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Festivals 2019

mattkru
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Re: Festivals 2019

Beitrag von mattkru » Di 11. Jun 2019, 19:06

Wird dieser beworbene ‚Ferienkommunismus‘ eigentlich konsequent durchgezogen? Gibt es dort Ferien-Umerziehungslager, Ferien-Säuberungswellen und Ferien-Killing-Fields?
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.


mattkru
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Re: Festivals 2019

Beitrag von mattkru » Di 11. Jun 2019, 19:48

Ich frag mich einfach nur, warum man solche verharmlosenden Begriffe benutzt. Bei einem
Festival, welches mit ‚Ferien-Faschismus’ werben würde, wäre der Aufschrei groß.
Aber Kommunismus scheint ja wohl okay zu sein. Hatte ja nur Stalin, Mao und die Roten Khmer hervorgebracht.
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Henfe
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Henfe » Di 11. Jun 2019, 19:49

Voodoo 2019

Bild

Weirdes Line Up.
"Billy Corgan, Smashing Pumpkins." - "Homer Simpson, smiling politely."

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heyho-letsgo
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Re: Festivals 2019

Beitrag von heyho-letsgo » Mi 12. Jun 2019, 00:45

mattkru hat geschrieben:
Di 11. Jun 2019, 19:48
Ich frag mich einfach nur, warum man solche verharmlosenden Begriffe benutzt. Bei einem
Festival, welches mit ‚Ferien-Faschismus’ werben würde, wäre der Aufschrei groß.
Aber Kommunismus scheint ja wohl okay zu sein. Hatte ja nur Stalin, Mao und die Roten Khmer hervorgebracht.
Muss zugeben, dass ich mich an der Terminologie auch immer störe...zumal auf der Fusion in den letzten Jahren durchaus auch zweifelhafte Vereine hofiert wurden (BDS-nahe Arschgeigen soweit ich mich da recht entsinne).
Dann aber das große ABER: Die Kiste ist und bleibt gerade in der Größe und der eigentlichen Entstehung schon verdammt einzigartig und im generellen Ablauf superharmonisch. Generell einfach eine so unfassbar vielseitige Veranstaltung - was man ja auch schon am Lineup merkt. Hab bisher kein anderes Festival gefunden, bei welchem man derart aus dem normalen Leben abtaucht und für eine Woche +/- X einen ganz anderen Flow entwickelt. Ja, in bestimmten Programmbereichen hat man sich Schnitzer erlaubt (siehe oben); ja, vor den größeren Bühnen hängen mittlerweile viele Instagram-Nervensägen oder Techno-Atzen ab, die dieses generelle "Parallelwelten-Feeling" entweder durch Dauerfotos oder Dauerballern mehr und mehr torpedieren...und ja...man merkt, dass die Fusion unter der eigenen Popularität unfreiwillig leidet. Und trotzdem: Es gibt in der deutschen Festivallandschaft nichts vergleichbares in ähnlicher Größenordnung. Also nach wie vor: Ganz viel Liebe :herzen2:
Neben den genannten Empfehlungen: Chinese Man sind dieses Jahr wohl auch dabei munkelt man. Und Caleesi spielt unfassbar schöne melancholische Downtempo-Sets.

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SammyJankis
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Re: Festivals 2019

Beitrag von SammyJankis » Mi 12. Jun 2019, 07:42

mattkru hat geschrieben:
Di 11. Jun 2019, 19:48
Ich frag mich einfach nur, warum man solche verharmlosenden Begriffe benutzt. Bei einem
Festival, welches mit ‚Ferien-Faschismus’ werben würde, wäre der Aufschrei groß.
Aber Kommunismus scheint ja wohl okay zu sein. Hatte ja nur Stalin, Mao und die Roten Khmer hervorgebracht.
Es steht dir frei, dich vors Gelände zu stellen und gegen die Nutzung des Begriffs und die Veranstaltung zu demonstrieren.
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nilolium
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Re: Festivals 2019

Beitrag von nilolium » Mi 12. Jun 2019, 11:04

wolkenburger hat geschrieben:
Di 11. Jun 2019, 10:55
Für die Fusion gibt es auch dieses Jahr wieder eine umfangreiche Line-Up Leak-Liste.

