So dann nochmal meine top 30 + honourable mentions mit ein bisschen Text.
In der Breite ein wahnsinnig starkes Jahr für mich. Mal wieder wurde sehr viel gehört, doch es gibt für mich nicht wie die letzten Jahre (Adjy 2021, Dogleg 2020, Greet Death 2019, Rolo Tomassi & Foxing 2018) DAS Album, das mein Jahr geprägt hat. Daher sind mir hier ein paar honorable mentions noch wichtig, die ich sonst einfach unter den Tisch fallen lassen würde. Ich habe eine Top 30, aber so ab Platz 22 ist das einfach eine Momentaufnahme, die sich täglich ändert.
HONORABLE MENTIONS:
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Tvivler - Kilogram: Vom reinen Hardcorepunk zu einem brodelnden Noiserock/Hardcore-Gemisch - komplett auf Dänisch. Riesenschritt der Jungs, die ich mal als Voract vor Dillinger Escape Plan gesehen habe und seitdem verfolge. Giftig, politisch und definitiv ein Ohr wert.
Death Cab For Cutie - Asphalt Meadows: Ben Gibbard kann es noch. nach ein paar eher lauwarmen Alben könnte das ihr Integrity Blues sein, das mit der Zeit noch mehr wächst. Freu mich auf das Konzert nächstes Jahr!
Quadeca - I Didn't Mean to Haunt You: Immer als Youtube-Rapper abgetan serviert Quadeca hier einen Mix aus Cloudrap und Bon Iver mit thematischen Überbau. Nicht jeder Song sitzt, aber das ist ein sehr ambitioniertes und großartig produziertes Projekt.
Gang of Youths - Angel in Realtime: So und nicht anders geht Stadionrock.
Ethel Cain - Preacher's Daugher: Gothic Lana Del Rey, anders kann man das nicht beschreiben. Das Album hat überragende Momente (American Teenager) aber auch so seine Längen. Insgesamt aber Riesenpotential für mehr.
Soul Glo - Diaspora Problems: Großartige, explosive, wichtige Hardcore-Scheibe, die ich mir aufgrund der nervenzehrenden Vocals aber einfach nicht oft geben kann.
King Hannah - I'm Not Sorry I Was Just Being Me: Die vielleicht arschcoolste Platte des Jahres. Maximal unterkühlte Vocals zu Postpunk, Psychrock und Slowcore. Live mit noch mehr Gitarrensolos.
Metric - Formentera: Die alten 00er Indie-Helden liefern starke Spätwerke ab. So auch Metric, die einfach mal mit einem fantastischen 10-Minüter eröffnen und mit False Dicotomy lange Zeit in meinen Ohren verweilt sind.
Haru Nemuri - Shunka Ryougen: Tänzelnd zwischen allen Genres von J-Rock über Post-Hardcore bis Hiphop hat Haru wieder eine schöne Platte veröffentlicht. Leider hat diese ca. 5-6 Songs zu viel und so gehen die Hits ein bisschen unter.
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PLATZ 30 - 21
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30. Proper - The Great American Novel: Bei Brand New Vibes bin ich natürlich dabei. Sehr abwechslungsreiche Platte, die aber manchmal ein bisschen den Faden verliert.
29. Holy Fawn - Dimensional Bleed: Die vielleicht beste härtere Shoegaze-Band aktuell. Das Album traut sich wieder weit über die Genre-Grenzen hinaus, es mangelt aber etwas an den einprägenden Melodien, die den Vorgänger ausgemacht haben.
28. The Smile - A Light for Attracting Attention: Tolle Songs, viel Abwechslung und ein schönes Live-Erlebnis - allerdings hat sie mich selten zur Rückkehr eingeladen.
27. Denzel Curry - Melt My Eyez See Your Future: Wieder eine starke Platte vom vielleicht beständigsten Rapper aktuell. TA1300 fand ich konzeptuell aber nochmal eine klare Ecke besser.
