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Festivalberichte

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 7. Mai 2017, 11:47

Gestern und vorgestern stand das XJazz-Festival in Kreuzberg an. Man zeigt dort - Überraschung - Jazz, aber auch zeitgenössischen Elektro, Klassik und Ambient und manchmal auch etwas mehr. Das Konzept ist etwas speziell: Entlang der Skalitzer Straße gibt es 5-6 Clubs, die abwechselnd bespielt werden. Für jedes Konzert ist ein einzelnes Ticket zu kaufen, es gibt Rabatte für Bündelkäufe und auch einige, wenige Komplettpässe. Das größte Problem könnte an dieser Stelle entstehen, wenn zwei knapp kalkulierte Auftritte überziehen bzw. pünktlich anfangen und man die Häfte verpasst. Keine Ahnung wie, aber irgendwie haben die das immer hinbekommen, sodass dann später angefangen wurde und es gepasst hat.

Gesehen habe ich am Freitag:

Atom String Quartett & Vladislav Sendecki. Hierbei handelte es sich um ein Streichquartett in Verbindung mit einem Pianisten, die zusammen eine Art "Jazzklassik" auf die Bühne brachten. Location war die Emmauskirche, die im Gegensatz zu allen anderen Kirchen, die ich bislang konzerttechnisch kannte, einen super Klang hatte - selbst ohne, dass aufgrund der Größe die Hälfte der Töne im Hall verschluckt wurden. Musikalisch war das gut, angenehm zu hören und hatte durchaus seine Brüche, bzw. Überraschungsmomente.

Danach bin ich zum Tony Allen Quartett. Tony Allen ist, wie ich später nachgelesen habe, ziemlich bekannt. Ich gebe zu, ich habe wenig bis keine Ahnung vom Jazz, daher war dies auch ein gutes Wochenende zum Dinge entdecken. Tony Allen jedenfalls ist 76, Schlagzeuger und hat den Afrobeat miterfunden. Bei der Show saß er breit grinsend mit goldenen funkelnder Käppi und hat mit seinem Quartett einen recht entspannten Auftritt hingelegt, vor dem man in dem Alter ziemlichen Respekt haben kann. Statt fand das ganze im völlig überfüllten Bi Nuu, sodass ca. die Hälfte der Leute nix gesehen haben. Wurde ziemlich abgefeiert, wobei man wohl Kenner sein muss, um zu wissen, wann ein Song aufhört und wo nicht. Jedenfalls wurde mehrfach unvermittelt geklatscht, obgleich die Musik weiterlief und ich hatte keine Ahnung, warum das in dem Moment so ist.

Bin dann zu Liima in den Lido. Ich mag den Lido nicht, denn hier steht die Bar im Konzertraum und die Barleute checken nicht, dass man keine Flaschen sortiert, verräumt und Kisten durch die Gegend wirft, wenn vorn eine Ballade läuft. War dieses Mal zum Glück etwas weniger. Guter Auftritt, sehr atmophärischer Indieelektro, viel neues Material. Habe mich schon gewundert, wie die eine Indieband mit einem Album auf einen 90-Min-Auftritt setzen. Waren dann 75 Min und scheinbar steht ein neues Album kurz bevor. Tanzbar, schwelgerisch, wenngleich ein paar zu viele "We love you Berlin"-Ansagen des Sängers, der ein wenig "zu" entspannt wirkte. :mrgreen:

Danach wollte ich eigentlich zu Federico Albanese, aber da noch 2 Stunden Wartezeit (bis 1/ halb 2) anstanden und ich anscheinend eh nicht auf der Gästeliste gelandet bin und keinen Bock auf diskutieren (wie bei Liima) hatte, bin ich dann los.

Am nächsten Tag dann Privatclubtag. Der Privatclub ist mein neuer Lieblingsladen in Berlin. Neulich war da schon Esben & The Witch und ich dachte, das wäre ein Ausrutscher gewesen, aber nein. Vom Einlass (!) über die Garderobe (!!) bis zur Bar (!!!) extrem freundliches, zuvorkommendes Personal und mal keine Mitte-20-Selbstdarsteller mit "fuck-you-Attitüde". Ich war 5 Stunden da und das hat sich auch kein bisschen geändert. Beispiel: Wenn jemand ein Wasser ohne Sprudel bestellt hat, kam von der Barseite der Vorschlag, ob sie nicht ein kostenloses Leitungswasser statt dessen wollen. Gesehen habe ich dort: Taner Akyol Trio ft. Kaan Bulak. Hier verbindet sich klassische, türkische Volksmusik mit modernem Klavierspiel. Als Fan von Esmerines "Dalmak" fand ich das ziemlich gut. Danach Adam Baldych & Helge Lien Duo. Violinist trifft auf Klavierspieler. Meist wunderschöne Melodieführung, gen Ende hin sogar etwas krachiger (der Amateur, der ich bin, ziehe ich jetzt einen Postrockvergleich). Gefiel. Perfektes Publikum übrigens. 90 Minuten absolute Stille und auch von der Bar im Raum war kein Geräusch zu hören. Einfach mal die Zeit anhalten und genießen.
Zu guter letzt dort "Chat Noir". Im Programmheft stand vier Musiker spielern 20er und 30er Jahre Swingklassiker, korsische Volkslieder und russische Zigeunerlieder. Auf der Bühne war das dann durchaus druckvoller Postrock mit tiefatmosphärischen Einspielern der Marken OM, Grails und 60er-Psychedelic. Völlig anders als erwartet, dafür umso besser.

Danach hieß es über eine Stunde anstehen für Stargaze, die auch mit einer solchen Verspätung begannen. Stargaze ist ein Orchesterprojekt, welches sich weltweit HipHopper ranholt, die dann ihre Texte mit klassischem Soundgewand präsentieren. An dem Abend waren das Kapt. Peng, Inna Modja, Malikah und spontan der Rapper Spank Rock. Ich habe mir die erste halbe Stunde Captn. Peng in der ziemlich vollen Emmauskirche gegeben. Mag sein, dass er Leute anspricht, ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Textlich war mir das zu sehr Selbstfindungskurs für Postabiturienten. Stellenweise wurde der Pathos von Thomas D.s "Krieger" erreicht. Brauche ich absolut nicht, aber das Orchester dazu war sehr angenehm zu hören. Von Inna Modja (eine malinesische Rappaerin) habe ich noch den Anfang mitbekommen, da mir das ebenfalls überhaupt nicht zugesagt hat, bin ich dann gegangen.

Heute zum Abschluss noch Pantha Du Prince im Funnkhaus.

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Baltimore
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Baltimore » So 7. Mai 2017, 12:05

Blackstar hat geschrieben:
So 7. Mai 2017, 11:47
Stargaze ist ein Orchesterprojekt, welches sich weltweit HipHopper ranholt, die dann ihre Texte mit klassischem Soundgewand präsentieren.
Stargaze arbeiten mit Musikern aus allen möglichen musikalischen Genres zusammen und sind definitiv nicht auf HipHop beschränkt.

http://we-are-stargaze.com/
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Re: Festivalberichte

Beitrag von glutexo2000 » So 7. Mai 2017, 12:07

Wow, schöner Bericht. Das werde ich mir nächstes Jahr wohl auch mal geben. Schade, dass ich jetzt nichts davon wusste.

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Re: RE: Re: Festivalberichte

Beitrag von glutexo2000 » So 7. Mai 2017, 12:08

glutexo2000 hat geschrieben:Ich habe mal eine Frage zum Hafenrock in Hamburg im Rahmen des Hafengeburtstages. Samstag laufen da Cypecore, Darkest Hour, Emil Bulls, u.a. für lau und das wollte ich mal mitnehmen. War jemand schonmal da und kann mir sagen wie voll das da immer so ist? Kommt man auch spontan noch nach vorne? Wie ist die Security?
Der Sound war ja mal komplett für die Tonne. Das nächste Mal dann doch wieder mit einem Ohr im Park Fiction.

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » So 7. Mai 2017, 12:25

Baltimore hat geschrieben:
So 7. Mai 2017, 12:05
Blackstar hat geschrieben:
So 7. Mai 2017, 11:47
Stargaze ist ein Orchesterprojekt, welches sich weltweit HipHopper ranholt, die dann ihre Texte mit klassischem Soundgewand präsentieren.
Stargaze arbeiten mit Musikern aus allen möglichen musikalischen Genres zusammen und sind definitiv nicht auf HipHop beschränkt.

http://we-are-stargaze.com/
Okay, das klang gestern bei der Ansage vom Orchester anders. Dort hieß es, es wären 4 Kollaborationen. Aber schöne Sache, auch wenn das nix für mich war.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Stebbie » Mo 8. Mai 2017, 14:25

Der Vollständigkeit halber: Ich habe mal einen kleinen Bericht zum Husum Harbour 2017 verfasst, zu finden im entsprechenden Thread!
(c) 26.06.2006

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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » So 14. Mai 2017, 10:39

Ich war gestern in Antwerpen beim Revelation Fest. Die Veranstaltung fand in einem Jugendzentrum statt, welches aber über eine beachtliche Soundlage verfügte. Ein großes Plus geht an die Tatsache, dass es in Nähe des JZ nur kostenlose Parkplätze gab, eine Seltenheit in Benelux. Ansonsten alles wie gehabt auf Beneluxeintages- Hardcore Veranstaltungen. Veganes Essen (habe ich aber nicht probiert) und Distros, bei denen man sich dumm und dämlich kaufen kann. 16 Euro für 10 Bands inkl. zwei US Touren waren auch mehr als fair. Nachdem die Veranstaltung vor allem zu Beginn leider noch recht sperrlich besucht war, war es gegen doch ziemlich gut gefüllt. Ein großes Minus geht allerdings an die Person, die im Herrenklo eine Lampe abgerissen hat, sowas geht gar nicht.

Absolve - Machen ganz soliden Hardcore im Stile von early-Hatebreed. Kann man sich geben, hat mich aber noch nie vollends überzeugt. So war es auch heute, aber als Opener sicherlich keine verkehrte Buchung.

Lost Souls - Habe ich aufgrund von Essenssuche verpasst.

Grove Street Families - Einesehr junge UK Band, die aber zeimlich gyhped wird. Zum ersten Mal gesehen gestern, typischer UK HC Sound. War ganz in Ordnung. Leider ging aber noch überhaupt nichts.

Hawser - Habe am Vortag ihre neue Platte rausgehauen, die deutlich metallischer daherkommt. Natürlich wurden auch einige Tracks davon zum Besten gegeben. Die Band erfindet das Rad sicherlich auch nicht neu, aber irgendwie ist es dazu gekommen, dass ich die Truppe schon verdammt oft gesehen habe. Gestern hatte die Band allerdings mehr mit technischen Problemen zu kämpfen als mit allem anderen. Schade drum.