Was könnt ihr da so empfehlen? Kenne zugegebenermaßen nicht so viel
► Text anzeigen
Ich möchte noch hinzufügen:

El Buho, M.Rux - auch weltmusik-elektroschiene wie martha von straaten. wird sicher auch voll, aber lohnt sich! El Buho ist wahnsinnig gut. Anspieltipps verlinkt.

RSS Disco - einfach schöne tanzbare softe elektronische musik

therewillbefireworks
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Re: Festivals 2019

Beitrag von therewillbefireworks » Mi 12. Jun 2019, 11:34

mattkru hat geschrieben:
Di 11. Jun 2019, 19:48
Ich frag mich einfach nur, warum man solche verharmlosenden Begriffe benutzt. Bei einem
Festival, welches mit ‚Ferien-Faschismus’ werben würde, wäre der Aufschrei groß.
Aber Kommunismus scheint ja wohl okay zu sein. Hatte ja nur Stalin, Mao und die Roten Khmer hervorgebracht.
Finde den Vergleich tatsächlich etwas schwierig. Geht da ja auch den Grundgedanken, der den Begriffen innewohnt.
Das eine ist per Definition ein dikatorisches Regierungssystem, das andere als Begriff für eine herrschaftsfreie, klassenlose Utopie entstanden, deren Ziel möglichst großes Gemeinwohl ist.


B2T: Fusion hieß für mich tatsächlich auch sehr viel treiben lassen. Wobei ich es für mich vermieden habe, zwischen 1-3 unterwegs zu sein, weil es da mit Abstand am vollsten (gerade Turmbühne, Sonnendeck, Tan(z)kwüste waren mir viel viel viel zu voll) war auf allen Bühnen. Ich hab während der Zeit einfach ein wenig Schlaf nachgeholt und bin morgens direkt tanzen gegangen.
¯\_(ツ)_/¯

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Stebbie
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Stebbie » Mi 12. Jun 2019, 12:14

Ich kann das Unbehagen über den Begriff "Ferien-Kommunismus" einerseits nachvollziehen, halte es andererseits für einen Ausdruck einer generell Unkenntnis des Begriffs. Historische Entwicklungen wie der Marxismus-Leninismus oder auch der Stalinismus, die in der Sowjetunion, der Volksrepublik China, Kambodscha oder auch andernorts zu totalitären Regimen führten stehen keineswegs pars pro toto für den Kommunismus an sich, sondern sind Ideologien, die auf dem Fundament des Kommunismus (bzw. Marxismus) und mittels ihrer Dialektik ein autoritäres System schufen - bisweilen im starken Kontrast zur Gesellschaftslehre von Marx und Engels.

Viele würden sich sicher auch wundern, wie stark der Marxismus als sicherlich populärste Spielart des Kommunismus/Sozialismus noch heute etwa in der Forschung verbreitet ist. Ebenso wie an als Christ nicht zwangsläufig Katholik ist, ist man als Kommunist auch nicht zwangsläufig Maoist (von denen es noch viele gibt). Daher gibt es auch, je nach Schule zahlreiche Vertreter dieser politischen Philosophie, für die sind Stalin und Mao ungefähr so sehr Marxisten wie Hitler Sozialist gewesen ist.
(c) 26.06.2006

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivals 2019

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jun 2019, 12:33

herrschaftsfreie, klassenlose Utopie entstanden, deren Ziel möglichst großes Gemeinwohl ist.
Hahahahahahhaa. Sorry.

