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Reeperbahn Festival 2015

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nilolium
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von nilolium » Sa 26. Sep 2015, 20:59

oh ist das schön im michel. getränke mitnehmen ist kein problem

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Stebbie
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Stebbie » So 27. Sep 2015, 11:08

So, ein kurzer Rückblick noch auf die letzten beiden Tage.

Als ersten Act des Tages gab es Balthazar bei Michelle, die kürzer als geplant gespielt haben und ganz "nett waren. Von dort sind wir dann erst ins Kukuun, um uns Federal Lights anzuschauen, einer Indierockband aus Wannapaaag, und später zur NDR-Blue-Show in die Alte Liebe, wo William Fitzsimmons zwei Songs gespielt hat - der Gig im Kieler Weltruf vor 6 Jahren war wirklich super, aber fast zwei Stunden wie im Michel muss ihn mir nicht mehr geben.

Danach ging es erst wieder zu den Silences ins HeadCrash, die sich, gemessen an den Zuschauerzahlen, scheinbar einen Ruf als interessante Nachwuchsband erspielt haben - was sich durchaus bestätigte - , und dann ins Kukuun zu Woodpigeon aus Calgary und so sahen sie auch aus :D Zunächst war die Einlasssituation noch sehr schwierig, aber zum Ende hin war der Laden auch nur noch 1/3 gefüllt, ohne zu wissen, woran es egtl. lag. Von 1-2 Frauen vor uns hörten wir, dass sie den Bass zu laut fanden, andere sind vll. schon in andere Locations gegangen, die ja gegen 20.00 zumeist anfinden. Das Set selber fand ich teils aber gut, wobei es bei ihm schade ist, dass man die texte nicht kennt bzw. auch nicht verstehen konnte - wäre sicherlich ein Gewinn gewesen.

Von dort habe ich mich dann auf den Weg ins Uebel & Gefährlich gemacht, wo es den mal wieder ganz, ganz tollen Dan Mangan gab - natürlich nicht ohne die ständigen "Robots" Zwischenrufe. Typisch war, dass der Typ den Song dann auch gar nicht erkannt hat, als er dann (in einer kurzen Version) auch gespielt wurde... dabei ist Basket ein soooviel schönerer Song! Insgesamt kamen die neuen Songs aber nicht so gut wie noch im April, da man denen schon anmerkt, dass sie auch mit der Band konzipiert wurden - aber dennoch haben er und Gordon Grdina die Songs gut umgesetzt und für einen, wie bereits gesagt, tollen Abend gesorgt - eines der besten zwei Konzerte am Wochenende, auch wenn erstaunlich wenig im Bunker los war.

Von dort ging es zu Lapko in den Grünen Jäger - musikalisch war es ganz gut, und Grüner-Jäger-typisch auch laut, allerdings muss man auf die exzentrik des Sängers stehen, der nur in hautenger Lederpants und Lederweste bekleidet war. Aber gut, wem es spaß macht :D Anschließend noch kurz zu Adam Angst ins Knust gegangen, denen ich allerdings nicht soviel abgewinnen konnte. War mir irgendwie zu stumpf - aber war auch nicht mehr sonderlich fit.

unter diesem Stern stand dann auch der Samstag - den ich bis 19 Uhr mehr oder weniger erkältet im Bett verbracht hab, und sogar kurz mit dem Gedanken gespielt hab, den Abend ganz zuhause zu bleiben. Aber nunja, Ingwertee und ASS ftw und es hat sich gelohnt: Zwar sind wie zu The Awesome Wells im Indra nicht reingekommen, aber wir wurden dann mit einem unheimlich coolen Gig von Berlin Isolation im Fanshop St. Pauli entschädigt - das war nun wirklich mal die gute alte "Ton, Steine, Scherben"-Schule. Danach sind wir dann erst zu Rhodes ins Grünspan, der im Gegensatz zum Haldern Pop, wo wir ihn 2014 gesehen haben, mit Band gespielt hat, und dann wohl zum größten Zuschauerkontrast des Festivals - zu Metz ins Grünspan! Waren bei Rhodes noch gefühlt 80% Frauen, war das eine weitestgehend männlich besuchte Veranstaltung. Der Gig selber war egtl. wie erwartet: Viel Sonic Youth, viel Nirvana im Klang, sehr laut und viel Spaß gehabt - ein absolut runder Abschluss vom Wochenende und neben Dan Mangan eines der Highlights.