Blind Justice - Das letztjährige Album hat mir gut gefallen und nachdem die letztjährige August Tour gecancelt wurde, ist die Band nun zum ersten Mal in Europa. Hier kam auch zum ersten Mal wirklich Stimmung auf in Form von Mosh, Side to Sides und einigen Textsicheren Leuten vor der Bühne. Der Sänger der Band ist auf jeden Fall der Aktivposten und war die ganze Zeit in Bewegung. Der Sound ist typischer, moderner Hardcore mit einem ordentlichen Metaleinschlag. Schönes Set.

Regulate - Es ging gut weiter mit ähnlicher Musik. Nicht umsonst teilen sich Regulate und Blind Justice Mitglieder. Allein das Intro hier konnte überzeugen und hat mich mit seiner Härte direkt abgeholt. Danach folgte ein gutes Set inkl zwei Cover Songs (Madball und District 9). Die Stimmung im Publikum war weiterhin gut. Schade, dass ich am Freitag nicht in Münster bei der Tour war, aber ich gehe eh davon aus, dass die Show dort nicht wirklich gut war.

Coldburn - Ich hatte die Band irgendwie nicht so stumpf in Erinnerung. Einige Breakdowns waren wirklich sehr langsam, aber genützt hat es irgendwie nichts. Die gute Stimmung war nicht mehr vorhanden und alle Bemühungen des Sängers (der natürlich wieder durch peinliche Ansagen auffiel) die Leute zu animieren schlugen fehl. Auch mich hat es absolut nicht mitgerissen und ich war froh als es vorbei war. Ich habe wirklich kein Problem damit Bands ziemlich oft zu sehen, auch in kurzer Zeit, aber an Coldburn habe ich mich anscheinend nach 10-15 Shows wirklich sattgesehen. Ende des Jahres soll allerdings neues Material rauskommen. Vielleicht gibt das noch einmal einen kleinen Push für die Band.

The Setup - Es ist faszinierend, dass ich das schreiben muss, aber bei The Setup war mit am meisten los. Die Band besticht sonst in meinen Augen eher dadurch, dass die viel zu hohe Slots bekommt auf solchen Verastaltungen und dann mit ihrem NYHC beeinflussten Standard Hardcore den Raum leerspielt. Gestern allerdings konnte gefühlt der halbe Raum die Texte und es wurde auch extrem hart gemosht. Der Sound ist immer noch nicht meins, aber die Show war okay.

Fire & Ice - Kein Vergleich zu Essen am Montag. Die Leute sind von Beginn an steil gegangen auf die kurzen, groovigen Songs und haben die Band ordentlich abgefeiert. Auch im Vergleich zur Show in Duisburg vor 2-3 Jahren brauch sich diese Show nicht zu verstecken. Der Sänger wirkt zwar auf mich etwas merkwürdig, aber da sehe ich gerne drüber hinweg, wenn solche Auftritte dabei herauskommen. Ich habe in der Vergangenheit häufig gelesen, dass die Band sehr launisch ist und auch schon unglaublich beschissene Songs gespielt hat, das kann ich aber so bisher nicht bestätigen.

Broken Teeth - Genauer gesagt spielten hier nur 3/5 von Broken Teeth. Der Rest wurde durch Mitglieder von belgischen Bands ersetzt, die ihre Sache von einigen Kleinigkeiten abgesehen, auch ordentlich gemacht haben. Das Set war auf jeden Fall das härteste des Tages und die Besitzer eines Distro, welches in der Nähe der Bühne aufgebaut war, hatten alle Mühe auf ihre Platten aufzupassen. Mosh wurde hier im Vergleich zum Mitsingen groß geschrieben. Da ich alleridngs einen ziemlich miesen Platz ganz hinten erwischt hatte, konnte ich die Show ohne viel Aufpassen gucken. War auch zum Abschluss ganz angenehm. Insgesamt sicherlich nicht das beste Broken Teeth Set von mittlerweile 15. Stück, die ich gesehen habe, aber die Band weiß eigentlich immer zu überzeugen.

Insgesamt war es also eine solide Veranstaltung und die zwei Stunden Anfahrt haben sich auf jeden Fall gelohnt. Im nächstes Jahr bin ich bei ähnlich gutem Line Up gerne wieder am Start.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von MetalFan94 » Di 6. Jun 2017, 19:16

War gestern beim Pfingst Open Air Werden in Essen.
War wie immer eine gelungene Sache und dazu umsonst. Organisation war ok. Es waren alle freundlich, aber am Eingang wurde ich im Prinzip gar nicht kontrolliert und für Essen und Toilette musste man teilweise Ewigkeiten anstehen. Publikum war weitestgehend gut drauf, Wetter war Top und das Gelände auch.
Zu den Bands:
Angefangen haben wir Nachmittags mit Van Holzen. Ein sehr junge, sehr symphatische Rock- Band. War leider noch ziemlich leer vor der Bühne. Haben direkt mit "Herr der Welt" gestartet und es war alles in allem ein sehr schönes Konzert :smile:
Weiter ging es mit Chefboss, bei denen es dann doch wesentlich voller war. Absolut nicht meine Musik! Haben aber gut Stimmung gemacht, bin dann aber irgendwann doch lieber Bier holen gegangen.
Dann kamen Audio88 & Yassin auf die Bühne. Es wurde auch noch voller als bei Chefboss. Ich nehme es schonmal vorweck: Es war der beste Auftritt des Festivals. Super Symphatische Dudes (hinterher noch ein paar Fotos mit den Jungs gemacht und ein bisschen bei nem Bier geplaudert). Auch ne schöne Bühnenshow mit ihren Predigtpulten und christlichen Outfits (Heißen die Dinger Talar? bin da nicht so bewandert) und als Opener gab es direkt "Hallelulja". Zum Abschluss gab es dann noch minutenlang nen schönen großen Moshpit zum Finale mit "Was würde Manny Marc Tun", "Weshalb ich Menschen nicht mag" und "Schellen". Selbst meiner Begleitung hat es sehr gut gefallen, die beide nie vorher auch nur einen Song gehört hatten oder besonders viel Hip-Hop/Rap hören.
Als nächstes spielten Giant Rooks. Ebenfalls jung und talentiert, doch die Position im Line-up war wohl doch etwas zu hoch gewählt, denn es war deutlich leerer als bei den beiden Acts zuvor. Ich fand das Konzert aber dennoch gut und die Jungs wirkten sehr spielfreudig und erinnerten mich zwischendurch irgendwie stark an "The Lumineers".
Dann kamen die großartigen "Roosevelt", die leider meine Begleitung nicht so mochte. Mir hat diese Mischung aus Indie-Rock und Elektro aber gefallen und ein paar Songs sind auch echt stark (besonders Fever :herzen2: ).
Als Headliner spielten die Orsons, die ich mir aus Interesse auch etwas angeschaut habe. Nach dem Eröffnungssong "Ventilator" (nachdem sie 20 Minuten zu spät angefangen haben)habe ich es aber nicht mehr lange ausgehalten. Grauenhafte Musik, dagegen sind die 257ers, SDP und Konsorten noch Weltklasse. Meine Begleitung hat das zum Glück ähnlich gesehen und wir sind nach Dortmund in die HirschQ noch auf ein paar Mexikaner und Astra Rotlicht eingekehrt.
Insgesamt ein gelungener Tag :thumbs:
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Fr 9. Jun 2017, 00:42

Ich war vom 25. bis zum 27.05 auf dem dunk! Festival im belgischen Zottegem. Da ich letztes Jahr nach 2014 und 2015 nicht dort gewesen bin, war ich doch überrascht, wie viel sich verändert hat. Die Location ist ein kleines Gelände, rund um eine Jugendherberge. Es gibt insgesamt 3 Bühnen, eine große Zeltbühne, eine kleine Zeltbühne und eine Waldbühne. Die kleine Zeltbühne, die in einem offenen Zelt im Innenhof der Herberge steht und die Waldbühne sind ohne Ticket zugänglich. Die große Zeltbühne nicht. Diese hat auch dieses Jahr den Merch- und Interviewbereich beinhaltet. Das muss auf jeden Fall wieder geändert werden. Es ist gerade für die Interviews einfach Gift, wenn im selben Zelt gerade der Soundcheck stattfindet. Darüber hinaus gab es starke Soundüberschneidungen zwischen der kleinen und der Zeltbühne. Da könnte man auch noch einiges verbessern. Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Warme Duschen, saubere Toiletten, immer Klopapier, immer ein offenes Ohr für Probleme, Frühstück for free, Kaffee for free, kurze Wege. Das Essen ist leider etwas zu teuer, aber dank diversen Menschen mit zu viel Geld, die auf ihr Becherpfand scheißen, kann man dann doch irgendwie umsonst essen.
Donnerstag früh ging es los. Das Highlight auf dem Hinweg war der Convoy, der uns am Brüsseler Flughafen überholt hat. Keine Ahnung, ob es Donald Trump war, der an diesem Tag tatsächlich in Brüssel war, oder ein anderer Politiker, aber ich habe noch nie eine so breite Rettungsgasse gesehen. Angekommen wurde schnell aufgebaut, ohne Probleme, da der Campingplatz noch mäßig gefüllt war und das, obwohl es dieses Jahr früher losging. Nun kommen wir zu den Bands in Kurzfassung. Eins vorweg, gesungen wurde quasi nicht.