mattkru
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Re: Festivals 2019

Beitrag von mattkru » Mi 12. Jun 2019, 13:16

Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:33
herrschaftsfreie, klassenlose Utopie entstanden, deren Ziel möglichst großes Gemeinwohl ist.
Hahahahahahhaa. Sorry.
In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivals 2019

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jun 2019, 13:22

mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:16
Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:33
herrschaftsfreie, klassenlose Utopie entstanden, deren Ziel möglichst großes Gemeinwohl ist.
Hahahahahahhaa. Sorry.
In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
Naja. Es ist halt wie immer: Je besser sich die Idee auf dem Papier liest, desto mehr wird ignoriert, dass dort Menschen am Werk sind, die das umsetzen müssten. Und daran scheitert jede noch so gute Idee: daran, dass ein guter Teil derer, die es betrifft halt egoistische Arschlöcher sind.

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Monkeyson
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Monkeyson » Mi 12. Jun 2019, 13:30

Stebbie hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:14
Ich kann das Unbehagen über den Begriff "Ferien-Kommunismus" einerseits nachvollziehen, halte es andererseits für einen Ausdruck einer generell Unkenntnis des Begriffs. Historische Entwicklungen wie der Marxismus-Leninismus oder auch der Stalinismus, die in der Sowjetunion, der Volksrepublik China, Kambodscha oder auch andernorts zu totalitären Regimen führten stehen keineswegs pars pro toto für den Kommunismus an sich, sondern sind Ideologien, die auf dem Fundament des Kommunismus (bzw. Marxismus) und mittels ihrer Dialektik ein autoritäres System schufen - bisweilen im starken Kontrast zur Gesellschaftslehre von Marx und Engels.

Viele würden sich sicher auch wundern, wie stark der Marxismus als sicherlich populärste Spielart des Kommunismus/Sozialismus noch heute etwa in der Forschung verbreitet ist. Ebenso wie an als Christ nicht zwangsläufig Katholik ist, ist man als Kommunist auch nicht zwangsläufig Maoist (von denen es noch viele gibt). Daher gibt es auch, je nach Schule zahlreiche Vertreter dieser politischen Philosophie, für die sind Stalin und Mao ungefähr so sehr Marxisten wie Hitler Sozialist gewesen ist.
Danke!

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nilolium
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Re: Festivals 2019

Beitrag von nilolium » Mi 12. Jun 2019, 13:32

Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:22
mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:16
Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:33


Hahahahahahhaa. Sorry.
In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
Naja. Es ist halt wie immer: Je besser sich die Idee auf dem Papier liest, desto mehr wird ignoriert, dass dort Menschen am Werk sind, die das umsetzen müssten. Und daran scheitert jede noch so gute Idee: daran, dass ein guter Teil derer, die es betrifft halt egoistische Arschlöcher sind.
darum steht da ja auch utopie

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivals 2019

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jun 2019, 13:34

nilolium hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:32
Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:22
mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:16


In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
Naja. Es ist halt wie immer: Je besser sich die Idee auf dem Papier liest, desto mehr wird ignoriert, dass dort Menschen am Werk sind, die das umsetzen müssten. Und daran scheitert jede noch so gute Idee: daran, dass ein guter Teil derer, die es betrifft halt egoistische Arschlöcher sind.
darum steht da ja auch utopie
Der Begriff ist halt verbraucht. Ich finds auch lächerlich, allerdings lenkt diese Metadebatte von den wirklich vorhandenen Problemen des Festivals ab. Das sind nicht viele, aber die Aktion mit dem BDS ist schon so eine Sache.

