> Festival Community Magazin - klickst Du hier <

Politik

Von Spam bis Gott und die Welt
Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 4. Sep 2016, 18:24

tobiwan hat geschrieben:Etwa zwei Fünftel der Leute in Meck-Pomm sind ziemlich ziemlich dumm. :poo:
Kurz korrigiert.

Benutzeravatar
Quadrophobia
Beiträge: 16037
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:15
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von Quadrophobia » So 4. Sep 2016, 18:37

Ob wir Donald Trump dazu kriegen eine Mauer zu Mecklenburg zu bauen?

Benutzeravatar
tobiwan
Beiträge: 10777
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 13:00
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von tobiwan » So 4. Sep 2016, 18:46

Quadrophobia hat geschrieben:Ob wir Donald Trump dazu kriegen eine Mauer zu Mecklenburg zu bauen?
Kannste gleich bei den anderen Bundesländern drumrum weitermachen und dann hätten wir irgendwann wieder die gleiche Grenze wie bis 1989, nein danke.
Let me live that fantasy

Benutzeravatar
Tambourine-Man
Beiträge: 4171
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 12:41

Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » So 4. Sep 2016, 18:49

Wahlbeteiligung lag doch bei 61% und damit 10 Prozentpunkte höher als bei den letzten Wahlen. Das ist neben dem Aus für die NPD das positivste heute und ja, mir ist klar, dass diese Leute oftmals AfD gewählt haben, aber jemand der seine politische Meinung ausdrückt (so sehr ich dieser auch widerspreche) ist mir immer noch lieber als die anteilnahmslose Masse...
Molotow must stay

Benutzeravatar
Stebbie
Hausmeister
Beiträge: 6371
Registriert: Di 15. Sep 2015, 10:44
Wohnort: I'm just trying to get home

Re: Politik

Beitrag von Stebbie » So 4. Sep 2016, 19:09

Es ist aber auch zu einfach, es immer auf Dummheit zu schieben - Teil des ganzen ist auch, dass viele der Parteien nicht mehr sonderlich überzeugend agieren und sich hinter Platitüden verstecken.

Ansonsten das erwartbare Ergebnis - solide Mehrheit für Rot-Schwarz. Hätte trotz der 21% für die AfD schlimmer kommen können.
(c) 26.06.2006

Benutzeravatar
Rowanism
Beiträge: 675
Registriert: Mi 16. Sep 2015, 04:32

Re: Politik

Beitrag von Rowanism » So 4. Sep 2016, 19:10

Die AfD bleibt deutlich hinter den Umfragen, Horrorszenarein und ihrem Rekordergebnis zurück. Es gibt, sofern die Grünen drinbleiben, zwei politische Alternativen. Insofern hätte es schlimmer kommen können.

25% Naziparteien sind natürlich dennoch mehr als beschämend.

Benutzeravatar
der_dicke_michel
Beiträge: 1570
Registriert: So 20. Sep 2015, 12:35

Re: Politik

Beitrag von der_dicke_michel » So 4. Sep 2016, 20:35

tobiwan hat geschrieben:
Quadrophobia hat geschrieben:Ob wir Donald Trump dazu kriegen eine Mauer zu Mecklenburg zu bauen?
Kannste gleich bei den anderen Bundesländern drumrum weitermachen und dann hätten wir irgendwann wieder die gleiche Grenze wie bis 1989, nein danke.
nur 'ne ganz kleine. und selbstverständlich ohne mauerschützen. och komm, büddebüddebüdde...
und die kriegen auch immer bananen...
live your heart and never follow

Ruby
Beiträge: 3817
Registriert: So 20. Sep 2015, 14:31

Re: Politik

Beitrag von Ruby » So 4. Sep 2016, 21:23

Und zum Nikolaus eine Orange.
Terrorkommando Riesling Spätlese

Meine Tochter ist mein Sohn ist mein Kind

Benutzeravatar
tobiwan
Beiträge: 10777
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 13:00
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von tobiwan » So 4. Sep 2016, 21:27

Gerade aus Versehen Facebook-Kommentare zu dem Thema (unter einem Beitrag von Hans Sarpei) gelesen. Shouldn't have done that :sadno:
Let me live that fantasy

Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 4. Sep 2016, 21:58

Ich möchte kurz hieran erinnern: http://www.statistik.sachsen-anhalt.de/wahlen/lt16/

