

Nach einer Weile bin ich in den Konzertsaal gegangen. Mein Platz im seitlichen Unterrang hat mir sehr gut gefallen. Toller Blick auf die Bühne. Der Innenraum war auch komplett bestuhlt, was für mich eine Premiere im Tempodrom war. Erstaunlich, wie viele Leute (auch bei guter Beleuchtung) Schwierigkeiten hatten, ihren Block zu finden. War doch eigentlich alles gut ersichtlich.

Um 20 Uhr hat Katy J Pearson den Abend eröffnet. Eine Singer/Songwriterin aus Bristol, UK, die von einer kompletten Band begleitet wurde. Musikalisch hat mir das sehr gut gefallen, vielleicht vergleichbar mit Kat Frankie. Nur der Gesang war mir stellenweise etwas zu nasal-quakig. Werde ich mir aber auf jeden Fall in Ruhe nochmal anhören.

Nach einer halben Stunde war Schluss. Der Saal war mittlerweile sehr gut gefüllt. Bis auf ein paar Lücken im Oberrang war alles voll. Hatte ich gar nicht unbedingt erwartet, weil das Konzert in Bremen gestern ja auch runterverlegt wurde. Aber Berlin an einem Samstag zieht wohl einfach mehr. Das Publikum war zudem sehr international. Um mich herum wurde zumindest wenig Deutsch gesprochen.

Um kurz nach 21 Uhr kamen dann Pavement auf die Bühne. Es folgte ein knapp zweistündiges, sehr energiegeladenes und wahnsinnig unterhaltsames Set mit einer bunten Mischung aus dem kompletten Werk der Band. Das Publikum, das überwiegend aus Menschen 45+ bestand, hat das ganze Konzert sehr euphorisch begleitet. Im Innenraum saß schon nach den ersten Tönen niemand mehr auf den Plätzen. Der Sound war ordentlich druckvoll und laut. Phasenweise ist der Gesang etwas untergegangen, aber das war alles im Rahmen. Da konnte ich mich im Tempodrom noch nie beklagen.

Insgesamt ein wirklich starker Auftritt einer sehr gut aufgelegten und sympathischen Band. So viele Gelegenheiten hat man ja nicht, von daher bin ich sehr froh, diese dann doch wahrgenommen zu haben. :smile:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Do 10. Nov 2022, 11:31

Wishkah hat geschrieben:
So 6. Nov 2022, 07:36
Gestern war ich bei Pavement im Tempodrom in Berlin.

Hatte vor dem Ticketkauf länger mit mir gerungen, weil ich die Band bislang noch gar nicht so intensiv verfolgt hatte und der Ticketpreis dafür ganz schön happig war. Aber die Mischung aus Berlin an einem Samstag, Tempodrom mit festen Sitzplätzen und natürlich der Musik selbst, mit der ich mich in den letzten Wochen dann ausführlicher beschäftigt habe, hat mich letztendlich doch überzeugt. Vorweg: Richtige Entscheidung!
Irgendwie passt in meinem Kopf Pavement und bestuhltes Konzert überhaupt nicht zusammen. :doof: Für mich ist das eher ne Band, um im Publikum ordentlich abzugehen. Kenne aber auch nur die ersten beiden Alben, weiß also nicht, ob die späteren Veröffentlichungen etwas ruhiger wurden. Klar, haben mit 45+ auch viele nicht mehr so Bock drauf, aber gibt ja diverse ältere Bands mit einigen Jahrzehnten auf dem Buckel, die dennoch ganz reguläre Stehplätze anbieten. Und Sitzplatzkonzerte, bei denen eh alle stehen, haben sowieso ihren Zweck komplett verfehlt. :lol:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Quadrophobia » Do 10. Nov 2022, 11:37

defpro hat geschrieben:
Do 10. Nov 2022, 11:31
Wishkah hat geschrieben:
So 6. Nov 2022, 07:36
Gestern war ich bei Pavement im Tempodrom in Berlin.

