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Festivalberichte

cast1
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Re: Festivalberichte

Beitrag von cast1 » Do 7. Jul 2022, 16:49

fipsi hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 12:40


Ich würde in Ferropolis übrigens nur noch den VIP Bereich in Anspruch nehmen. Allein der kostenlose Sonder-Shuttle ist da wirklich ein enormer Pluspunkt, weil der Weg gerade nachts echt zäh ist.
Und wo liegt der Unterschied zum normalen Shuttle ?

fipsi
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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Do 7. Jul 2022, 17:28

cast1 hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 16:49
fipsi hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 12:40


Ich würde in Ferropolis übrigens nur noch den VIP Bereich in Anspruch nehmen. Allein der kostenlose Sonder-Shuttle ist da wirklich ein enormer Pluspunkt, weil der Weg gerade nachts echt zäh ist.
Und wo liegt der Unterschied zum normalen Shuttle ?
Es gibt einen separaten Ein/Ausgang von dem der Shuttle direkt zum Eingang des VIP-Campingplatzes fährt. Wenn es gut läuft, ist man so innerhalb von 5 Minuten vom Festivalgelände am Zelt. Dieses Jahr waren auch viele normale Camper in dem Shuttle, weil es keinerlei Kontrollen gab.

defpro
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Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Fr 8. Jul 2022, 10:11

fipsi hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 17:28
cast1 hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 16:49
fipsi hat geschrieben:
Do 7. Jul 2022, 12:40


Ich würde in Ferropolis übrigens nur noch den VIP Bereich in Anspruch nehmen. Allein der kostenlose Sonder-Shuttle ist da wirklich ein enormer Pluspunkt, weil der Weg gerade nachts echt zäh ist.
Und wo liegt der Unterschied zum normalen Shuttle ?
Es gibt einen separaten Ein/Ausgang von dem der Shuttle direkt zum Eingang des VIP-Campingplatzes fährt. Wenn es gut läuft, ist man so innerhalb von 5 Minuten vom Festivalgelände am Zelt. Dieses Jahr waren auch viele normale Camper in dem Shuttle, weil es keinerlei Kontrollen gab.
Das behalte ich mir auf jeden Fall mal im Hinterkopf, falls es mich nochmal nach Ferropolis verschlägt. :thumbs:

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Sa 9. Jul 2022, 13:20

Ich war gestern zum ersten Mal seit 2012 oder so bei Bochum Total. Es ist in meinen Augen mit Abstand das schlimmste Umsonst Festival durch die Lage in der Innenstadt. Die ganze Stadt ist da, es ist einfach viel zu voll. Außerdem wird man durchgehend an jeder Stelle durch irgendeinen DJ beschallt, anstrengend. Natürlich trotzdem irgendwie eine supportenswerte Veranstaltung, aber das Line Up gibt in der Regel nichts für mich her. Dieses Jahr war das anders, deswegen auch mein Besuch.

ZSK – Allseits bekannte Punkband, tatsächlich noch nie gesehen. Setlist bestanden zu 90 Prozent aus Songs gegen rechts und 10 Prozent aus Songs übers Saufen. Konnte man mit Rechnen. Musikalisch allerdings eher mau. "The Passenger" Cover war aber ganz cool. Und es gab, warum auch immer, Konfetti und riesige aufbasbare Bälle, völlig unpassend. Naja, muss ich nicht nochmal sehen.

Long Distance Calling – Der Grund meines Erscheinens. Früher gerne gehört, auch 2-3x gesehen. Dann kam der Sänger, die Alben wurden in meinen Augen schlechter und ich habe die Band irgendwie aufgegeben, aber für lau kann man ja mal wieder einen Blick riskieren. Zu Beginn gab es, soweit ich das überblicken konnte, eher neuere Songs, die mich nicht abgeholt haben, aber in der zweiten Hälfte wurden ältere Sachen gespielt, die besser ankamen. Ich war etwas skeptisch, ob eine Instrumental Band bei einem Umsonst Festival gut ankommt, aber neben einigen Die Hard Fans in den ersten Reihen, die auch einen Pit erzeugt haben, gab es auch eine Menge Ottonormalbesucher, die begeistert wirkten. War insgesamt ein guter Gig, leider immer noch mit teilweise peinlichem Posing, aber das gab es schon zehn Jahren und wird sich wohl nicht mehr ändern.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Sa 30. Jul 2022, 01:46

Ich war gerade auf dem Nord Open Air in Essen. Seit der letzten Ausgabe 2019 hat sich wenig geändert. Line Up ist für ein Umsonst Festival lächerlich gut. Dementsprechend überfüllt ist das Ganze auch, sehr anstrengend. Konnte nur eine Band mitnehmen und morgen hab ich auch schon etwas Anderes vor. Hätte gerne Unearth geguckt, aber halt auch schon mal gesehen, passt schon.

Sick Of It All - Pete Koller kann aufgrund einer OP die momentane Tour nicht mitspielen und wird durch den Gitarristen von Agnostic Front ersetzt. Sound war wie eigentlich immer bei der Veranstaltung bescheiden, wenn auch nicht so katastrophal wie bei einigen anderen Acts in den Vorjahren. Die Band war standesgemäß gut aufgelegt. Setlist bot keine großen Überraschungen, das übliche Best Of Set. Hab die Band immer gerne geguckt und es war auch dieses Mal nicht schlecht, aber die Herren sind alt geworden und die Energie bleibt langsam aber sicher auf der Strecke. Die Crowd hat dennoch alles gegeben, leider teilweise etwas nervig, aber gut, ist auch ne Umsonst Veranstaltung, was will man erwarten? Bei der Wall of Death bei "Scratch the Surface" hat sich dann ein Besucher ernsthaft verletzt, sodass das Set mehrere Minuten unterbrochen wurde. Danach gab es noch 2-3 Songs und das wars dann auch. Spielzeit knapp eine Stunde, für lau kann man nicht meckern.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 31. Jul 2022, 15:15

Ich war gestern auf dem Knotfest in Oberhausen. Den vollen Preis hätte ich nicht gezahlt, aber in der letzten Woche vor dem Event sind die Preise ziemlich stark gefallen, sodass ich mir ein Ticket geschossen hab. Habe Slipknot seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen und es gab auch einige andere Acts, auf die ich Lust hatte, dazu noch der kurze Anfahrtsweg. Das Event hat in Oberhausen beim Centro stattgefunden mit zwei Bühnen, eine in der Arena, die andere, größere Bühne auf einem Parkplatz. Bühnenwechsel war den ganzen Tag über problemlos in fünf Minuten möglich. Die Aufteilung der Bands war auch gut gewählt, sodass die Indoor-Bühne zu keinem Zeitpunkt überfüllt war. Der Einlass hat problemlos geklappt. Organisatorisch war es generell eine runde Sache. Der Sound der Outdoor-Stage war überraschend gut, Toiletten waren mehr als genug vorhanden und auch an den Essens- & Getränkeständen hielten sich die Wartezeiten in Grenzen. Die Essensauswahl war allerdings sehr traurig und generell hatte die Veranstaltung gar kein Flair. Ein absolut lieblos hingeklatschtes, großes Festival. Es gab allerdings die Möglichkeit, gegen einen Aufpreis ein Museum zu besuchen, in dem alte Masken der Slipknot Mitglieder etc. ausgestellt wurden. Hat mich null interessiert, wurde aber vom Rest der Crowd dankend angenommen. Die Schlange vor dem Museum war den ganzen Tag über unglaublich lang. Generell merke ich mittlerweile, wie anstrengend ich solch große Veranstaltungen mittlerweile finde. Mit vielen Leuten kommen auch einfach viele Trottel. Egal ob unlustiger Sexismus, Oberkörperfrei-Bros, Leute, die sich vollkommen aus dem Leben saufen oder Menschen mit wahlweise Onkelz oder Burzum Merch, das brauch ich echt alles nicht. Zum Glück war das Gelände so weitläufig, dass man sich im hinteren Teil immer entspannt hinstellen konnte und auch in der Arena, die angenehm kühl war, auf den Sitzplätzen hat man immer ein gutes Plätzchen gefunden. Eine letzte Anmerkung noch bzgl. des Merchs. Ich will gar nicht über die Preise reden, aber es ist faszinierend, wie wenig Mühe sich große Bands wie Slipknot mit dem Merch geben. Natürlich ist das komplett subjektiv, aber die Designs sind zum Großteil random oder absolut hässlich, sehen fast immer gleich aus. Jede AZ-Band, die ihr erstes Shirt rausbringt, gibt sich da mehr Mühe. Naja, die Leute kaufen es halt trotzdem. Nun zu den Bands:

Bleed From Within – Wie viele Bands des Line Ups vor über zehn Jahren mal irgendwo auf einem Festival gesehen. Hatte die Band unter random Metalcore abgespeichert. Das war es dann auch. Lief im Hintergrund, während ich mir das Gelände genauer angeguckt habe. Der Crowd schien es allerdings zu gefallen.

Malevolence – Top Band, da besteht kein Zweifel. Ich war einfach gespannt, ob und wie die Band auf einer großen Bühne funktioniert und es war in Ordnung. Klar, die Mucke ist irgendwo stumpf, aber das Riffing und der Groove dahinter sorgen schon dafür, dass auch die Metalfans auf ihre Kosten kommen. Es gab ordentlich Bewegung vor der Bühne, natürlich nicht ohne Stress zwischen Metallern und Corekids, das war zu erwarten. Der Sound war leider zu Beginn eine ziemliche Zumutung, sodass man die Gitarren nur erahnen konnte. Hat sich zum Glück relativ zügig gebessert. Warum man mit „Serpents Chokehold“ den besten Song nicht spielt, muss ich auch nicht verstehen, aber gut. War unterhaltsam, auch, wenn es nicht an die Club Shows rankommt.

Jinjer – Sind ja schon seit einigen Jahren schwer angesagt, mir hat es bis jetzt nicht abgeholt und auch nach dem Auftritt bin ich kein Fan geworden. Es ist keinesfalls schlechte Musik und ich kann auch verstehen, warum dieser Progressive Metalcore viele Fans hat, aber es holt mich einfach nicht ab. Dennoch kein schlechter Gig und für diverse Leute den Gesprächen nach zu urteilen ein Tageshighlight.

Cattle Decapitation – Schlechtester Gig des Tages. Sound war schlecht und irgendwie hat mich der gutturale Gesang überhaupt nicht abgeholt. Hab die Band vor knapp zehn Jahren mal gesehen und hatte es irgendwie besser in Erinnerung.

Ghostemane – Vielleicht der Gig, auf den ich am meisten gespannt war. Wie würde die Crowd auf Rap reagieren? Natürlich wird das Ganze durch die Industrial-Einflüsse etwas revidiert und er hatte halt auch ne ganze Band dabei. Mir sind auf jeden Fall keine Anfeindungen aufgefallen und ich glaub die meisten Leute hatten ihren Spaß. Mir hat es auch gut gefallen. Mag den Herren auf Platte und auch live hat er durchaus abgeliefert. Gab auch viel Bewegung von ihm auf und der Crowd vor der Bühne, war cool. Würde ich gerne mal solo sehen. Am besten mit Wicca Phase Springs Eternal als Support. Mir wird ja träumen dürfen.

Tesseract – Djent, sehr glattgebügelter, gut gespielter Sound. Finde die Band in Ordnung, aber wie so oft bei Djent etwas seelenlos. Der Gesang ist darüber hinaus auch nicht meins. Insgesamt war der Auftritt in Ordnung. Mal sehen, ob ich der Band in drei Wochen beim Arctangent noch eine Chance gebe oder etwas anderes gucke.

In Flames – Nur für knapp 20 Minuten reingeguckt und festgestellt, dass meine Zeit mit Melodic Death Metal lange abgelaufen ist. Das holt mich absolut nicht mehr ab. Man hat allerdings gemerkt, dass die Band für viele Leute neben Slipknot der Hauptgrund für das Erscheinen war.

Meshuggah – Bester Gig des Tages, ich glaube nicht nur für mich. Schon vor Beginn war die Stimmung in der Halle astrein. Der Sound während des Sets war top, keine Probleme wie bei anderen Bands. Die Band an sich musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Jede Djent Band möchte so klingen, aber keine schafft es. Es ist einfach nur beeindruckend, was für einen mächtigen und dabei komplexen Sound die Band kreiert. Dazu die Lichtshow, die wunderbar abgestimmt ist. Kann auch gar kein Songhighlight benennen, der ganze Gig hat mich komplett abgeholt. Gerne demnächst auch mal wieder solo.