Benutzeravatar
Stebbie
Hausmeister
Beiträge: 6371
Registriert: Di 15. Sep 2015, 10:44
Wohnort: I'm just trying to get home

Re: Politik

Beitrag von Stebbie » So 4. Sep 2016, 21:59

tobiwan hat geschrieben:Gerade aus Versehen Facebook-Kommentare zu dem Thema (unter einem Beitrag von Hans Sarpei) gelesen. Shouldn't have done that :sadno:

und ich hab den Fehler gemacht und mir die Runde mit den Generalsekretären angeschaut...
(c) 26.06.2006

Benutzeravatar
Tambourine-Man
Beiträge: 4171
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 12:41

Re: Politik

Beitrag von Tambourine-Man » So 4. Sep 2016, 23:55

Stebbie hat geschrieben:
tobiwan hat geschrieben:Gerade aus Versehen Facebook-Kommentare zu dem Thema (unter einem Beitrag von Hans Sarpei) gelesen. Shouldn't have done that :sadno:

und ich hab den Fehler gemacht und mir die Runde mit den Generalsekretären angeschaut...
Ging mir nach circa einer Stunde Wahlabend-Programm auf der Ard auch so. Da entwickelt man Verständnis für die Politikverdrussenheit und Unzufriedenheit der Menschen. Besser wird es auf absehbare Zeit nicht, gewöhnen wir uns lieber an solche Wahlausgänge...
Molotow must stay

Benutzeravatar
Bombtrack
Beiträge: 1257
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 15:47

Re: Politik

Beitrag von Bombtrack » Mo 5. Sep 2016, 08:01

Niemals werde ich mich an solche Wahlausgänge gewöhnen wollen oder sie tolerieren.
Burnout vom Yoga

Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 5. Sep 2016, 10:04

Übrigens, ihr Mauerbauexperten: Woher kamen denn die 15,1 % AfD in Bawü, einem der reichsten Bundesländer? :sadno:

dattelpalme
Beiträge: 1699
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 11:05
Geschlecht:

Re: Politik

Beitrag von dattelpalme » Mo 5. Sep 2016, 10:56

macht mich alles schon ein bisschen ratlos, das ganze.
die aussagen von afd und spd im wahlstudio haben sich - bis auf, dass die afd ja voll für direkte wahlbeteiligung ist (kotz) - kaum unterschieden. wohl überlegt wegen der anstehenden bundestagswahl war der tenor: merkel ist alles schuld.
grüne und linke waren sich zumindest einig, dass sie es nicht geschafft haben, den bürger*innen die ängste zu nehmen.
aber ich frage mich ernsthaft, wie politik alleine das schaffen soll, vor allem in dieser kurzen zeit. wie sieht denn heutzutage ein profil ohne plattitüden aus, das sich a) von allen anderen parteien klar unterscheidet und b) nicht mit afd-argumentation daherkommt? ich hoffe einfach, dass sich die lage durch zeit beruhigt, da dadurch erst für die bevölkerung klar wird, dass es viel trubel um nix war. aber das dauert eben, fragt sich, ob das schneller geht als die realisierung afd-größenwahnsinniger phantasien. dass eine erwartbare, neue spaltung der afd zur besserung führt, halte ich aufgrund der wahlergebnisse hingegen wieder für unwahrscheinlicher.

bei mir war es gestern jedenfalls so weit, mir zu überlegen, 2017 cdu zu wählen. ich mein, es ist für jeden politischen gegner der cdu natürlich klar, dass im wahlkampf merkel der aufhänger schlechthin darstellen wird, da die umfragewerte für sie ja auch so schlecht wie lange nicht mehr sind. mit meiner stimme würde ich gerne zum ausdruck bringen, dass es ohne merkel noch viel schlimmer hätte kommen können und dass ich der überzeugung bin, andere hätten es nicht besser gemacht. tun werde ich es wahrscheinlich nicht, aber verspüre tatsächlich krass das bedürfnis, merkel zu verteidigen bei dem ganzen shitstorm, den sie über sich ergehen lassen muss.

so. und jetzt geh ich mich schämen :oops:
„Die Welt geht vor die Hunde Mädchen, traurig aber wahr.“

Benutzeravatar
Engholm
Technikelse
Beiträge: 2119
Registriert: So 13. Sep 2015, 11:25
Wohnort: Halsbek
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von Engholm » Mo 5. Sep 2016, 11:20