Insgesamt hatte ich aber schon das Gefühl, dass das Flair die letzten Jahre - auch wenn das Wetter mal wieder super war - besser gewesen ist. Das lag aber auch daran, dass ich in diesem Jahr irgendwie kaum jemand kannte, der dort war, und gerade das Treffen mit den anderen auf ein Bierchen oder das chillen auf dem Spielbudenplatz, was durch die Erkältung eh weitestgehend flachfiel, macht viel vom Wochenende aus. Nächstes Jahr zähle ich weider auf euch, Flecha, Johnny und Co. ;-) Generell hatte ich das Gefühl, dass weniger los war als die letzten Jahre und dass sich die Besucher oft ziemlich ungleich verteilten, so dass die Locations oftmals nur halb voll waren - Der Extremfall war da natürlich Tom Klose im Knust, aber auch der Bunker war meist nur überschaubar gefüllt.
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von akropeter » So 27. Sep 2015, 11:29

Stebbie hat geschrieben:Generell hatte ich das Gefühl, dass weniger los war als die letzten Jahre und dass sich die Besucher oft ziemlich ungleich verteilten, so dass die Locations oftmals nur halb voll waren - Der Extremfall war da natürlich Tom Klose im Knust, aber auch der Bunker war meist nur überschaubar gefüllt.
Meine Beobachtung war, dass vor allem die Locations direkt um die Spielbudenplatz und das Molotow voll sind. Sobald man sich vom Epizentrum wegbewegt, ist da gleich ne ganze Ecke weniger los.

Ich werde nachher auch mal meinen Bericht zusammenschustern.
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Stebbie » So 27. Sep 2015, 11:38

Ja, das stimmt sicherlich. Weiß nicht, ob viele nicht auf den Weg in die Feldstraße auf sich nehmen wollen?
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von akropeter » So 27. Sep 2015, 11:40

Stebbie hat geschrieben:Ja, das stimmt sicherlich. Weiß nicht, ob viele nicht auf den Weg in die Feldstraße auf sich nehmen wollen?
Dabei ist man mit der U-Bahn ratzfatz da. Und insgesamt hat man mit den 3 Bunkerlocations, dem Knust, dem Grünen Jäger und der Hansaplatte eigentlich schon eine gesunde Basis vor Ort.
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Orpel
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Orpel » So 27. Sep 2015, 11:48

The Awesome Welles waren wirklich so toll, wie ich es mir erhofft hatte, inklusive Schlagzeug kaputt hauen im wahrsten Sinne des Wortes. :thumbup: Es hätten locker noch 20 Leute mehr alleine um uns herum reingepasst.

Abramowicz hat auf der Astra Bühne total abgeliefert, Tom Klose im Saturn ebenso, und Mike Grubbs war auch gut. Dazwischen haben wir Family of the Year eher zufällig gesehen, war überraschenderweise deutlich besser, als 'Hero' vermuten lässt. Und haben auch noch Torres angeschaut, die mit Abstand die beschissenste Band des Festivals darstellte. Ganz schrecklich. Wären wir mal lieber zu Metz gegangen (50-50 Entscheidung).

Das Festival war wieder ein Traum, und ist und bleibt mein Highlight einer jeden Festivalsaison. Wir haben wieder ca. 40 Bands gesehen, manchmal kurz reingeschaut, manchmal komplett abgefeiert, und ich bin mir sicher, dass die eine oder andere Band auch etwas reißen wird. Meine Top 3 dieses Jahr:

1. Friends of the Family
2. The Awesome Welles
3. Pat Dam Smyth ( der übrigens vor dem Headcrash gestern ein Privatkonzert für unsere Gruppe gab)

Der Titel für die Band mit dem größten Radio-Potential geht an The Franklin Electric, der für die durchgedrehteste an Puts Marie (wtf?????). Danke Rbf, und bis zum nächsten Jahr :D
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Stebbie » So 27. Sep 2015, 12:24