Hatte vor dem Ticketkauf länger mit mir gerungen, weil ich die Band bislang noch gar nicht so intensiv verfolgt hatte und der Ticketpreis dafür ganz schön happig war. Aber die Mischung aus Berlin an einem Samstag, Tempodrom mit festen Sitzplätzen und natürlich der Musik selbst, mit der ich mich in den letzten Wochen dann ausführlicher beschäftigt habe, hat mich letztendlich doch überzeugt. Vorweg: Richtige Entscheidung!
Irgendwie passt in meinem Kopf Pavement und bestuhltes Konzert überhaupt nicht zusammen. :doof: Für mich ist das eher ne Band, um im Publikum ordentlich abzugehen. Kenne aber auch nur die ersten beiden Alben, weiß also nicht, ob die späteren Veröffentlichungen etwas ruhiger wurden. Klar, haben mit 45+ auch viele nicht mehr so Bock drauf, aber gibt ja diverse ältere Bands mit einigen Jahrzehnten auf dem Buckel, die dennoch ganz reguläre Stehplätze anbieten. Und Sitzplatzkonzerte, bei denen eh alle stehen, haben sowieso ihren Zweck komplett verfehlt. :lol:
Also in Bremen war es genau so. Tempodrom war für mich neben dem Jordan Peterson Ding v.a. deswegen nicht in Frage gekommen

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Wishkah » Do 10. Nov 2022, 12:45

Wie gesagt, bei Pavement standen ab den ersten Tönen im Innenraum wirklich alle und es gab genug Bewegung. Hat der Stimmung überhaupt nicht geschadet, die war super! :smile:

Mag vielleicht auch eine Kapazitätsfrage gewesen sein? Bestuhlt sind es ja doch ein paar Tickets weniger, würde ich sagen.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Do 10. Nov 2022, 15:18

Ich war gestern bei Wolf Alice in der Kantine in Köln und es war vermutlich das (abseits von Festivals) schlimmste Konzert-Erlebnis überhaupt für mich. Schuld daran hatten allerdings nicht die Band oder das Publikum, sondern hauptsächlich die Deutsche Bahn (und etwas persönliches Pech). Eigentlich wollte ich mich hier nicht mehr über die Bahn auslassen. Es ist der immer gleiche Treppenwitz, der irgendwann einfach nur noch ermüdend ist. Da es hier zur gesamten Experience mit dazu gehört, führe ich die Odyssee dennoch aus. Hoffentlich ist es das letzte Mal. Hat mich alles ein wenig an Sammys Bericht zu Sigur Rós vor zwei Wochen erinnert. Es war wohl einfach nicht mein Tag. :doof:

Normalerweise ist die Bahn keine relevante Option bei Köln-Konzerten für mich, da bei Spontanbuchungen meist utopische Preise aufgerufen werden. Längerfristig wollte ich nichts buchen, da das Konzert ausverkauft war und ich mir erst letzte Woche noch ein Ticket auf dem Zweitmarkt organisieren konnte. Diesmal war es mit 28 € erstaunlich günstig, mit Upgrade auf den Sparpreis zur ÖPNV-Nutzung innerhalb Kölns war ich bei knapp 39 €. Optimal sind die Verbindungen nie, vor allem nächtliche Rückfahrten ziehen sich ewig, weil die ICE-Taktung massiv heruntergefahren wird.
Ging dann direkt gut los. ICE von Wiesbaden nach Köln ist ausgefallen (gab natürlich seitens der Bahn keine Benachrichtigung darüber, in der App wurde die Buchung auch noch fröhlich weiter angezeigt). Also gings erst mal mit der (verspäteten) S-Bahn zum Frankfurter Flughafen, um dort auf den nächsten ICE zu warten, der dann 30 Minuten zu spät losfuhr und über eine Stunde zu spät ankam. Ich war maximal genervt und war schon nach dem ersten Zugausfall kurz davor, wieder umzukehren und das Auto zu nehmen (würde die Bahn eine Vollerstattung bei Zugausfall anbieten, wäre das für mich ein No-Brainer gewesen). Man stellt sich Zugfahren immer so entspannt vor und malt sich aus, was man alles in der Zeit machen kann, während sich andere im Auto durch die Rush Hour quälen. Mit Entspannung hat das letztendlich aber nichts zu tun. Hauptsächlich aktualisiert man hektisch die App und sucht nach sinnvollen Alternativen, um die nächste vorprogrammierte Verspätung zu umgehen.
Mit eine verspäteten Ankunft in Köln von 2 1/4 Stunden (Vorband war an der Stelle schon gedanklich abgeschrieben) schien mit den U-Bahnen zunächst alles gut zu laufen, bis eine Station vor meiner gewünschten Haltestelle die Fahrt auf einmal zu Ende war. Um die 20 Gehminuten zu verkürzen, wollte ich mir einen E-Scooter nehmen und entspannt zur Location fahren. Stellte sich jedoch heraus, dass diese in einem sog. eingeschränkten Bereich liegt, wo man den Scooter (zumindest von diesem Anbieter, habe auch einige andere gesehen) nicht abstellen darf. Ist mir natürlich auch erst direkt vor der Location aufgefallen. Zudem hatte die App einen Bug, sodass mir gar nicht angezeigt wurde, wo denn dieser eingeschränkte Bereich überhaupt endet. Also bin ich Stück für Stück wieder zurückgefahren, habe angehalten, das Handy rausgeholt und überprüft, ob ich den Scooter hier parken kann. Irgendwann hat sich die App aktualisiert, die eingeschränkten Bereiche wurden angezeigt und ich sah, dass ich mit dem Scooter im Prinzip wieder fast zum Startpunkt zurückfahren und die Strecke komplett laufen muss.

