Die neue Staffel
Black Mirror stellt einerseits ein Back to the Roots, nach den Experimenten der letzten Staffel, aber auch ein Aufbruch zu völlig neuen Ufern dar.
Ich nehme eigentlich nicht etwas Substanzielles vorweg, aber wenn man wirklich gar nichts vorher wissen will, sollte man es vielleicht erst hinterher lesen.
Joan is Awful:
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Ein wunderbarer metafiktionaler Spaß, in der ein Netflix-ähnlicher Streamingdienst das Leben der Protagonistin nahezu in Echtzeit zu einer Serie verarbeitet. Die Folge bietet gleich dieses typische Black Mirror-Gefühl in einen technologischen Albtraum hineingezogen zu werden und konfrontiert den Zuschauer mit der Frage, wie man selbst reagieren würde. Zum Ende wird es aber doch offen humoristischer und absurder. Damit setzt die Folge ein wenig den Standard, dass Charlie Booker einfach in jede Richtung geht, in die er möchte. Das hat er in der Vergangenheit auch schon getan, aber nie so radikal wie in dieser Staffel.
Loch Henry:
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Eine für meine Begriffe eher schwächere Folge, auch wenn der Hauptdarsteller einen guten Job macht und der Twist mich schon gekriegt hat. Aber so wenig Fokus auf Gefahren der Technologie war selten. Es wurde dann doch etwas zu standardmäßiger Crime-Thriller.
Between the Seas:
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Das Highlight der Staffel! Ein hochdotierter Cast gibt alles in dieser sehr beklemmenden Abhandlung über Einsamkeit, Mitgefühl und Schicksal. Aaron Paul zeigt erneut, dass es ein großes Rätsel ist, warum er nach Breaking Bad noch keine signifkanteren Rollen bekommen hat. Er zieht alle Register, da er zeitweise gleich zwei Charaktere spielt. Denn die Prämisse sieht vor, dass zwei Astronauten sich mit einem Android auf der Erde verbinden können, um dort mit ihrer Familie zu sein. Als die Familie eines der Astronauten ermordet wird, bietet sein Kollege ihm an, seinen Android zeitweise zu benutzen.
Die graduellen Shifts in der zwischenmenschlichen Dynamik bringen die drei Hauptdarsteller sehr gut rüber und das Ende hat es wirklich in sich.
Mazey Days:
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Die schwächste Folge der Staffel. Hier wird mit der Black Mirror-Formel komplett gebrochen und eine recht reißerische Horrorgeschichte erzählt, die irgendwie als Analogie auf unsere Sensationslüsternheit fungiert, aber nicht wirklich aufgeht. Das brauche ich halt nicht von Black Mirror. Als deutlich wird, was hier passiert, trifft es einen aber schon sehr unvermittelt, was für sich ganz gelungen ist.
Demon 79:
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Die Folge macht es von den Anfangscredits klar, dass hier etwas gänzlich anderes als sonst passiert. Es ist quasi eine Simpons Treehouse of Horror-Folge (vielleicht macht er sowas ja jetzt jede Staffel). Erneut gilt, dass ich das von Black Mirror nicht zwingend brauche, aber das Narrativ ist viel anregender und überraschender als bei „Mazey Days“. Und die beiden Hauptdarsteller haben eine so tolle Chemie, dass man gern dabei ist. Plus, dass Empathie für einen teuflischen Dämon erzeugt wird ist auch eine charmante Variation des Genres.