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Declan_de_Barra
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Declan_de_Barra » Mi 12. Jun 2019, 14:02

mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:16
Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:33
herrschaftsfreie, klassenlose Utopie entstanden, deren Ziel möglichst großes Gemeinwohl ist.
Hahahahahahhaa. Sorry.
In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
Ich finde hier waren durchaus reflektierte Beiträge als Antwort auf deine Frage. Da kann man dann schon drauf eingehen.

mattkru
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Re: Festivals 2019

Beitrag von mattkru » Mi 12. Jun 2019, 14:22

Declan_de_Barra hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 14:02
mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 13:16
Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 12:33


Hahahahahahhaa. Sorry.
In ‚Animal Farm‘ hatte das doch super funktioniert!
Ich finde hier waren durchaus reflektierte Beiträge als Antwort auf deine Frage. Da kann man dann schon drauf eingehen.
Ich finde meine Antwort super und zitiere jetzt einfach mal Wikipedia:

Allgemeine Handlung
Das Buch beschreibt allegorisch Personen und Ereignisse in der jungen Sowjetunion. Beginnend bereits mit der Unterdrückung des Volkes durch Zar Nikolaus II. (Herrschaft von Bauer Jones), der Februarrevolution und der Oktoberrevolution (Aufstand der Tiere und Vertreibung von Bauer Jones), die Entwicklung des Sozialismus und Kommunismus (Animalismus) und dessen Verdrehung in den Stalinismus samt dessen anschließender Gewaltherrschaft (Herrschaft der Schweine unter Napoleon).

Figuren

Schweine

Die Schweine stellen die Bolschewisten dar, die zuerst im Rätesystem, später in der stalinistischen Diktatur herrschten.

Old Major (Ausstellungsname Willingdoner Pracht bzw. Willingdon Beauty)

Der alte weiße Eber repräsentiert sowohl Karl Marx als auch Lenin. Er übernimmt eine ausbildende Rolle, in der er die Tiere gleichsam (wie Marx) mit dem allgemeinen und (wie Lenin) mit dem auf ihre gegenwärtige Lage bezogenen ideellen Rüstzeug ausstattet. Old Major führt den anderen Tieren ihre Situation vor Augen und sagt, dass die Revolution der Tiere ohne Frage kommen werde, er nur nicht wisse, wann. So wie Marx davon ausgeht, dass die Menschheit ohne Alternative auf den weltweiten Kommunismus zusteuert, glaubt Old Major, dass die Tiere auf eine Welt ohne Menschen werden zugehen müssen.

Nach Old Majors Tod wird sein Schädel aufgebahrt und von den Tieren wöchentlich besucht, eine Entsprechung der Präparierung und Aufbahrung von Lenins Leichnam im Lenin-Mausoleum.

Napoleon (in der französischen Version César)

Der Berkshire-Eber symbolisiert Josef Stalin. Er operiert von Anfang an im Hintergrund und zieht Hundewelpen als seine Geheimpolizei heran, mit deren Hilfe er schließlich Schneeball verjagt. Danach reißt er alle Macht an sich, lässt die Wahrheit verdrehen und errichtet eine Gewaltherrschaft, die schlimmer ist als die, die die Tiere abschütteln wollten. In 1984 übernimmt diese Rolle der 'Große Bruder'.

Schneeball (engl. Snowball)

Der weiße Eber wurde inspiriert durch Leo Trotzki. Gemeinsam mit Napoleon (Stalin) führt er den Aufstand an und übernimmt die Leitung der Farm, doch schon bald kommt es zu Spannungen zwischen den beiden. Diese gipfeln schließlich in der Vertreibung Schneeballs durch Napoleons Hunde (Exil und Ermordung Trotzkis). Im Nachhinein wird er für alle Misserfolge der Farm verantwortlich gemacht und sogar als Doppelagent der Menschen bezeichnet, vergleichbar mit der Rolle von Goldstein in 1984.