Donnerstag:
La Ciencia Simple (große Zeltbühne) - Solider Post-Rock aus Chile, schöne Melodien und ein solider Start in den Tag.
Run Golden Boys (kleine Zeltbühne) - Es wurde deutlich tanzbarer, was auch einige Leute ausgenutzt haben. Generell war es oft so, dass sich die meisten Leute im kleinen UZelt hingesetzt haben, aber hier wurde sich eifrig bewegt. Ebenfalls nette 40 Minuten.
Lost in Kiev (große Zeltbühne) - Die erste Band, die ich schon einmal auf dem Festival gesehen habe. Hatte die Band als sehr gut in Erinnerung und bin dann doch etwas enttäuscht rausgegangen. Es wurde etwas bombastischer und auch die Lichtshow, die im großen Zelt wirklich jedes Jahr aufs Neue top ist, war gut, aber da waren meine Erwartungen wohl doch etwas zu hoch.
Flash the Readies (kleine Zeltbühne) - Irgendwas zwischen Post-Rock und Indie Rock. War in ordnung.
Mutiny on the Bounty (große Zeltbühne) - Math Rock, der einem ordentlich den Gehörgang durchgepustet hat. Schien für viele Leute auch das erste richtige Tageshighlight zu sein. Ich fand es auch gut, aber nicht so gut wie in Duisburg zwei Wochen zuvor.
Terraformer (kleine Zeltbühne) - Sehr guter Post-Metal aus Belgien. Mächtige Soundwände, kann ich jedem nur empfehlen. Spielen auch häufiger Shows in Deutschland.
M[[O]]N (Waldbühne) - Nur mal kurz vorbeigesehen, um zum ersten Mal die neue Waldbühne zu sehen. Diese liegt an einer Lichtung mit einem kleinen Abhang, sodass sich quasi alle hinsetzen und in Ruhe mit Blick auf die Bühne zuhören können. Der Sound hier war halt Drone, nichts besonderes. Hat mich nicht gekickt.
The Black Heart Rebellion (große Zeltbühne) - Sehr interessante, aber auch unglaublich anstrengende Band. Sehr experimentell, natürlich mit Post-Rock Elementen und dass die Jungs Mitglieder der Church of Ra sind ist auch nicht zu überhören. Ein paar Songs sind auch absolut fantastisch, dann passiert aber auch wieder minutenlang nichts und es wirkt mehr wie eine Messe. Sollte aber trotzdem jeder mal gesehen habe.
Spurv (kleine Zeltbühne) - Sehr schöner Post-Rock und eine feine Neuentdeckung für mich. Eins der highlights des ersten Tages.
Pg. Lost (große Zeltbühne) - Oft verpasst, nun endlich doch mal gesehen und es hat sich voll und ganz gelohnt. Der beste Auftritt des ersten Tages.
Steak Number Eight (kleine Zeltbühne) - Wurden als Ersatz für Emma Ruth Rundle kurzfristig bestätigt. Das ist natürlich eine astreine Buchung und die harten Post-Metal/Sludge Songs haben das Publikum auch direkt voll mitgerissen. Kam aber trotzdem nicht an den 2014er Auftritt ran. Ich glaube die Klasse dieses Gigs werden sie nie wieder erreichen. Trotzdem: Gut wie immer.
worriedaboutsatan (Waldbühne) - Tanzbarer Post-Rock - Trip Hop Mix, der auch zu gefallen wusste.
Swans (große Zeltbühne) - Ich habe sicherlich 90 Minuten versucht zu verstehen, was daran so geil sein soll. Es war auch irgendwie interessant, aber es hat mich absolut nicht überzeugt. Unglaublich anstrengende Musik, vor allem der Gesang war völlig daneben. Darüber hinaus war es so unfassbar laut. Da konnte ich mir die letzte Stunde auch locker vom Campingplatz aus geben. Die Lichtshow war auch eher bescheiden und so habe ich dann auch nicht wirklich was verpasst. Die Resonanz war auch sehr gering. Am Ende waren wohl vll noch 200 Leute im Zelt. Ein Trauerspiel.

Freitag:
All We Expected (große Zeltbühne) - Solider Post-Rock/-Metal und wie schon am Donnerstag ein guter Start in den Tag.
Time to Burn (große Zeltbühne) - Harter Sound und ein fieses Geschrei, wobei der Sänger noch an seiner Stimme arbeiten sollte. Ansonsten aber eine schöne Abwechslung.
Kozmotron (kleine Zeltbühne) - Wurden im Programmheft als Space Rock bezeichnet. Passt auch ganz gut, aber leider war 1. die Musik nicht so spannend und 2. war die Aufmachung der Band wirklich etwas lächerlich. Darauf hätte ich verzichten können.
Dumbsaint (große Zeltbühne) - Schöner, solider Post-Rock, keine Frage. Leider wurden im Vorfeld vor allem die Hintergrundvideos groß angekündigt. Diese waren aber eine herbe Enttäuschung. Es handelte sich dabei um einen Film, wobei die Untertitel vom Schlagzeug verdeckt wurden, weshalb man die Handlung nicht wirklich nachvollziehen konnte. Ob das unter diesen Umständen Sinn gemacht hat bleibt fragwürdig.
Aidan Baker & Karen Willems (kleine Zeltbühne) - Drone und next. Das Übliche.
Meniscus - Hier wurde dann gezeigt, wie schöne Visuals aussehen sollten. Ein paar verstörende, düstere Schwarz-Weiß Videos haben noch nie geschadet. Musik war auch top. Hoffe, die kommen nochmal rüber.
The Chapel of Exquises Ardents Pears (kleine Zeltbühne) - Solider Post-Rock, den ich aber eher nebenbei verfolgt habe dank einer Stärkung vor den aufkommenden Tageshighlights.
We Lost the Sea (große Bühne) - Sehr guter Auftritt, schöne melodien, gewaltige Ausbrüche. Die Band wurde auch gebührend abgefeiert. Hier hat fast alles gepasst.
Alma (kleine Zeltbühne) - Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Stimme hören würde, die der von Jonsi nahe kommt, aber der Sänger von Alma ist wirklich nah rangekommen. Die Musik war dabei recht minimalistisch aufgebaut, aber insgesamt ein wunderschöner Auftritt.
And So I Watch You From Afar (große Zeltbühne) - Das letzte Album war scheiße und hat mich dazu bewogen, die dazugehörige Tour nicht zu besuchen. Nun also die Festivalshow und es war der Wahnsinn. Eine der besten Livebands überhaupt, so unglaublich viel Energie versprrüht kaum jemand. Klasse von vorne bis hinten. Die Tour im Oktober wird wieder mitgenommen, gerne auch zwei Shows. Bester Gig des Wochenendes.
The Best Pessimist (kleine Zeltbühne) - Solider Post-Rock, aber standen im Schatten des Auftritts davor.
Malämmar (Waldbühne) - Eher metallisch und vielleicht etwas zu hart für die kleine Waldbühne. Das was ich gesehen habe, war aber okay.
Earth (große Zeltbühne) - Die Resonanz war mit der von Swans zu vergleichen. Wenig Leute hat es interessiert. Mir hat es deutlich besser gefallen, ich kann aber auch verstehen, dass einem diese Zeitlupenmusik nicht passt. Viel passiert im Allgemeinen nicht, aber die Aufbauten sind schon irgendwie beeindruckend.

Samstag:
The Chasing Monster (große Zeltbühne) - Wieder ein schöner Post-Rock Start. Gefiel.
The Moth Gathere (große Zeltbühne) - Weiter ging es mit Post-Metal. Ich bin aber nicht so ganz reingekommen, weil es schlicht und ergreifend viel zu heiß im Zelt war.
Halma (kleine Zeltbühne) - Eine Kehrtwende im Vergleich zu vorher. Viel ruhiger, die Leute haben sich hingesetzt. Leider hat es mich absolut nicht berührt. War sicherlich nicht verkehrt, aber ohne mich. Sorry.
Briqueville (große Zeltbühne) - Ganz großen Respekt davor, wie man bei ca. 56 Grad im Zelt noch Kostüme tragen kann. Scheint auch eine Church of Ra nahe Band zu sein. Der Post-metal war auf jeden Fall mächtig und der letzte Song hat mich vollends weggepustet.
Xenon Field (kleine Zeltbühne) - Es wurde sehr elektronisch, was mich aber in der gebotenen Form nicht überzeugen konnte. War einer der schlechteren Acts des Wochenendes.
Set and Setting (große Zeltbühne) - Sehr schöner, verspielter Post-Rock. Konnten mich voll und ganz überzeugen.
Pray for Sound (große Zeltbühne) - Haben genau da weitergemacht, wo Set and Setting aufgehört habe. Auch hierfür beide Daumen nach oben und eine klare Empfehlung.
Stearica (kleine Zeltbühne) - Nerviger Post-/Math Rock. Bin schnell gegangen.
Syndrome (Waldbühne) - Konnte mich voll und ganz überzeugen. Spannende Aufbauten, gemächliche Soundentwicklung und ein ruhiges Publikum. Viel besser als auf dem ieperfest vor einige Jahren.
Mooncake (große Zeltbühne) - Obwohl es bisher keine Verspätung gab, durfte man erst 35 Minuten nach dem eigentlich Beginn wieder ins Zelt. Die Band lies sich aber trotz Verspätung noch einmal 5 Minuten Zeit. Das hat bei mir das Fass zum überlaufen gebracht. Der Sound war zwar sehr gut, aber ich bin nach zwei Songs frustriert gegangen, da sich nun alles überschnitt.
Arms and Sleepers (kleine Zeltbühne) - Zum ersten Mal mit Band gesehen. Das war interessant im Vergleich zu vorher. Hat auch gefallen.
CHVE (Waldbühne) - Endlich mal gesehen. Ist auf jeden Fall ziemlich interessant, wie er da alleine sein Instrument spielt und immer wieder diesselben Sätze singt. Hatte was von Hypnose. Noch skuriler macht den Auftritt die Tänzerin, die dabei Zwischen Act und Publikum wahlweise auf dem Boden herumrobbte oder Ausdruckstanz veranstaltete. Insgesamt aber bockstark.
God is an Astronaut (große Zeltbühne) - Ein würdiges Ende, aber wie schon ach dem Kölngig bleibt zu sagen. Die Setlist war nicht so geil und damit die Stimmung auch nicht so gut wie 2014.

Fazit:
Wer auf Post-Rock steht, muss zum dunk! Festival fahren. Da führt kein Weg daran vorbei. Ich kann es jedem nur empfehlen. Hoffe im nächsten Jahr werden wieder ein paar Änderungen vorgenommen, die vor allem Soundüberschneidungen mindern. Darüber hinaus sollte die Besucheranzahl nicht noch weiter wachsen. Die Location ist schon am Limit ohne dass es unangenehm ist. Ansonsten bitte weiter so und nächstes Jahr mit Cult of Luna und If These Trees Could Talk
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Finn
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Finn » Di 27. Jun 2017, 15:59

Tinderbox 2017

Tag 1 :
Erstmal: Das wirklich Schöne am Tinderbox war, dass wir gemütlich zu Hause trinken und schlafen konnten, da dänische Festivals es bekanntlich nicht so mit dem Camping haben. 10-15 Minuten mit dem Fahrrad und schon war man auf dem Gelände. Meine Leute waren alle über ein Volunteerprogramm dabei und ich habe als einziger für das Ticket geblecht., was hin und wieder zu kleinen Komplikationen geführt hat, aber auch nicht weiter der Rede wert.
Das Festival ist stark auf Familien ausgelegt, statt der üblichen 18-35 Crowd hat man wirklich alle Altersgruppen gesehen, von Kindern bis ca. 70 jährige.