Stebbie hat geschrieben:Es ist aber auch zu einfach, es immer auf Dummheit zu schieben - Teil des ganzen ist auch, dass viele der Parteien nicht mehr sonderlich überzeugend agieren und sich hinter Platitüden verstecken.
Dann machen wir eben aus dem "dumm" ein "unendlich naiv". Denn letztendlich sind sie nur auf die AfD Demagogen reingefallen, die hier ganze Arbeit geleistet haben mit ihren Parolnen

Aus Protest AfD zu wählen, weil ihm die Politik nicht gefällt, ist, wie in der Kneipe aus dem Klo zu trinken, weil das Bier nicht schmeckt.

Benutzeravatar
der_dicke_michel
Beiträge: 1570
Registriert: So 20. Sep 2015, 12:35

Re: Politik

Beitrag von der_dicke_michel » Mo 5. Sep 2016, 11:37

Blackstar hat geschrieben:Übrigens, ihr Mauerbauexperten: Woher kamen denn die 15,1 % AfD in Bawü, einem der reichsten Bundesländer? :sadno:
ach, kein ding. wird auch eingemauert.
live your heart and never follow

Benutzeravatar
Stebbie
Hausmeister
Beiträge: 6371
Registriert: Di 15. Sep 2015, 10:44
Wohnort: I'm just trying to get home

Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mo 5. Sep 2016, 11:47

Aber das sind doch genau die Platitüden, in denen Facebook heute auch wieder versinkt. Da werden 2-3 Comics von Ruthe und Marc-Uwe Kling gepostet, garniert mit einem feschen Gleichnis und dann sich der Tagesordnung gewidmet.

Aber wo ist eigentlich das Stellen der Frage, was eigentlich die eigenen Versäumnisse sind und weshalb so viele Menschen nicht mehr glauben, dass die Politik in der bisherigen Form betrifft bzw. vertritt - das kann man nicht nur mit Naivität oder Dummheit erklären, hier gibt es eine tiefsitzende Unzufriedenheit und die entsteht nicht im luft- und bildungsleeren Raum. Paradebeispiel war eben die kleine Elefantenrunde von gestern, wo vor allem Tauber, Scheuer und Barley darin bemüht waren, zu erklären, wie blöd doch eigentlich der Koalitionspartner sei (was auch von der Moderation mal betont wurde). Diese Frage wird nur hin und wieder gestellt, so vor zwei Wochen in der Zeit (auch wenn man dem Tenor nicht zu 100% folgen muss) und auch in England hat der Guardian die kritische Frage gestellt, ob es sich die EU-Befürworter nicht zu einfach gemacht haben, auch weil kaum jemand so wirklich mit Herzblut für den Verbleib gekämpft oder debattieren wollte. Es sei mal dahingestellt, ob dies nun an mangelnder Überzeugung, mangelnder Sachkenntnis oder einfach Gemütlichkeit zu tun hat.

Und das hat "uns" die neue Rechte womöglich auch voraus, denn auch wenn sie dies in einer nationalistisch angehauchten Truther-Szene tut: Sie befassen sich mit den Dingen und vertreten sie, während wir es uns als demokratische Gesellschaft doch irgendwie sehr gemütlich gemacht haben.

Man sollte sich nun nicht von diesen 20% an der Nase herumziehen lassen, aber dennoch auch mal Fragen, wie es eigentlich dazu kommen konnte, dass dieses Potential nun abgerufen wird - auch wenn es schon immer da war.
aber verspüre tatsächlich krass das bedürfnis, merkel zu verteidigen bei dem ganzen shitstorm, den sie über sich ergehen lassen muss.
ich hatte letztens auch schon gedacht, dass ich es eigentlich schon krass bemerkenswert finde, dass sie daran nicht zerbricht. Auch wenn die Versäumnisse ihrer Politik ihr auch anzukreiden sind.
(c) 26.06.2006

Gelöschter Benutzer 408

Re: Politik

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mo 5. Sep 2016, 12:06

Ganz ehrlich: In dem Osten, in dem ich aufgewachsen bin, gab es diese 20%, von denen ihr jetzt redet, schon immer. Die haben nur in der Regel früher keine Partei gefunden und sind dementsprechend nicht wählen gegangen, da denen die NPD dann doch zu krass war. Oder sie haben als Protestpartei die SED gewählt. Als liberal eingestellter Mensch war man auf dem Lande doch schon immer deutlich in der Midnerzahl. Deswegen sind ja auch alle da weg. Keine Perspektive und dazu noch diese unerträgliche Stimmung.