5 Minuten vor Beginn der Show kam ich an der Kantine an, mein Essen für die Heimfahrt wurde mir erst mal abgenommen (hatte vorher extra die Homepage deswegen gecheckt), aber dankenswerterweise von einem Security-Mann an der Seite verstaut. An der Garderobe fiel mir auf, dass ich nur noch 10 € dabei habe und die komplette Location nur Bargeld annimmt. Damit ich mir drin noch ein Getränk leisten kann (hatte ziemlich Durst, weil ich vorher z. T. joggen musste), habe ich nur meine Jacke abgegeben und meinen Turnbeutel anbehalten. Drin angekommen waren Wolf Alice bereits beim ersten Song "Smile", ich gab mein letztes Geld für ein Bier aus und blieb dort erst mal stehen. Das Konzert war wie gesagt ausverkauft und die Location damit komplett voll. Der einzige verbliebene Platz war also direkt im Durchgangsbereich zur Bar und auch hier war es extrem eng, sodass mir regelmäßig mein Turnbeutel halb abgerissen wurde. Taktisch zu "Formidable Cool" vom von mir nur wenig geschätzten zweiten Album ging es dann erst mal zur Toilette, die natürlich vorne rechts neben der Bühne maximal ungünstig platziert war. Es war ein einziges Gequetsche. Offiziell sollte ein schmaler Gang als Rettungsgasse freibleiben, was nur so mittelprächtig funktioniert hat, was man leider später live miterleben konnte, als das Rettungsteam tatsächlich mal durch die Menge musste (ich hoffe, es geht allen Beteiligten gut). Auf der Toilette dann erst mal ein neues Shirt angezogen, weil mein altes vom Joggen schon verschwitzt war. Zurück an meinem Platz ist mir dann aufgefallen, dass ich mein Bier, von dem ich erst 2 Schlucke getrunken hatte, auf dem WC vergessen hatte (als ich später nochmal zurück bin, war es natürlich schon weg). Aber jetzt hieß es erst mal: Konzert genießen.