Schade - aber dänische Acts sieht man ja ohnehin alle Nase lang hier oben, von daher werden die sicherlich bald schon wieder da sein ;-)
akropeter hat geschrieben:
Stebbie hat geschrieben:Ja, das stimmt sicherlich. Weiß nicht, ob viele nicht auf den Weg in die Feldstraße auf sich nehmen wollen?
Dabei ist man mit der U-Bahn ratzfatz da. Und insgesamt hat man mit den 3 Bunkerlocations, dem Knust, dem Grünen Jäger und der Hansaplatte eigentlich schon eine gesunde Basis vor Ort.
Ja, absolut! Und mit ein wenig Ortskenntnis ist man vom Grünen Jäger ja auch Ratzfatz beim Grünspan, Freiheit und Indra. Ist ja alles nicht mehr als eine gesunde Bierlänge.
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von slowdive » So 27. Sep 2015, 12:27

Orpel hat geschrieben:Und haben auch noch Torres angeschaut, die mit Abstand die beschissenste Band des Festivals darstellte. Ganz schrecklich. Wären wir mal lieber zu Metz gegangen (50-50 Entscheidung).
Hö? Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich klasse.

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nilolium
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von nilolium » So 27. Sep 2015, 14:33

torres als mit abstand am beschissensten? was war da denn los? ich fand sie wieder ziemlich cool.was detailliertes kommt von mir auch später noch. hat bei meinem anderen bericht überhaupt jemand auf die fotos geklickt oder kann ich mir die mühe sparen? ^^

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von slowdive » So 27. Sep 2015, 15:24

So ein großartiges Festival - immer und immer wieder. Heute abend folgt ein kleiner Bericht.

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Baltimore
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Baltimore » So 27. Sep 2015, 23:47

So, nächstes Jahr will ich nicht nur zugucken!

Hab mir gerade in ner Bierlaune ein Ticket fürs Reeperbahnfestival 2016 (21.09. - 24.09. )gekauft . :roll: :roll: :roll:

Early Bird Tickest kosten 77 Euro für Print@Home (bzw. 81,50 Euro per DHL).

Jetzt ist das Konzertbudget aber auch erst einmal mehr als erschöpft!
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von der_dicke_michel » Mo 28. Sep 2015, 07:48

nilolium hat geschrieben:oh ist das schön im michel.
:o das gefühl kennen eigentlich nur meine bandmates. :oops:
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slowdive
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von slowdive » Mo 28. Sep 2015, 23:01

Da ich heute geschlagene Zeit hatte im Krankenhaus, alles ein wenig länger:

Ja Reeperbahn Festival, was soll man groß sagen? Du bist und bleibt eines der großartigesten Events der deutschen Festivallandschaft. Ich habe im letzten Jahr alle vier Tage zelebriert, war 2015 von Mittwoch bis Samstag vor Ort und werde - falls es sich auch nur irgendwie reinquetschen lässt - auch bei der nächsten Ausgabe wieder über die volle Distanz gehen. So eine großartige "Location", so viel gute Musik, so viel leckeres Astra - man kommt aus dem Schwärmen kaum noch heraus.

Nachdem es am Dienstag schon wieder etwas (viel) zu spät geworden ist, hat es durchaus ein wenig Mühe gekostet, am Folgetag vollkommen verkatert irgendwann Mittwochmittag im Fernbus gen Hamburg zu sitzen. Als das aber letzlich auch vollbracht war, ging es von da an nur noch bergauf. In Hamburg angekommen sind wir noch kurz zur Wohnung, um unsere sieben Sachen loszuwerden, haben uns den Bauch mit Falafel vollgeschlagen und uns danach schließlich ohne weitere Umwege, mit dem Wegastra in der Hand, in Richtung Spielbudenplatz begeben. Schnell noch Bändchen geholt (was übrigens zu jeder Zeit wirklich fix und ohne Probleme funktioniert hat) und ab ins Getümmel.

Zuersteinmal einen schönen Platz vor dem Reeperbus gesucht und danach den Klängen des ersten Festival-Acts gelauscht, dem Hamburger Indie-Pop-Duo Joko. Die haben zwar nicht großartig gestört, waren musikalisch im Enddefekt aber auch ziemlich belanglos. Dennoch, - und da muss ich Stebbie widersprechen - das bekannte "Feeling" war direkt vorhanden. Wir haben uns dann jedenfalls entschlossen die letzten warmen Sonnenstrahlen eines wirklich schönen Spätsommerabends lieber im Park Fiction zu genießen.