Schwatzwutz (auch Quiekschnauz, engl. Squealer)

Das kleine, dickliche Schwein mit der großen Redebegabung verkörpert Wjatscheslaw Molotow und den gesamten Propagandaapparat der Sowjetunion, angeführt von der Tageszeitung Prawda. Als Sprecher Napoleons rechtfertigt er dessen Entscheidungen, bringt seine Gegner in Misskredit und kontert Kritik mit der Aussicht, dass (Zar) Jones zurückkommen könnte und alles dann noch schlimmer wäre. Darüber hinaus verdreht Schwatzwutz in seinen Reden die Realität, indem er die Erinnerung der Tiere manipuliert und vergangene Ereignisse verfälscht darstellt, sodass Widersprüche aus dem Weg geräumt werden.

Rotäuglein (engl. Pinkeye)

Das junge Schwein, das Napoleons Essen vorkosten muss, weil dieser fürchtet, dass es vergiftet sein könnte, steht für Stalins Wahnvorstellungen, überall Verschwörungen gegen sich zu sehen, welche die Stalinschen Säuberungen einleiteten.

Pferde

Die Pferde symbolisieren die drei sozialen Klassen.

Boxer

Das kräftige Zugpferd ist das Sinnbild des einfachen Arbeiters der Unterschicht. Mäßig gebildet, verfügt er zwar über mehr als genügend Kraft, gegen seine Ausbeuter (menschliche wie tierische) aufzubegehren, kann sich jedoch aus eigenem Antrieb nicht dazu entschließen, da er sehr naiv ist und langsam denkt. Seine beiden Maximen lauten „Ich will und werde noch härter arbeiten“ und „Napoleon hat immer recht“. Durch seine Gutmütigkeit, Gutgläubigkeit und blinden Gehorsam gegenüber der Führung arbeitet er sich zu Tode. Doch selbst aus diesem Unglück ziehen die Schweine noch zusätzlichen Nutzen, indem sie ihn an den Abdecker verkaufen, um sich aus dem Erlös Alkohol zu besorgen. Möglicherweise steht Boxer auch für die Stachanow-Bewegung, eine Kampagne zur Steigerung der Arbeitsmoral in der Sowjetunion, oder für den vorbildlichen „Helden der Arbeiterklasse“ Stachanow selbst. An Boxer wird nur allzu deutlich, dass gerade die Arbeiter von der kommunistischen Partei am meisten ausgebeutet wurden, obwohl sie der eigentliche Grund der Revolution waren.
Als Äquivalent im Roman 1984 kann Winston Smiths Nachbar Tom Parsons gesehen werden.

Kleeblatt (engl. Clover)

Die stämmige Mutterstute, die nach ihrem vierten Fohlen ihre alte Figur nicht wieder zurückgewonnen hat, repräsentiert die etwas stärker gebildete Mittelklasse. Sie sympathisiert mit Boxer (den Arbeitern) und kümmert sich um ihn, als er nach seinem Unfall nicht mehr arbeiten kann. Obwohl sie sich dafür schämt, sich nicht mehr an die originalen sieben Regeln erinnern zu können, nachdem Schwatzwutz sie verändert hat, wird sie jedoch von den drei jüngeren Pferden, welche Boxer ersetzen, mit großem Respekt behandelt.

Mollie

Die törichte, schöne Schimmelstute ist selbstverliebt, trägt gerne Bänder in ihrer Mähne und liebt Zucker (Luxus) über alles. Sie symbolisiert das Bürgertum (Bourgeoisie) und den niederen russischen Adel. Genauso wie diese beiden Gruppen verlässt Mollie schon bald nach der Revolution die Farm, um „im Ausland“ ihrem gewohnten und verwöhnten Leben nachzugehen.

Menschen

Die Menschen stellen die nicht-sowjetischen Mächte dar.

Mr. Jones

Der verkommene Alkoholiker, der seine Farm und die Tiere vernachlässigt, stellt Zar Nikolaus II. dar, der im Luxus lebte und sich nicht um seine Untertanen kümmerte, sondern sie nur ausbeutete und verhungern ließ.

