Ich war gestern ebenfalls bei den
Deftones in Köln.
Zu
Three Trapped Tigers hat Sammy eigentlich schon alles gesagt. Die Parallele zu And So I Watch You From Afar ist mir während dem Auftritt auch mehrmals gekommen. Der zu leise Gitarrensound ist mir jetzt nicht so negativ aufgefallen. Vom Publikum wurde der Auftritt wirklich ausgesprochen positiv aufgenommen, was ich jetzt bei Deftones-Fans nicht als selbstverständlich erachte. Die Band sah auch aus als hätte sie wirklich Freude daran, ihre Songs mal in einem größeren Rahmen darbieten zu können. Insbesondere der Drummer hatte einen riesen Spaß, seine komplexen Rhythmen auf die Drums einzuprügeln. Würde ich mir bei Gelegenheit auf jeden Fall auch nochmal in einem kleineren Rahmen anhören. Auch ein großes Lob an den Lichttechniker, der die Songs durch gezielten Scheinwerfereinsatz sehr schön untermalt hat.
Die
Deftones haben dann mehr als amtlich abgeliefert. Deftones-Konzerten wird ja oft nachgesagt, dass je nach Motivation der Band die Qualität sehr am schwanken ist. Gestern war auf jeden Fall ein sehr guter Tag: Alle Bandmitglieder waren voll dabei und hatten sichtlich Spaß an dem Auftritt. So gab es im Vergleich zu den bisherigen Konzerten der Tour auch mit "Hearts/Wires" und "Bored"(!!!) 2 zusätzliche Songs im Set (evtl. auch als Wiedergutmachung für den abgesagten Auftritt von November).
Das Publikum war von der ersten Sekunde an voll mit dabei. Der erste Pit wurde pünktlich zu Beginn des ersten Songs aufgemacht und war - zumindest für mein Empfinden - auch relativ aggressiv (wobei ich natürlich nicht regelmäßiger Besucher von Hardcore-Shows bin). So war ich dann auch froh, dass nach den ersten 5 Brechern beginnend mit "Rosemary" ein wenig Ruhe in den Saal einkehrte. Zwar haben auch hier ein paar Leute versucht, den Pit aufrecht zu erhalten, mussten aber relativ schnell einsehen, dass das hier keinen Sinn macht. Nach diesem doch relativ entspannten Zwischenteil, der ausschließlich aus Song von "White Pony" und den letzten 3 Platten bestand, kam dann der finale Abriss mit "Around The Fur", "Rickets" und 3 Songs von der "Adrenaline" als Zugabe. Nach ca. 100 Minuten war der Spaß dann auch wieder vorbei. Ganz sicher bin ich mir bei der Zeit allerdings nicht, da mir bei "Around The Fur" im Pit wohl jemand aus Versehen meine Uhr vom Handgelenk gerissen hat, die ich dann nach dem Konzert über die Halle verteilt in ihre Einzelteile zerlegt wieder zusammengesucht habe
Bei der Setlist gibt es von mir - abgesehen von der Tatsache, dass "Deftones" und "Saturday Night Wrist" komplett unterschlagen wurden - eigentlich wenig zu meckern. Ein paar nicht gespielte Favoriten sind natürlich immer dabei. "You've Seen The Butcher" und "Rosemary" würde ich evtl. ersetzen. Auch hätte ich mir statt "Hearts/Wires" (mMn schlechtester Song vom aktuellen Album, wobei es da auch viele Gegenstimmen gibt) einen anderen "Gore"-Song gewünscht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Highlights für mich waren "Digital Bath" (ein Kandidat für Songs für die einsame Insel), "Swerve City" (hat im Publikum einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht) und "Change" (auf Platte nie einer meiner absoluten Favoriten, live dagegen eine Macht).
Generell kann man sagen, dass, obwohl die letzten 3 Platten ja durchaus viel Kritikerlob erfahren haben, die älteren Sachen deutlich mehr Fanzuspruch erfahren haben (Ausnahme "Rocket Skates und "Swerve City"). Trotzdem empfand ich die neuen Songs als einen angenehmen Gegenpol zu den härteren Songs der frühen Tage. So konnte man auch mal das Treiben auf der Bühne sowie die schöne Lichtshow begutachten, welche leider nicht an die der Vorband herankam.
Alles in allem ein körperlich sehr anstrengendes aber dennoch wahnsinnig schönes Konzert, dass meine sehr hohen Erwartungen voll erfüllt hat. Wohl bislang das beste Konzert in diesem Jahr (noch vor Moderat und Die Nerven). Aber ich bin halt auch Deftones-Fanboy