Das Problem sind nicht grundsätzlich Flüchtlinge und Co: Sie sind nur ein weiteres Feld, auf das nun viel projeziert wird. Das Problem ist grundsätzlich, dass der Osten wirtschaftspolitisch komplett vor die Wand gefahren wurde. Die, die was konnten und können gehen, während der Rest auf dem Land dahinsiecht. Was zurückbleibt, sind die zurückgebliebenen. Es gibt ja eine beträchtliche Anzahl DDR-Nostalgiker unter den hiesigen AfD Wählern, das kommt nicht von irgendwo her. Hier hast du halt eine massive Anzahl Menschen, die von der Welt überholt wurden - und die nun probieren, diese Abgehängtheit mit dem Brecheisen wieder einzuholen.

Ich seh das ja selbst: Während in meinem Großstadtfreundeskreis niemand mit einer AfD-Meinung zu einer Party eingeladen wird, sind die Familienbesuche in der sogenannten "Heimat" ein reiner rechtspopulistischer Spießrutenlauf von Leuten, die noch nie mit einem der aktuellen Themen (siehe Flüchtlinge) ernsthaft in Kontakt gekommen sind.

Benutzeravatar
Stebbie
Hausmeister
Beiträge: 6371
Registriert: Di 15. Sep 2015, 10:44
Wohnort: I'm just trying to get home

Re: Politik

Beitrag von Stebbie » Mo 5. Sep 2016, 12:31

Das Potential ließ sogar bundesweit empirisch belegen, weshalb man sich in der Politik(-wissenschaft) schon lange gefragt hat, wann sich eine Partei finden wird, die das Potential bergen wird. Lokalphänomene wie die sog. Schill-Partei haben ja schon gezeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, die AfD scheint dies nun erstmals bundesweit zu gelingen.

Ansonsten stimmt es. Man kann sich ja auch mal anschauen, wo die AfD besonders stark war, im Landkreis Vorpommern-Greifswald ganz am äußersten und strukturschwachen Rand der Republik (Q: Tagesschau)
(c) 26.06.2006

Benutzeravatar
tobiwan
Beiträge: 10777
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 13:00
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von tobiwan » Mo 5. Sep 2016, 12:42

Blackstar hat geschrieben:Ganz ehrlich: In dem Osten, in dem ich aufgewachsen bin, gab es diese 20%, von denen ihr jetzt redet, schon immer. Die haben nur in der Regel früher keine Partei gefunden und sind dementsprechend nicht wählen gegangen, da denen die NPD dann doch zu krass war. Oder sie haben als Protestpartei die SED gewählt. Als liberal eingestellter Mensch war man auf dem Lande doch schon immer deutlich in der Midnerzahl. Deswegen sind ja auch alle da weg. Keine Perspektive und dazu noch diese unerträgliche Stimmung.

Das Problem sind nicht grundsätzlich Flüchtlinge und Co: Sie sind nur ein weiteres Feld, auf das nun viel projeziert wird. Das Problem ist grundsätzlich, dass der Osten wirtschaftspolitisch komplett vor die Wand gefahren wurde. Die, die was konnten und können gehen, während der Rest auf dem Land dahinsiecht. Was zurückbleibt, sind die zurückgebliebenen. Es gibt ja eine beträchtliche Anzahl DDR-Nostalgiker unter den hiesigen AfD Wählern, das kommt nicht von irgendwo her. Hier hast du halt eine massive Anzahl Menschen, die von der Welt überholt wurden - und die nun probieren, diese Abgehängtheit mit dem Brecheisen wieder einzuholen.