Slipknot – Ich glaube ich bin mit Erscheinen des vierten Albums bei der Band ausgestiegen, finde aber, dass sie die einzige Nu Metal Band ist, die gut gealtert ist. Die ersten drei Platten könnt ich immer noch zuhause hören. Die Show war cool, der ganze Bühnenaufbau beeindruckend mit den Leinwänden und Pyros, sehe ich eher selten. Setlisttechnisch gab es auch eine Menge Sachen, die ich früher gerne gehört habe. Sound war auch gut. Leider sind Corey Taylors Ansagen schrecklich, ein Crowdpleasing jagt das nächste, teilweise starker Fremdscham, aber gut, ab einer gewissen Größe muss man das vielleicht sagen. Spielzeit 85 Minuten, hätte noch 2-3 Songs vertragen können, aber ich wurde auf jeden Fall nicht enttäuscht.

Insgesamt hatte ich einen guten Tag. Klar, nicht das schönste Festival, aber das hab ich auch nicht erwartet und ich würde zu entsprechenden Preisen nochmal hingehen. Das war auch der Konsens unter den Leuten, mit denen ich da war.
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Saeglopur
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Saeglopur » So 21. Aug 2022, 23:12

Way Out West

Ich bin letztes Wochenende auf dem Way Out West in Göteborg gewesen. Mein erstes skandinavisches Festival bot einen entspannten Mix aus den Vorzügen eines Stadtfestivals (angenehme Unterkunft, tagsüber Sightseeing) und Open Air- wie auch Indoor-Konzerten.
Bespielt wurde tagsüber Slottsskogen, der größte Park der Stadt, nachts sieben Konzerthäuser in verschiedenen Ecken Göteborgs.
Die Bändchenausgabe (auch schon am Vortag geöffnet) war ebenso wie die Einlasskontrolle mit nur sehr kurzen Wartezeiten verbunden, die zudem vom Festivalpartner Oatly mit kostenfreiem Kaffee „versüßt“ werden konnte.
Das Gelände war naturgemäß sehr begrünt, viele Bäume, reichlich angenehme Plätze im Schatten bei 25-30 Grad. Die beiden gegenüberliegenden Hauptbühnen wurden abwechselnd bespielt, eine Zeltbühne und eine kleinere von Spotify gehostete Bühne in einer leicht erhöhten Lichtung überschnitten sich mit dem Hauptprogramm. Eine weitere Bühne in einem separierten Ü18-Bereich wurde durchgehend von DJs bespielt.
Die knapp 30.000 Besucher pro Tag (einer der Festivaltage wurde offiziell ausverkauft gemeldet) konnten sich an verschiedenen Essensständen nach bis zu zwanzig Minuten Wartezeit in den beliebtesten Zeiten an diversen Ständen verpflegen. Die Getränke-, wie meistens auch Wasserstände und sanitären Einrichtungen (feste Toilettencontainer sowie Dixi-Klos) waren da deutlich besser zu erreichen. Preislich war alles den schwedischen Standards angepasst und entsprechend teuer. Das Essen lag meist bei 10-14€, Bier (0,33L) bei 7-8€, Cola Zero (der einzige Soft Drink an den Getränkeständen) bei 3,50€. Ich habe nun definitiv eine Süßstoffüberdosis.
Durch die Eingrenzung des Alkoholkonsums und Einhaltung der Altersbeschränkungen wurde dieser nur in abgesperrten Bereichen verkauft, was mich auch zu meinem größten Kritikpunkt kommen lässt: gekaufte Getränke mussten im abgesperrten Bereich getrunken werden, was auch meistens sehr streng kontrolliert wurde. Selbst von einem abgesperrten Bereich (an den Hauptbühnen) in den anderen (Spotify-Bühne) war keine Mitnahme möglich, obwohl man in beiden Bereichen das identische Bier kaufen konnte und die Bereiche ineinander übergingen, also keine Mitnahme in den U18-Bereich möglich war. Auf Nachfrage konnte leider keine sinnvolle Begründung gegeben werden. Da alle drei Bühnen abseits der Hauptbühnen in solchen Ü18-Bereichen lagen, vermute ich, dass U18-Besuchern der Zugang zu 60% des Programms wie auch den schönsten Ecken des Geländes verwehrt blieb. So gut ich den Ansatz der Einschränkung des Alkoholkonsums finde: Schade!

Meine Highlights des diesjährigen LineUps konnte ich aufgrund der Ansetzung fast durchweg sehen. Den Beginn am Donnerstag machte der gut aufgelegte Tallest Man On Earth solo mit Akustikgitarre bei strahlendem Sonnenschein und Gastsängerinnen der Band Amason wie auch der später auftretenden Anaïs Mitchell. Deutlich tanzbarer war der folgende Auftritt von Caribou, die mich nach dem Primavera-Auftritt vor allem mit der zweiten Hälfte des Sets erneut überzeugen konnten. Mit Pizza und Getränken bewaffnet folgte ein schöner Auftritt von Anaïs Mitchell auf der Spotify-Bühne Höjden, die mir zuvor komplett neu war, aber für eine schöne Festivalentdeckung sorgte. Nach dem Heimspiel von First Aid Kit aus einem der Barbereiche stellten Tame Impala den Headliner des Tages dar und konnten wie ebenfalls zuletzt in Barcelona unter anderem mit der beeindrucken Lichtshow punkten. Das Publikum war in den vorderen Reihen durchweg euphorisch und rundete den Auftritt noch einmal ab.
Anschließend begaben wir uns auf einen längeren Fußmarsch zum Musikens Hus, um Mdou Moctar und King Hannah zu sehen. Erstere hatten kurz zuvor gestartet und der Club war bereits gefüllt, als wir eintrafen. 100-200 Gäste verließen enttäuscht die Schlange und so schafften wir es immerhin zu King Hannah, die am Ende vor halbleerem Saal auftraten. Der Auftritt war musikalisch ansprechend, durch Ihre recht lustlose Art und die fortgeschrittene Uhrzeit/Müdigkeit dann allerdings nicht das erhoffte Highlight.

Am Freitag starteten wir mit den Kings Of Convenience in den Tag, die bei strahlendem Sonnenschein nach und nach mehr Gastmusiker (Geiger, Kontrabassisten sowie Schlagzeuger) auf die Bühne holten und sichtlich Spaß hatten.
Nach AJ Tracey und ein wenig Michael Kiwanuka aus dem abgesperrten Bereich ging es weiter zu Little Simz, auf die ich mich wirklich schon den gesamten Festivalsommer gefreut habe und bis dato alle anderen Auftritten (drei, von denen sie einen selbst abgesagt hat) aus verschiedensten Gründen verpasst habe. Die Vorfreude im Zelt war greifbar, die Intensität des Konzerts - inklusive Moshpit zu Venom - sehr hoch und so wurden vor allem die vielen Lieder des aktuellen Albums sehr abgefeiert.
Nach dem kurzen, aber deutlich rockigerem Auftritt als erwartet von Beabadoobee schlossen Nick Cave & The Bad Seeds als Headliner den Tag ab. Eine dem Primavera-Auftritt sehr ähnlichen Setlist führte durch den gut zweistündigen, energiegeladenen Auftritt mit vielen Highlights. Alleine der Ship Song jedes Mal aufs Neue. :herzen2:

In den Samstag starteten wir nach ein wenig Zeit in der Stadt mit einem DJ-Set von Romy ein wenig später. Nach weiterer entspannter Zeit auf dem schönen Gelände stand mit Fred Again .. das nächste Highlight des Festivals auf dem Plan. Bereits weit vor Beginn des Auftritts war der größte Bereich des Zelts sehr gut gefüllt. Es bedurfte nur sehr weniger Songs, um das Publikum komplett zu entfachen und die Veranstaltung in eine einzige Sauna zu verwandeln. Enger als bei so manch einem Festivalheadliner stehend bei gefühlten 48 Grad - vielen Zuschauern war dies einfach zu hart und so wurde es in der zweiten Hälfte des 50 Minuten kurzen Sets deutlich luftiger und sehr angenehm. Wahnsinn, was hier wieder einmal für eine Euphorie in der Luft lag!
Vollkommen zerlaufen und erschöpft ging es zu Girl In Red an die Hauptbühnen. Sie heizte dem Publikum ebenfalls ganz schön ein, musste ihren Auftritt aufgrund akuter Erschöpfung dann jedoch früher abbrechen - nachdem sie während des letzten Songs noch einmal im Moshpit zu finden war.
Nach kurzer Stärkung sicherten wir uns rechtzeitig zu Dave, einem meiner Highlights der Veranstaltung, einen guten Platz, in dem bald vollkommen von Moshpits gefluteten, vorderen Bereich vor der Bühne. Das überraschend sehr junge Publikum (wir hatten unsere Mühe ältere Zuschauer zu finden) wusste jedoch zu feiern und so wurde der Platz vor der Bühne erneut gut abgerissen.
Nach im Zelt verschlug es uns noch einmal in die Stadt, wo wir im Pustervik Indigo De Souza und anschließend Altin Gün sehen wollten. Ähnlich der Situation am Donnerstag war der erste Act leider nicht mehr zu erreichen. Altin Gün haben viel Spaß gemacht, körperlich hat es uns allerdings erneut ein wenig früher gehen lassen.

Alles in allem hatten wir ein großartiges Wochenende. Wer in der kommenden Festivalsaison also keine Lust mehr auf die Campingplatz-Atmosphäre hat und einen Städtetrip in gemütlicher Größe mit vielen interessanten Künstlern verbinden möchte, dem sei das Way Out West hiermit ans Herz gelegt. :mchearth:

Rieper
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Rieper » So 21. Aug 2022, 23:18

Ich war heute bei den Winterthurer Musikfestwochen. Nach 9 Tagen kostenlosem Programm, kostet das letzte Wochenende pro Tag ca. 60 Franken. Durch meinen Urlaub habe ich das (zum Teil tolle) kostenlose Angebot leider verpasst.

Heute gab es dann eigentlich Wet Leg, Black Midi und Fontaines D.C. Allerdings kam am Vormittag die Nachricht, dass Black Midi krankheitsbedingt abgesagt haben. Ein Ersatz wurde mit Yet No Yokai aus Luzern gefunden.

Wir sind rechtzeitig zu Wet Leg angekommen. Ich habe es mehrfach mit dem Album versucht und es hat mich kalt gelassen. Das Konzert war aber voll in Ordnung. Wet Dream und Chaise Longue haben schon Spaß gemacht. Keine Ahnung, ob ich es nochmal probieren werde mit der Platte, aber so als Einstieg in die zweite Konzertsommerhälfte war das schon okay.

Danach haben Yet No Yokai gespielt. Laut Veranstalter:innen Psych-Rock. Wir haben das Konzert allerdings für eine Essenspause genutzt. Die Musikfestwochen haben immer eine sehr liebevolle Deko und ein gutes veganes/vegetarisches Essensangebot. Die Container mit den jeweiligen Essensbuden sind in eine Holzkonstruktion eingebaut und oben hat es eine Dachterrasse. Das komplette Festival ist in die Altstadt von Winterthur eingebaut. Bei der Hauptbühne hat es auch sehr schöne Lichterketten und so. Die Atmosphäre ist immer ganz toll und so macht es auch Spaß, einfach nur da zu sitzen und es zu genießen.

Um 20 Uhr gab es dann Fontaines D.C. Kamen hier im Forum ja auch nicht immer gut weg, aber ich habe sie zum ersten Mal gesehen und ich fand es sehr gut. Kraftvoll, energiereich und nicht arrogant oder so etwas in der Art. Nach ca. der Hälfte gab es dann Probleme mit dem Sound, was eine Unterbrechung zur Folge hatte und die Band ging von der Bühne. Hat aber nicht geschadet und ich fand die zweite Hälfte noch besser. Gespielt haben sie sich quer durch das Material der bisherigen drei Alben, wobei der Fokus auf dem aktuellen Album lag.

Nur ist mir wieder aufgefallen, wieso ich kleine Festivals mit viel Platz wie das Maifeld so sehr schätze und liebe. Wir standen bei Fontaines zunächst etwas weiter vorne, aber noch lange nicht in den ersten Reihen. Ich mag einfach solches Gedränge nicht. Die Leute gehen an einem vorbei und stoßen einen immer wieder an und drängen. Wir sind dann weiter hinter und hatten dadurch auch ausreichend Platz zum Tanzen und hatten trotzdem einen guten Blick auf die Bühne. Ansonsten war das Publikum ganz angenehm.

Übermorgen geht es dann weiter mit dem Zürich Open Air. Da haben wir ein Tagesticket für den Dienstag.

