Mal etwas Anderes für alle, die es interessiert:
ein kleiner Guide zu Radioheads B-Seiten/Non-Album-Tracks
Selbst als Radiohead-Fan kann es sein, dass man viele Perlen noch nicht kennt, wenn man sich nur mit den Albem befasst. Teilweise gibt es aber B-Seiten, bei denen man sich fragt, wie sie nicht auf dem Album landen konnten. Gehen wir mal chronologisch vor:
Zu Zeiten von
"Pablo Honey" und
"The Bends" haben sie zahlreiche Songs veröffentlich, die soundästhetisch in Richtung der jeweiligen Alben gehen. Es sind noch eher simplere Songs, die auf Britpop-Compilations kaum stilistisch auffallen würden. So findet man auf der Itch EP eine tolle Akustikversion von
"Banana Co." oder das wunderbar schwelgerische
"How Can You Be Sure?", das seinerzeit eine B-Seite von "Fake Plastic Trees" war.
Weitere B-Seiten der
"The Bends"-Ära deuteten bereits an, dass sich etwas im Sound der Band ändern würde und stellen eine Art Zwischenstufe zwischen dem "The Bends" und "Ok Comupter" dar. Das 1995 als B-Seite von "High & Dry" erschienene
"Killer Cars" und
"The Trickster", das sich auf der "My Iron Lung" Ep befindet, nehmen in gewisser Weise den Sound von Muse vorweg (die bekennende Fans von Radiohead sind): der Sound wird opulenter und verzerrte Gitarren treten in den Vordergrund.
Das Prachtstück aus der Zeit stellt mit Sicherheit die "Street Spirit"-Single dar. Darauf befanden sich das reduzierte
"Bishop's Robes" und ein Song, der sich bei einigen Fans zum All-Time Favorite gemausert hat:
"Talk Show Host". Ein athmosphärisches, sich an Elementen des Trip-Hop bedienendes Meisterwerk, das auch heute noch gelegentlich auf Konzerten gespielt wird.
Bei den B-Seiten zu
"OK Computer" leuchtet wohl noch am ehesten ein, warum es B-Seiten geworden sind. Fallen sie teilweise aus der Soundästhetik und dem Konzept von "OK Computer" heraus und setzen stark auf klassische Gitarrenakkorde, im Gegensatz zum recht verspielten Album.
Dennoch, wer Gitarren mag, hat an
"Polyethelyne (Part 1 & 2)" und
"Pearly*" seine Freude.
Da
"Kid A" ohne Promo und damit ohne wirklich Singles veröffentlicht wurde, fehlen zu diesem Album die B-Seiten. Allerdings erschien
"Amnesiac" direkt im Jahr darauf, auf dem sich weitere Songs aus der gleichen Aufnahmesession befangen. Bei diesem Album lohnt sich vor allem das Anschauen der "Pyramid Song" Single. Darauf finden sich mit
"The Amazing Sounds Of Orgy" und
"Kinetic" zwei Fan-Lieblinge. Wie das dazugehörige Album setzen die Songs auf Soundexperimente, sind im Vergleich zu den B-Seiten der vorherigen Alben düsterer und schlagen in den Lyriks eine politische Richtung ein.
Ein weiterer Fan-Liebling stammt aus dieser Zeit: auf dem Live-Album "I Might Be Wrong: Live Recordings" findet sich
"True Love Waits". Eine klassische Akustik-Ballade, die nur in dieser Live-Version existiert und bei der Fans seitdem auf eine Studioversion hoffen.
Über
"Hail To The Thief" wird gerne gesagt, dass hier die Band ihren Sound gefunden hätte. Die Experimente der letzten beiden Alben wurden etwas zurückgeschraubt, Gitarren spielten wieder eine größere Rolle und die Songs folgten teilweise konventionelleren Mustern. Das sieht man auch ganz gut an den B-Seiten. So findet man auf "Go To Sleep" das leicht bluesige und sehr spaßige
"I Am A Wicked Child", die wunderschöne Piano-Ballade
"Fog (Again)" (ein Song, der in einer anderen Version bereits eine B-Seite zu "Amnesiac" war) und
"Gagging Order", das nur aus Thom Yorkes Stimme und einer Akustikgitarre besteht.
"In Rainbows" verfügt im klassichen Sinne nicht über B-Seiten, dafür aber über eine 2. CD, die viele Perlen enthält. An dieser Stelle könnte fast jeder Song der CD genannt werden, stellvertretend nenne ich hier das verspielte
"Down Is The New Up", das niederschmetternde
"Go Slowly", das zum Schluss eine wunderschöne Wendung nimmt, oder
"4 Minute Warning". Ein Song, der bereits seit 1999 herumgeisterte und von ihnen zwischenzeitlich "neil young *9" betitelt wurde. Ein Song, der wirkt, als ob er an einem Lagerfeuer aufgenommen wurde. Schellenkranz, Thom Yorkes Stimme und der Rest der Band, der im Chor unterstützt.
Zur "In Rainbows"-Ära wird auch noch dieser Song gezählt:
"I Want None Of This". Eine gespenstische Piano-Ballade, die von Thom Yorke im Alleingang für eine Compilation aufgenommen wurde.
"The King Of Limbs" ist mit seinen 8 Songs verhältnismäßig kurz, bringt es aber auf mehrere Non-Album-Tracks. Vor dem Album erschien bereits das krautige
"These Are My Twisted Words". Nach Erscheinen des Albums gab es 2 Doppel-Singles, auf denen sich einmal das auf elektronischen Beats aufbauende
"The Butcher" befand und außerdem noch
"Staircase", das wie bereits das Album einen Wechsel von Radioheads Fokus auf rhythmische Aspekte zeigt, was sich live auf Tour durch das Vorhandensein eines zweiten Schlagzeugers in Form von Clive Deamer bemerkbar machte.
Wenn man also nur die Alben kennt, gibt es noch genug Material, in das es sich reinzuhören lohnt und mit dem außerdem gut die Wartezeit auf das nächste Album überbrücken kann!