Bild
Park Fiction

Als es für blosses Rumsitzen und Bier trinken dann zu kühl wurde, ging es wieder hoch zur Spielbude. Auf Weg noch kurz den obligatorischen "Die beste Pizza Hamburgs"-Stopp am Hans-Albers-Platz eingelegt, um im Anschluss noch einmal beim Bus zu enden, wo gerade der - laut Ankündigung - slowenische Kanye West, N'toko, die Bühne betrat. Gut rappen konnte der Mann wirklich, aber trotzdem waren die 15 Minuten, die ein Auftritt auf dem Reeperbus i.d.R. dauert, auch genug. Im Anschluss sind wir dann ein wenig versackt und haben daher noch das Showcase von U3000 gesehen. Deutschprachiger Indie-Pop der belanglosesten Sorte mit Texten, die auch von Andreas Bourani('s Ghostwriter) hätten stammen können. Grausam. Ganz grausam.

Da der Tacho inzwischen auch schon 20 Uhr angezeigte, ging es nun los mit dem "eigentlichen Festival", sprich den längeren Gigs in den ganzen wunderbaren Clubs zwischen Reperbahn, Hafen und Sternschanze. Erster Programmpunkt waren bei uns Menace Beach im Molotow. Vom Sound her recht cool und krachig, erkrankte die Band am Ende doch an der Surf/Garage/Noise-Genrekrankheit: Sie konnten keine guten Songs schreiben. Dementsprechend war's dann irgendwann auch er eher dröge. Im Anschluss haben wir dann das Moondoo gesucht und gefunden und ein bisschen Hælos geguckt. Indie/Electro-Irgendwas der leider nicht so spannenden Sorte. Sind dann auch recht fix wieder in Richtung der wunderbaren Hasenschaukel aufgebrochen, einer meiner absoluten Lieblingslocation in Hamburg. Dort spielte die dänisch-norwegische Folk-Combo Heimatt (was wäre das für ein cooler Name für 'ne linke deutsche Band?). Das Genre hat es bei mir oftmals ziemlich schwer, aber das hier war wirklich verdammt spaßig. Getanzt, gesungen, getrunken, genossen. Beide Seiten, also Band und Publikum, waren auf jeden Fall sichtlich begeistert. Wirklich sehr sympathisch. Im Anschluss wussten wir beide musikalisch nicht so wirklich was zu tun war, hatten aber beide Lust auf's Mojo. Also hin da. Dort angekommen hatten Sizarr gerade mit ihrem Set angefangen. Beim Appletree hatte mich die Truppe (glaube ich zumindest) eher gelangweilt, da sie aber hier offensichtliche viele Befürworter haben, dachte ich mir, dass eine zweite Chance nicht schaden könnte. So irrt man sich. Gott war das lahm und - auch auf die Gefahr hin, dass das Wort hier mittlerweise ein wenig inflationär genutzt wird - belanglos. Bei denen soll Alt-J als Hauptreferenz herhalten? Ne, also echt nicht. Haben uns aufgrund dessen auch mehr mit der schicken Plasmakugel im Hinterzimmer und unserem reingeschmuggelten Cider beschäftigt und sind dann - mittlerweile recht betrunken - schon vor Ende gegangen. Als Schlusspunkt ging es noch für einen Absacker ins Jazz Café, wo gerade Mieux auflegten. Davon weiß ich aber leider nicht mehr allzuviel.

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Alster

Donnerstagmorgen wurde dann erst einmal ausgeschlafen, ausgiebigst gefrühstück und im Anschluss das schöne Wetter genutzt, indem wir gute zwei, drei Stunden mit dem Kanu durch die Alsterkanäle getuckert sind. Verdammt, warum kann nicht jeder Festivalmorgen so anfangen - überall? Der Nachmittag stand dann im Zeichen von Michelle - also dem Plattenladen. Den Auftakt dort machte Tom Liwa, seines Zeichens Frontmann der Flowepornoes und nebenher einer der begnadetsten Songschreiber Deutschlands. Ernsthaft: Gisbert-Fans, hört mal rein. War wirklich ein intimer und sehr sympatischer Auftritt im, zu dieser Zeit noch eher spärlich gefüllten, Laden. Leider gab's keine Songs von St. Amour, meinem Album-Favoriten von ihm. Kurz danach stand dann auch schon Conrad Keely auf der Bühne, normalerweise Sänger und Gitarrenzerstörer bei den Chaoten von Trail of Dead, um sein kommendes Soloalbum vorzustellen. Und natürlich war es wie erwartet toll. War On Drugs-Cover, erste Songs vom kommenden Album (die definitiv Lust auf mehr gemacht haben) und eine ganze Menge meiner ToD-Favoriten inkl. "Worlds Apart", "How Near How Far" und "Another Morning Stoner". Großartig!