Ich seh das ja selbst: Während in meinem Großstadtfreundeskreis niemand mit einer AfD-Meinung zu einer Party eingeladen wird, sind die Familienbesuche in der sogenannten "Heimat" ein reiner rechtspopulistischer Spießrutenlauf von Leuten, die noch nie mit einem der aktuellen Themen (siehe Flüchtlinge) ernsthaft in Kontakt gekommen sind.
Größtenteils sieht das bei meiner Heimat (Osthessen, ehemals Zonenrandgebiet) kaum anders aus. Außer k+s (die grad richtig Probleme haben und evtl bald dicht machen müssen) gibt's dort eigentlich keinen größeren Arbeitgeber und als Pegida und AfD aufkamen, hab ich erst so richtig gemerkt, wie da so die politische Meinung aussieht. Und wie auch bei den Wahlen haben sich dann auf einmal Leute zu Politik geäußert, die damit sonst nie was am Hut hatten, dann aber endlich jemanden haben, der bei ihnen irgendwie den richtigen (bedenklichen) Ton trifft.
Kann mich da noch gut an eine Feier erinnern, wo ich eigentlich den ganzen Abend nur diskutiert habe und da aber mit meiner kontra-Pegida-Meinung fast alleine war. Wenn man diese Leute dann pauschal als dumm bezeichnet (was ich bei den letzten Wahlen und gestern auch erstmal getan habe), hilft das allerdings keinen, außer, dass sie sich wahrscheinlich noch bestätigt fühlen und die AfD noch mehr Zulauf bekommt. Da muss man konstruktivere Mittel finden.
Let me live that fantasy

Benutzeravatar
Engholm
Technikelse
Beiträge: 2119
Registriert: So 13. Sep 2015, 11:25
Wohnort: Halsbek
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Politik

Beitrag von Engholm » Mo 5. Sep 2016, 13:04

Stebbie hat geschrieben:Aber wo ist eigentlich das Stellen der Frage, was eigentlich die eigenen Versäumnisse sind und weshalb so viele Menschen nicht mehr glauben, dass die Politik in der bisherigen Form betrifft bzw. vertritt - das kann man nicht nur mit Naivität oder Dummheit erklären, hier gibt es eine tiefsitzende Unzufriedenheit und die entsteht nicht im luft- und bildungsleeren Raum.
Als "Außenstehender" empfinde ich da zwei unterschiedliche Unzufriedenheiten:

1) An der gegenwärtigen Unzufriedenheit an der Regierung dürfte die SPD einen großen Anteil haben, die sich nach der BTW 2013 mit einer 180° Drehung der CDU angebiedert haben.

Schon vor der BTW 2013 wurde von vielen Merkel / die CDU als "wir sitzen das aus"-Partei wahrgenommen. Schon damals war das Geschrei groß, die Leute satt von der Merkel-Lethargie. Was macht die SPD? Schreibt sich "Merkel abwählen" auf die Plakate, schickt dabei leider den denkbar ungünstigsten und unsympathischsten Kandidaten ins Rennen. Was machen die Leute? Wählen aus Bequemlichkeit und Sicherheit doch wieder mit vielen Stimmen an Merkel, die dann aber nicht ganz reichen. Was macht die SPD? Verlassen die Opposition und werden zu Mitläufern.

Nun kannste keinen der alten, großen Regierungsbildenen Parteien mehr wählen, weil alle irgendwie irgendwie Glaubwürdigkeit verspielt haben.

2) Wenn ich diese stereotypen AfD Lemminge auf facebook sehen, sind das oft Männer, irgendwo Ü40, die ganz offensichtlich eine persönliche Unzufriedenheit mit sich herumtragen. Irgendein Frust, der "auf die da oben" projiziert wird. #DankeMerkel. Geht es diesen Leute wirklich schlecht? Schlechter als den Flüchtlingen, die ja schon iPhone haben und sowieso alles hinterher geworfen bekommen, und sind sie schon islamisiert und überfremdet worden (was für Wörter eigentlich!?), wurden sie von Burka-tragenden Frauen bedroht?? Echt jetzt? Die habe vermutlich nie in ihren 45 Jahren über den eigenen Tellerrand Stadtteil/Dorf/Arbeitsstelle/Maloche hinausblicken können oder wollen, waren bis dato nie wirklich interessiert, auch mal diesen Teller zu verlassen und nun merke(l)n sie, dass ihr Leben eigentlich doof ist, wollen das nicht aber auch nicht wirklich wahrhaben, sind genervt, suchen Schuldige und merken dabei die ganze Zeit nicht, dass sie in einem wohlbehüteten Land leben.