26. Pool Kids - Pool Kids: Wunderbarer Noodle-Emo mit einprägenden Texten und starken Vocals. Es war generell ein starkes Emo-Jahr und hier könnten auch die Alben von Ben Quad, Sweet Pill, Caracara oder Drunk Uncle stehen, wobei Pool Kids mir noch die größten Ohrwürmer spendiert haben.
25. Little Simz - No Thank You: Spät erschienen und ich weiß noch nicht so recht, wo ich es einordnen soll. Wieder mal geile Flows, opulente Beats und ein Sound irgendwo zwischen dem leicht überladenen Vorgänger und dem Banger-Album Grey Area. Mal sehen, wie das noch wächst.
24. Alex G - God Save The Animals: Irgendwie Slacker-Rock, aber dann so viel mehr. Runner einer der Hits des Jahres, das seltsame Blessing bleibt auch in Erinnerung. Seine beste Platte bisher, die wieder einmal die Vielseitigkeit zeigt.
23. Nas - King's Disease 3: Die beste Scheibe der KD-Reihe und die beste Nas-Platte seit...den 90ern? Hitboy und er ergeben ein super Paar mit geilen Beats und Flows. DAss Nas mit 50 noch so liefert macht ihn dann auch zu meinem GOAT.
22. Knifeplay - Animal Drowning: Greet Death hatte ich ja kurz oben angesprochen. Das geht vom Sound in eine ähnliche Richtung, ist aber wärmer, weicher und hat einige überraschend schöne instrumentale Momente. Die Vocals könnten stören, fügen sich aber top ins Soundbild ein.
21. Rolo Tomassi - Where Myth Becomes Memory: Mit dem Album hatte ich so ein bisschen meine Schwierigkeiten. Mit Schrubbern wie Drip und wunderschönen Momenten wie Almost Always ist da eigentlich alles drauf, was ich von Rolo Tomassi erwarte, aber dennoch wirkte es eher wie die aufgewärmten Reste des großartigen Vorgängers. Spielt natürlich trotzdem in einer eigenen Liga.
PLATZ 20 - 11
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20. Foxtails - Fawn: Das erste von vielen Screamo-Alben, aber hier ist so viel mehr drin. Blue kann alles an den Vocals und schiebt die Songs auch mal in eine Art Punk oder Midwest Emo Richtung. Dazu die tollen Melodien, die aus der Violine gezaubert werden. Früh erschienen wurde ich sehr lange begleitet von diesem einzigartigen Sound.
19. Just Mustard - Heart Under: Shoegaze mit Gothic- und Postpunk-Ästhetik landet bei mir immer auf dem Teller. Die Band ist nicht nur soundtechnisch schwer zu fassen, auch habe ich sie dieses Jahr sage und schriebe dreimal verpasst, live zu sehen. Der Vorgänger war noch etwas zwingender und hatte mehr geile Triphop-Momente, aber trotz des doofen Namens ist die Band eine der spannendsten aus Europa aktuell.
18. Sudan Archives - Natural Brown Prom Queen: Während die meisten R'n'B-Alben bei mir nur Langeweile auslösen, zeigt Sudan Archives, dass es auch anders geht. Kreativ, sexy, tanzbar und dennoch immer spannend. Wie die meisten Alben aus dem Genre vielleicht 10 Minuten zu lang, aber so viele Ideen müssen eben verarbeitet werden.
17. Massa Nera - Derramar | Querer | Borrar : Auch spät erschienen, aber Massa Nera machen von Sekunde Eins klar, dass ihr Album in den kalten Winter gehört. Mit Postrock angereichertet Screamo der absoluten Extraklasse, wie es ihnen wohl nur Infant Island und eine bestimmte Band, die später kommt, nachmachen kann. Und die Deep House Passage in Adrift ist auch einfach nur geil.
16. Birds in Row - Gris Klein: Auch irgendwie Screamo, da hat Frankreich ja eine große Tradition. Die Vögel sind düster, packend und nutzen die lange Zeit zwischen zwei Alben, um sich stetig weiterzuentwickeln. Ein Album aus einem Guss, das mit jedem Durchgang 42 Minuten einfach das schwarze Loch runterspült.