Die Zeit bis zum zweiten Auftritt von ihm haben wir uns dann - quelle surprise - bei Bier und Kippen im Park Fiction vertrieben. Wenn die Sonne scheint ist es aber auch einfach zu entspannt da. Um 20 Uhr folgte dann der eigentliche Festivalauftritt von Conrad Keely nebenan in der St. Pauli Kirche. Bisschen weniger ToD, dafür aber ein Ryan Adams-Cover und zwei Piano-Songs als Schlussakkord. Stebbie hat hier eigentlich auch schon alles gesagt. Es war wirklich toll. Anschließend ging es ins Rock Café St. Pauli, wo die Shoegazer von No Joy schon darauf warteten den Laden in seinen Grundfesten zu erschüttern. Da zwischendurch noch Zeit für ein, zwei Gin-Tonics blieb, war ich zu dem Zeitpunkt auch in der absolut richtigen Verfassung für die nun folgenden, ohrenbetäubenden Effekt- und Reverborgien und konnte mich ganz hervorragend in die Musik fallen lassen. Da ich der ruhigen Musik von Tom Liwa, dem leichten Piepton im Ohr sei dank, vermutlich sowieso nicht mehr hätte folgen können, ging es von dort aus stattdessen zu Abramowicz in Molotow. Man merkte das die Jungs ein Heimspiel hatten und auch das Publikum wirklich motiviert war, trotzden: Dieser Ärmelhochkrempel-Gaslight Anthem-Gedächtnis Punk ist einfach nicht mehr meine Welt. Nach dem Gig machte wir uns erst einmal daran den Karate Keller zu inspizieren, wo Kid Wave gleich spielen sollte. Der Raum ist echt nicht viel größer als eine normale Autogarage. 30, 40 Leute, dann ist der Schuppen auch proppenvoll. Kid Wave waren dann auch ziemlich cool. Entspannter Indie-Rock mit vielen großartigen Melodien und ein paar MBV-Gedächtnis-Gitarren. Leider haben sie "Walk On Fire", meinen Lieblingssong vom Album, nicht gespielt.

Bild
Conrad Keely

Nachdem es im Verlaufe des Abends dann doch noch etwas später wurde, brachten wir am Freitag nicht wirklich viel zu Stande, bevor es am Nachmittag auf die Sekunde genau zu Balthazar und ihrem Akustik-Set bei Michelle ging. Die Band war natürlich wie immer gut, spielten aber leider viel zu kurz, was ich, aufgrund der Tatsache, dass ihren abendlichen Gruenspan-Gig nicht würde sehen können, echt schade fand. Danach wieder viel Zeit zwischen Park Fiction, Spielbude, Hafen und Postermesse verbracht und abends dann spontan und ohne Ahnung, was einen erwarten würde, zu Folly and the Hunter ins Imperial Theater gegangen. Musikalisch war's dann ziemlich folkig und somit nicht soo spektakulär, lyrisch dafür aber gut. Das in Kombination mit den gemütlichen Sesseln dort und schon war ich kurzzeitig ein wenig eingedöst. Zum Wachwerden war dann, wie so oft, das Molotow das Ziel der Wahl. Happyness waren schon im Vorfeld eines meiner absoluten Must-Sees und haben auch live auf ganzer Linie überzeugt. Slacker-Rock/Pop irgendwo zwischen Pavement und Mac DeMarco, mal straight nach vorne, mal entspannte Neunminüter. Ganz, ganz großartig. Da wir im Anschluss leider nicht mehr in die Skybar kamen, wo irgendwas mit Sonic Youth in den Referenzen spielen sollte, sind wir schonmal zur Großen Freiheit rübergeschlendert, um auf Mac DeMarco zu warten. Dort angekommen spielten gerade Half Moon Run den mit Abstand schlechtesten Gig des ganzen Festivals. Ich hatte ja schon vorher gehört, dass ich irgendwo im Mumford & Songs-Dunstkreis einzuordnen sind, dachte mich aber, dass man die Musik, wenn sie nicht gerade das 08/15-Nervbanjo einbauen würden, ganz gut ignorieren könnte. Weit gefehlt. Die Bass Drum(s) war(en) so laut, dass man es kaum aushalten konnte. Indie-Folk mit Stampf-Technodrum. Verdammt, so muss die Hölle insterumentiert sein. Im Kontrast dazu dann das Highlight des Wochenendes: Mac DeMarco inkl. der verpeilstesten Begleitband aller Zeiten. Die neuen Songs passen nahtlos ins Set und machen das ganz nun noch ein bisschen facettenreicher, der Sound war perfekt, die Stimmung überschwänglich. Und dazu Hits, Hits, Hits! Der beste Auftritt des Festivals - mit Abstand. Ich lieb' den Kerl einfach.