Machen wir es kurz: Es war für mich einfach nicht möglich. Ich war mit den Gedanken halb bei stressigen Anfahrt und halb bei der anstehenden stressigen Rückfahrt beschäftigt, musste mir noch überlegen, wie ich mein Handy lade (hatte mein Ladegerät daheim vergessen) und ständig rempelten mich an meinem Spot irgendwelche Leute an, weil sie zur Theke oder wieder zurück in die Menge wollten. Ich konnte mich nicht auf den Gig konzentrieren. Die Songs sind an mir vorbeigerauscht und haben nichts mit mir gemacht. Highlights in diesem Kontext sind schwierig auszumachen. Bei "Lipstick on the Glass" konnte ich mal kurz abschalten und "Giant Peach" kurz vor Ende war nochmal ein schöner Song zum Abgehen. Das Publikum um mich rum hatte seinen Spaß, die Leute waren gut drauf, gab auch bei den passenden Songs einiges an Bewegung (natürlich insbesondere zu "Play the Greatest Hits"... schrecklicher Song). Die Band war gut aufgelegt, hat die Leute angeheizt und strahlt mittlerweile einiges an Bühnenpräsenz aus, was bei meinem letzten Gig von ihnen 2016 definitiv noch nicht so war. Nur bei den Ansagen haben sie sich etwas zurückgehalten, was zur lockeren aufgelösten Stimmung nicht so ganz gepasst hat (auch wenn mich sowas sonst gar nicht stört).
Die Setlist war für mich leider auch nicht optimal. "Blue Weekend" wurde bis auf die beiden "The Beach"-Teile komplett gespielt, ich liebe die Platte eigentlich, aber in meiner Stimmungslage haben mir die meisten Songs nichts gegeben. Den Rest des Sets teilten sich die ersten beiden Platten. Auf RYM sieht es zwar nicht so aus, aber ich dachte, es wäre Konsens, dass die zweite Platte deutlich abfällt und so war auch live mein Eindruck. Besonders der 8-minütige (!) Titeltrack "Visions of a Life" hat für mich überhaupt nicht funktioniert und auch sonst hatte ich den Eindruck, dass das Publikum bei diesen Songs zurückhaltender war (ausgenommen natürlich "Don't Delete the Kisses", dessen Popularität ich auch nicht so ganz nachvollziehen kann). Hat natürlich auch bedeutet, dass vom Debüt einige Songs gefehlt haben. Dass dream-poppige Stücke wie "Turn to Dust" oder "Swallowtail" nicht mehr gespielt werden, dachte ich mir schon, aber Grunge-Banger wie "Your Loves Whore" oder "Fluffy" hätten gut zu meiner Stimmung gepasst und das Set für mich klar aufgewertet. Auch "Moaning Lisa Smile", eigentlich ein Set-Standard, ist der Streichliste zum Opfer gefallen. Das wäre dann auch mein größter Kritikpunkt an der Show: Sie war mit 75 Minuten einfach zu kurz. 2016 wurden bereits 17 Songs gespielt, jetzt waren es nur zwei mehr. Das war mir etwas zu wenig, wenn auch für den Ticketpreis angemessen. Mit der nächsten Tour dürfte es in noch größere Locations gehen. Da darf man dann hoffentlich auch längere Sets erwarten.

Die Heimfahrt war insofern nochmal abenteuerlich, da die Bahn spontan ihren Fahrplan geändert hat, sodass ich erst 15 Minuten später in Mainz ankommen sollte (waren im Endeffekt 40 Minuten) und keine der um diese Uhrzeit nur sporadisch verfügbaren Anschlussmöglichkeiten nach Wiesbaden mehr erwischen konnte (auch ein Armutszeugnis... wir reden hier immerhin von zwei Landeshauptstädten). So ging es für mich für das letzte Stück dann noch mit dem Taxi nach Hause. Um 3 Uhr war ich im Bett und genauso fühle ich mich heute auch. :lol:

