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Das Album des Monats

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NeonGolden
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Re: Das Album des Monats

Beitrag von NeonGolden » Mi 16. Dez 2020, 11:05

Ich verehre Elliott Smith auch zutiefst, weil sein Beitrag zu Good Will Hunting bzw. das Album Either/Or quasi das Herzstück meiner Musikleidenschaft darstellt. Witzigerweise habe ich mich aber nie großartig darüber hinaus gewagt. Vielleicht aus Angst dieses Empfinden zu verwässern, vielleicht aber auch weil ich zu faul(?) bin, mir Künstler weiter zu erschließen, wenn ich bereits der Meinung bin, dass sie mir so schon bestens gefallen. Schwierig zu erklären, aber irgendwie geht mir das mit vielen Dingen so. Hm, müsste ich mich mal mit beschäftigen, ist wohl nicht die allerbeste Eigenschaft. :doof:
Vielen Dank jedenfalls für deinen ausführlichen Bericht zu XO! Ich werde deinen Anschub nutzen und mich über die Feiertage auch mal umfassender auf sein Werk einlassen. :thumbs: :herzen2:

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Taksim
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Re: Das Album des Monats

Beitrag von Taksim » Mi 16. Dez 2020, 11:25

Mach das, du wirst es nicht bereuen!
Ich würde auch pauschal behaupten, wenn man Either/Or mag, dann ist die Chance hoch, dass einem alles andere auch gefällt. Wie gesagt erweitert er seinen Sound merklich über die Diskographie, was super ist, aber es ist jetzt nicht so, dass man es auf einmal gar nicht mehr wiedererkennt.
NeonGolden hat geschrieben:
Mi 16. Dez 2020, 11:05
Vielleicht aus Angst dieses Empfinden zu verwässern, vielleicht aber auch weil ich zu faul(?) bin, mir Künstler weiter zu erschließen, wenn ich bereits der Meinung bin, dass sie mir so schon bestens gefallen. Schwierig zu erklären, aber irgendwie geht mir das mit vielen Dingen so.
Spontan habe ich darauf erstmal überrascht reagiert, weil du ja auch einfach viel, viel kennst. Und dann, weil ich eher das gegenteilige hab. Wenn ich einmal gefesselt bin, will ich so viel wie möglich hören. Man redet viel über die Pros und Contras von Streaming und Spotify (und ich denke sie halten sich weiter die Waage), aber dass man da auf einen Blick so viel kriegt, was einem vlt. sonst durch die Lappen gegangen wär (wie B-Seiten oder Singles, die nicht auf Alben sind) finde ich schon super.

Wenn ich drüber nachdenke, kann ich aber dein Empfinden verstehen, sich einen geliebten Künstler nicht verbauen zu wollen. Wenn aktuelle Lieblinge etwas neues veröffentlichen schwingt bei mir mit der Freude auch immer ein Stück Nervosität mit, ob es mit dem Rest mithalten kann. Was ich eigentlich saublöd finde, aber ich kann mir nicht helfen. So kann ich schon irgendwie verstehen, dass, wenn es um Künstler der Vergangenheit geht, du es bei dem belässt, was dir gefällt.

Mir geht's eher so, dass wenn ich schon ein bisschen von einem Album kenne, was mir nicht so gefiel, ich lange vor mir herschiebe, das dann auch noch zu hören. Mein Paradebeispiel wär da Pablo Honey wo es ewig gedauert hat, bis ich mir das komplett angehört hatte. Da hatte ich schon alles verschlungen an B-Seiten und Remixen und hastdunichtgesehen, aber konnte noch keine richtige Meinung zu dem Album haben :grin:
"I don't know."

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Taksim
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Re: Das Album des Monats

Beitrag von Taksim » Mo 17. Jan 2022, 13:39

Holt die Schaufeln raus, wir graben den Thread wieder aus!

Dieses Mal ist der Anlass für mich das Werk einer Band, bei der es wirklich überfällig war, dass ich mich genauer mit ihr auseinandersetze: The Smiths.
Wirklich gut kannte ich vor dem 80s-Contest nur "The Queen is Dead" und eine Handvoll Singles. Als ich die Studioalben in Gänze überblicken konnte, stach zunächst "Meat is Murder" als Platz 2 dahinter heraus. Aber mittlerweile wurde das lässig-locker von Strangeways, Here We Come überholt. Das Album begleitet mich die letzten Wochen konstant.

Stilistisch sind die vier Alben der Band ja durchaus kohärent und diese Platte fällt da nicht raus. Aber es gibt Erweiterungen und Abzweigungen in ihrem Sound zu bewundern, die es vorher so nicht gibt. Da muss ich zum einen an den Sog des Endes von "Death of a Disco Dancer" denken, das fast ein ähnlicher Trip wie "I Want You (She's so Heavy)" der Beatles wird. Bevor sich die Intensität steigert und steigert, vor allem durch den prominenten Tom-Tom-Einsatz (auch etwas, wodurch der Song in ihrem Katalog extrem hervorsticht), gibt es eine The Bends-artige Proto-Radiohead-Gitarrenspur, die gerne noch etwas länger hätte aufgebaut werden können, aber sie haben einfach zu viele tolle Soundideen für diese Passage.
Der Anfang von "Last Night I Dreamed that Someone Loved Me" hat wiederum ein Pink Floyd-mäßiges Interlude am Anfang mit einer düsteren Atmosphäre und im weiteren Verlauf sehr schönen Streichereinsatz.
Insgesamt wird auf dem Album nochmal extra deutlich, dass ein Alex James von Blur bei den Basslines ganz genau hingehört hat. Der Bass ist weit mehr als nur Untermalung, sondern geht eigene Wege, aber natürlich immer in Koordination mit Johnny Marrs Gitarrenspiel.

Die ureigene Art der Band, Melancholie und Exzentrik zu vereinen, ist hier aber der größte Pluspunkt. Ich liebe die Melodieführung und beißenden Witz von "Stop Me If You've Heard This One Before" und "Unhappy Birthday". "Girlfriend in a Coma" unterstreicht den Humor dann auch musikalisch mit seinem Up-Beat, ähnlich wie "Frankly Mr. Shankly". Textlich erinnert hier wiederum "Paint a Vulgar Picture" an den Song, da dieser ebenfalls ein tiefer Stich gegen die Musikindustrie ist.

"The Queen is Dead" bleibt ihr Meisterwerk, aber dieses Album hat mich mittlerweile auch sehr in seinen Bann gezogen.
"I don't know."


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