15. Nilüfer Yanya - Painless: Steht hier nicht nur, weil es im März das Ende der coronabedingten konzertfreien Zeit eingeläutet hat. Wunderbare Songs mit Inspiration aus allem, was der Indie der letzten 20 Jahre zu bieten hat, mit einer ganz eigenen Note angereichert. Stabilise ist der Song, den Bloc Party gerne nochmal schreiben würden. Live auch super sympathisch.
14. Daniel Rossen - You Belong There: Der Grizzly Bear Kopf macht sich hier auf psychedelischen Pfaden selbstständig. Ist das nur eine Gitarre? Was steckt da noch hinter? Wie kann er mit so wenig so einnehmende Songs schreiben? Ein Album, das Fragen offen lässt, so aber auch immer wieder auf die Reise nimmt.
13. The Beths - Expert In A Dying Field: Die beste Powerpop-Band des Planeten liefert erneut. Leichte Abnutzungserscheinungen überdecken sie einfach mit geilen Songs, zuckersüßen Melodien und einem unvergleichlichen Charme.
12. Fontaines D.C. - Skinty Fia: Die Vorgänger fand ich fast unhörbar und jetzt tauchen sie einfach mal auf der 12 auf. Doch dieser dunkle Postpunk-Sound mit Nöhlgesang ging mir dieses Jahr einfach gut rein. Dieses Mal aucb einfach mit richtig guten Songs im Gepäck, die Melodien für die Ewigkeiten liefern. Riesenentwicklung.
11. Jockstrap - I Love You Jennifer B: Ein Album, das vor Kreativität übersprudelt, die Faden aber meist straff in der Hand behält und nur am Ende mit 50/50 komplett loslässt. Besser als das Label "Artpop" kann man es nicht beschreiben, diesen progressiven, glitchy Folktronica Sound, der sich mir noch immer nicht 100% geöffnet hat.
PLATZ 10 - 1
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10. Rachika Nayar - Heaven Come Crashing: Während ich das Album das erste Mal gehört habe, dachte ich die ganze Zeit an M83's Frühphase. Diese progessiven Elektro-Soundscapes, die dich einlullen und vereinnahmen. Der Ambient-Sound hat mich so begeistert, weil er einfach sehr breit ist, ohne Dichte aufzugeben. Selten hab ich ein Ambient-Album so gerne gehört, ohne dafür 100% in einer bestimmten Stimmung sein zu müssen.
9. Hatchie - Giving The World Away: Hui, damit hatte ich nicht gerechnet. diese Weiterentwicklung von reiner Slowdive-Verehrung bis zur Abdeckung der gesamten 90er auf eine Platte. Alternative Dance, Baggy und Jangle Pop stehen hier gleichberechtigt mit den weiterhin starken Shoegaze- und Dreampop-Einflüssen. Das Händchen für Melodien und tolle Produktion ist weiterhin vorhanden. Der neueste Song geht sogar mehr in eine Industrial-Richtung, da bin ich mal gespannt, was die Zukunft für dieses tolle Projekt bereithält.
8. Wild Pink - ILYSM: Herzensband einfach. Ich muss zugeben, hätte irgendeine andere Band dieses Album veröffentlicht, würde es hier nicht stehen. Dafür ist es auf der Länge zu unspektakulär, zu schüchtern und die Vocals zu eindimensional. Aber wenn das Gitarrensolo aus dem lockeren See You Better Now ohne Umwege in das Sludge-Riff von Sucking On a Birdshot übergeht, dann kann das nur John Ross und dann gehört das Album eben in die Top 10.
7. Arm's Length - Never Before Seen, Never Again Found: Näher an The Hotelier (mit einer großen Prise Pop-Punk) kommen wir wohl nicht mehr (auch wenn die emotionale Tiefe nicht annähernd erreicht wird, wie soll das aber auch gehen). Das ist alles vielleicht etwas glatt produziert, aber diese riesigen Refrains, die großen Melodien, die brauchen das, die gieren danach und am Ende verdienen sie auch nichts Anderes. Emo und Poppunk passen so gut zusammen, dieses Album zeigt es mal wieder.