Insgesamt war es für mich in fast allen Belangen ein katastrophaler Abend. Ich sehe es als Lehrstunde, dass ich den Fernverkehr zukünftig für Konzerte nicht mehr nutzen werde und auch abseits davon gut darüber nachdenke, ob ich mir bei sonstigen Urlaubsreisen diesen Stress antue. Klar, es laufen nicht alle Tage bei der Bahn so schlecht, einige Verspätungen kann man auch durch Vorausplanung nicht unterbinden (gab z. B. einen Polizeieinsatz auf einer Strecke), aber sobald es mit den Verzögerungen einmal losgeht, fällt das Kartenhaus in sich zusammen. Der Streckenausbau, der solche Verspätungen auffangen könnte, geht zu zögerlich voran, sodass ich nicht glaube, dass sich hier in den nächsten Jahren etwas dran ändern wird. Die undurchsichtige Preispolitik und die in den Abendstunden ungenügende Verbindungsfrequenz kommen noch hinzu. Im Endeffekt opfert man für solche Aktionen einen halben Urlaubstag und ich kann froh sein, dass ich einen Job mit Gleitzeit-Modell habe, der sowas überhaupt ermöglicht. Für viele Menschen stellt sich aufgrund der beschissenen Anbindung die Frage der Bahn-Nutzung überhaupt nicht und ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Nicht-Digital-Native bei diesem Chaos überhaupt durchblicken soll. Im Endeffekt erkauft man sich nur das gute Gewissen des klimafreundlichen Reisens, büßt dafür alles an Komfort ein und zahlt dann noch deutlich drauf. Für mich ist jetzt damit Schluss. Die BahnCard wird gekündigt, bei Bedarf gibt es dann das Deutschland-Ticket und die nächsten Konzerte in Köln (bei denen ich mir im Vorfeld eh schon immer genau überlege, ob ich mir den Anreise-Stress antun möchte) werden dann wieder per Auto angefahren. Etwas traurig und vor allem frustriert bin ich dennoch darüber, aber für meine Nerven ist es die beste Entscheidung. :smile:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Do 10. Nov 2022, 17:25

Ich war auf in den letzten Tagen auf zwei Shows, von denen ich noch nicht berichtet habe. Samstag war ich in Xanten in der Jugendkulturwerkstatt Exit auf einer kleinen Hardcore Show. Xanten ist nicht gerade gut zu erreichen mit dem ÖPVN und wenn dann noch die einzige Zugstrecke teilweise im SEV befahren wird, ist es ein ziemliches Abenteuer. War vorher anderweitig unterwegs und hatte mich recht spontan entschlossen, die Show zu besuchen. Dementsprechend auch die ersten vier Bands verpasst, aber bei fünf Euro Eintritt ist es egal, wann man kommt. Überhaupt sind fünf Euro für neun Bands lächerlich günstig. Die Show war gut besucht und im Gegensatz zu anderen Shows mit einer derartig hohen Anzahl an Bands hat sich ein Großteil der Crowd auch alle Bands angeguckt. Dürfte gerne immer so sein.

Moral Fever – Junge Band aus Köln, hatte mal in die letzte Veröffentlichung reingehört vor einigen Monaten. War okay, aber mehr auch nicht. Live aber überzeugend. Moshlastiger Hardcore, was auch gut ausgenutzt wurde. Generell war auch bei jeder Band was los vor der Bühne, klasse. Der Sound war auch für Jugendzentrumslevel astrein. Guter Auftakt für mich in den Abend.

Neck Lock – Es wurde stumpfer, aber leider nicht besser. War alles andere als katastrophal, aber für mich ne Spur zu stumpf, als dass ich die Band feiern würde. Gig war trotzdem in Ordnung und ich war weit davon entfernt den Raum zu verlassen. Probs gehen auch raus für das „From Whom the Bells Tolls“ Intro, das aber gefühlt niemand kannte.

Choice is Yours – Dritter Gig der Band, den ich dieses Jahr gucke, und es war mit Abstand der Beste. Guter Mix aus stabilen Riffs und Mosh. Vor der Bühne war die Hölle los, durchgehend. Die Textsicherheit in den ersten Reihen war auch nicht zu verachten und das Hatebreed Cover hat den Gig abgerundet.

Hostile – Es ist einfach nicht meine Band, obwohl ich sie ständig gucke. Der Hardcore ist moshlastig, düster und merklich vom Black Metal beeinflusst, was auf dem Papier echt gut klingt, aber es kickt mich kein Bisschen.

SoulPrison – Erst eine Woche vorher in Siegen gesehen und es hat sich nicht viel verändert. Stabiler Metalcore/Hardcore Sound, der ein letztes Mal zu Mosh einlud. Es gab auch wieder das Judiciary Cover. Der Gig war auf ähnlichem Level im Vergleich zur letzten Woche. Bin sehr gespannt auf die Platte, die glaube ich nächste Woche kommt.