Die Naivität und Dummheit ist mMn dann gegeben, wenn man aus Trotz oder einer Mischung aus diesen Unzufriedenen die AfD soweit nach Vorne bringt. Da kann man sagen was man will, aber eine europafeindliche, menschenfeindliche, gutverdienerfreundliche, schlechtverdienerfeindliche Partei dürfte eigentlich nicht von schlauen Menschen gewählt werden. Dazu kommt, dass das AfD Klientel sehr empfänglich dafür ist, so lange an ein der eigenen Wahrheits-Wahrnehmumg zu schrauben (bzw. geschraubt bekommen), bis sie passt. Ein leichtes Spiel also für die Demagogen.

Was die Sache nicht besser macht und leider in den letzten Wochen immer wieder auffiel: Wenn es irgendwo zu Übergriffen auf Frauen kam, ware so einige Medien ziemlich weit vorne, das Thema hochzupushen, wenn Migranten oder Flüchtlinge dran beteiligt waren. Sexuelle Übergriffe, die innerhalb deutscher Familien leider sehr häufig vorkommen, kommen in den Nachrichten nahezu nicht vor.

Benutzeravatar
SammyJankis
Beiträge: 8282
Registriert: So 13. Sep 2015, 14:46

Re: Politik

Beitrag von SammyJankis » Mo 5. Sep 2016, 13:14

Ich hoffe, dass durch den fortschreitenden Erfolg der AfD etwas Bewegung in die Parteienlandschaft kommt, was die Koalitionen angeht. In Mecklenburg Vorpommern gibt es jetzt wohl wieder die GroKo (die eine Stimme mehr bei Rot-Rot ist wohl doch zu heikel für Sellering). Aber allgemein finde ich, dass die "etablierten" Parteien nicht von vornherein Koalitionspartner ausschließen sollten. Man sollte miteinander reden.
Im Moment habe ich leider das Gefühl, dass CDU und SPD immer noch in ihrer Scheinwelt von Rot-Grün udn Schwarz-Gelb festsitzen und es nicht warhhaben wollen, dass es mit diesen konstellationen im Moment nicht zu einer Mehrheit reicht. Ich hoffe, dass man sich da in Zukunft auch eingehender mit Rot-Rot-Grün, Jamaika oder Ampel beschäftigt (fernab davon, welche Koalition ich davon präferiere).
There is panic on the streets

Lastfm

Benutzeravatar
simulcara
Beiträge: 480
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 13:21

Re: Politik

Beitrag von simulcara » Mo 5. Sep 2016, 13:17

Ehrlich gesagt haben mich die 21% für die AfD in MV jetzt auch nicht mehr überrascht, aus genannten Gründen. Dennoch zeigt sich ja auch im aktuellen Bundestrend wie auch in der BaWü-Wahl, dass die AfD ein Wählerpotenzial von 10-15% hat, unabhängig davon, dass die neuen Bundesländer wirtschaftlich abgehängt sind.

Problematisch sehe ich einfach, dass die AfD es geschafft hat, sich eine Rhetorik und ein Vakuum zu schaffen, in dem sie fast unangreifbar sind - alle Probleme der Menschen werden auf die "Flüchtlingskrise", auf die EU, auf das linksversiffte Gutmenschentum, kurz auf Merkels Politik abgelagert, das ganze wird so stark vereinfacht, dass jeder, der nicht weiter drüber nachdenkt, darauf anspringt. Das ist natürlich auch eine Angelegenheit von (politischer) Bildung, aber das ist eher eine mittel- bis langfristige Strategie, die man fahren sollte.

Wichtig ist, dass die anderen Parteien merken, dass die Lösung des Ganzen eben nicht das Entgegenkommen ist, denn wenn man überlegt, dass diese Wahl über die "Flüchtlingskrise" entschieden wurde, in einem Land, welches kaum Flüchtlinge aufgenommen hat, zeigt es, dass es (abgesehen von MV, wo es wirklich ein hohes Rechts-Potenzial gibt) bei der AfD-Wahl nicht wirklich um Inhalte geht, sondern um das Dagegen-sein - daher sollte man die dahinter liegenden Motive aufdecken und die daraus entstehenden Ängste ansprechen.

