Dann will ich auch mal wieder. Habe gerade wohl die konzertmäßig teuersten Tage des Jahres hinter mir.
Am Sonntag:
Depeche Mode in Hannover, am Mittwoch:
System of a Down in Hamburg.
Zu ersteren:
Die Anreise hätte unter anderen Umständen den Abend vielleicht schon stimmungstechnisch zunichte gemacht. Wir haben ungelogen geschlagene 4 Stunden von Henstedt-Ulzburg (knapp nördlich von HH) nach Hannover gebraucht, da Elbtunnel und A7 folgend fast durchgehend Stop&Go war mit nur kleinen Passagen, in denen man regulär fahren konnte. Dann auf irgendwelche Landstraße um und bei Celle ausgewichen und inkl. Parkplatzsuche in Hannoi-City (das ging zum Glück sehr schnell) gerade so rechtzeitig an der HDI-Arena gewesen.
Vorab war gewarnt worden, man solle doch bitte möglichst früh da sein, da es ausgedehnte Kontrollen geben werde. Die Schlangen wirkten vor dem Stadion dann auch tatsächlich so und ich hatte mich bereits damit abgefunden, den Support
Algiers zu verpassen. Aber dann ging es doch sehr, sehr schnell und im Endeffekt wurde man so abgetastet, wie das sonst auch üblich ist und dann wurde ein Hand-Metalldetektor angewandt. Was das jetzt mit ausgedehten Kontrollen zu tun haben soll, weiß ich auch nicht...
Nunja, Algiers haben 10 Minuten früher begonnen als vorher bei Facebook angekündigt worden war, deshalb wir die ersten 2 Songs verpasst haben. Danach war es dann auch ohne den Haldern-Suff wieder eine Top-Show, wenn gleich bei den Stehern (nicht Front-of-Stage) nun nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Mit Song- oder Album-Namen kenne ich mich bei denen immer noch nicht aus, der der Sänger hat es unglaublich drauf und die Range zwischen Soul, Wave, Indie & Noise ist schon ziemlich cool. Würde ich mir jederzeit wieder anschauen.
Depeche Mode haben dann ebenfalls 10 Minuten früher als erwartet angefangen - und in der Folge einmal mehr gezeigt, warum sie Stadien spielen und warum sie als eine der besten Live-Bands des Planeten gelten. Bevor ich mir aufs Set beziehe: Das ist einfach so irre, wie die Songs von 40.000 Menschen mitgesungen werden. Wie bei Headliner-Shows in England. Habe ich in Deutschland bisher noch nie auch nur ansatzweise derart gesehen.
Ging los mit zwei Songs vom neuen Album, das mir mittlerweile richtig gut gefällt, auch wenn es sicher nicht so tanzbar ist wie frühere Werke. Publikum war bei
Going Backwards und
So Much Love jedenfalls direkt da, wurde aber erstmals so RICHTIG laut bei
World In My Eyes, das 4-5 Songs später folgte. Sehr gefeiert habe ich wieder das Ballett-Video zu In Your Room, das es auch in Hamburg 2013 schon gab.
In der Mitte des Sets hat Martin Gore dann den Klassiker
A Question of Lust akustisch gespielt und in der Folge dann noch
Home ohne Dave gesungen. Insbesondere letzteres hat mich während des Konzerts emotional ziemlich gepackt. Sehr, sehr, sehr schön. Und naja, danach war dann Hitfeuerwerk:
Wrong, Everything Counts, Stripped, Enjoy The Silence, Never Let Me Down Again... Wow... Und die Zugabe konnte sich mit
Somebody (nur Martin),
Walking In My Shoes (auch ein SUPER Video!), einem
Heroes-Cover mit schwarzer Flagge auf den Video-Walls sowie
I Feel You und
Personal Jesus zum Abschluss auch mehr als sehen lassen.
So bleiben, wie schon vor vier Jahren, gut 2h15m der Glückseeligkeit. Die Licht- und Video-Show war sicher nicht wahnsinnig besonders, aber das braucht es auch nicht. Die Performance und Präsenz der Band macht alles wett. Kann ich mir immer wieder geben, auch wenn es ja ziemlich teuer ist. Viel getanzt, viel gesungen. Und das alles ohne Bier, da Fahrer.
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Davon gab es dafür am Mittwoch sehr, sehr viel. Dort haben SOAD die Barclaycard Arena zerlegt.
Auch hier gab es die Warnung sehr langer Kontrollen. Auch hier entpuppte sich dies als ziemlich übertrieben. Stand genau so lang wie sonst auch an der Halle. Waren mit Bier holen und so dann sehr pünktlich zum Support
Code Orange unten drin. Die hatte ich ja schon beim Gojira-Konzert für gut befunden und das haben sie mMn. auch bestätigt, wenn gleich so eine Riesen-Bühne für derartigen Hardcore viel zu übertrieben ist. Aber ich glaube, sie hatten Spaß. Sound war etwas weiter hinten sehr mäßig, deshalb nach vorn gegangen. Gemosht wurde nur sehr sporadisch. Glaube, viele kannten die Band nicht und wenn ich mich an aufgeschnappte Wortfetzen auf dem Weg zum Bus hinterher erinnere, haben auch nur wenige Gefallen daran gefunden. Naja, ich fands auch diesmal wieder ganz gut.
SOAD haben gegen 9 begonnen dann, so denke ich, 100 Minuten komplett durchgezogen. 30 Songs, keine Zugabe, nur eine Ansage als es mal herbere Sound-Probleme gab (während Darts). Set war ähnlich aufgebaut wie bei Rock im Park vor 6 Jahren, nur dass einige Songs eben ausgetauscht wurden. Hier waren etwa
Violent Pornography oder
This Cocaine Makes Me Feel Like I'm on This Song drin,
Jet Pilot oder
Forest dafür (leider) nicht.
Naja, egal. Auch hier finde ich es unglaublich beachtlich, wie krass zugkräftig sie sind. Seit über 10 Jahren keine neue Musik und die Arena war beinahe ausverkauft. Sicher, das liegt vor allem daran, wie rar die sich mittlerweile machen. Aber auch hier singen alle Fans mit, alle gehen ab. Hat richtig Spaß gemacht und im Pit war es auch deutlich rücksichtsvoller als beim Festival. 8x Mezmerize, 8x Toxicity, 6x s/t... gute Ausbeute. Und gut aufgebaut, so dass die schnelleren Songs hintenraus etwas weniger wurden und man so Zeit zum Durchschnaufen hatte. Wer näheres braucht:
http://www.setlist.fm/setlist/system-of ... 4be11.html
Würde die Kohle in 3-6 Jahren sicher auch wieder zahlen (70 Euro). Geile Live-Band.