Am Dienstag war ich in Trier bei Contention in der Villa Wuller. Stressige Anfahrt unter der Woche, aber Contention sind für mich im Moment (mit Abstand) die beste Band im Metalcore Game und da muss man Dinge in Kauf nehmen. Der Laden in Trier war sehr geil, winziger Raum und Floorshow, großartige Voraussetzungen.

Bridge Burner – Local Heroes, die auch die Show gebucht haben. War ein guter Beginn. Ist schon ein ziemlich stumpfer Sound, aber dafür ganz in Ordnung. Es gab ziemlich gewalttätigen Mosh, was mich nicht überrascht hat. Beim Hatebreed Cover hat der Sänger ziemlich viel Text verkackt, aber so richtig gestört hat es niemanden. Hauptsache Mosh war da wohl die Devise.

Getting Even – Es ging gewaltätig weiter, die Breakdowns wurden noch stumpfer hin zu einem Level, das mir leider nichts mehr gibt. Habe die Band mittlerweile auch ein paar Mal gesehen und es ist nicht mein Ding.

Contention – Der Sound, der bei den vorherigen Bands recht gut war, kam bei den doch etwas komplexeren Songs nicht mehr so gut rüber. Die Location ist auch nicht für Shows gebaut worden, also was solls. Die Band hat trotzdem richtig abgerissen und für nen Dienstag war es top. Ich liebe den Sound, er ist so schön angelehnt an 90s Metalcore, Unbroken und Konsorten. Es ist einfach nur unfassbar wütend und dabei auch rifftechnisch klasse. Dazu die doch ziemlich militante Straight Edge Attitüde, wobei das nach Gesprächen am Merch auch entspannter wirkte. Natürlich gab es wieder harten Mosh und Gewalt, was erwartbar war. Klasse Gig, gucke die Band am Sonntag nochmal, hab richtig Bock.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von defpro » Do 10. Nov 2022, 17:33

SammyJankis hat geschrieben:
Do 10. Nov 2022, 17:25

Neck Lock – Es wurde stumpfer, aber leider nicht besser. War alles andere als katastrophal, aber für mich ne Spur zu stumpf, als dass ich die Band feiern würde. Gig war trotzdem in Ordnung und ich war weit davon entfernt den Raum zu verlassen. Probs gehen auch raus für das „From Whom the Bells Tolls“ Intro, das aber gefühlt niemand kannte.
Meinst du den Metallica-Song? Wie kann man den nicht kennen, wenn man solche Shows besucht? :doof:

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Do 10. Nov 2022, 17:48

defpro hat geschrieben:
Do 10. Nov 2022, 17:33
SammyJankis hat geschrieben:
Do 10. Nov 2022, 17:25

Neck Lock – Es wurde stumpfer, aber leider nicht besser. War alles andere als katastrophal, aber für mich ne Spur zu stumpf, als dass ich die Band feiern würde. Gig war trotzdem in Ordnung und ich war weit davon entfernt den Raum zu verlassen. Probs gehen auch raus für das „From Whom the Bells Tolls“ Intro, das aber gefühlt niemand kannte.
Meinst du den Metallica-Song? Wie kann man den nicht kennen, wenn man solche Shows besucht? :doof:
War auch überrascht. Das Publikum war allerdings auch sehr jung.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von SammyJankis » Sa 12. Nov 2022, 21:05

Ich war gestern in London bei Cold World im New Cross Inn. Die Band spielt 4-5 Shows in Europa. Davon ist eine am heutigen Tag auf dem Festland, genauer gesagt auf dem Revolution Calling in Eindhoven. Dabei handelt es sich allerdings um ein riesiges Festival, welches null Charme versprüht und auch nicht ganz meinen Geschmack trifft, was das Line Up angeht. Also ging es nach London. Das New Cross Inn war ausverkauft, die Voraussetzungen für eine gute Show waren gegeben.

Mourning – Die Band war noch nie auf dem Festland, dafür aber gefühlt schon fünf Mal in den Staaten, die Europa Tour Anfang 2020 mit Jesus Piece wurde leider abgesagt. Also endlich mal die Möglichkeit, die Band in UK zu sehen und es war ein astreiner Opener. Wütender Hardcore Sound, an Metalcore angelehnt. Die hohe Stimme des Sängers ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ich finde es passend. Trotz der Tatsache, dass es die erste von fünf Bands war, gab es auch ordentlich Mosh vor der Bühne. War gut, hoffentlich bald mal auf dem Festland.