Ich sehe irgendwie fast keinen Weg daran vorbei, dass die AfD in einem Bundesland einmal Regierungsverantwortung hat und dann den Karren so richtig gegen die Wand fährt. Denn in der Opposition werden sie sich immer als die Geprügelten darstellen, da alle anderen Parteien, das Establishment gegen sie sind - und sie wollen das ja auch.
tobiwan hat geschrieben: Größtenteils sieht das bei meiner Heimat (Osthessen, ehemals Zonenrandgebiet) kaum anders aus. Außer k+s (die grad richtig Probleme haben und evtl bald dicht machen müssen) gibt's dort eigentlich keinen größeren Arbeitgeber und als Pegida und AfD aufkamen, hab ich erst so richtig gemerkt, wie da so die politische Meinung aussieht. Und wie auch bei den Wahlen haben sich dann auf einmal Leute zu Politik geäußert, die damit sonst nie was am Hut hatten, dann aber endlich jemanden haben, der bei ihnen irgendwie den richtigen (bedenklichen) Ton trifft.
Kann mich da noch gut an eine Feier erinnern, wo ich eigentlich den ganzen Abend nur diskutiert habe und da aber mit meiner kontra-Pegida-Meinung fast alleine war. Wenn man diese Leute dann pauschal als dumm bezeichnet (was ich bei den letzten Wahlen und gestern auch erstmal getan habe), hilft das allerdings keinen, außer, dass sie sich wahrscheinlich noch bestätigt fühlen und die AfD noch mehr Zulauf bekommt. Da muss man konstruktivere Mittel finden.
Ich glaube fast alle, die auf dem Dorf aufgewachsen sind, können solche Geschichten erzählen. Komme aus Südost-Niedersachsen, wo eigentlich die SPD ziemlich stark ist, vermute aber auch, dass nächste Woche bei den Kommunalwahlen so einige in meiner näheren Nachbarschaft die AfD wählen werden, nach dem, was die so an Sprüchen manchmal raushauen.

Bezeichnend auch zuletzt mal in Bremen, wo eine alte Dame mir von ihren Problemen mit wunder/trockener Haut erzählt hat (weil ich Handcreme an der Bushaltestelle verwendet hatte) und dann meinte, der Arzt hätte ihr erzählt, das könne von Insekten aus dem Ausland kommen. Dann fügte sie hinzu "Ist ja auch kein Wunder bei den ganzen Flüchtlingen, die gerade hier her kommen."
Na klar, die Flüchtlinge sind Schuld an deiner trockenen Haut, wahrscheinlich auch an deinem Durchfall ... :poo: :-x

Benutzeravatar
simulcara
Beiträge: 480
Registriert: Mo 14. Sep 2015, 13:21

Re: Politik

Beitrag von simulcara » Mo 5. Sep 2016, 13:22

SammyJankis hat geschrieben:Ich hoffe, dass durch den fortschreitenden Erfolg der AfD etwas Bewegung in die Parteienlandschaft kommt, was die Koalitionen angeht. In Mecklenburg Vorpommern gibt es jetzt wohl wieder die GroKo (die eine Stimme mehr bei Rot-Rot ist wohl doch zu heikel für Sellering). Aber allgemein finde ich, dass die "etablierten" Parteien nicht von vornherein Koalitionspartner ausschließen sollten. Man sollte miteinander reden.
Im Moment habe ich leider das Gefühl, dass CDU und SPD immer noch in ihrer Scheinwelt von Rot-Grün udn Schwarz-Gelb festsitzen und es nicht warhhaben wollen, dass es mit diesen konstellationen im Moment nicht zu einer Mehrheit reicht. Ich hoffe, dass man sich da in Zukunft auch eingehender mit Rot-Rot-Grün, Jamaika oder Ampel beschäftigt (fernab davon, welche Koalition ich davon präferiere).
Da stimme ich dir zu. Sehe Schwarz-Grün, abgesehen davon, dass ich es nicht wirklich gutheiße, auch für realistisch an.

Ich blicke auch immer noch auf die Bundestagswahl zurück und denke mir: Damals hätte Rot-Rot-Grün ja funktioniert, aber die SPD war sich zu bequem in der politischen Mitte und die Linke zu bequem in der ewigen (Bund-)Opposition..

Auf jeden Fall ist die Große Koalition und der Trend zu GroKos auch auf dem Land ein großer Bestandteil des aktuellen Empfindens der Alternativlosigkeit bei vielen Leuten - eine GroKo sollte eigentlich immer eine Ausnahme sein und das aktuelle Parteiensystem steckt fest zwischen dem von dir erwähnten Rot-Grün vs. Schwarz-Gelb Dualismus und einem wirklichen pluralen Parteiensystem.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 179 Gäste