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 28. Aug 2022, 16:58

Ich war letzten Wochenende auf dem Arctangent in der Nähe von Bristol, mein zweiter Besuch nach 2017. Damals bin ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag angereist. Das Festival findet von Donnerstag bis Samstag statt, wobei es mittlerweile einen zusätzlichen Tag am Mittwoch gibt. Allerdings wurde an dem Tag nur eine Bühne bespielt und es gab eine limitierte Anzahl an Tickets. Ich bin dieses Jahr schon von Dienstag auf Mittwoch angereist, habe dann aber doch lieber die Fiddlehead Show mitgenommen und eine Nacht im Hostel gepennt. Anreise also am Donnerstag, der Shuttle Bus hält an verschiedenen Stellen in Bristol und brauch knapp 45 Minuten zum Gelände. Die Tickets dafür sind leider unverschämt teuer.
Angekommen auf dem Gelände hat sich doch einiges geändert. Erst einmal zum Camping. Es gibt mittlerweile Duschen. Allerdings nur acht Stück für schätzungsweise 3000 Menschen auf dem General Campingplatz, wie es beim VIP Camping aussah weiß ich nicht. Ich war immer morgens zwischen 6 und 7 Uhr duschen und musste nicht anstehen, aber danach gab es eigentlich keinen Moment, in dem die Schlange nicht lächerlich lang war. Hier besteht Verbesserungsbedarf. Dagegen gibt es sehr viele Wasserstellen auf dem Campingplatz, gute Sache. Bei den Toiletten sah es dagegen wieder katastrophal aus. Schätze 25 Stück für den Campingplatz, den ganzen Tag Schlangen und ich glaube, sie wurden nicht einmal geleert, sodass ab Samstagmittag alle Klos voll waren, sehr widerlich. Klopapier habe ich auch nicht einmal gesehen. Das sind alles Probleme, die ich von Major Festivals erwarte, aber nicht unbedingt hier.
Auch auf dem Infield zeigt sich eine gewisse Ambivalenz. Zum Einen wird extra auf ein Safeword hingewiesen, welches man den Mitarbeitenden gegenüber bei Problemen erwähnen kann. Auf der anderen Seite gab es hier auch zu wenige Toiletten, immerhin wurde die Toiletten hier gereinigt. Wasserstellen gab es wiederum reichlich, wobei man diese theoretisch nicht braucht, denn es gibt von Bändchen abgesehen keine Kontrollen beim Einlass, alles ist erlaubt. Essen, Getränke, Stühle, alles sehr entspannt und es wird natürlich auch dankend angenommen. Ich habe mich was das Essen angeht allerdings mehr den Ständen gewidmet. Gutes Angebot, auch vegetarisch/vegan, die Wartezeiten hielten sich auch in Grenzen, leider war alles sehr teuer. Das Festival war dieses Jahr zum ersten Mal komplett cashless und es hat wunderbar funktioniert.
Im Gegensatz zu 2017 gab es 2022 fünf statt vier Bühnen. Es wirkte generell alles etwas kompakter. Im Endeffekt ist der Aufbau aber gleichgeblieben. Auf beiden Seiten des Geländex stehen jeweils eine große und eine kleine Bühne, wobei jeweils die gegenüberliegenden kleinen und großen Bühnen bespielt werden. Alle Bühnen sind in Zelten. Die neue, kleinste Bühne steht quasi in der Mitte und beherbergt auch den Merch. Um ehrlich zu sein hätte ich die Bühne nicht gebraucht und wäre dafür das Zelt nur für den Merch zu nutzen. Der Merchverkauf ist die größte Enttäuschung des Festivals, primär der Verkauf des Bandmerch. Dafür gab es ca. so viel Platz wie für den Festivalmerch, sodass jede Band im Schnitt zwei Shirts präsentierte. Der Merch wurde dann von Volunteers verkauft. Ich finde es viel schöner, wenn bei kleinen Festivals den Bands Platz für ihren Merch geboten wird. Das schaffen vergleichbare Festivals wie das dunk! Und das Roadburn auch.
Wettertechnisch war es ein klasse Wochenende. 2017 hat es geschüttet wie aus Eimern und das ganze Gelände bestand nur noch aus Schlamm. Das scheint auch die Regel bei dem Festival zu sein. Am Wochenende war es bis auf ein paar Schauer am Donnerstag die ganze Zeit warm und trocken. Perfektes Festivalwetter. Nun zu den Bands:


Donnerstag:
Bonnacons of Doom – Guter Festivalstart. Hatte mich vorher nicht wirklich mit der Band beschäftigt. Das Doom im Namen ist allerdings Programm. Ob die Aufmachung der Mitglieder, bei der von der Sängerin abgesehen alle Radkappen-ähnliche Masken trugen, jetzt cool oder daneben war, muss ich mir noch überlegen.

Qariaq – Eine von diversen Math Rock Bands auf dem Festival. Das Genre findet im Gegensatz zum dunk! Festival einen großen Platz im Line Up. Gute halbstündige Unterhaltung.

Pijn – Guter Post-Metal Gig vor einer ziemlich großen Crowd zu dieser frühen Uhrzeit. Vor einigen Jahren war die Band gleichauf mit Conjurer, die am Samstag gespielt haben. Letztere haben Pijn in der letzten Zeit allerdings ein Bisschen den Rang abgelaufen in meinen Augen.

Vasa – Der beste Math Rock Gig des Wochenendes. Verspieltes Chaos, sehr schön gemacht. Bei Math Rock ist es in meinen Augen immer eine sehr Dünne zwischen gut und nervig, aber diese Band hat komplett abgeliefert ohne gewollt zu klingen.

DNVE – Erste Band, die mich nicht abgeholt halt. Durchschnittlicher Progressive Metal, auch ein Genre, welches es schwer hat bei mir.

Bicurious – Guter Post-Rock/Math Rock Gig. Das Rad wurde sicherlich nicht neu erfunden, aber muss es ja auch nicht.

A.A. Williams – Großartige Stimme, großartige Songs. Es würde mich wundern, wenn die Dame nicht in die Größen von Emma Ruth Rundle und Chelsea Wolfe vorstößt. Das Potential ist sowas von vorhanden.

Coldbones – Guter Post-Rock Auftritt. Klar, das Rad wird nicht neu erfunden, aber das passiert in dem Genre sowieso nicht mehr.

Delta Sleep – Einer der enttäuschenderen Gigs des Tages. Es war nicht schlecht, aber der Math Rock plätscherte so vor sich hin ohne mich wirklich zu catchen.

Imperial Triumphant – Sehr interessante Band, alle Mitglieder aufwendig verkleidet. Sound ist Black Metal, aber so weit weg vom klassischen Black Metal Sound wie man es sich nur vorstellen kann. Sehr viele experimentelle Parts dabei, habe ich in der Form so noch nie gesehen /gehört. Werden auf jeden Fall nochmal ausgecheckt.

Perturbator – Die habe richtig abgeräumt. Es war unglaublich voll vor der Bühne und das Publikum war komplett drin. Ich leider nicht, dieses Synthwave Ding holt mich auf Dauer nicht ab. Außerdem fand ich die Lichtshow mit dem Pentagram etwas weird. Aber trotzdem cool, dass das Festival auch solche Acts bucht und für Abwechslung sorgt.

Outlander – Habe Perturbator nicht komplett geguckt, sondern bin zur anderen Stage zu Outlander. War im Endeffekt keine gute Idee, da der Auftritt enttäuschend war. Post-Rock, schon drölfmal gehört, oft auch besser. Hatte lieber Perturbator komplett gucken sollen.

Bossk – Fantastischer Post-Metal Auftritt, auch wenn der auf dem Arctangent 2017 noch einen Ticken besser war. Mächtige Soundwand, die Stimme des Sängers fügt sich auch gut ein, es passt eigentlich alles. Die Band ist in meinen Augen ziemlich underrated. Nicht in UK, aber auf dem Festland findet sie quasi nicht statt. Bin echt happy über die Tour mit Envy im Oktober. Wird auf jeden Fall mitgenommen.

Amenra – Bin bei Festivalgigs immer gespannt, wie gut die Visuals wirken. War hier vollkommen in Ordnung, vor allem, da es auch mittlerweile dunkler wurde. Ansonsten ein etwas gekürztes Set. Wie immer ziemlich mächtig. Bin und bleibe Fanboy. Leider musste sich der größte Trottel überhaupt zwei Minuten nach Beginn des Sets genau dort wo ich Stand nach vorne drängeln und auch die Klatschversuche der Crowd während „A Solitary Reign“ waren irgendwie unangenehm. Dennoch wie eigentlich immer großartig. Könnte ich jede Woche gucken.

Maybeshewill – Der Gig auf dem Arctangent 2020 sollte eigentlich die Reunion Show der Band werden, doch dazu kam es bekannterweise nicht. Mittlerweile gab es einige Shows und auch ein neues Album. Dennoch hatten die Leute Bock. Gab das übliche Set, welches sowohl die Klassiker als auch das neue Album abdeckt. Guter Gig, die Band wurde auch ziemlich abgefeiert. Es war auch um einiges besser als in Köln im März dieses Jahr als man der Band noch ihren Rost von der der langen Pause angemerkt hat. Das war dieses Mal nicht der Fall.

Cult of Luna – Bei all den großartigen Namen im Line Up muss ich sagen, dass die Headliner 2017 mit Russian Circles, Converge und Explosions in the Sky deutlich besser meinen Geschmack getroffen haben. Dieses Jahr hatte ich eigentlich nur auf Cult of Luna so richtig Bock. Die haben allerdings einen würdigen Headliner abgegeben und ein klasse Set gespielt. Kaum eine Band baut so eine mächtige Soundwand auf. Einfach nur beeindruckend. Kommen ja im Oktober direkt wieder auf Tour mit Caspian. Wird mitgenommen.


Freitag:
Five the Hierophant – Gutes Doom Set zum Start in den Tag. Gab auch einige Jazz-Anleihen. Des beste Opener des Wochenendes für mich.

Heisa – Solides Indie/Math Set. Nichts, was mich dazu bewegen würde, eine Platte zu kaufen oder eine Soloshow zu besuchen, aber auf einem Festival bei Gelegenheit gerne wieder.

Hippotraktor – Letztes Jahr schon mal in Belgien gesehen und damals für gut befunden. Dieses Mal hat mich der Progressive/Post-Metal nicht so ganz abgeholt. Vielleicht braucht es hier einen dritten Livegig für die finale Entscheidung, ob ich die Band supporte.

Odradek – Eine von diesen UK Math Rock Bands, bei denen es leider nicht cool, sondern nur anstrengend klingt. Vielleicht der schlechteste Gig des Wochenendes, den ich gesehen habe.

Mol – Guter Black Metal Gig. An einigen Stellen hätte es gerne noch etwas mehr Geballer sein dürfen, aber das hat wirklich Spaß gemacht.

Astrosaur – Recht sanfter Progressive Rock. Hat mich auch nicht vollständig abgeholt.

Covet – Leider kein Basement Secret Gig, sondern sehr minimalistisch gehaltener Math Rock. Irgendwie die perfekte Mucke für den sonnigen Nachmittag. Waren auch sehr dankbar über den Zuspruch. Hat richtig Spaß gemacht.

Slow Crush – Shoegaze aus Belgien, der ja mittlerweile in aller Munde ist. Vollkommen zurecht wie ich finde. Astreine träumerische Mucke, sehr schöne Stimme der Sängerin, die beim ersten Song kurz auf der Bühne hingefallen ist, aber sich nicht davon hat beirren lassen. Richtig Bock auf die Tour mit Deafheaven.

Blanket – Solider Post-Rock Gig mit viel Gesang, aber ich glaube, an dieser Stelle habe ich die falsche Entscheidung getroffen, welchen Act ich gucke. Ich hätte zu Oranssi Pazuzu gehen sollen.

Alpha Male Tea Party – Wollte eigentlich Bruits gucken, aber deren Soundcheck hat ewig gedauert. Bin dann rüber zur anderen Bühne. Die Band ist in der UK Math Rock Community eine ziemliche Institution und spielen auch gefühlt jedes Jahr auf dem Festival. Auftritt war ganz gut, besser als 2017, aber es wird nicht meine Lieblingsband.

Caspian – Vielleicht die beständigste Post-Rock Band im Game. Viele Touren, liefern eigentlich immer ab und wirken auch extrem freundlich. An diesem Tag ebenfalls. Es wurde einiges vom „neuen Album“ aus 2020 präsentiert. Generell ist die Setlist nicht mit meinen Favoriten gesegnet, aber die Show war trotzdem schön.

Rivers of Nihil – Progressive Death Metal, einer der härteren Acts des Wochenendes. War ganz cool, aber ist auch nichts, was ich mir außerhalb eines Festivals unbedingt angucken muss.

Mono – Sehr schöner Gig, behutsame Aufbauten, starke Ausbrüche, erdrückende Soundwände. Die Band aus Japan überzeugt eigentlich auch jedes Mal. Sehr schade für Stake, die ich gerne gesehen hätte.

Paranoid Void – Ziemlich verspielter Post-Rock und eine schöne Abwechslung nach Mono. Aufgrund von Zeal & Ardor, die parallel spielten, war allerdings kaum jemand vor der Bühne. Sehr schade.

Palm Reader – Vor Jahren mal beim Pukkelpop gesehen. Damals wie auch dieses Mal ganz solider Gig. Post-Hardcore mit einigen Math Anleihen. Es bräuchte für mich etwas mehr Chaos.