Pest Control – Haben dieses Jahr ne astreine 7 Inch rausgehauen, ich war sehr gespannt. Der Merch der Mitglieder (Metallica, Sepultura, Dead Heat) ließ erahnen, wie der Sound klingt, metallischer Hardcore und dieser war klasse vorgetragen. Vor allem Dead Heat passen sehr gut, um den Sound der Band zu beschreiben. Nachdem die Crowd zu Beginn etwas ruhig war, ging es später noch hoch her. Klasse Gig, auch hier müssen Festland Gigs kommen.

Splitknuckle – Schon zweimal gesehen und nie so richtig warm geworden. Das hat sich auch dieses Mal nicht geändert, auch, wenn es der stärkste Gig war. Der stumpfte Sound des Abends sorgte auch für den gewalttätigsten Pit des Abends. War im Endeffekt okay, aber einfach nicht mein Ding.

End It – Zum ersten Mal in Europa auf Tour. Die neue 7 Inch hat dieses Jahr viel Lob bekommen. Ich war gespannt. Der Gig war gut und hier gab es zum ersten Mal auch massive Singalongs. Soundtechnisch war es an sich nichts Besonderes, moderner Hardcore, aber es wurde gut abgeliefert und der Sänger ist ein Sympathieträger sondergleichen. Ich hatte meinen Spaß.

Cold World – Intro von der letzten Platte und irgendein Pisser wirft sein volles Bier in den Pit, bester Start, den man sich vorstellen kann. Naja, erster Song „Refuse to Lose“, der Raum explodiert. Singalongs, Chaos, Mosh, Stage Dives, Headwalks, genau das, was ich erwartet habe. Die Crowd hat dem Sänger aus der Hand gefressen. Generell sind die Songs der Band perfekt auf massive Singalongs ausgelegt. Beim dritten Song, mitten im Chaos, gab es dann eine Schlägerei direkt vor mir. Hätte ich drauf verzichten können, aber die Streithähne konnten zum Glück schnell getrennt werden, was gar nicht so leicht war zwei Meter von der Bühne entfernt, während es weiter Stage Diver regnete. Danach gab es keine Vorfälle mehr. Die Setlist war komplett von der „Ice Grillz“ und der „Dedicated to Babies Who Came Feet First“, auf die letzte Platte wurde komplett verzichtet. Für mich wars die nahezu perfekte Setlist. Schön auch, dass bei einigen Songs auch die ruhigen Parts gespielt wurden, sodass der Gitarrist singen konnte. Zwischendurch kam der Floorpunch Sänger auf die Bühne, der, warum auch immer, in London war, und es gab zwei Floorpunch Cover mit ihm am Mic, die der Cold Wolrd Sänger komplett gefühlt hat und selbst gedived ist. Die Crowd war zu diesem Zeitpunkt schon komplett im Arsch. Zum Abschluss mit dem Titeltrack der ersten Platte und „Roaches and Rats“ ging es aber nochmal hoch her. 35 Minuten Spielzeit waren auch mehr als ich erwartet hätte. Astreine Show, vielleicht die beste Show der Band seit Antwerpen 2014. Ich war glücklich, aber meine alten Knochen schmerzen immer noch.
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von ArcticMonkey90 » So 13. Nov 2022, 13:59