Mr. Pilkington

Der leichtlebige Besitzer der großen, verwahrlosten und altmodischen Fuchswald-Farm verkörpert die westlichen Mächte (Großbritannien und USA). Anfangs verfeindet, kooperieren Pilkington und Napoleon schließlich miteinander. Am Ende kommt es jedoch zum Streit zwischen den beiden, ein Ausblick auf den beginnenden Kalten Krieg zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion.

Mr. Frederick

Der zähe und gerissene Besitzer der kleineren, aber gut in Schuss stehenden Knickerfeld-Farm symbolisiert Adolf Hitler und das damalige Dritte Reich. Frederick macht zunächst diplomatische und wirtschaftliche Geschäfte mit der Farm (siehe deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt), versucht aber später, diese einzunehmen (Unternehmen Barbarossa) und zerstört dabei die Windmühle, wird jedoch vernichtend geschlagen (Schlacht von Stalingrad).

Mr. Whymper

Der Verbindungsmann der Farm der Tiere zu den Menschen vereinigt in sich die westlichen Intellektuellen (wie zum Beispiel George Bernard Shaw und Lincoln Steffens), welche die Sowjetunion 1919 besuchten und rühmten, was sie dabei sahen.

Andere benannte Tiere

Benjamin

Der stets schlecht gelaunte und zynische Esel ist das älteste Tier der Farm, möglicherweise auch das weiseste, denn er kann nicht nur lesen, sondern steht den Schweinen und der Revolution an sich von Anfang an skeptisch gegenüber und erkennt auch als einziger, was wirklich mit Boxer geschieht. Er verkörpert die skeptische Intelligenzija, die – wie Benjamin mit Boxer – stark mit der arbeitenden Bevölkerung sympathisiert, aber nicht zu den Machern der Revolution gehört und deren Fortgang nur kommentiert. Er selbst ist auch gutmütig. Er verkörpert eine Art Kassandra, der die schlechten Seiten der Revolution sehr früh erkennt.

Muriel

Die weiße Ziege kann neben den Schweinen und Benjamin lesen und wird daher oft von Kleeblatt gebeten, ihr die Sieben Regeln vorzulesen, wenn sie sich nicht mehr daran erinnern kann. Sie repräsentiert ebenfalls das Lager der Intellektuellen. Sie stirbt kurz vor dem Ende der Geschichte, genauso, wie die intellektuelle Generation in der Sowjetunion.

Moses

Der zahme schwarze Rabe verkörpert die Religion und insbesondere die Russisch-Orthodoxe Kirche. Er paktiert zu Beginn mit Bauer Jones und erzählt immer vom Kandiszuckerberg (Sugarcandy Mountain) oberhalb der Wolken, einer Art Paradies. Er vertröstet damit die Tiere in Zeiten der Not auf das Jenseits. Orwell stimmt durch Moses der Religionskritik von Karl Marx zu. („Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“)[1]

Unbenannte Tiere

Die Hunde

Die Welpen der drei Hunde Glockenblume, Jessie, Zwickzwack (auch Knicker[2]; engl. Bluebell, Jessie, Pincher), die Napoleon als persönliche Leibwache abrichtet und mit denen er Schneeball vertreibt und unliebsame Kritiker einschüchtert, stehen für die Tscheka, die Staatspolizei (GPU) und das Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD). Sie sind unbarmherzig, rücksichtslos und ihrem Oberhaupt gegenüber bedingungslos loyal.

Die Hühner

Die Hühner, die sich dagegen auflehnen, dass alle ihre Eier verkauft werden sollen, verkörpern die Kulaken, Bauern und Landarbeiter, die noch über persönliches landwirtschaftliches Eigentum verfügten und sich gegen ihre Enteignung sträubten.

Die Schafe

Die Schafe werden als dumm und das nachblökend, was man ihnen erzählt, dargestellt. Sie symbolisieren das ungebildete gemeine Volk und werden von der Propaganda der Führung für ihre Zwecke missbraucht. Jede Diskussion und Kritik der anderen Tiere wird durch ihr Blöken verhindert, indem sie immer wieder den Slogan „Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht“ wiederholen.