Tesseract – Nur ne halbe Stunde geguckt und es ist und bleibt einfach nicht meine Band. Die können zocken, der Sänger klingt gut, aber es geht völlig an mir vorbei. Hab es dann vorgezogen, etwas früher ins Bett zu gehen.


Samstag:
Dead Bird – Wieder mal ein solider Start in den Tag. Post-Rock/Math Rock, das übliche.

STANLÆY – Experimenteller Art Pop, war ganz in Ordnung, aber mehr auch nicht.

Jo Quail – Leider nur 30 Minuten Spielzeit, viel zu wenig, denn es war klasse und die Crowd komplett drinnen. Es freut mich wirklich für die sympathische Dame, dass sie, die ich immer „nur“ als Support wahrgenommen habe, vor so vielen Leuten spielt und so gute Zuschauerreaktionen bekommt. Natürlich wurde wieder viel geloopt. Alles cool.

Ithaca – Haben vor ein paar Wochen ihr Album rausgehauen, welches auch glaube ich ganz gute Kritiken abbekommen hat. Interessanter Mathcore, der Gig war auch gut. Mir haben die Songs besser gefallen als auf Platte, gerne bei Gelegenheit wieder.

Kokomo – Duisburger Local Heroes, musste ich natürlich auf großer Bühne gucken. Es war wie immer gut, auch wenn ich noch etwas skeptisch gegenüber den Songs mit (gutturalem) Gesang bin. Bei den Ansagen hat man allerdings gemerkt, dass die Band doch ziemlich nervös war, kam aber sympathisch rüber. Das nächste Mal dann wieder vor 80 Leuten in NRW.

Sergeant Thunderhoof – Stabiler Stoner. Wegen Nahrungsaufnahme nur nebenbei geguckt, aber es hat ordentlich gegroovet. Hoffentlich gibt es auch hier ein nächstes Mal.

Conjurer – Das war der Wahnsinn. Die neue Platte ist wirklich gut und ich hatte hohe Erwartungen, aber sie wurden übertroffen. Gefühlt waren auch alle Zahlenden vor der Bühne. Der Progressive Metal mit Death Metal Anleihen wurde astrein vorgetragen. Der Gesang war top, es war einfach klasse. Das Beste, was Post-Metal im Moment zu bieten hat.

Famyne – Guter Doom Metal Gig, aber natürlich war kurz die Luft raus nach dem Conjurer Gig. Sind bei mir etwas unterhalten.

Castrovalva – Sehr anstrengender Math Rock. Am Anfang ging es noch halbwegs klar, aber mit fortschreitender Dauer war ich nur noch genervt.

Emma Ruth Rundle – Hat wie schon in Bochum „Engine of Hell“ komplett gespielt, bei einem Song mit Jo Quail als Gast. War wieder astrein und die Dame ist auch eine sehr lustige Persönlichkeit. Leider gab es hier viel Gelaber und der Soundcheck der benachbarten Bühne war auch zu hören. Schade, aber trotzdem hat es sich gelohnt.

The Armed – Die „Ultrapop“ hat mir gefallen und ich war wirklich gespannt wie das auf der Bühne rüberkommt und es war das absolute Chaos. Der Sänger springt ins Publikum, es gab ordentliche Pits. Außerdem wurden ständig Instrumente gewechselt. Jeder durfte mal ans Mikro auf der Bühne, Mikroständer flogen durch die Gegend. Man muss hier auch mal den Stagehand loben, der alles in aller Ruhe wieder aufgestellt hat während um ihn herum das Chaos herrschte. Es war absolut großartig und muss in einem kleinen Raum noch besser sein. Bitte unbedingt für ne Solo Tour wieder rüberkommen.

Lightning Bolt – Das Chaos ging weiter. Die zwei Dudes haben das Zelt komplett abgerissen. Gefühlt 35 Songs gespielt, der verzerrte Gesang passte auch perfekte ins Bild. Es war großartig.

TWDY – Erstmal zum Namen. This Will Destroy You ist so ein guter Name, wieso kürzer sie es jetzt ab? Naja, der Gig war auf jeden Fall klasse. Die Band gehört auch zu den Post-Rock Bands, die nichts überstürzen. Langsame Aufbauten, aber man wird am Ende belohnt. Zusätzlich hatte die Band in meinen Augen die beste Lichtshow des Wochenendes.

Godflesh – Es war gut, aber insgesamt fällt der Gig wohl eher in die Kategorie „Schön mal gesehen zu haben“. Industrial meets Doom, es klang alles sehr ähnlich, aber keineswegs schlecht. Vielleicht war ich auch einfach etwas erschlagen von den guten Gigs zuvor.

Pupil Slicer – Absolutes Mathcore Chaos, 30 Minuten die perfekte Spielzeit, um die maximal mögliche Energie auf die Bühne zu zaubern. Fand die Platte schon gut und der Gig war besser als erwartet. Sehr, sehr gerne auch mal solo.

Opeth – Ich hab knapp eine Stunde gesehen und es war cool, aber ich war etwas kaputt. Es ist schon alles irgendwie beeindruckend komplex, aber nach einer Show der Band reicht es mir dann auch wieder für fünf Jahre. Kann ich wirklich nicht allzu oft gucken. Probs gehen aber raus an den Sänger, der richtig lustig ist. Etwas antiklimatisch war allerdings das Ende, da die Band nach 90 Minuten Spielzeit (2 h standen im Plan) wortlos von der Bühne ging. Mir war es recht egal, aber diverse Besucher waren richtig angepisst.

Her Name is Calla – Aufgrund des frühen Endes noch ne halbe Stunde Her name is Calla geguckt. Schon 2-3x gesehen, die Band war nie mein Favorit und das ändert auch dieser Gig nicht. Es ist nicht schlecht, aber es gibt ganz wenige Post-Rock Bands mit durchgehendem Gesang, die ich wirklich gut finde. Sie gehören nicht dazu.


Fazit:
Es war ein klasse Wochenende und auch, wenn ich oben Kritikpunkte geäußert habe, die in meinen Augen gut zu beheben wären, ist das Line Up einfach überragend. Es wird sicherlich nicht mein letzter Besuch gewesen sein.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 28. Aug 2022, 19:20

Ich war gestern in Duisburg auf dem Platzhirsch Festival, Duisburgs kleines Reeperbahn Festival. Zentraler Anlaufpunkt ist der Dellplatz, 15-20 entspannte Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Dort standen dieses Jahr zwei Bühnen. In den umliegenden Locations fanden ebenfalls Shows statt. Das Festival findet von Freitag bis heute statt, aber mein Besuch beschränkte sich auf den gestrigen Tag. Neben Musik gibt es Lesungen, Workshops und ein großes Programm für Kinder. Dementsprechend bunt ist auch das Publikum, quasi offensichtliche Konzertgänger:innen treffen auf Familien und Anwohner:innen, die das Ganze vielleicht eher als zusätzliches Stadtfest sehen. Die Veranstaltung ist auch seit einigen Jahren kostenlos. Das Musikprogramm ist aber keinesfalls auf Stadtfestniveau, sondern eigentlich ziemlich unpassend für eine solch kostenlose Veranstaltung. Jedes Jahr treten 1-2 Sachen auf, die ich cool finde, was immer einen Besuch nach sich zieht. Das Einzige, was dieses Jahr etwas schade war, war die maue Essensauswahl. Haben uns dann anderweitig versorgt. Zu den Bands:

Peuk – Indie/Noise Rock aus Belgien. Hat nicht mein Leben verändert, aber war durchaus unterhaltsam und wurde auch gut angenommen von der Crowd. Vor der kleineren Bühne war es leider etwas eng, aber ich habe keinen Stress beobachtet. Alles friedlich soweit.

Wyatt E. – Einer von zwei Gründen für meinen Erscheinen. Doom, langsam vorgetragen, kaum Gesang und wenn, dann nur verzerrt. War klasse, wenn auch etwas zu kurz. Ich war wirklich gespannt, wie das Publikum auf die Band reagiert, wobei offensichtlich war, dass diverse Leute für die Band dort waren. Der Rest fand es überwiegend auch ganz spannend bis auf ein paar Ausnahmen. Warum man zum Ende hin während einer leisen Stelle laut „Boring“ schreien muss, weiß aber wohl nur die Person selbst.

Friends of Gas – Post-Punk, nie so meins gewesen und wird es auch nach dem Auftritt nicht. Die Stimme der Sängerin war darüber hinaus ziemlich kratzig, hat mich nicht so abgeholt, aber hatte auch durchaus seine Fans.

Knarf Rellöm Arkestra – Sorry, wenn ich das so sage, aber ich habe wirklich lange nicht mehr eine so unlustige Scheiße gesehen. Funkiger Sound, der erstmal egal war, aber dazu unerträglicher Gesang, unlustige Texte, noch unlustigere Mitmachparts, die von diversen stark alkoholisierten Menschen dankend angenommen wurde. Der Sänger wäre glaube ich gerne wie Helge Schneider, aber er ist es nicht. Schlimm, einfach nur schlimm.

Patrick Walker – Die beste Location des Festivals ist die Kirche auf dem Dellplatz und zum Glück hat er hier gespielt. Die Acoustic ist fantastisch und es waren auch nur Leute anwesend, die ruhig waren und das Set genießen wollten. Es wurden viele Songs von der aktuellen 40 Watt Sun Platte gespielt, auch ein paar ältere. Ansagen waren rar und kurz, aber sehr sympathisch. Der Herr hat eine Wahnsinnsstimme, man kann es nicht anders sagen. Das Tageshighlight für mich und eine klasse Buchung des Festivals.
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Wishkah
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Wishkah » So 28. Aug 2022, 19:30

SammyJankis hat geschrieben:
So 28. Aug 2022, 19:20
Patrick Walker – Die beste Location des Festivals ist die Kirche auf dem Dellplatz und zum Glück hat er hier gespielt. Die Acoustic ist fantastisch und es waren auch nur Leute anwesend, die ruhig waren und das Set genießen wollten. Es wurden viele Songs von der aktuellen 40 Watt Sun Platte gespielt, auch ein paar ältere. Ansagen waren rar und kurz, aber sehr sympathisch. Der Herr hat eine Wahnsinnsstimme, man kann es nicht anders sagen. Das Tageshighlight für mich und eine klasse Buchung des Festivals.
Neid! Das Album ist immer noch eins meiner Jahres-Highlights. :smile:

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Sa 3. Sep 2022, 23:01

War am Freitag in Potsdam beim Le desordre c`est moi Festival. Tageskarte stabile 16 €. Hingegangen wegen Ithaca und Respire, deren letzte Alben ich beide sehr feiere. Das Festivalkonzept war es, insbesondere queere/FLINTA-Acts einzuladen, was in der Szene schon eher selten ist (korrigiert mich gern, wenn ich falsch liege). An sich eine coole Sache, wäre da nicht der Umstand, dass sich beispielsweise Workshops am Festivalsamstag ausschließlich an diese Personen richteten. Nunja. War ein Open-Air, gab diverse nette Labelstände und Merch, allerdings nur einen Essensstand mit veganem Döner.

War bisschen spät dran, habe aber noch fast den geammten Auftritt von Finisterre mitbekommen, die ziemlich ruppigen Hardcore-Punk auf die Bühne brachten. War nicht ganz meines, aber auch nicht komplett übel (vom Sound abgesehen), dazu aber eine sehr wichtige Ansage bzgl. der Transperson, die die Tage nach einem Angriff in Münster verstorben ist.

Danach spielten Laudare einen Mix aus Black-Metal, Blackgaze und Postrock. Wunderte mich schon beim Aufbau, dass zentral auf der Bühne ein E-Cello platziert wurde. War eigentlich ganz gut, eine Sängerin war fürs Growlen zuständig (sehr gut), die Cellistin für wenige cleane Vocals (gut bis okay) und der Gitarrist durfte auch ab und an mal ran (schlimm). Bis auf den letzten Track, als besagter Typ eine Art 70er-Progressive-Rock-Ausdrucksgesang aufs Parkett gelegt hat (sehr, sehr schlimm) war es dann doch eine halbe Stunde gute Unterhaltung.

Es folgten Anti-Corpos, die sich wohl teils letztes Jahr erst auf dem Festival kennengelernt haben. So richtig verstanden hat man es nicht, was auch auf den wiederum eher mies abgemischten Gesang zutreffen sollte (so wie bei jedem Act des Abends). Musik war wieder Hardcore-Punk, diesmal mit metallischen Anleihen. Ging die halbe Stunde auch ganz gut rein. Bewegung hier übrigens keine, das sollte auch den Rest des Abends so bleiben. Keine Ahnung wieso, hätte hier zumindest mal bei irgendeiner Band Action erwartet, gerade bei Ithaca. Aber nein, die 200 - 300 Leute (? bin schlecht im schätzen) standen eher rum, bisschen Eigenbewegung, aber bloß nicht einen Meter nach links oder rechts. Nachdem mich bei Respire auch zwei Hipster vor mir mit ihren scheiß fetten Rucksäcken in der zweiten Reihe nervten, ging es für Ithaca auch direkt nach ganz vorn.