Das Wetter war ein Traum. Es hat jeden Tag morgens geregnet und war dann, abgesehen von etwas Nieselregen, den ganzen Nachmittag und Abend lang trocken bei 17-19°C. Kann man gar nicht genug wertschätzen.
Am Donnerstag sind wir gegen 15:00 zum Festival. Einlass hat für mich knapp fünf Minuten gedauert, Band gab es direkt am Eingang. Manchmal ist es so einfach.

Das Gelände an sich wirkte sehr luftig. Die beiden Hauptbühnen wurden immer abwechselnd bespielt und die zwei anderen, die kleine Stage 4 und die EDM-Bühne Magicbox waren etwas abseits positioniert, sodass es eigentlich nie zu Soundbrei kam. Apropos Sound: Der war fantastisch, auf jeden Fall am ersten Tag, selten so gut abgemischte Musik gehört und das bei einem Openair. Spätestens am dritten Tag gab es leider ein paar Probleme und die Boxen klangen blechern.

Die Mädels wollten gerne Tove Lo sehen und da die Auswahl nicht grandios war, bin ich da mit. Es war noch recht leer auf dem Gelände und wir konnten uns den Platz quasi aussuchen. Der Auftritt war dann überraschend gut. Vielleicht war ich auch einfach so begeistert vom Sound, aber Tove Lo hat sich durch ihre Hits und weniger bekannten Songs gespielt und eine Menge Freude dabei an den Tag gelegt, auch das mittlerweile angewachsene Publikum war gut dabei. Ihr Ladywood-Outfit war gewagt und obwohl ihr augenscheinlich kalt war, wollte sie doch nochmal gerne ihre Brüste lüften. Nunja.

Danach war das Programm erstmal schwach und wir sind über das Gelände geschlendert und haben dabei auch kurz einen Abstecher zur Magicbox gemacht. Die war sehr schön anzusehen, über den großen Screen hinter dem DJ-Pult waren überall Treppen in den verschiedensten Winkeln und Richtungen angebracht und sie hatte so einen „verwunschenen“ Flair. Musikalisch war das wohl Kant, der gerade spielte, und eine sicher solide Playlist zusammengestellt hat, aber ich war noch nicht so in Stimmung dafür, weil ich Hunger hatte.

Also sind wir zurück und haben uns an einem der zahlreichen und abwechslungsreichen Fressbuden einen ziemlich fair bepreisten Burger geholt. Die Antwoord sollte bald losgehen, also auf die Wiese und warten. Leider ist das weiterhin eine furchtbare Band und das war die letzte Chance für sie von meiner Seite aus. Nach zwei Songs sind wir das erste Mal zu der Stage 4 geflohen, hier spielte dann der sympathische Louis Berry aus Liverpool. War mir komplett unbekannt und sein rauer Bluesrock ist auch eigentlich überhaupt nicht meine Schiene, aber für den Moment war das ein solider Auftritt mit witzigen Ansprachen und sicherlich handwerklich einwandfrei.

Leider war danach wieder etwas Flaute und wir haben uns aufs Trinken beschränkt (leider nicht fair bepreist mit 45 DKK für 0,4l). Der in Dänemark wohl sehr beliebte Kim Larsen hat kurz darauf die Hauptbühne bespielt, war aber furchtbar langweilige Schunkelmusik für die Generation ü60.
Wir sind dann zu MØ, die danach die andere Bühne bespielen sollte. Ist ja quasi der Heimatact hier und dementsprechend war es sehr voll. Der Auftritt war sehr enttäuschend, der Funken ist auf mich jedenfalls so gar nicht übergesprungen, trotz aller Versuche ihrerseits. Leider sind Fickle Friends, die ich eigentlich sehen wollte, nicht aufgetaucht, und so sind wir schon recht früh zurück auf die andere Seite des Geländes, um uns einen guten Platz für The Killers zu sichern.
Und das war es wert.
Top 10 Auftritt überhaupt für mich. Ich bin nicht einmal der große Fanboy, besitze nur die Hot Fuss und habe sie, seitdem ich Human das erste Mal ertragen musste, eigentlich nicht mehr verfolgt. Aber selbst dieser war live ein Monster. Viel mehr auf Rocksong getrimmt und hätte so auch auf den ersten beiden Alben einen Platz finden können. Generell sind sie live weitaus mehr eine Rockband, als man nach den letzten Platten annehmen könnte. Sie haben sich durch alle Hits gespielt, eine famose Setlist, bei der ich eigentlich nichts vermisst habe. Und ja, auch der neue Song The Man war großartig. Flowers ist eine krasse Bühnensau und hatte von der ersten Sekunde an das Publikum im Griff. In der Zugabe gab es dann noch Mr Brightside und da hat das Publikum auch eigentlich komplett den Gesangspart übernommen. Ich war total überrascht und begeistert und kann weitere Liveauftritte der Band nur empfehlen.

Danach sind wir noch zu Galantis auf der Magicbox. Und puuh. Ich weiß nicht, ob es der direkte Vergleich zu den Killers, die schleichende Müdigkeit oder wirklich nur der Auftritt war, aber: ich fand es kacke. Ich bin ja eh nicht so der EDM-Boy, aber wenn man eigentlich nur einen Hit hat und den vor gefühlt jedem Song anteasert, um ihn dann am Ende doch noch zu spielen, find ich das unnötig. Die geremixten Songs hatte man alle auch schon 10000x gehört und was die Becken, auf denen die ständig rumgeklöppelt haben, sollten, weiß auch keiner. Die Crowd hat es gefeiert, ich nicht und ich war froh, um 3:00 dann endlich ins Bett zu fallen.

Tag 2:
Da wir noch gut geplättet waren, haben wir leider Kaleo und Jimmy Eat World verpasst (wer setzt die auch bitte um 14:00 an??). Auch die sehr geschätzte Veronica Maggio musste ich leider sausen lassen, da wir erst um 15:00 am Gelände waren und in gemütlicher Runde ein paar Bier gezischt haben. Das Schöne: Wir saßen direkt vor dem Eingang und haben unfassbar viel Bier geschenkt bekommen, weil Leute reinwollten. Nehm ich gern.
Auf dem Gelände wollten wir dann auch erstmal etwas essen und sind etwas rumgeschlendert, weil nichts so richtig lief. Erst um 20:00 kamen dann HAIM. Ich mag die Mädels ja sehr gerne und freu mich unheimlich auf das Album. Aber acht Songs bei einem 1h15 Slot sind einfach zu wenig. Die Setlist war zwar großartig, aber es war einfach zu kurz. Schade, die Mädels waren nämlich gut aufgelegt, die Sonne hat sich manchmal rausgewagt und vor der Bühne war es schön voll. Da es doch kühler war, als erwartet, bin ich danach kurz nach Hause, um mir etwas überzuziehen und habe dadurch Nathaniel Rateliff verpasst. Egal.

Ich stand dann relativ früh wieder vor der Bühne für Kings of Leon. Solide. Quer durch die Diskografie, mit fast allen Hits, nur Closer habe ich vermisst. Find Me war live fantastisch und Knocked Up war mein großes Highlight. Ich hatte fast vergessen, wie großartig Because of the Times ist. Die Jungs waren relativ verhalten und haben keine großen Ansagen gemacht, dadurch sprang der Funke nicht so ganz über.

Aber danach kam ein weiteres Highlight des Festivals: Lemaitre. Die spielten zum Abschluss auf der kleinen Bühne und haben die komplett abgerissen. Es waren wieder echt wenige Leute da, was uns aber Platz zum Tanzen und mir quasi eine Privatbar gegeben hat. Endlich mal bei einem Konzert Bier nachholen. Mir war die Band gänzlich unbekannt, obwohl sie ja anscheinend ein paar Hits haben. Auf jeden Fall ein toller Auftritt, ich hatte schön einen sitzen und wenn man Elektromusik live spielt, hat man bei mir eh gewonnen. Die Bläser waren da nur das i-Tüpfelchen. Zusätzlich hatte es angefangen zu nieseln, was wunderbar passte und das Ganze noch verbessert hat. Danach nach Hause, und schlafen.

Tag 3:
Wir sind gegen 14:30 zum Gelände und mussten dann mit Druck tanken, da die Mädels natürlich Sean Paul sehen wollten. Leider hatte ich durch die verschiedenen Einlässe meine Leute verloren und allein hat es nur halb so viel Spaß gemacht. Es war halt so schlecht, dass es wieder witzig war und man konnte gut tanzen. Er hat das volle Programm inklusive Tänzerinnen und einem superkaputten „Rapper“ mitgebracht. Schöner Trash.

Travis Scott danach habe ich mir nur von der Wiese mit einer leckeren Pizza angehört, aber das Intro (Humble von Kendrick vom Band, äh ja) war bis wir dann gegangen sind das mit Abstand beste. Trap bleibt scheiße, live noch viel mehr. Daher auf die Magicbox und Nonsens für ein paar Minuten. Elektroset, ganz cool, weil nicht so voll, aber wir sind nur kurz geblieben. Ich habe ja echt ein Problem damit, wie sehr sich die Sets ähneln, Galantis‘ Runaway war glaube ich in wirklich jedem drin.
Zurück zu der Stage 4, wo gerade Lightwave Empire angefangen hat. Dänische Band, tat nicht weh, aber so richtig kann ich mich auch nicht mehr dran erinnern. War poppiger Indierock, den man wohl nicht weiter verfolgen muss. Run DMC hab ich dadurch ausgelassen, aber was ich auf dem Weg gehört hatte, fand ich recht anstrengend und akustisch nicht wirklich schön.

Dann kam der einzige wahre Headliner auf einem dänischen Festival: Lukas Graham. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das jeder gesehen hat, der auf dem Gelände war. Es war so RICHTIG voll und alle Altersgruppen waren vertreten. Echt unfassbar, wie dieser unscheinbare Kerl, der eher wie ein Standup-Comedian aussieht, der größte Popstar Dänemarks geworden ist. Aber wenn man den Auftritt gesehen hat, versteht man es etwas besser. Er hat eine faszinierende Bühnenpräsenz, erzählt viele Witze und hatte das Publikum im Griff (abgesehen vom nervigen Anstimmen von Seven Nation Army. Warum??). Waren es Anfang nur der Pianist (aus New Orleans, hat er gerne mal verarscht), drei Bläser und ein Bassist, hat er zum Ende nochmal richtig aufgefahren. Vorhang auf für ein komplettes Sinfonieorchester, dass ihn ab ca. der Hälfte für den Rest begleitet hat. Noch nicht genug? Wie wäre es mit einem Gospelchor für einen Song? Gibt es auch noch. Dieser soulige Funk-Pop macht sich überraschend gut auf der großen Bühne und ich kann mir vorstellen, dass es für ihn noch weit nach oben gehen kann. Würde ich die Musik mehr feiern, wäre es wohl der beste Auftritt des Wochenendes gewesen.