6. Black Country, New Road - Ants From Up There: Das Internet-Album des Jahres. Der Vorgänger hatte mich noch nicht überzeugt, aber hier stimmt fast alles. Zuerst einmal gibt es meist richtigen Gesang. Die Instrumentierung schreit gerne mal nach frühen Arcade Fire. Bloß ist alles hier noch größer, sperriger und macht nach einer Stunde noch Lust auf mehr.
5. Gospel - The Loser: Ja, ich höre Prog. Wenn er denn so kaputt und dem Screamo verpflichtet ist wie das erste Comeback-Album der Szene in dieser Liste. Was geht denn bitte bei Hyper? Und generell ist das einfach ein heftiges, kreatives, einzigartiges Album, das niemand sonst so hinbekommen könnte.
4. Beach House - Once Twice Melody: Der einzige Kritikpunkt vorweg: Ein Doppelalbum hätte es nicht sein müssen. Ansonsten schaffen es Beach House es aber wieder, sich weiterentwickeln, obwohl ihr Soundkorsett doch so eng ist. Ein Einzelalbum mit den besten Songs hier wäre direkt mein liebstes von Beach House, doch auch so ist es einfach bockstark, wie die beiden mich wieder verzaubern.
3. City of Caterpillar - Mystic Sisters: Ja na gut, wen überrascht es. Der Vorgänger ist wohl meine liebste 00er Screamo-Scheibe, zusammen mit der ersten von Gospel. Und auch wenn ich beide Vorgänger minimal besser finde (wahrscheinlich nostalgisch bedingt), so liefern CoC hier aber mal wieder ein absolutes Meisterwerk. Es sind 20 Jahre vergangen, ja, aber in diesen zwanzig Jahren kamen nur wenige an die Magie ran, die diese Band ausstrahlt. Wie diese Songs trotz ihrer Länge, ihrer Haken so griffig und beinahe hittig sein können, das würden wohl gerne viele Artists auch außerhalb des Genres wissen.
2. Alvvays - Blue Rev: Ja, das war dann das Album dieses Jahr, das einfach erwartbar großartig ist. Ein bisschen weg vom Jangle, hin zu mehr Shoegaze und Noise, das steht ihnen. Kreative Ideen, brutale Hits, geile Sounds und über allem die wie immer tollen Vocals. Hier bleibt kein Wunsch offen, das Warten hat sich sowas von gelohnt. Allein beim großartigen Pomeranian Spinster passiert mehr als auf jedem anderen Indie-Album dieses Jahr. Jeder Durchlauf ein neuer Lieblingssong und daher läuft das Teil halt in Dauerschleife.
1. Anxious - Little Green House: Ich brauch ja echt nicht viel von einem Album. Gute Songs, keine Ausfälle, knackige Länge für mein ADHS. Anxious haben all das und noch viel mehr. Die blutjunge Band kommt aus der Hardcore-Szene und hin und wieder scheint das noch durch, aber eigentlich ist das Emo, Indierock und einfach guter Pop. Erinnerungen an frühe Jimmy Eat World werden da manchmal wach, doch Anxious greifen noch direkter in die Popsterne. Auf den neuen Songs bauen sie nämlich mehr Einflüsse wie z.B. Beach Boys (Sun Sign ist einfach so wunderschön) ein und ich bin so gespannt, was da noch kommt. Das ist nicht das kreativste Album des Jahres. Es ist nicht das spannendste Album des Jahres. Aber es ist das Album, das mich dieses Jahr am längsten begleitet hat und zu jeder Zeit Freude in mit ausgelöst hat. Sicherlich werde ich in 5-10 Jahren eher zu Gospel oder CoC oder BC, NR greifen, aber diese Liste schaut nicht in die Zukunft, sondern ist eine Momentaufnahme, in der Anxious einfach alles richtig gemacht haben.