Respire sind einerseits eine extrem sympatische Band, anderseits auch eine ziemlich gute. Problem: Es lief nicht so bei ihnen. Direkt im ersten Song ist einem der drei Gitarristen eine Saite gerissen, was dann erstmal ewig repariert werden musste und leider auch zu Lasten der Spielzeit ging. Auf Platte sind die ja so Hardcore-Post/Hardcore mit Streichern, die sie aber leider in gar keiner Weise dabei hatten. Trotzdem gute Show, hatte sich bis hierhin schon gelohnt. Danach noch die Black Line für nen 5er (sehr fair) auf CD mitgenommen und gesehen, dass die Band an diesem letzten Abend der Tour für 150 € ihren Bass zum Kauf angeboten haben.

Es war mittlerweile fast halb 12, was angesichts des Faktors Open Air mitten in der Stadt schon sportlich war, ehe Ithaca auf die Bühne kamen. Ab der ersten Sekunde: Bester Gig des Abends. Haben in etwa 40 Minuten alles abgerissen, was ging. Von der Sängerin waren zwar nur die Schrei-Parts zu hören, aber das Tat dem ganzen keinen Abbruch. Der Rest war druckvoller, heftiger Hardcore in einer Lautstärke, die sonst keine band des Abends auf die Bühne brachte. Dazu: Sympatische Ansagen, die hatten richtig Bock und Freude, da zu sein.

fipsi
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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 10. Okt 2022, 15:55

Am Wochenende ging es mal wieder nach Barcelona. Diesmal stand nicht das Primavera, sondern das Amfest auf dem Programm. Das Festival fand in einer Mehrzweckhalle statt. Dort waren drei Bühnen aufgebaut, ein kleiner Bereich mit Sitzplätzen sowie ein kleiner Foodcourt, welcher neben den hohen Temperaturen in der Halle einer der großen Kritikpunkte für mich war. Es hat so sehr nach Fett und Foodtruck gerochen, dass es echt anstrengend und unappetitlich war. Sonst wurde aus der Halle aber noch das beste rausgeholt. Durch die drei Bühnen gab es auch sehr ordentliche Spielzeiten und der Sound ist nirgendwo richtig negativ aufgefallen. Die geringen Wartezeiten an den Bars und die günstigen Preise (2,50 für Softdrinks) waren auch sehr lobenswert. Kommen wir aber zur Musik.

Am Donnerstag sind wir spät zur Halle und haben schnell unser Bändchen geholt. Auf der Bühne waren dann noch Elder. Musikalisch hat es mich nicht komplett abgeholt, aber als Einstieg in das Wochenende und ein Gefühl für das Ambiente zu bekommen, war es doch ganz gut.

Freitags wurde man am Morgen erstmal von Regen überrascht und ist dann eher ruhig in den Tag gestartet um pünktlich 16 Uhr beim ersten Highlight zu sein. Birds in Row wussten mit ihrem vielseitigen Sound wirklich zu überzeugen. Es gibt so viele verschiedene Einflüsse von Emo, Hardcore bist Post-Metal, die ziemlich gut zusammengeführt werden. Mit 50 Minuten gab es auch eine überraschend lange Spielzeit. Das frühe Kommen hat sich also voll gelohnt.
Wenig später folgten dann GGGOLDDD. Die Alben geben mir nicht wirklich viel, aber live war es wieder mal sehr schön. Die Sängerin konnte mit ihrem Gesang auch sehr überzeugen, was nicht alle an dem Wochenende konnten (Ich meine euch Svalbard und Deafheaven). Gerne wieder und doch eine Empfehlung für Liebhaber von ruhigeren Post-Metal.
Zum persönlichen Tagesabschluss gab es dann noch Cult of Luna. Der Post-Metal wurde sehr stark auf die Bühne gebracht. Schön die Band endlich mal gesehen zu haben, aber das ganz große Highlight blieb eher aus.

Dafür war dann der Samstag da. Anna von Hausswolff eröffnete für mich den Tag und es war wieder mal richtig stark. Zum Beginn gab es noch sehr viel Instrumentalparts, aber im weiteren Verlauf hat es sich immer mehr gesteigert und auch die tolle Stimme kam wunderbar zum Einsatz nachdem sie die Tage zuvor krank war.

Danach folgte für mich der Hauptgrund für den Besuch des Festivals mit Lingua Ignota. Der Auftritt lieferte alles, was ich mir erhofft hatte. Die Vocals kamen sehr gut zur Geltung und das Publikum wusste um mich herum den Auftritt mit der nötigen Ruhe zu würdigen. Verstörender als die Musik waren wohl nur die Visuals mit tanzenden Menschen und die vielen glücklichen Gesichter im
Publikum. Ich war aber auch mehr als zufrieden mit dem Auftritt und hatte danach eigentlich keine weiteren Erwartungen an dem Abend. Nach einer kurzen Pause war es dann Zeit für die Band mit den roten Stirnlampen. Die Rede ist natürlich von den einzig wahren Celeste. Die Band kam als Ersatz für TWDY und für mich hätte es besser kaum kommen können. Musikalisch und von der Inszenierung hat mich der Post-Metal der Franzosen echt komplett abgeholt. Sehr gute Show.
Zum krönenden Abschluss standen dann noch Carpenter Brut an. Wir haben uns etwas weiter hinten platziert und es gab gut Platz zum tanzen, was man wirklich gebraucht hat. Weiter vorn gab es auch noch einen Moshpit und es sind mindestens drei Polonaisen durch die Halle gezogen. Stimmungsmäßig war es wirklich schwer zu toppen. Der Darksynth-Sound war wirklich die perfekte Partymusik für dieses Festival. Zum Schluss gab es das Maniac Cover und die Halle ist nochmal komplett eskaliert. Was für ein Abschluss für den ohnehin schon starken Tag.

Der Sonntag war dann eine Zugabe. A.A. Williams war der Auftakt. Musikalisch konnte das schon überzeugen, aber der Gesang war leider arg monoton und schwach. Schade.
Danach kamen Deafheaven und das war einfach nur schlimm. Die ersten 20 Minuten waren dem neuesten Album gewidmet und für mich hat einfach nichts gepasst. Der Shoegaze Sound war noch solide, aber der Sänger hat mit seiner Stimme und seinem Gehabe alles gestört. Die Publikumsanfeuerung waren für mich richtig peinlich und passen vielleicht zu einer Band wie Parkway Drive, aber hier war es komplett fehl am Platz. Ich bin dann auch frühzeitig gegangen. Vorne haben es genug Zuschauer gefeiert aber für mich war es einfach eine Katastrophe.
Das Festival wurde danach von Godspeed You! Black Emperor abgeschlossen. Der Auftritt war richtig gut, auch wenn ich mich nach einer Weile dazu entschieden hatte die Menge zu verlassen und mich hinten in der Halle hinzupflanzen. Dort war ich nicht allein und es gab einige Besucher, die dort auch der Show ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Über die Qualitäten und muss man wohl nicht viele Worte verlieren. Es war ein sehr guter Abschluss des Festivals, wenn auch etwas kurz mit 75 Minuten Spielzeit.

Die Reise nach Barcelona hat sich für das Festival jedenfalls gelohnt. Es gab viele gute Auftritte zu einem mehr als fairen Preis. Gefühlt alle Touren von interessanten Bands die aktuell laufen waren gebucht und so für mich eine sehr lohnenswerte Geschichte. Gerne wieder, wenn es passt.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 10. Okt 2022, 20:36

Die letzten vier Tage lief in Barcelona das Amfest mit herausragendem Preis/Leistungsverhältnis. 85 € für um die 30 Acts. Rundherum: die Location wechselt scheinbar jedes Jahr. Dieses Jahr ging es nach/in La Farga. Das ist ein Einkaufszentrum mit angehängter Messehalle, in der dann auch das Festival stattfand. Drei Bühnen waren drinnen aufgestellt, die abwechselnd bespielt wurden. Man konnte so, wenn man wollte, alle Bands anschauen. Obwohl das Festival eine Art ausverkauf meldete, war die gesamte Halle nie mehr als 1/3-1/4 gefüllt. Vorab wurden einige Dinge kommuniziert, die teils echt nett waren. Beispielsweise, dass Menschen bis 23 freien Eintritt erhalten und auch gebeten wurde, zumindest bei ruhigen Acts auch mal die Klappe zu halten, was angesichts des üblichen Laberspanier-Problems komplett verständlich war. Faires Merch: 15 € das Shirt. Bei den Bands übrigens im Schnitt 20-25, vereinzelt drüber (Godspeed 35, nunja)

Zu den Bands: es ging Donnerstag mit einem Warmup-Tag los, von dem wir Anreise bedingt recht viel verpassten. Spanien-unüblich ging es nicht spät los und dauert die ganze Nacht, sondern teils 16 Uhr (bis 1.30 Uhr etwa). Mit kommt sowas sehr entgegen, wenn man jedoch bisschen was nebenbei noch machen möchte, sind die frühen Bands ganz schön knapp. Gesehen am Donnerstag: bisschen was von Oranssi Pazuzu, was nett klang, ohne groß zu packen (dafür war das gesehene zu kurz) und Elder, die ziemlich stumpfen Stoner/Doom Metal spielten. Als Start ins Festival ganz nett. Witzig war beim Elder-Bassspieler, dass er wohl vor sich ein Gebläse hatte, welches ihm permanent die Mähne wie in einem shampoo-Werbespot wegblies.

Freitag startete dann früh 16 Uhr mit Birds in Row. ziemliche Qualität zu Beginn, deren Mischung aus Mathcore/Postmetal/Postrock/Melancholischem Emo überzeugte. Man merkt, dass die Band sich an vielen, vielen Stellen bedient, fügt das aber recht interessant neu zusammen. Bisschen wie Converge, mit weniger Krach, aber mehr Verspieltheit. Danach spielte Lili Refrain allein geloopten Ethno-Folkrock mit Fokus auf Drumming und Stimmexperimente. Hat mich leicht an Heilung erinnert. War nicht schlecht, habe es aber nur aus dem Sitzbereich zwischen den Bühnen angeschaut. Für mich interessant weiter ging es mit GGGOLDDD , die nun schon seit einer Weile ihr aktuelles Album betouren, was komplett gespielt wurde. Der Mix aus düsterem Rock, Elektro und der (Leidens)Geschichte der Sängerin kam auf der großen Hauptbühne gut an, fand sie deutlich besser als bei ihrem Amenra-Support Anfang des Jahres. Nach GGGOLDDD spielten Svalbard, die für mich schon vor dem Gig gewonnen hatten, denn sie verkaufen Merch mit Katzenmotiven. Fand es beim Vorab-reinhören auch echt ansprechend, die Qualität der Live Darbietung ließ uns nach nichtmal 10 Minuten nach draußen flüchten. Das war katastrophal schlecht. Komplett unwürdig gemixt Growls von Sängerin und einem anderen Dude, dazu ziemliches Gerumpel über einem in unpassender Lautstärke darunterliegendem Backingtrack und peinliche Metalposen. Während Foxtails spielten, wurde die Essenspause für einen miesen Burger genutzt, der mich dank sofort eintretenden Magenproblemen fast den nächsten Auftritt gekostet hätte: Cult Of Luna.höre die nun seit knapp 20 Jahren, hatte schon zwei Mal Karten und jedes Mal vorher krank geworden. Dieses Mal durchgehalten. Es war ein guter Auftritt. Mit Cold Burn haben sie einen Opener für jedes Konzert bis zum Ende der Karriere geschrieben (vorher lief noch ein Song von Bohren & Der Club of Gore als Intro). Der Rest des Auftritts war auch echt gut, packte mich nicht ganz, es war aber von den Visuals und auch Auftreten überzeugend. Einige mehr cleane Vocalparts hätte ich mir gewünscht. In der Riesenhalle das beste rausgeholt, was ging, war bis dato die Meinung, aber das änderte sich in den nächsten Tagen noch. Die folgenden Bands aufgrund Unfitness verpasst (Caspian, Tricot, Aiming for Enrike), aber die sind eh nicht so meine Baustelle. Caspian hätte ich schon gern mal gesehen, aber da war eine zu lange Pause zwischen und die nächsten zwei Tage waren noch mehr als gut besetzt.