Anschließend sind wir rüber zu den Pet Shop Boys. Bewusst kenne ich nicht viel von denen, aber der Anfang war echt gut. Seltsame Kostüme, minimalistisches Bühnenbild, das sich während des Auftritts veränderte und nach und nach mehr Musiker preisgab. War schon gut durchchoreografiert. Leider nahm die Musik zur Mitte hin immer mehr Bierzeltcharakter an, sodass wir irgendwann zurück auf die Magicbox sind, wo gerade W&W gespielt haben. Der Bass hat hier endlich mal so richtig geföhnt und es war dementsprechend voll. Leider dasselbe Problem wie immer, das Vokabular der Herren war auf „Put your hands up“ und „jump, jump, jump“ beschränkt. Geht irgendwann auf den Senkel. Wohl aber einer der besseren EDM-Auftritte des Festivals.

Den Abschluss des Festivals bildete dann Martin Garrix. Der hat auch auf der großen Bühne statt der Magicbox gespielt. Sein Setup wirkte etwas verloren auf der Bühne, aber das Drumherum war schon ansprechend. Konfetti direkt beim ersten Song und ca. achtmal danach, Pyrospyrospyros und schicke Animationen auf der Leinwand konnten sich sehen lassen. Der Bubi Garrix hat irgendwann noch John Martin & Michel Zitron auf die Bühne gebracht, die dann tatsächlich live gesungen haben. Das Publikum ist völlig eskaliert. Ich denke, besser wird ein EDM-Auftritt nicht mehr. ABER: Es gab für mich zu viele Drops. Klingt komisch, aber der Aufbau war bei einigen Songs zu kurz, sodass es schnell ermüdend wurde. Zudem hat das Publikum bei wirklich jedem zweiten Drop einen Moshpit gemacht, sodass wir immer weiter rausgedrängt wurden. Ist ja 2-3 Mal ganz witzig, aber irgendwann hat es genervt. Und weiterhin gilt bei EDM: Wenn man Zeit hat, gefühlt acht Videos für Instagram oder Snapchat zu drehen, während die Musik weiterläuft, kann ich es einfach nicht so richtig ernst nehmen. Klingt jetzt alles negativ, aber es war ein definitiv würdiger Abschluss des Festivals, nach dem ich mir erstmal eine Menge Schlaf verdient hatte.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Mo 3. Jul 2017, 11:07

Ich war am 01.07. beim Vainstream Rockfest in Münster und es dürfte tatsächlich mein erstes 1-Tages-Festival gewesen sein, weshalb ich auch noch nie so viele Bands an einem Tag gesehen habe wie letzten Samstag (11 komplett und 4 zum Teil). Das Bühnenkonzept ist auch wirklich auf die maximale Musikbeschallung ausgelegt: Die 2 Hauptbühnen werden abwechselnd bespielt, die Wartezeit zwischen 2 Konzerten beträgt im schlimmsten Falle 5 Minuten. Das führte gerade bei den frühen Bands dazu, dass während des Endes eines Auftritts bereits die nächste Band auf der Nachbarbühne wartete, dass sie endlich beginnen darf. Auch die relativ kurzen Slots von meist 30-40 Minuten sorgen dafür, dass pro Tag schon einiges an Bands durchgeballert wird. Im Hardcore scheinen solche kurzen Sets ja normal zu sein. Mir war es gerade bei meinen Must-Sees oft ein wenig zu kurz, da viele Standard-Songs leider wegfallen mussten. Eine 3. kleinere Bühne gab es auch, deren Platzierung etwas unglücklich in der Nähe der Foodtrucks lag, auf der jedoch auch nur insgesamt 3 Bands gespielt haben, wohl, um für ein wenig Publikumsbewegung bei den Hauptbühnen zu sorgen. Bei der 4. Indoor-Bühne war ich nie, obwohl ich mir dort eigentlich Brutality Will Prevail ansehen wollte. Daher kann ich auch nichts zu dem Überfüllungsproblem sagen, das dort wohl öfters herrscht.

Los ging es um 10.15 Uhr mit The Devil Wears Prada. Krass, wie klein die mittlerweile wieder geworden sind. Musikalisch finde ich die bis auf wenige Ausnahmen auch eher unspannend. Es ist halt normaler Metalcore, nicht mehr und nicht weniger. Der Auftritt war in Ordnung, aber es war für mich auch einfach noch zu früh am Morgen.

Weiter ging es mit Northlane, deren Metalcore sich auf den letzten beiden Alben immer stärker in Richtung Progressive Metal gewandelt hat. Der Auftritt war spitze. Insbesondere die Gesangsparts mit Kopfstimme haben mich wirklich umgehauen.

The Black Dahlia Murder haben im Anschluss ihren ersten von 2 Auftritten des Tages absolviert (spätabends spielten sie noch ein weiteres Set als Ersatz für die ausgefallenen First Blood). Laut eigener Aussage wollten sie 2 komplett unterschiedliche Sets spielen. Leider habe ich wohl das (für mich) falsche Set erwischt: Nach den ersten 3 Alben habe ich die Band ein wenig aus den Augen verloren und war mit dem Songmaterial nicht mehr wirklich vertraut. Es scheint wohl, als wären ältere Klassiker wie Funeral Thirst, Statutory Ape und What A Horrible Night... in das 2. Set verbannt worden. Gut war es natürlich trotzdem, dafür ballert der doch eher aggressive Melodic Death Metal der Jungs einfach zu gut. Auch die Ansagen zwischendrin waren sehr amüsant.

Im Anschluss zeigten While She Sleeps, dass sie auf ihren Auftritt mehr als Bock hatten. Auch hier war die Spielzeit natürlich wieder viel zu kurz, aber die Band machte das beste draus. Für mich eine der spannenderen Metalcore-Bands momentan. Seven Hills ist weiterhin ein Riesen-Hit!

Danach gabs erst mal eine Essenspause, im Hintergrund liefen auf der 3. Bühne Obey The Brave, die nach solidem Metalcore mit catchigen Hooks klangen. Schon war, dass in der Mitte des Food Courts Bänke bereit standen, sodass man sich eine kleine Erholungspause gönnen konnte.

Auf der großen Bühne ging es dann mit Comeback Kid weiter. Eigentlich bin ich ja im Hardcore nicht so bewandert, das letzte Album fand ich allerdings wirklich super. Mit 40 Minuten war es mir dann aber doch etwas zu lang (komisch, da mir bei den anderen Band 30 Minuten zu kurz vorkamen... das soll mal einer verstehen). Es gab auch schon einen Song vom neuen Album als Kostprobe.

Nach einer ausgiebigen Bierpause folgten Of Mice & Men, die einen coolen Mix aus klassischem Metalcore mit Nu Metal-Anleihen gespielt haben. Auf Platte konnten sie mich noch nie wirklich überzeugen, live klang das Ganze aber ziemlich fett. Auch der zum Frontman beförderte Bassspiele erledigte seine Aufgabe souverän.

Im Anschluss folgte der wohl kontroverseste Act des Festivals: die 187 Strassenbande. Zur Erläuterung: Seit 2014 wird jeweils 1 Position von einem Hip-Hop-Act besetzt (bisher 257ers und 2x K.I.Z.). Nun ist ja allgemein bekannt, dass K.I.Z. viel Publikum außerhalb der Rap-Sparte ziehen und auch bei den 257ers kann ich mir vorstellen, dass viele Fans eigentlich in anderen Sparten beheimatet sind. Das ist bei 187 anders: Die Kern-Fanbase besteht aus Hip-Hop-Heads, erst durch das "Palmen aus Plastik"-Album wurde auch die breite Masse auf sie aufmerksam.
Es kam also, wie es kommen musste: Während im 1. und vereinzelt auch im 2. Wellenbrecher der Auftritt hart abgefeiert wurde, hat insbesondere das Publikum vor der Nachbarstage ihrer Ablehnung mit Buhrufen und Mittelfingern deutlich Ausdruck verliehen. Grundsätzlich kann ich die Leute auch verstehen: Hip-Hop ist beim Publikum vor Ort nicht jedermanns Sache und gerade in einer Szene, in der die mit der Musik vermittelten Botschaften einen großen Raum einnehmen und Werte wie Toleranz und Respekt gepredigt werden, mutet es befremdlich an, wenn 4 Prolls auf der Bühne über Drugs, Money & Hoes schwadronieren. Ein wenig Doppelmoral muss ich diesen Leuten aber auch attestieren: K.I.Z. scheinen ja 2014 und 2016 gut angekommen zu sein, obwohl auch deren Back-Katalog aus genügend Songs mit Assi-Potential besteht. Aber anscheinend rechtfertigt deren vorgehaltene Ironie solche Texte vollkommen, während man 187 - die solche ironischen Statements verzichten - genüsslich den schwarzen Peter zuschieben kann. Und letztendlich stellt sich mir die Frage: Wieso 40 Minuten vor eine Bühne stellen und gegen eine Band pöbeln, wenn man stattdessen auch einfach etwas anderes machen kann? The Dirty Nil gucken, Getränke und Essen holen, für ein paar Minuten die Füße hochlegen,... Im Anschluss kann man dem Veranstalter immer noch per FB deutlich machen, was man von solchen Buchungen hält (was auch von vielen so umgesetzt wurde).
Der Auftritt selbst war klasse, wenn auch zu kurz. Es wurde ein guter Querschnitt aus den letzten Veröffentlichungen der Gruppe geboten, mit einem kleinen "Palmen aus Plastik"-Teil zum Schluss. Viele Grüße auch an die 2 netten Dudes, die mit mir zu Ohne mein Team abgefeiert haben. Viel Spaß auf dem Splash!
Ich bin gespannt, ob man an dem Konzept des Hip-Hop-Acts festhält. Letztendlich macht man sich glaube ich weniger Feinde, wenn man einfach eine weitere Band bucht, die in die Sparte des Festivals passt.

Callejon lieferten im Anschluss eine gute Show. Musikalisch holt mich die Band nicht so wirklich ab, aber bei den beiden Cover-Songs Schwule Mädchen und Schrei nach Liebe war die Stimmung natürlich trotzdem prächtig.

