Seit dem letzten Besuch in 2018 hat sich gar nicht so viel verändert, was aber auch gar nicht notwendig war. Das Gelände ist sehr übersichtlich und die 3 relevanten Bühnen alle sehr nah beieinander. Die einzige Veränderung waren die Toiletten, deren Lage sie teilweise angepasst haben. Kleines Manko bei dem Thema: die Toilettenkabinen sind für >1,90m Menschen sehr eng, aber das Problem hätte ich wohl überall in Portugal/Spanien/etc.

Musik - Highlights
1. Girl In Red
Für mich der meist erwartete Act und bereits zuvor die beste Bestätigung des Festivals. Schon während City and Colour, die direkt davor auf der Bühne waren, habe ich mich wie ein kleines Kind auf den Auftritt gefreut - wie auch zahlreiche andere Fans, die man bereits deutlich erkannt hat. Instant Wohlfühlfaktor.

Wer jetzt ein zurückhaltendes Mädchen erwartet hat, das die doch eher ruhigen Songs performt, ja ne, Fehlanzeige. Es ging direkt energisch los mit 'You Stupid Bitch' und einem enorm lauten und leidenschaftlichen Publikum. Umgeben von zahlreichen gay girls (ich habe vielleicht 3 männlich gelesene Personen gesehen) wurde dann lautstark mitgesungen, getanzt und vielleicht auch ein paar Freudentränen verdrückt. Man merkte, dass girl in red nicht nur für mich das Highlight des Festivals war. Zum Ende hin gab es noch den längsten stagedive des Festivals (Kategorie: Dinge, die ich vorher nicht erwartet hätte), der einen von vorne bis hinten perfekten Auftritt abgerundet hat. Aufgrund der Emotionalität, die ich mit den Songs verbinde und allem drumherum, wird das wohl auch noch in ein paar Jahren zu meinen absoluten Konzert-Highlights zählen. Danke Marie.


2. Arctic Monkeys
Beim zweiten Mal ists ja doch meist am schönsten, so auch mit den Monkeys. Nach 2018 (ebenfalls beim Nos Alive) war das mein zweites AM Konzert und im Vergleich zu damals war Alex Turner diesmal wirklich sehr gut drauf. Unvergessen seine Aussage direkt vorm größten Hit damals: "Back then this song meant really little to us. Now, it means even less." Sowas gab's diesmal nicht, dafür deutlich weniger Tranquily Base Hotel, meine Favoriten von The Car und alle alten Hits, die ich mir gewünscht habe.
3. Rina Sawayama
Was soll man dazu noch sagen. Fast wäre ich zur Clubbing Stage für Boys Noize gegangen, habe mich glücklicherweise aber noch überreden lassen und bin doch zu Rina - beste Entscheidung des Wochenendes. Ich kannte vorher gar nichts und als wir direkt nach Sam Smith angekommen sind, war es zunächst auch noch erschreckend leer vor der Bühne. Es füllte sich dann aber schnell und mindestens genauso schnell wurde es heiß - nicht nur vor der Bühne. Eine sehr aufpeitschende Rina sorgte zum Ende des Festivals nochmal für ordentlich Ekstase.

Weitere Bands (ohne Reihenfolge)
Lizzo - Wahnsinn, was für eine Ausstrahlung und welche enormen bad bitch vibes diese Frau mitbringt.
Red Hot Chili Peppers - der Anfang und das Ende waren super, dazwischen leider viele Songs, die ich nicht kannte. War kein schlechtes Konzert, aber setlistmäßig wäre da auch deutlich mehr drin gewesen.
Puscifer - Genau die Art von Weirdness, die ich bei einer Puscifer-Show erwarte. Das letzte Album kenne ich noch nicht sehr gut, muss ich mir nochmal zu Gemüte führen.
Sam Smith - Ideale Festivalbuchung, da ich hier wahrscheinlich nie zu einem Einzelkonzert gehen würde. Sehr schön anzuschauende Show mit einem gut gelaunten Sam. Persönliches Highlight war der Mitarbeiter am Heineken-Stand, der die Songs mitgesungen und gefühlt hat, wie kaum sonst kaum ein anderer, richtig wholesome.
Machine Gun Kelly - Ich habe mich noch nie mit denen beschäftigt, aber das sind doch 1:1 eine modernere und bessere Version von Blink-182, oder? Sie haben jedenfalls alles versucht, 2000er Vibes zu verursachen.
Ansonsten noch gesehen:
The Driver Era
The Black Keys
Linda Martini
City and Colour
Lil Nas X (teilweise)
Queens of the Stone Age
Rüfüs Du Sol - idealer Festivalabschluss
Fazit:
Ein mehr als gelungenes Festival-Comeback in einer wunderschönen Stadt. Im Vorfeld war bereits klar, dass es für mich nicht unbedingt das beste Line-up aller Zeiten sein würde. So wie es lief, war es letztlich aber optimal: genug Highlights, genug Neues, genug Freiraum, nachts auch mal etwas früher zu gehen, weil der Act einfach nicht der allerwichtigste ist (Lil Nas X) - von Anfang bis Ende von Band zu Band springen wäre mir sowieso zu anstrengend gewesen. So hatte ich sehr viel Spaß und komme in ein paar Jahren sicherlich auch nochmal wieder - vor allem, wenn wieder so viel Queerness gebucht wird.