Der Samstag war für mich einer der Hauptgründe, hinzufahren. Die erste gesehene Band des Tages waren Maybeshewill, die sich wie viele anderen sehr auf den Auftritt freuten und betonten, wie gern sie hier spielen. Kommt als Floskel ja recht häufig, hier nahm ich das den Bands schon ab, zumal die Orga echt top war. Wie dem auch sei: hatte die als sehr ruhige, cinematische Postrockband abgespeichert, was überwiegend auch stimmt. Der Auftritt war recht lang (allgemein gab es ziemlich lange Spielzeiten). Die kompletten 65 Minuten hätte es m.E. nicht ganz gebraucht, aber gerade das Ende war ziemlich gut. Ziemlich heftig, ging sogar in den Postmetal hinein. Danach hieß es kurz noch mal während Ikarie etwas im Sitzbereich sammeln. Aus der Ferne war das recht ansprechender Düster-Doom. Zurück an der Hauptbühne: Anna von Hausswolff. 2018 in Berlin war das der beste Auftritt den ich je gesehen habe. Hier stand es auf der Kippe, ob sie überhaupt spielt, da an der Stimme erkrankt. Zunächst wirkte es auch so, als würde sie einem Kompromiss eingehen: spielen, aber viel Instrumental. Die erste halbe Stunde bestand fast nur aus atmosphärischen Intros (und einem Song des letzten Orgelalbums), dann jedoch legte sie mit einem neuen Song los und ab dort war es absolut fantastisch. Sie hat ihre Stimme wiedergefunden, schmetterte den knapp zwanzig Minuten - Brecher "Ugly & Vengeful" von der Bühne, ging danach eine Runde ins Publikum, sang noch eine wohl verkürzte Version von "Mysterious Vanishing of elektra" und dann war das Konzert auch schon um. Eine Stunde Weltklasse. Und keine Pause, denn danach stand mit Lingua Ignota schon der nächste spezielle Auftritt an.

Lingua Ignota stand Samstag na, nach Anna von Hausswolff ein echt undankbarer Slot, zumindest für mich. Ein bisschen war es dann auch so, allerdings war der Auftritt auch echt speziell. Dazu muss man wissen, auf welche Art und Weise das letzte Album entstanden ist und was für Abgründe darin stecken. Live sah das dann folgendermaßen aus: Sie kam im giftgrünen Kleid auf die Bühne, brachte einige portable Leuchtstäbe mit und legte los: Eine Mischung aus Klagegesang und wütendem Gekeife. Dazu liefen als Backingtrack die Instrumentals. Später rannte sie samt Leuchtstab durchs Publikum oder setze sich ans Klavier. Habe selten so jemanden gesehen, der so komplett fertig mit allem wirkte. Teils echt gruselig. Nach dem vorherigen Auftritt von Anna von Hausswolff, der trotz Orgel-Doom-Epen sehr viel positives versprühte ein echt eingreifender "Tiefpunkt".

Zwei Bands des Abends fehlten allerdings noch: Celeste war eine davon. Die Franzosen mit roten Stirnlampen und Strobo-Gewitter liefern seit Jahren stabil ab und das war auch hier der Fall. Wüstes, stumpfes Gekloppe, in perfektem Sound und Lautstärke. Und endlich Anlass für dauerhafte Bewegung, das fehlte bislang nahezu komplett.

Zum Abschluss gab es für mich dann noch Carpenter Brut, die ich im Vorfeld nicht ganz einschätzen konnte. Das letzte Album gefiel mir nicht so. Es war die perfekte Band, einen Festivaltag zu beenden (auch wenn danach noch was spielte). Nach all dem teils massiv anstrengenden Post/Metal/Doom/Core-Gelöt einfach gen Mitternach einen Elektro-Geballer-Act hinzustellen. Sollte sich jedes Festival vornehmen. Es war überragend. Eventuell gab es insbesondere zu dem 80er-Hit "Maniac" einen quasi Hallenumspannenden Moshpit und eventuell war ich vorn mit drinnen und es war der beste Publikumsmoment des Festivals.

Sonntag war für mich quasi Bonustag. Spät hin, unter anderem Midwife und Slow Crush verpasst, als erstes A.A. Williams gesehen. Aus der Konserve mag ich das gern, auch live würde ich es gern mögen und die Instrumentals sind toll. Aber die Stimme: Leider zu monotoner Singsang, hat mich leider nicht abgeholt. Direkt danach Deafhaven - eine Band die mir eigentlich vom Grundsatz her hundertprozentig zusagen müsste, es aber nicht tut. Was jedoch hier passierte, war wirklich unerwartbar: Es war unfassbar schlecht. Hauptgrund dafür: Der Sänger. So ein Maß an unpassendem Poser/Mackertum habe ich noch nie erlebt und entweder der Sound seines Mikros war ultramies gemischt, oder der Typ kann überhaupt nicht clean singen. Eine absolute Vollkatastrophe. Habe es auf anraten von mitreisenden auch bis in die härteren Blackmetaltracks ausgehalten, das Gekeife hat er besser getroffen, klang aber immer noch nach gequältem Frosch. Fürchterlich.

Wo wir hier gerade bei negativen Dingen sind: wenn etwas genervt hat beim Festival, dann drei Dinge: Laberleute, die Hitze in der Halle (durchweg stickig und 26 Grad) und die glorreiche Idee, die 4 Foodstände in selbige zu stellen. Draußen wäre genug Platz gewesen. Aber nein, so stank es spätestens bei jeder 3. Band des Festivals nach altem Öl und Fett, weil es natürlich Steinofenpizza und Burgerbuden waren...

Abschluss für mich (und auch des Festivals) bildeten Godspeed You! Black Emperor. Kürzlich in Berlin gesehen, fand es da gut, hier sogar noch besser. Dank der Größenvorteile in Spanien auch endlich mal wieder was gesehen und der Sound war perfekt. Einziges Manko: Versprochen wurde ein 90 Minuten Slot und quasi jede Band des Festivals hat ihren ausgenutzt oder überzogen. Nicht so GYBE. Leider war nach dem neuen Material + Sad Mafioso schon nach 75 Minuten schon Schluss. Zu wenige für eine Band, die ausufert bis zum geht nicht mehr. Dennoch ein würdiges Ende eines ziemlich gelungenen Festivals.

Unabhängig davon: Barcelona ist echt eine Scheißstadt. Es nervt mich einfach alles daran. Vor allem jedoch der immerwährende Scam. Geht man drei Tage nacheinander im gleichen Laden Getränke kaufen, sind es drei mal unterschiedliche Preise. Die gleiche Späti-"Kette" nimmt unterschiedliche Preise. Tapas werden angesprisen, kosten dann plötzlich am Tisch sitzend mehr. Man rühmt sich einer Nachtkultur, aber um 22 Uhr ist alles dicht. Für Touri-Mitbringsel musst du alles verhandeln, bzw. wenn man Bock drauf hat, weil die zuerst aufgerufenen Preise unverschämt sind. Durchschnittliche Museen kosten (Casa Battlo) bis zu 50 € (!) Eintritt pro Person. Im Parc Güell gibt es plötzlich Absperrungen, die entweder ewige Wartezeit nach sich ziehen, oder man darf 1/3 des Parcs nicht betreten. Am Strand, den es gibt, wird man alle 2 Minuten von nervigen Händlern angelabert. Die Tapaskultur ist komplett überschätzt, das dortige Essen maximal mittelmäßig. Die Stadt besteht zudem nur aus Fressbuden, die historische Kultur beschränkt sich auf Gaudi, der gemolken wird, wo es geht. Die Stadt ist zu 100% auf Touristen ausgelegt, hat aber alle 2 Meter ein Plakat gegen jene, ohne die hier nichts gehen würde. Noch dazu dieser lächerliche Unabhängikeitskram und zu guter letzt die nicht vorhandene Wasserqualität. Wenn es nach deutschem Meckerrentner klingt: Deal with it. Diese Stadt ist 90% Schein, 10% sein. Es war die absolute richtige Entscheidung vor dem Festival ein paar Tage entspannt in Andorra wandern zu gehen.

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Flecha
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Mo 10. Okt 2022, 21:30

Blackstar hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 20:36
Elder, die ziemlich stumpfen Stoner/Doom Metal spielten. Als Start ins Festival ganz nett.
Ok, wenn das dein Urteil zu Elder ist, muss offenbar nicht die Band gemeint sein, von der ich Thorsten via WhatsApp berichtete. :lol:
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 10. Okt 2022, 21:33

Flecha hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 21:30
Blackstar hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 20:36
Elder, die ziemlich stumpfen Stoner/Doom Metal spielten. Als Start ins Festival ganz nett.
Ok, wenn das dein Urteil zu Elder ist, muss offenbar nicht die Band gemeint sein, von der ich Thorsten via WhatsApp berichtete. :lol:
Das sind genau die Elder. :) Fand es auch recht ansprechend, aber es war halt wirklich alles sehr einfach. Wir haben die auch bis zum Ende geschaut :wink:

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Tambourine-Man » Di 11. Okt 2022, 19:04

So, als drittes Mitglied des reiselustigen Trios komplettiere ich mal mit meiner Sicht aufs Amfest in Barcelona.

Vorweg: Das Festival war verbunden mit einem Abstecher nach Andorra (lohnenswert!); eine nette Gelegenheit für eine Woche Kurzurlaub in warmen Gefilden bevor der Herbst richtig loslegt. Für mich war das ganze ein Schnupperpraktikum in die Welt rund um Post-Rock bzw (Black) Metal und seinen Spielarten. Ein unterschwelliges Imposter-Syndrom hielt sich bei mir bis zum letzten Tag. Dementsprechend bin ich etwas zurückhaltend, was die Bewertung vom Gesehenen angeht. Alle Auftritte waren für mich Premieren.

Wie fipsi schon sagte hat man aus der Location das meiste rausgeholt. Die stickige Luft und die hohen Temperaturen waren definitiv nicht ohne. Schade irgendwie auch, dass sich alles in der Halle geballt hat. Es gab zwar eine nette Sitzecke, aber die Beschallung und Temperaturen blieben natürlich. Das Essen war leider qualitativ sehr enttäuschend.
Grundsätzlich möchte ich die Orga aber auch loben, denn das lief alles schon sehr rund für meinen Geschmack.

GGGOLDDD waren für mich die Überraschung des Festivals. Cult of Luna haben mir gut gefallen, mit denen werde ich mich mal tiefer auseinandersetzen. Anna von Hausswolff hat mich auch live nicht wirklich gekriegt. Lingua Ignota war definitiv ein denkwürdiger Auftritt. Celeste war nach der langen Stehzeit bei den zuvorgenanntne Auftritten perfekt, um sich mal wieder etwas auszuschütteln. Für Carpenter Brut war ich dann allerdings nicht mehr fit genug.

Post-Rock ist sicher die Sparte mit der bislang am meisten Berührungspunkte hatte und die entsprechenden Auftritte fande ich allesamt gut. Caspian und Maybeshewill haben beide überzeugt. Während erstere vielleicht das in sich stimmigere set, das in der tat relativ düster/brachial daher kam, hatten, waren es bei Maybeshewill die Einzelsongs, die den Unterschied machten. Der Schlussteil mit To the Skies From a Hillside, Not for Want of Trying und He Films the Clouds Pt. 2 war einfach groß. Aiming for Enrike waren sehr tanzbar und haben hinten raus nochmal viel Spaß gemacht.

Zur causa Deafheaven. Ich finde das neue Album ganz nett, mehr aber auch nicht. Sammy hatte an anderer Stelle geschrieben, dass der Gesang hier gewöhnungsbedürftig sei, ich muss mich da meinen Vorrednern anschließen, das war die ersten drei songs leider wirklich nicht gut. Da musste ich schon schlucken, schließlich hatte ich zuvor noch ein shirt der Band erworben. Zum Glück kam dann die Erlösung mit Honeycomb und ich bin auch weiter nach vorne. Bei Mombasa, der closer der aktuellen Platte, der die Brücke zwischen Black Metal und Shoegaze schlägt, war gesanglich dann auch in den cleanen Gesangsparts zum Glück deutlich besser und ein Highlight für mich. Hinten raus mit Dream House natürlich nochmal ein druckvolles Ende. Hat mich sehr gefreut, dass die Band etwas überzogen hat.

Direkt im Anschluss gab's Godspeed You! Black Emperor. Dass Teile des spanischen Publikums auch während Auftritten gerne zu Gesprächen aufgelegt sind, kennt man ja. Grundsätzlich war das über das gesamte Festival aber meist in Ordnung. Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel dieser Fraktion neben mir platziert. Permanent am labern, ständig aufs Handy geguckt (Display-Helligkeit-Stufe "Rentner") - und das ganze natürlich auch noch oberkörperfrei. Wäre ich nicht im doppelten Sinne zu Gast gewesen, hätte der Macker auch von mir eine Ansage bekommen, das ging gar nicht. Aber da half nur ausblenden. GY!BE hatten natürlich entsprechend viel Publikum angezogen und haben für meinen Begriff einen tollen Auftritt hingelegt. Sehr beeindruckend zu sehen wie die Arrangements auf die Bühne gebracht werden; dazu diese visuals - sehr schön einfach! Nur länger hätte es gerne sein dürfen.