Auf der 3. Bühne konnte ich noch ein paar Songs von Dave Hause mitnehmen. Mittlerweile kam auch endlich die Sonne heraus, nachdem es zuvor eigentlich dauerhaft (aber auch meist nur leicht) geregnet hatte. Das 1. Album kann immer noch einiges. Hat stimmungsmäßig perfekt gepasst.

Leider mussten wir schon früher weg, um uns einen guten Platz bei Architects zu sichern. Die Crowd war einfach riesig, da wohl niemand genau weiß, wo es nach dieser Tour mit der Band hingeht (Gitarrist und Hauptsongwriter Tom Searle ist letztes Jahr an Hauptkrebs gestorben). Mittlerweile war es für meinen Geschmack auf dem Gelände auch schon ein wenig zu voll, sodass man für den Wechsel zwischen den Bühnen und die Wege zur Toilette schon ein wenig mehr Zeit veranschlagen musste.
Am Anfang hatte die Band ein wenig mit schlechtem Sound zu kämpfen, was sich im Laufe des Auftritts allerdings gebessert hat. Der Gig war großartig, aber für eine Band eines solchen Kalibers viel zu kurz. Nur 2 Songs vom "Lost Forever..."-Album sind einfach viel zu wenig, wobei ich es natürlich verstehe, dass der Fokus auf den letzten von Tom geschriebenen Songs lag.

Die Dropkick Murphys habe ich nur so nebenbei mitbekommen. Der Sound war leider nicht so pralle.

A Day To Remember waren dann der erhoffte Abriss, weil die Band bei der Kürzung ihres Sets dankenswerterweise ihren Hits den Vorzug gaben. Die Stimmung in unserer Gruppe war - auch dank ausgiebigen Bierkonsums - auf dem absoluten Höhepunkt!

Eigentlich wollten wir danach schon abhauen, haben uns dann spontan doch noch entschieden, die Broilers zu sehen und meine Güte, hat das Spaß gemacht. Schon lange nicht mehr so viel Zeit im Moshpit verbracht. Das Publikum war hervorragend aufgelegt, die Band sowieso. Normalerweise ist die Musik nicht ganz mein Fall, aber (wohl auch Pegel-bedingt) war die Band zu dem Zeitpunkt der perfekte Abschluss!

Insgesamt war es also ein sehr schöner Festivaltag. Verbesserungspotential sehe ich lediglich in der Verlängerung der Spielzeiten, wobei ich bezweifle, dass der Veranstalter da von seinem bisherigen Konzept abweicht. Bei passendem Line-Up würde ich die lange Anreise bestimmt nochmal auf mich nehmen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Henfe » Mo 3. Jul 2017, 12:05

Den Hip Hop Act gibt´s dort aber schon länger. Zumindest waren K.I.Z schon öfter da als aufm Splash!. (Zumindest gefühlt)

Bands ausbuhen auf die man keinen Bock hat bleibt aber lame.
"Billy Corgan, Smashing Pumpkins." - "Homer Simpson, smiling politely."

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Re: Festivalberichte

Beitrag von defpro » Mo 3. Jul 2017, 13:28

Henfe hat geschrieben:
Mo 3. Jul 2017, 12:05
Den Hip Hop Act gibt´s dort aber schon länger. Zumindest waren K.I.Z schon öfter da als aufm Splash!. (Zumindest gefühlt)

Bands ausbuhen auf die man keinen Bock hat bleibt aber lame.
Stimmt, ich bin nur ein paar Jahre im Line-Up zurück gegangen. K.I.Z. sind ja wirklich im 2-Jahres-Takt da :lol: Evtl. sollte man es wirklich einfach bei denen belassen. Die scheinen ja gut anzukommen.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von Johnny Drama » Mo 3. Jul 2017, 17:21

Irgendwann vor 6 oder 7 Jahren war auch mal Casper um 14 Uhr da, haben sich auch viele drüber aufgeregt. Ist einfach lächerlich, wenn man die Musik nicht mag, gibt's genug andere Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben. 187 zu buchen war natürlich auch kein Meisterstück vom Veranstalter, da hätte man sicherlich einen passenderen Hip Hop Act finden können.

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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Mo 3. Jul 2017, 17:29

defpro hat geschrieben:
Mo 3. Jul 2017, 13:28
Henfe hat geschrieben:
Mo 3. Jul 2017, 12:05
Den Hip Hop Act gibt´s dort aber schon länger. Zumindest waren K.I.Z schon öfter da als aufm Splash!. (Zumindest gefühlt)

Bands ausbuhen auf die man keinen Bock hat bleibt aber lame.
Stimmt, ich bin nur ein paar Jahre im Line-Up zurück gegangen. K.I.Z. sind ja wirklich im 2-Jahres-Takt da :lol: Evtl. sollte man es wirklich einfach bei denen belassen. Die scheinen ja gut anzukommen.
Die haben aber mittlerweile auch eine Größe erreicht, die es den Veranstaltern sicherlich schwer macht, sie nicht als Head zu buchen und ich denke, dass man das nicht möchte. Mal ein Hip Hop Act am Nachmittag kann man dem Publikum sicherlich noch unterschieben, aber als Headliner würde das sicherlich einen riesigen Shitstorm verursachen.
Stimme aber allen hier zu. Die Leute stellen sich wirklich ziemlich an, was solche Acts angeht. Und dann wird im nächsten Moment A Day to Remember, die auch in mittlerweile ziemlich poppiger Art und Weise die Massen begeistern, zugejubelt, weil es so unfassbar harte Musik ist.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von MetalFan94 » Mo 3. Jul 2017, 20:05

also mir würden auch durchaus einige Rap/hip Hop acts einfallen die da reinpassen (Audio88 & Yassin, Zugezogen Maskulin, Antilopen Gang etc.). Nehme mir seit 2012 jedes Jahr vor mal aufs Vainstream zu gehen und jedes mal schaffe ich es nicht. Die Bandpause scheint den Broilers gut getan zu haben - seither nur positives gehört.
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Flecha » Mo 10. Jul 2017, 12:16

Nachträglich hier noch mal Lewis' und mein Bericht zum Hurricane '17:
Im Forum: http://www.festival-community.net/viewt ... 31#p155331
Mit Bildern: http://magazin.festival-community.net/2 ... en-day-co/

Außerdem war ich am ersten Juli-Wochenende beim kleinen aber feinen Kalifornia Crossing in Plön zugegen.

Das Crossing wird von den Machern der Kieler Konzert-Reihe "Go Kiel Yourself!" und dem Pink-Tank-Label veranstaltet und hat zwei Tage Stoner-/Psychedelic-Underground für 35 Euro geboten.

Statt fand es, zum zweiten Mal nach 2014 ausgetragen, auf dem Gelände der Jugendherberge in Plön. Das erste Crossing gab es, daher auch der Name, der natürlich an den Song von Fu Manchu angelehnt ist, in Kalifornien, SH. Der dort ansässige Camping-Platz fand es letztlich aber doch nicht so geil und so dauerte die Suche für einen neuen Veranstaltungsort eben so seine Zeit - zumal das Team dahinter jetzt auch nicht so riesig ist. Umso größer war die Freude, als es feststand, dass es ein zweites Mal geben wird.

Tickets dafür haben wir schon sehr früh geordert aus (unbegründeter Angst) vor dem zeitigen Ausverkauf. Für Camping, nicht für die Jugendherberge. Für den doppelten Preis hätte man da auch im 6-Bett-Zimmer nächtigen können (später wurden die Zimmer sogar für 2 Personen rausgegeben).

Die Wetter-Prognose war eigentlich schon eine Woche vorher ziemlich fatal: Dauerregen, der in Hamburg sogar in einer Unwetter-Warnung mündete. Naja, als Hurricane-erprobtem Festival-Gänger war mir das egal. Vielen anderen offenbar nicht, denn der Campingplatz war Freitagmittag eine halbe Stunde nach offizieller Öffnung noch total leer. Sollte auch nicht mehr allzu viel dazukommen. Denke mal, dass die meisten Leute sich dann doch entschieden haben, abends wieder nach Hause zu fahren. Von viel weiter weg als nördliches Niedersachsen dürfte eh kaum jemand gekommen sein. Die Besucherzahl bei den Headliner-Gigs von Craang und den Lokalhelden von Bone Man schätze ich mal so auf 300-400 ein.

Wir hatten ein feines Camp mit gut 10 Leuten und zwischendurch kamen immer mal wieder bekannte Gesichter vorbei. Neben uns campte etwa eines der Mitglieder der Lübecker Zehntausend Quadratkilometer gegen die Zeit (oder einfach zqkmgdz) und den im Forum bekannten smi habe ich, wie auf fast jedem Konzert 2017, auch wieder getroffen.

Das Wetter verbesserte sich dann gegen Freitagabend auch: Der Regen ließ irgendwann nach und am Samstag hat es bis auf früh morgends gar nicht mehr geschüttet (vom Himmel jedenfalls, höhö). So konnte man Samstagnachmittag sogar noch den (eiskalten) Plöner See genießen - mit Bier. Die Jugendherberge liegt direkt daran und hat auch einen kleinen "Strand". Abends wurden Lagerfeuer veranstaltet, was bei den dann so herrschenden 13-15° ziemlich gut war.

Kulinarisch war so... joa, ok. Dafür das die Szene ja auch recht alternativ ist und vegetarisch/vegan Pflichtprogramm und zT wie beim Desertfest oder Burg Herzberg sogar in der Überhand... da herrscht schon noch Nachholbedarf. Wobei das, wie gesagt, alles von den Veranstaltern selbst gewuppt wird. Für Externe gibt es da sicher nicht die finanziellen Mittel. Falafel-Pita mit Krautsalat und Tzaziki oder Bratwurst im Brot sowie Chili con/sin Carne gab es und für die ab einem gewissen Zeitpunkt beträchtlichen Munchies war das dann auch ausreichend. Zumal die Preise sich echt im Rahmen hielten.

Zu den Bands:
Burnpilot haben wir aus Gründen leider verpasst, dafür mit Camel Driver (feinster Psychedelic-Stoner) und den Griechen von Craang am ersten Tag gleich meine beiden Highlights gehabt. Insbesondere Craang haben die kleine Bühne abgerissen, würde ich wohl jeder Zeit wieder angucken.