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Mac DeMarco

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Lecker Eis

Der abschließende Samstag starte dann schlichtweg unbeschreiblich: Da ich Gästelistenplätze für's Intro Supertim gewonnen hatte, ging es schon recht zeitig los zum Superbude-Hostel, wo das ganze stattfinden sollte. Abgesehen davon, dass die großartigen Isolation Berlin spielen sollte, war mir nicht ganz klar, was mich erwarten würde. Was dann kam war unglaublich cool. Es gab gemütliche Sofas und gute Musik sowie Astra und Ben & Jerry's Eiscréme en masse - und das alles komplett für lau. Nachdem wir kurz aber intensiv darüber sinnierten, ob das alles hier real war oder wir nicht doch vom Bus erfasst, gestorben und anschließend im Himmel gelandet sind, fingen Isolation Berlin auch schon an. Und wie. Es war mein drittes mal mit den Jungs und es ist immer wieder ein großes Vergnügen. Toller Protopop irgendwo zwischen Ton Steine Scherben, Fehlfarben und Tocotronic. Und das alles verziert mit absolut großartigen Texten. Das Album erscheint im Februar und ich bin mir sicher, dass die Truppe spätestens dann mit einem ziemlich großen Bekanntheitsschub rechnen kann. Achja, und danke für den immer wieder sehr hartnäckigen "Alles Grau"-Ohrwurm. Im Anschluss spielten noch Palace, die irgendwo auch ganz netten Indie Iieferten. Richtig viel blieb aber nicht hängen. Danach haben wir und dann ins eigentlich noch geschlossene Terrace Hill geschlichen und auf der Dachterasse gechillt. Leider hat irgendwann irgendjemand gemerkt, dass wir gar keine Band waren und somit wurden wir vor die Tür gesetzt. War aber trotzdem ziemlich lustig. Konzerttechnisch ging es dann abends im Resonanzraum weiter, der zum ersten mal Teil des Festivalsprogramms war und wo der komplette Abend im Zeichen des Flügels stand. Grandbrothers, zwei Toningenieure aus Düsseldorf, standen auf der Agenda. Einer am Flügel, einer, der das ganze live sampled und komplettiert. Unglaublich schön und nur schwer in Worte zu fassen. Wir sind dann gleich dortgeblieben und haben auf Martin Kohlstedt gewartet. Hatte ich ihn beim Fuchsbau noch relativ elektronisch erlebt, war er diesmal allein und rein akustisch an seinem Intrument zu Gange. Wirklich ein unheimlich begnadeter Musiker. Für den vorletzten Act des Wochenendes ging es dann endlich mal ins wunderbare Knust. Dort angekommen stellte ich erleichtert fest, dass Torres mit Band und nicht, wie beim Primavera, solo spielen würde. War ein klasse Gig. Die Dame klingt live wirklich eins zu eins wie die frühere PJ Harvey - und ja, hier ist dieses Klische wirklich angebracht. Im Anschluss noch ein paar romatische Blicke mit Encarnizado quer durch den Raum ausgetauscht und dann die Biege in Richtung Terrace Hill und Zentralheizung of Death des Todes gemacht. Die sind wohl sowas wie die deutschen FIDLAR, nur mit noch weniger Melodien und dafür noch mehr nachvornepreschend. Live wirklich cool, aber auf Platte würde ich das ganze wohl keine zwei Minuten aushalten. Nichtsdestotrotz ein klasse Schlusspunkt für ein, wie immer, fanstastisches Reeperbahnfestival, dass im Anschluss noch mit viel Bier und dem Blick über Hamburg auf der Dachterasse abgerundet wurde.

