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von Druschi » Do 17. Aug 2017, 10:03
Meine Vorfreude-Top5 haben mich nicht enttäuscht und bleiben auch meine finalen Top5
Am Donnerstag angekommen blieben mir 2h für Bändchen holen, zum Gelände gehen, Zelt aufbauen und zurück zum Kirchenkonzert von Matt Maltese. Fazit: Schafft man gut! Das hatte mich initial beruhigt. Matt Maltese fand ich gut, hätte mit Band aber unter Umständen noch mehr hergemacht. Isaac Gracie und Ajimal passten gut in die Kirche und hatten ordentliche Stimmen. Martin Kohlstedt war dann extrem atmosphärisch. Vom Gesichterspiel hätte der gut zu Frau Harding gepasst. Über lange Strecken hat sein Werk mich an das von Nils Frahm erinnert.. Insbesondere die elektronischen Einschläge. Kein schlechter Vergleich. Parcels im Spiegelzelt haben dann das geliefert, was man von ihnen erwartet hat und was kaum jemand anderes an dem Wochenende geschafft hat: das Publikum zum Tanzen bewegt. Die sieht man die nächsten Jahre bestimmt noch einmal auf der Hauptbühne. Giant Rooks waren gut gelaunt. Sie konnten mir glaubhaft vermitteln, dass mit dem Konzert im Halderner Spiegelzelt ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung ging. Conor Oberst hat seinen Zenit bereits überschritten. Mitgenommen hat der Herr mich nicht. Shame waren nett. The James Hunter Six dann meine Überraschung des Festivals. Hätte die live nicht so groovy erwartet. Ich war extrem müde, doch die Herren haben mich nochmal wach getanzt.
Freitag dann früh mit Cantus Domus in der Kirche: immer wieder schön anzuhören. Joep Beving hat mich atmosphärisch dann auch überzeugen können. Sympathisches Kerlchen zugleich. Die Geschichte, dass seine schlafende Tochter, namentlich Lotus, die Inspiration für seinen Song Sleeping Lotus war, war dann zu süß. Bin dann raus aus der Kirche, um Aldous Harding zu sehen, die dann aber in das Spiegelzelt verschoben worden ist. Schwupps, gab es keine Chance mehr für mich in die Kirche zu kommen. Die Schlange davor war einfach zu groß. Hab dann den Mario ausgesetzt, bin einkaufen, zurück zum Gelände und kurz entspannt. Mario Batkovic war neben BadBadNotGood der einzige Act, den ich sehen wollte, es letztendlich aber nicht geklappt hat. Weiter ging's mit Penguin Cafe: haben mich nicht vollends überzeugen können. Bin dann zu Mammal Hands ins Zelt, die feinsten Jazz abgeliefert haben. Faber war klasse und sichtlich gut gelaunt. Seine Ansprachen zwischendurch wussten auch zu unterhalten. Believe the Hype! Aldous Harding konnte ich gut zuhören, jedoch nicht anschauen. Zu viel Gesichtstheater. War das eine Provokation an das Publikum? The Amazons als Warteband vor Loyle Carner fand ich sehr belanglos. Zu glatt und sehr amerikanisch für eine britische Indie-Band. Loyle Carner hat dann feinsten HipHop abgeliefert. Glaubhaft, sympathisch und ohne dabei vulgär werden zu müssen. BadBadNotGood dann verpasst, um mich für Die Höchste Eisenbahn zu platzieren. Dabei habe ich dann auch Ricarda und 3 weitere Kollegen aus eurem Camp kennengelernt (Braunhaarige Medizinstudenten und zwei blonde Jungs (mit Bart), einer davon größer). Ich war bei der Höchsten Eisenbahn genau umkreist von textsicheren Ultrafans, die wussten, wie man zu der Musik abgeht. Das hat mir das Konzert noch schmackhafter gemacht und war eines meines diesjährigen Highlights. Benjamin Clementines Auftritt polarisierte stark. Die einen fanden den Auftritt eine arrogante Katastrophe, die anderen empfanden ihn als äußerst unterhaltsam. Ich gehöre zur letzteren Gruppe und glaube, dass Benjamin das Publikum herausfordern möchte und die Beziehung Künstler-Publikum hinterfragt. Mit Condolence war dann die diesjährige Festivalhymne geboren, die mich den Rest des Festivals überall verfolgte. Käptn Peng war ok, habe ich aber schon einmal besser gesehn. Bei Anna Meredith habe ich nur den Anfang geschafft, dann bin ich vor Kraftlosigkeit beim Stehen immer eingeknickt und schließlich zum Nachtlager.
Der Donnerstag und Freitag hat mich Konzerte-mäßig so sehr erfüllt, dass Samstag nur noch eine Zugabe war, wenngleich auch keine unbedingt spannende. Gesehen habe ich Messer, Tom Grennan, Mavie Phoenix (mit Condolence-Anstimmen des wartenden Publikums vor dem Tonstudio), Julia Jacklin, Let's Eat Grandma, Klangstof, Kate Tempest, Teile von Bilderbuch und IDLES.
Let's Eat Grandma haben gezeigt, dass man mit wenig musikalischen Tricks atmosphärisch sein können. Mir persönlich noch etwas zu kindlich verspielt.
Kate Tempest hat wie erwartet wieder eine herrliche Predigt abgeliefert. Tolle Frau. Das zweite Albumkonzept (Buch), welches weniger eingängiger ist, als das Erstlingswerk, wurde vorgetragen. Erstaunlich, wie sie es schafft mit nur einem gekonnten Satz ein Menschenleben auszuhebeln.
Bilderbuch hatte ich auch schon einmal besser gesehen. Gefühlt war die Luft raus. Seine Stimme war auf jeden Fall kurz vorm Abkacken. Man hat gemerkt, dass es der letzte Festivalgig dieses Jahres war. Oder zumindest einer der letzten.
IDLES haben mich am Ende aber wieder mitgenommen. Die haben das Spiegelzelt ordentlich abgerissen.
All in all war der Samstag aber eher mau für mich, für Haldernverhältnisse.
Mein 6. Haldern Pop und sicher nicht das letzte.