SammyJankis hat geschrieben: ↑Di 2. Mär 2021, 17:00
Vielleicht oute ich mich jetzt als Banause, aber für mich war laut.de immer die Seite mit den Hip-Hop-Verrissen, die ich aber nie in Verbindung mit seriösem Musikjournalismus gebracht habe. Zusätzlich war die Community echt schrecklich.
Ich weiß, hier wird oft gegen laut.de gestänkert, aber so ganz konnte ich das noch nie nachvollziehen. Habe da schon viele sehr gute Rezensionen gelesen, die ich auch im Nicht-Rap-Bereich gerne mal über denen der Kollegen von Plattentests ansiedeln würde. Und so viel deutschsprachige Konkurrenz mit einer ähnlich großen Anzahl an verschiedenen Reviews und Streuung über diverse Genres hinweg gibt es auch gar nicht. Kann aber sein, dass die Qualität in der Vergangenheit nicht immer so rosig war und die eine oder andere Praktikanten-Review, der man die mangelnde Erfahrung des Autors ansieht, gibt's auch aktuell immer noch. Aber insgesamt wird die Seite mMn oft zu Unrecht gescholten.
Was Hip-Hop angeht: Ich habe die Anfänge von laut.de jetzt nicht mitbekommen, glaube aber, dass die schon relativ lange eine große Bandbreite von Rap-Alben aus dem deutschsprachigen und internationalen Raum behandelt und sowohl ernsthaft als auch kritisch reviewt haben, unabhängig vom kommerziellen Appeal der Künstler in DE. Das war bei vergleichbaren Medien so nicht der Fall und man merkt ja z. B. bei Seiten wie plattentests.de, dass dort in diesem Bereich auch jetzt noch viel Nachholbedarf besteht. Als ich ~2011 angefangen habe, viel Hip-Hop zu hören, habe ich schnell gemerkt, dass es für kritische Deutschrap-Reviews (wozu natürlich auch Verrisse gehören) im Online-Segment keine nennenswerte Alternative gibt. hiphop.de, Backspin und wie sie alle heißen kann man komplett vergessen. Die sind viel zu sehr im Fanboy-Modus und auch zu stark auf YouTube-Klicks zu ihren Interviews angewiesen. Wenn man dort zu kritisch berichtet, dann gibt's zum nächsten Album halt kein Interview mehr. Die Juice (mittlerweile ja auch online) versucht es zumindest, aber so richtig Traffic generieren die aktuell glaube ich auch nicht.
laut.de profitiert einfach von dieser langjährigen Rap-Expertise, sodass dort dann auch mal Nischen-Künstler wie Vandalismus oder Hinz&Kunz stattfinden oder Yannik Gölz irgendwelche US-Trapper abfeiert, die selbst dort noch zum Underground gehören. Ich habe da auch jetzt, wo Rap ja weltweit omnipräsent ist, noch nichts Vergleichbares im Netz gefunden (auf deutsch wohlgemerkt).
Mit der Community hast du aber recht. Ich lese die Kommentarspalte zwar immer ganz amüsiert, aber zum Teil ist es schon sehr anstrengend und die Stammuser sind eher mit ihren persönlichen Kleinkriegen anstatt der Bewertung der jeweiligen Platte beschäftigt.