Bild
Grandbrothers

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Baltimore » Mo 28. Sep 2015, 23:08

Sehr schön ausführlicher Bericht und tolle Bilder! :clap:

Hier fehlt mir wieder mal eindeutig der Herz-Smiley!
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Wishkah
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Wishkah » Di 29. Sep 2015, 10:11

Starker Bericht!

Schade, dass wir uns nicht über den Weg gelaufen sind. Glaube ich zumindest. :D

Dazu noch kurz:
slowdive hat geschrieben:Dort angekommen spielten gerade Half Moon Run den mit Abstand schlechtesten Gig des ganzen Festivals. Ich hatte ja schon vorher gehört, dass ich irgendwo im Mumford & Songs-Dunstkreis einzuordnen sind, dachte mich aber, dass man die Musik, wenn sie nicht gerade das 08/15-Nervbanjo einbauen würden, ganz gut ignorieren könnte. Weit gefehlt. Die Bass Drum(s) war(en) so laut, dass man es kaum aushalten konnte. Indie-Folk mit Stampf-Technodrum. Verdammt, so muss die Hölle insterumentiert sein.
Hatte nilolium ja auch schon geschrieben, dass der Sound nicht gut war. Ganz vorne bei uns ging es aber wirklich. Der Bass war zwar ordentlich, aber auf jeden Fall erträglich. Wird wahrscheinlich trotzdem nicht deins sein, aber zumindest die Stampf-Technodrum gehört eigentlich normalerweise nicht dazu. ;)

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von SvenHü » Di 29. Sep 2015, 10:23

Also ich hab Half Moon Run mal als Support von Mumford & Sons gesehen und fand sie durchaus gut. Live hat mir vor allem "Call me in the afternoon" mit den Trommeln gefallen :).

Um die Conrad Keeley-Solokonzerte beneid ich euch ja etwas. :| ;)
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Saeglopur » Di 29. Sep 2015, 10:27

SvenHü hat geschrieben:Also ich hab Half Moon Run mal als Support von Mumford & Sons gesehen und fand sie durchaus gut. Live hat mir vor allem "Call me in the afternoon" mit den Trommeln gefallen :).
Da fand ich sie gut. Freitag aber auch, hab allerdings nur das Ende gesehen, vielleicht hat sich da im Laufe des Konzerts etwas geändert. War dann auch relativ weit vorne.

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Johnson » Di 29. Sep 2015, 11:02

Vielen Dank für euren ausführlichen Berichte. Nächstes Jahr bin ich sicherlich wieder dabei und dann Bierchen, Stebbie. ;-)

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Flecha » Di 29. Sep 2015, 11:21

Wenn ich dann mehr als 3 Bands sehen will, komm ich auch wieder. ;)
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von fipsi » Di 29. Sep 2015, 17:59

Tom Liwa ist der kaputteste Typ den ich live je erlebt habe. Das meine ich nicht positiv.

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von slowdive » Di 29. Sep 2015, 18:03

Was war denn los?

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Declan_de_Barra » Di 29. Sep 2015, 18:05

Kenn den nicht, aber Google Bilder sagt der sieht aus wie einer von den Ludolfs.

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von fipsi » Di 29. Sep 2015, 18:11

Ich habe ihn als Support von Sebastian Hackel gesehen und erd war wegen irgendwas persönlichem extrem down. Diese Stimmung zog sich durch sein Ganzes Set und dazu wirkte er lustlos. Die Ansagen waren dann auch fast in der Überzahl und drehten sich über spirituelle Themen, genaue Inhalte habe ich verdrängt. Manch einer findet das vielleicht typisch Songwriter, aber ich fande nur anstrengend.

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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von elch » Di 29. Sep 2015, 18:16

Declan_de_Barra hat geschrieben:Kenn den nicht, aber Google Bilder sagt der sieht aus wie einer von den Ludolfs.
hey, der ist duisburger.
hatte mit den flowerpornoes berühmtheit in der szene erlangt. macht ganz gutes zeug. zumindest auf platte.
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Re: Reeperbahn Festival 2015

Beitrag von Quadrophobia » Mi 30. Sep 2015, 12:31

Bei den ganzen Berichten hier ärger ich mich doch schon arg, dass ich schon wieder nicht hin konnte. Das liegt für mich aber auch immer ungünstig


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