Die Katze

Die Katze wird als arbeitsscheu und unengagiert dargestellt. Sie interessiert sich nicht dafür, wer gerade die Macht in Händen hält, ist aber verschwunden, sobald Gefahr droht. Sie steht für die Kriminellen und die „russische Mafia“, die, egal unter welchem (Regierungs-)System, nur an sich denkt.
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Declan_de_Barra
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Declan_de_Barra » Mi 12. Jun 2019, 14:24

Und sich dann über schlechte Stimmung im Forum oder sonst was beschweren. :lolol:

Aber weiter viel Spaß

Gelöschter Benutzer 57

Re: Festivals 2019

Beitrag von Gelöschter Benutzer 57 » Mi 12. Jun 2019, 14:29

Aua einfach

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Quadrophobia
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Re: Festivals 2019

Beitrag von Quadrophobia » Mi 12. Jun 2019, 14:31

Ich hab das Buch gelesen und mir ist bisher kein Fall bekannt, bei dem auf der Fusion eine Diktatur errichtet worden wäre.

Vizediktator haben da mal gespielt, aber das wars auch schon.

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Re: Festivals 2019

Beitrag von therewillbefireworks » Mi 12. Jun 2019, 14:46

Das was Nilo sagt. Ging ja hier vor allem um die Begriffswahl und womit die zu rechtfertigen wäre. Das das in der Realität alles anders aussah/sieht spielt für mich in dieser Diskussion keine Rolle. Und das auch auf der Fusion nicht alles Gold ist was glänzt ist auch klar.


Is aufjedenfall 'n schönes Festival.
¯\_(ツ)_/¯

mattkru
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Re: Festivals 2019

Beitrag von mattkru » Mi 12. Jun 2019, 14:54

Ich habe mit dem Festival als solches kein Problem. Aber dieses Image von Ferien-Kommunismus ist mMn einfach total daneben. All die hippen Leute, die das dort abfeiern und sich sagen ‚Hö hö hö, ich bin jetzt in einer sozialen Utopie‘ solle man einfach mal für eine Woche in Venezuela aussetzen.
Hedonismus und Eskapismus ist ja schön und gut, aber bitte nicht mit so einem Label, welches aus meiner Sicht die 40-80 Millionen Opfer der Realversionen dieser Ideologie verhöhnt.
The fact that there's a highway to hell, but only a stairway to heaven says a lot about anticipated traffic numbers.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivals 2019

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jun 2019, 14:58

mattkru hat geschrieben:
Mi 12. Jun 2019, 14:54
Ich habe mit dem Festival als solches kein Problem. Aber dieses Image von Ferien-Kommunismus ist mMn einfach total daneben. All die hippen Leute, die das dort abfeiern und sich sagen ‚Hö hö hö, ich bin jetzt in einer sozialen Utopie‘ solle man einfach mal für eine Woche in Venezuela aussetzen.
Hedonismus und Eskapismus ist ja schön und gut, aber bitte nicht mit so einem Label, welches aus meiner Sicht die 40-80 Millionen Opfer der Realversionen dieser Ideologie verhöhnt.
Danke für diesen Beitrag, der macht die vorherige Nonsensdebatte wieder etwas besser. Als Zoni würd ich noch ergänzen: Setzt diese Leute halt ein mal im Jahr 1975 an gleicher Stelle aus, wie das Festival.

DerAffenmensch
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Re: Festivals 2019

Beitrag von DerAffenmensch » Mi 12. Jun 2019, 16:46

Ontopic:

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PastorOfMuppets
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Re: Festivals 2019

Beitrag von PastorOfMuppets » Mi 12. Jun 2019, 17:50

Was schon zu erwarten war, ist letztlich eingetreten: Doctor Music ist abgesagt.


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