Insgesamt eine sehr runde Sache und spannende Angelegenheit :smile:
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real_tarantino
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Re: Festivalberichte

Beitrag von real_tarantino » Mi 12. Okt 2022, 12:31

Blackstar hat geschrieben:
Mo 10. Okt 2022, 20:36
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
"Obwohl das Festival eine Art ausverkauf meldete, war die gesamte Halle nie mehr als 1/3-1/4 gefüllt."
Das habe ich mir auch die ganze Zeit gedacht; ich fand es schon etwas merkwürdig, wenn auch angenehm, besonders wenn man Covid und Platz um einen herum mit bedenkt. Es kann natürlich sein, dass viel zu viele Tagestickets in den Verkauf gegeben wurden (kein Tag war ausverkauft), aber es wirkt etwas unverständlich besonders wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Kombitickets betrachtet. Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Bei einem Festival im Vereinigten Königreich hätten die Veranstalter locker 1 Woche vorher einen plötzlichen Verkauf von "500 additional tickets" bekanntgegeben...just sayin..
Ich fand den Donnerstag als Warm-up Tag ebenfalls sehr cool und ich konnte vorher noch an den Strand und ein bisschen in der Stadt entspannen. Elder waren stark, wenn ich auch fast im Stehen eingeschlafen bin (Müdigkeit dies das), bei Pallbearer habe ich festgestellt, dass ich den letzten Song (auf den ich mich auch am meisten gefreut habe), am besten fand, den Rest des Sets aber irgendwie etwas mau fand. Würde ich mir solo nicht geben, auf einem Festival ggf. nochmal.

Deafheaven"Es war unfassbar schlecht. Hauptgrund dafür: Der Sänger. So ein Maß an unpassendem Poser/Mackertum habe ich noch nie erlebt und entweder der Sound seines Mikros war ultramies gemischt, oder der Typ kann überhaupt nicht clean singen. Eine absolute Vollkatastrophe." Wenn ich auch verstehe, dass einem die Moves echt sehr auf die Nerven gehen können, finde ich Macho eine etwas falsche Bezeichnung. Geschmackssache. Ich musste persönlich derbe laut lachen, als er Tom&Jerry-mäßig über die Boxen gesteppt ist, aber naja. auf einer größeren bzw. offeneren Festivalbühne finde ich die "Rockstar"-Ansagen nicht so schlimm und finde es allemal cooler, als irgendwelches Schweigen oder gar keine Ansagen von sich zu geben, wie im Black Metal häufig anzutreffen. Die Band will halt -- noch stärker als seit Sunbather - ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. Man sollte hier vielleicht auch bedenken, dass George Clarke noch ein Nebenprojekt ALTO ARC hat, in der die ganze Inszenierung eher auf Theater abzielt. Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Ich fand den Auftritt sehr sehr stark, trotz der etwas leisen Gitarre von Kerry (rechts). Den fehlenden Clean-Gesang besonders bei den neuen Sachen kann ich auch verschmerzen, wenn's auch einen Unterschied zum Studio darstellt. Hinzukommt dass es als Band sicherlich sehr bereichernd ist, so eine Action im Publikum zu sehen.
Sonstige Highlights:
-GYBE! (Spielzeit hätte in der Tat etwas länger sein können)
-Caspian
-Birds in Row
-GGGOLDDD (!)
-Celeste
-Slow Crush
-A.A. Williams

Lowlights:

- Essenspreise (9€ für eine trockenen Veggieburger)
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
- Svalbard - der Drummer kam absolut nicht hinterher, die Growls der Sängerin waren echt nicht gut, Sound war auch nicht gut abgemischt. Ich dachte ihr geht mit Cult of Luna auf Tour, steppt mal euer game up?!
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Do 13. Okt 2022, 15:03

ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. (...) Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Verstehe den Punkt, nur ist Shoegaze jetzt auch in meinen Augen kein Genre, wo man sich so benimmt.
Es kann machen was er will, so wieder jeder andere Musiker auch, nur spricht mich das halt null an bzw. ist es subjektiv wirklich ärgerlich.
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
Sehe ich ähnlich, würde aber aufgrund dessen, wo das stattfindet, eher das Amplifest anpeilen.
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
+ Mgla Merch muss auch nicht sein.
Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Beziehungsweise gefragt, ob das der Preis nur fürs Campen ist. ;)
Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel
Hatte ich fast verdrängt. Danke. Nicht.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von real_tarantino » Fr 14. Okt 2022, 17:45

Blackstar hat geschrieben:
Do 13. Okt 2022, 15:03
ein noch breiteres Publikum ansprechen und mit dem Shoegaze sich noch weiter öffnen, da find ich es passend sich etwas exzentrisch auf der Bühne zu geben. (...) Warum das dann auch nicht bei Deafheaven reinbringen?
Verstehe den Punkt, nur ist Shoegaze jetzt auch in meinen Augen kein Genre, wo man sich so benimmt.
Es kann machen was er will, so wieder jeder andere Musiker auch, nur spricht mich das halt null an bzw. ist es subjektiv wirklich ärgerlich.
Ich war ebenfalls mit einem Freund vor Ort und muss sagen, dass ich es insgesamt als sehr positiv empfunden habe und bei gutem Line-up ebenfalls wieder hinfliegen würde.
Sehe ich ähnlich, würde aber aufgrund dessen, wo das stattfindet, eher das Amplifest anpeilen.
- Leute mit Daughters Merch einen Tag bevor Lingua Ignota gespielt hat (pls informiert euch!)
+ Mgla Merch muss auch nicht sein.
Im Ringrocker Forum hätten Leute doch für 85€ für 4 Tage einen Scam der großen Sorte erwartet...
Beziehungsweise gefragt, ob das der Preis nur fürs Campen ist. ;)
Nur ausgerechnet bei GY!BE hatte sich ein ganz spezieller Vogel
Hatte ich fast verdrängt. Danke. Nicht.
Ja verstehe auch gut, dass das nicht jeder so cool findet mit den Bewegungen von Clarke.

:D den Typen mit Mgla Merch habe ich auch gesehen...jaja.
Ich finde Barcelona zwar touristisch aber letztendlich zumindest zur aktuellen Reisezeit sogar noch ganz entspannt. Nach London reise ich ehrlicherweise echt wesentlich weniger gerne. Porto finde ich fürs Amplifest glaube ich auch eine etwas stärkere Location, aber ich denke dass man flugtechnisch bei BCL deutlich entspannter und günstiger angebunden ist.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Sa 15. Okt 2022, 00:15

In Porto sind Freunde von mir gerade. Ich arbeite mal daran, dass einer davon sich hier registriert und was dazu sagt. :mrgreen:
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 19. Okt 2022, 13:12

Porto finde ich fürs Amplifest glaube ich auch eine etwas stärkere Location, aber ich denke dass man flugtechnisch bei BCL deutlich entspannter und günstiger angebunden ist.
Greife das noch mal kurz auf. War einmal in Porto und hatte meine Unterkunft direkt neben der Location, in die ich es leider nicht reingeschafft habe. sah aber von der Optik deutlich cooler aus (alte Markthalle), hatte aber auch damals Berichte gelesen, dass der Sound eher bescheiden ist. Wäre aber auf jeden Fall mitten im Zentrum.
Flüge dahin gingen von Preis und Anbidung zumindest ab Berlin völlig klar, müsste man halt rechtzeitig planen. Behalte das auf jeden Fall im Auge, bin aber eh viel viel lieber in Portugal als in Spanien. Vorteil dort wäre allerdings auch noch, dass das Douro-Tal zum wandern und Weintrinken machbar wäre. :wink:

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mo 24. Okt 2022, 13:44

Ich war am Samstag in Nimwegen beim zweiten Tag des Soulcrusher Festival. Das Ganze fand in der Location Doornroosje statt, welche direkt am Hauptbahnhof liegt. Habe wie letztes Jahr nur den Samstag mitgenommen, obwohl der Freitag auch ein paar spannende Acts hatte (Cave In, Spectral Wound, Conjurer). Anfahrt war vom Ruhrpott aus entspannt, Parkplatzsuche ging auch klar. Bespielt wurden beide Hallen des Ladens und trotz des Ausverkaufs hat man teilweise mit etwas Wartezeit immer sein Plätzchen gefunden. Essen und eine riesige Bierauswahl gab es auch, hat mich aber nicht weiter beschäftigt.

Predatory Void – Neue Band aus dem Church of Ra Umfeld, woher auch sonst? Zwei Dudes von Amenra sind dabei. Dementsprechend gab es Post-Metal. Es war die erste Show und klang auch wirklich gut. Die Stimme der Sängerin wusste auch zu gefallen. Wird im Augen behalten und bei Gelegenheit wieder ausgecheckt.

Maggot Heart – Geht in Richtung Post-Punk und dieses Jahr bereits zum zweiten Mal gesehen. Aber wie schon als Support von High on Fire hat es mir auch dieses Mal nicht gefallen. Der schlechteste Act des Tages für mich.

Unsane – Noise Rock, anstrengend, chaotisch und sicherlich nicht schlecht, aber irgendwie hat mich der Sound nicht gepackt und der Gig ging dementsprechend etwas an mir vorbei.

Bismarck – Irgendwo im Stoner/Doom Bereich einzuordnen. Schleppende, heavy Riffs. Vielleicht hier und da etwas eintönig, aber an sich hat mir die Sache gut gefallen. Auf einem Festival gerne wieder.

Ultha – Schon wirklich lange nicht mehr gesehen, keine Ahnung wieso. Black Metal aus Deutschland, gutes Geballer mit neuem Album im Gepäck. War auch am Samstag wieder ein gelungener Gig. Keine Ansagen, kein peinliches Black Metal Gepose, einfach nur straight 45 Minuten das Set runtergezockt und von der Bühne gegangen. War ne gute Sache.

Hide – Das war wild. Zwei Leute, ein Dude, der recht langsame Industrial Beats mit vereinzelten Tempoerhöhungen erzeugt hat. Auf der anderen Seite eine Sängerin, die entweder getanzt oder ins Mikro geschrien hat. Dazu gab es durchweg Strobolicht. War schon anstrengend dem Ganzen zu folgen und es war wohl auch der Gig des Tages mit den wenigstens Zuschauern, aber mich hat es nach anfänglicher Skepsis komplett abgeholt. Das war ein feines Chaos und die vereinzelten Ansagen waren auch stabil.

Bongripper – Ich hatte kurz vorher gegessen und bedingt dadurch einen leichtes Müdigkeitsgefühl entwickelt. Da ist eine Doom Band, die in 50 Minuten Spielzeit vier Songs packt, natürlich tödlich. Es war keineswegs schlecht, aber hat meine Müdigkeit eher verstärkt und so war ich mehr damit beschäftigt, nicht einzuschlafen. Würde der Band in einem wacheren Zustand nochmal eine Chance geben.

Dödskrit – Haben mich wieder aufgeweckt. Black Metal mit allerlei Crust-Anleihen. Gut gemacht und auch hier ohne peinlich Black Metal Ästhetik. Gutes Ding.

Envy – Keine große Veränderung zum Tag davor in Köln. Etwas kürzere Spielzeit, aber trotzdem fantastischer Gig. Spielfreude pur und der (den ganzen Tag über) gute Sound hat die Klanggewalt voll zur Geltung gemacht. Die Band wurde auch richtig abgefeiert und wenn ich mich nicht verguckt habe, gab es sogar einen kleinen Pit. Jetzt wieder ein paar Jährchen bis zur nächsten Tour warten.

Bossk – Als einzige Band des Tages mit Tonproblemen. Vor allem zu Beginn war der Bass viel zu laut. Ansonsten gleiches Set wie in Köln, die Band ist und bleibt einfach stark. Es war allerdings deutlich leerer als ich es erwartet hätte. Könnte natürlich auch an dem Slot direkt vor dem Headliner gelegen haben. Auch ich bin einen Song früher gegangen für einen guten Platz in der großen Halle.

Amenra – Alle wissen es, ich bin Fanboy und die Band liefert immer ab. Am Samstag war dies nicht anders. Sicherlich schon bessere Gigs gesehen, aber auch schlechtere. Setlist war leicht verändert zu den letzten Gigs, wobei es mich etwas gestört hat, dass „Boden“ rausgeflogen ist. Außerdem gab es ein neues Video zur Songuntermalung, hat mir gut gefallen. Die Crowd war leider recht anstrengend. Ich weiß nicht wann, aber es hat sich irgendwie eingebürgert, bei leiseren Parts seine Freude durch Jubel zum Ausdruck zu bringen, nervt. Immerhin gab es kein Geklatsche bei „A Solitary Reign“, welches das Highlight der Show war. Bin wie immer glücklich aus dem Konzertsaal gegangen.

Heriot – Hatten natürlich einen schweren Stand um 0 Uhr nach dem Headliner und auch ich war schon recht müde. Das halbe Set, welches ich gesehen habe, bevor der Heimweg angetreten wurde, wusste allerdings zu gefallen. Irgendwo zwischen Metalcore und Sludge, bei Gelegenheit gerne auch mal ein ganzes Set.