Am Samstag mit Astroghoul begonnen. Ziemlicher Name-Generator-Name, aber die Band war echt gut. So Richtung Ufomammut irgendwie, auch die werde ich sicher im Auge behalten. The Fur schlossen dann an Camel Driver an. Exzellente Psychedelic-Mucke, die bei etwas mehr Sonne sicher noch mal geiler gekommen wäre. Phiasco wurden dann recht frenetisch gefeiert, ich fand die eher mittelmäßig. Stoner Rock nach Schema F, der im Suff sicher gut funktioniert. Aber da gibt es spannenderes. Bone Man waren für die meisten dann sicher das Highlight. Kieler Band, grooviger Heavy Rock mit Stoner-Anleihen. Gab Crowdsurfing, sogar ein wenig Pogo - obwohl das zuvor eigentlich untersagt (!) worden war (bei Steinboden ist das auch ok, finde ich).

Hat auf jeden Fall Spaß gemacht und ich würde die 35 Euro locker wieder investieren, sollte es noch einmal stattfinden.
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badfish
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Re: Festivalberichte

Beitrag von badfish » Di 11. Jul 2017, 14:39

Am Sonntag via Tagesticket das Eurocks im französischen Belfort besucht. Von Freiburg aus die gut anderthalbstündige Fahrt größtenteils im Starkregen zugebracht und schon das Schlimmste befürchtet, ging dann aber doch noch gut und im weiteren Verlauf des Abends sollte es nur noch vereinzelte Schauer geben.
Los ging es 19:00 mit Royal Blood. Für mich der zweite Auftritt der Band innerhalb kurzer Zeit, hatte sie beim Southside schon gesehen. Dementsprechend war das Ganze zumindest zu Beginn nicht so prickelnd, zumal die Masse auch ziemlich verhalten war, was die Band sichtlich störte und der Auftritt eher routiniert runtergespielt wurde. Gegen Ende kam dann doch etwas Stimmung auf.
Weiter ging es mit Phoenix, die als französische Band vom textsicheren Publikum frenetisch gefeiert wurden. Für mich war diese Band Neuland, wusste aber durch die Lichtshow und einige Ohrwürmer durchaus zu gefallen. Soundtechnisch war das Ganze jedoch viel zu basslastig.
Danach gut die Hälfte des 75-minütigen Sets von Savages geschaut. Schräge Truppe, deutlich schriller als auf Platte, die Sängerin mit krasser Bühnenpräsenz und Performance.
Trotzdem früher gegangen, um bei Arcade Fire gut zu stehen. Was dann kam, ist schwer in Worte zu fassen. Einfach ein überwältigender Auftritt - dieses Bühnenbild, die Instrumentenwechsel, die Setlist. Highlight für mich relativ am Anfang Haiti, Here Comes The Night Time und No Cars Go direkt hintereinander, wobei es schwer ist, hier einzelne Stellen hervorzuheben. Das Ende des Konzerts mit Wake Up ging in ein großes Feuerwerk über, das zum Abschluss des Festivals gezündet wurde und setzte so noch einen drauf. Die Band spielte gute 20 Minuten mehr als laut Timetable geplant.

Werde das Eurocks für nächstes Jahr auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Von Größe, Line-Up, Publikum, Logistik, Ambiente scheint hier alles zu passen!

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jul 2017, 12:51

NOS Alive 2017

Nachdem mir das letzte Jahr so gefallen hat, war ich auch dieses Jahr beim NOS Alive in Lissabon. Dieses Mal allerdings mit meiner Freundin, was dazu geführt hat, dass wir recht wenige Bands gesehen haben. Dazu später aber mehr. Grundsätzlich ist dieses Festival schonmal toll. Es liegt in einer tollen Stadt und die Veranstalter geben sich sehr viel Mühe. Das Lineup war dieses Jahr zwar nicht so gut, wie bei den vergangenen Ausgaben und der Timetable gelinde gesagt eine Katastrophe, aber gelohnt hat es sich dennoch.
Am Donnerstag sind wir so gegen 18 Uhr am Einlass aufgeschlagen. Der Einlass dort ist sehr clever geregelt - es gibt schon vom Bahnhof aus mit Gittern eingezäunte Wege, sodass man recht frühzeitig in handliche Schlangen geführt wird, ohne Querverschieb und Drängelchaos. Je näher man kommt, desto eher stehen schon immer mal wieder Securitys, die abschnittshalber freigeben und schauen, dass es sich an den eigentlichen Kontrollen nicht zu sehr staut. Erlaubt war ziemlich viel - Taschen jeder Größe, Plastikflaschen (allerdings ohne Deckel) etc. Über dem Eingang hat auch schon eine Band gespielt, sodass man beim Warten unterhalten wurde. Anstehzeit insgesamt ca. 20 Min. Dann Bändchen tauschen und man bekam gleich mal eine Käppi (bunt) geschenkt, weil wegen Hitze.
Das Festivalgelände war wie letztes Jahr auch schon größtenteils mit grünem Baumarktkunstrasen ausgelegt, sodass man sich überall setzen konnte.
Nach 20 Minuten sind wir aber weiter zu Alt-J. Im dritten Versuch gab es dann für mich doch noch ein sehr gutes Livekonzert. Es schwärmen ja immer alle so von denen, ich hatte bislang nur Pech. hier stimmte jedoch vieles: Sound, Stimmung, Setlist, Showeffekte. Danach sind wir etwas rumgelaufen und haben immer mal wieder Phoenix aus der Entfernung gehört. Die sind ja eigentlich so eine easy-listening-indieband, aber hier gingen die uns einfach nur auf die Nerven (wie auch das neue Album). Zudem war der Sound ziemlich schlecht. Es folgten The XX, die für mich eine Premiere waren. Was soll man andere sagen, außer: Bester Auftritt der Festivals und bester Sound, den ich in meinen 15 Jahren Festivalerfahrung je hören durfte. Wahnsinn, was der Soundtechniker da gezaubert hat. Das war glasklar, perfekt, laut genug, aber nicht übertrieben und trotz heftigen Windes durchweg super. Wäre das Set nicht so experimentell, hätte man glauben können, dass das komplett vorher eingespielt war. der Auftrit auch genau abgestimmt: ruhige für zwischendurch, ansonsten ein astreines Elektroset, mit überraschendem Teil gen Ende, als es extremst tanzbar wurde. Danke dafür! Da meine Mitstreiterin sich vor einigen Wochen den Fuß verletzt hatte, sind wir dann zurück und haben leider Royal Blood und Bonobo verpasst, die ich noch sehen wollte - und vor allem The Weeknd, auf den ich schon ziemlich Bock hatte. Aber es half nix. Durch die früher Abreise konnt ich jetzt nicht feststellen, wie diese sonst geregelt ist: Man kommt zu den S-Bahnen und Taxi eigentlich nur über einen sehr schmalen Tunnel, der irgendwann, wenn alle gehen abgeriegelt wird und man musste (letztes Jahr) über eine 3km lange Autobahnbrücke als Umgehung laufen. Was zwar aus Sicherheitsaspekten absolut sinnvoll ist, nervt brutal, wenn du kaputte Füße hast. Wir haben dass dann so gemacht, dass wir immer frühzeitig gegangen sind. Taxi nach hause für einen schmalen 10er (statt sowieso zusammeln 7 € mit der Bahn) und alles schick.

Am zweiten Tag bin ich dann allein hin, da sich meine Freundin schonen musste und eh nicht viel sehen wollte. War ca. 18:40 Uhr da, Einlass ohne Probleme, dann noch 5 Minuten von Savages gesehen, die ich eigentlich nicht mag, da mir diese nölige Art zu spielen auf den Geist geht. Die fünf Minuten, die ich gesehen hab, waren dann jedoch ein ziemlich heftiges Feuerwerk, des letzten Stückes. Gefiel mir sehr. Dann hatte ich etwas Zeit bis Warpaint. Schon am ersten Tag hab ich mich gefragt, warum immer so viele Festivalbesucher die Bierbecher um uns herum aufsammelten. Schließlich gab es kein Pfand und das waren handelsübliche Billigplastikdinger. Letztes Jahr war es gerade gen Abend hin ziemlich vermüllt mit den Dingern und wenn die aufs Meer geweht werden, ist das für die Umwelt blöd. Des Rätsels coole Lösung: Für 30 abgegebene Becher gab es an sechs verschiedenen Ständen auf dem Festival alte Shirts der vergangenen Jahre. Da die Motive dort schon immer ziemlich schön waren, lohnte sich das trotzdem und 30 Becher liegen nach so einer Show quasi in greifbarer Nähe. Dann fingen irgendwann Warpaint an, die mein vorheriges Urteil von denen absolut bestätigt haben: ganz nett anzuhören und anzuschauen, aber nach 3-4 Songs ist es immer das Gleiche und so war es dann auch. Bin dann zu The Cult, die ernsthaft sowas wie Jugendhelden von mir sind. Ich hab die 2001 mit 17 das erste Mal gehört und seitdem immer mal wieder mitbekommen, was die so machen. Ist halt simpler 80er-Rock mit Gothicanleihen. Der Auftritt nun war jedoch ein ziemlicher Reinfall. Sänger Ian Astbury gefällt sich sehr in der Rockstarpose inkl. ziemlich dämlicher Ansagen und musikalisch hab ich keinen einzigen Song erkannt, lediglich ab und an was erahnt. Man hat auch gemerkt, dass diese Band so gar nicht ins Festivallineup passte. Bin dann ins Zelt zu Wild Beasts. Die hatte ich ja eh schon auf dem Zettel und das war ein sehr solider, schöner, tanzbarer Auftritt irgendwo zwischen Hot Chip und Liima. Danach kurz The Kills gehört (furchtbar) und überlegt, was ich tun sollte. Waren noch knapp anderthalb Stunden bis zu den Foo Fighters und eigentlich gerade nix, was sich gelohnt hätte (auf der Clubbingstage hat es gerade irgendeine Band geschafft, diese mit völlig belanglosem Gedudel komplett leerzuspielen). Hab mich dann dazu entschieden, aufzubrechen. Foo Fighter mag eine gute Festivalband sein, die man mal gesehen haben kann, aber für mich kein Muss.

Am letzten Festivaltag dann mit Spoon begonnen. Solider 90er-Alternative-Rock. Leider war die Stimme des Sängers eher mäßig, sodass wir nach 30 Minuten gegangen sind, um mal bei Imagine Dragons reinzuhören. Ist halt eine Party-Gute-Laune-Stadionrockgruppe. War dann auch nett und die letzten beiden Hits (Believer und Radioactive) gingen schon sehr ab. Fleet Foxes haben wir uns dann geklemmt, um bei Depeche Mode einen guten Platz zu erwischen. Das ging dann auch halbwegs, sodass wir gut, aber nicht ganz vor standen und endlich mal eine der wichtigsten Bands meiner Plattensammlung hören konnten. Es war das erwartete Feuerwerk aus Hits, neuem Album, guter Show und Massenunterhaltung. Danach war dann auch Schluss, denn es war ein würdiger Abschluss. (Avalanches leider verpasst also).