Ich war gestern bei Kid Cudi in Berlin in der Verti Music Hall. Nach dem doch sehr kurzem Konzert war ich doch sehr enttäuscht. Die Setlist taugte mir nicht und wo ich stand kam auch häufig nicht so richtig Stimmung auf. Das ganze ist deshalb interessant weil es überwiegend VIP Gäste waren, von denen man ja eigentlich erwartet dass sie große Fans sind. Das Konzert war sehr durchgeplant und runtergespielt. Klar gab es das obligatorische Love You usw. Vielleicht bin ich auch nur so hart weil ich vor Kurzem mit Kendrick etwas komplett anderes Gefühl nach dem Konzert hatte, obwohl der Ablauf auch dort durchgeplant war. Dazu kam das teilweise furchtbare Publikum. Das fing schon damit an das in einer Diskussion Kanye als Opfer von Adidas und gefühlt allen sterilisiert wurde und dass gefühlt ein Joint nach dem anderen geraucht wurde. Viel schlimmer fand ich aber das Leute ununterbrochen in der Halle geraucht haben und es die Security null gejuckt hat. Ich bin nicht oft in Berlin und vielleicht ist es ja auch einfach normal?. Außerdem kam es noch zu einem Vorfall von dem heute gefühlt alle Zeitungen berichten. Merchpreise für T-Shirts lagen bei 55€. Ich habe leider das Gefühl das da jemand einfach nur so viel Kohle wie möglich machen wollte. Zum Vergleich auch nochmal die Ticketpreise Kendrick war zwar 20€ teurer hatte aber noch Bahnticket und zwei Supports dabei.

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von tOmAtE » So 13. Nov 2022, 19:03

Ich hab gestern das Bohren und der Club of Gore Konzert in Bremen verpasst :cry:

So schöne Bands spielen hier selten und vermutlich auch nicht noch mal. :sadno:
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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Dieter Meyers » Mo 14. Nov 2022, 08:48

Muff Potter in Münster im Skaters Palace:

Eigentlich wollte ich einen langen Bericht schreiben, aber irgendwie sitzt die Verwunderung noch zu tief. Das war Setlistmäßig einer der denkwürdigsten Auftritte einer Band, an die ich mich erinnern kann.

Ich mag das neue Album, sehr sogar. Es war sogar der Hauptgrund für mich, nach den Reunion-Konzerten doch nochmal auf ein Muff-Potter Konzert zu gehen. Die Band war insgesamt gut drauf und rein musikalisch (Sound/Bandzusammenspiel etc.) war es vielleicht eins der besten Muff Potter Konzerte in 17 Jahren. Warum man dennoch auf die Idee kommt das neue Album gefühlt in Gänze hintereinander wegzuspielen erklärt sich mir nicht. Dadurch nimmt man bestimmten Songs die Strahlkraft, die sie zum Beispiel zum Ende des Konzerts noch entwickeln könnten. Hier denke ich zum Beispiel an Hammerschläge Hinterköpfe, welches zusammen mit dem Messer-Sänger (Vorband) performt wurde und sich auch wunderbar als Zugabe geeignet hätte.

Das wäre ja alles noch verkraftbar gewesen, sofern das Beiwerk an alten Songs nicht so lieblos gewesen wäre. Wenn Fotoautomat stimmungsmäßig einer der besten Songs des Konzerts war, ist das schon irgendwie seltsam und bezeichnend. Von den Alben vor Von Wegen gab es nur Take a run into the sun und vom selbigen auch nur zwei übliche Verdächtige.

Hier stellten wir uns aber auch die Frage, ob es da rechtlich irgendwelche Einschränkungen gibt aufgrund der neuen Bandzusammensetzung.

Am Ende merkte man auf jeden Fall, dass einem Großteil des Publikums irgendwas fehlte und viele es nicht so wirklich wahr haben wollten, dass das Konzert schon vorbei sei.

Nunja, immerhin war es ein schöner Abend in der Heimat mit nettem Publikum und viel Bier. Aber bei der nächsten Tour überlege ich mir dann wahrscheinlich zweimal, ob ich das Geld für die Tickets zahlen möchte. Schade.
„Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren. Ein Moritatensänger singt eine Moritat."

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Re: Der Konzertbesuchsthread

Beitrag von Saeglopur » Mo 14. Nov 2022, 09:30

Ich war am Samstag in Bremen und kann kaum etwas davon teilen. Natürlich war die Stimmung bei den alten Songs am Besten und generell ist das Album in voller Länge zu spielen immer etwas kritisch. Dass eine Band nach so vielen Jahren aber auch einfach Lust hat viele neue Songs zu präsentieren, kann ich sehr gut nachvollziehen. Von Lieblosigkeiten habe ich absolut nichts gespürt. :smile:


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