Die Fahrt nach Nimwegen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Das Festival ist klasse organisiert und das Line Up eigentlich jedes Jahr mindestens gut. Wird für nächstes Jahr wieder im Auge behalten.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von fipsi » Mo 7. Nov 2022, 14:38

Ich habe am Wochenende im Rahmen meines Urlaubs in Reykjavik das Iceland Airwaves mitgenommen. Das Festival ging offiziell von Donnerstag bis Samstag, aber es gab auch schon am Mittwoch ein paar inoffizielle Shows. Vom Prinzip her ist das Festival vergleichbar mit dem RBF: ein klassisches Showcase Festival in Verbindung mit einer Konferenz. Insgesamt wurden sechs verschiedene Locations am Abend bespielt. Highlight dabei war wohl das alte Kino und die Freikirche. Die abgerockten kleineren Clubs litten ein wenig unter dem Ausverkauf und den großen Besuchermaßen. Die Hauptbühne im Kunstmuseum war mit einem langen Schlauch vor einer viel zu kleinen Bühne nur an einem Tag zum Glück eingeplant.

Zusätzlich waren tagsüber in verschiedenen Räumlichkeiten wie Plattenläden, Cafés oder Modeläden noch unzählige Konzerte von lokalen Acts für die man auch gar kein Festivalbändchen brauchte. Die Einlasssituation war relativ entspannt. Meistens hätte es gereicht 15 Minuten vor Beginn da zu sein. Am Abend gab es den Vorteil mit einem Plus-Ticket, welches einen separaten Zugang sowie Rabatte auf Getränke und Touri-Kram ermöglichte. Allein schon durch die Rabatte hatte man den Aufpreis von knapp 70€ fast wieder drin und es ist sehr entspannt, wenn man an den längeren Schlangen vorbei kann.

Musikalisch wurde auch einiges geboten. Zu den größten Acts gehörten Metronomy, Arlo Parks, Röyksopp mit einem DJ-Set und Amyl and the Sniffers. Davon habe ich nur letztere gesehen, weil ich auch die anderen Locations erkunden wollte. Der Auftritt der australischen Band war jedenfalls gleich am ersten Tag ein kleines Highlight. Schade, dass ich sie erst jetzt gesehen habe, weil ich mir in einem Club nochmals eine ganz andere Intensität vorstellen kann für die Show. Im kleineren Rahmen wussten dann aber noch genug andere Acts zu überzeugen.

Die meisten Auftritte waren mit 40 Minuten eingeplant, was in diesem Rahmen auch komplett ausreichend ist. Am Ende habe ich bei etwa 20 Auftritten Eindrücke sammeln können und das ist schon eine sehr gute Ausbeute. Besonders hervorzuheben sind für mich dabei Francis of Delirium aus Luxemburg, Brimheim von den Faröern und das einheimische Duo BSI. Da konnte ich auch einige neue Länderpunkte aufnehmen in der persönlichen Statistik. Dafür sorgte dann auch die pakistanische Sängerin Arooj Aftab, die einen perfekten Festival-Abschluss in der Kirche hinlegte. :herzen2:

Eher kritisch war das Publikum. Es wurde wirklich gefühlt überall gelabert und das in teilweise enorm hoher Lautstärke. Das ist aber vermutlich ein Grundsatzproblem dieses Jahr. Super nervig und respektlos einfach. Dann geht doch einfach in eine Bar und lasst die Menschen die Konzerte genießen. Selbst die hohen Bierpreise um die 10€ haben nicht dafür gesorgt, dass es einige richtig Betrunkene gab. In dem Ausmaß habe ich das auch selten erlebt für ein sonst doch sehr entspanntes Festival. Dennoch war das Festival eine positive Erfahrung und es schön, dass der Besuch möglich war. :smile:

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Wishkah
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Wishkah » Di 22. Nov 2022, 21:16

Ich war Freitag und Samstag beim Synästhesie Festival in der Kulturbrauerei in Berlin.

Das Festival hatte ich für dieses Jahr gar nicht auf meinem Radar, bis vor ein paar Wochen hier jemand das Festivalplakat geteilt hatte. Allein Slowdive in der Headlinerzeile zu lesen, hat mich ganz euphorisch gestimmt. Immerhin einer der wenigen Auftritte dieses Jahr und das einzige Deutschland-Konzert – starke Buchung! Und auch das restliche Line-Up sah ganz stimmig aus. Eigentlich hat das Festival gar nicht in meinen Zeitplan gepasst, weil für den Samstag ursprünglich ein anderes Konzert geplant war. Aber da haben wir uns kurzfristig für einen anderen Termin entschieden, sodass einem Besuch nichts mehr im Weg stand. Glück gehabt! :smile:

Die Kulturbrauerei in Berlin kannte ich vorher nur vom Namen. Es handelt sich dabei um einen alten Industriekomplex mit diversen Veranstaltungsräumen, von denen mit dem Kesselhaus und dem Maschinenhaus (auf zwei Etagen in einem Gebäude) sowie dem Frannz-Club (fünf Minuten Fußweg durch den Innenhof) drei Bühnen genutzt wurden. Die Location hat mir sehr gut gefallen. Für ein Indoor-Festival aufgrund der kurzen Wege und des stimmigen Ambiente auf jeden Fall ideal.

Das Festival insgesamt lässt sich wohl am besten mit dem Wort "unaufgeregt" beschreiben. Es ging schon mit der Kommunikation über die Homepage los, auf der erst wenige Tage vor Beginn der Timetable und der Geländeplan nach und nach veröffentlicht wurden. Auch während des Festivals gab es wenig Kommunikation. Kurzfristige Verzögerungen im Zeitplan, die es durchaus öfter mal gab, wurden nur sehr sporadisch durchgesagt. Ganz nach dem Motto: Läuft schon alles irgendwie. Das Publikum war im Altersdurchschnitt recht hoch angesiedelt, insgesamt aber bunt durchmischt und hat sich eher von der gemütlichen Seite gezeigt. Der Großteil der Konzerte wurde trotzdem sehr wertschätzend aufgenommen. Das Festival war nicht ausverkauft, aber dennoch sehr gut besucht. Vor der Hauptbühne im Kesselhaus konnte man auch später am Abend immer gut nach vorne kommen und man hatte ausreichend Platz, was sehr angenehm war. Die beiden kleineren Räume im Maschinenhaus und im Frannz-Club waren dagegen teilweise rappelvoll.

An den zahlreichen Bars gab es mit Beck's, Franziskaner, Corona und Heineken ein nicht so spannendes Bier-Angebot. Da hätte ich mir noch ein schönes Craftbier gewünscht. Die 3,50 € pro Flasche waren aber immerhin sehr erträglich. Essen gab es gar nicht. Das entsprach schon eher einem normalen Clubkonzert und weniger einem Festival. Fand ich persönlich aber nicht weiter tragisch.

Das Programm startete an beiden Tagen um 18 Uhr. Gesehen habe ich folgende Acts:

Am Freitag...

Kick (Maschinenhaus). Ein Duo aus Italien, das mit weiblichen Vocals und eher düsteren Klängen für einen soliden Festival-Einstieg sorgte. Hat mir ganz gut gefallen.

Gwen Dolyn & Toyboys (Kesselhaus). Eine Band aus Deutschland, die mich mit ihrem Alternative-Rock mit weiblichen Vocals nicht so recht zu überzeugen wusste. War musikalisch teilweise schon ganz solide, aber auch einfach nicht wirklich spannend. Und die Bühnenoutfits waren gewöhnungsbedürftig.

Emerson Snowe (Maschinenhaus). Ein australischer Singer-Songwriter, der eigentlich Jarrod Mohan heißt und Frontmann der Band The Creases ist. Beim Vorab-Hören fand ich das sehr ansprechend, live hat es mich nicht ganz so mitnehmen können.

Gewalt (Kesselhaus). Deutschsprachiger Industrial-Rock, der sehr brachial und laut daherkam. Nicht wirklich meine Musik (sorry, Hilmar!), aber die haben schon ordentlich Druck gemacht.

Warm Graves (Maschinenhaus). Düstere Synthesizer-Klänge mit elektronisch verzerrten Vocals und einem sehr starken Drummer. Bis dahin für mich der beste Auftritt des Tages.

Tricky (Kesselhaus). Einer der Headliner des Wochenendes mit einem sehr kuriosen Auftritt. Der britische Trip-Hop-Pionier, der in den 90ern mit Massive Attack und Martina Topley-Bird zusammen Musik gemacht hat, kam mit ordentlich Verspätung mit seiner Band auf die Bühne. Musikalisch hat mir das größtenteils wirklich gut gefallen, Tricky selbst wirkte aber schon sehr neben der Spur. Während seine Band (inklusive Sängerin) gespielt hat, stand er versteckt im Dunkeln, oft mit dem Rücken zum Publikum, und hat vor allem begleitend ein paar Worte ins Mikrofon geflüstert. Nach einigen Songs hat er darum gebeten, die Bühnenbeleuchtung komplett herunterzufahren, sodass nicht mehr viel zu sehen war. Und er hat dann kurze Zeit später die Bühne ganz verlassen, um seine Band alleine den Auftritt fortsetzen zu lassen. Verrückt. Das Publikum war sichtlich irritiert, sodass der Saal währenddessen auch deutlich leerer geworden ist. Scheint bei ihm wohl öfter so zu laufen, wie ich gehört habe. Ich habe mir den Auftritt dann auch nicht ganz zu Ende angesehen, sondern bin zum Frannz-Club gegangen.

Sonic Boom (Frannz-Club). Das war wieder ein Highlight. Peter Kember, einigen vielleicht bekannt von Kollaborationen mit Yo La Tengo, Stereolab, MGMT und zuletzt einem gemeinsamen Album mit Panda Bear, saß vor einer bunten Videowand an einem Pult und hat eher gemächliche, elektronische Klänge mit teilweise verzerrtem (Sprech-)Gesang zum Besten gegeben. Das hat mir sehr gut gefallen.

Suns of Thyme (Maschinenhaus). Vor dem letzten Act des Tages noch ein paar Songs mitgenommen. Eine deutsche Band, die englischsprachige Gitarrenmusik macht. Solide, aber auch nicht wahnsinnig spannend.

Die Nerven (Kesselhaus). Deutschsprachige Musik hat bei mir generell eher einen schweren Stand. Da gibt es nur wenige Ausnahmen. Das aktuelle Album gefällt mir aber ganz gut und die Band hat einen sehr energiegeladenen, rundum überzeugenden Auftritt geliefert. Sympathische Jungs. Das würde ich mir auch nochmal anschauen.

Und am Samstag...

Cosey Mueller (Maschinenhaus). Eine deutsche Singer-Songwriterin mit Gitarre und elektronischer Begleitspur. Das war nicht so meine Welt.

The Asteroid #4 (Kesselhaus). Psychedelic-/Alternative-Rock aus Kalifornien. Die Band wurde kurzfristig als Ersatz für die kanadische Shoegaze-Band No Joy angekündigt, die ihre Tour abgesagt haben. Hatte mir vorher (als einziger Act im Line-Up) nichts angehört, aber live hat mir das richtig gut gefallen. Starker Auftritt!

Tess Parks (Kesselhaus). Auch die kanadische Musikerin Tess Parks und ihre Band haben einen starken Auftritt geliefert. Gut tanzbar, schöne Melodien und ein beeindruckend glasklarer Sound. Das Publikum hat es auch hörbar gefeiert.

Tempers (Kesselhaus). Düsterer Synth-Pop mit weiblichen Vocals von einem New Yorker Duo. Auch das war sehr tanzbar und hat mir gut gefallen.

Slowdive (Kesselhaus). Mein Hauptbeweggrund für den Ticketkauf und der Abschluss des Festivals. Und was für einer! Zur Band selbst muss ich nicht viel sagen. Der Auftritt war jedenfalls absolut großartig und das erhoffte Highlight. Brachiale Gitarrenwände, zuckersüße Melodien, eine schöne Lichtshow und ein euphorisches Publikum. Viele Gäste waren offensichtlich hauptsächlich dafür gekommen und das hat man gemerkt. Der Sound war mir am Anfang etwas zu krachig und basslastig, aber das wurde mit der Zeit gut eingepegelt. Und ansonsten hat einfach alles gepasst. Zwölf Songs gab es, darunter natürlich Hymnen wie "Alison" und "When the Sun Hits" sowie neuere Songs wie "Sugar for the Pill" und "Star Roving". Als letzten Song mit "Golden Hair" noch ein wunderschönes Cover von Syd Barrett. "Slomo" habe ich vermisst, aber vielleicht beim nächsten Mal – hoffentlich so schnell wie möglich. :herzen2:

Fazit: Ein sehr schönes und vor allem angenehm unaufgeregtes Festival-Wochenende. Vor allem der Samstag hatte einige musikalische Highlights zu bieten und mit Slowdive den erhofften überragenden Abschluss im Programm. Das Festival wird für 2023 auf jeden Fall im Blick behalten. Bei einem ähnlich ansprechenden Line-Up bin ich sehr gerne wieder dabei.


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