Was sonst noch zu erwähnen ist: Das Festivalpublikum war großartig. Kein getrete und geschubse, um nach vorn zu kommen, allgemeine Rücksichtnahme, Textsicherheit vor den Bühne und sehr wenige Selbstdarsteller, sowie der allgemeine Konsenz, sehr wenig zu labern, sondern zu genießen, insbesondere bei den ruhigen Bands. Nur ein (deutscher) Vollassi ist mir aufgefallen, der meinte, er müsste zu so einem Festival mit einem "Kategorie C" Shirt gehen. Ansonsten wurde ja vielfach die WC-Situation kritisiert, was ich nicht teilen kann. Es gab ein sinnvolles Ein- und Ausgangskonzept (geschlechtergetrennt), und wenn man zwei Meter nach hinten durchgegangen ist, hat man gar nicht anstehen müssen - das hat auch meine Freundin bei den Damen so bestätigt. Einlass bei uns problemlos. Einzige Manko waren, dass es im Vergleich zum letzten Jahr noch voller wirkte, da zwei Bühnenverbindungswege, die ziemliche Abkürzungen waren zugunsten von Backstagebereich und mehr Fressbuden (gute Qualität übrigens) wegfielen und sich so die Masse eigentlich immer über einen Gang zwängte. Zweites Manko: die Beschallung von allen Seiten war schon ziemlich übel. Zu viele Sponsoren mit Sound und zu viel laute Werbung in den Bandpausen. Bühnensound ansonsten gut, bis auf die Clubstage, die sehr darunter leiden musste, zwischen Haupt- und Zeltbühne zu stehen.
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Marc1904
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Marc1904 » Mi 12. Jul 2017, 18:17

Blackstar hat geschrieben:
Mi 12. Jul 2017, 12:51
NOS Alive 2017

[...]
Was sonst noch zu erwähnen ist: Das Festivalpublikum war großartig. Kein getrete und geschubse, um nach vorn zu kommen, allgemeine Rücksichtnahme, Textsicherheit vor den Bühne und sehr wenige Selbstdarsteller, sowie der allgemeine Konsenz, sehr wenig zu labern, sondern zu genießen, insbesondere bei den ruhigen Bands. Nur ein (deutscher) Vollassi ist mir aufgefallen, der meinte, er müsste zu so einem Festival mit einem "Kategorie C" Shirt gehen. Ansonsten wurde ja vielfach die WC-Situation kritisiert, was ich nicht teilen kann. Es gab ein sinnvolles Ein- und Ausgangskonzept (geschlechtergetrennt), und wenn man zwei Meter nach hinten durchgegangen ist, hat man gar nicht anstehen müssen - das hat auch meine Freundin bei den Damen so bestätigt. Einlass bei uns problemlos. Einzige Manko waren, dass es im Vergleich zum letzten Jahr noch voller wirkte, da zwei Bühnenverbindungswege, die ziemliche Abkürzungen waren zugunsten von Backstagebereich und mehr Fressbuden (gute Qualität übrigens) wegfielen und sich so die Masse eigentlich immer über einen Gang zwängte. Zweites Manko: die Beschallung von allen Seiten war schon ziemlich übel. Zu viele Sponsoren mit Sound und zu viel laute Werbung in den Bandpausen. Bühnensound ansonsten gut, bis auf die Clubstage, die sehr darunter leiden musste, zwischen Haupt- und Zeltbühne zu stehen.
Steht für irgendwann mal auch auf meinem Zettel...schöner Bericht. Danke sehr. Aber was ist ein "Kategorie C" Shirt? :?

Wenn Dir die Sponsoren auf den Geist gehen, dann solltest Du mal zum Best Kept Secret, da gibt es nämlich überhaupt keine...das empfand ich als äußerst angenehm.

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Emslaender
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Emslaender » Mi 12. Jul 2017, 18:44

eine der größten/bekanntesten Faschobands Deutschland
Wikipedia

Gelöschter Benutzer 408

Re: Festivalberichte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 408 » Mi 12. Jul 2017, 19:35

Genau.

Ansonsten hab ich nix gegen Sponsoren. Nur diese extreme Beschallung nervt, zumal in Bühnennähe. Haben doch eh schon genug Aufmerksamkeit durch ihre Riesenstände.

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der_dicke_michel
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Re: Festivalberichte

Beitrag von der_dicke_michel » Do 13. Jul 2017, 01:45

hier noch ein kleiner bericht vom wohl meistverpassten festival des forums, dem hardcore help foundation summerfest 2017.

wetter war, wie meistens bombe, dafür war es aber nicht so gut besucht wie die vorigen jahre. da gab's mit nasty oder stick to your guns auch zugkräftigere heads. war aber trotzdem gut was los. alle freunde der härteren musik in diesem forum sollten sich nächstes jahr mal nach halver auf den weg machen. wenn ihr euch die aftermovies des festivals der letzten jahre mal anschaut, könnt ihr erahnen, wie liebevoll dieses festival gestaltet und wie herrlich entspannt die atmosphäre auf dem ganzen gelände ist.
hier mal eine nicht ganz chronologische aufzählung der für mich aus irgendwelchen gründen erwähnenswerten bands.

no way out 58 - leider verpasst habe ich die lokalmatadore aus der volmemetropolregion. die haben eröffnet und laut aussage vieler freunde eine großartige show hingelegt.
a saving whisper - während sie mir auf platte mit ihrem atmosphärischen screamo durchaus gefallen, fand ich den auftritt eher lahm. vielleicht war ich zu nüchtern, das wetter zu gut oder was weiß ich. das nächste mal wird sicher besser. aber meiner tochter hat's gefallen.
blackout problems - wenig erstaunlicher weise mein favorit des tages. schöne mischung aus post rock, indie und so altem emopunk zeugs. sehr mitreissend. passten nicht so recht ins restliche line up, machten aber das beste daraus. haben ihre show vor der eigentlichen bühne gespielt, da sie keinen bock auf die distanz durch die treppenstufen hatten. haben mit "the city won't sleep tonight" einen veritablen hit der marke thursday am start.
ashes - standart hardcore aus belgien. schön zum abmoschen. war ok. haben ein kurzes video auf ihrer facebookseite vom hhf-auftritt auf der kleinen bühne. man kann sogar den dicken michel sehen.;-)
ays - um das lieblingswort eines fleißigen users zu zitieren: wütend. besser kann man das metallische hc gebolze nicht umschreiben. ich wette sammy jankis hätt's gefallen.
hexis - infernalisches black metal geballer hab ich irgendwo gelesen. das passt. aus dem sänger/shouter/keifer kam wirklich nur bla bla bla raus. war nervig, aber irgendwie auch lustig.
questions - aus brasilien. supersympathisch, superschnell und herrlich alte schule. haben spaß gemacht, aber vor der bühne war kaum was los.
polar - headliner des festivals, was die band selbst erstaunte. ich kannte sie vorher nicht, aufgrund ihres wunderbar melodischen hardcores bin ich aber jetzt fan. auf und vor der bühne war mächtig was los, die meisten anwesenden waren auch durchweg textsicher.

dann gab's noch etwas öden singer-songwriter gedöns von tigeryouth, irgendein fürchterliches deathmetalgeballer, alle anderen bands wegen wiedersehen mit freunden, später anreise, essensaufnahme und kinder zum babysitter bringen verpasst oder ignoriert.
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SammyJankis
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Re: Festivalberichte

Beitrag von SammyJankis » Do 13. Jul 2017, 09:55

der_dicke_michel hat geschrieben:
Do 13. Jul 2017, 01:45
ays - um das lieblingswort eines fleißigen users zu zitieren: wütend. besser kann man das metallische hc gebolze nicht umschreiben. ich wette sammy jankis hätt's gefallen
In der Tat, großartige Band.
dann gab's noch etwas öden singer-songwriter gedöns von tigeryouth, irgendein fürchterliches deathmetalgeballer
Tigeryouth kann ich auch absolut nichts abgewinnen, aber das fürchterliche Deathmetalgeballer (aka Ratlord) feier ich :D

Und du hast leider Lowest Creature verpasst. Neben AYS die beste Band des Line Ups.
Ich hoffe, ich schaffe es nächstes Jahr. :D
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Mondgesicht
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Re: Festivalberichte

Beitrag von Mondgesicht » So 23. Jul 2017, 23:23

Wir haben uns recht spontan zu einem kurzen Besuch des wunderbaren Ruhrpott Rodeos entschieden und sind am Donnerstag für zwei Übernachtungen + den Freitag Bands gucken angereist. Mit dem äußerst entspannten Campen, dem Bombenwetter (ich wusste garnicht mehr wie das mit Sonne bei nem Festival geht) und natürlich saufen, saufen jeden Tag nur saufen war der Wochenendtrip die pure Ruhrpott-Idylle.
Bandtechnisch ging es dann mit einem sehr unterhaltsamen Auftritt von den Clowns aus Australien los, die Hummeln im Hintern haben müssen und mit ihrem Punk'n'Roll schon ordentlich einheizten. Bei ca 30 Grad rettete uns dann der Michel mit kühlem Bier, ehe wir einen weiteren Streifzug gen Gelände wagten. Für das Ende von ZSK hat es dann noch gelangt, ehe die jungen Herren von D.O.A. uns vor der Bühne haben älter aussehen lassen, das ging ganz schön ab :headbang:
Ignite waren das musikalische Highlight des Tages: Meine Güte, was eine Playlist :herzen2: emotional aufgeladen bis in die Haarspitzen war dann My judgement day mit Chester-Widmung das i-Tüpfelchen eines sowas von runden Auftritts. Ganz stark!
Optisches Highlight waren dann Die Kassierer. Heimspiel, deswegen allein schon super ausgelassene Stimmung, was das dann in Bildern bedeutet überlasse ich eurer Phantasie. :mrgreen:
Bad Religion haben wir dann nach ca 30 Minuten mit dem begeisterten Publikum allein gelassen, es war alles andere als scheiße, aber mit der Band werde ich wohl nie so richtig warm.

Wer mal auf ein mega entspanntes, überschaubares Punkfestival ohne großen Schnickschnack fahren möchte, fühlt sich beim Ruhrpott Rodeo pudelwohl! Der Sound war für Festivalverhältnisse sehr gut und die Preise (und auch Portionen) sind fair. Weniger ist bei Festivals manchmal doch deutlich mehr: Passt das Line-up, immer wieder gern!


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